Gelesen in Biblioblogs (14. KW ’14) – Vertretung Lesewolke

Die letzte Woche unserer Vertretung von Liane ist vorbei. Hier sind unsere Leseempfehlungen. Nächste Woche finden Sie „Gelesen in Biblioblogs“ wieder an alter Stelle bei Lesewolke.

ddbDie Deutsche Digitale Bibliothek (ddb) als deutsche Beitrag zur Europeana wurde 2009 groß angekündigt. Sie ging 2011 in einer Beta-Version online und wurde nun am Montag in einem großen Festakt offiziell eröffnet. Gregor Dotzauer hat sich für die Zeit die ddb angesehen Daniel Fiene für RP Online. Beide kommen zu einem unbequemen und vernichtenden Fazit. Wurde an dieser Stelle mal wieder zu viel versprochen im Vorfeld, was nun nicht eingehalten werden kann? Auch Andreas Kilb im Feuilleton der FAZ sieht, dass es mit einem „Bildungsmärchen“ nicht so einfach ist. Tiefergehende Kritik gibt es erwartungsgemäß, aber auch berechtigt, bei Archivalia. [DB.]

Digital Humanities sind in aller Munde – aber was ist das überhaupt? Und was können Bibliotheken dazu beitragen? Eric Lease Morgan hat unter „Digital humanities and libraries“ein paar Punkte zusammengetragen. Auch beim Kultur-Hackathon „Coding Da Vinci“ geht es passend dazu ebenfalls um die digitalen Nutzungsmöglichkeiten des kulturellen Erbes. [LR]

Guillotinen in Bibliotheken? Ja, auch das gibt es: in der Münchner Stadtteilbibliothek Großhadern. [LR]

„Social Reading – die Zukunft des Lesens“: In ihrer Zukunftswerkstatt-Kolumne (in: Bibliotheksdienst, Heft 3/4 2014) stellen Melanie Kleist und Cordula Nötzelmann den Begriff sowie die Social Reading-Plattformen LovelyBooks und Sobooks vor. [CK] Zum Thema Social Reading lohnt sich auch ein Blick in die letzte Lektion der 18Dinge, wo es viel zu diesem Thema zu entdecken gibt. Glauben Sie, dass sich das durchsetzen wird? Mit Readmill hat einer der bekanntesten Anbieter des Social Readings bereits aufgegeben. [DB]

In der amerikanischen Bibliothekswelt gibt es momentan eine Diskussion zu Bibliotheksuntersützern ohne Leserausweis. Eine gute Zusammenfassung findet man bei den „Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW“: Sollten wir Kunden ohne Bibliotheksausweis im Blick haben? Eine Persönliche Anmerkung: Das Wort Kunden ist hier wirklich fehl am Platz! [SH.]

„Cycling for libraries“ heißt 2014 Cyclo-Biblio Am 6. August werden anläßlich der diesjährigen IFLA-Konferenz in Lyon sich mehrere hunderte Bibliothekare und Bibliothekarinnen von Montpellier aus losradeln.
Die Route steht bereits fest .Ziel ist es am 14. August – noch vor Beginn der Konferenz – in Lyon anzukommen. Alle Personen auf der ganzen Welt Qui peut participer?, die im Bibliotheks und Informationsbereich tätig sind, können daran teilnehmen. Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite und unter dem Hashtag #cyc4lib auf Twitter. [WK.]

Vor wenigen Wochen berichtete der britische Guardian über eine sogenannte Werkzeugbibliothek in der Fehrbelliner Strasse in Berlin-Prenzlauer Berg. Derartige „borrowing shops“ bzw. tool libraries gibt es in Nordamerika schon länger. Dörte Böhner wurde durch Gabriele Fahrenkrog auf ein aktuelles Video der Halifax (in Kanada) Tool Library aufmerksam, das sie gestern auf bibliothekarisch.de postete. Sie regte an, dass auch deutsche Bibliotheken diesen Service anbieten könnten. Auf alle Fälle sollten meiner Meinung nach öffentliche Bibliotheken in der Diskussion um die sogenannte Share Economy mehr Aufmerksamkeit erhalten und sich in diesen Debatten stärker positionieren. [WK.]

Gefahr einer täglichen Überdosis

 
… an Katzen

Ich bin auf Twitter über zwei Accounts gestolpert, die auf Katzenbilder verlinken. Und das Tolle ist, sie nutzen dafür Digitale Bibliotheken.

