[Zitat] Kommentiert – 2011

(…), denn wenn man das normale, gedruckte Buch ohnehin produziert – und das werden wir auch weiterhin tun – dann kostet das E-Book fast nichts mehr in der Herstellung.

Was verursacht die erheblichen Kosten, von denen die Verlage immer wieder sprechen? Marketing? – Ist Marketing in diesen Maßen so extrem wichtig? Die Leser möchten preiswerte Bücher, bei denen die Autoren und Verlage einen gerechten Teil verdienen, aber sie wollen nicht für ein Zuviel an Werbung bezahlen. Wenn gedruckte Bücher beworben werden, sollte es doch heute selbstverständlich sein, dass man dann auch das E-Book erwerben kann. Lesenswertes Sonntagsgespräch von BuchMarkt.de

Christian von Zittwitz sprach mit Dr. Till Tolkemitt über die “Weltneuheit” HardcoverPlus, dem Angebot “Kaufen Sie ein Hardcoverbuch und erhalten Sie das E-Book dazu”.

Quelle:
Till Tolkemitt: Bei HardcoverPlus Bücher und E-Books kein Entweder-oder mehr, BuchMarkt.de

DRM funktioniert für Bibliotheken nicht

Digital Rights Management (DRM) ist für Bibliotheken ein ganz schwieriges Thema. Das hat wenig damit zu tun, dass sie den Verlagen bewusst Paroli bieten wollen, aber verschiedene Zwänge führen dazu, dass DRM für viele Bibliotheken ein Kriterium ist, dass zum Ausschluss eines Verlagsangebotes führt.

E-Books sind ein Thema, dem gerade wissenschaftliche Bibliotheken vermehrt Aufmerksamkeit schenken und das für die Rolle der Bibliotheken in der Wissenschaftsversorgung als eines von vielen elektronischen Medien eine entscheidende Rolle spielen wird. Schon jetzt ist zu beobachten, dass die Bibliothek sich mehr denn je als Lernort etablieren muss, da die Bibliothek als Zugangsort zur Information zunehmend an Bedeutung verliert.

Bei Zeitschriften haben sich durch große Datenbankstrukturen im Hintergrund einige Zugangs- und Lizenzformen mehr oder weniger als Standards etabliert. Der Einzelzugang zu elektronischen Zeitschriften lässt sich in Bibliotheken kaum noch beobachten und ist auch kaum zu händeln, soll die Nutzung lizenzgemäß erfolgen, der Service der Bibliothek aber nicht darunter leiden.

Reinhard Trudzinski, stellvertretender Direktor der UB der TUHH spricht deutlich die Kriterien an, nach denen er und sicherlich auch viele andere Hochschulbibliotheken ihre Lieferanten auswählen. Und das sollte für Verlage deutlich machen, warum sie auf Digital Rights Management (DRM) verzichten sollten.

Die Bedeutung elektronischer Medien steigt, sieht man den zunehmenden Anteil elektronischer Medien an der Gesamtzahl der Neuerwerbungen. Die TU Hamburg-Harburg setzt bei ihren technikaffinen Kunden progressiv auf die Anschaffung von E-Books und wird in den Nutzungszahlen in ihrer Politik bestärkt. Auch eher skeptische Bibliotheken erkennen, dass sie ihren Bestand mit digitalen Medien ergänzen müssen.

Trudzinski sieht noch viel Marktpotential für eine zunehmende Umstellung auf E-Books, das derzeit durch die bestehende Preis- und Vertriebspolitik der Verlage mehr als nur gehemmt wird. Besonders im Bereich von Lehrbüchern verzeichnen Bibliotheken eine starke Nachfrage, wenn sie auch im Interesse ihrer Nutzer weiterhin Exemplare in gedruckter Form erwerben würden. Bisher sind jedoch die elektronischen Angebote der Verlage nur auf wenige ausgewählte Titel beschränkt. Trudzinski:

Meine Vermutung ist, dass die Verlage ein Wegbrechen von Printumsätzen befürchten. Letztlich geht es beim E-Book um die Vermarktung einer Datei als Wirtschaftsgut. Es bleibt spannend, welche Entwicklungen hier noch auf uns zukommen. Entscheidend wird am Ende die Kundennachfrage sein.

Bibliotheken stehen in einem Kreuzfeuer. Als Einrichtung ihrer Hochschule ist es ihr Auftrag, die Literaturversorgung ihrer Einrichtung, in einigen Fällen auch einer ganzen Region im Rahmen eines Sammelauftrages sicherzustellen. Ihre Leser erwarten dabei einen auf ihre Bedarfe abgestimmten Mix aus gedruckten und elektronischen Büchern, wobei wie oben schon erwähnt die Bibliothek als lokaler Ort mehr und mehr eine Aufgabe als Lernort übernimmt, der sowohl für Einzel als auch für Gruppenarbeit zur Verfügung steht. Informationen werden auf dabei auf sehr unterschiedliche Weise beschafft, aber auch hier ist mehr und mehr zu sehen, dass der eigene Laptop als mobiles Büro Stift und Papier ersetzt. Meine eigenen Beobachtungen in den letzten Jahren zeigen, dass manche(r) Studierende glaubt, auf diese “Accessoires” ganz verzichten zu können. Hier stehen elektronische Medien, die auf diesen mobilen Büros gelesen werden können, eine zunehmend wichtigere Rolle.

Bibliotheken sehen sich in dieser Entwicklung vor dem Problem, dass sie im Rahmen ihres Sammelauftrages alle relevante Literatur erwerben müssen, bei bestenfalls gleichbleibenden Etats, d.h. sie müssen ihren Auftrag der Literaturversorgung erfüllen trotz Preissteigerungen bei Büchern, Zeitschriften und Datenbanken, die deutlich höher ausfallen als die Budgetanpassungen.

Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben und nicht in der Menge von Informationsanbietern im World Wide Web unterzugehen, müssen sie in der Lage sein, Literatur- und Lernressourcen zeitgemäß anbieten und zugänglich machen zu können. Das heißt natürlich, dass sich entsprechende Budgets brauchen, u.a. für Personal, Raum und Medienerwerb.

Im Hinblick auf die lizenzierten elektronischen Medien müssen die Bibliotheken sicherstellen, dass sie im Internet-Umfeld als Serviceleister wahrgenommen werden. Dafür muss deutlich werden, welche Produkte über die Bibliotheken bereitgestellt werden und welche sie finanzieren.

Derzeit speist sich der Erwerb von Print- und E-Medien aus drei Richtungen. Einmal erfolgt er über (ortsansässige) Buchhandlungen (die unterstützt werden sollen), andererseits über Agenturen oder direkt über den Verlag. Auswahlkriterien für diese Vertriebswege sind die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Servicequalität sowie die Schnelligkeit und besonders bei Informationsangeboten ohne Preisbindung spielt der Preis natürlich auch eine Rolle.

Gerade im letzteren Fall kann die Entscheidung nicht so einfach sein.

Der Handel bietet ausländische Bücher oft zu unterschiedlichen Konditionen an: Bei Anbieter A erhalte ich höhere Prozente auf die Erzeugnisse des Verlags A, bei Verlag B kann sich das Verhältnis umkehren und Anbieter B günstiger sein – entsprechend steuern wir die Bestellungen.

Im elektronischen Bereich und gerade bei dem doch noch sehr neuen Marktsegment “E-Books” sind die Anbieter noch sehr diversifiziert. Die UB der TUHH arbeitet beim Bezug elektronischer Bücher derzeit mit acht Verlagen beziehungsweise Verlagsgruppen zusammen. Große Bibliotheken haben den Vorteil, Pakete finanzieren und somit bestellen zu könne, wobei auch sie bevorzugt Einzeltitel kaufen würden, um ihren Sammelauftrag optimaler erfüllen zu können. Kleine Bibliotheken mit einem kleinen Etat können sich Pakete meist nicht leisten, obwohl sie im Einzeltitel-Preis-Leistungsverhältnis meistens am günstigsten sind. Über die Schwierigkeiten habe ich bereits Ende August bei Plan3t.info berichtet.

Für eine technisch-wissenschaftlich ausgerichtete Bibliothek kann man mit acht Anbietern den Markt für das Fachgebiet schon gut abdecken, da die Konzentration und Monopolbildung dort stark verbreitet ist. Je geisteswissenschaftlicher Bibliotheken ausgerichtet sind, desto schwieriger wird es überhaupt passende E-Book-Angebot zu finden und desto diversifizierter sind nicht nur Anbieter sondern auch Plattformen. Und das bringt erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Jeder Verlag hat eigene Lizenzbestimmungen. Bei jedem Verlag erhält der Nutzer andere Nutzungsrechte und auch häufig Zugang zu einer auf den Verlag zugeschnittenen Plattform. Auch für die Bibliotheken bedeutet dies eine große Belastung. Dies endet nicht mit der unterschiedlichen Verwaltung der Medien im Bibliotheksbackend, sondern bedeutet auch, dass Bibliothekare sich in zig unterschiedlichen Plattformen auskennen müssen, um ihre Leser so beraten zu können, dass diese auch mit den technischen Anforderungen klarkommen. DRM verschärft diese Situation, da hier häufig zusätzliche Programme heruntergeladen werden müssen. Auf Anhieb fallen mir zu viele verschiedene Nutzungsvarianten ein:

  • Frei zugänglich innerhalb des Campusnetzes (?) und über VPN (?)
  • Frei zugänglich innerhalb des Campusnetzes und von Zuhause aus, nach persönlicher Anmeldung innerhalb des Campusnetzes, aber nicht über VPN
  • Zugänglich innerhalb des Campusnetzes nach persönlicher Anmeldung, um alle Funktionen nutzen zu können, aber keine Nutzung von Zuhause aus
  • Zugang mit der persönlichen Rechenzentrumskennung der wissenschaftlichen Einrichtung
  • Und … und … und … natürlich noch ergänzbar mit der Zahl gleichzeitiger Zugriffe…

Das dann noch in Kombination mit verschiedenen Plattformen, auf denen gesucht werden muss, unterschiedlichen Suchsyntaxen und den evtl. noch zusätzlich zu installierenden Readern ist für keinen der Beteiligten mehr nachvollzieh- und erklärbar.

Trudzinski erklärt:

Hier hoffen wir, dass sich mittelfristig die DRM-freie Nutzung der Inhalte durchsetzt. DRM-freie Nutzung bedeutet, das das lizenzierte Produkt für unsere Leser praktisch einsetzbar ist, ohne dass proprietäre Programme, zum Beispiel von Adobe, die Nutzbarkeit einschränken.

Glauben Bibliothekare wirklich daran, dass auf DRM-Schutz verzichtet werden kann? Frage ist doch eher, glauben Verlage wirklich, dass es ohne DRM oder besser gesagt die teuren Methoden des Digital Rights Enforcement, d.h. des zwangsweisen Durchsetzens von Kopierschutz, nicht geht? Diese Diskussion hatten wir hier im Blog bereits ettliche Male. Und viele Verlage setzen heute bereits bewusst auf DRM-freie Produkte. Die Erfahrungen der Musikindustrie sollten doch eigentlich dazu ermutigen.

Kleinere Verlage brauchen Mut für einen DRM-Verzicht. Den können Bibliotheken ihnen nicht machen. Doch stellt sich gerade für die kleinen Verlage die Frage, ob die Verfügbarmachung ihrer Bücher für verschiedene Plattformen nicht sinnvoller ist und durch einen Verzicht auf DRM nicht auch einfacher und somit kostengünstiger wird.

