Aus aktuellem Anlaß: das Ausmaß der Zerstörung durch die Flutkatastrophe in Pakistan am Beispiel der “Northern University Library”

Durch die Flutkatastrophe verloren 10 Millionen Menschen in Pakistan ihr Zuhause. Sie zählt somit zu den größten humanitären Katastrophen der letzten Jahrhunderte. Almählich beginnen die Familien in ihre zerstörten Häuser zurückzukehren. Eine der Gegenden, in denen die Schäden am verheerendsten ausfielen, war die Provinz Khyber Pakhtunkhwa (bis April 2010 Nordwestliche Grenzprovinz ), deren Hauptstadt Peschawar ist. Der Campus und die dazugehörige Bibliothek, die zur einzigen Universität in dieser Region gehört, der Northern University, wurden komplett zerstört. Dabei wurde, wie die folgenden Fotos zeigen, die Universität erst 2008 neu eröffnet. Die Universitätsbibliothek verlor alle ihre 11.704 Bücher, ihre Regale, ihre sonstigen Möbel und ihre wertvolle Computerausrüstung. Studenten und Mitarbeiter sind unermüdlich im Einsatz zerstörte Forschungs- und Diplomarbeiten wieder zusammenzufügen.  Bis vor kurzem hinderten überflutete Straßen die Universitätsangehörigen daran Zugang zu den Gebäuden zu bekommen.  Die Fotoschau unter dem folgenden Link “Flood Disaster At City Campus”  macht das wahre Ausmaß der Zerstörungen weiter deutlich. Im Moment wird alles getan, um die Bibliothek möglichst bald wieder zu eröffnen, obwohl die Bedürfnisse an anderer Stelle dringender befriedigt werden müssten. Eigentlich handelt es sich bei der Universität um eine Finanzierung durch den “Education Development Research Trust”, der sich um die Bildungschancen junger Männer und Frauen kümmert denen sonst die Mittel fehlen Hochschulen zu besuchen. Nach einer Anhörung bezüglich der Zerstörungen, nahm sich die “Asia Foundation” mit einer Buchspende von 5.000 Stück dem Problem an. Vorletzte Woche kam eine erste Box mit 500 Büchern an. Eine nächste Lieferung wird zur Wiedereröffnung der Universität Ende September erwartet. Es ist der Region ein baldiger Wiederaufbau und ein optimistischer Neubeginn zu wünschen, selbst wenn dieser noch dauern wird. Die “Asia Foundation” beschreibt auf ihren Webseiten, was mit den Spendengeldern geschieht und wie geholfen werden kann.

[Netzfundstück] Bücherbeschädigung

Während der Recherche zu meinem gestrigen Beitrag bin ich über den Bericht des Hamburger Feuerwehr Historiker e.V.s gestolpert. Darin wird über eine Beschädigung von Büchern berichtet, die bei der 2006 erfolgten “Reaktivierung der Bibliothek” entdeckt wurden. Bei der Erfassung der Bücher des “Blauen Salons” wurden besonders bei älteren Büchern mechanische Verletzungen entdeckt, die aussahen, als hätte jemand kräftig mit dem Hammer auf die Bücher eingedroschen (siehe Screenshot des Beitrags des Hamburger Feuerwehr-Historiker-Vereins):

Buchbeschädigungen - Hamburger Feuerwehr-Historiker e.V.[/caption]Sprengbombe, welche am 18.06.1944 vor der hamburger Feuerwache am Berliner Tor explodierte.

Mehr Informationen:
Niemann, Klaus; Voss, Peter: Spuren der Vergangenheit, Hamburger Feuerwehr-Historiker e.V., 2006

Beschwerde einer Schulbibliothekarin

Jess deCourcy Hinds aus Long Island City ist eine Schulbibliothekarin und sieht in ihrem Job nur das Aushändigen von 3.500 Textbüchern und dem Betteln, dass die Schüler achtsam mit den Büchern umgehen. Sie berichtet in der Beschwerdebox des Times-Blogs über ihre Erlebnisse, so z.B. die Rückgabe es Englischtextbuches, welches wie sein Titel aussah: “Things Fall Apart”. Es war zerstört, der Einband mit Tomatensoße bespritzt, so als ob man ihm ins Herz geschossen hat. Der rückgebende Vater bemerkte nicht einmal ihr entsetztes Gesicht.

Seit der Rezession steigerte sich nicht nur die Bibliotheksbenutzung sondern auch die Mißhandlung der Bücher. Die junge Generation sind begeisterte Lese, aber sie sind im digitalen Zeitalter nicht mehr gewöhnt, die Körperlichkeit des Buches richtig und immer zu beachten. Eselsohren werden in die Sieten geknickt wie ein Mausklick, ohne zu bemerken, welchen dauerhaften Schaden die Bücher dabei nehmen. Auch die Kindle-lesenden Eltern haben die Grundlagen im Umgang mit den büchern scheinbar vergessen.

Die 1980 geborene Bibliothekarin zählt sich zu der inzwischen veralteten Generation, die noch zusammenzuckt, wenn sie einen Bleistiftstrich in einem unschuldigen Bibliotheksbuch entdeckt. Ihre Freunde und sie bastelten noch Schutzumschläge für Bücher und dekorierten diese mit Zeichnungen und Aufklebern.

Manchmal entdeckt die Bibliothekarin auch “passende” Beschädigungen, etwa einen Vampirroman mit Bisspuren oder ein Kochbuch, das in Soße gebeizt wurde. Zwar sind die Buchbeschädigungen an ihrer Schule gering, aber es regt sie dennoch immer auf und sie weiß, es geht immmer noch schlimmer. Sie verfolgt eine Mailingliste von Schulbibliothekaren, wo immer öfter über die Mißhandlung von Büchern berichtet wird.

My in-box was flooded with e-mails, including one from a librarian at a Brooklyn high school who offered to mail me a book gnawed beyond recognition by a student’s dog.

Jedes beschädigte Buch ist eines zu viel, denn die öffentlichen Schulen haben nicht mehr genug Geld, um diese Bücher zu ersetzen und diese Bücher gehen so anderen verloren. Daher ruft die Bibliothekarin auf, auf die Bücher der Schulbibliothek aufzupassen, auch als Eltern, damit ihr Kind nicht in einem Buch lesen muss, dessen Seiten mit Soße durchtränkt wurden.

Quelle:
deCourcy Hinds, Jess: Complaint Box | Book Batterers in City Room der New York Times

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