Der Börsenverein will es einfach

Kann der Börsenverein und Libreka mit ihrer neuen E-Book-Offensive eigentlich beim Kunden punkten? Sind die neuen Geschäftsmodelle für den Leser geeignet? Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen beleuchtet den Start des E-Books in Deutschland.

Umständliche Downloadprozeduren könnten jedenfalls die Kunden abschrecken.

Schon dieser Satz an sich ist ein Allgemeinplatz für mehr oder weniger geübte Internetnutzer. Das Internet verlangt einfache und schnelle Strukturen. Die Breitbandangebote machen aus uns mehr denn je ungeduldige Kunden. Sekundenschnell soll es gehen und mit wenigen Mausklicks. Das “könnte” verkennt die Situation. “Umständliche Downloadprozeduren schrecken jedenfalls Kunden ab”, müsste die Erkenntnis sein und diese hätte man mit ein wenig Internet- und Menschenkenntnis im Vorfeld wissen können oder sogar müssen.

Man kann sich mit technischen Innovationen schwer tun und auch scheitern, aber so neu ist ja diese Innovation nicht mehr. In Amerika zeigt ein Händler wie Amazon, wie man es gut macht. Auf ein Scheitern zu setzen, heißt auch, dass man ganz auf dieses Projekt hätte verzichten sollen oder sich zumindest hätte Zeit lassen sollen.

Die Frage, wie schnell sich E-Books dank der neuen E-Book-Lesegeräte verbreiten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die hier im Blog bereits mehrfach diskutiert worden sind (z.B. hier, hier und hier). Sicherlich sind in dieser zweiten Offensive die Chancen höher, aber gerade Unklarheiten in Bezug auf Formate und Digitalem Rechtemanagements und auch das verschwindend geringe Angebot deutscher E-Books-Titel sind deutliche Hindernisse für den Erfolg des E-Books. Sicherlich kann man hier auf den Erfolg des Kindle-Reader von Amazon schauen, der aber doch mehr als eine viertel Million Titel als Rückenstärkung hat. Hier hört ein Vergleich der Märkte auf. Nur auf die positive Resonanz des Sony Readers zu hoffen, ist gefährlich. Wenn der leere Reader nicht mit Büchern gefüllt werden kann, weil sie zu teuer sind, sich schlecht herunterladen und auf den Reader spielen lassen, lässt so einem Luftgebilde schnell die heiße Luft entweichen. Optimismus ist nötig, aber er muss auch gut unterfüttert werden.

Kopfzerbrechen werden in den nächsten Monaten das Rechtemanagement und die Titeldistribution machen: Beide Prozesse verhindern wegen ihrer Umständlichkeit, dass das Geschäft mit E-Books im großen Maßstab in Gang kommen kann.

Auf eine iTunes-Lösung (=Kindle-Lösung) zu hoffen, ist keine Lösung des Problems, um auf Dauer den E-Book-Hype am Laufen zu halten.

Bleibt es bei den angebotenen Geschäftsmodellen, wird die Versuchung, sich illegal zu bedienen, übermächtig werden.

Eine offene Lösung mit einem sogenannten »weichem« Kopierschutz via digitalem Wasserzeichen oder Fingerprints ist hier sicherlich eine vielversprechendere Lösung, die mit guten Preisen, einer einfachen und kompfortablen Bedienung der Downloadportale und E-Book-Reader-Software untermauert werden muss. Auch sollte man die diversen weitergehenden Nutzungsfunktionalitäten gedruckter Bücher nicht aus dem Blick verlieren. Nicht alle lesen Romane.

Quelle:
Roesler-Graichen, Michael: Der Kunde will einfache Prozesse via Börsenblatt.net


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Google umwirbt Sony

Google hat sich ja bis jetzt im E-Book-Reader-Markt noch gar nicht zu Wort gemeldet. Doch jetzt meldet sich der Suchmaschinengigant und umwirbt Sony mit einem Geschenk von 500.000 E-Books. Damit kann Sony darauf hoffen, dass seine Reader eine wirkliche Konkurrenz zum Kindle werden. In den USA bietet Amazon für seinen Reader derzeit 600.000 Bücher zum Download an.

Sony kann da mit 500.000 Büchern gut mithalten. Für Europa heißt dies, dass man auch hier noch sehr viele Bücher anbieten kann.

Sony kündigt dieses riesige Geschenk als

einen “logischen Schritt [an], um mehr Menschen mehr Bücher zu bringen, um Information überall und auf jedem Gerät verfügbar zu machen”. Die offizielle Ankündigung von Google steht noch aus – für Donnerstagnachmittag ist eine Telefonkonferenz geplant.

Google unterstützt eine offene Plattform für den Zugang und die Darstellung von Büchern. Man möchte sich deshalb nicht auf einen Technologie-Anbieter festlegen. Ziel ist es, den Menschen überall auf der Erde die Welt der Bücher zugänglich zu machen. Viele der Bücher bei Google sind mit einer speziellen Software in durchsuchbare Textdateien überführt worden. Die lassen sich auch mit dem Google-Betriebssystem Android auf dem Handy lesen. Bei diesem Anspruch ist es natürlich mehr als folgerichtig, die Dateien nun auch auf anderen Geräten zur Verfügung zu stellen.

Associated Press gibt an, dass die Bücher, die in einem passenden E-Book-Format angeboten warden, aus der Zeit vor 1923 stammen. Hier kann Google davon ausgehen, dass diese Bücher in der Public Domain liegen.

Die meisten Bücher bei Google Books liegen als PDF vor und werden jetzt von Google im Epub-Format zur Verfügung gestellt. Dadurch lassen sie sich auf dem Sony Reader besser darstellen. Nachteilig für das Sony-Gerät gegenüber dem Kindle erweist sich die fehlende Drahtlosverbindung, so dass man immer wieder auf den Computer oder ein anderes Download-Gerät angewiesen ist.

Libreka, die deutsche E-Book-Plattform krankt ja nicht nur an einer unmöglichen Usability sondern auch an einer zu geringen Anzahl von herunterladbaren Büchern im PDF-Format. Bücher im Epub-Format lassen sich noch auf sich warten. Bei gemeinfreien E-Books bietet sich das Projekt Gutenberg an.