Große Aggregatoren könnten für Bibliotheken hingegen eine Erleichterung bei der Verwaltung und Vereinheitlichung der Lizenzen bedeuten. Doch Erfahrungen der UB der TUHH zeigen, dass bessere Nutzungsmöglichkeiten meistens dann möglich sind, wenn die Medien direkt über den Verlag bezogen werden. Aber auch die Aggregatoren bieten interessante Lösungen an, wie die Patron Driven Acquistion oder spezielle Just-in-Time-Dienstleistungen, die aus Sicht Trudzinskis mittelfristig – außerhalb der Kerngebiete des Erwerbungsprofils – in Betracht gezogen werden sollten. Für kleinere Bibliotheken entstehen bei Aggregatoren oft zusätzliche Kosten, die häufig in keiner Relation zum vorhandenen Erwerbungsetat für elektronische Medien stehen.

Quelle:
“Wir hoffen, dass sich die DRM-freie Nutzung von E-Books durchsetzt”, Reinhard Trudzinski im Interview mit Christian Oliver Winter, Börsenblatt.net

Amazon wird zum e-Lehrbuch-Verleih

Mit “Amazon als digitale Universitätsbibliothek” stellt der Buchreport.de Amazons neues Verleih-Angebot für US-Kunden vor. Angekündigt hatte Amazon dieses neue Angebot bereits am 20.April diesen Jahres. Jetzt ist es möglich, Lehrbücher für den Kindle-Reader oder mit der entsprechenden Kindle-App Lehrbücher zu entleihen.

Kindle Textbook Rental offers the ability to customize rental periods to any length between 30 and 360 days, so students only pay for the specific amount of time they need a book. Students can also easily extend any rental period in increments as small as one day or choose to purchase the book they are renting at any time.

Nach Dauer dieser “Leihe” richten sich die unterschiedlichen Preismodelle. Angefertigte Notizen und markierte Inhalte bleiben aber auch nach Ablauf der Leihfrist verfügbar, so dass die Zitate und Randbemerkungen auch später genutzt werden können. Bei einer erneuten Ausleihe des elektronischen Lehrbuch werden diese dann dank Whispersync wieder nutzbar.

“We’re excited that millions of Kindle customers will be able to borrow Kindle books from their local libraries,” said Jay Marine, Director, Amazon Kindle. “Customers tell us they love Kindle for its Pearl e-ink display that is easy to read even in bright sunlight, up to a month of battery life, and Whispersync technology that synchronizes notes, highlights and last page read between their Kindle and free Kindle apps.”

Dieses Mietangebot gilt nur für Lehrbücher von Verlagen, die diesem Modell zugestimmt haben. Beteiligt sind derzeit u.a. „John Wiley & Sons“, „Elsevier“ und „Taylor & Francis“. Leihbar werden sollen diese Bücher über die Angebote der am “Kindle Library Lending”-Programm beteiligten Bibliotheken werden. Bis Ende des Jahres sollen dies 11.000 Bibliotheken sein.

Erste Erfahrungen seit dem Jahreswechsel sammelte der Konzern in den USA mit einer Leihfunktion, bei der US-Kindle-Bücher-Besitzer ihre E-Books für 14 Tage an Freunde und Bekannte verleihen können. Die verleihbaren Bücher sind entsprechend gekennzeichnet und der Empfänger des E-Books wird von Amazon per E-Mail informiert. Der Eigentümer des E-Books kann in dieser Zeit nicht auf das Buch zugreifen.

Realisiert werden soll diese Mietfunktion mit OverDrive, einem der führenden Anbieter für digitale Bibliothekslösungen.

Okay, zwei kleine Probleme habe ich mit der Überschrift von Buchreport -“Universitätsbibliothek” und die damit fast implizierte Gleichsetzung von Verleih und Leihe. So mag sich also jede Hochschulbibliothek nicht angesprochen fühlen und jede städtische allgemeinwissenschaftliche Bibliothek, die theoretisch auch Lehrbücher verleiht… Zum Glück bieten aber alle Bibliotheken einen Service, der über das Angebot von Amazon hinausgeht, z.B. durch eine entsprechende Auswahl, ggf. inhaltliche Erschließung und die Möglichkeit zur Beratung.

Das zweite “Problem” ist das Wort Verleih, dass in so enger Verknüpfung mit Bibliothek und Buch eine Verwechselung mit Leihe geradezu heraufbeschwört. Bibliotheken verleihen Bücher(- d.h. sie tun es in der Regel bei den meisten Medien kostenlos, nur wird für Videos, Videospiele und Bestseller in öffentlichen Bibliotheken manchmal eine Gebühr(!) erhoben.1) und tun dies bei Lehrbüchern kostenlos. Das Verleihangebot von Amazon ist eher eine Vermietung von Lehrbüchern. Es wird ein Mietzins für einen bestimmten Zeitraum entrichtet, bevor das E-Book dann genutzt werden kann.

Durch diesen Service, der über Bibliotheken angeboten wird, wird die Bibliothek als Einrichtung zum verlängerten Serviceportal von Amazon. Eine kritische Betrachtung, wie diese Angebote2 in das eigene Angebot von Bibliotheken einbezogen wird, halte ich für dringend notwendig. Ergänzend sind sie sicherlich zu begrüßen, aber eine Integration in den Katalog ohne Kennzeichnung, dass für eine wirkliche Nutzung (Miete, Kopierfunktion) Daten und Kosten an den Verlag übermittelt werden müssen, würde ich ablehnen. Wir als Bibliotheken sind kein Händler für Verlagsprodukte! Schwierig genug, dass althergebrachte Beschränkungen der analogen Welt auf diese Angebote übertragen werden.

