[Infografik] P-L-U-R-V oder Ein Grundkurs in Desinformation

P-L-U-R-V steht für Pseudo-Experten, Logik-Fehler, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei sowie Verschwörungsmythen.

Einen wunderbare „Impfung“ gegen Klima- und Coronamythen und andere Verschwörungstheorien hat Klimafakten.de zusammengestellt. Der Text „P-L-U-R-V: Dies sind die häufigsten Desinformations-Tricks von Wissenschafts-Leugnern“ ist absolut lesenswert, aber auch die Infografik zeigt schon die wichtigsten Punkte auf.

Fakten checken (Ergänzt am: 12.04.2022)

Im Moment in der persönlichen Auseinandersetzung mit den Berichten über den Russland-Ukraine-Konflikt ist es notwendiger denn je, die Informationen, die man erhält kritisch zu hinterfragen. Kann man den Bilder, Videos und Berichten vertrauen? Was ist Wahrheit? Was ist Desinformation? Was vielleicht auch nur unsauber in einen Kontext gesetzt?

Selbst ist die Frau/der Mann! Hier helfen oft schon einfache Mittel weiter.

Wie funktioniert das mit den Falschmeldungen, Fake News usw?

  1. Wie sich Fake Videos zum Ukraine Krieg auf Social Media verbreiten, TechPill (10.03.2022)
  2. Ohlheiser, Abby: Ukraine-Krieg: Wie Social Media nicht zur Fake-News-Schleuder wird, heise (01.03.2022) -> How to avoid sharing bad information about Russia’s invasion of Ukraine, MIT (25.02.2022)

Herangehensweise beim Faktencheck

Diese 8 Punkte können helfen, Fake News zu erkennen.

  1. Quelle: Ist die Quelle vertrauenswürdig? Woher kommt die Nachricht? Gibt es Informationen zur Quelle? (z.B. Augenzeuge, staatliche Stelle von welchem Land, unabhängige institutionelle Quelle)
  2. Autor*in: Wer ist der Autor? In welche Zusammenhänge lässt sich der Autor einordnen? (z.B. Journalist, Privatperson, Einrichtung etc.)
  3. Lies weiter! – Die Überschrift kann in die Irre führen. Was sagt der genaue Text? Ist er vertrauenswürdig? (z.B. Rechtschreibung und Grammatik, Tonalität, Sachlichkeit)
  4. Bewerte die Quelle: Folge ggf. angegebenen Links. Gibt es evtl. ähnliche Nachrichten anderer, vertrauenswürdiger Quellen, z.B. von Nachrichtensendern oder Zeitungen?
  5. Achte auf das Datum: Ein Text/Bild kann einschlägig wirken, aber am Ende kann es sich um ein ganz anderes Ereignis handeln.
  6. Zu … , um wahr zu sein. Seien Sie skeptisch, wenn etwas zu gut, zu wahr, zu schräg klingt. Wenn es unwahrscheinlich klingt, kann es sich z.B. um Satire handeln.
  7. Was denken Sie jetzt über die Quelle? Wie ist Ihr Eindruck von der Quelle? Denken Sie bewusst darüber nach. Wie schätzen Sie die Quelle ein?
  8. Experten. Sie sind unsicher, dann wenden Sie sich an einen Experten, der Quellen besser beurteilen kann oder mehr Hintergrundwissen zu dem Thema besitzt.

(vgl. Fake News erkennen, IFLA, 15.08.2018)

Siehe auch:

OSINT

Open Source Intelligence (OSINT) ist ein Begriff aus der Welt der Nachrichtendienste, bei dem für die Nachrichtengewinnung Informationen aus frei verfügbaren, offenen Quellen gesammelt werden[1], um durch Analyse der unterschiedlichen Informationen verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei werden frei zugängliche Massenmedien genutzt, wie die Printmedien mit Zeitschriften, Tageszeitungen sowie Radio und Fernsehen, aber auch das Internet und Web-basierte Anwendungen wie Google Earth. Der begriffliche Bezug auf Open Source bedeutet, dass frei zugängliche Informationen genutzt werden; eine Verbindung zu Open-Source-Software besteht nicht.

