Nachdenken über Informationskompetenz

Die erste Session, die ich heute besucht habe, beschäftigte sich mit dem Thema Informationskompetenz (Thomas Hapke) und persönliches Wissensmanagement (Anke Wittich)Auf diesen zweiten Bereich gehe ich nicht ausführlicher ein, da für mich in der Beschäftigung die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Informationskompetenz wichtiger war). Es wurde sich dabei mit Fragen beschäftigt wie: Welche Kompetenzen benötigen wir? Was machen Bibliotheken im Rahmen von Informationskompetenz und reiccht das?
Thomas Hapke stieg mit einem Zitat von Walter Benjamin ein:

“In diesen Tagen darf sich niemand auf das versteifen, was er ‘kann’. In der Improvisation liegt die Stärke. Alle entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt werden.”

“These are days when no one should rely unduly on his competence. Strength lies in improvisation. All the decisive blows are struck left-handed.”

Dieses Zitat enthält auf Englisch sogar den Begriff Kompetenz und zeigt, dass man sich nicht mehr auf das vorgebetete Wissen und bereits erworbene Kompetenzen verlassen kann, sondern dass man darüber hinaus gehen muss. Im nächsten Schritt verdeutlichte Hapke auch, dass der englische Begriff “Information Literacy” über den engen deutschen Begriff von “Informationskompetenz” hinausgeht und weiter gefasst wird. Die amerikanische Forschung versteht unter “Literacy” etwas, das über Kompetenz hinausgeht.

Informationskompetenz wird wie folgt definiert:

Fähigkeit, die es ermöglicht, bezogen auf ein bestimmtes Problem Informationsbedarf zu erkennen, Informationen zu ermitteln und zu beschaffen sowie Informationen zu bewerten und effektiv zu nutzen.

Doch wie kann man an dieser Stelle Informationskompetenz bewerten? Wann ist Informationskompetenz erreicht? Welche Kriterien spielen dabei noch eine Rolle? Lässt sich Informationskompetenz mit Standards erfassen? Informationskomptenz kann inhalts-, lern-, gesellschafts-, personen-, kontext- oder beziehungsbezogen definiert, verstanden und angewendet/vermittelt werden. Um in der Auseinandersetzung mit Informationskompetenz fehlende Bruchstücke zu verdeutlichen zog Hapke den Französischen Begriff für “Information Literacy” heran: La culture de l’information. Dieser Begriff macht deutlich, dass es sich dabei nicht nur um eine Kompetenz handelt, sondern um einen Teil der Kultur.

Warum Kultur? Begriffe sind oft nicht wirklich definierbar, denken Sie an Twitter oder Facebook. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, müssen Sie die Möglichkeiten, Rolle, Anwendung erst in der Praxis erfahren. Auch der Informationsbegriff oder Lernbegriff beeinflussen das Verständnis von Informationskompetenz.

In “Information Literacy” kann vielleicht eine soziokulturelle Praxis gesehen werden, die von ganz verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Daher ist es besser, statt Informationskompetenz die Informationskultur zu fördern, welche auf die Vielfalt der Informationsquellen, Fachkulturen usw. beachtet. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie man als Bibliothek die/eine Informationskultur fördern kann. Hapke führte hier den Begriff/ die Rolle des “Community Technology Stewards” ein. Dies bedeutet auch, dass die Lern- und Lehrkulturen diesem angepasst werden, d.h. das verstärkt auf aktivierende Lehrmethoden gesetzt wird.

