[Zitat] Unkommentiert – 2011

“[…] I heard some politician say recently that closing libraries is no big deal, since the kids now have the Internet to do their reading and school work. It’s not the same thing. As any teacher who recalls the time when students still went to libraries and read books could tell him, study and reflection come more naturally to someone bent over a book. Seeing others, too, absorbed in their reading, holding up or pressing down on different-looking books, some intimidating in their appearance, others inviting, makes one a participant in one of the oldest and most noble human activities. Yes, reading books is a slow, time-consuming, and often tedious process. In comparison, surfing the Internet is a quick, distracting activity in which one searches for a specific subject, finds it, and then reads about it—often by skipping a great deal of material and absorbing only pertinent fragments. Books require patience, sustained attention to what is on the page, and frequent rest periods for reverie, so that the meaning of what we are reading settles in and makes its full impact. How many book lovers among the young has the Internet produced? Far fewer, I suspect, than the millions libraries have turned out over the last hundred years. Their slow disappearance is a tragedy, not just for those impoverished towns and cities, but for everyone everywhere terrified at the thought of a country without libraries.”

Charles Simic (Auszug aus “A Country Without Libraries“, erschienen am 18.05.2011 in “The New York Review of Books”)

[Zitat] Unkommentiert – 2011

“[…] Wikipedia and the huge databanks of information have basically eliminated the library as the best resource for anyone doing amateur research (grade school, middle school, even undergrad). Is there any doubt that online resources will get better and cheaper as the years go by? Kids don’t shlep to the library to use an out of date encyclopedia to do a report on FDR. You might want them to, but they won’t unless coerced. They need a librarian more than ever (to figure out creative ways to find and use data). They need a library not at all. […] Librarians that are arguing and lobbying for clever ebook lending solutions are completely missing the point. They are defending library as warehouse as opposed to fighting for the future, which is librarian as producer, concierge, connector, teacher and impresario. […] The next library is a place, still. A place where people come together to do co-working and coordinate and invent projects worth working on together. Aided by a librarian who understands the Mesh, a librarian who can bring domain knowledge and people knowledge and access to information to bear. […] The next library is a house for the librarian with the guts to invite kids in to teach them how to get better grades while doing less grunt work. And to teach them how to use a soldering iron or take apart something with no user servicable parts inside. And even to challenge them to teach classes on their passions, merely because it’s fun. This librarian takes responsibility/blame for any kid who manages to graduate from school without being a first-rate data shark. The next library is filled with so many web terminals there’s always at least one empty. And the people who run this library don’t view the combination of access to data and connections to peers as a sidelight–it’s the entire point. […] We need librarians more than we ever did. What we don’t need are mere clerks who guard dead paper. Librarians are too important to be a dwindling voice in our culture. For the right librarian, this is the chance of a lifetime.”

Seth Godin (zur “Zukunft der Bibliothek“)

Ein Video zur Geschichte des gedruckten Buches

Long before there were iPads and Kindles changing communication as we know it, there were other disruptive technologies and breakout information delivery systems. Like the printing press. And the Guttenberg Bible. “

Das Wall Street Journal machte im letzten Jahr auf ein Video aufmerksam, das sich mit der Geschichte und der Weiterentwicklung des Buches befasst. Darin kommen natürlich auch Bibliotheken vor. Der Erzähler, Marshall Crook, spricht dabei sehr schnell, während er in etwa sechs Minuten von der Geschichte des gedruckten Buches erzählt.

Mark Y. Herring: "Zehn Gründe, warum das Internet kein Ersatz für eine Bibliothek ist"

Quelle: Boingboing vom 14.04.2011

Aus aktuellem Anlass: Gestern wurde in Paris die Stadtteilbibliothek Louise Michel eröffnet

Le Conseil de Paris vient de valider le nom de la bibliothèque qui doit ouvrir en mars rue des Haies (juste ICI), dans le 20e arrondissement: ce sera Louise Michel. Dans la délibération DAC 2011-76, le Conseil décide de donner ce nom, en hommage à cette figure majeure de la Commune de Paris mais aussi à l’institutrice et l’écrivain, dont on retient l’indépendance, le courage et l’engagement politique et social.”