Weitere Informationen:
Save up to 80% with Kindle Textbook Rental – Amazon

Quellen:
Students Can Now Save Up To 80% with Kindle Textbook Rental, Presseerklärung von Amazon
Kindle-Programm wird um Lehrbuch-Verleih erweitert : Amazon als digitale Universitätsbibliothek, Buchreport.de
Amazon to Launch Library Lending for Kindle Books, Presseerklärung von Amazon, 20.04.2011
Amazon USA ermöglicht freien Zugriff auf E-Books der Bibliotheken : Virtueller Verleih 2.0, Buchreport.de

  1. Bei Lehrbüchern aus wissenschaftlichen Bibliotheken ist mir eine solche Gebühr bislang nicht bekannt. []
  2. In Deutschland würde ich PaperC und UTB-studi-e-book mit ihren Angeboten in eine vergleichbare Liga wie das Verleihangebot von Amazon stecken. []

Weimarer EDOC-Tage 2011: Bibliothekssicht auf E-Books

E-Books und E-Reader als Herausforderung für Bibliotheken

Die bibliothekarische Sicht auf E-Books brachte Rudolf Mumenthaler ein, Leiter des Bereichts Innovation und Marketing der ETH Zürich. Dort ist es unter anderem seine Aufgabe sich mit E-books und den dazugehörigen Lesegeräten auseinandersetzen. Bei der derzeitigen Entwicklung ist dies “a work in progress”. Rudolf wollte uns mit seinem Beitrag auf den aktuellen Stand bringen und die derzeitigen Herausforderungen von E-Books und E-Readern für Bibliotheken zeigen.

2010 War als das Jahr der E-Book-Reader angekündigt worden. Sony Touch, Kindle 2, Nook Color, Cool-ER sind nur einige Reader, die käuflich zu erwerben waren. Auch großformatige reader auf eInk-Basis sollten kommen, aber das geschlossene System des iPads verhinderte ihr Erscheinen. Im Gegensatz zum E-Reader handelt es sich beim iPad um ein multifunktionales Gerät, welches eben nicht nur E-Books anzeigt, sondern Dank Internetzugang auch Multimedia-Inhalte zugänglich macht. Steht die Frage, ob 2011 das Jahr des leichteren, schnelleren und flacheren IPAD 2 und anderer Tablets wird. Als weitere Anwärter auf den Tablet-Thron stehen das Motorola Xoom, das Blackberry Playbook, das Samsung Galaxy Tab, das Asus EE Slate oder das HP Slate in den Startlöchern, die auf verschiedene Betriebssysteme, so z.B. Windows 7, Android u.a. setzen. Über 80 Tablets sind angekündigt und man muss sehen, welche sich davon durchsetzen werden.

Bei den E-Books zeigen die Verkaufszahlen auch aufgrund der guten E-Reader/Tablets, dass in den USA das E-Book einen Druchbruch zu verzeichnen hatte. 2010 stieg der Umsatz um 164 Prozent und der Anteil der E-Books am Buchhandelsmarkt der USA von 3,2 Prozent 2009 auf 8,3 Prozent im Jahr 2010 (Zahlen von Publishers.org). Diese Zahlen zeien, dass sich das E-Book in den USA durchgesetzt hat. So verkaufte Amazon im ersten Halbjahr des letzten Jahres erstmals mehr E-Books als Hardcoverbücher, teilte der Konzern Anfang diesen Jahres mit, dass erstmals mehr E-Books als Taschenbücher verkauft wurden. Letzten Monat waren es dann bereits mehr verkaufte E-Books als gedruckte Bücher insgesamt.

Betrachtet man die Durchsetzung des E-Books im deutschen Sprachraum, so muss man hier feststellen, dass sich dieses noch nicht durchgesetzt hat. Ein Grund dafür ist zum einen die vergleichsweise sehr geringe Anzahl von deutsprachigen Titeln, zum anderen die Tatsache, dass die E-Books z.B. von Barnes&Noble oder Google Books zuerst nur in den USA verfügbar waren/sind. Amazon Deutschland ist mit gerade 25.000 deutschsprachigen Titeln gestartet und die deutschsprachigen Verlage hinken zögerlich der Entwicklung hinterher.

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Weimarer EDOC-Tage 2011: Verlagssicht auf E-Books

Begonnen hat Herr Prof. Dr. von Lucius1 das Thema E-Book und seine Auswirkungen auf Verlage kleinerer und mittlerer Größe zu betrachten. Er sprach über die Perspektiven der Verleger im digitalen Zeitalter, um einen Dialog darüber in Gang zu bringen und ein aktuelles Bild der Probleme der Verleger in seinen verschiedenen Faszetten zu zeigen.

Kernaussage und Einstieg war: WIR STEHEN GANZ AM ANFANG! Trotz jahrelanger Diskussionen hat man noch keine Lösungen und da wo Lösungen gefunden wurden, sind auch neue Probleme identifiziert worden. Galt bei gedruckten Medien noch CONTENT IS THE KING, ist dies bei digitalen Inhalten jetzt anders. Heute können Inhalte über viele Kanäle bezogen werden und es ist eher von einer Inhalteflut zu sprechen. Verlage müssen versuchen über angebotene Zusatzfunktionen konkurrenzfähig zu bleiben. Hier ist ein großes Problem, dass passende Geschäftsmodelle fehlen oder nur sehr zögerlich umgesetzt werden.

Verlage stehen z.B. vor der Frage, wie geht man mit den sozialen Netzwerken um, in denen momentan große Mengen an Informationen kursieren. Hier beschränken sich die Aktivitäten der Verlage eher auf eine neue Form der PR und des Marketing. Wenn ich an dieser Stelle einmal die Zuwächse betrachte, die bei uns in der Bibliothek im Bereich Marketing passieren, behandeln viele Bücher das Thema Multimediamarketing. Herr von Lucius konnte an dieser Stelle jedoch aus eigener Erfahrung und eigenen Gesprächen mit Verlagskollegen keine funktionierenden Geschäftsmodelle benennen, d.h. Verlage, die damit momentan Geld verdienen und nicht nur Geld investieren.
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  1. Inhaber von Lucius & Lucius, einem kleinen Fachverlag für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Soziologie []

Eröffnung der Weimarer EDOC-Tage 2011

Es herrscht gespannte Ruhe, erste Bilder flimmern beeindruckend auf der großen Leinwand im Audimax im Gebäude der Universitätsbibliothek Weimar. Der Saal hat sich jetzt doch langsam gefüllt und so langsam geht es los mit den Weimarer EDOC-Tagen zum Thema „Alles digital? – E-Books in Studium und Lehre“.