Für das Epub-Format ist die Allianz von Google und Sony ein Vorteil. Damit könnte sich ein offener Standard durchsetzen. Dies wäre ein Nachteil für Amazons Kindle, dessen proprietäres Format nicht von anderen Lesegeräten dargestellt werden kann. Amazon isoliert sich derzeit, zumal Amazon anderen Anbietern verbietet, Bücher in diesem Format zu veröffentlichen.

Quellen:
E-Books: Sony verbündet sich mit Google gegen Amazon via heise online
Google schenkt Sony 500.000 Bücher, Spiegel online

Zitat unkommentiert

[Zitat] Unkommentiert – 1999

„Der Versuch, Texte in reine Datenströme aufzulösen, geht nicht auf.“

Thomas Hettche – 1999 Tester der ersten Generation von E-Book-Lesegeräten und sein Fazit zu E-Books (Quelle)

Die Buchbranche und die Digitalisierung.

Thomas Hettche gehört zu den E-Book-Lesegeräte-Testern der frühen Stunde (1999) und stand E-Books sehr skeptisch gegenüber. Doch seit damals hat sich bei den Geräten sehr viel getan. Ging es damals noch darum, ob man Bücher überhaupt auf einem Gerät lesen will, ist jetzt folgende Frage im Focus der Betrachtung gerückt: Ist die Buchindustrie bereit, den entscheidenden Schritt weg von der “Papierliteratur” zu wagen. Hettche sieht dabei in den E-Book-Readern ein kurzlebiges Übergangsprodukt. Die Menschen lassen sich ungern zum Kauf eines Single-Use-Produkt verführen, wenn sie E-Books auch auf preiswerten Multi-Use-Geräten lesen können.

Wer meint, dabei handele es sich nur um ein weitere Ausgabeformat, übersieht, dass das E-Book – und mit ihm die digitale Bereitstellung der Bücher in den Verlagen, die Volltextsuche im Netz etc. – in einen Gesamtprozess gehört, der das gesamte System aus stationärem Buchhandel, Literaturkritik, literarischen Institutionen, Autorenlebensläufen grundsätzlich in Frage stellt.

Der Roman hat sich durch sein ideales Packmaß als Form durchgesetzt. Durch die Digitalisierung wird sich nun auch die literarische Form grundsätzlich verändern. Von der Veränderung betroffen sind Buchhändler und Schriftsteller. Doch es wird kein wirkliches Vakuum entstehen sondern neue Formen. Daher sollte man nicht so naiv sein und glauben, E-Books seien reine Abspielgeräte. Dieser Eindruck entsteht jedoch, wenn man die Beschreibungen mancher E-Book-Lesegeräte liest. Dies wäre beispielsweise eine Kritik am Txtr, der nur Dateien anzeigen und ein bißchen Musik abspielen kann. Möglichkeiten, um Texte z.B. zu annotieren scheinen nicht vorgesehen zu sein.

Im Jahr 2000 sprach man bereits über Hypertext-Literatur, aber diese literarische Experimente blieben recht unbeachtet. Inzwischen sind jedoch die Menschen weit mehr an das Lesen am Bildschirm gewöhnt. Das fremde Netz von damals ist heute häufig der erste Anlaufpunkt für (aktuelle) Information.

Das […] gedruckte Buch längst zu etwas Anachronistischem geworden in unserer Welt – ich liebe es dafür.

Rezepienten und Produzenten müssen darauf reagieren. Den Lesern fällt das viel leichter als den Autoren, die kaum auf das reagieren was da im Netz passiert. Ein Beispiel ist Stephen King. Aber viele Autoren sind eher verunsichert und verängstigt, wozu auch eigene Interessenvertreter wie VG Wort und Börsenverein mit beitragen.

Hettche trauert dem nach, was an Vielfalt der Literaturlandschaft verloren gehen könnte, die gebildeten Buchhändler mit ihren vollgepfropften Läden, eine differenzierte Literaturkritik in allen Medien und vor allem trauert er einem neugierigen literarischen Publikum nach. Er befürchtet, diese Neugier und eine breite Kenntnis könnten verloren gehen durch die Digitalisierung. Auch die Verlage, die trotz aller wirtschaftlichen Zwänge an guten Büchen festhalten, würden darunter leiden. Diese “natürlichen Partner für einen Schriftsteller” würden bereits jetzt schon langsam verloren gehen, zumal vielen Autoren entsprechende “Skills” fehlen, um die Notwendigkeiten digitaler Medien zu meistern und sich im Netz so zu präsentieren wie Herr King.

95 Prozent aller Schriftsteller wird das aber nicht gelingen, zumal die Aufmerksamkeitsökonomie des Netzes ganz andere skills erfordert als die klassischen Vertriebsformen, in denen der Verlag Agent des Autos [sic!] ist.

Und was ist an dieser Stelle mit all den neuen Möglichkeiten und den neuen Formen, den neuen Chancen, Dinge zu entdecken? Nun ja, der Zugang wird differenzierter und diversifizierter. Zur Zeit bleibt nur, die Möglichkeiten zu beobachten und zu beurteilen und eben neue Marketingstrategien zu entwickeln. Dies macht Amazon als großer Buchhändler den anderen Markteilnehmern bereits vor.

Amazon ist der Anbieter von Dienstleistungen angefangen von der Vermarktung über die Digitalisierung bis zum Vertrieb. Gefährdet dies jetzt allerdings die Verlage? Passiert hier zur Zeit ein Paradigmenwechsel? Amazon ist nur Distributor und nicht an den Inhalten oder einer literarischen Öffentlicheit interessiert. Aber das lässt sic wohl auch über die Verlage sagen, die alles verlegen, dessen sie habhaft werden können.

[Amazon] entwickelt vielmehr so eine Art literarischen Center-Parc im Internet, einen dieser künstlichen Urlaubsorte mit überdachter Tropen-Atmosphäre, in diesem Fall für Leser, d.h. genauer: für Bücherkäufer. Auch, wenn sich dort bald Schriftsteller wie Leser austauschen und vielleicht besser werden informieren können als im stationären Buchhandel und in den Zeitungen, bleibt doch der Fakt, dass – so, wie Einkaufsmalls überall die öffentlichen Plätze ersetzt haben – Amazon dabei ist, das zu ersetzen, was bisher „literarische Öffentlichkeit“ hieß.