Vorbild ist der Twitteraccount Historical Cats (@HistoricalCats), welches zufällige Bilder mit Katzen von der Digital Public Library of America verlinkt.

Tipp: Am besten wirklich mal bis zu dem im Tweet verlinkten Bilderbuch durchklicken. Es ist wirklich hinreißend.

Peter Mayr (@hatorikibble) hat diesen Bot nachgebaut. DDB Katzenbilder (@ddbKatzen) verlinkt nun zufällig ausgewwählte Bilder mit Katzen von der Deutschen Digitalen Bibliothek.

[Leseempfehlung] Perspektive Bibliothek

Perspektive Bibliothek

So, da ist sie, die zweite Ausgabe von Perspektive Bibliothek, Bd. 1, Nr. 2 (2012) [ISSN: 2194-8992].

PDF, S. 1-3.
PDF, S. 4-30.
PDF, S. 31-52.
PDF, S. 53-76.
PDF, S. 77-105.
PDF, S. 106-136.
PDF, S. 137-162.
PDF, S. 163-192.
PDF, S. 193-221.

Creative-Commons-Lizenz
Diese Artikel der Zeitschrift stehen unter einer Creative Commons Attribution 3.0 License.

Deutsche Digitale Bibliothek

Das Projekt Deutsche Digitale Bibliothek

Dezember 2009 berichtete ich das erste Mal über die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB), die – hm, was bei mir ein wenig in Vergessenheit geraten ist – 2011 online gehen sollte.

Deutsche Digitale Bibliothek

Deutsche Digitale Bibliothek

Dieser Termin konnte nicht ganz gehalten werden. Wir haben 2012 und jetzt werden erste – noch recht waage – Termine geäußert.

Dagmar Giersberg schreibt in ihrem Beitrag „Traumhafte Aussichten – die Deutsche Digitale Bibliothek“ fürs Goethe-Institut:

Etwa Mitte 2012 soll die DDB – unter neuem Namen – für einen dann eventuell noch eingeschränkten Pilotbetrieb freigeschaltet werden. Beim geplanten Start werden mindestens 4 Millionen Digitalisate aus 13 einschlägigen Einrichtungen zugänglich gemacht.

Mit der DDB leistet Deutschland seinen nationalen Beitrag zur Europeana. Weiterlesen

Kultureinrichtungen werden zunehmend digitaler

Die Scannbemühungen der Staatsbibliothek Berlin nehmen Formen an. Gescannt wird für die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) und die Stabi ist nicht die einzige Einrichtung, die dafür tätig wird. Insgesamt soll die DDB an die 30.000 Kunst- und Wissenschaftseinrichtungen vernetzen und mehrere Millionen Digitalisate verschiedenster Medienarten in einer Datenbank zugänglich machen.

Bereits im ersten Halbjahr 2012 soll so für jeden der Zugang zu mehreren Millionen Büchern, Musikstücken, Filmen, Fotos und 3D-Objekten über den eigenen PC möglich sein. Ein erster mehrmonatiger Test soll Oktober diesen Jahres starten. Die DDB soll dann bereits zwei bis drei Millionen Objekte enthalten.

Dies ist ein hochgestecktes Ziel, denn bereits die Europeana hat gezeigt, dass die Datenbank sehr komplex sein muss, um den Anforderungen technischer Art genauso gerecht zu werden wie denen für eine gute Benutzbarkeit. Derzeit sucht man mit einer Ausschreibung Partner, die Massendigitalisierungen stämmen können. Denkbar wäre z.B. Google. Der Internetriese hat bereits weltweit ganze Bibliotheksbestände für Google Books eingescannt und kooperiert u.a. mit der British Library, wo bis 2020 ca. 14 Millionen Bücher digitalisiert und online gestellt werden sollen.

Finanziert wird der laufende Betrieb der DDB durch die Länder und den Bund mit 1,3 Millionen Euro jährlich. Pate dieses deutschen Mammutprojektes ist die Europäische Union, deren Mitgliedsstaaten sich verpflichtet haben, ihre Kulturgüter so über das Internet zugänglich zu machen. Vorbildfunktion und Start die Europeana, die Bibliotheken, Archive und Museen vernetzt und Juli 2010 bereits 10 Millionen digitale Objekte zugänglich machte. Der deutsche Anteil war sehr gering und mit der DDB wird der deutsche Beitrag zur Europeana ausgebaut.

