Aus aktuellem Anlass: Der Europäischen Tag der Sprachen und was die Hauptbücherei Wien hierzu anbietet

Obviously, there is diversity, but Europe is a union of diversity. Jean-Pierre Raffarin

Was macht eigentlich Ihre Bibliothek heute anläßlich des  “Europäischen Tags der Sprachen“? In der  Hauptbücherei Wien steht heute alles im Zeichen dieses europäischen Tages,  der die Vielfalt an Sprachen durch Workshops und mit Schnupperkursen in Wolof, Hebräisch, Arabisch, Russisch u.v.m. widerspiegelt. Im Jahr 2001 wurde das „Europäische Jahr der Sprachen” von der EU und dem Europarat erstmals ausgerufen, um Sprachenvielfalt zu fördern. Die Initiative der EU dient der Wertschätzung unterschiedlicher Sprachen und Kulturen mit der Intention sich Sprachkenntnisse anzueignen und auf die Vorteile der Mehrsprachigkeit hinzuweisen. Laut Martina Adelsberger, die für die Durchführung des “Europäischen Tags der Sprachen” verantwortliche Person, ist das Interesse an Schnupperkursen sehr groß.  Besonders beliebt waren im letzten Jahr die romanischen Sprachen, aber auch asiatische Sprachen wie Chinesisch oder Japanisch. Nahezu auf keiner Interesse stießen die Sprachen, welche bedingt durch Arbeitsmigranten ins Land Österreich kamen: Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch

We should never denigrate any other culture but rather help people to understand the relationship between their own culture and the dominant culture. When you understand another culture or language, it does not mean that you have to lose your own culture.”
Edward T. Hall

Ein weiteres Ziel, welches an diesem Tag der Sprachen verfolgt wird, ist Kindern das Bewußtsein für deren Muttersprache zu schärfen. Der Gedanke, dass jede Sprache gleich viel Wertschätzung erfahren sollte und das Beherrschen von Fremdsprachen eine Bereicherung darstellt steht dabei im Vordergrund.  “Geschichtenzeit” nennt sich die für Kinder ab 4 Jahren entwickelte Veranstaltungsreihe. Auf dem Kinderplanten der Hauptbücherei, “Kirango” genannt, werden am “Europäischen Tag der Sprache” Geschichten auf Deutsch und auf Tschechisch vorgelesen. Bei dem an diesem Tag angebotenen Workshop geht um die Mehrsprachigkeit, die den TeilnehmerInnen ein Gefühl dafür geben sollen, wie deren Mehrsprachigkeit in ihnen bereits vorhanden ist. An diesem Tag bietet die Hauptbücherei Wien Führungen an, in denen sie sich als “Ort der Sprache” darstellt. Als “Ort der Sprachen” präsentiert sich die Hauptbücherei im Rahmen einer Führung zum Thema Sprache. Hierbei wird auf den umfangreichen Bestand  Sprachlernmedien verwiesen und der Vielfalt an fremdsprachigen Filmen und Belletristik. Ein Mittel, um die Besucher für das Thema zu begeistern, ist das in Großbritannien weit verbreitete “Pubquiz”. Bei diesem Spiel gibt es verschiedene Teams, die Fragen rund um das Thema Sprache beantworten müssen. Für alle GewinnerInnen gibt es Preise wie etwa Sprachkurse, Büchergutscheine oder eine kostenlose Jahreskarte für die städtischen Büchereien Wiens. Weitere Highlight bei der die Volkshochschule Wiens und andere Institutionen beteiligt sind, ist die Lange Nacht der Sprachen, welche durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur finanziert wird und zum dritten Mal stattfindet.

