[Zitat] Unkommentiert – 2011

“Libraries and librarians are not a community ‘bolt on’ service. They are an integral part of a community, they help represent a community and they contribute to the health of a community. That’s why cuts to libraries are so dangerous – not just because they deprive people of access to resources, or jobs, or information or pleasure, but because they say ‘You don’t matter. You are not important.’ That’s not a good thing.”

Phil Bradley am 13.10.2011

[Zitat] Unkommentiert – 2011

There’s nothing more valuable in the war against stupidity than the public library. These are hard times, but you are each guarding a beacon.[…] The book is second only to the wheel as the best piece of technology human beings have ever invented. A book symbolises the whole intellectual history of mankind; it’s the greatest weapon ever devised in the war against stupidity. Beware of anyone who tries to make books harder to get at. And that is exactly what these closures are going to do – oh, not intentionally, except in a few cases; very few people are stupid intentionally; but that will be the effect. Books will be harder to get at. Stupidity will gain a little ground. […]”

Philip Pullman

[Zitat] Unkommentiert – Entstehungsjahr unbekannt

I received the fundamentals of my education in school, but that was not enough. My real education, the superstructure, the details, the true architecture, I got out of the public library. For an impoverished child whose family could not afford to buy books, the library was the open door to wonder and achievement, and I can never be sufficiently grateful that I had the wit to charge through that door and make the most of it. Now, when I read constantly about the way in which library funds are being cut and cut, I can only think that the door is closing and that American society has found one more way to destroy itself.”
Isaac Asimov

Das Erklärvideo zum Blogeintrag “Schließt die Bibliothek und verbrennt die Bücher” ist nun auf Vimeo frei verfügbar

“Als der Höhepunkt erreicht war, gaben sich die Bibliothekare schließlich zu erkennen und nannten den wahren Hintergrund der Aktion: “A vote against the library, is like a vote to burn books”.” Stefanie Hotze am 15.01.2012

Nachdem Steffi Hotze am 15.01. diesen Jahres über die werbewirksame “Book Burning – Aktion” der Troy Library (im Bundesstaat Michigan) berichtete, will ich an dieser Stelle das Video anfügen. Es ist nun seit kurzem auf Vimeo in zwei verschiedenen Versionen frei verfügbar.

“Troy, Michigan couldn’t afford to keep its library open, so it scheduled a vote for a tax increase. A strong anti-tax group waged a dominating campaign against it. Posing as a political group, we posted signs around town that said, “Vote to close Troy library Aug 2, book burning party Aug 5.” We invited everyone to our Facebook page, adding Twitter, Foursquare, want ads, flyers and more to drive engagement. The campaign became international news as outcry over the idea of burning the library’s books drowned out the opposition and galvanized support for the library – which won by a landslide.”

Leo Burnett Detroit

 

Schließt die Bibliothek und verbrennt die Bücher

Überall sind Bibliotheken von der Schließung bedroht. Wenn es gut läuft, dann können Proteste oder ähnliches eine Schließung verhindern. Wenn die Stadt allerdings ankündigt, dass man die Bibliothek nur retten kann wenn man die Steuern erhöht, dann ist der Kreis derjenigen die für einen sind plötzlich erschreckend klein.

So geschehen in Troy, Michigan. Die Stadtbibliothek konnte nur durch eine Steuererhöhung von 0,7% gerettet werden, aber zahlen wollten das die Wenigsten.

Was also tun? Nun ja, sagen wir so: Harte Zeiten, erfordern harte Maßnahmen.

Es wurde Stimmung gemacht, die Bevölkerung lehnte eine Steuererhöhung ab. Es sollte dazu eine Abstimmung geben.

