Gütesiegel “No Digital” in der Bibliothek

library-488684_1280

Der Moderne Zettelkatalog

Die Digitalisierung ist nicht länger aufzuhalten? Wer nicht aufs E-Books setzt, hat im Konkurrenzkampf um den Kunden bereits verloren. Die Bibliothek als “Digitale Zapfsäule der Nation” ist der logische Schritt in der Evolution dieser Einrichtung. Bist du nicht digital, bist du nicht vorhanden. Die digitale Profilneurose von Bibliotheken stört mehr und mehr KollegInnen. E-only, e-book first sind dabei Schlagwörter, die hier und da schon die ein oder andere Schlagader bei Kollegen hat gefährlich anschwellen lassen.

Brauchen wir in unseren “Digitalen Lebenswelten” nicht auch einen Raum, in welchem wir durchatmen können, in welchem ein Handyverbot gilt, die analoge Vinylschallblatte knisternd durch die Kopfhörer uns einen Musikgruss schickt, das Zelluloid summend uns bewegte Bilder sendet und ein Buch noch alle haptischen Vorteile mit sich bringt, dass es zum Erlebnis macht?

Die Stadtbibliothek in Egeln hat sich jetzt nach intensiver Beratung dazu entschlossen, genau dieser Raum zu werden, analog, echt, greifbar. In einem Pilotprojekt will die mit dem Q-Siegel Stufe I ausgezeichnete Bibliothek einen beruhigenden Standard für ihre Kunden schaffen. Erholung pur im Stress digitaler Wellen, eine Ruheoase in Informationsflut.

Auf die Frage, wie weit die Verweigerung der Digitalität geht, antwortete die Bibliothekarin Frau N.:

Besonders begeistert sind unsere Kunden von der Serendipity bei der Katalogrecherche. Wir haben uns gegen einen Alphabetischen und für einen systematischen Katalog entschieden. Dieses Risiko war es wert, wie uns die Kundenreaktionen zeigen. Entdecken wird einfach groß geschrieben bei uns.

Schwierigkeiten beruhen allerdings noch beim Umgang mit der ungewohnten Technik wie Plattenspieler oder Film- und Diaprojektoren. Daher sind unsere Beratungsstunden am Donnerstag immer bestens besucht.

Angesprochen auf die eigene Arbeit, lächelte Frau N. vielsagend:

Für uns selbst bedeutet innerhalb von “No Digital” die größte Umstellung, dass wir für die Erstellung der Katalogkarten jetzt in der Regel unsere Schönschrift bemühen. Dies ist einfacher, als mit der Schreibmaschine zu arbeiten. Dank Stempelkarten für die Bücher und Kundenkarten ist die Verwaltung ohne PC viel zeitsparender. Und wir ersparen uns selbst viel Stress mit komplizierten Lizenzen. Und so ein moderner Zettelkatalog hat kaum noch etwas vom Image der verstaubten, abgegriffenen Katalogkarten und speckigen Katalogkästen.

Auch der Bürgermeister der Stadt untersützt das Projekt nicht nur mit deutlichen Worten:

Wir unterstützen den Vorstoß unserer Stadtbibliothek und finazieren mit 12.000,- Euro einen geeigneten Medienraum, in dem ein professioneller Plattenspieler, Diaprojektor und Filmgenerator stehen werden. Zudem möchte ich unseren Bürgerinnen und Bürgern danken, durch deren Spenden eine hervorragende Sammlung an interessanten analogen Angeboten zusammengekommen ist, welches in den nächsten Wochen durch die Bibliothek vermittelt werden kann.

Gütesiegel NoDigital

Gütesiegel NoDigital

Der Standard für das Siegel “No Digital” wird in dieser Bibliothek für 365 Tage erprobt. Sollte sich dieses Konzept bewähren, will man im Sinne einer “Roadshow” Informationsveranstaltungen in ganz Deutschland für kleinere Öffentliche Bibliotheken veranstalten. Arbeitskapazitäten dürften bis dahin freiwerden, da der Berg an Schenkungen bis dahin eingearbeitet sein wird.

Die bisherigen positiven Reaktionen seitens des örtlichen Buchhandels und regionaler Verlage überraschte die kleine Bibliothek ebensosehr wie die vermehrten Angebote der in der Börde-Hakel ansässigen Autorinnen und Autoren zu kleinen “intimen” Leseabenden in den Räumen der Bibliothek. Auch dies lässt die Bibliothek auf einen großen Erfolg ihrer doch nicht ganz umunstrittenen Aktion hoffen. Einige wenige kritische Stimmen befürchten dann doch, dass die Öffentliche Bibliothek der Stadt den Anschluss verliert.