In der Diskussion wurde deutlich, dass es notwendig ist, den Nutzer dort abzuholen, wo er sich befindet (bei Google, Wikipedia & Co). Bibliotheken sollten außerdem ein problembezogenes Thema wählen, d.h. nicht sagen “Einführung in Datenbank XY”, sondern “Wie finde ich Aufsätze zu meinem germanistischen Thema?”, “Fragen Sie die Bibliothek” als Einladung, sich mit einem konkreten Problem an die Fachkräfte zu wenden. Bei letzterem Angebot sollte man nicht davon ausgehen, dass diese Aufgabe die Auskunft übernehmen könnte. Der Extra-Termin kann die Aufmerksamkeit erhöhen und dem Nutzer suggerieren, dass er mit seinem konkreten Problem ernst genommen wird. Für die beteiligten Bibliothekare ist dies natürlich ein Sprung ins kalte Wasser, wozu ein wenig Mut gehört, das aber einem auch jeden Tag an der Information passieren kann.
Ganz deutlich zeigte sich auch, dass es notwendig ist, dass Angebote dann wahrgenommen werden, wenn die Titel Neugier wecken oder ein situativer Druck (Abschlussarbeit) besteht. Als positiv wurde auch das Einbinden von Kompetenzen seitens der Nutzergruppe angesehen. So kann es hilfreich sein, Studierende für technische Auskünfte einzustellen, die dann mit ihrer Sprache anderen Studierenden z.B. im Umgang mit der Lernumgebung erklären oder Problemlösungen für bestimmte Technikprobleme bieten können, z.B. für Probleme mit Linux, Mac, Windows…

Sollte ich jetzt weitere Erkenntnisse aus dieser Session vergessen haben, bitte ich die gerne zu ergänzen oder ganz im Sinne des Bibcamp die Diskussion hier im Blog oder der Biblioblogosphäre fortzusetzen.

Viel Neues bei Citavi 3.0

Erste Eindrücke konnte man vom großen Upgrade Citavi 3.0 auf der Firmenpräsentation und am Stand von Citavi beim Bibliothekskongress 2010 erhalten.

Die Leute von Citavi entschuldigten sich auf der Firmenpräsentation für ihren terminlichen Verzug. Citavi 3.0 sollte eigentlich bereits Winter 2009 erschienen sein. Doch man hat sich entschieden, das beste Produkt zu veröffentlichen. Dafür verschiebt man dann lieber den Veröffentlichungstermin.

Bedienbarkeit
Citavi setzt auf eine noch bessere Benutzerfreundlichkeit. “Klarer, einfacher, übersichtlicher” heißt das Motto. Der erste Eindruck des neuen Userinterfaces bestätigt dies erfolgreich. Die neue Oberfläche wirkt kompakter und weniger knubbelig. Es ist modulartig aufgebaut.

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Enteignung oder Infotopia – ein erster Eindruck

Heute bin ich mal wieder in Berlin und habe die Zeit genutzt, an der Tagung der Böll-Stiftung, des Goethe-Instituts und von irights.info teilzunehmen. Ausführlichere Beiträge wird es dazu noch in den nächsten Tagen geben, jetzt nur ein erster Eindruck. Nach einer sehr netten Einführung von Matthias Spielkamp sprach Dr. Nils Rauer über das Google Books Settlement (GBS) und schaffte es, die Punkte gut verständlich darzustellen, so dass auch “Nicht-Experten” verstehen konnten, was es mit einer Class Action, dem Begriff Settlement und den Auswirkungen auf Deutschland zu tun hat. Frau Pakuscher, Leiterin der Urheberrechtsabteilung des BMJ, schaffte es meiner Meinung nach nicht, die wirklichen Interessen und den benötigten Interessenausgleleich glaubhaft zu vermitteln. Auch hier werde ich ihren Beitrag, d.h. ihre “Rede” noch genauer darstellen. Anschließend gab es eine Diskussion der Verlage Random House Deutschland, vertreten durch Herrn Dr. Pfuhl, des Meine-Verlags vertreten durch Jan Meine und dem Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit von Google Europa, Herrn Peuchler (?), der seine erkrankte Kollegin vertrat. Interessant waren die doch pro-Google zu bezeichnendenn Einstellungen der Verlagsvertreter und doch die fast platt, in ihrer Argumentation fast nur auf Pressearbeit ausgelegten Aussagen des Google-Verteters. Jetzt ist Mittagspause und gleich beginnt das Panel, in dem nun die Kreativen, d.h. die Autoren in dieser Beziehung zu Wort kommen. Ich bin gespannt.

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