Was also tun die Bibliothekare? Sie machen das Gegenteil von dem was man erwartet, unter dem Deckmantel der Anonymität. Sie verteilten Plakate auf denen zu einer “book burning party” aufgerufen wurde. Sie verbreiteten die Aktion auf großen sozialen Plattformen (Facebook) und drehten Videos von brennenden Büchern. Sie suchten in der Zeitung nach Unterhaltungskünstlern für die Veranstaltung. Niemand wusste wer dahinter steckte, aber es löste eine Welle der Entrüstung aus.

Buchverbrennung ist nicht lustig und so war der Ansturm auf die Seiten groß. In der Tat schlug es so große Wellen dass es Politik und internationale Presse beschäftigte.

Als der Höhepunkt erreicht war, gaben sich die Bibliothekare schließlich zu erkennen und nannten den wahren Hintergrund der Aktion: “A vote against the library, is like a vote to burn books”.

Viele Leute bekundeten daraufhin ihre Sympathie mit der Bibliothek und der Aktion und am Tag der Abstimmung gab es ein Happy End. Die Stadtbibliothek von Troy konnte erhalten werden.

Dieses Video fast die Geschehnisse nochmal schön zusammen:

Book Burning Party


			
		

Aus aktuellem Anlass: Die Schließung der Nationalbibliothek von Bosnien-Herzegowina wurde gestern vollzogen

Als 1992 die Nationalbibliothek in Sarajevo brannte, dachte damals keiner noch an Frieden im ehemaligen Vielvölkerstaat Jugoslawien. Laut einem Bericht des Chonicle of Higher Education konnten damals nur 10 % des Bestandes der heute noch 1,5 Millionen Bände umfasst von Mitarbeitern der Nationalbibliothek gerettet werden. Heute gibt es Frieden ohne Waffengewalt, aber es scheint ein fauler Friede zu sein. Gestern musste die Nationalbibliothek aufgrund von Finanznöten schließen, wie Deutschlandradio Kultur berichtete. Bereits sieben weitere Institutionen hatten im vergangenen Jahr keine öffentlichen Gelder erhalten. Neben der Nationalbibliothek waren dies das Historische Museum und das 125 Jahre alte Nationalmuseum. Die Zentralregierung Bosnien-Herzegowinas hat kein Kulturministerium. Es gibt keine finanziellen Zuwendungen die Kulturinstitutionen dauerhaft zu finanzieren. Bereits in den letzten sechs Monaten konnten die Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden. Nichtsdestotrotz erschienen sie an ihrem Arbeitsplatz, um sich um die 400.000 verbliebenen Medieneinheiten zu kümmern. Die Querelen zwischen den ethnischen Gruppen im Lande halten weiterhin an und sind hauptsächlich mit verantwortlich dafür, dass es dem Land und seinen Bürgern nun weiterhin schadet. 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg ist das Land nach wie vor gespalten. 15 Monate nach den Parlamentswahlen, kam es am 28. Dezember 2011 zu einer Regierung. Anes Alic beschrieb die Lage im Lande letzte Woche im Economist:

“Republika Srpska [serbische Republik] officials will stay the course of attempting to diminish the power of state institutions, and hints of secession will continue to circulate. Bosnian Croats will continue to work towards the creation of a third entity in the country with a Bosnian Croat majority under the perception that their ethnic identity is under threat. Bosniaks will continue to fight both without any compromise.”

Nationalismus, Kleinstaaterei und Fanatismus vergiften nach wie vor das Land und stehen einer wirklichen Einheit im Wege. Auch der VÖBBLOG zitierte gestern den stellvertretenden Direktor Bedita Islamovic:

“We are in an extre­mely dif­fi­cult situa­tion. There is no way out, we have no hope. The world’s only country which does not care for its national treasures.”

Der folgende Filmausschnitt soll ein Wehrmutstropfen gegen die Zerstörung und das leise Töten jeglicher Kultur sein. Es stammt aus dem Film “Notre Musique” von Godard (2004). Der Film setzt sich mit Gewalt, Moral und Kolonialismus auseinander. In der folgenden Szene tritt der bekannte spanische Schriftsteller Juan Goytisolo auf, der sich während des Krieges in diesem Lande aufhielt und darüber schrieb. Er rezitiert in der halbzerstörten Nationalbibliothek Gedichte.