Definition auf Wikipedia

Bilder überprüfen

Nutzen Sie die Bilder in den Beiträgen. Mit den Bilderrückwärtssuchen von Google, Bing, Yandex können Sie ggf. frühere Versionen eines Bildes finden, die sich dann in andere Kontexte einordnen lassen und somit deutliche Zweifel an dem Beitrag aufkommen lassen. Viele Journalisten setzen auf TinyEye bei der Bilderrückwärtssuche.

Selbst wenn Bilder dort nicht gefunden werden, so können sie natürlich bearbeitet und verfälscht worden sein. Hierfür kann man FotoForensics verwenden, um eine Bearbeitung sichtbar zu machen.

Reverse Image Search von TinyEye

Videos überprüfen

Inzwischen sollte klar sein, dass auch Videos gefälscht werden können.  Mithilfe des Youtube-Data-Viewer von Amnesty International können hierzu die Metadaten, wie die exakte Hochladezeit und sogenannte Thumbnails (Vorschaubilder) extrahiert werden. Hierfür muss lediglich die Web-Adresse des Videos in den Suchschlitz des Tools eingefügt werden. Die auf diese Weise extrahierten Bilder können dann wiederum durch eine Rückwärts-Bildersuche auf ihre frühere Verwendung überprüft werden.

Wer intensiver in die Überprüfung von Inhalten einsteigen möchte, dem sei das Bellingcat’s Online Investigation Toolkit (Bellingcat) empfohlen.

Vertrauenswürdige Quellen finden / Faktenchecks

Bibliotheken (Beispiel) bieten viele Sachinformationen für ein besseres Hintergrundwissen an, aber auch Faktenchecks ermöglichen es, herauszufinden, ob die Nachricht wahr sein könnte, da sie oft gängige Falschmeldungen aufnehmen und prüfen.

Daneben sind die klassischen Medien (Fernsehen, Zeitungen) und ihre Websites ebenfalls gute Anlaufpunkte. Hier arbeiten gut geschulte Journalist*innen, die gelernt haben, Material, welches sie erhalten zu prüfen und einzuordnen.

HIlfreich sind auch Faktenchecks, die gefundene Aussagen im Netz überprüfen und beurteilen.

  1. AAP – Faktencheck (engl.)
  2. AFP – Faktencheck
  3. Bellingcat Faktencheck (engl.)
  4. BR24 – #Faktenfuchs
  5. Correctiv! – Faktencheck zum Russland-Ukraine-Krieg
  6. dpa – Faktencheck
  7. dw – Faktencheck der Deutschen Welle
  8. EU vs DiSiNFO – Kategorie Ukraine
  9. Fact-checking Network Signatories – #UkraineFacts
  10. Facts for Friends – Ukraine – Kurze Aufbereitung von Faktenchecks anderer Agenturen
  11. Full Fakts – Ukraine related fact checks
  12. MimiKama.at – Faktencheck zur Ukraine-Krise
  13. Reuters, REUTERS FACT CHECK (engl.)
  14. Snopes, Fact Checks (Ukraine) (engl.)
  15. StopFake.org – deutsch, russisch, ukrainisch
  16. Tagesschau.de – ARD Faktenfinder
  17. Teen Fact-Checking Network, Teen Fact-Checking Network, IFCN
  18. Texty.org.ua, Ukrainian neo-Nazis and mercenaries are preparing for war. Disinformation monitor #116

NewsGuard, Tracking-Center für Falschinformationen über den Krieg in der Ukraine

Welche fremdsprachigen Faktenchecker gibt es?, SaferInternet.at
International Fact-Checking Network, Verified signatories of the IFCN code of principles, IFCN

Der Volksverpetzer – Der Anti-Fake-News-Blog

Steiner, Christoph, Mit Google nach Faktenchecks suchen, digithek (31.03.2022)

Hoaxes

Aus den berühmt berüchtigten Zeitungsenten sind Hoaxes geworden. Für Deutschland versucht das HOAXmap die Gerüchtküche im Blick zu behalten.

