Wie nutzbar sind Berliner Bibliotheken?

Klar, das Internet ist bequem, immer erreichbar und vor allem schnell. Doch um wirklich gesicherte Informationen zu bekommen, lohnt sich der Weg in die Bücherei. Insbesondere, wenn die Vorbereitungen für den MSA oder das Abi anstehen. Wir haben uns für Euch in Berliner Bibliotheken umgeschaut.

Berliner Schüler der Anna-Freud-Schule haben die verschiedensten Bibliotheken besucht und nach ihren Nutzungskriterien beurteilt.

Quelle:
Der große Berliner Bibliotheken-Test in der Berliner Morgenpost

FAZ, Google, VG Wort und irgendwo auch Bibliotheken

Wieviel Selbstbetrug ist dabei, wenn man dem “liebenswerten” Riesen Google traut? Bunt und lässig wirkt die schnelle Suchmaschine und ihr Motto “Don’t be evil” ist geradezu sympatisch. Das Versprechen, nicht mehr in Büchern blättern zu müssen, ist eine Verheißung, die Google mit “Google Books” glaubhaft werde lässt.

Aus ehemaligen Gegnern dieses Projektes, den Autoren und Verlegerverbänden, wurden in den letzten drei Monaten nach der bahnbrechenden Einigung am 28. Oktober 2008:engl: „Branchenpartner“. Damit ist man bei der Sache also schon beim “Wir” angekommen.

Eng wollen die Suchmaschinisten mit ihnen zusammenarbeiten, „um noch mehr Bücher dieser Welt online verfügbar zu machen“. Das utopisch Vermessene steckt in der Wendung „dieser Welt“, welche Google erneut zu erobern ausgezogen ist – und wie wohl niemand zuvor in der Geschichte über alle Kulturen, Sprachen und Religionen hinweg tatsächlich in den Griff zu bekommen scheint.
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Anders ist da der Auftritt deutscher Streiter wie der VG Wort, die nun gegen das Projekt Google Books vorgehen möchten, für das Google in den USA “trotz bisheriger Rechtsunsicherheit schon sieben Millionen Bücher digitalisiert” hat.

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Die Stabi Berlin darbt

Die Staatsbibliothek ist eine allgemein zugängliche Forschungs- und Informationsbibliothek mit universalen historischen und aktuellen Sammlungen und breitgefächerten Dienstleistungen […]

So zu lesen auf der Homepage der Staatsbibliothek.

Dies sieht Frau Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek gefährdet. Um ihre Sammlungen aufzubauen und ihre die Dienstleistungen ermöglichen zu können, benötigt die Stabi Geld. Der Tagesspiegel wird in seiner morgigen Ausgabe darüber schreiben:

Man konnte unlängst einen bislang unpublizierten Brief Jacob Grimms aus dem Jahr 1830 über einen Antiquaritatshandel erwerben – Alltagsgeschäft einer großen Bibliothek.Barbara Schneider-Kempf zeigt dem Reporter einen beliebigen Angebotskatalog der Antiquariate, der Objekte im Wert von 500 bis 1200 Euro enthält. Solche Preise sind aus dem diesjährigen Erwerbungsetat nicht mehr zu bezahlen.

„Wir können unsere Aufgabe nicht mehr erfüllen, das kulturelle Erbe zu pflegen“, sagt Schneider-Kempf gegenüber dem Tagesspiegel.

Es bedeutet, dass in diesem Jahr weder Handschriften ersteigert noch Nachlässe, die der Bibliothek angeboten werden, erworben werden können. Schon die Streichung derTageszeitungsauslage hat für Unruhe gesorgt. Hoffen wir mal, dass mit diesem Artikel nicht nur Verärgerung breit macht, sondern ein Sturm der Entrüstung die Stadt darauf aufmerksam macht, dass die Staatsbibliothek die Sammlungen zum Kulturerbe nicht mehr vervollständigen kann.

2008 war die Finanzlücke der Stabi nicht ganz so groß. Eine Sonderzuwendung in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers half Lücken im Bibliotheksetat zu stopfen. Diese Gelder werden zwar für die Erhaltung des „kulturellen Erbes“ vergeben, nicht jedoch als frei verfügbarer Erwerbungsetat für Neuerscheinungen aller Fachgebiete.