Die Geschäftsstelle der DDB ist in der Stabi Berlin angesiedelt, für die technische Umsetzung sorgt das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Information. Verstärkt wird hier auf die Entwicklungen des Semantic Web gesetzt, welches Informationen interpretieren und diese in Beziehungen zu anderen Daten setzen soll. Die so entstehenden Vernetzungsoptionen des DDB-Programms sind weltweit einmalig. Der Suchende kann dann entscheiden, ob er Objekte aus, in oder über eine Stadt sehen möchte. Wird man damit Google als Konkurrenten, wenn man ihn den Internetriesen so bezeichnen will, ausstechen?

Vor wenigen Tagen erst verkündeten Google und die British Library ihre Zusammenarbeit. Gemeinsam will man urheberrechtsfreie Werke, die zwischen 1700 – 1870 erschienen sind, digitalisieren:video:. Dabei übernimmt Google die Kosten und stellt die Digitalisate auch der British Library zur Verfügung.

Quellen:
Maisch, Andreas: Die Bibliothek kommt nach Hause, Tagesspiegel
Pluta, Werner: Google scannt Bücher aus der British Library, Golem.de

Brandenburger Raritäten zur Preußisch-brandenburgischen Geschichte werden digitalisiert

Er war «thatenreich» und «gotteselig» – Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große (1620-1688), sein Leben und Wirken bis zum «erbaulichen, seligen Tod» war Stoff für eine Biografie.

Die Biografie von 1840 steht im Bestand der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und wird aufgrund des Alters, des Zustandes und auch seiner Seltenheit eigentlich nur noch mit Samthandschuhen angefasst und verliehen wird das einmalige Exemplar schon gleich gar nicht mehr. Aber jeder, der sich für preußische-brandenburgische Geschichte interessiert, kann sich bald statt in den historischen Bibliotheken im Internet kundig machen, denn derzeit werden die wichtigsten Werke digitalisiert und für die Ewigkeit im Netz aubereitet.

Der reiche Schatz an historischen Büchern über die Geschichte Brandenburgs und Preußens der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam soll nun gehoben werden. Die Bücher stammen aus mehreren Sammlungen, die nach dem letzten Weltkrieg in die Potsdamer Bibliothek gelangten. Der Bestand wurde auch durch Schenkungen und Ankäufe kontinuierlich ergänzt. So finden sich in diesem Bestand 50 Titel aus dem 16. Jahrhundert, ganze 400 aus dem 17. Jahrhunder, fast 1500 Werke aus dem 18. Jahrhundert und mehr als 20.000 Bücher aus dem 19. Jahrhundert.

Für Hobby-Forscher und Wissenschaftler sind dort wichtige Quellen zur Landesgeschichte, wie sie in keiner anderen Einrichtung Brandenburg in solcher Ausführlichkeit zu finden sind. Darunter sind viele Raritäten, z.B. „Johann Bernoullis Lustreise nach der Lausitz im Sommer 1779“. Mit zum Sammlungsbestand zählen aber auch Enzyklopädien, literarische Werke, Lexika oder regionalkundliche Schriften.

Wie kommt man jetzt dazu, diese Schriften zu digitalisieren? Die Stadt- und Landesbibliothek zähl zu den 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen, welche ihre Jahrhunderte alten Werke für die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB), eine Bund-Länder- Initiative, digitalisieren, damit jedermann Zugang zu diesen Informationen erhält.

Den zeitaufwendigen Vorgang der Digitalisierung der Potsdamer Schätze übernimmt der Potsdamer Verlag Klaus-D. Becker. Beschärnkt wird sich dabei auf die Bücher, die selten seien und n denen größeres Interesse besteht. Dazu werden die Bücher erst Seite für Seite eingescannt, bevor am Computer mit einem entsprechenden Bearbeitungsprogramm die Farbschattierungen bearbeitet werden, denn der Eindruck vom Alter des Werkes soll bei guter Lesbarkeit erhalten bleiben. Außerdem werden Verlinkungen eingefügt, der Inhalt erfast und die Suchoptionen eingestellt.

Derzeit wurden 150 Bücher bereits digitalisiert, von denen die ersten bald online genutzt werden können.

Doch manche Bücherliebhaber wollen auf das herkömmliche Umblättern der Seiten nicht verzichten. Becker hat bemerkt: gedruckte Reprints der historischen Werke sind gefragter, als auf CD angebotene digitale Versionen.