Ob das nun die Angst vor den neuen Möglicheiten ist? Skepsis ist gerade bei den fragwürdigen AGBs vieler “amerikanischer” Anbieter sicherlich angebracht. Wir werden globaler. Hettche kritisiert auch die halbherzig betriebenen öffentichen Digitalisierungsinitiativen, so dass eben an Google scheinbar keiner mehr vorbeikommt. Autoren sehen Googles Umgang mit den Urheberrechten recht kritisch. Das Urheberrecht ist eine der zentralen gesellschaftlichen Vereinbarungen, denn es schützt die berechtigten Interessen der Urheber, schützt aber auch die berechtigten Interessen seitens der Allgemeinheit, gerade an einem freien Zugang zur Information. Aber gerade die sehr engen Schranken und urheberrechtliche Unsicherheiten sind mit Ursache an der sehr schleppenden Digitalisierung.

Diesen Ausgleich einem Quasi-Monopolisten zu überlassen, scheint mir heikel; es gäbe schon Gründe für die Enteignung von Google.

Die Digitalisierung der Bücher stellt neue Anforderungen an das Urheberrecht von heute, das so bei digital verbreiteten Büchern nicht mehr durchgesetzt werden kann. Hettche glaubt, dass der derzeitige Wandel, die Büchse der Pandora öffnet. Er sieht, dass Digital Rights Management keine Lösung ist und er glaubt, dass die Literatur es noch schwerer als die Musi haben wird, seinen Rechtschutz auch dem Nutzer zu vermitteln. Mal wieder wird hier die Geschichter der Raubdrucke bemüht und betont, dass die Idee der Originalität schon damals schwer zu verteidigen war. Allerdings muss man auch sehen, dass gerade der rege Handel mit KOPIEN den Erfolg des Mediums Buch ausmachte. Könnten neue Modelle des Vertriebs die Interessen der Autoren schützen, wie etwa Abonnements oder Flatrates? Für Hettche ist das eine Entwertung seiner Arbeit.

Der Erfolg wird zunehmend duch die Leser bestimmt, die beispielsweise Bücher auf Amazon oder in Büchercommunities bewerten. Der Leser kommt dem Autor so näher. Die Kommentare werden wichtiger als die Literaturkritik durch die klassischen Kritiker. Dadurch verschwinden Hierarchien und eine auf Qualität ausgerichtete Kultur.

Inhaltlich bedeutet das: Die Kommentare auf Amazon sind fast immer reine Geschmacksurteile, die sich durch keine Kenntnis des Autors, des Themas, des literarischen Hintergrundes, ja nicht einmal des Textes, auf den sie sich richten, ausweisen müssen. Wobei sich die Hoffnung, die Vielzahl der Stimmen mendele – Stichwort Schwarm-Intelligenz – die Dummheit schon heraus, leider nicht erfüllt.

Die Konkurrenz der Plattformen sorgt noch zusätzlich dafür, dass Mechanismen der Qualitätssicherung außer Kraft gesetzt werden. Das Markenbewusstsein stirbt und so manches Blog kann bei Google bspw. vor der New York Times gelistet sein oder im Ranking stehen. Das ist vielleicht auch ein Grund für die finanziellen Schwierigkeiten von Zeitungen.

Die Veränderungen sind aber noch immer nicht wirklich in der Diskussion bei Verlagen und Autoren. Sie kommt aber in Subtexten vieler Debatten vor. Man wagt sich das Problem nicht wirklich anzusprechen, weil es dadurch scheinbar realer wird. Es finden aber bereits jetzt erhebliche Verschiebungen aufgrund der Digitalisierung und der sich ändernden Rahmenbedingugen statt.

Was wird aber mit der Literatur im Netz passieren? Nun, sie wird wohl nicht verschwinden, zu sehr wird sie genossen. Es werden wohl neue Formen literarischer Kunst entstehen, andere jedoch als die in der gedruckten Welt. Sprache ist noch immer das wunderbarste Medium zur Beschreibung der Welt und unserer Hoffnungen und Ängste.

E-Books – und das ist das Interessanteste an diesem Beitrag – sind nicht mehr die Angebote auf CD-ROM. Sie werden nicht mehr vom Internet getrennt. Mit großer Selbstverständlichkeit wird hier davon ausgegangen, dass der Vertriebsweg über das Internet führt. Betroffen macht mich allerdings der fehlende Mut und die abwartende Haltung. Gerade junge Autoren sollten doch den Mut finden, sich dem neuen Medium zu stellen.

Quelle:
„Das gesamte System wird in Frage gestellt“ Daniel Lenz im Gespräch mit Thomas Hettche, Buchreport online

System- und Formatkrieg?

Der Tagesspiegel titelt „E-Book ist nicht gleich E-Book“ und wenn man die Berichtserstattung rund um Bücher und E-Books betrachtet, möchte man meinen die Leipziger Buchmesse hätte diesesmal bereit auf der IT-Messe CeBIT in Hannover begonnen. Da wurden eine Unmenge von E-Book-Lesegeräten vorgestellt, z.B. der eSlick mit Foxit-Software auf Linux-Basis, der Berliner txtr Reader mit Open Source-Software und WLAN, das BeBook :engl: .

Diese E-Books werden sich auf den Literaturbetrieb auswirken. Einmal werden technikaffine Leser jetzt duch die erheblich größere Auswahl an E-Book-Lesegeräten doch eher zum Kauf eines solchen Gerätes animiert. Dafür muss aber auch ein enstprechende Angebot an E-Books geben. Die Entwicklungen in dieser Hinsicht sind vielversprechend. Leider konkurrieren auch seh unterschiedliche Formate um die Gunst der Leser.

In der Praxis heißt das: Wer einen Sony-Reader kauft, entscheidet sich zugleich gegen den digitalen Buchkauf bei Amazon – egal, wie attraktiv die Angebote sein mögen. Und wer sich nach dem Kindle-Start in Deutschland für das Amazon-Gerät entscheidet, hat bei den vielen anderen Shops das Nachsehen.

Die Bindung ist langfristig, denn man kann die einmal erworbenen Bücher nicht auf ein anderes Lesegerät eines anderen Herstellers einfach so umziehen. Damit werden wohl auch die Kosten für die Verlage erheblich gesteigert, da sie ihre E-Books, wenn sie nicht exklusiv für einen Lesegerätanbieter produzieren wollen, in verschiedenen Formaten anbieten müssen.
Der Tagesspiegelt hofft, dass die die Wahrheit vielleicht zwischen den beiden derzeit reellen Alternativen Kindle und Sony liegen, nämlich bei dem neuen E-Book- Lesegerät „txtr“ aus Berlin.