Aus einem Artikel auf der Internetseite Actualitté

Im Gegensatz zur deutschen Hauptstadt Berlin wurden in Paris von 2010-2011 nun schon zwei neue Stadtteilbibliotheken eröffnet. Ein Bibliothekssterben ist dort sicherlich viel weniger zu spüren als bei uns.  Im letzten Jahr war dies die Médiathèque Margerite Duras, welche die größte öffentliche Ausleihbibliothek in Paris ist und sich auf 4.210 m² erstreckt. Dieses Jahr ist dies die Bibliothèque Louise Michel. Beide Bibliotheken wurden im 20. Arrondissement eröffnet. Erwähnenswert ist, dass dieses neue Gebäude mit dem neuen Namen eigentlich die “alte” Bibliothek Orteaux ersetzt. Hätte ich noch die Médiathèque Marguerite-Yourcenar hinzugezählt, die 2008 im 15. Arrondissement eröffnet wurde und über vier Etagen mit insgesamt 3.500 m² verfügt, würde dies noch mehr die These bestätigen, dass es vor allem in der Hauptstadt Paris bzw. der Île-de-France keine sterbenden Bibliotheken gibt – im Gegenteil. Im Gegensatz zur deutschen Zeitung mit vier Buchstaben bzw. den Berliner Ablegerzeitungen (B.Z. und Berliner Kurier), berichtet die französische Zeitung “Le Parisien” weitaus positiver über Bibliotheken und deren gesellschaftliche Bedeutung für die Bevölkerung als so manch andere Medien hierzulande. Ebenso wird das Programm “Bibliotheques hors les murs“, das ich im letzten Jahr vorstellte im 20. Arrondissement im Freien durchgeführt. Die Bibliothek ist nach Louise Michel benannt, die eine wichtige Figur der Pariser Kommune war, aber auch eine Autorin,  Pädagogin, Feministin und Anarchistin.  Sie setzte sich vor allem für die Bildung und Erziehung der ärmeren und gesellschaftlich benachteiligten  Schichten ein. Nach ihr  sind zahlreiche Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Frankreich benannt. Begrüßenswert ist bei dieser Bibliotheksneugründung die Förderung des Stadtbezirks, in dem historisch betrachtet immer schon Arbeiter wohnten und bis heute leben dort viele Menschen der unteren sozialen Schichten. Mit der Neueröffnung der Bibliothek Louise Michel verfügt der Bezirk mit seinen ca. 190.000 Einwohnern nun über sechs Bibliotheken bzw. Mediatheken. Heute ist das 20. Arrondissement einer der multikulturellsten Stadbezirke von Paris und ist nach wie vor von sozialer Benachteiligung und Marginalisierung gekennzeichnet. Vermutlich haben die Bezirksbürgermeister und die Stadt im Ganzen erkannt, dass Bibliotheken besonders dort sinnvoll sind, wo der Zugang zu Bildung aufgrund der sozialen Herkunft erschwert wird. Die Bibliothek erstreckt sich auf 450 m² und will ein niedrigschwelliger Ort für Familien sein, zu dem Menschen gerne hingehen. Es gibt 18 Multimediaplätze, 26.000 Medieneinheiten, einen Veranstaltungsraum, Schachbretter und Arbeits- und Multimediaräume.  Außerdem verfügt die Bibliothek über eine “nursery”, damit sind wohl Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren gemeint.

 

Zum einjährigen Bestehen der interkulturellen Kinderbibliothek "Il était une fois…" in Luxemburg-Gasperich

“Wenn in einer mehrsprachigen Umgebung eine mehrsprachige Erziehung nicht gelingt, dann sind dafür verschiedene Faktoren verantwortlich, die wir kennen müssen, um ihnen in der Erziehung zu begegnen. Auf jeden Fall ist sicher, dass eine gute Sprachkompetenz in einer Sprache ein besseres Lernen einer oder mehrerer anderer Sprachen ermöglicht. Kindergärtner(innen) bestätigen: Kinder mit guten Erstsprachkenntnissen lernen schnell und zuverlässig die zweite! […] Denn wenn die Ausbildung in der Erstsprache stagniert, ist auch die Entwicklung in der Zweitsprache in Gefahr. […] Medien können aber auch eine positive Rolle beim Spracherwerb und überhaupt beim Lernen spielen, wenn man sie denn richtig einsetzt.” Dr. Sabine Schiffer