Die digitalisierten Bücher mit den brandenburgischen Schätzen müssen jedoch quasi fürs Netzt erst „übersetzt“ werden, denn die gedruckten deutschen Lettern kann heute nicht mehr jeder lesen. Daher muss(te) Wort für Wort der Text erst in die seit dem 20. Jahrhundert gängigen lateinischen Buchstaben übertragen werden.

Quelle:
Brandenburger Bücherraritäten im Internet, Süddeutsche Zeitung

Es gilt noch viele Probleme bei der Deutschen Digitalen Bilbliothek zu lösen

Nächstes Jahr soll mit der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) ein gigantisches Online-Vorhaben starten. Das Internetportal der DDBN soll jedermann Zugriff zu hochauflösenden Bildern, Millionen Handschriften, Fotografien und anderen kulturellen Schätzen verschaffen. Dabei reichen ein paar Mausklicks, um zum Ergebnis zu kommen. Dabei soll das gesamte relevante Wissen, dass derzeit in Biblitoheken und Museen Deutschlands versteckt ist, zugänglich gemacht werden. Außerdem soll sich die DDB als Portal erweisen, über das man irgendwann auf das gesamte Wissen der Welt zugreifen können soll. Utopie oder nur eine extrem ehrgeizige Vision?

Momentan müssen die Macher der DDB jedoch mit vielen Problemen kämpfen und dafür Lösungen finden.

Im Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv sieht man heute schon die Chancen für die Wissenschaftler. So wäre es den Wissenschftlern eine erhebliche Erleichterung, wenn sie sich im Internet schon ein Manuskript anschauen können, bevor sie dann im Archiv mit dem Original arbeiten. Das würde das Original schonen, weil die Wissenschaftler noch besser vorbereitet damit arbeiten könnten.

Fasznierend dürfte sich die DDB auch auf Kunst- und Kulturinteressierte auswirken. Wollten Sie nicht schon mal die Handschrift Jeand Pauls bewunder oder sehen, welche Korrekturen Ludwig von Beethoven an seinen Diabelli-Variationen gemacht hat. Und haben Sie sich nicht schon mal die Frage gestellt, welche Schätze ungezeigt in den Magazinen der Museen schlummern?

Die Leiterin des Delf von Wolzogen und ihre Kollegen waren so begeistert von der Idee, ihre Bestände allen zugänglich zu machen, dass sie schon lange bevor von der DDB überhaupt die Rede war, anfingen, Originale ihres Archivs zu scannen. So waren 2002 bereits fast 20 000 Publikationen, darunter viele Fontane-Handschriften eingescannt. Sie waren Vorreiter und eigentlich zu schnell, denn die Technik, die sie vor knapp 20 Jahren nutzten ist heute veraltet und es fehlte an passenden Standards. So ist die Auflösung vieler Scans einfach zu gering. Um Masse zu schaffen, verzichtete man zunächst darauf, einzelne Aufnahmen zu katalogisieren, d.h. sie durchgängig mit Schlagwörtern, Seitenzahlen und Kapitelüberschriften zu beschriften. Damit können diese digitalsierten Archivalien kaum für die DDB nutzbar gemacht werden.

Und hier ist das Fontane-Archiv kein unglücklicher Einzelfall, denn viele Einrichtungen haben losgelegt und arbeiten auch heute noch ohne vernünftigen, auf ein großes Ganzes ausgerichteten Plan. Nun, verwunderlich ist das nicht, da die Bundesregierung erst 2009 beschloss, eine nationale digitale Bibliothek aufzubauen, zu einem Zeitpunkt, da unzählige Einrichtungen längst in eigenen Projekten ihre Kräfte bündelten. So ist das Konzept der DDB auch nicht darauf ausgelegt, zentral die Medien zu sammeln und für einheitliche Digitalsierungsrahmenbedingungen und -richtlinien zu sorgen, sondern ihr Auftrag ist es, eine Struktur zu schaffen, in der dann die bestehenden digitalen Beständer der Institutionen zusammengeführt werden sollen. So soll ein Internetportal geschaffen werden, das seinen Nutzern einen einheitlichen Zugang zu den Beständen der 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen bietet.

Die Idee ist schwierig umzusetzen, da die einzelnen Institutionen, die bereits zwischen 120 und 150 Millionen Euro investiert haben, ihre Eigenständigkeiten bewahren möchten.