Problematisch ist, dass die Erwerbungsmittel dramatisch sinken. Zwar enthält der Haushaltsplan dieses Jahr noch 7,7 Millionen Euro, was der Größenordnung des Vorjahres entspricht. Letztendlich zur Verfügung stehen voraussichtlich nur 4,6 Millionen. Die Differenz von 3,1 Millionen werden wohl für die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst verwendet. Auf Dauer ist dies aus dem über die Jahre arg geschrumpften Betriebshaushalt der Bibliothek nicht mehr zu finanzieren.

Es muss gezeigt werden, dass neben der bedrothen Pflege des kulturellen Erbes auch das Tagesgeschäft stark beeinträchtigt wird und die ureigenste Aufgabe der Stabi gefährdet ist – nämlich auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften “up to date” zu bleiben und alle Neuerscheinungen zu erwerben.

Besonders im Bereich des Alltagsgeschäftes fehlt es immer stärker an Geld. Ein Punkt, wo es sich zuerst bemerkbar machte, war in der Abbestellung der Zeitschriftenabonnements, die innerhalb von 4 Jahren von durchschnittlich 194 auf 278 Euro pro Jahr stiegen. Zeitschriften und andere als Paket gebuchte Veröffentlichungsreihen nehmen einen festen Posten im Haushalt ein. Sie sind noch planbar und der “Rest” des Geldes steht dann für den Erwerb von Monographien zur Verfügung.

Das Profil der Stabi hat sich besonders aus Kostenzwängen geändert. So wurden Mittel im Bereich Naturwissenschaften und Medizin reduziert und in das Kerngeschäft der Geistes- und Sozialwissenschaften investiert. Auch bei den Zeitschriften hat sich das Profil geändert. Wurden 1999 noch 38.000 Zeitschriften abonniert, sind es jetzt knapp 26.000. Allerdings gibt es jetzt mehr E-Journals. All diese Änderungen und Anpassungen des Profils wären jedoch vergebens, sollten die Mittel weiterhin drastisch gekürzt werden.

Quelle:
Schulz, Bernhard: Was die Stabi nicht mehr kann via tagesspiegel (vom 28.01.09)

Warum Google sterben muss?

Gründe dafür sucht John C. Dvorak im PC Magazine:engl: .

Once you learn how Google handles SEO, you see that getting the right results takes a miracle.

SEO steht für Suchmaschinenoptimierung. Ein Mythos, der sich dahinter versteckt, ist, dass man damit ein besseres Google-Ranking erhält, als man es verdient. Aber tatsächlich denken diejenigen, die SEO einsetzen eher, dass Googleergebnisse sind schlecht und sie müssen ihre Seiten mit SEO verbessern, um die Ergebnisse zu erhalten, die sie verdienen.

From a user’s perspective, once you learn how Google does what it does, it’s a miracle that you ever get the right results. And from my experience, the right results in many circumstances are nearly impossible to obtain—and may never be obtainable in the future.

Dvorak macht folgende Probleme mit Google fest:

  • Unfähigkeit, die Homepage zu identifizieren : Man sollte davon ausgehen, dass wenn man nach Art Jenkins sucht und dieser eine Homepage jenkinsart.com besitzt, sollte seine Homepage ganz weit vorne gelistet werden. Pustekuchen!
  • Zu viel Kommerz, nicht genug Information : Ein weit verbreiteter Irrtum gerade bei Google ist wohl, dass Menschen nur ins Internet gehen, um Geld auszugeben und zu shoppen. Wer nach Informationen über ein aktuelles Produkt, z.B. über ein Handy, sucht, findet lange Zeit erstmal nur Seiten, die ihm das Produkt verkaufen wollen. Objektiv ist da wohl sehr deutlich was anderes.
    Ziel der Suche sollte es doch eigentlich sein, die beste Seite als erstes anzuzeigen, ohne dass es darum geht, viel Geld für die Suchmaschinenoptimierung auszugeben.
  • Geparkte Seiten : Man muss schon von Betrug sprechen, was da die Suchmaschinen mit einem machen. Da werden nicht mehr benötigte Domains ins Domain Parking geschoben und dort mit vielen schönen und relevanten Stichworten gespickt, mit SEO auf Hochglanz in Suchmaschinenaugen getrimmt und schon sind sie ganz weit vorne bei Google gelistet. Wie also soll das PageRanking von Google mit diesen “Fake-Seiten” umgehen?
  • Unwiederholbare Suchergebnisse : Wie kommt es, dass man eine Recherche von letzter Woche zwar wiederholen, aber niemals die gleichen Sucherergebnisse erhält? Das ist ja schon von einem Tag auf den anderen oft so. Können sich Dinge so rasch drastisch ändern? Ganz schwierig ist, wenn man einem Kollgen bittet, die gleiche Suche zeitgleich mit nachzuvollziehen. Sie haben gute Chancen die Wette zu gewinnen, dass Sie nicht die gleichen Ergebnisse erhalten. Womit begründet Google das?

