Hugh McGuire (TEDxMontreal): “The Blurring Line Between Books and the Internet”

Hugh McGuire hat in den letzten Jahren viel über neue Buchpublikationsmodelle geforscht. McGuire macht in dem folgenden Vortrag anhand verschiedener Argumente deutlich, weshalb Bücher und das Internet bald eins werden könnten. Auch das Leseverhalten wird sich weiter ändern und die Bewertung dessen, was als wertvoll und “druckenswert” erachtet wird, könnte in nächster Zeit einen Wandel erfahren.

Gelesen in Biblioblogs (22.KW’12) – Vertretung Lesewolke

Spät, aber nicht vergessen…

Das Blog “Nachrichten für Öffentliche Bibliotheken in NRW” weist auf eine ganze Reihe Videos hin, welche auf welche man durch das Seminar „Moderne Bibliothek: Mobile Bibliotheksangebote/-dienste fürs Web2.0” aufmerksam geworden ist, z.B. “Die Welt der QR-Codes” oder “Ask a Librarian The Movie“.

Ein anderes Video wurde ebenfalls in der Bibliosphäre die vergangene Woche oft geteilt. Der Live-Mittschnitt des Professorentalks “Heilige Kühe schlachten” auf dem 101. Bibliothekartag. Im Mittelpunkt der Paneldiskussion standen dabei die Tabuthemen der Bibliotheksbranche. Der BIB hat zudem eine Liste mit weiteren Videos zum Bibliothekartag zusammengestellt. Über den BIB können Sie auch auf die bereits veröffentlichten Beiträge des Bibliothekartages zugreifen.

Heinz Pampel weist auf eine Petition zur Förderung von Open Access in den USA hin. Die Petition kann auch von Nicht-Amerikanern unterzeichnet werden. Mit nur wenigen Mausklicks ist die Unterzeichung der Petion auf der Website “We The People” möglich. Sollten bis zum 19. Juni 25.000 Unterschriften zusammenkommen, muss die US-Regierung konkrete Maßnahmen zur Förderung von Open Access ergreifen. Dies würde ein deutliches Zeichen für “Open Access” bedeuten.

In Archivalia beschreibt Klaus Wendel den Einsatz eines MediaWikis als “eine ideale Erschließungssoftware für Archive, Museen und Bibliotheken“. Als Vertreter einer Firma zeigt er, wie man mit OpenSource-Software archivgerechte Erschließungslösungen schaffen kann.

Das DBV-Blog weist zudem auf das “IFLA- Hintergrundpapier zur E-Ausleihe“, in dem die verschiedenen Sichten von Verlagen und Bibliotheken zusammengefasst, das E-Book an sich definiert, sowie rechtliche Rahmenrichtlinien für die Bereitstellung Ausleihe betrachtet werden. Zudem werden grundsätzliche Forderungen, welche Bibliotheken an die Lizenzverträge stellen sollten, benannt.

Overdue, Penguin und wie die Amazon E-Book-Leihe zum Problem wird

Juli letzten Jahres berichtete ich “Amazon wird zum e-Lehrbuch-Verleih“.

In den USA wirbelte nun eine damit verbundene Entscheidung der Verlagsgruppe Penguin, die Geschäftsbeziehung zu OverDrive zu beenden, viel Staub auf. Das bedeutet:

Penguin, which only offered backlist e-book titles for library lending, is terminating its contract with OverDrive, the library digital vendor, and starting February 10 will cease to offer any of its e-books or audiobooks to libraries. Penguin is negotiating a “continuance” agreement that will allow libraries that have already purchased Penguin e-books to continue to loan them.

Das verärgert nicht nur Bibliothekare und sondern auch Autoren der Publikumsverlagsgruppe. Vergangenen Freitag kündigte Penguin OverDrive an, keine E-Books für die bibliothekarische Ausleihe mehr zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung wurde den Kunden in einer E-Mail begründet.

Überraschung? Nein, denn bereits November letzten Jahres reduzierte Penguin seine Angebote für OverDrive auf E-Books und digitale Hörbücher aus der Backlist. Der Schritt wird unter anderem wie folgt begründet:

For Penguin, that issue was OverDrive’s relationship with Amazon. A 2011 arrangement made library lending possible on the Kindle. Publishers have objected to the library loans being executed through Amazon’s servers — imagine walking into your public library then finding yourself at the Target checkout counter.

Außerdem wurde es Bibliotheksbenutzern mit einem “Kindle” unmöglich gemacht, Bücher von Penguin über ihre Bibliothek auszuleihen. Ganz sieht es so aus, als ob hier Penguin ein Problem mit dem Konkurrenten Amazon auszufechten hat und man dies über die Macht der Bibliotheken und ihrer Zulieferer klären möchte.