Die Last mit der Anleitung

Eine Anleitung liefert jedes neugekaufte Gerät gratis mit, doch verständlich sind die wenigsten. Was dazu führt, dass der Konsument irgendwann verzweifelt vor dem Gerät steht und das einzige richtige tut: die schlecht Übersetzte Anleitung in die Ecke knallen und auf das berühmte Pinzip learning by doining hoffen oder jemanden anrufen, der was von der Sache versteht.
Woran wir in dieser Situation aber nicht denken ist, wie witzig diese Anleitungen aber manchmal auch daher kommen. Mit dieser Komik hat sich Jürgen H. Hahn auseinandergesetzt, ein schönes Buch zusammengestellt und das ganze veröffentlicht.

Und weil nicht nur ich finde, dass es Zeit wurde, dass sich mal jemand dieses Alltagsproblems annimmt, hat man dem Autoren und seinem Buch bei Spiegelonline einen Artikel gewidmet, inklusive einer Bilderstrecke .

Deutsch als Wissenschaftssprache

Der Deutsche Kulturrat kommt in seiner Presseerklärung vom 27.01.2009 zum Schluss: “Wissenschaftssprache Deutsch liegt im Sterben” und fordert daher “Konzepte zur Sicherung der Wissenschaftssprache Deutsch”. Die am Abend des 26.01.09 stattgefundene Anhörung des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestags zu Deutsch als Wissenschaftssprache zeigte, dass Deutsch als Wissenschaftssprache immer mehr an Bedeutung verliert. Der Kulturrat fordert, dass sich die Politik gegen diesen Verlust an kultureller Vielfalt stämmt und und nicht noch zu fördern.

Deutsch war einst in den Natur-, in den Ingenieur- als auch den Geisteswissenschaften weltweit die führende Wissenschaftssprache. Davon ist sie heute mit nur noch 1% im Bereich der veröffentlichten naturwissenschaftlichen Beiträge Lichtjahre entfernt. Deutsche Studierende sollen inzwischen von deutschsprachigen Professor auf Englisch unterrichtet werden. Der Kulturrat kritisiert, dass ein Verzicht auf Deutsch als Wissenschaftssprache die Aufgabe von Traditionen ist und es an einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen mangelt.

Ganz zurecht sieht der Kulturrat im Verlust der Wissenschaftssprache Deutsch auch einen Verlust an wissenschaftlichem Denken. Zu sehr ist das Wissenschaftsdenken sprachkulturell geprägt.

Auf lange Sicht wird so der Wissenschaftsstandort Deutschland eher leiden als international anschlussfähig

In einer fremden Sprache lassen sich Feinheiten nicht so gut darstellen wie in der Muttersprache, d.h. auch wichtige Feinheiten können nicht in einer Form kommuniziert werden, die ihre Bedeutung entsprechend hervorhebt und unterstreicht.

Zurecht warnt Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann:

„Das Festhalten an der Wissenschaftssprache Deutsch hat nichts mit Deutschtümelei oder gar Nationalismus zu tun. Ganz im Gegenteil, es geht um die Sicherung der kulturellen Vielfalt und den Erhalt kultureller Eigenständigkeit.”

So notwendig das Festhalten an einer deutschen Wissenschaftssprache ist, müssen auch andere Probleme bedacht werden.

Michael Seadle deutet in seinem Blog auf die andere Seite des Problems:

The language problem affects library publications. German language library journals simply are not read outside of Germany, except by a few German subject specialists, and many of Germany’s best library authors write in English for international journals because they want a broader audience for their ideas. Does this mean that the German-only journals are doomed to a local-only significance? It is hard to argue that the answer is not “yes”.

In welcher Form sollte Wissenschaft sich mit diesem Problem auseinander setzen? Deutsche Konferenzen nur noch in Deutscher Sprache? Wie soll die Politik reagieren? Gesetzliches Festschreiben von Sprachstandards (natürlich Deutsch) für wissenschaftliche Veröffentlichungen geförderter Forschungsergebnisse? Und wie sollten Bibliotheken ihren Bestand aufbauen? Deutsch ausgerichtet oder doch verstärkt englischsprachig?

1 2