[Zitat] Unkommentiert – 2007

“Weiterführende Kooperationsansätze zwischen den Bibliotheken wie zum Beispiel ein länderübergreifender Entwicklungsplan, Bildungsziele,
Qualitätsstandards oder Projektförderung für kommunale Bibliotheken existieren in Deutschland nicht. Bemerkbar macht sich auch das Fehlen
einer Definition der gesellschaftlichen Aufgaben und Zielgruppen von Bibliotheken. Eine fachliche Koordinierungsstelle könnte derartige Aufgaben
übernehmen. Innovative Projekte könnten gefördert, verbreitet und unterstützt werden. Eine Stärkung von länderübergreifenden Koordinations- und Kooperationsmechanismen kann gesamtstaatliche Entwicklungsziele formulieren, Qualitätsstandards abstimmen und einführen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit fördern. […] Die Enquete-Kommission empfiehlt dem Bund und den Ländern die Einrichtung einer Bibliotheksentwicklungsagentur zu prüfen. Diese Agentur kann dazu beitragen, strategische, innovative und qualitätssichernde Zielsetzungen länderübergreifend abzustimmenund umzusetzen.”

Auszug aus dem Schlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“

[Zitat] Unkommentiert – 2009

Als kommunale Aufgabe, als Teil des kommunalen Kulturauftrags, ist da viel passiert“, sagte Schavan. „Jetzt geht es darum, in der Tat die Bildungsdebatte nicht nur theoretisch zu führen, sondern dafür zu sorgen, dass zum Beispiel keine Schule mehr ohne eigene Bibliothek ist. Eine Bibliothek gehört mitten in die Schule. Wenn die Bibliothek sich nicht in der Schule befinde, dann müsse der Weg zur nächsten Bibliothek kurz sein.“

Annette Schavan am 06.11.2009 im Interview (“Zugang zum Buch ist Schlüssel zur Bildung“)

Aus aktuellem Anlass: Zum Internationalen Tag der Sinti und Roma

In communities across Europe and around the world, Romani people have contributed in ways large and small to culture, music, and the arts.  This is also an occasion to commemorate the history of brave resistance against Nazi persecution. Protecting and promoting the rights of Romani people everywhere is a personal commitment of mine.  Far too often and in too many places, Roma continue to experience racial profiling, violence, segregation, and other forms of discrimination.  Individuals, organizations, and governments must establish the political, legal, and social landscape to encourage and value diversity.  I call upon European leaders to redouble their efforts to ensure that Romani people are not discriminated against in access to education, healthcare, housing and employment opportunities.” Hillary Clinton

Am 8. April 1971 versammelten sich mehrere Roma-Vertreter/innen zum Welt-Roma-Kongress in London, auf  den eine Vielzahl von politischen Forderungen zurückzuführen ist. Nach dem ebengenannten Kongress fand 1976 in Indien das Weltroma-Festival statt. Dabei handelt es sich um einen wichtigen symbolischen Akt, da  im Jahr 1000 nach Christus Angehörige der Roma aus Nordwestindien vertrieben bzw. versklavt worden sind. Durch Sprachvergleiche des Romanes (der Sprache der Roma) ist trotz dieser großen Zeitspanne die historische Herkunft aus Nordwestindien gesichert, obwohl Roma eine weitestgehend mündliche Überlieferungstradition pflegen.Dieser Tag ist zugleich Gedanktag der Porrajmos, dem nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma. Am Internationalen Tag der Sinti und Roma streuen Roma in ganz Europa Blumen in Flüsse, Seen und Meere, um symbolisch die Verbundenheit mit Roma in allen Teilen der Welt zum Ausdruck zu bringen.

Jaisalmer Ayo! Gateway of the Gypsies from Melitta Tchaicovsky on Vimeo.