Penguin besteht darauf, dass die E-Books aus Sicherheitsbedenken heraus nicht über WLAN auf den Kindle heruntergeladen werden darf. Die Nutzer müssen die Bücher über einen Computer und dann das USB-Kabel auf das entsprechende Kindle-Gerät herunterladen. OverDrive reagierte, aber:

In November, Overdrive briefly suspended Kindle lending for Penguin titles, then restored it on a temporary basis, “until the end of the year.”

Ganz möchte man bei Penguin auf den Bibliotheksdienstleister OverDrive, dessen enge Zusammenarbeit mit Amazon Kindle von Penguin als problematisch erachtet wird, nicht verzichten und verhandelt trotz gekündigtem Verlag weiter. OverDrive muss aber um den Verlagspartner kämpfen, denn die Verlagsgruppe Penguin spricht auch mit anderen Anbietern. Den Bibliotheksmarkt ganz zu verlassen, kommt nicht in Frage.

Vor einem Dreivierteljahr wurde die Kooperation von OverDrive und Amazon als ein wichtiger Schritt angesehen, wenn es um die Zugänglichmachung von E-Medien ging, denn

(…) seitdem können die Nutzer einer städtischen Bibliothek auch E-Books für den Kindle ausleihen. Nach Angaben von Amazon nehmen bereits mehr als 11.000 Bibliotheken in den USA an dem Programm teil.

Vorbehalte gegen dieses Angebot von Amazon im Speziellen und den Verleih von E-Books im Allgemeinen gibt es vor allem seitens der großen Publikumsverlage. So haben sich bereits Verlage wie Simon & Schuster und Macmillan von OverDrive verabschiedet, so dass ihre E-Books vorerst nicht in den amerikanischen Bibliotheken ausleihbar sind. Die Leser werden aufgerufen, sich mit ihrem Protest direkt an die Verlage zu wenden.

Dass die Bibliotheken über die Entscheidungen von Penguin und der anderen Verlage nicht froh sind, ist gut verständlich, da E-Books zunehmend nachgefragt werden und die Zahl der Aggregatoren, über die E-Books für die Bibliotheksausleihe bestellt werden können, nicht sonderlich hoch groß ist.

In den USA laufen entsprechende Verhandlungen auch direkt zwischen der ALA und den Verlegern, um Bibliotheken nicht von der E-Book-Welt abgeschnitten zu sehen.

While publishers and libraries share a common mission to bring authors and readers together, it is also clear that we have some goals that diverge. It is these differences that lead to varying views in the library and publishing worlds of business models and overall short- and long-term strategies.

Offensichtlich werden ensprechende Interessen z.B. bei Elsevier. Dies bring Verlage dazu, ihre Bibliotheksangebote (nachträglich) wieder einzuschränken. Vor wenigen Tagen zeigte Elsevier, dass in dieser Hinsicht bei E-Books noch viel Potential für Verlagseinnahmen liegt, welches man gerne selbst abschöpfen möchte. So versucht der wissenschaftliche Verlag Einnahmen über eine LehrbuchFlat für Studenten zu erzielen. Arm dran die Studierenden, die sich nicht für jeden Verlag eine entsprechende monatliche Flat leisten können.

Mehr dazu:

Für Öffentliche Bibliotheken – keine Alternativen zur Onleihe

Die Zahl der Öffentlichen Bibliotheken, welche die Onleihe nutzen wächst und wächst. Hier ein paar Links zu Zeitungsbeiträgen der letzten Wochen:

Die Stadtbibliotheken Wernigerode und Ilsenburg freuen sich, wie derzeit viele andere Bibliotheken, über die Möglichkeit, ihren Nutzern die Onleihe anzubieten.

Noch immer gehen Öffentliche Bibliotheken sehr unkritisch (regider Kopierschutz, künstliche Verknappung von Information, althergebrachte und somit teure Geschäftsmodelle u.a.) mit den neuen Möglichkeiten der Online-E-Book-Leihangebote um, aber manchmal muss man ihnen wohl zugute halten, dass sie kaum keine Alternativen zur Onleihe haben. (Oder gibt es inzwischen Angebote von Verlagen, die speziell für öffentliche Bibliotheken geeignet sind und die nicht über die Onleihe bzw. in manchen Fällen Ciando abgewickelt werden?)