Gemeinsam ist den meisten Readern ein fast taschenbuchgroßes Sechs-Zoll-Monochrom-Display mit E-Ink-Technologie. Diese soll ein nahezu ermüdungsfreies Lesen ermöglichen. Beim Verzicht auf die Hintergrundbeleuchtung müssen die Akkus extrem selten geladen werden. Über zusätzliche Speicherkarten kann der Speicherplatz erheblich ausgebaut werden.

Thalia und Libri.de setzen auf den Sony PRS-505-Reader, der ab dem 11. März für 299 Euro zu kaufen sein wird. Er kann PDF-Seiten, Word-Dateien u.a. Textdokumente darstellen und untersützt das offene E-Book-Format Epub. Hörbar werden MP3- und AAC-Dateien. Betankbar is das Gerät über einen Windows-PC, nicht jedoch über einen Apple-Computer. E-Books im Epub-Format werden online über Libri und Internetbuchhändler mit dem Libri-Shopsystem angeboten.

Bislang hatte Libri das Format Mobipocket favorisiert. Das läuft zwar auf einem Kindle von Amazon, nicht aber auf dem Sony-Gerät.

Wer heute ein neues Gerät kauft, kann leider das E-Book nicht kostenlos in ein anderes Format “umtauschen”, denn ein anderes Format wird von den Verlagen wie eine andere Ausgabe des Buches.

Für den Kindle von Amazon ist so gut wie jeder US-Bestseller in den USA verfügbar. Seit dem 23. Februar ist der Kindle 2 in den USA für 359 Dollar erwerbbar, allerdings steht der Marktstart in Deutschland noch nicht fest.
Per Mobilfunknetz lassen sich die neuen E-Books aus dem Amazon-Shop direkt aufs Gerät laden, ohne dass dafür ein Computer benötigt wird oder Zusatzkosten für den Download anfallen. Auch die umstrittene Vorlesefunktion ist ein Vorteil des Gerätes.

Wie Apple mit seinem iTunes-Musikshop nutzt Amazon aber ein spezielles Kindle-Format (AZW). Bücher im Epub-Format des Sony-Readers lassen sich mit dem Kindle ebenso wenig aufrufen wie die Titel, die über die Libreka-Plattform des Börsenvereins des deutschen Buchhandels mit dem Start der Buchmesse angeboten werden.

Libreka wird vorerst mit dem PDF-Format und vor allem mit wissenschaftlicher Literatur starten. Erst in einigen Wochen wird man verstärkt Belletristik im Epub-Format anbieten.

Gerade wegen des derzeitigen Formatedurcheinanders und den demnächst zu erwartenden weiteren Lesegeräten auf dem Markt empfiehtl es sich, noch ein wenig Geduld zu haben und weeitere Entwicklungen abzuwarten. So wird bspw.der “txtr” im Herbst auf dem Markt erwartet.

Der txtr arbeitet ebenfalls mit dem E-Ink-Display. Das Gerät ist auf wenige Bedienelemente beschränkt. Bücher können über WLAN oder Mobilfunknetze heruntergeladen werden und das offene Linux-Betriebssystem ermöglicht auch anderen Programmierern das System anzupassen. Auch wesentlich mehr Formate sollen auf dem txtr-Reader darstellbar sein. Auch für die Inhalte gibt es verschiedene Vorstellen. So sollen Bücher entweder über die Community- Seite txtr.com getauscht oder im dort integrierten Shop gekauft werden können.

Quelle:
Sagatz, Kurzt: „E-Book ist nicht gleich E-Book“ im Tagesspiegel


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Der elektronische Groschenroman

Jetzt muss es sehr schnell gehen. Es müssen Plattformen für elektronische Bücher her, um rasch ein legales Angebot aufzubauen. Der Buchhandel befürchtet, dass die Nutzer von elektronischem Inhalt sich den sonst aus illegalen Onlineangeboten besorgen wird. Dass Nutzer von Inhalten sich ihre Quellen suchen, hat man ja bereits beim Musikhandel beobachten können. Und seit dort legale Angebote auf dem Markt aufgetaucht sind, zeigt sich, dass man elektronische Inhalte auch über das Internet verkaufen kann. Nun, gleichzeitig wird gedroht, dass die Branche verstärkt illegale Onlineangebote zivilrechtlich verfolgen will. Sinnvoller wäre wohl eine verstärkte Sensibilisierung für Urheberrechte. Das kann man wohl ohne Drohungen und mit geschickten Geschäftsmodellen besser befördern als mit Angst 😉

Auch große Belletristikverlage, wie bspw. die Verlagsgruppe Lübbe, bekannt durch ihre Jerry Cotton-Romanhefte, prüfen jetzt, ob ihre Angebote sich für ein E-Book anbieten. Bei Lübbe erwägt man, die Romanheft- und sonstigen E-Commerce-Aktivitäten in einer neuen Firma Bastei Entertainment zu bündeln. Probweise möchte man die Romanhefte aus dem Bereich Sciene-Fiction-Serien als E-Book anbieten, weil bei ihnen internetaffinere Leser als bei anderen Romanheftbereichen vermutet werden. Dies soll in Kooperationen mit anderen Firmen bzw. Verlagen geschehen, welche bereits jetzt ähnliche Produkte für jüngere Leserkreise anbieten.

Lübbe verlegt derzeit etwa 90 Hardcover- undd ca. 320 Taschenbücher pro Jahr. Man beochbachtet den E-Book-Markt in Amerika bereits seit etwas über einem Jahr und sieht dort einen wachsenden Markt. Die dortigen Erwartungen sind geringer, als es der Hype ums E-Book momentan erwarten lässt.

Man spekuliert dort, dass mit E-Books in den nächsten vier bis fünf Jahren rund drei, aber höchstens vier bis fünf Prozent des Gesamtumsatzes gemacht werden.

Lübbe hat dennoch bereits die ersten 100 Titel als E-Book lieferbar und plant, zukünftig auch ihre zu erwartenden Bestseller-Neuheiten als als E-Book anzubieten. Allerdings werden in der derzeitgen Jahresplanung des Verlages für die nächsten drei Wirtschaftsjahre keine nennenswerten E-Book-Umsätze eingeplant.

Nun, es werden wohl auch kaum entsprechende Umsätze generiert, wenn der Kunde den Hardcoverpreis bezahlen soll.