An dieser Stelle will ich keine historischen Rundumschläge und keine großen Ausführungen über die Geschichte der Romavölker vornehmen, da ohnehin ein Blogeintrag zu kurz wäre. Außerdem kann ich nicht ausführlicher auf Abschiebungen durch die Bundesregierung von Roma nach Ex-Jugoslawien eingehen. Tatsache ist, dass diese von Amnesty International und vielen anderen Menschrechtsorganisationen angeprangert wurden/werden. Ich will nur auf das Buch “Europa erfindet die Zigeuner” von Klaus-Michael Bogdal verweisen, das 2011 im Suhrkamp Verlag erschien. Bogdal weist in dieser spannend und anschaulich erzählten Geschichte nach, wie die Europäer zum verachteten Volk am unteren Ende der Gesellschaftsskala stets die größtmögliche Distanz suchten. Keine der unterschiedlichen Gesellschafts- und Machtordnungen, in denen sie lebten, ließ und läßt eine endgültige Ankunft in Europa zu. Ohne einen schützenden Ort sind sie seit ihrer Einwanderung vor 600 Jahren ständigen Verfolgungen und Ausgrenzungen ausgesetzt: in den Imaginationen der Kunst und in der politischen Realität.

Auch Günter Grass ist ein engagierten Fürsprecher, der mit seiner ‘Stiftung zugunsten des Romavolkes’, mit Auftritten vor dem Europarat und der Europäischen Investitionsbank Partei für diese größte Minderheit Europas ergreift. Ebenso mahnte der im letzten Jahr verstorbene Otto von Habsburg in seinem Buch “Unsere Welt ist klein geworden. Die Globalisierung der Politik” die mangelnde Anerkennung und Integration der Sinti und Roma an und verwies darauf, dass es sich um Bürger Europas handelt.

In welcher Form bieten Bibliotheken, Archive und Mediatheken einen Service für Roma und Sinti – aber auch für Bürger an, die fernab aller bekannten Klischees und Medienberichte ausgewogenere Informationen erhalten wollen? Die Hauptbücherei Wien am Urban Loritz Platz zählt vermutlich zu den wenigen öffentlichen Bibliotheken, welche einige Bücher in der Romanisprache im deutschsprachigen Raum anbietet. Viele Städte im Ruhrgebiet wie etwa Duisburg, aber auch anderswo in Berlin oder Ingolstadt verzeichnen einen Bevölkerungszuwachs durch Roma. Manche Städte ignorieren das, mit dem Verweis darauf, dass das illegale Campieren bald aufhört, da gewisse Baumassnahmen auf einem Gelände ohnehin bald beginnen und die Roma ohnehin ja nur betteln wollen. Die meisten sind EU-Bürger und wollen ein besseres Leben leben als in ihren Herkunftsländern. Rückführungen durch die französische Regierung wurden von der EU-Kommissarin Viviane Redding angeprangert. Die meisten der abgeschobenen Roma gingen danach wieder nach Frankreich zurück oder in ein anderes EU-Land. Wie kann in öffentlichen Bibliotheken ein ausgewogneres Bild über die Kultur, die Lebensweise und die Traditionen von Roma, aber von Sinti entstehen, die in Deutschland schon seit dem Mittelalter leben und die größte Roma-Gruppe stellen? Wie können Bibliotheken ihre Medien auf den Prüfstand stellen und ermitteln, ob sie nicht doch zu sehr die alten Stereotype und Klischees bedienen? In der Stadt, in der ich lebe, gibt es demnächst einen Kulturverein der Sinti. Die Menschen sind durchaus interessiert über ihr Leben, ihre Traditionen und ihre Kultur zu erzählen, die nicht so ganz den gängigen Klischees aus den Medien entsprechen. Bislang gibt es Aktionen der “Menschenbibliothek” in den Niederlanden und anderswo, bei der sich Neugierige auch Sinti und Roma “ausleihen” können. Dennoch gäbe es auch ein Riesenpotential an Storytellingprogramme und an Ideen auf andere Art und Weise die Kultur, Lebensweisen und Sprache an interessierte Menschen zu vermitteln.

Im folgenden Video kommt Romani Rose zu Wort, der über die Bedeutung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg spricht.

Germany: Documentation and Culture Centre for Roma and Sinti from Jake Bowers on Vimeo.