Hinweise in der Presse

  1. Hern, Alex, TikTok algorithm directs users to fake news about Ukraine war, study says, The Guardian (21.03.2022)
  2. Pallaske, Olaf: Wie Russland die Desinformationsregeln von Twitter umgeht, Netzpolitik.org (18.03.2022)
  3. Price, Gary: Not Real News: An Associated Press Roundup of Untrue Stories Shared Widely on Social Media This Week, InfoDocket (12.03.2022)
  4. So verbreitet eine „Faktencheck“-Webseite russische Propaganda, Deutsche Welle (08.03.2022)
  5. Bogers, Michael: Russland-Ukraine-KriegDie Propagandaschlacht auf Social Media, Deutschlandfunk (28.02.2022)
  6. Desinformation und Propaganda: Wie Russland im Netz Krieg führt, BR.de (22.02.2022)

Die richtigen Recherchetools

siehe auch: OSINT

Recherchen über Russland weltweit: ein Instant-Toolkit von GIJN, Netwerk Recherche

Schulungen

  1. Stegers, Fiete, Ukraine-Krieg und Falschinformationen auf Social Media, Lernangebot der HOOU (08.03.2022)
  2. Instagram-Guide der Bücherhallen Hamburg
  3. Fake News | Informationen im Netz – mebis Infoportal
  4. FakeHunter Junior – Planspiel zum Erlernen, wie man falsche Nachrichten entlarvt, Büchereizentrale Schleswig-Holstein
  5. Fit for News – Informationskompetenz: Lehr-, Lern- und Schulungsprogramme für den kompetenten Umgang mit Newsmedien im Internet, FitForNews – Europäisches Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung (EIJK)
  6. Zwischen echt und gefaket – Kriegsbilder in unserer Wahrnehmung: Informations- und Nachrichtenkompetenz rund um Fotos und Videos, medienbildungshub.de (08.04.2022)

Ein Musikbandaufritt in der LA Public Library, der viral ging

Anlässlich des „Asian Pacific Islander Heritage Month“ trat die Jugendband The Linda Lindas in der LA Los Angeles Public Library auf. Deren Auftritt ging nicht nur viral, sondern sorgte nun letztendlich dafür, dass die Gruppe einen Plattenvertrag bekam. Es war insbesondere der Song „Racist, Sexist Boy“ (Minute 33:47), der für Anklang und Aufmerksamkeit sorgte. Eine Übersicht der Songs findet sich auf der Setlist auf dem YouTube-Kanal der LA Public Library.

Die Bandmitglieder sind noch sehr jung, Mila ist 10 Jahre alt, ihre Schwester Lucia 14, Eloise 13 und deren Freund Bela ist 16 Jahre alt. Der Musikstil wird als Garage Punk beschrieben. Viele der genannten Bandmitglieder, sind noch gar nicht in der High School. Offensichtlich traf aber insbesondere die Thematisierung des anti-asiatischen Rassismus einen gesellschaftlichen Nerv und die Aufmerksamkeit in den gesamten Vereinigten Staaten. Doch wie ist dieser definiert?