Vor dem Hintergrund der Aktualität des Themas der Sprachförderung und  prioritär der Förderung der Muttersprache im Besonderen, welche durch den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor wenigen Wochen in Düsseldorf ausgelöst wurde, habe ich ein Best Practice Beispiel aus Luxemburg gefunden, das ich an dieser Stelle vorstellen will. Vor etwa einem Jahr wurde die multikulturelle Bibliothek für Kinder „Il était une fois“ in Luxemburg-Gasperich eröffnet.  Die Vorsitzende des Vereins, der sich ebenso „Il était une fois“ nennt, war über dieses Jubiläum sehr glücklich. Ob es wohl mehr solche Bibliotheken in Luxemburg gibt oder war dies erst der Anfang? Die Bibliothek an sich will nicht als traditionell gelten. In Luxemburg ist der Anteil der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am höchsten in Europa und in Luxemburg ist Mehrsprachigkeit kein Novum, als was  es hierzulande gerne gesehen wird, sondern gelebter Alltag.  Dort beträgt die Quote der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit  43, 5 % und liegt weit vor Ländern wie Deutschland  mit ewa 8 %. Die Bibliothek verfügt über eine Leseecke, in der sich Eltern mit ihren Kindern treffen können und gemeinsam in Bücher schmökern können.  Die Bibliothek richtet sich an Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren. Sie bietet auch Ateliers (Musikworkshops und Leseworkshops) an. Inhalt dieser Ateliers sind Rollenspiele, Diskussionen und Malaktivitäten. Dies bietet den Kinden die Möglichkeit ihre Muttersprache zu verbessern. Samstags zwischen 15 und 18 Uhr finden diese Ateliers statt. Als die Bibliothek vor einem Jahr ihren Betrieb aufnahm, gab es Bücher in elf verschiedenen Sprachen. Mittlerweile hat sich der Bestand vergrößert und auch die Anzahl der Sprachen. Es gibt Bücher in luxemburgischer, deutscher, französischer, englischer, holländischer, spanischer, albanischer, schwedischer, dänischer, griechischer, serbokroatischer, polnischer, italienischer und portugiesischer Sprache. Die Vereinigung “Il était une fois” kooperiert auch mit Schulen und Kinderbetreuungsstätten. Das ermöglicht dann LehrerInnen, ErzieherInnen und BetreuerInnen ihren Wortschatz zusammen mit Kindern zu erweitern.  Besonders beeindruckt hat mich der Webauftritt der Bibliothek: www.iletaitunefois.lu Insgesamt ist die Webseite in acht verschiedene Sprachen verfügbar. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Bibliothek leider nur ehrenamtlich von etwa 17 freiwilligen Helferinnen betrieben wird. Weiterlesen

Aus aktuellem Anlass: Der “International hug a librarian day!”

“Because librarians are cool and they help and love everyone!”

Dieser Aufruf, der von Dinoslav Maganjicky auf Facebook ins Leben gerufen wurde, fand eine weltweite Verbreitung, wie ich auf den unterschiedlichsten Blogs und Internetseiten feststellen konnte. Warum? Ist es lächerlich seinen Bibliothekar bzw. seine Bibliothekarin zu umarmen? Oder nur symbolisch als Anerkennungstag gemeint? Werden heute bzw. wurden jemals schon BibliothekarInnen von ihren NutzerInnen umarmt? Wissen denn die anderen (die Nicht-BibliothekarInnen), dass sie UNS heute umarmen dürfen?  🙂 Oder wieviele Nicht-BiblothekarInnen wissen von der Umarmungsaktion? Sind wir denn wirklich so cool?

Erst vor 3 Monaten hörte ich eine rauchende Studentin vor einer Universitätsbibliothek  “die Bibliothekshexe” sagen. Wen sie meinte, konnte ich mir schon denken. Oder war “Bibliothekshexe” cool gemeint? Warum merkt sich das Unterbewußtsein im Kunden- und Nutzerkontakt eher die negativen Erfahrungen im Kontakt mit BibliothekarInnen und anderen Dienstleistern? Die Benennung der “Probleme”, warum wir als nicht so “cool” wahrgenommen werden, sind hinlänglich bekannt, doch welche weitreichenden Maßnahmen wurden bisher getroffen um dem mehr entgegenzuwirken?