Da wird mit Dingen geworben, die dem Netzeinheimischen nachdenklich stimmen:

Und das Beste: “Das Zurückgeben kann gar nicht erst vergessen werden”, so Klaus Grünberg, Chef der Stadtbibliothek Wernigerode. “Denn nach 14 Tagen werden Bücher automatisch zurückgegeben, also ihre Daten zum Ende der festgelegten Ausleihfrist gelöscht.”

Aber so langsam möchte man bei Öffentlichen Bibliotheken von “Opfern” einer verfehlten Verlagspolitik sprechen. Hier bestehen immer noch Berührungsängste und so fehlen passende Geschäftsmodelle besonders für Bibliotheken. Dabei scheinen die Lösungen der Onleihe in Hinsicht auf das verwendete Digital Rights Management alles andere als sicher zu sein, glaubt man der Studie “Gutenberg 3.0 – Ebook-Piraterie in Deutschland“. Die technischen Schwierigkeiten, die immer wieder auftreten, sind das nächste Problem und werden häufig ebenfalls durch das restriktive DRM verursacht. Weitere Zugangsbeschränkungen zur Information gibt es auch durch die Plattformabhänigkeiten, welche durch das verwendete DRM-System entstehen, wenn auch die Onleihe-Formate inzwischen für einige E-Book-Reader (für Kindle-Leser heißt es: Draußen bleiben!) und einige Smartphones (Android, Apple) verwendet werden können.

Bei den Kosten, die für die Erstausstattung mit dem Angebot der Onleihe anfällt, ist es fraglich, ob es manchmal nicht sinnvoller ist, bei “herkömmlichen Medien” zu bleiben und vielleicht verstärkt auf kostenfreie Angebote im Netz hinzuweisen, um das Ziel, junge Leser zu den Bibliotheksangeboten zu locken, zu erreichen. Nicht immer zahlt sich die Investition aus, wie das Beispiel in Thüringen verdeutlicht.

Bei allem ist glaube unumstritten, wir brauchen eine bibliothekarische Plattform für den Zugang zu E-Books und E-Papern, aber strittig ist, ob wir eine Plattform für die Ausleihe digitaler Medien benötigen. Die Onleihe, die laut Mittrowann eine “weitgehende Alleinstellung” auf dem Markt besitzt, zeigt im Gegenzug auch, dass “eine klare Abhängigkeit vom Angebot der Verlage und ihrer Bereitschaft, diese an ein Ausleihmodell zu lizensieren” besteht. (vgl. Mittrowann, Andreas: Die Onleihe – eine Plattform zur Ausleihe digitaler Medien, Preprint der “Bibliothek Forschung und Praxis”, S. 8.) Die geforderte “ausdrückliche Befürwortung seitens der Bibliothekswelt ist so zweischneidig wie das Angebot der Onleihe selbst. Sicherlich benötigt die Onleihe und damit auch die Bibliotheken den Börsenverein als Befürworter auf ihrer Seite, um E-Medien-Angebote für Bibliotheken gängig zu machen, andererseits passiert durch die fehlende Konkurrenz und Monopolstellung der DIVIBIB wenig, was das Angebot für Bibliotheken und vor allem ihre Nutzer attraktiver macht.

PS: Auf den Beitrag von Mittrowann bin ich über das folgende Blogposting und die vielen dazugehörigen Kommentare aufmerksam geworden.
Plieninger, Jürgen: Kritisches/informatives zur Onleihe, netbib weblog, 07.01.2012
Schade nur, dass man, um es mal im “graf’schen Stil” zu sagen, meine Beiträge hier im Blog und bei Plan3t.info zur Diskussion Onleihe, DRM, Geschäftsmodell etc. so ziemlich ignoriert hat.

Onleihe-Diskussion in den Blogs (Auszug):
netbib weblog
Archivalia
Infobib
Freischwebende Aufmerksamkeit

Amazon wird zum e-Lehrbuch-Verleih

Mit “Amazon als digitale Universitätsbibliothek” stellt der Buchreport.de Amazons neues Verleih-Angebot für US-Kunden vor. Angekündigt hatte Amazon dieses neue Angebot bereits am 20.April diesen Jahres. Jetzt ist es möglich, Lehrbücher für den Kindle-Reader oder mit der entsprechenden Kindle-App Lehrbücher zu entleihen.

Kindle Textbook Rental offers the ability to customize rental periods to any length between 30 and 360 days, so students only pay for the specific amount of time they need a book. Students can also easily extend any rental period in increments as small as one day or choose to purchase the book they are renting at any time.

Nach Dauer dieser “Leihe” richten sich die unterschiedlichen Preismodelle. Angefertigte Notizen und markierte Inhalte bleiben aber auch nach Ablauf der Leihfrist verfügbar, so dass die Zitate und Randbemerkungen auch später genutzt werden können. Bei einer erneuten Ausleihe des elektronischen Lehrbuch werden diese dann dank Whispersync wieder nutzbar.