In Europa gibt es das “Roma Routes project“, das der EU-Bevölkerung  und auch den Volksgruppen selbst die Kultur, die Geschichte und Lebensweise von Romagruppen näher bringt. Das Projekt verfolgt folgende Ziele:

“1. Build a network of heritage organisations across Europe with interests in Roma cultural heritageDevelop a transnational network of Roma to create opportunities for understanding and exchange of ideas and knowledge of diversity and commonality of Roma cultural heritage at grass roots level

2. Provide a platform for promotion of Roma cultural heritage through a website related to activities, celebrations, festivals, and collections of heritage

3. Act as a seedbed of activities which will develop across Europe

4. Act as a catalyst for further transnational cooperation between Roma and heritage organisations and between Roma communities

5. Promote a non-confrontational means of communication between Roma and non-Roma communities

6. Lay groundwork for an application to the Council of Europe for  Roma Route of Culture and Heritage”

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[Zitat] Unkommentiert – 1997

“Literacy is a bridge from misery to hope. It is a tool for daily life in modern society. It is a bulwark against poverty, and a building block of development, an essential complement to investments in roads, dams, clinics and factories. Literacy is a platform for democratization, and a vehicle for the promotion of cultural and national identity. Especially for girls and women, it is an agent of family health and nutrition. For everyone, everywhere, literacy is, along with education in general, a basic human right…. Literacy is, finally, the road to human progress and the means through which every man, woman and child can realize his or her full potential.”

Kofi Annan

Originaltext: SECRETARY-GENERAL STRESSES NEED FOR POLITICAL WILL AND RESOURCES TO MEET CHALLENGE OF FIGHT AGAINST ILLITERACY, Press Release SG/SM/6316 OBV/9 ; UN.org

Der Gewinner des "Libraries Change Lives Award" 2011: Das "Making A Difference project" der Öffentlichen Bibliotheken Kent

Am Ende der Umbrella Konferenz an der Universität Hatfield, wurden zum 19. Mal der “Libraries Change Lives Award”  2011 verliehen. Der Autor Alan Gibbons übernahm die Laudatio und Preisübergabe. Die Öffentlichen Bibliotheken in Kent erhielten den ersten Preis für ihr “Making A Difference project”. Weitere Anwärter auf den Preis waren folgende Bibliotheken mit ihren Programmen:

Beim “Making A Difference project” handelt es sich um ein Programm, dass sich an Erwachsene mit Lernschwierigkeiten und Lernbehinderungen richtet. Es ist bedürfnisorientiert angelegt und ermöglicht diesen Menschen mehr Teilhabe innherhalb ihrer Communities. Das Projekt wird auf der Webseite des CILIP genauer beschrieben:

“Making the Difference arose out of Kent Libraries and Archives’s desire to make sure that its services for adults with learning disabilities were helping to integrate them in everyday life. The project sought to better understand the needs of adults with learning disabilities, their carers and support workers, and provide new opportunities, experiences and skills to encourage independence and fun. 721 adults with learning disabilities have taken part in library activities since April 2010. These have included creating an information library, staffed by adults with learning disabilities employed as paid librarians; placing Easy Access collections of books and DVDs chosen by adults with learning disabilities in 12 town centre libraries; providing volunteering and work experience opportunities, and holding regular Biblio Hour and Coffee and Chat sessions. A highlight of the project was a “Putting On the Ritz” 1920s fashion evening. “

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Eine Infografik zur Anatomie des heutigen Bibliothekars

Wenn der Begriff Anatomie  fällt,  ist damit meistens die Lehre vom inneren und äußeren Aufbau des menschlichen Körpers gemeint. In diesem Fall wird in der folgenden Grafik der Beruf des Bibliothekars nach Geschichte, Geschlecht, Verdienst, Altersstruktur und vieles mehr näher untersucht. Bis auf die Informationen über das Gehalt und die Verteilung der Arbeitszeit und -orte mag vermutlich ein Großteil so oder in einem ähnlichen Ausmaße auch für deutsche oder BibliothekarInnen anderer Länder außerhalb der USA zutreffen.

