Die Discovery-Beziehungskrise

Anne Christensen hat vor etwa einem Jahr diesen Vortrag in der Staatsbibliothek zu Berlin gehalten und setzt sich kritisch und interessiert mit dem Thema Discovery Systeme und Bibliotheken auseinander. Die 45 Minuten lohnen sich.

Einfluss Discovery Systems auf eJournal Nutzung

A Large-Scale Longitudinal Study of the Effect of Discovery Systems on Online Journal Usage

Welchen Effekt haben die eingesetzten Discovery Systeme auf die Nutzung elektronischer wissenschaftlicher Zeitschriften?

Die Ergebnisse sind überraschend und daran schließen sich weitere Fragen. Sind die Ergebnisse bei EBSCO Discovery deshalb so schlecht, weil die Nutzer nicht mehr auf die Verlagsseiten weitergeleitet werden, sondern in den Datenbankangeboten von EBSCO verschwinden? Warum haben die verschiedene Discovery Systeme unterschiedliche Auswirkungen auf die Nutzung der Journals? Gehen thematisch enge Journals (Journalanbieter) unter oder werden sie besser sichtbar? Wie erklären sich die Unterschiede bei den Discovery Systemen und ihren Auswirkungen auf die Nutzung der Journals? Ist der Anteil der Vermittlung durch Bibliotheken wirklich nur bei 12.4 Prozent? Welchen Einfluss hat die Größe der Bibliothek auf die Veränderung der Nutzung durch Einsatz eines Discovery Systems? Welchen Einfluss hat die Möglichkeit, wenn der Nutzer gleich auf den Volltext zugreifen kann?

#bibtag14 – Noch ein paar Reflektionen

Den folgenden Beitrag habe ich für die Nachbereitung des 103. Bibliothekartages in Bremen für Arbeit verfasst. Ich habe ihn hier leicht verändert nochmal gepostet, da doch das ein oder andere drin enthalten ist, was ich so noch nicht in meinen anderen Beiträgen zum #bibtag14 hier geschrieben habe.

Bibliothekartag 2014 hieß für mich dieses Jahr nicht unbedingt Vorträge besuchen, sondern eher Vorträge zu halten.

Bereits am Dienstag stellte ich im Rahmen der Zukunftswerkstatt mit OpenBiblioJobs ein Projekt vor, das unabhängig von Verbänden und Informationseinrichtungen, als Stellenbörse einen guten Mehrwert für arbeitsuchende Kollegen und Kolleginnen darstellt und auch das Versprechen hält, dass Arbeitgeber, die dort ihre Stellen verzeichnen, sich eine bessere Wahrnehmung ihrer Stellenangebote sichern können. Einen Bericht dazu und den Vortrag finden Sie hier.

Am Mittwoch bestand die Hauptaufgabe des Tages darin, eine neue OpenAccess-Zeitschrift zu gründen. Mit Informationspraxis sollen Beiträge aus der Praxis ihren Weg in eine größere Öffentlichkeit finden. Nach dem Motto „Von der Community für die Community“ gibt es keine klassischen Herausgeberpersönlichkeiten, sondern Themenherausgeber, die für ein bestimmtes Themenfeld Verantwortung übernehmen. Wir waren überrascht, mit welcher Aufgeschlossenheit und welchem Engagement diesem Projekt begegnet wurde und wird. Parallel dazu kündigte auch der VDB eine nach klassischem Muster herausgegebene OpenAccess-Zeitschrift an. In <o-bib> (Das Offene Bibliotheksjournal) wird voraussichtlich Ende Oktober bis Mitte November die erste Ausgabe erscheinen, welche den klassischen Konferenzband zum Bibliothekartag ersetzen soll. Da wartet zukünftig also viel Lesestoff auf uns.

Fachlich interessant sind für mich auch immer wieder die Beiträge zur Informationskompetenz. Den Mittwoch habe ich genutzt, um mir anzuhören, womit sich die Kollegen in Dresden, an der TIB/UB Hannover beschäftigen und was es mit dem „Bibliothek als Third Space“ auf sich hat. Eine wichtige Erkenntnis war dabei für mich, dass wir die Bibliothek und ihre Angebote nicht zum Selbstzweck instrumentalisieren dürfen, sondern dass es darum geht, den Nutzer in den Fokus zu stellen und mit unseren Angeboten seine Bedürfnisse zu treffen. Wenn wir z.B. den Katalog umständlich schulen müssen, dann ist provokativ gesagt, eben nicht der Nutzer zu „dumm“, sondern es gibt erheblichen Verbesserungsbedarf an unserem Katalog.  Dies hat meine Kolleing in ihrer Zusammenfassung bereits sehr schön ausgedrückt, denn letztlich:

Für die Bibliothekskunden sind wir eher Mittel zum Zweck (Eine Vortragende sprach von dem „Lebensabschnittsgefährten“ Bibliothek), letztendlich wollen die Nutzer zum Produkt.