In den Kalkulationen sind Printprodukte trotz der Druckkosten preiswerter als E-Book-Produkte. Dies liegt unter anderem an der noch geplanten geringen Auflage der E-Books, aber auch an Zusatzkosten. So kostet das Konvertieren der Druckdateien in ein ausgabefähiges Format pro Buch circa 300 bis 1000 Euro. Zudem fallen beim E-Book 19 Prozent Mehrwertsteuer an, beim gedruckten Buch sind es nur sieben Prozent.

Ich denke, da greife ich dann beispielsweise doch lieber zum Taschenbuch oder gehe in die Bibliothek, weil sich auf diese Weise ein E-Book-Reader für mich nie “amortisieren” würde, um einmal in der Sprache weiterzureden. Wenn ich ein Buch kaufe, halte ich etwas in der Hand und habe nicht nur eine Nutzungslizenz erworben.

Quellen:
“Buch preiswerter als E-Book” – Herbert Olbermann im Interview mit Verlagschef Thomas Schierack, in: Wirtschaftswoche
Sawall, Achim: Deutscher Buchhandel plant E-Book-Offensive, via golem.de

Wer die Zeichen der Zeit verpennt…

Preise runter! fordert Helmut Merschmann von der Verlegerbranche, die ihre E-Books zum gleichen Preis anbieten möchte wie ihre gedruckten Pendents.

Am 11. März 2009, einen Tag vor Beginn der Leipziger Buchmesse vom 12. – 15 März, soll die E-Book-Plattform bei Libri.de starten und auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels bringt mit Libreka eine eigene Plattform. Doch wie zukunftstauglich sind die Geschäftsmodelle eigentlich wirklich?
Als erstes zu bemängeln ist das E-Book-Lesegerät, dass man hier im Paket mit erhält. So wird es das langsam veraltete Sony-Modell PRS-505 sein, welches derzeit aktiv von Libri.de und Thalia vermarktet wird. Und wenn man derzeit einen Blick auf die E-Book-Lesegeräte wirft, die durch den Buchhandel unterstützt werden, kann man schnell zum Eindruck gelangen, außer dem Sony-Gerät und dem Kindle gäbe es keine Alternativen. Schauen Sie doch mal bei txtr (kommt erst noch auf den Markt), BeBook oder Illiad :engl: vorbei. Eine gute Übersicht zu E-Books und Readern gibt es in “Digitale Lesewelten” von PC News. Auch i- und G-Phone und so mancher PDA sind E-Book-tauglich.

Die Einführung des Sony PRS-505 wird durch eine passende Conten-Plattform-Offensive unterstützt. Libri.de startet am 11. März mit mehreren tausend Titeln der Bestsellersparte. Man setzt dabei bei auf den offenen Standard EPUB. Der Download wird kostenpflichtig angeboten. Beim Börsenverein macht man aus der Volltext-Suche Libreka ebenfalls ein E-Book-Portal. So will man eine Monopolbildung verhindern und schielt wohl dabei etwas neidisch und besorgtauf Amazon in den USA. Detlef Bluhm, Geschäftsführer der Landesstelle Berlin-Brandenburg im Börsenverein möchte, dass so alle Marktteilnehmer, Verlage wie Buchhandlungen, die Möglichkeit erhalten, am E-Book-Markt mitzuverdienen.

Nun, aus alten Fehlern hat man auch wohl zum Marktstart von Libreka nicht gelernt. Man möchte mit 5.000 digitalen Buchtiteln beginnen und zum Jahresende die Marke von 15.000 Titeln knacken. Das natürlich nur, wenn der Konsument genug Geld dafür ausgibt.
Wiedereinmal weiß man gar nicht im Vorfeld, ob ein ausreichender Markt vorhanden ist. Das mag Interessierte, die das Thema E-Book seit Jahren verfolgen, an alte Zeiten erinnern.

Bereits vor zehn Jahren, als überall euphorisch vom Rocketbook und Apples Newton die Rede war ([local] Das Zeitalter des elektronischen Buchs), blieb ein erhoffter Kaufrausch aus.

Sicherlich gabe es auch viele technische Gründe, wie eine unzureichende Lesefreundlichkeit durch zu kleine Bildschirme. Die ist mit dem heutigen E-Ink-Verfahren = flackerfreie Auflösung von bis zu 200 dpi einigermaßen gelöst sein. Allerding zu geringe Grauwertanzeige (Kindle 2 rühmt sich mit 16 Graustufen) und ein zeitverzögerter Seitenaufbau stören das gewohnte Lesevergnügen doch erheblich. Eine übliche Tageszeitung hat eine Auflösung von 120 dpi, ein Laserdrucker von 1200 dpi.1 Die Lesequalität ansich entspricht damit ungefähr der von herkömmlichen Papier in einem Buch.

Doch bei all der jetzigen Vorfreude auf die Einführung von E-Books stellt sich schon die Frage, warum Deutschland erst jetzt bedacht wird. Der Kindle 1 feierte seine Erfolge bereits seit November 2001 und nun ist seit dem 23. Februar auch der Kindle 2 auf dem Markt. Das liegt wohl vor allem an der sehr zögerlichen Haltung deutscher Inhalteanbieter. Wo man keine Inhalte erhält, macht das Angebot eines Lesegerätes keinen Sinn. So schnarchte der deutsche Markt lange dahin:

“In der Branche wird seit langem überlegt, ob und wie man mit dem Thema umgeht”, berichtet Detlef Bluhm. “Erst als in Amerika der Kindle herauskam, sind die deutschen Verlage richtig wach geworden. Bis man dann zu einer Strategie findet und eine Plattform wie Libreka aufbaut, vergeht eben viel Zeit.”

Mit einem Mal werden große Publikumsverlage und auch viele kleinere Fachverlage aktiv und befassen sich mit der Herstellung von E-Book. Es wird viel Geld in Serverarchitekturen, die Unformartierung von Büchern und auch in die Sicherheitsmechanismen, um so die Bücher vor elektronischen Diebstahl zu schützen. Dieses Geld will natürlich auch wieder eingespielt werden. Leider versucht man deshalb die Bücher zum gleichen Preis zu verkaufen wie Printbücher. Dabei gibt es für E-Books weniger anfallende Kosten, den Druck, Papier, Lagerung und ein Großteil Logistik enfallen. Vor diesem Hintergrund rechtfertigen Sie jetztmal die Preispolitik.