[Update: aktuellen Bildlink ergänzt, 15.07.2013, Dörte]
Infographic: Anatomy of a Librarian
Courtesy of: Master-Degree-Online.com

Eine Infografik zur Entwicklung der BibliothekarInnen: "Evolution of the noble librarian"

“Librarians have made a similar transition, from shelf managers to catalogue clerks to the professionals that today oversee the management of and access tools for many forms of media. There has been a single, consistent element for every librarian in every manifestation of the library. Knowledge is only passed on when it can be retrieved; librarians have always held the key.”

www.master-degree-online.com

Das Berufsbild des Bibliothekars ist einem ständigen Wandel unterworfen. Die folgende Infografik macht dies deutlich. Leider ist diese Grafik sehr auf die USA beschränkt. Es fehlen wichtige BibliothekarInnen wie Shiyali Ramamrita Ranganathan, Antonio Panizzi, Gottfried Wilhelm Leibniz, Eratosthenes oder Gottfried van Swieten. Eigentlich wollte Joseph Ratzinger nicht Papst Benedikt XVI. werden, sondern Bibliothekar in der Vatikanischen Bibliothek. Sicherlich gibt bei es dieser langen Aufzählung von männlichen Bibliothekaren heute mehr weibliche Bibliothekarinnen, die das Prädikat (historisch) wertvoll und innovationsfördernd verdienen. Die Infografik blendet da sicherlich die ein oder andere US-amerikanische Bibliothekarin aus, die sich Verdienste im  dortigen  bzw. weltweiten Bibliothekswesen erwiesen hat. An dieser Stelle müßte nun die Liste fortgesetzt werden. Gerne kann jeder Leser über die Kommentarfunktion weitere Bibliothekarinnen vorschlagen, die sowohl in Deutschland bzw. den USA oder anderswo heute noch bekannt sind und eine historischen Beitrag für das internationale Bibliothekswesen geleistet haben. Eine Überarbeitung der Infografik wäre dringend geboten. Wer Interesse hat bei einem der nächsten Bibliothekartage im In- und Ausland mitzumachen und bei einer Postersession eine überarbeitete Infografik zu präsentieren, kann sich gerne bei mir melden. Ich arbeite viel lieber im Team, was solche Projekte angeht und würde mich über Zuschriften freuen. Spannend fände ich auch eine Vorausschau, wie sich 2030 die Ausbildung von BibliothekarInnen verändert haben könnte.

Evolution of the Noble Librarian | Infographic |
Via:Master-Degree-Online.com

Vorstellung der mobilen Sitzgelegenheiten der Stadtbibliothek Eindhoven

Das Zitat “Wer zu spät kommt, dem bestraft das Leben“, das ja gerne Michail Gorbatschow in den Mund gelegt wird, gewinnt ja zunehmend an Aktualität – vor allem in Prüfungszeiten oder in Zeiten, in denen klar ist, dass die Zahl der Studenten in den nächsten Jahren durch die doppelten Abiturjahrgänge weiter steigen wird. Wenn sich Politiker und Bildungsökonomen darin einig sind, dass Deutschland zukünftig mehr Akademiker braucht und die Studenten mehr werden müssen um nicht im unteren OECD-Mittelfeld zu verbleiben, dann werden zukünftig auch mehr Leseplätze benötigt.  Wer also zu spät in eine Bibliothek kommt, der wird heute meist damit bestraft, dass er keine freien Arbeitsplätze mehr bekommt oder  auf “Phantomleser” trifft, die Plätze belegen. In immer mehr Bibliotheken werden hierfür bereits “Parkscheiben” verwendet. Dass hierfür eigene Kontrollinstanzen in Form von Bibliothekspolitessen oder Securitypersonal nötig wären ist das eine, aber wo bleibt die Freiheit Pausen zu machen, wann und wie lange man will? Einschlägige Boulevardzeitungen nennen diese Art von Nutzer auch den “Bibliotheksbummler”, doch warum bloß ist in der heutigen Zeit das flanieren und entdecken in Bibliotheken als bummeln “verschrien”? Es geht doch nur um die optimale Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Plätze oder um effiziente Pausen und effizientes Studieren, mögen andere dagegen einwenden.  Natürlich ist es unfair Arbeitsplätze zu blockieren, aber  andere wiederum schlagen z.B. folgendes vor: “Die beste Lösung wäre wohl ein weiterer Anbau.” Ich denke, dass ist oftmals ein Problem, das viele Bibliotheken haben und  zukünftig wohl noch verstärkter haben werden, denn der Andrang der doppelten Jahrgänge an den Universitäten und Fachhochschulen steht kurz bevor und viele wollen sich nicht nur mit einem Bachelorstudium begnügen.  In Paris ist das Kellergeschoß im Mc Donaldsrestaurant in der Nähe der Bibliothèque des Centre Pompidou (die seit Jahren aus allen Nähten platzt) regelmäßig  voll mit Schülern und Studenten.  Oftmals sind die heutigen Gebäude einfach zu klein und der Platz, der damals, als das Gebäude  erbaut wurde, noch vollkommen genügte, reicht nicht mehr aus.  In einer Sache will ich gerne Katharina, die ja im Mai 2010 mit ihrem Blogeintrag “Im „Märchen-Zentrum“ ist die Hölle los!” für reichlich Diskussionsstoff sorgte, zitieren und Recht geben:

“Der Studierende schreibt auch nicht mehr zwei bis drei Hausarbeiten pro Semester, sondern eher vier bis fünf und alle müssen zur gleichen Zeit fertiggestellt werden. So bleibt durchschnittlich ein bis zwei Wochen pro Arbeit und keine Zeit, noch vier Wochen auf die Buchbestellung in der UB zu warten. Das direkte Literaturstudium in der Bibliothek lässt sich somit gar nicht vermeiden. Hierbei sind die leseintensiven Studiengänge meist auch noch die mit den meisten Studenten. “

Stellen Sie sich vor, dass Sie als Bibliothekskunde eine eigene Sitzgelegenheit für die Dauer ihres Besuchs in der Bibliothek nutzen könnnen, welche Ihnen auf Schritt und Tritt folgt und es fortan nicht mehr nötig ist die Reservierung eines Platzes mit “Handtüchern” in Form von Büchern und sonstigem Material zu markieren. Der niederländische Designer Jelte van Geest fand hierfür die Lösung, die er im Rahmen eines Projektes der Design Academy Eindhoven entwickelte: Er erfand das “Take-A-Seat” – System, das mit RFID-Karten funktioniert. Die BibliothekarInnen sind im Vorteil, denn sie verfügen über eine besondere Karte, die es ihnen gestattet mehrere Sitzgelegenheiten zur selben Zeit zu bewegen, um beispielsweise eine Veranstaltung vorzubereiten und hierfür die “Stühle” in eine bestimmte Formation zu bringen. Vor einigen Jahren wurden diese Sitzgelegenheiten in der Stadtbibliothek Eindhoven getestet und seit dieser Zeit wird auf unterschiedlichen Webseiten auf italienisch, französisch, englisch und anderen Sprachen von diesen mobilen und flexiblen Sitzgelegenheiten berichtet. Ob diese Sitzgelegenheiten nun als eine Innovation bezeichnet werden können und ob diese sich wirklich langfristig in Bibliotheken etablieren könnnen, bezweifle ich. Die Blogs Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW, Infobib und Kitnahrs Schatzkiste berichteten ja bereits 2008 über die “Verfolger-Stühle” oder “folgsamen Sitzgelegenheiten”  Durch die Diskussionen um belegte Arbeitsplätze an Universitätsbibliotheken hat dieses Thema wieder an Aktualität gewonnen. Jelte van Geest, der Erfinder, beschreibt diese Sitzgelegenheiten auf seiner Webseite www.jeltevangeest.nl in der Rubrik “ontwerpt” genauer. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es möglich ist diese Sitzhocker käuflich zu erwerben. Ob es denn schon andere Bibliotheken gibt, die diese praktischen und ferngesteuerten Hocker nutzen oder ist das ein zu teurer “Spaß”, der kaum finanzierbar ist?

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Bildung ist mehr wert – Wer heute kürzt zahlt morgen drauf!