Gab es außer Jin Tan schon andere BibliothekarInnen, die bei TEDx, bei anderen nichtbibliothekarischen Veranstaltungen und über unterschiedlichen Medienkanäle den Menschen die Aspekte des Berufes, dessen Bedeutung und dessen Potentiale für die Zukunft einer Wissensgesellschaft  näherbrachten? Die Zukunftswerkstatt war 2009 Gast bei Create Berlin und die Reaktionen der Kreativbranche waren ehrlich und eindeutig, was sie über Bibliotheken denken und ob sie diese überhaupt nutzen. Dem Anlass entsprechend sollen an dieser Stelle zwei coole BibliothekarInnen (Heidi Gustad & David Votta) aus Lansing (Michigan) zu Wort kommen, die dafür “kämpfen” dem Mainstreampublikum eine zeitgemäßeres Image zu vermitteln.  Beide sind für die  “Capital Area District Library” tätig und erklären den ZuhörerInnen, warum Bibliotheken für die Menschen und die “Communities” im Allgemeinen so wichtig sind. Der Titel ihres Vortrags lautet: “The Library: Not What You Think

“Bibliotheken und Archive leiden in der heutigen Zeit zunehmend unter einem Rechtfertigungsdruck, ihre Arbeit gilt nicht mehr als selbstverständlich und Kürzungen von Ressourcen und Personal stehen auf der Tagesordnung. Daher sind die Themen Image, Status und Selbstverständnis dieser Berufsgruppen mehr denn je aktuell und haben eine neue Präsenz erlangt.”

Ina Kießling

Die niederländische Stiftung Bibliotheek.nl nahm ihre Arbeit auf [+ Richtigstellung]

Seit dem 1. Januar diesen Jahres gibt es im niederländischen Bibliothekswesen die Stiftung Bibliotheek.nl. Sie ging aus dem ehemaligen Verband “Vereniging van Openbare Bibliotheken” und dem “Sectorinstituut Openbare Bibliotheken” hervor. Mit der Stiftung Bibliotheek.nl wird die digitale Bibliothek der Niederlande erweitert und effizienter verwaltet.  Die Stiftung trägt zur Erweiterung und Verwaltung der nationalen digitalen Bibliothek bei. Unter ihrem Dach sind alle öffentlichen Bibliotheken der Niederlande zusammengefasst.

Ein Blick auf die Webseite http://www.stichtingbibliotheek.nl lohnt sich, wie ich finde. Wer wie ich, nicht die niederländische Sprache beherrscht, wird dennoch das meiste verstehen, auch wenn es (noch) keine englische Übersetzung der wichtigsten Inhalte auf der Webseite gibt. Diese kompakte Webseite soll die Sichtbarkeit der öffentlichen Bibliotheken der Niederlande im Internet erhöhen, eine gemeinsame Informationsinfrastruktur anbieten, um mit jeder Bibliothek leichter in Kontakt treten zu können. Außerdem soll dieses Internetportal die Entwicklung und Umsetzung von digitalen Produkten und Dienstleitungen erleichtern. Daraus werden sich dann Kooperationen mit Bibliotheken und anderen Einrichtungen des kulturellen Sektors ergeben.

Der folgende Imagefilm liefert einen Vorgeschmack darauf, was zukünftig in den Niederlanden von innovativer Bibliotheksarbeit noch zu erwarten sein wird. Obwohl er auf niederländisch ist, kann er bei genauem Hinhören doch von Menschen, die Deutsch können, verstanden werden.

[update]Richtigstellung: Sollte der Eindruck entstanden sein, dass die Stiftung erst zum 1.1.2011 entstanden ist, bitte ich dies zu entschuldigen. Es tut mir sehr leid. Natürlich ist das offizielle Gründungsdatum der 1.1.2010. Ich selbst war wohl noch nicht ganz im Jahr 2011 angekommen. Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Kaiser [/update ; 12.01.2011]

Lachen BibliothekarInnen? – Persönliche Eindrücke & unbeantwortete Fragen

Das Image hat besonders bei Dienstleistungen eine Orientierungsfunktion. Das Image entsteht aus der Ganzheit aller –richtigen und / oder falschen Vorstellungen über ein Produkt / eine Dienstleistung und / oder ein Unternehmen / eine Institution.”