Detlef Bluhm gibt zu, dass E-Books eigentlich nicht unter die Buchpreisbindung fallen. Er begründet diese Art des Vertriebs aber wie folgt:

Man muss die Bücher jetzt erst mal einzeln verkaufen, weil die Investitionen so hoch sind. Betriebswirtschaftlich wäre es Wahnsinn, E-Books preiswerter anzubieten. Man spart zwar den Prozess der körperlichen Herstellung, hat aber ganz andere Vorlaufskosten. Von daher sind auch Subskriptionsmodelle preisbindungsrechtlich schwierig. Die Zeit ist auch noch nicht reif, um über solche Geschäftsmodelle nachzudenken.

Die Printbücher unterliegen in Deutschland einer hart verteidigten Buchpreisbindung. Der Börsenverein mahnt bei Verstöße ab und kündigte noch Anfang letzten Jahres an, die Verstöße jetzt wettbewerbsrechtlich zu verfolgen, was auch im Fall von E-Books getan werden soll, die Bücher reproduzieren oder ersetzen. Dieser Fall ist auch gegeben, wenn Bücher auf ein Lesegerät geladen werden.

Lizenzen für Netzwerke, Firmenkunden oder Bibliotheken sollen von der Preisbindung ausgenommen werden. Gleiches gilt auch für den Download einzelner Kapitel, wobei der Börsenverein ausdrücklich darauf hinweist, dass hier noch einige Fragen offen sind, die im Streitfall dann durch die Gerichte zu klären sind.

Die Rechtsabteilung des Börsenvereins wollte der Verlagsbranche bis Ende des Jahres 2008 eine Übergangsfrist einräumen, bis sich die Preisbindung für E-Books in der Branche rumgesprochen hat.
Ab Januar 2009 sollen nun jedoch Verstöße auf diesem Gebiet verfolgen.

Nun, die Buchpreisbindung ist aber, wie Herr Bluhm selbst darstellte, für E-Books und damit für die Verlage nicht bindend. Also könnten die Verlage die Bücher eigentlich preisgünstiger anbieten als ihre Print-Pendants, zumal man sich ja auch auf den Standpunkt stellen kann, dass es sich dabei um unterschiedliche Ausgaben handelt. Dazu braucht man wenig Einsicht und ein bißchen Willen, das so zu akzeptieren.

Dass man nicht bereit ist dazu zu lernen – die Musikbranche hat ja etliche Lehrbeispiele gebracht – will man im Verzicht auf einen Kopierschutz durch Digital Rights Management, d.h. Digital Rights Enforcement für deutsche E-Books beweisen. DRM würde den Umgang mit elektronischen Büchern verkomplizieren und den 100prozentigen Schutz gibt es nicht. Man setzt auf Forensisches Digital Rights Managment. Auf diese Weise soll es möglich sein, E-Books an Freunde zu “verleihen”, ohne dass man den gesamten Reader mitgeben muss. Die Sicherheit wird dabei mit einem Verlust von Anonymität bezahlt. Die eingebauten Wasserzeichen werden den Namen des Ewerbers, des Verkäufers und eine Vorgangsnummer in das E-Book integrieren.

In Sachen Piraterie gibt sich die Buchbranche traditionell abgeklärter als die Musikindustrie. Sie ist sich bewusst, dass bei Pirate Bay quasi alle gängigen Titel als handgescannte PDFs vorliegen. Als der Hörbuchverlag ein Jahr lang recherchieren ließ, wie viele illegale Exemplare eines Harry-Potter-Bandes im Netz kursieren, kam die stolze Zahl 256.000 heraus. Die Geschichte des Buchdrucks ist voller Beispiele für Piraterie: vom Jahrhunderte langen Abschreiben und Plagiieren bis zur Raubdruckszene in den 1968er-Jahren.

Merschmann wundert sich, dass sie Verlage nicht gleich den Mut aufbringen und von den iTunes-Stores lernen, die beweisen, dass nur kostengünstige digitale Angebote auf dem Markt bestehen. Die Plattform dort ist so erfolgreich, weil sie die Downloads preiswerter anbieten als die fertigen CDs. Diese Lösung sollte daher auch für die Verlage gelten:

Für die Verlagsbranche muss die Losung daher lauten: Preise runter. Sonst wird das nichts.

Beim Printbuch gibt es etwas, was die höheren Preise rechtfertigen könnte: Manche wollen eben etwas reales in der Hand halten, ob Buch oder CD. Für diesen Mehrwert könnte man eben auch mehr verlangen.

Schon im Fall von digitaler Musik bezweifeln manche, ob es sich hierbei – mangels Tauschwert – um Waren handelt, für die ein Preis verlangt werden kann. Bei digitalen Büchern verschärft sich dieses Problem. Fast scheint es, als würden Verlage darauf setzen, dass ihre Klientel zu alt für die Tauschbörse ist, anstatt junge Leser durch attraktive Angebote ins Boot zu holen.

Ob allerdings jüngere Leute dem Trend des Zweitbuches folgen, weil er stylisch im E-Book-Lesegerät daher kommt, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Quellen:
Richard, Johannes: E-Books unterliegen ab 2009 der Buchpreisbindung via Internetrecht-Rostock.de
Merschmann, Helmut: Die Verlagsbranche will elektronische Bücher genauso teuer anbieten wie gedruckte via Telepolis

  1. Mehr dazu: DolezalekWieviel Auflösung braucht ein Mensch?, Sonderdruck Nr. 7, Forschungsgesellschaft Druck, München 2002 []

Sonys E-Reader in Deutschland

Da zur Leipziger Buchmesse der erste E-Reader in Deutschland erscheint, widmet sich heute die Welt Kompakt diesem Thema. Im Artikel wird die Frage auf geworfen ob der Sony E-Reader das gedruckte Papier verdrängen kann. Laut Welt Kompakt spricht folgendes dagegen das er das physische Buch verdrängt:

1. Diebstahlfaktor:  Der Verlust des Readers ist für den Besitzer wesentlich teurer als wenn man ein Buch verlegt, verliert oder es einem gestohlen wird.

2. Badewannenfaktor: Wer kennt das nicht man liegt gemütlich in der Wanne und plötzlich entgleitet einem das Buch. Papier kann man trocknen, beim E-Reader hat man danach nur noch Schrott und auch in diesem Fall wird es teuer.