Aus aktuellem Anlass: Die Stadtteilbibliothek in Bottrop-Boy wird nun endgültig geschlossen

Am 15.11. beschloß der Rat der Stadt Bottrop die Stadtteilbücherei sterben zu lassen.Bottblog berichtete über die Abstimmungsergebnisse:

Gegen die Schließung haben gestimmt: die Grünen, die DKP, die ÖDP, die Linke sowie die SPD-Ratsmitglieder Franz Ochmann, Josef Weiner und Michael Schajor. Für die Schließung haben alle übrigen Ratmitglieder der SPD, CDU und FDP votiert.”

Gelebte Integration in Bottrop bedroht” hieß es noch am 15.02.2011 durch Dörtes Blogeintrag. Im Juli war die Situation dann schon akut und es wurden Flaschmobs abgehalten und es gab Fernsehberichte. Zur Erinnerung zwei weitere Videos, welche vom Kunstkreis Bottrop e. V. und Herrn Sahin Aydin stammen, die auf Bottrop TV gesendet wurden. Vielleicht können diese Videos eine Anregung sein, wie Kommunalpolitik gemacht wird. Letztendlich wurde demokratisch abgestimmt und es war seit Monaten wohl deutlich, wie die Entscheidung ausfallen wird.

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[Zitat] Unkommentiert – 2011

“[…] Führen wir uns noch einmal die Dimensionen der Rettungsmaßnahmen vor Augen: In Deutschland wurden 400 Milliarden Euro staatliche Garantien für die Banken und weitere 80 Milliarden Euro Beteiligungen für notleidende Finanzinstitute bereitgestellt. Für die Euro-Länder wurde ein Rettungsschirm über insgesamt 750 Milliarden Euro aufgespannt, um unsere Währung – den Euro – vor den Folgen der Staatsschuldenkrisen in einigen Euro-Mitgliedstaaten zu schützen. Dazu kommen weitere 110 Milliarden Euro an Hilfen für Griechenland. Dies hat die Politik in schwierigste Begründungszwänge gebracht: Einerseits werden Sportanlagen oder Bibliotheken aus Geldmangel geschlossen, andererseits wird über Hunderte Milliarden verhandelt. Das ist für sehr viele Bürger nur schwer nachzuvollziehen. […]”

Bundespräsident Christian Wulff am 31.03. 2011 beim XIX. Deutschen Bankentag

[Zitat] Unkommentiert – 2011

“We measure the value of a civilized society by the number of libraries it opens, not the number it closes down.”

Philip Pullman

Aus aktuellem Anlass: Die Schließung der Bibliothekszweigstelle Bottrop-Boy wurde vor kurzem beschlossen

Vor wenigen Monaten berichtete Dörte ja bereits in ihrem Blogeintrag “Gelebte Integration in Bottrop bedroht” über die im Sterben “liegende” “Lebendige Bibliothek” in Bottrop-Boy, die nun im Januar 2012 im Rahmen der Haushaltskonsolidierung getötet werden soll. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Einsparung zweier hauptamtlich Beschäftigter. Momentan arbeiten in dieser Bibliothek schon neun ehrenamtliche Kräfte. Leider sind Kultureinrichtungen, welche die Funktion soziokultureller Zentren erfüllen besonders in den Regionen Deutschlands vom Aussterben bedroht, die durch eine Strukturschwäche und Deindustrialisierung gekennzeichnet sind. Die Unerklärlichkeit solcher politischer Entscheidungen lassen die Vorzüge einer solchen Einrichtung völlig unberücksichtigt:

“In Laufe der Zeit hat sich ein funktionierendes soziokulturelles Projekt entwickelt, das neben den klassischen Aufgaben einer Bibliothek die Integrationsarbeit in den Vordergrund rückt. Die Bibliothek bietet die Möglichkeit, dass sich Deutsche und Migrantenkinder austauschen, gemeinsam miteinander spielen, lesen, singen und basteln. Es sind wundervolle Kooperationen mit Schulen und Kindergärten entstanden. Damit kommt der Bibliothek im Bereich der Integration und Bildung eine besonders große Bedeutung für den Stadtteil Boy zu. Die Bibliothek stellt auch einen wichtigen Anlaufpunkt für die Bewohner des benachbarten Seniorenheims dar. Die Schließung der Bibliothek würde also das sich über Jahre selbst entwickelte funktionierende Konzept und die Arbeit insbesondere auch der neun ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen zerstören. Angesichts der bestehenden Integrations- und Bildungsproblematik ist es unerklärlich ein über Jahre gewachsenes funktionierendes Konzept einfach aufzugeben!.”

Der folgende eindrucksvolle Fernsehbeitrag des WDR vom 26.04.2011 konnte daran ebensowenig ändern, wie 1.700 Unterschriften. Für viele PolitikerInnen zählen eingeschriebene aktive LeserInnen mehr als Menschen, die den Ort der Bibliothek zur Kommunikation und zum gemeinsamen Miteinander nutzen. Es war für die politischen VertreterInnen ein großes Argument, dass die Bibliothek “nur” noch 310 eingeschriebene LeserInnen hat, statt wie im letzten Jahr 410 aktive LeserInnen.

Ein am 18.06.2011 durchgeführter Flashmob in der Bottroper Innenstadt um „5 vor 12″ konnte zwar den Unmut vieler Bürger nochmals deutliche Aufmerksamket verschaffen, aber am Ende hieß es mithilfe von SPD und CDU-Stimmen “Ja zur Zweigstellen-Schließung“, wodurch nun 35.000 € jährlich eingespart werden können.

Doch welche Folgewirkungen dies haben könnte, habe ich bereits am 16. Januar diesen Jahres in Form von Fragen formuliert:

“Wie groß ist eigentlich  der finanziell schwer zu bezifferende Schaden, der durch  die gezielten “Bibliothekstötungen” zustande kommt? Oder wie stehen Bürger einer Kommune heute da, deren Bibliothek vor 10 Jahren oder mehr geschlossen wurde? Hatte die Schließung keinerlei Konsequenzen für ihr Wohlbefinden oder traf sie diese sehr hart, da die Nutzung der Angebote der Bibliothek Teil ihrer Freizeit waren oder gab es Alternativlösungen? Was passierte mit den arbeitslos gewordenen BibliothekarInnen und den bibliotheksarm gewordenen EinwohnerInnen, für welche die Bibliothek ein Informations- und Kommunikationssort war?”

Leider ist vielen PolitikerInnen in Deutschland entgangen, dass Bibliotheken keine Bücherleihstellen mehr sind, wie nach dem 2. Weltkrieg als Bücher im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten keine Wegwerfartikel waren. Zurzeit werden in vielen Städten Kürzungen des Programms “Soziale Stadt” vorgenommen. Ein mir nun bekannter Professor eines Lehrstuhls für Soziologie setzt sich zusammen mit seiner MitarbeiterInnen dafür ein, dass die erfolgreiche Stadtteilarbeit vor dem Aus bewahrt wird. Wäre es nicht ein Zukunftsmodell, dass bedrohte Bibliotheken, die soziokulturelle Funktionen erfüllen zusammen mit Soziologen und Professoren der Bibliotheks- und Informationswissenschaften vor dem Untergang/der Schließung bewahrt werden? Unterschriften, Flashmobs und Appelle an PolitikerInnen haben in dem vorliegenden Fall, ja leider trotz einer Verzögerung der Schließung, diese nicht wirklich verhindern können. Was sind also die Erfolgsrezepte, um zukünftig einen solchen kommunalen Aderlaß zu verhindern?
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