“We’re excited that millions of Kindle customers will be able to borrow Kindle books from their local libraries,” said Jay Marine, Director, Amazon Kindle. “Customers tell us they love Kindle for its Pearl e-ink display that is easy to read even in bright sunlight, up to a month of battery life, and Whispersync technology that synchronizes notes, highlights and last page read between their Kindle and free Kindle apps.”

Dieses Mietangebot gilt nur für Lehrbücher von Verlagen, die diesem Modell zugestimmt haben. Beteiligt sind derzeit u.a. „John Wiley & Sons“, „Elsevier“ und „Taylor & Francis“. Leihbar werden sollen diese Bücher über die Angebote der am “Kindle Library Lending”-Programm beteiligten Bibliotheken werden. Bis Ende des Jahres sollen dies 11.000 Bibliotheken sein.

Erste Erfahrungen seit dem Jahreswechsel sammelte der Konzern in den USA mit einer Leihfunktion, bei der US-Kindle-Bücher-Besitzer ihre E-Books für 14 Tage an Freunde und Bekannte verleihen können. Die verleihbaren Bücher sind entsprechend gekennzeichnet und der Empfänger des E-Books wird von Amazon per E-Mail informiert. Der Eigentümer des E-Books kann in dieser Zeit nicht auf das Buch zugreifen.

Realisiert werden soll diese Mietfunktion mit OverDrive, einem der führenden Anbieter für digitale Bibliothekslösungen.

Okay, zwei kleine Probleme habe ich mit der Überschrift von Buchreport -“Universitätsbibliothek” und die damit fast implizierte Gleichsetzung von Verleih und Leihe. So mag sich also jede Hochschulbibliothek nicht angesprochen fühlen und jede städtische allgemeinwissenschaftliche Bibliothek, die theoretisch auch Lehrbücher verleiht… Zum Glück bieten aber alle Bibliotheken einen Service, der über das Angebot von Amazon hinausgeht, z.B. durch eine entsprechende Auswahl, ggf. inhaltliche Erschließung und die Möglichkeit zur Beratung.

Das zweite “Problem” ist das Wort Verleih, dass in so enger Verknüpfung mit Bibliothek und Buch eine Verwechselung mit Leihe geradezu heraufbeschwört. Bibliotheken verleihen Bücher(- d.h. sie tun es in der Regel bei den meisten Medien kostenlos, nur wird für Videos, Videospiele und Bestseller in öffentlichen Bibliotheken manchmal eine Gebühr(!) erhoben.1) und tun dies bei Lehrbüchern kostenlos. Das Verleihangebot von Amazon ist eher eine Vermietung von Lehrbüchern. Es wird ein Mietzins für einen bestimmten Zeitraum entrichtet, bevor das E-Book dann genutzt werden kann.

Durch diesen Service, der über Bibliotheken angeboten wird, wird die Bibliothek als Einrichtung zum verlängerten Serviceportal von Amazon. Eine kritische Betrachtung, wie diese Angebote2 in das eigene Angebot von Bibliotheken einbezogen wird, halte ich für dringend notwendig. Ergänzend sind sie sicherlich zu begrüßen, aber eine Integration in den Katalog ohne Kennzeichnung, dass für eine wirkliche Nutzung (Miete, Kopierfunktion) Daten und Kosten an den Verlag übermittelt werden müssen, würde ich ablehnen. Wir als Bibliotheken sind kein Händler für Verlagsprodukte! Schwierig genug, dass althergebrachte Beschränkungen der analogen Welt auf diese Angebote übertragen werden.

Weitere Informationen:
Save up to 80% with Kindle Textbook Rental – Amazon

Quellen:
Students Can Now Save Up To 80% with Kindle Textbook Rental, Presseerklärung von Amazon
Kindle-Programm wird um Lehrbuch-Verleih erweitert : Amazon als digitale Universitätsbibliothek, Buchreport.de
Amazon to Launch Library Lending for Kindle Books, Presseerklärung von Amazon, 20.04.2011
Amazon USA ermöglicht freien Zugriff auf E-Books der Bibliotheken : Virtueller Verleih 2.0, Buchreport.de

  1. Bei Lehrbüchern aus wissenschaftlichen Bibliotheken ist mir eine solche Gebühr bislang nicht bekannt. []
  2. In Deutschland würde ich PaperC und UTB-studi-e-book mit ihren Angeboten in eine vergleichbare Liga wie das Verleihangebot von Amazon stecken. []
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