Welche Lösungen bieten sich an?

The solution to this entire mess, which is slowly worsening, is to “wikify” search results somehow without overdoing it. Yahoo! had a good idea when its search engine was actually a directory with segments “owned” by communities of experts. These people could isolate the best of breed, something Google has never managed to do.

Google hat sich an dieser Stelle immer auf mathematische Verfahren verlassen, die nie die Qualität von Yahoo! erreicht haben. Noch immer kann das menschliche Gehirn mit der Fähigkeit, Dinge kognitiv zu verknüpfen, nicht ersetzt werden. SEO-Experten durchschauen die Ranking-Algorithmen von Google und nutzen sie eben für ihre Vorteile.

Eine weitere Lösung ist das Flagging. Dahinter versteckt sich ein einfaches System. Das was die Maschine nicht kann, soll die Masse machen. Die Suchenden sollen die Suchergebnisse mit verschiedenen Attributen verknüpfen, beispielsweise könnten so durch Nutzer besonders gute Links gekennzeichnet werden, aber auch solche, die z.B. geparkte Domains sind. Risikoreich ist diese Variante schon, denn schon viele Bewertungskriterien von jedermann sind geknackt und in Google-Spam-Möglichkeiten umgewandelt worden.

Stephen Abram geht bei seinem Blogbeitrag Why Google Must Die:engl: noch weiter mit seinen Fragen und stellt dabei auch Verhalten der Bibliotheken in Frage. Zu viele Bibliothekare sagen, dass ihre OPACs, Metasuchen und Website-Suchmaschinen “just like Google” arbeiten sollten. Wenn es das ist, dann könnten wir auch einfach aufgeben, die weiße Flagge schwenken und gleich zu Google gehe. Er gibt da einige Punkte zu bedenken:

  1. Should I start manipulating the search results of library users based on the needs of advertisers who pay for position?
  2. Should I track your users’ searches and offer different search results or ads based on their private searches?
  3. Should I open library OPACs and searches to ‘search engine optimization’ (SEO) techniques that allow special interest groups, commercial interests, politicians (as we’ve certainly seen with the geotagged searches in the US election this year), racist organizations (as in the classsic MLK example), or whatever to change results?
  4. Should I geotag all searches, using Google Maps, coming from colleges, universities or high schools because I can ultimately charge more for clicks coming from younger searchers? Should I build services like Google Scholar to attract young ad viewers and train or accredit librarians and educators in the use of same?
  5. Should I allow the algoritim to override the end-user’s Boolean search if it meets an advertiser’s goal?
  6. “Evil,” says Google CEO Eric Schmidt, “is what Sergey says is evil.” (Wired). Is that who you want making your personal and institutional values decisions?

Abram ist auch erstaunt darüber, dass Bibliothekare sich nicht klarmachen, dass Google Milliarden Dollar damit verdient, in dem es die Kunden zum Einkaufen animiert, sprich es bezahlte Suchergebnisse verkauft. Google will Geld verdienen und verkauft sich dafür. Bibliotheken sollten auch im Bereich der Online-Angebote Google nicht verteufeln, aber sie sollten auch hier ein Ort bleiben, wo der Nutzer kein Geld bezahlen muss und sich nicht zum Geldausgeben verführt sieht.