3. Freundefaktor: Man liest ein gutes Buch und will es an einen Freund verleihen. Dies ist mit dem E-Reader nicht möglich.

4.  Nostalgiefaktor:  Das stöbern im Buchladen und dabei das ein oder andere Buch in die Hand zunehmen, um rein zu lesen.  Und auch der typische Geruch des Buches geht verloren.

Diese Faktoren ließen sich mit Sicherheit noch ergänzen.  Doch wenn man den Preis des E-Readers bedenkt, sollte  man vielleicht erst mal abwarten wie sich  der Umsatz entwickelt bevor man vom Tot des Buches spricht.

Was sind gedruckte Bücher und was sind E-Books wert?

Noch ein bißchen was für die Diskussion Buch vs. E-Book, allerdings wirklich neue Argumente konnte ich nicht finden.

Buch E-Book
– man muss in einen Laden gehen + bequem Zuhause herunterladbar
+ gut ausgebaute Infrastruktur für den Vertrieb – monopolistische Strukturen für den Vertrieb
– Mehraufwand durch Schaffung von Mehrwerten: Autorenlesungen, Buch-Communities hosten, Autoren-Blogs, E-Mail-Kontaktpflege + maßgeschneidertes Marketing, direkte Verlinkbarkeit
+ bessere Archivierbarkeit – keine Sammelfähigkeit durch Probleme der Langzeitarchivierung
+ etablierte Formate und Hardware – inkompatible Formate und Hardware
+ verleihbar, verschenkbar, wiederverkaufbar – Abhängigkeit von Lizenzen – damit nicht verleihbar, verschenkbar oder wiederverkaufbar (rechtliche Unsicherheit)
+ etablierte Rechtsstandards (Urheberrecht, Erstverkaufsdoktrine, Gewohnheitsrechte) – jedes Recht muss explizit eingeräumt werden – kann Urheberrechtliche Schranken und Gewohnheitsrecht aushebeln, Erstverkaufsdoktrine umstritten
+ hohe Titelanzahl – geringe Titelanzahl
– keine besonderen Nutzerfeatures + Volltextsuche
+ einfache Bedienbarkeit – komplexere Nutzungsmodalitäten als beim Buch
+ keine technische Abhängigkeit – technische Abhängigkeit
+ keine Soft- und Hardware-Upgrades notwendig – notwendige Soft- und Hardware-Upgrades
– Umweltbelastung durch Papierherstellung – Umweltbelastung durch Elektroschrott, Stromgewinnung, Akkus
+/- höhere Kosten für neue Bücher (Vervielfältigung, Lagerung, Vertrieb), sehr geringe Kosten für gebrauchte Bücher +/- geringere Kosten als für neue Bücher (geringer Vervielfältigungs- und Lageraufwand) – keine Ersparnis gegenüber Gebrauchtbüchern

Quellen:
Printed Books vs. Digital Books:engl: via Squidoo.com
Booksellers Discuss the Value of E-books and Print Books:engl: via LISNews
E-book X-change:engl: via ShelfAwareness

[Diskussion] – Buch oder E-Book – Fortsetzung

Das ist wieder ein sehr lesenswerter Beitrag bei Tobias Zeumer auf Veweisungsform.de. Eigentlich wollte ich diesen Post als Kommentar hinterlassen, habe aber festgestellt dass dieser dann aber viel zu lang ausgefallen wäre. Ich werde hauptsächlich auf ein paar Punkte eingehen, wo ich denke, dass es da in meiner Argumentation Unverständlichkeiten gab.

[…] kann aber nicht das paralle Lesen in verschiedenen Artikeln oder Büchern (es sei denn man hat mehrere Lesegeräte 😉 ) ersetzen.

Die bezog sich auf die Wahrnehmungmöglichkeit von Texten. Die technische Lösung, die Herr Zeumer vorschlägt, klingt machbar:

Vielleicht gibt es auch noch so eine Art Tab wie im Browser bzw. der Taskleiste bei Windows, damit ich schnell zwischen mehreren Dokumenten hin- und herschalten kann und damit so paralell lesen kann, wie es einem Menschen überhaupt nur möglich ist (es sei denn, dass man Speedreading mit dem Linken und Rechten Auge getrennt beherrscht) 😉

Technisch lässt sich das ein oder andere sicherlich lösen. Neulich habe ich bei einem Anbieter einen Bildschirm entdeckt der aus einem durchgehenden Display in der Länge von drei Bildschirmen bestand und auf dem man verschiedene Dokumente “nebeneinander legen” konnte. Das wird bei den Displaygrößen derzeitiger Reader schwierig werden, aber vielleicht rollen wir ja demnächst den Reader wieder zusammen wie früher Papyrus und hätten somit ein größeres Display immer dabei, auf dem man zwei Seiten nebeneinander betrachten kann.

Die Fragen, die sich mir dabei stellen sind beispielsweise: Wie weit kann die Wahrnehmung und Wahrnehmungsphysiologie (des Gehirns) sich verändern? Wieviel hat Warnehmung auch mit dem zu tun, was wir fühlen? Dass Wahrnehmung sich ändern kann, zeigt das Wort “begreifen”. Mussten unsere Vorvorfahren die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes anfassen und befühlen, ist “begreifen” heute eher im Sinne von verstehen aufzufassen. (Upps, das nächste haptisch-gelagerte Wort 😉 )

Die Begriffe Technikaffinität, Trend und Mainstream sind aus einer entwicklungsorientierten Sicht zu verstehen. Auch der Begriff “lohnen” muss sich dieser Entwicklung anpassen.
In der Werbung läuft derzeit ein Spot für den Renault Megan, worin es heißt:

“Weißt du noch? Mädchen fandest du immer total blöd. Du dachtest Handys sind nur was für Angeber. Du wolltest niemals Kinder haben. Und du konntest dir nicht vorstellen, einen Renault zu fahren.” (Quelle)