[…] es hakt heftig bei dem Versuch, die vorhandenen digitalen Bestände nun auch tatsächlich zusammenzuführen. Ein Grund dafür ist der deutsche Föderalismus.

In Brandenburg hat man aus den Erfahrungen des Fontane-Archivs gelernt. Dort gibt es bereits seit 2007 die „Brandenburgische Runde Digitalisierung von Kulturgut“ mit Vertretern von Bibliotheken, Museen und anderen Bildungseinrichtungen, welche vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gegründet wurde. In Planung befindet sich ein Landeskompetenzzentrum entstehen. Doch Kehrseite dieses Angebots ist, dass sie an der Landesgrenze halt macht und eine Koordinierung zwischen den Ländern weiterhin fehlt. Hier bedarf es einer zentralen Leitung. Kann dies die Deutsche Nationalbibliothek leisten, bzw. will sie es? Wenn nicht, gibt es andere Möglichkeiten, die von den Verantwortlichen in den Ländern angestrebt und akzeptliert werden kann? Oder muss erst eine entsprechende Einrichtung ähnlich des abgewickelten Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) geschaffen werden?

Aus den Fehlern des Fontane-Archivs, wo man drauflosdigitalisierte, ohne einen Blick fürs Ganze zu haben und aus den Fehlern all der anderen Einrichtungen hat man nur bedingt Lehren gezogen. So hat man sich bis heute noch nicht auf ein ideales Format für Scans und Katalogisierungsdaten geeinigt. Und auch was digitalisiert werden sollte, ist noch nicht mal ganz klar. Benötigen wir Digitalisate desselben Buches, welches oft nicht nur in verschiedenen Institutionen, sondern auch in verschiedenen Ländern vorliegt. Keiner kann nachvollziehen, was bereits vorhanden ist, denn eine verlässliche Gesamtübersicht der Bestände gibt es nicht. So gibt es viele Scans bereits doppelt und dreifach. Und auch der Zugang derzeit ist oft schwierig oder von Außen gar nicht möglich, weil gar nicht bekannt ist, dass es das bereits digitale Scans gibt.

Die Schuldfrage an diesem Durcheinander ist nicht ganz so einfach. Sind die Museen und Bibliotheken schuldig, die fortschrittlich sein wollten und seiten Jahren dabei sind, ihre Bestände zu digitalisieren? Ist der Bund schuldig, der es nicht schafft, die Projekte ordentlich zu koordinieren? Sind es die fehlenden Strukturen in den Ländern, die einen Austausch untereinander erheblich erschweren?

Für die Macher der DDB ist klar, dass diese organisatorischen Probleme lösbar sind. Noch ein großes Thema sind die Verfahren der automatischen Bild- und Texterkennung, welche die Katalogisierung dieser Massen deutlich vereinfachen würden. Ein Verzeichnis der digitalisierten Bestände (Zentrales Verzeichnis Digitalisierter Drucke, ZVDD) der einzelnen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen ist im Aufbau. Derzeit sind sich alle sicher, dass die DDB Ende 2011 online geht und wachsen wird. Dazu sollen Bund und Länder jährlich 2,6 Millionen Euro beisteuern. Diese Summe reicht für die Entwicklung und den Betrieb der Internetseite der DDB. Nicht finanzierbar sind damit jedoch weitere Digitalisierungen.

Die Finanzierung der neuen Digitalisierungen ist das größte Problem der DDB. Frankreich stellt dafür nach einem Beschluss von 2009 750 Millionen Euro zur Verfügung. Deutschland? Da ist an so eine Summe nicht zu denken. Da wird gekleckert statt geklotzt, so dass beispielsweise die Mitarbeiter im Fontane-Archiv ihre Fehler längst ausgebügelt haben wollten und die zu gering aufgelösten Bilder erneut eingescannt und die Katalogisierung abgeschlossen haben wollten. Doch es fehlt an Personal dafür und so werden ihre Digitalisate wohl nicht Teil der DDB.

Und nicht alle Kultureinrichtungen und Museen haben ein wirkliches Interesse, Teil der DDB zu werden und ihre Bestände in ausreichender Auflösung zugänglich zu machen. Hier denkt man über Zugangshürden nach, damit die Einnahmen auch zukünftig stimmen. Kritisch äußerte sich z.B. der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Prof. Hermann Parzinger zu dem Gedanken, alles kostenfrei zugänglich zu machen. Er benötigt eine Refinanzierung der Angebote, um seine Objekte zugänglich und erhalten zu können. So müssten neben den technischen und strukturellen Problemen auch ideelle Einstellungen gelöst werden. Von urheberrechtlichen Dingen will ich hier erst gar nicht sprechen, denn die Historie allein wird einen Erfolg der DDB meiner Meinung nach nicht möglich machen. Otto Normalverbraucher erwartet mehr als nur Nachweise und „alte“ Kulturschätze.