Prof. Dr. Matthias Maier stimmt die Teilnehmer mit drei Thesen auf die Inhalte der Konferenz ein.

These 1: Technologien verändern unsere Welt.
These 2: Es geht nicht allein um Apparate und Technik.
These 3: Es kann spannend werden mit heißen und eventuell hitzigen Debatten in Weimar.

These 1: Technologien verändern unsere Welt.

Computer sind heute auf unserem Schreibtisch zu finden, Handys begleiten uns im Alltag und schaffen somit eine ständige Erreichbarkeit, die heute normal für uns ist. Die Technologien beeinflussen nicht nur unsere Art zu recherchieren, sondern beeinflussen auch unsere Art zu studieren, zu lernen und zu lehren. Als Beispiele dafür führte Maier die Entwicklung des Buchdrucks, des Zettelkasten von Luhmanns, Google & Co an, aber auch das Bücherrad und das Mikrofiche-Lesegerät, die alle ihre Zeit hatten.

Anhand des Bücherrades machte er deutlich, wie dies damals das erste sequentielle Lesen von Folianten erlaubte.

Bücherrad

Bücherrad

Das Bücherrad hat die Art zu lesen und auch wissenschaftlich zu arbeiten beeinflusst. So wurde erst eine Vorauswahl an Werken getroffen und dann wurde in dieser Auswahl weiter selektiert. Der Apparat legte auch die Haltung, Rezeption und Arbeit desjenigen fest, der in diesem Apparat saß. So wurde das Lesen und Schreiben a) durch die Vorauswahl und b) durch die Zahl der rezepierten Bücher nachhaltig beeinflusst.

Das Bücherrad hat sich nicht durchgesetzt, aber bereits die Idee von Multimediasystem ist darin enthalten, denn auch heutige Systeme greifen die Idee, verschiedene Medien zu nutzen, immer wieder auf.

Für das Scheitern des Bücherrades gibt es sicherlich verschiedene Gründe, seien es zu hohe Kosten bei der Anschaffung, eine umständliche Benutzung, keine Produktion durch fehlende Anreize? Dies bringt uns zu These Nr. 2:

These 2: Es geht nicht allein um Apparate und Technik.

Wichtig sind verschiedene Faktoren, wie diese Techniken einsetzbar und verwendbar sind. Damit nimmt die Technik nicht nur Einfluss auf die kulturelle Praxis der Wissensgewinnung und -vermittlung, sondern ist auch deren Einfluss und deren Akzeptanz unterworfen. Daneben spielen aber auch soziale (es ist modern, ein iPad zu besitzen und ich bin damit ein Vorreiter) und ökonomische Faktoren (Geld für die Anschaffung) eine Rolle. Auch das Design ist ein ausschlaggebender Faktor.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die notwendig sind, damit ein neues Angebot erfolgreich ist.

  • Mit welchen Apparaten, Techniken und Dingen haben wir zu tun?
  • Welche Performanz haben diese Geräte?
  • Wie steht es mit der Akzeptanz und kulturellen Praxis?
  • Welche Funktionen und Standards gibt es für E-Books und wie beeinflussen die die Arbeit damit?
  • Bleibt das Buch ein Buch bei E-Books oder gibt es (sinnvolle) Erweiterungen?
  • Ist das E-Books ein Substitut des Buches oder wie stellt sich das Verhältnis vom Buch zum E-Book dar?
  • Welche neuen Akteure wird es geben? Welche Alten verlieren ihren Einfluss?
  • Welche neuen Geschäftsmodelle, welche neuen Akteursnetzwerke werden entstehen und wer hat schließlich die „Macht“?
  • Wie gestalten sich die Kostenverhältnisse?
  • Welche Rechte und welchen Nutzen haben Ersteller, Nutzer usw.? Dies ist vor allem eine Frage der Zahlungs- und Herstellungsbereitschaft.
  • Welche Aufgaben werden Bibliotheken zukünftig haben?

Dies sind jede Menge Fragen. Heute gibt es bereits verschiedene Erfahrungen, aber noch keine fertigen Vorstellungen. Daher müssen diese vielen Fragen erst noch beantwortet werden. Maier betont, dass das Ziel der Veranstaltung ein offener Austausch sei und er hob den experimentellen Werkstattcharakter hervor. Womit er seinen Beitrag mit der 3. These schloss:

These 3: Es kann spannend werden mit heißen und eventuell hitzigen Debatten in Weimar.


Als zweiter Gastgeber der EDOC-Tage begrüßte Dr. Frank Simon-Ritz als Direktor der Universitätsbibliothek seine Gäste. Er sprach darüber, dass die Veranstaltung aus der Zusammenarbeit von Studierenden und Professuren des Lehrstuhls für Medienmanagement mit der Universitätsbibliothek entstanden ist. Mit dem Projekt „EDOC – Meine Bibliothek. Überall.“ Wollte man ein reflexives und aktives Begleiten der Veränderungen ermöglichen, gerade in den Zeiten einer „digitalen Datenflut“, mit der sich auch eine kleine Universitätsbibliothek wie die der Bauhaus-Universität auseinandersetzen muss. Simon-Ritz sieht durch die Kürzung des Sachmitteletats der Bibliothek um 23 % den Trend hin zu elektronischen Medien beschleunigt. Daran hängen aber auch weitere Fragen, z.B. Welche Vorzüge haben elektronische Dokumente aus der Sicht der Nutzer?