Prof. Dr. U. Georgy nach Manfred Bruhn

“Do librarians laugh?” So lautete der Titel eine Vortrags von Justyna Jasiewicz-Hall anläßlich des 15. BOBCATSSS-Symposiums 2007 in Prag.  Was dann folgte waren Best Practice Beispiele aus den Medien, redundante und allseits bekannte Aufzählungen von Gründen, wieso und weshalb  es mit dem Image schlechtsteht und die  Bibliotheksarbeit nicht ausreichend anerkannt wird. Ihre Beispiele stammten meist aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum und ebenso verhielt es sich mit ihren angegebenen Webseiten.  Ihr ging es damals darum zu zeigen, wie BibliothekarInnen im Alltag wahrgenommen werden und was woanders (z.B. in den USA) besser laufe.  Auf Anfrage an Frau Engelkenmeier ob es denn deutschsprachige Filme gibt, in denen BibliothekarInnen (klischeehaft oder nicht) vorkommen, fiel die Antwort nicht gerade positiv aus, denn es gibt kaum welche.  Als ich in letzter Zeit selbst auf YouTube und anderswo danach suchte, fand ich kaum etwas: keinen Bibliothekssketch mit Dieter Krebs & Iris Berben bzw Beatrice Richter (Beispiel Sketchup: “Beatrice Richter und Diether Krebs spielen Menschen allen Alters, aller Berufssparten und abstruseste Charaktere”; Für fast alle Berufssparten muss hinzugefügt werden, denn der Beruf BibliothekarIn schien ihnen damals nicht sketchwürdig genug zu sein und scheint es vielen bis heute nicht.) oder BibliothekarInnen, die bei “Verstehen Sie Spaß?” hereingelegt wurden oder nie ein Scherz oder eine Anspielung auf Bibliotheken/BibliothekarInnen durch die zahlreichen deutschsprachigen Comedians und Kabarettisten, kaum Bibliotheksfilmchen oder Ausschnitte aus Serien oder Filmen. Es ist als ob in der Pop- und Fernsehkultur Deutschlands (und auch anderswo) BibliothekarInnen nichtexistent sind und keinen Platz haben. Wie kann hier mehr Intersse erwachsen? Es gibt Vince Ebert für Naturwissenschaftsinteressierte und “Piano” Paul für Mathematikbegeisterte und solche, die es werden wollen. Bei genauerem Nachdenken gäbe es noch für andere unbeliebte Fächer und Berufe den ein oder anderen Multiplikator wie die eben genannten von mir. Doch wer vermittelt Menschen, die sonst nicht in eine Bibliothek gehen würden, das trockene Bibliothekseinmaleins und begeistert sie in herzerfrischender Weise für einen lohnenswerten Besuch in einer Bibliothek in ihrer Nähe? Manchmal hat es den Anschein, dass ja die Ausleihzahlen immer stetig steigen und mehr “Menschen mit Migrationshintergrund” die Bibliothek besuchen als solche ohne M.h.  und das dem Image zumindest in den einschlägigen Fachzeitschriften nur gut tut. Ich glaube an diese Selbstbeweihräucherungen nicht und  bei genauerem Hinsehen ist es vermutlich ähnlich wie in den Niederlanden. Über Rotterdam berichtete ich im letzten Jahr, dass dort die Stadtbibliothek die rückläufige Zahl an Medienausleihen in den Besuchsflyern explizit erwähnt und hinzufügt, dass die Kundenorientierung nun oberste Priorität einnimmt (weniger die Anschaffung von Medien und deren exakte Einarbeitung), anstatt diese Zahlen und Statistiken aufzuhübschen oder gar zu verleugnen. Eigentlich hätte ich mir eine breitere Debatte darüber gewunschen, was wir – Deutschland (nationale Verbände,  aber auch EUCLID und andere) und Polen und viele andere europäische Länder tun könnten, um diese von Justyna Jasiewicz-Hall genannten Best Practice Beispiele von heute auf morgen umzusetzen und nicht (wie immer) nur neidisch oder in beidenswerter Manier “über den großen Teich” zu blicken, sondern selbst in der Lage wären europäische Best Practice Beispiele zu entwickeln. Hierbei geht es doch nicht nur um ein verbessertes Image, sondern auch um mehr Aufmerksamkeit im Popkulturbereich und somit in plurimedialen Diskursen überhaupt vorzukommen, was sicherlich dem Berufsstand stärken könnte und langfristig eine bessere Lobby in der Gesellschaft und bei den Unterhaltsträgern zur Folge hätte. Denn wem nützt es denn, wenn nur Arte, 3Sat und Deutschlandradio Kultur über Bibliotheken berichten und nicht mehr private Fernsehsender und Sender, die von einer Mehrheit der arbeitenden und weniger bibliotheksaffinen Bevölkerung gesehen werden? Würde eine Analyse vorgenommen werden, ob in anderen Ländern diese Trennschärfe zwischen der “höheren” Bibliothekskultur im Bildungsfernsehen (Arte, 3Sat usw.) ebenso vorgenommen wird, könnte ich mir gut vorstellen, dass im anglo-amerikanischen Raum diese starke Trennung zwischen bildungsbürgerlichen Bibliotheksinteressierten und den weniger bibliotheksaffinen Bürgern nicht existiert, wie sie in der Fernseh- und Medienlandschaft hierzulande vorkommt. Es gibt eben eine große Mehrheit, die sich eher der “seichteren” und einfacheren Unterhaltung widmet. Durchaus interessant wäre es bibliothekarische Themen im Radio (nicht im klass. Kulturradio, sondern Unterhaltungsradio) und im Privatfernsehen populär zu vermitteln, um auch solche potentiellen Nutzergruppen besser zu erreichen. Wenn die Bibliothek bei vielen Nicht-NutzerInnen kaum  mehr auf deren cognitive map vorkommt, wie kann dann das mit alten Klischees angereicherte Image verbessert werden?