Quelle,
Ehrich, Isso: 2011 geht ein Jahrhundertvorhaben ans Netz: die Deutsche Digitale Bibliothek, Märkische Allgemeine

Eine öffentliche digitale Bibliothek für Deutschland ein Muss

So unklar wie die Zukunft der Bibliothek ist, ist doch klar, dass sie dennoch auch in digitaler Form vorliegen muss – nicht sollte und nicht könnte, sondern MUSS. Dass Texte in Zukunft digital sind, kann man sich bei dem bereits heute digitalen Texteaufkommen und dem Hype ums E-Book denken. Die Bibliothek muss sich dieser digitalen Zukunft stellen. Die digitale Zukunft heißt nicht, dass das Gebäude Bibliothek, die gemütlichen und stolzen Lesesäle oder unsere Buchkultur, wie wir sie heute kennen verschwinden, aber die Aufgaben der Bibliothek werden sich ändern. Die Bibliothek muss heute Schritt halten mit der digitalen Revolution und ihre Funktionen anpassen. Sie werden Horte des Wissens bleiben, des alten Wissens, auch des neuen Wissens. Das gelingt jedoch nur, wenn sie den Zugang zu allen Formen der Text- und Wissensproduktion gewährleisten kann. Doch momentan muss man ängstlich zuschauen, wie Bibliotheken zunehmend vom aktuellen Wissen abgehängt werden. Dies geschieht an verschiedenen Fronten.

Für Ulrich Johannes Schneider stehen die Zeichen für ein baldiges Gelingen derzeit nicht gut. Er bezeichnet das Versagen der Bibliotheken und der sie stützenden Institutionen als eklatant. Es gibt mit der „Deutschen Digitalen Bibliothek“ (DDB) ein im Dezember 2009 auf höchster politischer Ebene beschlossenes Projekt, welches dieses Jahr starten soll. So richtig losgehen wird es für die DDB wohl erst 2011. Diese digitale Bibliothek soll wie „Google Books“ alles Gedruckte, ob Zeitschrift oder Buch, von Gutenbergs Zeit an zugänglich machen. Ein Jahrhundertprojekt, das vor unlösbare Aufgaben oder die Quadratur des Kreises gestellt wird, wirft man einen Blick auf die Anforderungen, die zu bewältigen sind. Hier mal ein Teil der aufgestellten Forderungen/Ziele des Jahrhunderprojekts DDB1, 2:

  • Attraktives Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger
  • Komfortabler und weitestgehend kostenfreier Zugang
  • Zentraler Zugang zu Informationen aus über 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen (Bibliotheken, Archive, Museen etc.)
  • Alternative für Autoren und Verlage zu „Google books“
  • Nur unter Wahrung des geltenden Urheberrechts

Weiterlesen

  1. Über das Projekt DDB []
  2. Deutsche Digitale Bibliothek []

Die Deutsche Bibliothek und deutsches Kulturgut

Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) ist als eine ‚angemessene Antwort‘ auf Google Books geplant. Google hat mit seinem Digitalisierungsprojekt „Google Books“ den Anstoß gegeben, jeden noch so kleinen Aspekt zu digitalisieren. Man will dem US-Konzern mit der Gründung der DDB entgegenarbeiten. Einen ersten Versuch startete man ja bereits mit der „Europeana“, die bereits Ende 2008 online ging. Der Versuch, die Kulturgüter des eurpäischen Kontinents, das schon in verschiedensten digitalen Sammlungen vorliegt, zugänglich zu machen, entwickelte sich leider damals zu einem technischen Fiasko und über fehlende Volltextzugänge spürt man noch heute die Verärgerung.

Zur Zeit befindet man sich in der Planungs- und Konzipierungsphase der DDB, aber bereits Mitte 2011 soll dieses Internetarchiv fertig sein. In dieser Digitalen Bibliothek sollen die Bestände aus über 30.000 Kultur-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen in digitalisierter Form und vernetzt auffindbar gemacht werden.