Damit leitete er die Worte zu einer am 27.05. gestarteten Kampagne ein, die dazu anregen soll, sich mit elektronischen Dokumenten auseinander zu setzen. Elektronische Dokumente sind: genial. leicht. beliebt.

Sie sind genial durch die Volltext- statt Schlagwortsuche.
Sie sind Leichtgewichte, weil man sie überall, d.h. ortsunabhängig nutzen kann.
Sie sind beliebt bei Nachtschwärmen durch die Möglichkeit sie 24 Stunden, sieben Tage der Woche zugänglich zu haben.

Doch es ist gar nicht so einfach, digitale Dokumente zu finden, die häufig nur über verteilte Recherchemittel, z.B. OPAC, DBIS, EZB zu finden sind. Das sind zu viele Einstiegsportale, die außer den Bibliothekaren kaum einer noch versteht. Bibliotheken stehen daher vor der schwierigen Aufgabe, diese Zugänge zu bündeln, z.B. testet die UB der Bauhaus-Universität derzeit EBSCO Discovery und TouchPoint, um eine übergeordnete Recherche in einem Portal zu ermöglichen.

Ist derzeit wirklich „Alles Digital? – E-Books in Studium und Lehre“?

[Leseempfehlung] E-Learning 2.0

Das Buch
Bernhardt, Thomas; Kirchner, Marcel: E-Learning 2.0 im Einsatz : „Du bist der Autor!“, vom Nutzer zum WikiBlog-Caster, Hülsbusch, 2007. ISBN: 978-3-940317-16-2

2007 haben Thomas Bernhardt (FB 12) und Marcel Kirchner (TU Ilmenau) ihre Diplomarbeit im vwh-Verlag veröffentlicht. Nach vielen Anfragen ist dieses Buch nun auch als kostenloses E-Book erhältlich.
„Du bist der Autor!“, vom Nutzer zum WikiBlog-Caster.

Das Buch ist nicht nur für E-Learning-Experten in Schulen und Hochschulen geeignet, sondern spricht auch andere interessierte Hochschullehrer, Pädagogen und E-Learning-Berater an, die gerne innovative Lehr- und Lernszenarien im Unterricht, Seminar oder Unternehmen erproben und auswerten wollen. Schließlich richtet sich das Buch auch an E-Learning-Interessierte und Studierende, die ihr Lernen gerne individuell, selbstbestimmt und eigenverantwortlich gestalten möchten — und es nicht nur an institutionell vorgegebenen Grenzen ausrichten. [Quelle]

Die Autoren füllen regelmäßig das zum Thema passende Blog E-Learning 2.0.

Buchpiraterie in dramatischen Ausmaßen

Die Musikindustrie hat stark über illegales Kopieren geklagt, aber seit es passende, bezahlbare und nicht mehr zu restriktives DRM-geschützte Angebote gibt, ist es irgendwie ruhiger. Verlagen hingegen drohen derzeit auch unruhige Zeiten. Einer neuen Studie zufolge sind immer mehr Kopien von Büchern und Zeitschriften im Netz zu finden, wobei es sich vor allem um teure wissenschaftliche Literatur und Belletristik-Bestseller handelt. Laut einer Untersuchung zur “Ebook-Piraterie in Deutschland” gibt es immer mehr illegale Ebook-Seiten, die Interessierten gratis hunderttausende raubkopierte Büchern anbieten und die Seiten wachsen rasant. Erhältlich in “Piratenforen” sind neben teurer wissenschaftlichen Literatur und Belletristik-Bestsellern auch Hörbücher und eingescannte Zeitschriften und Zeitungen.

Hinter dem Nickname “2nicegirl” steht ein eifriger Internetfreak, der Medizinfachbücher und auch Lehrbücher, die bis zu 30 Euro kosten, einscannt und sie zum Gratisdownload ins Netz stellt. 1440 Buchtitel verschiedener Verlage hat er so bisher veröffentlicht. Hier kann man deutlich von krimineller Energie sprechen und zeigt, dass das Problem der illegalen Kopien in digitaler Form jetzt die Verlage erreicht. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass dieses Problem ein sehr Neues ist. Es wird jetzt als Rechtfertigung für die heftigen Reaktionen einer verunsicherten Branche genutzt.

Aussagekräftig ist doch schon diese Aussage:

Schon heute seien die wirtschaftlichen Schäden für Thieme zwar schwer zu beziffern, aber auf alle Fälle „sehr gravierend“.

Es ist nicht zu beziffern? Man kann also nur vermuten, wie hoch der Schaden ist und die Inidizien müssen ungefähr abschätzen lassen, wie hoch der Schaden ist, wenn man von “sehr gravierend” spricht. Doch dann könnte man dies sicherlich anders belegen, als zu sagen, “aber auf alle Fälle”.

Dass Deutschland erst am Anfang einer “Piraterie-Entwicklung” steht, leigt einerseits daran, dass technische Geräte erst seit kurzem auf dem deutschen markt zu finden sind bzw. die Tablet-PCs sich erst so langsam durchsetzen. Erst seit letztem Jahr sind diese Geräte in nennenswerter Menge im Handel und befeuern damit einen Markt, der Interesse an bezahlbaren oder kostenlosen E-Books. Wo es Nachfrage gibt, gibt es auch jemanden, der für deren Befriedigung sorgt. Studienautor Manue Bonik warnt vor einem “wirklich” dramatischen Wachstum von Internetpiraterie und fürchtet, dass viele Veralge noch gar nicht ahnen, was da auf sie zukommt.

Angebote, die digital vorliegen, wie die E-Paper-Version des Nachrichtenmagazins “Spiegel”, sind häufig schon kürzeste Zeit später auf etlichen illegalen Portalen im Internet zu finden. Interessant ist die Sprachwahl, dass dann gleich mehrere Hundertausende sich den Spiegel herunterladen.