Zuerst kommen die sehr technikaffinen Nutzer, die von den neuen Möglichkeiten eines Produktes begeistert sind. Für sie ist das Gerät eine Art Spielzeug und sie loten die Möglichkeiten aus, die eine Verbesserung des Produktes vorantreiben. Aufgegriffen werden die so entstehenden Trends von den Trendsettern, die bereit sind, richtig viel Geld dafür auszugeben, nur um an der Trendfront dabei zu sein. Sie nehmen zwar den hohen Preis in Kauf, haben aber auch entsprechend steigende Ansprüche an Bedienkompfort und Möglichkeiten. Erst wenn diese Punkte stimmen, wird das Produkt vom Mainstream aufgegriffen und hier werden dann andere Kriterien angesetzt (wie beispielsweise der Preis oder der Nutzen für den Einzelnen), um zu sehen, ob es sich “lohnt”. Ob iPod oder Handy dieser Weg lässt sich auch bei ihnen nachvollziehen. Der iPod ist ein Zusatzprodukt, welches sich trotz hohem Preis und z.T. eingeschränktem Nutzungsumfang im Vergleich zu anderen Angeboten sehr gut verkauft. Apple hat es geschafft, weil man aus ihm einen Trend gemacht hat und als Mehrwert für Otto-Normalverbraucher dieses exklusive Gefühl, ein Trendsetter zu sein, gleich mit verkauft.
Dieser Spot greift auf, was bei dieser Entwicklung vom zweiten zum dritten Punkt passiert. Etwas, was man abgelehnt hat wird zum Normal- und Gebrauchsgegenstand. Waren wir mit der ersten Generation der E-Books im Stadium der Technikaffinität, kommen wir nun zum zweiten. Zur Zeit wird das E-Book zums Trend aufgebauscht. Es ist chic, ein E-Book zu besitzen, man ist “up-to-date” und es ist etwas, was noch nicht jeder hat. Wenn das E-Book und sein Reader jetzt den “Gebrauchstest” übersteht, ist es bald ein Produkt, dass wir – d.h. der Mainstream – auch besitzen möchten. Clevere Werbestrategien wie beispielsweise beim iPod führen mit dazu, dass sich das E-Book-Lesegerät durchsetzt und eine Anschaffung mit rein subjektiven “lohnenden” Werten wie einem guten “Bauchgefühl” verknüpft werden. Das “Lohnend” der Anschaffung liegt also sehr stark im Auge des Käufers und ist stark gefühlsabhängig.
Damit komme ich wohl zum gleichen Ergebnis wie Herr Zeumer:

Nun, ich glaube, dass es nicht so unwahrscheinlich ist, dass es mit den Readern auch so kommen wird (und wenn nicht, dann klage ich bei Google, Archive.org etc. die Löschung dieses Beitrags aus dem Archiv ein!). Allerdings könnt ich mir gut vorstellen, dass am Ende eher Preis, Bauchgefühl und der Trend in der “Nachbarschaft” ausschlaggebend sind und weniger andere “objektive” (naja, auch sein Bauchgefühl versucht man meist spätestens beim Griff zum Portmonnaie zu rationalisiseren) Gründe entscheiden werden.

An der Stelle hier nun mein Fazit:
Ein Hype ums E-Book ist nicht das Schlechteste, was den Readern passieren kann. Im Vergleich zum E-Book-Hype um das Jahr 2000 ist etwas dazu gekommen. Die Modelle haben ihr Klobigkeit verloren, sie sind technisch weiterentwickelt, einige Formatprobleme konnten gelöst werden und wichtig und entscheidend meiner Meinung nach ist die Weiterentwicklung der Displays. Nicht alle der damals festgestellten Probleme konnten entgültig gelöst werden, aber jetzt besteht die reelle Chance “massenmarkt-tauglich” zu werden.

Noch ein anderer Punkt, auf den ich gerne eingehen möchte. Ich habe mich dem Thema E-Books im Jahr 2000 aus einer rechtlichen Sicht heraus genähert. Nicht umsonst ist ein wichtiger Punkt in diesem Blog das “Digital Rights Management”:x: .

Sehr interessant finde ich daher die folgende Idee:

Dabei fällt mir (wieder einmal) mein altes Referat zu Digital Talking Books (DAISY) ein. Bei der Forderung nach einem einheitlichen Format (mit DRM bzw. rechtlicher “Sicherheit”) sind Frau Böhner von bibliothekarisches.de wahrscheinlich mit der Mehrheit zunächst einer Meinung. Vielleicht würden Bibliothekare sogar dazu neigen DAISY:engl: als einen solchen Standard zu empfehlen (insofern sie ja nicht unwesentlich daran mitgewirkt und darüber nachgedacht haben).

In der Spezifikation vn DAISY heißt es dazu:

14. Digital Rights Management

(This section is informative.)

Protection of intellectual property will continue to be an important issue for national libraries and other agencies serving people with print disabilities. How this responsibility is met in Digital Talking Book distribution programs, however, will vary from country to country due to differences in the legal environment surrounding the distribution of alternative format materials. It will also vary by item depending on whether the material is under copyright or in the public domain. When applicable, however, it is critical that agencies use reasonable administrative and technical measures to protect copyright holders’ rights. It is equally important, though, that agencies ensure access to alternative format materials by their target populations. Thus, DTB producers and distributors that implement DRM systems must do so in a manner that does not limit or prevent access to compliant DTBs by eligible users.

Ob DAISY sich für den rechtlichen Schutz geistigen Eigentums wirklich eignet, kann ich nach den wenigen Informationen der Spezifikation nicht sagen, aber die damit verbundene Forderung, dass niemand aufgrund seiner Behinderung zusätzlich durch DRM-Maßnahmen ausgeschlossen werden darf, muss ich nochmal hervorheben.
Ich halte es nicht für eitel oder falsch, sollten Bibliothekare sich dafür aussprechen, DAISY als ein Teilstandard für E-Books zu etablieren, zumal E-Book-Reader wie der Kindle2 auch Vorlesefunktionen besitzen.

Persönlich hoffe ich und finde es wichtig, dass sich die Bibliothekare, egal ob sie sich bei DAISY beteiligt haben oder nicht, bei E-Books und ihren DRM-Bestimmungen stark machen.

Bibliotheken [sind] gefordert, an der Weiterentwicklung der Rechtebeschreibungssprachen und ihrer Standards mitzuwirken, um Lösungen zu finden, bei denen sich die Schranken des Urheberrechts in den durch Rechtebeschreibung eingeräumten Rechten widerspiegeln.1

Bezug genommen auf das Posting von
Zeumer, Tobias: Kindle 2 und noch ein paar E-Reader Gedanken auf Verweisungsform.de

  1. Böhner, Dörte: Chancen und Risiken Digitaler Rechtebeschreibung für wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland, 2008, S. 97. []
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