Frei nach dem Werbespruch einer großen Tageszeitung ‚Schenken Sie Ihren Kindern schlaue Eltern‘ müsste der Spruch, auf das riesige Digitalisierungsvorhaben von Bund und Ländern umgemünzt, ‚Schenken Sie Ihrem Staat schlaue Bürger‘ heißen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Projekt DDB ‚einen Quantensprung in der Welt der digitalen Information‘. Um im Wettlauf mit anderen Nationen in der Wissens- und Informationstechnik nicht zurückzubleiben, wurden Planung und Konzipierung der Bibliothek in die Hände des renommierten Fraunhofer-Instituts gelegt. Die Abteilung ‚Intelligente Analyse- und Informationssysteme‘ soll für eine kluge Umsetzung der Grundidee sorgen. Von Wichtigkeit ist dabei, wie genau Wissen abgespeichert werden und abrufbar sein soll.

Für die Vernetzung der Inhalte sollen auch sogenannte ’semantische Technologien‘ entwickelt werden. Als Vorbild dient das ‚Theseus-Programm‘ des Bundeswirtschaftsministeriums. Computer erkennen bei Suchanfragen die Bedeutung der eingegebenen Worte und suchen nicht mehr nur die Buchstabenkombination. Zudem sollen so die Begriffe in einen größeren Kontext gesetzt werden, d.h. bisher kognitive Fähigkeiten sollen von der Suchmaschine der DDB auch nachvollzogen werden, sprich Dinge in einen Bezug zueinander setzen zu können.

Bis das jedoch möglich sein wird, müssen die nationalen Kulturgüter, ob aus der Musik, der Wissenschaft, der Literatur usw. digitalisiert werden. Dazu zählen Schriften, Musik, Noten, Gegenstände der bildenden Kunst, Filme usw. Die Daten sollen multilingual und multimedial aufbereitet werden. Die Digitalisate sollen unter www.deutsche-digitale-bibliothek.de zugänglich gemacht werden. Dort wird momentan das Projekt vorgestellt werden. Später sollen dort auch virtuelle Rundgänge durch Museen und dreidimensionale Skulpuren zu besichtigen sein.

Man wirbt um Vertrauen mit dem Versprechen, dass bei der Sammlung und Digitalisierung alle Urheber- und Leistungsschutzrechte uneingeschränkt gewahrt werden sollen.

‚Im Unterschied zu Google werden bei der DDB die Rechte-Inhaber zuerst gefragt und dann wird gehandelt – dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar‘, erklärte Bernd Neumann. Seine Kritik bezieht sich wohl vor allem auf Google Books. Wegen der unautorisierten Verbreitung digitalisierten Schriftguts hat das US-Unternehmen eine noch laufende Sammelklage amerikanischer Verlage am Hals.

Wenn man im Ergebnis dann mit den geweckten Erwartungen und den vorgestellten Möglichkeiten von Google nicht mithalten kann, wird es wohl eng für staatlich organisierte Digitalisierungsprojekte. Hier kann sehr viel Vertrauen auf Seiten der Wirtschaft (Rechteinhaber) und verspielt und die Erwartungen von Forschern, Bibliotheken usw. sehr enttäuscht werden. Das Urhberrecht ist wohl der problematischste Stolperstein, weil von der Lösung dieses Problems auch die technische Umsetzung (z.B. Rechtemanagement) abhängt und die finanzielle Ausstattung (Vergütung von Rechteinhabern, Lizenzierung usw.) der DDB abhängt.

Quelle:
Kreissl, Julia: Deutsches Kulturgut im Internet bei M&C

Das Projekt Deutsche Digitale Bibliothek

Der Startschuss zur Deutschen Digitalen Bibliothek ist gegeben. Online soll die Bibliothek 2011 gehen, bleibt die Frage, ob Deutschland so ein Projekt an finanziell wirklich stemmen kann. Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen hat sich da so seine Gedanken gemacht und ich mir jetzt auch.