Ziel sollte es also nicht sein, Google zu kopieren, weil dann kann man auch gleich zu Google gehen. Ziel muss es sein, eine Suche zu entwickeln, die die Bedürfnisse des Suchenden besser erfüllt als es Google tut. Fragen müssen sein: Kann die Suche so einfach zu bedienen sein wie Google und sollte sie es auch sein? Ich erlebe diese Frage immer wieder auch bei mir auf Arbeit. Da bietet der OPAC zwar den Google-Schlitz für die Suche an, dennoch schulen wir die Nutzung der erweiterten und komplizierteren Suche. Die Studenten sollen die Vorteile der erweiterten Suchmöglichkeiten kennenlernen.

Google zu verteufeln bringt nichts. Ziel muss es sein, Google als ein Suchinstrument von vielesn in eine strukturierte Recherche zu integrieren. Dafür müssen die Studenten aber die Algorithmen hinter Google und anderen Suchmaschinen verstehen. Oft fehlt eine gute Unterscheidung zwischen den einzelnen Suchinstrumenten, ihren Vor- und Nachteilen.

Google muss nicht sterben. Es hat mit all seinen Mankos eine berechtigte Position zwischen all den anderen Möglichkeiten (OPAC, Datenbank, Katalog, etc.). Bibliotheken haben sich das Vermitteln von Informationskompetenz auf die neuen Fahnen geschrieben. Das bedeutet aber auch, dass sie selbst mit kritischen, aber auch offenem Blick die Suchschwächen und -stärken der einzelnen Recherchmöglichkeiten beurteilen können müssen.

And they (the librarians, A.d.V.) should find their voice to talk to their host institutions and communities about their role.

Quellen:
Abram, Stephen: Why Google Must Die:engl: via Stephen’s Lighthouse
Dvorak, John C.: Why Google Must Die:engl: via PC Magazine

[Studie] Deutschland Digital Divide

Die Zahl von 58 Prozent, die laut BAT-Studie “hartnäckig online-abstinent” bleiben, ist erschreckend. In dieser Studie hat der Internetkritiker Opaschowski die “Offliner” genau untersucht. Danach sind Alte und Hauptschüler weiterhin von der Informationsgesellschaft ausgeschlossen.
Der Anteil privater Internetnutzer hat sich seit 1999 von 16 % auf 42 % im Jahr 2008 mehr als nur verdoppelt. Das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass 58 % nie im Internet sind.

71 % der 14- bis 29-Jährigen surfen mindestens einmal in der Woche im Internet, wobei das bei 27 % allerdings Zeit zum Bücherlesen kostet.

Bei dieser repräsentativen Umfrage der BAT Stiftung für Zukunftsfragen (British American Tobacco) wurden 2.000 Menschen ab 14 Jahren nach ihren Mediengewohnheiten gefragt. Das Ergebnis der Studie wurde heute in Hamburg vorgelegt.

Die meisten Bundesbürger (58 Prozent) sind demnach weiterhin “nie” im Internet, bei der Generation der über 55-Jährigen sind es laut Studie sogar 83 Prozent. Horst W. Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung: “Die elektronischen Datennetze liegen voll im Trend, aber privat liegen die meisten Bundesbürger lieber vor dem Fernseher auf der faulen Haut.”

Ein wenig zu erwarten war wohl, dass die Bildung bei der digitalen Spaltung – das Interesse an Informationen – eine entscheidende Rolle spielt, wobei die Bessergebildeten auch im Internet besser klarkommen, da der Umgang mit den neuen Informationstechnologien Bildung, Wissen und Können voraussetzt. Damit sind Einstiegshürden für viele Bürger einfach zu hoch. Hier müssen Bibliotheken sich engagieren, doch funktioniert das wohl nur mit guten Konzepten, die nicht nur im Rahmen des lebenslangen Lernens anzusiedeln sind. Ein Einstieg können hier die Unterhaltunsangebote des Netzes sein. Ich denke, wer sich in seinem Freizeitvergnügen hier mit Spass und Freude sicher zu bewegen lernt, kann vieles davon auch dann anwenden, wenn es um ernstere Dinge geht. Die Bahn beispielsweise ist ja nicht das einzige Unternehmen, dass verstärkt auf deen Interneteinsatz drängt.