Wer heute zur Website der Unibibliothek Leipzig wollte, dem passierte folgendes:

Die Seite wurde auf eine Seite des StudentInnenrates umgeleitet. Dort wurde auf die Sparpläne in Bezug auf die Universitätsbibliothek der Uni Leipzig hingewiesen.

Bereits in diesem Jahr fehlen der Uni-Bibliothek 700.000€. Die Folge der jetzigen und folgenden Einsparungen sind ein geringerer Etat für den Erwerb von Monographien und für die Bestellung von Zeitschriften. Aufgrund der fachspezifischen Anforderungen ist eine gerechte Verteilung der Fehlbeträge kaum möglich. Vor allem in den Naturwissenschaften werden Datenbanken für Studium und Forschung gebraucht. Diese Datenbankabonnements laufen zumeist über mehrere Jahre und können im Gegensatz zu Zeitschriftenabonnements oftmals nicht sofort abbestellt werden. Dadurch sind zur Zeit vor allem die Geisteswissenschaften von den Einsparungen und Kürzungen betroffen. In Zukunft wird es aufgrund der Fehlbeträge der Bibliothek weniger möglich sein ein konstantes Angebot für alle Studierende und BibliotheksnutzerInnen zu bieten. Die Finanzierung der 24h-Campusbibliothek für die kommenden Semester steht ebenfalls in Frage. In allen Standorten der Universitätsbibliothek wird es wahrscheinlich weniger Personal und somit weniger Beratungsangebot geben. Zusammengefasst lässt sich sagen: Das selbstständige Lernen in Bibliotheken wird durch die Kürzungen in ihrer jetzigen Qualität nicht erhalten werden können.

Bildung ist mehr wert – Wer heute kürzt zahlt morgen drauf!
Mit diesem Motto wollen die Studierenden auf die Demonstration gegen den Rasenmähersparkurs der sächsischen Regierung aufmerksam machen.

Treffpunkt für die Studierenden der TU Dresden ist der Fritz – Foerster Platz um 14:45 Uhr und für alle Nicht-TU-Studenten ist es 15.00 Uhr der Vorplatz der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW). Von da an geht der Weg vom HTW-Vorplatz über den Carolaplatz und die Augustusbrücke bis zum Sächsischer Landtag. Dort will man folgenden Forderungen Nachdruck verleihen:

  • Rücknahme der aktuellen Kürzungen an Hochschulen!
  • Keine Kürzungen an sächsischen Hochschulen sowie bei den sächsischen Studentenwerken im Landeshaushalt 2011/12!
  • Angemessene Ausstattung der Hochschulen mindestens auf Bundesdurchschnitt!

Auch in Thüringen stehen Kürzungen ins Haus. Hier klingen die Zahlen noch drastischer:

22,4 Millionen Euro weniger gibt es nächstes Jahr für die neun Hochschulen des Landes, las der Gewerkschafter erstaunt im Haushaltsentwurf, den der Landtag gerade berät. 22,4 Millionen, das klingt nicht viel bei einem Hochschul-Etat von insgesamt 698,5 Millionen Euro. Aber sie machen 47 Prozent des gesamten Sparanteils aus, den das Kultusministerium aufbringt, hat die GEW ausgerechnet. Weil die Hochschulfinanzierung jedoch nur knapp 17 Prozent der Gelder darstellt, die im Hause Matschie verwaltet werden, gibt es für Wolf (A.d.V.: Torsten Wolf, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW) keine andere Schlussfolgerung: Der Hochschulbereich wird überproportional geschröpft.

Dies verbessert die Situation der Thüringer Hochschulen nicht unbedingt, die auch 2010 noch mit dem gleichen Geld wie 2001 haushalten müssen, bei einer deutlichen Steigerung der Studierendenzahlen von 43.000 auf 52.000. Bildung wird zur Massenabfertigung, unterfinanziert und wenig zukunftsorientiert.

Quellen:
StudentInnenRat der Universität Leipzig: Du wolltest zur Website der Universitätsbibliothek Leipzig?
Rajski, Beate: Du wolltest zur Website der Universitätsbibliothek Leipzig?, netbib weblog
Paczulla, Volkhard: Sparen auf Kosten der Hochschulen, Thüringer Allgemeine (10.10.2010)

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