Noch aus meinem Aufgabenspektrum bei der UB der Helmut-Schmidt-Universität heraus, wo ich an der Einführung des Discovery Services HSUfind beteiligt war, ergab sich mein Vortrag am Donnerstag. Zum Thema Resource Discovery Systems (RDS) [z.B. Summon, EBSCO] gab es dieses Jahr viele Vorträge auf dem Bibliothekartag. Unter einem RDS versteht man dabei eine Suchmaschine, die über einen Index sucht, der Metadaten aus Bibliothekskatalogen, Datenbanken usw. zusammenführt. Auf diese Weise lassen sich von einem Nutzer heterogene Datenbestände sehr einfach – eben wie bei Google – durchsuchen und Bibliotheken, die ein RDS anbieten, gehen mit diesem Angebot einen großen Schritt auf ihre Nutzer zu, die aus einer Google-Welt kommen. Den Beitrag „Discovery Systeme – Fluch oder Segen für Bibliotheken“ habe ich zusammen mit meiner Fachkollegin Anja Knoll von der UB der Leuphana in Lüneburg gehalten und wir haben versucht darzustellen, dass eben nicht nur die Technik sich ändert, sondern auch das mentale Modell hinter der Suche.

Sehr interessant finde ich den Beitrag von Petra Keidel und Friederike Borchert der Bibliothek TH Wildau, die sich im Rahmen von Discovery Systemen mit der Sacherschließung auseinander gesetzt haben. Sie zeigen, dass Thesauri und normiertes Vokabular, anders als es immer wieder in Gesprächen mit KollegInnen in Bezug auf die neuen Suchmöglichkeiten zu hören ist, noch nicht obsolet sind. Unter dem Motto „Greifen Sie ruhig zu, es ist genug da!“ beschäftigten Sie sich mit der Bereitstellung eines normierten Wortschatzes (Thesaurus) im Kontext von Bibliotheken und ihrer elektronischen Umgebung. Der Beitrag am Donnerstag lief leider parallel zu meinem, sodass ich ihn nicht hören konnte, aber ich finde ihn so interessant, dass ich an dieser Stelle einfach auf die Folien hinweisen möchte. Anders als die beiden vorher genannten RDS beruht ihr System WILBERT auf einer Eigenentwicklung des KOBV und ist besonders gut für Spezialbibliotheken geeignet.

Ein Highlight für mich war dann auch der Stammtisch der FachInformationsUnterstützungsEinrichtungen der Bundeswehr, bei dem ich zu den im Wiki und in den Gesprächen mit den KollegInnen des FIZBw kursierenden Namen die ersten Gesichter kennenlernen durfte. Das hat mich sehr gefreut. In den Gesprächen bekam ich deutlich mit, dass die Bibliothekswelt aus der ich komme und die bibliothekarische Welt, in die ich mit meinem neuen Job gerutscht bin, zwar zwei sehr ähnliche, aber doch in manchen Voraussetzungen sehr ungleiche Welten sind. Ich bin gespannt auf mehr Entdeckungen.

Bibliothekartag #bibtag14 – Discovery als Abenteuer und Herausforderung

Ein großes Thema waren auf dem diesjährigen Bibliothekartag Discovery Systeme, fast schon Mainstream könnte man sagen, wenn man bedenkt, dass die Beiträge im Hanse-Saal, dem größten Saal des Bremer Kongresszentrums, stattfanden. Und genau dahinein waren Anja und ich mit unserem Beitrag „Discovery Systeme – Chance oder Risiko für Bibliotheken? – Eine Diskussion zum Für und Wider“ gerutscht.

Wir haben uns auf das Wagnis eingelassen, keinen üblichen Beitrag zu halten, wo zwei Personen vorne stehen und einer das Für und die andere das Wider vorstellt, da für uns deutlich wurde, dass so einem Beitrag etwas Wichtiges verloren geht, nämlich die Zusammenhänge. Daher haben wir uns für ein Gespräch entschieden, das sicherlich in dieser oder jener Form, mehr oder weniger enthusiatisch bzw. skeptisch auch in einer Bibliothek geführt wird/wurde, in der es um das Abenteuer der Einführung eines Discovery Systems geht oder wo ein solches System gerade eingeführt wird/wurde. Anders ließe sich die Komplexität des Ganzen nicht widerspiegeln.