Zum Zeitpunkt:
In der Politik sind endlich alle auf Linie gebracht und befürworten den Ausschluss Deutschlands vom größten Digitalisierungsprojekt bisheriger Zeiten. Dass die Buchbranche die Atempause durch das neue Google Book Settlement begrüßt, ist ein Schlag ins Gesicht ihrer wissenschaftlich ausgerichteten Kunden. Das ist ein anderes Thema, denn zumindest glaubt man jetzt, erstmal Atem holen zu können. Die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen der europäischen Antwort auf Google Books – sprich der Europeana – wird viel Kraft, Ausdauer und rechtliche sowie finanzielle Unterstützung benötigen. Sogleich erklingt das Lied: Wer soll das bezahlen, wer …

Politische Struktur
Wir alle bedauern inzwischen anscheinend die föderale Struktur in Bezug auf Bildung und Kultur. Bis Bund, Länder und Kommunen sich geeinigt haben, können Jahre ins Land gezogen sein und aus ehemals guten Ideen sind nur noch Minimalkonsense geworden, die an sich nur noch scheitern können. Keiner der Beteiligten wird bei den zu erwartenden Kosten zugunsten eines Allgemeininteresses, das von Fachleuten formuliert worden ist, von seinen Wünschen und Vorstellungen zurücktreten.

Finanzielle Struktur
Finanziell steht die DDB auch nicht auf sicheren Beinen. Zwar sind Infrastruktur und Betrieb gesichert, doch sind dies ja nicht die einzigen Kosten, die da auf alle zukommen. Wer finanziert die Digitalisierung, die Lösung von Archivierungsproblemen, den Zugang? Das gesamte Projekt muss zudem in Einzelprojekte zerstückelt werden, um förderwürdig durch die DFG zu werden. Sicherlich wird auch das ein oder andere Bundesland ein wenig durch Sonderprogramme zuschießen, aber die DDB ist ein langwieriges Projekt, das nachhaltig finanziert werden muss und das in Zukunft viele Mitarbeiter benötigen wird, die ihr Können (Langzeitarchivierung, Zugang, technische und fachliche Betreuung, Weiterentwicklung, etc.) beisteuern müssen. Sicherlich kann man hier auch andere Projekte gut verankern, z.B. Nestor, aber das muss dauerhaft passieren. Private Geldgeber sind sicherlich gut für Projektfinanzierungen, z.B. für die Massendigitalisierungen. Ob Google hier einsteigen wird, ist fraglich aus meiner Sicht, aber ob es besser wird mit den Abhängigkeiten, wenn Microsoft, Amazon oder andere vielleicht interessierte Großkonzerne einsteigen, ist wohl eher fraglich.

Struktur „Bibliothek“

Eine Chance ist die DDB für libreka! und die Verlage. Libreka! wäre als Volltextplattform der geeignete Partner, um über lieferbare Titel zu informieren, und die Verlage könn­ten ein Modell zur kommerziellen Nutzung digitaler Buchinhalte entwickeln, das dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit dient.

In der DDB eine Chance für libreka! zu sehen, halte ich derzeit eher für fraglich. Die Volltextplattform muss eher als Vorbild dienen, wie man die ganze Sache möglichst nicht aufzieht. Außerdem ist es aus bibliothekarischer Sicht schwierig, die DDB in eine weitere Verkaufsplattform für Verlage zu verwandeln. Bibliotheken verkaufen nichts. Ihre Aufgabe ist es nach Gisela Ewerts und Walther Umstätters Definition „unter archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten publizierte Information für die Benutzer [zu] sammel[n], ordne[n] und verfügbar [zu] mach[en]“.1. Natürlich spricht nichts dagegen, Libreka! als ein weiteres Informationsmittel in die DDB zu integrieren, aber es muss hier deutlich werden, wo der Schwerpunkt der BIBLIOTHEK liegt.

Für Geschäftsmodelle könnten sich die Verlage ja ein Vorbild an PaperC nehmen, wo kostenlos online lesen auch von Zuhause aus möglich ist und der Druck aus diesen Büchern nur gegen Gebühr erlaubt ist. Doch würde bei PaperC auch niemand von einer Bibliothek sprechen. Ein Einzwängen der DDB in Leseterminals hingegen sollte am besten gleich vergessen werden, denn damit scheitert das Projekt. Um den Informationsbedürfnis der Gesellschaft Rechnung zu tragen, muss man auch die finanziellen Grenzen vieler Mitbürger beachten. Wer Geld verlangt für die Nutzung dieser Bibliothek, ohne soziale Härtefälle zu beachten, verschließt vielen die Tür zu Informationen.

Quelle:
Roesler-Graichen, Michael: Gretchenfrage Finanzierung, Börsenblatt.net

  1. Ewert, Gisela, Umstätter, Walther: Die Definition der Bibliothek, Bibliotheksdienst 33. Jg. (1999), H. 6, S. 966 []