Verlage können die Raubkopien nur eindämmen, nicht jedoch ganz erhindern. Die Methode der Urheberrechtsverletzer ist es, die Printprodukte mit recht hoher Qualität einzuscannen. Schwierig ist es jedoch, diese notorischen Rechtsbrecher aufzuspüren und haftbar zu machen. Meist kennen sich diese Menschen recht gut aus im Internet und wissen daher, wie sie sich tarnen können, d.h. ihre IP-Adressen verschleiern können.

Ein Empfehlung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist unter anderem auf die Sensibilisierung von Jugendlichen für die Bedeutung des geistigen Eigentums. Zudem sollten Verlage ihre Produkte durch digitale Wasserzeichen „psychologisch“ schützen. Die Verlage werden aber aktiv bei der Verteidigung ihrer Medien:

Die am meisten verwandte Waffe besteht darin, Experten wie Bonik und seinen Kollegen Andreas Schaale zu beauftragen, das Internet mit Suchalgorithmen nach den illegalen Dateien zu durchsuchen – eine Sisyphusarbeit, denn die Plagiatoren arbeiten wie emsige Bienchen, in hoher Geschwindigkeit laden sie bisweilen die Titel, die an der einen Stelle vernichtet wurden, an anderer Stelle wieder hoch.

Kleine Anmerkung, wenn diese Studie von Experten für die Verfolgung von Raubkopierern geschrieben wurde, so muss man ihnen ein wirtschaftliches Eigeninteresse unterstellen, die Bedrohung durch Raubkopierer als sehr hoch einzuschätzen.

Wenn eine Raubkopie gefunden wurde, fordern die “die Spürhunde” die Betreiber der dazu gehörenden Website zur umgehenden Entfernung der Raubkopie auf und können sich in den meisten Fällen auf die Kooperation der Filehoster verlassen. Ihnen droht keine Strafe, da sie nur die Plattformen zum hoch- und herunterladen von Daten zur Verfügung stellen. Für die Inhalte sind die Nutzer selbst verantwortlich.

Von den Erfahrungen der Musikindustrie weiß man, dass nicht jeder, der ein E-Book illegal herunterlädt, dieses auch tatsächlich sonst gekauft hat. Dennoch geht es für die Verlage um sehr viel Geld, wie die Kallkulation des Hörverlages zeigt.

Mehr als 165.000 illegale Download-Angebote einer Harry-Potter-CD verzeichnete das Münchner Unternehmen innerhalb von nur einem Jahr. „Hätten nur ein Prozent der mutmaßlichen Downloader die CD rechtmäßig erworben, hätte der Handel mindestens 750.000 Euro mehr Umsatz gemacht“, rechnet Stephanie Häger aus der Lizenzabteilung des Hörverlags vor.

Die Kopierer selbst, die eine illegale Kopie erstellen, bieten diese meist kostelos an. Auch die Prämien, mit denen Websitebetrieber Raubkopierer locken, sind nicht so hoch, dass sie als Lebensgrundlage ausreichen würden. Von einem finanziellen Reibach kann also für die Kopierer keine Rede sein.

Internetspürhund Schaale vermutet,

dass es sich um gelangweilte Bibliothekare in Uni-Bibliotheken handele, sagt er. Im besten Fall verfolgten diese das Ziel, der Welt freien Zugang zu Wissen zu vermitteln.

Die möchte ich persönlich kennenlernen, wenn es sie denn gibt. Das zeigt mal wieder, welches Bild Verlage auf BibliothekarInnen haben. Kein Wunder, dass ich immer wieder das Gefühl habe, dass Verlage kein Interesse an sachlichen Gesprächen mit den Bibliotheken haben und die E-Book-Angebote für Bibliotheken mehr als nur dürftig sind. Es scheint ein großes Interesse zu bestehen, Bibliotheken als Wissensvermittler komplett auszuschließen oder sie mit E-Book-Angeboten wie von UTB zu Vertriebsplattformen umzuwandeln. Hier ist auch eine Frage nach den Verlagsmitarbeitern wohl erlaubt, die schließlich an der digitalen Quelle sitzen.

Die größte Gruppe der Kopierer ist bei internetaffinen Youngstern zu suchen, die aus Gründen der “Ehre und Anerkennung in der digitalen Welt” eine sportive Veranstaltung daraus machen, in kurzer Zeit möglichst viele Downloads ins Netz hochzuladen.

Zur Studie:
Gutenberg 3.0 – Ebook-Piraterie in Deutschland

Quellen:
Download-Piraten entern nun die Buchverlage, Welt online
Studie: Dramatische Ausmaße bei Kopien von Büchern im Internet, Standard.at

De Gruyter testet Patron Driven Acquisitions-Modell mit dem Forschungszentrum Jülich

Der Wissenschaftsverlag De Gruyter und das Forschungszentrum Jülich haben sich zusammengefunden, um ein neues Erwerbungsmodell zu testen. Dafür erhält das Forschungszentrum Jülich für ein Jahr einen Testzugang zur Fachliteratur des Verlages, um über das „Patron Driven Acquisitions-Modell“ den Bedarf an “hochwertiger Forschungsliteratur ermitteln und helfen die Finanzmittel begründet einzusetzen”.
Während der Testphase stehen den ForscherInnen des Forschungszentrums sämtliche relevanten elektronischen Inhalte des Verlages, d.h. E-Books, Zeitschriften und Datenbanken zur Verfügung. Anhand der Nutzung wird dann die Bibliothek des Forschungszentrums darüber entscheiden, welche Inhalte dauerhaft erworben werden.

Für den Verlag stellt sich natürlich auch die Frage, ob man mit der Patron Driven Acquistion (PDA) nicht den Buchhandel verärgern würde.

PDA ist eine alternative Erwerbungsform, die den Patron, also den Bibliotheksnutzer, in den Vordergrund stellt. Die Bibliothek stellt eine Vielzahl von Inhalten über ihren Bibliothekskatalog zur Verfügung, es werden jedoch nur solche gekauft oder kurzfristig gemietet, bei denen der Nutzer ein akutes Nutzungsinteresse hat.