Wir haben dieses Gespräch oft geprobt, Anja in Hamburg, ich schon in Bonn. Vierhunderfünfzig Kilometer Enterfernung waren Dank Skype doch kein zu großes Hindernis, so dass dann die 4,50 Meter auf der Bühne keinen wirklichen Abstand mehr darstellten und vielleicht nur die gegenseitigen Positionen unterstrichen. 😉 Damit stellte die kleine Technik-Hürde – Pult-Mikrophone und Tischmikrophone mit kurzem Kabel – für uns beide zumindest nicht so ein wirkliches Problem mehr dar.

Hier nun unsere Folien zum Vortrag, die Anja natürlich nochmal auf den OPUS-Server des BIB hochladen wird.

Um auch den Zusammenhang des Gesprächs aufrecht zu erhalten, gibt es hier auch noch unseren Text dazu zum Nachlesen:
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[To Read] #3 ’13

Bild: Antje Schröter, Pixelio.de

Hartmann, Thomas (2013): Mantra Rechtssicherheit. In: LIBREAS.Library Ideas, Jg. 9, H. 1 (22).

Thomas hat sich in diesem Beitrag eines Themas angenommen, das wir uns doch so sehr wünschen: Rechtssicherheit. Es gibt keine grauen Zonen mehr bei unserer Arbeit, wo wir das Risiko eingehen verklagt zu werden. Wir können uns auf Pragrafen berufen und sind uns sicher, uns passiert nix, wenn wir uns dran halten. Aber ist das wirklich so gut? Sollte alles in Stein gemeißelt sein, nur damit wir uns „trauen“ zu arbeiten?

In seinem Beitrag macht Thomas deutlich, wie Recht(ssicherheit) entsteht und warum es manchmal vielleicht sogar ganz gut ist, wenn etwas Grauzonen behält.

Strategiekommission und AG Medienkultur & Bildung der GfM: „Medienkultur und Bildung“ : Positionspapier der GfM, 2013

Medien sind Teil unserer Kultur, bestimmen sie sogar und müssen daher zunehmend auch Teil der Bildung sein. Die GfM fordert daher für die schulische und außerschulische Medienbildung eine Qualifizierung der Lehrenden inkl. der Berücksichtigung von Erkenntnissen der Medienwissenschaft und Medienpädagogik. Inhalte sollen formell und informell konzipiert vermittelt werden und in alle Prozesse schulischer und außerschulischer Bildung integriert werden. Dazu ist es notwendig, dass das Lehrpersonal über eine grundlegende medienwissenschaftliche Qualifizierung verfügen, z.B. als Teil der Lehramtsausbildung. Gefordert wird außerdem, dass entsprechende Weiterbildungsangebote geschaffen und wahrgenommen werden sollten und Medienkultur und -bildung Teil des lebenslangen Lernens wird.

Askey, Dale: Giving up on discovery, Taiga Forum, 17.09.2013

Discovery ist ein derzeit heftig diskutiertes Thema in Bibliotheken. Dale Askey beschreibt zwei Probleme, die sich dabei bezüglich Discovery ergeben. Ursache für die Überlegungen ist die immer geringer werdende Nutzung unserer bibliothekarischer Suchangebote und ihre


(Kleiner Disclaimer zur Serie [To Read])

Verbessern Discovery Systeme die Informationskompetenz?

Auf der Tagung des Netzwerks Informationskompetenz Hessen zum Thema „Discoverysysteme“ habe ich gestern folgenden Vortrag gehalten:

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027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur ist online

Heute ist die zweite Ausgabe von „027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur“ (ISSN: 2296-0597) online gestellt worden.  Nach der ersten Ausgabe im Mai diesen Jahres unter dem Titel „Bibliothek 2.0 am Ende?!“ (Bd. 1, Nr. 1 (2013)) geht es diesmal um „Die Farbe des Katalogs“ (Bd. 1, Nr. 2 (2013)). Auch ich durfte einen Artikel beitragen.

Inhalt der zweiten Ausgabe

Die Zeitschrift ist eine reine Open Access-Zeitschrift und alle Beiträge stehen unter einer CC BY-Lizenz