Die Nürnberger Asylothek als Vorbild für eine sozial nachhaltige Bibliotheksarbeit

“Die Asylothek ist die erste Asylbewerberheimbibliothek in der Bundesrepublik Deutschland.[…]Fördergelder wurden nicht in Anspruch genommen. Damit soll aufgezeigt werden, dass es keine Frage des Geldes ist etwas zu bewegen, sondern es auf das Engagement jedes Einzelnen ankommt. Diese einfache Konzeption kann es jedem Bürger ermöglichen, selbst innerhalb kürzester Zeit eine ähnliche Bildungseinrichtung eigenverantwortlich und ohne großen bürokratischen Aufwand zu realisieren und somit unsere Gesellschaft ein Stück besser und menschlicher zu machen.”Günter Reichert

Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) steht Deutschland weltweit an zweiter Stelle bei der Zahl der Eiwanderung – an zweiter Stelle nach den USA. Wer heute noch behauptet, wir seien keinen Einwanderungsland, ist entweder blind, ewig gestrig und/oder beides. Was kann das deutsche Bibliothekswesen im von der Bibliotheksarbeit der klassischen Einwanderungsländer wie den USA, Kanada und Australien (bzw. von der Asylothek als Projekt) lernen? Zum heutigen “Internationalen Tag der Migranten” soll an dieser Stelle eine Bibliothek vorgestellt und gewürdigt werden, die dieses Jahr wie kaum eine zweite Bibliothek in Deutschland am meisten für Preise nominiert wurde und diese meist auch erhielt: Die Nürnberger Asylothek

Weitere Fragen rund um die Asylothek werden unter dem folgenden Link beantwortet: http://fragen-und-antworten-zur-asylothek.blogspot.de/


Seit kurzem gibt es neben der eigentlichen Fanseite auf Facebook mit über 1.000 Folllowern, nun noch einen zusätzlichen Facebookseite Asylothek – Veröffentlichungen. Die Initiative von Günter Reichert macht deutlich, dass gute Ideen nicht nur von Bibliothekaren und Bibliothekarinnen kommen müssen und Initiativen mitten aus der Gesellschaft das Potential hätten auch öffentliche Stadtteilbibliotheken dazu anzuregen eine Willkommenskultur zu leben. Diese Initiative wäre für Teilnehmer am Bibliothekartag 2015 sicherlich eine Reise bzw. Besichtung wert. Wenn man in diesen Tagen mit Schülern, Bürgern und anderen Menschen spricht, hört man sehr viele Vorbehalte, Ängste und ignorante pauschale Kommentare gegenüber Asylbewerbern und Flüchtlingen heraus. Auch Öffentlichen Bibliotheken wären in diesen Tagen und Zeiten mehr denn je gefordert einen Beitrag zum Miteinander und zum gegenseitigen Aufeinanderzugehen zu leisten. Wie aus dem folgenden Beitrag hervorgeht, gibt es schon viele Nachahmerinitiativen, die ebenfalls Bibliotheken für Flüchtlinge und Asylbewerber gründeten, wie beispielsweise in Passau, Ravensburg, Hamburg, Leipzig und Freiburg.Wie könnten und müssten sich herkömmliche Stadtbibliotheken öffnen und verändern, damit eine bessere Willkommenskultur sichtbar werden würde und mehr Asylbewerber sich “trauen” würde deren Einrichtungen zu nutzen?

Weiterlesen

Die St. Paul Public Library: “Mehr als nur Bücher”

Bibliotheken verfügen über eine lange Geschichte darüber, wie sie ihren Nutzer und Nutzerinnen einen Zugang zu Quellen und Informationen gewährleisten. Als die St. Paul Public Libraryein wachsendes Bedürfnis für Computer- und Berufsrecherchekompetenzen erkannte, schuf sie eine neuen Weg, um den (potentiellen) Bibliotheksbesucher_innen das Handwerkszeug und Zugang, den sie wünschten.

Der Bibliothekar/ El Bibliotecario

Vorgestern, am 4. Februar, feierte Facebook seinen 10. Geburtstag und hat hierzu zehn Geschichten verfilmt, in denen dieses soziale Netzwerk für die jeweiligen Personen besonders nützlich und hilfreich war. Das kleine Dorf San Juan La Laguna in Guatemala ist nur über eine einzige Straße oder per Boot erreichbar.

Der einzige kostenfreie Ort, um Zugang zum Internet zu erhalten ist die Gemeindebibliothek. Der Bibliothekar Yisrael Quic verwendet Facebook, um die Sprache der Maya, im Besonderen den speziellen Dialekt der Dorfbewohner, weiter am Leben zu erhalten und die Medien- und Informationskompetenz zu fördern. Dazu hat er kürzlich eine Gruppe gegründet, die der Kommunikation und dem Austauschs der lokalen Maya-Sprache dient. Yisrael Quic setzt sich dafür ein die Geschichte und Sprache seines Ortes für die Zukunft weiter zu pflegen und diese für die Nachwelt zu erhalten.

The Librarian / El Bibliotecario from Facebook Stories on Vimeo.

Ein Imagevideo der American Library in Paris