Die Definition der Autorin Thi Minh Huyen Nguyen lautet so:

Anti-Asiatischer Rassismus ist die systematische Diskriminierung von asiatisch-diasporischen, asiatisch-deutschen, asiatisch gelesenen Menschen. Von den westlich geprägten Industrieländern gab es bisher vor allem zwei stark geprägte Narrative: eines, bei der Menschen mit Asienbezug vorsätzlich als sogenannte „Gelbe Gefahr“ bezeichnet wurden (Yellow Peril) und eines, welches Menschen mit Asienbezug dem Bild des sogenannten Model Minority Myth entsprachen. Für die weiße Mehrheitsgesellschaft sind asiatisch-diasporische Menschen – je nach Bedarf – also entweder diejenigen, die die Pest mitbringen und als “gelbe Gefahr” zu verstehen sind oder Musterschüler*innen und Vorzeigemigrant*innen.“

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland bzw. Europa gab es seit der Corona-Pandemie einen rasanten Anstieg von Rassismus gegen Asiat*innen. Auch wenn es keine „bekannten“ tödlichen Anschläge wie in den USA hierzulande gab, ist das Thema hier in der asiatischen und B(I)POC Community von Instagram und anderswo durchaus ein Thema. Das I setzte ich hier in Klammer, da es in Deutschland keine „Ureinwohner*innen“ im eigentlichen Sinne gibt wie in den USA. In der Geschichte Deutschlands nach 1945 ist der anti-asiatische Rassismus kaum ein Thema. Dabei gab es zum Beispiel 1980 den Anschlag auf Vietnamesen in Hamburg. Dieser war fast völlig in Vergessenheit geraten. Die Autorinnen und Podcasterinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu wurden vor wenigen Tagen mit dem „Civis Top Award“ und 15.000 € ausgezeichnet. Die Podcastfolge lautete „Rice and Shine/Hamburg 1980: Als der rechte Terror wieder aufflammte„. Damals gab es einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Hamburg, bei dem im August 1980 zwei junge Männer aus Vietnam starben. Außerdem gewann dieser Beitrag den Podcast Publikumspreis. Einem aktuellen Forschungsprojekt der Berliner Humboldt-Universität, der Freien Universität Berlin und des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zufolge, erfuhr jede zweite asiatisch gelesene Person Rassismus. Das Forschungsthema anti-asiatischer Rassismus ist recht neu hierzulande. Vergangene Untersuchungen gibt es kaum. Würde man in einer öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliothek im deutschsprachigen Raum danach suchen, wäre die Anzahl an Treffern bezüglich dieser Literatur/Thematik nicht all zu groß. Über einen asiatisch gelesenen Freund/Studienkollegen und dessen Partnerin, die mir damals von mehreren ihrerer Erfahrungen in Berlin berichteten, wurde ich erstmals auf diese Thematik aufmerksam. Seit der Corona-Pandemie stieg die Anzahl an Anfragen gegenüber der Antidiskriminierungsstelle des Bundes rasant an, diese verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahr 2019 (3.600 auf 6.000). Dabei war es jede vierte Anfrage, welche Diskriminierungen in Verbindung mit dem Coronavirus als Beschwerdegrund zum Anlass nahm. Diese richteten sich insbesondere gegen asiatisch gelesene Menschen. Die alleinige strafrechtliche Verfolgung von Hate-Speech und Gewalt löst das Rassismusproblem nicht. Es gibt meines Erachtens immer noch zu wenig Begegnung, Dialog und Kontakt mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Herkunft, sei es privat oder beruflich. Insgesamt, so scheint es, stieg seit der Corona-Pandemie nicht nur der Antisemitismus, der Klassismus, sondern neben dem gegen Menschen, die als B(I)PoC gelesen werden, vor allem gegen asiatisch gelesene Menschen. Die Frage, welche sich bezogen auf die Bibliotheksarbeit zu dieser Thematik stellt: Erreicht die bibliothekarische Einrichtung mit Veranstaltungen zum Beispiel im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus die Menschen ausreichend, welche dieses „Rassismusproblem“ haben? Gibt es andere Zugänge/Wege? Wenn ja, welche? Was ist wirklich sinnvoll/wirksam und welche unkonventionellen Ansätze wären denkbar?