In den USA testet man schon recht aktiv dieses Modell. Hier in Deutschland können Bibliotheken mit E-Books der E-Book Library (EBL) dieses Verfahren anwenden. Die EBL und damit das Modell der PDA für Bibliotheken wird beispielsweise über EBSCO oder Schweitzer angeboten.

Die PDA ist eine Erwerbsform, die sich besonders für elektronische Medien eignet und die hilft, das Bibliotheksangebot auf die Bedürfnisse der Nutzer auszurichten, die schließlich am besten wissen, was sie benötigen. Für den Handel heißt das nicht automatisch, dass er aus der Kundenbeziehung ausgeschlossen werden, denn EBL und ebrary werden über entsprechende Aggregatoren zur Verfügung gestellt und ermöglichen es den Bibliotheken so, elektronische Inhalte gezielt und verlagsübergreifend zu erwerben.

De Gruyter hat sich für die direkte Zusammenarbeit mit einer Institution entschieden, die bisher noch kein elektronischen De Gruyter-Inhalte erworben hat, um eine innovative Angebotsform zu testen, die sich für die Angebote von De Gruyter besonders zu eignen scheint und die auch in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit von Bibliotheken eine deutliche Steigerung bedeuten kann.

Wenn Händler dieses Modellprojekt, das wir übrigens wissenschaftlich begleiten lassen, in Zukunft in ihr Angebotsportfolio aufnehmen, freuen wir uns und arbeiten mit dem Handel gern zusammen.

Neu bei dem PDA-Ansatz von De Gruyter ist, dass sich der Verlag nicht nur damit begnügt, E-Books darüber anzubieten, sondern auch Datenbanken und E-Journals. Ob eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit damit erreicht werden kann, muss sich zeigen. Als Schwierigkeit beim PDA-Ansatz sehe ich den Anspruch auf einen ausgewogenen Bestandsaufbau auch mit elektronischen Medien. Sicherlich können aktuelle Bedürfnisse rasch erkannt und befriedigt werden, jedoch kann es passieren, dass Werke zu “Randthemen”, die erst später benötigt werden, so aus der Erwerbungspolitik herausfallen.

Quellen:
Forschungszentrum Jülich und De Gruyter testen „Patron Driven Acquisition“ – und wird dem Buchhandel damit das Geschäft vermiest?, Buchmarkt.de
Katrin Siems zum neuen Erwerbsmodell-Test von deGruyter, Buchmarkt.de

Gründe der E-Book-Verweigerer

E-Books in Bibliotheken sind ein heikles Thema. Mal kurz ein paar Skeptiker und mögliche Gründe1 für die E-Book-Verweigerung aufgezählt:

  1. Verlage:
    • Wir haben nicht die Infrastruktur für ein entsprechendes Angebot.
    • Der Schutz der Urheberrecht ist gerade in der digitalen Form ein großes Problem.
    • Unsere Autoren möchten nicht, dass wir ihre Texte als elektronische Bücher anbieten.
    • Es gibt keinen Markt für E-Books.
    • Es gibt keine Standards für Formate und Eigenentwicklungen brauchen Zeit und sind zudem sehr teuer.
    • Die technische Infrastruktur ist für den sicheren Vertrieb nicht geeignet.
    • Digital Rights Management ist zu teuer.
    • Wir warten noch ab, wie sich der Markt entwickelt.
    • Der Vorteil für den Nutzer wird überbewertet.
    • Die Kunden möchten E-Books nicht zum Preis eines Print-Buches.
    • E-Books kanibalisieren unser Hauptgeschäft mit den P-Books.
  2. Bibliotheken:
    • Die Verwaltung ist zu kompliziert.
    • Die Langzeitverfügbarkeit ist nicht gesichert.
    • Unsere Nutzer, Professor XY wollen weiterhin gedruckte Bücher.
    • Der Nutzer ist an eine Nutzung vor Ort gebunden. Da kaufen wir lieber Print-Bücher, da er die ausleihen kann.
    • Plagiaten wird so Vorschub geleistet, weil Copy & Paste so einfach sind.
    • Wir verlieren die Kontrolle über das, was unsere Nutzer damit machen und die Verlage könnten uns dann verklagen.
    • Durch den Lizenzwirrwar steigt keiner durch. Wir haben keinen Juristen dafür in der Bibliothek.
    • Unser Budget muss für die Grundversorgung reichen. Da können wir uns keine E-Books / E-Book-Pakete leisten.
    • Die technischen Voraussetzungen für DRM sind zu hoch. Wir können dafür keinen Support für unsere Nutzer anbieten.
    • Die Langzeitarchivierung ist für elektronische Bücher nicht gesichert.
    • Es gibt zu viele unterschiedliche Formate.
  3. Nutzer:
    • Dafür muss ich erst in die Bibliothek gehen, während ich das gedruckte Buch mit nach Hause nehmen kann.
    • Ich muss mich nochmal gesondert anmelden, um Zugang zum E-Book zu erhalten.
    • Dieser DRM-Kram stempelt mich von vornherein als Verbrecher ab.
    • Ich komme mit der Technik für DRM nicht zurecht und das ist mir alles zu umständlich.
    • Es liest sich so schlecht am Bildschirm.
    • Ich muss dazu am PC sitzen, weil aus DRM-Gründen das Buch nicht auf meinem E-Book-Reader zu lesen geht.
    • Ich kann die Seiten weder ausdrucken noch Textpassagen daraus kopieren.
    • Ich benötige etwas Greifbares.
    • Die tausend verschiedenen Formate nerven. Ich kann ja schließlich nicht für alles das passende Gerät da haben.

Weitere Ergänzungen an Vorurteilen zu dieser nicht ganz ernst gemeinten Sammlung sind jederzeit willkommen :cheesy:

  1. Die Gründe sind rein exemplarisch und gelten nicht für jedes E-Book-Angebot. 😉 []
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