Das Angebot der UB ist vermutlich besser als das von Google, trotzdem bin ich meistens mit Google schneller.“

Antwort eine Studenten anläßlich einer Imageanalyse einer Universitätsbibliothek als Basis zur Kundenbindung von Prof. Dr. UrsulaGeorgy & U. Engelkenmeier aus dem Jahr 2005

1. Ähnlich wie der Beruf des Grundschullehrers, des Politikers, des Bäckers, des Fleischers, des Pflegers, des Landwirts oder des Journalisten, zählt der des Bibliothekars nicht gerade zu den beliebtesten Berufen in Deutschland.  Die Feuerwehr und insbesondere das Handwerk im Allgemeinen (“Die Wirtschaftsmacht von nebenan“) starteten in den letzten Jahren zahlreiche Imagekampagnen, um mehr junge Menschen zu gewinnen. In bestimmten Bundesländern ist da durchaus schon ein Mangel an jungen und motivierten Männern, aber an noch mehr Frauen zu verzeichnen. Eine derartige Imagekampagne, die für den Beruf des Bibliothekars bzw. der Bibliothekarin wirbt, ist mir  aus dem deutschsprachigen Raum bis dato nicht bekannt, obwohl es wahrscheinlich zu viele BibliothekarInnen gibt, die derzeit ein regelmäßiges Auskommen suchen im Verhältnis zum Angebot an Stellen. Dringend von nöten wäre ein Aufbrechen von Bibliotheken als klassischer Frauenbereich. Hierfür wäre eine Imagekampagne durchaus hilfreich. Diesen Tatsachen trug  Susanne Korb in ähnlicher Form 2009 in ihrer Dissertation Rechnung: “Nach unseren Ergebnissen werden Bibliotheken noch so lange ein Frauenbereich bleiben, solange sich an Bezahlung und Aufstiegschancen nichts ändert. Eine wichtige Voraussetzung für die positive Entwicklung der Rolle der Frau in Bibliotheken und Informationseinrichtungen ist, dass Frauen zukünftig mit den Neuen Medien und den technischen Entwicklungen offensiver umgehen und dass alte Strukturen aufgebrochen werden.“ Weiterlesen

Die Öffentlichen Bibliotheken von Toronto: “Absolutely Vital”

Obwohl das Video aus dem Jahr 2008 stammt, wird sich an der Angabe von 73  % nur wenig geändert haben. Es wird betont, dass 73 % der Einwohner Torontos den Service der Stadtbibliothek nutzt. Im Mai erfuhr ich in Großbritannien, dass es dort etwa 50 % der Bevölkerung sind, die öffentliche Bibliotheken in Anspruch nehmen. Wieviel Prozent sind es denn eigentlich hierzulande? In einem Artikel aus der Zeitschrift BuB aus dem Jahre 2008 schätzte Meinhardt Motzko die Zahl auf maximal 30 %. Was machen die anderen anders oder warum sind es hierzulande weniger Menschen, die eine öffentliche Bibliothek aufsuchen?

Das Leitbild der Stadtibliotheken Torontos lautet:

“Toronto Public Library Foundation believes that the character and quality of a city depends on the resources available to its people. A great library is a fundamental requirement for any city to achieve its full social and economic potential. We believe that Toronto’s Library is vital to the City of Toronto, and vital to support.”

1 3 4 5 6 7