Quelle
Die meisten Bundesbürger sind nie im Internet:x: via golem.de

Die etwas andere Fahrbibliothek

Der kolumbianische Grundschullehrer Luis Soriano betreibt die wohl ungewöhnlichste Fahrbibliothek weltweit.  Mit einem blauen Schild, auf dem das Wort “Biblioburro” (“Bücheresel”) zu lesen ist, und zwei Eseln begibt er sich jedes Wochenende in das kolumbianische Hinterland, um den Menschen etwas zum Lesen zubringen. Diese außergewöhnliche “Fahrbibliothek” betreibt er seit 10 Jahren mit privaten Mittel. Aus seinen bescheiden Anfängen mit 70 Büchern ist mittlerweile eine feste Institution mit 4800 Büchern geworden. Und das Konzept kommt an, denn mittlerweile wird er in den Dörfern erwartet und das vor allem von den Kindern, denen er auch vorliest.

Ein Artikel von Eva Sudholt zu dieser außergewöhnlichen One-Person-Library findet sich heute in der Welt: Wo die Literatur auf Eseln geliefert wird

Ursprüngl. Artikel:
Romero, Simon: Colombian ‘Biblioburro’ has 4,800 books and 10 legs:engl: via The International Herald Tribune

Angst vor Bibliotheken

Beim Überfliegen der Neulinge im Bereich Sachbuch diesen Herbst bin ich an einem Werk hängengeblieben, das schon durch seinen Titel Lesefreude verspricht: Kathrin Passig, Sascha Lobo: „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“. Darin erläutern die Autoren das Prinzip der Prokrastination, also der Verschiebementalität.
Interessant wurde es dann aber für mich, als ich ein “Blog-Interview” mit den beiden Autoren las, bei dem es unter anderem um die Rolle der Bibliotheken geht. Der Journalist Oliver Jungen bringt die Generation Google ins Spiel:

Hurra, wir veröden. Alle Studien sind eindeutig. Das amerikanische „National Endowment for the Arts“ hat schon 2004 eine große Alarmstudie vorgelegt und im letzten November den Zustandsbericht „To Read or Not To Read“ draufgepackt: Nur noch knapp über die Hälfte aller Amerikaner lesen Bücher aus Spaß, je jünger, desto weniger. Im Januar legte das University College London nach: Die „Google-Generation“ habe regelrecht Angst vor Bibliotheken und ernste Probleme bei der Informationsevaluation.

Daraufhin antwortet Kathrin Passig:

Ja, wir haben Angst vor Bibliotheken. Natürlich kann man in und mit Bibliotheken leben, man gewöhnt sich schließlich an alles. Und seit einigen Jahren haben die Bibliotheken ja auch ihr Instrumentarium an Regelungen, Sonderregelungen, Öffnungszeiten, Ordnungssystemen, Zettelkästen, missmutigem Personal, unauffindbaren Bänden („evtl. Kriegsverlust“), Fernleihverfahren, wochenlangen Wartezeiten, Kopierverboten und in Haus 3 untergebrachten Magazinen zurechtgestutzt. Aber dass die Benutzung von Bibliotheken heute etwas bequemer als früher ist, ändert wenig an der Umständlichkeit dieser Form der Informationsbeschaffung. Ein von freundlichen Fachleuten bereitgestellter, gut gewarteter Faustkeil bleibt ein Faustkeil. Zum Glück ist die Angst vor Bibliotheken heute eine völlig folgenlose Angst, vergleichbar etwa mit der Angst vor Speed-Dating-Partys oder Höhlentauch-Expeditionen. (Hervorhebung durch mich)

So. Bibliotheken liefern also Faustkeile, sind laut Passig in der Steinzeit stehen geblieben. Und der letzte Satz setzt noch eins drauf, denn dort wird Bibliotheken nahezu jegliche Bedeutung in der heutigen Gesellschaft abgesprochen.
Auch wenn wir es besser wissen, bleibt ein bitterer Nachgeschmack bei einer solchen Einschätzung, immerhin stammt sie nicht von Dieter Bohlen oder Atze Schröder, sondern von einer Bachmannpreisträgerin.

Quelle: Interview mit Kathrin Passig und Sascha Lobo: Triumph des Unwillens. FAZ.NET

Reality Check: Öffentliche Bibliothek

Zugegeben, es handelt sich um einen Beitrag innerhalb einer Kolumne, wo normalerweise Krimis rezensiert werden. Diesmal interessiert sich die Autorin des Artikels, Beate Mainka, jedoch für den realen Ort, an dem diese Krimis gelesen werden – und wählt als ‘Feldstudienobjekt’

“eine 4000-Seelen-Gemeinde im Münsterland, die einzige öffentliche Bücherei ist fest in katholischer Hand, wie sich das in dieser Gegend so gehört, darf allerdings in Zeiten der Ökumene auch von Nichtkatholiken benutzt werden. Der Bestand dieser so genannten KÖB beläuft sich auf 3500 Medieneinheiten, neben Büchern für jede Altersstufe gibt es auch Hörbücher zu leihen.”

Als Ort scheint die Bibliothek durchaus den Anspruch zu erfüllen, den das gegenwärtige Bibliothekswesen an sich stellt, denn die Autorin stellt fest:

“Dieser architektonisch höchst ansprechende Ort – er befindet sich im ehemaligen Klostergebäude – ist Tummelplatz einer Reihe von Einheimischen”.

Im folgenden kurzen Text werden dann aber eigentlich alle Klischees über Öffentliche Bibliotheken bestätigt, die man so kennt, angefangen von der LeserInnenschaft,

“die sich vorwiegend aus dem weiblichen Teil der Bevölkerung nebst ihrer noch in der Aufzucht befindlichen Kinder rekrutier[t]”,

über den “ehrenamtliche[n] Mitarbeiterstamm” bis hin zu dem ewigen Stadt-Land-Gefälle:

“Tja, und wie halten es die Dorffrauen mit den Intellektuellen unter den Krimiautoren? Fehlanzeige, … Die passen in die große Stadt, aber nicht in die dörfliche Gemeinschaft.”

Von einem Internetzugang oder Computern ist gar nicht erst die Rede, braucht man ja auch zum Krimilesen nicht…
Bezüglich des Digital Divide fällt einem da nur ein: Mind the Gap vor der eigenen Haustür.

Quelle:
Mainka, Beate: Nachrichten von der Front in TITEL – Magazin für Literatur und mehr

Stellenausschreibung Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin-Dahlem

Meine alte Stelle ist neu ausgeschrieben worden. Hier der Ausschreibungstext.

Das Konrad-Zuse-Zentrum fuer Informationstechnik Berlin (ZIB)

sucht zur Unterstuetzung der Arbeiten in seiner Bibliothek eine

Studentische Hilfskraft Kennziffer SH 02/08

Aufgabengebiet

– Mithilfe bei den vielfaeltigen Taetigkeiten einer Spezialbibliothek
– Ausleihe und Aufsicht in den Nachmittagsstunden

Voraussetzungen

– Studium von mindestens 2 Semestern

Anforderungen

– Interesse an Arbeiten in einem bibliothekarischen Umfeld
– Bereitschaft zur Einarbeitung in die Vielfalt der eingesetzten elektronischen Informationsdienste
Die Gelegenheit zur Einarbeitung wird gegeben.

Die Beschaeftigung erfolgt auf der Grundlage des Tarifvertrages fuer studentische Hilfskräfte mit
60 Stunden/Monat und ist auf 18 Monate befristet (mit Verlaengerungsmoeglichkeit).

Die Bewerbung von Frauen ist ausdruecklich erwuenscht.

Schwerbehinderte werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt.

Bewerbungen mit tabellarischem Lebenslauf und Immatrikulationsbescheinigung bitten wir unter Angabe der Kennziffer SH 02/08

bis zum 15.10.2008 zu richten an das

Konrad-Zuse-Zentrum fuer Informationstechnik Berlin (ZIB)

-Verwaltung-

Takustr. 7, 14195 Berlin-Dahlem.

Naehere Informationen zum Aufgabengebiet koennen Sie bei Frau Kossick (Tel. 030-84185-233 oder e-mail kossick@zib.de) und unter http://www.zib.de/ erhalten.

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