Aus Taiwan: Why do you love the library?

Das VideoI Love the Library”  gewann auf dem letzten von der Library Association of the Republic of China (Taiwan) ausgeschriebenen und gesponserten Bibliotheksvideowettbewerb. Für ihre Rolle als Produzentin des Gewinnervideos, erhielt die Studentin Erin Liu ein Stipendium von Elsevier. Erin zufolge ist die Bibliothek wie ein großer Schatz, der der Inspiration dient und dazu beiträgt ein glückliches Leben zu führen.

Video der Bibliotheken der London Metropolitan University

Anbei ein aktuelles Educational Video, das für die E-Resources der Bibliotheken der London Metropolitan University wirbt. Ein weiteres Video dieser Universitätsbibliothek (Student Induction), welches die Teilbibliotheken vorstellt und den Service der Bibliotheken näher erläutert, findet sich unter dem folgenden Link. Die Bedeutung und Notwendigkeit der Universitätsbibliothek für das Studium wird stets betont und am Ende nochmals hervorgehoben.

Aus aktuellem Anlass: Der internationale Tag gegen Lärm und was Bibliotheken stattdessen tun könn(t)en

Am 23.04.2010 schrieb der Blogger TomTheCat:

“Dass eine Bibliothek ein Ort der Konzentration und der Stille ist, und dass dort in der Hauptsache gelesen wird, das ist zwar sicher jedermann verständlich, aber gleichzeitig in der Realität wohl ein aussterbendes Konzept.”

Bibliotheken zählen mit Sicherheit immer noch zu den Einrichtungen, die sich bereits seit deren Gründung bis heute eher gegen Lärm aussprechen als ihn zu befürworten und eher nicht bereit sind diesen stillschweigend zu erdulden. Der Blogger, der in Schweden lebt, hat erkannt, dass dieses “Konzept” einer  “Oase der Stille” heute so nicht mehr zeitgemäß ist. Motzko wies 2008 darauf hin, dass die Belegschaft von Bibliotheken meist aus bürgerlich-traditionalistisch-intellektuellen MitarbeiterInnen zusammengesetzt ist. Was ergibt sich daraus für die Bibliotheksarbeit und welche Milieus werden überhaupt noch durch das zu Beginn genannte Konzept erreicht? Diese Fragen in einem Blogeintrag zu klären, ist leider nicht möglich. Dennoch gibt es mit Sicherheit einen Zusammenhang zwischen den 7-13 % der Bevölkerung (eingeschriebenes Stammklientel) und den restlichen 17 %, die den Lesesaal und die Infobereiche ohne Ausweis nutzen, mit der “Bibliothek als Ort”, die auf der cognitive map vieler Menschen wohl zu wenig auftaucht. Sind öffentliche Bibliotheken “zu leise”? Über Twitter erreichte mich heute eine Pressemitteilung von der Leiterin des Berliner Theatertreffens, die beklagte, dass das Theater seine Lobby verliert: Weiterlesen

Neuer Imagefilm der Stadtbücherei Stuttgart zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit

Im Folgenden möchte ich auf den neuen Imagefilm der Stadtbücherei Stuttgart zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit aufmerksam machen, auf den Franziska Ahlfänger bereits in dem von uns gemeinsam verfassten Artikel  “Das Fremde in uns und wir im Fremden – Berliner Konferenz gibt Impulse und Anregungen” in BuB 01/2010 hinwies. Er ist seit Anfang Februar auf You-Tube verfügbar. Betreut wurde dieses Projekt von Prof. Dr. Wolfgang Ratzek von der HdM Stuttgart. Weitere aktive Projektmitarbeiter waren neben Franziska Ahlfänger, Annika Hager, Simon Herm, Ronald Kaiser und Ute Zelch, die sich derzeit im letzten Jahr des Masterstudiengangs Bibliotheks- und Informationsmanagement befinden.

In dem Artikelteil, den Franziska Ahlfänger verfasste, ging es ihr vor allem um eine stärkeres Bewußtsein für die wachsende Zielgruppe “Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund”:

[..] dass es die junge Generation in Deutschland zu fördern und auch zu fordern gilt. Dies zeigen nicht nur die einschlägigen Untersuchungen wie PISA, Shell-Studien oder die JIM und KIM-Studien. Deutschlands Jugend liegt im Leseverhalten auf Platz 21 von 32 OECD-Mitgliedsstaaten. Das Statistische Bundesamt zählte 2007 immerhin noch ca. 2,3 Millionen Jugendliche mit Migrationshintergrund, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Zählt man die Älteren von 25 bis 35 Jahren hinzu, wären wir bei einer Zahl von 4,8 Millionen! Insgesamt gesehen hat Deutschland ca. 9,7 Millionen Jugendliche bzw. 19,3 Millionen junge Menschen von 15 – 35 Jahren! In Zukunft werden wir nicht nur ein kürzere Halbwertszeit für Normen haben, sondern auch eine Vielzahl an Werten, die aus Globalisierung, Kulturen-Vielfalt und Sozialsystemen entstanden sind. Viele Jugendbibliotheken und Jugendbereiche konzentrieren sich auf Jugendliche bis Anfang 20. Aufgrund der bereits erwähnten Tatsache sollte überlegt werden diese Lebensphase zu erweitern. Werden es die Jugendlichen einfacher haben oder werden sie zunehmend schwerer auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden? Medien und Informationen werden zunehmen, die Dinge werden sich schneller ändern, doch der Mensch wird sich nicht auf eine virtuelle Kommunikation beschränken wollen. Die Jugendlichen werden nicht auf Orte der Begegnung untereinander verzichten können. Dafür „können Jugendbibliotheken äußerst wertvolle und geschätzte Räume der Sicherheit und Störungsfreiheit, der Gewaltfreiheit und Geborgenheit werden, wenn sie denn entsprechend angelegt und ausgestattet sind“ (Göschel, BuB 61 (2009) 6, S.440). Es ist also nicht Aufgabe von Jugendbibliotheken und Bibliotheken mit Jugendbereichen Jugendliche zu beschützen, sondern sie zu lehren mit neuen Medien umzugehen, Lesekompetenz in jeglicher Hinsicht zu erlernen und sie in ihrem Fortschritt kompetent zu fördern. Diesen besonderen Ort können Jugendbibliotheken und Bibliotheken mit Jugendbereichen ausfüllen, wenn sie neue zielgruppengerechte Angebote bieten und diese den stetig veränderten Bedürfnissen der jugendlichen Nutzer anpassen. Bibliotheken müssen Anlaufstelle sein, wenn es darum geht, wie sich unsere zukünftige Gesellschaft gestalten lässt. Sie sollten vielmehr in und durch Öffentliche Bibliotheken die Möglichkeit haben Teil einer Gesellschaft zu sein, den man Wert schätzt und beachtet. Daher ist Partizipation von Jugendlichen ein Thema, das sich jede Bibliothek zu Eigen machen sollte. Mit Partizipation zeigt man der Jugend, wie wichtig sie für unsere Entwicklung und unseren Fortschritt sind. Sie sind die Zukunft und wenn wir nicht aufpassen, übertreffen sie uns nicht nur, sondern überrollen uns (im negativen Sinne gemeint). Die Partizipation der Zielgruppen wird im Zuge der Informations-, Wissens- und „Internet“gesellschaft immer mehr an Bedeutung zunehmen. Viele der Bibliotheken finden bereits jetzt keinen Zugang zu den Jugendlichen. Es fehlt an einer Struktur.

Lesen Sie doch wann Sie wollen!

Campus TV der Universität Konstanz stellt die Bibliothek vor.
“Lesen Sie doch, wann Sie wollen!” ist ein kurzer Film, in dem Sie die Bibliothek kennen lernen können. Er ist das Ergebnis eines gemeinsamen Projekts der Bibliothek mit studentischen Mitarbeitern von Campus TV der Uni.

Aufmerksam geworden über:
E-Mail von Oliver Kohl-Frey auf inetbib (23.11.2009)

Bibliothek des Jahres 2009 der Niederlande: das Library Concept Center in Delft

Am 18. Dezember 2009 wurde dem innovativen  Library Concept Center in Delft der Titel De Beste Bibliotheek van Nederland 2009 verliehen. Im Rahmen einer Preisverleihung, die in Utrecht stattfand,  hielt Frank Huysmans die Laudatio.

Besonders spannend und attraktiv empfand ich im Rahmen meines Besuchs Anfang November 2009 den Jugend- (Dok jeugd), den Musik-  (Dok muziek) und Filmbereich (Dok film), sowie die Caféteria. Auf der Webseite Flickr finden sich seit Baubeginn 2005 fast 7.000 Fotos über die Aktivitäten der Bibliothek, die weit über normale  Leseveranstaltungen hinausgehen und die unterschiedlichsten Zielgruppen erreichen.  Darüber hinaus gibt es noch ein Kunstzentrum (Dok kunst), zu dem auch eine Arthothek gehört. Es finden regelmäßig Wechselausstellungen statt. Übrigens arbeiten dort Künstler und keine KunstbibliothekarInnen, die für die Ausleihe, Beratung, den Bestandsaufbau und die Konzeption von Ausstellungen zuständig sind. Außerdem  verfügt die Bibliothek neben dem zentralen Standort im Herzen von Delft noch über zwei weitere Einrichtungen: das DOK Tanthof und das DOK Vorhoof. Obwohl das Gebäude des DOK Library Concept Centers erst seit 2007 existiert, gewann es seitdem jährlich Preise.  Auf der niederländischen Version der Webseite heißt es Op naar de modernste bibliotheek ter wereld! – auf zur modernsten Bibliothek der Welt! Der Slogan der Bibliothek lautet de wereld te leen – im Sinne von “man kann sich dort die Welt ausleihen”. Einen Blick auf die Webseite kann ich nur empfehlen, denn sie bietet eine große Vielfalt an Informationen und Dienstleistungen, wie ich sie bisher selten fand. Im Folgenden werden die Bibliotheken tabellarisch angezeigt, welche die Plätz zwei bis zehn belegten:

1. Delft 8.3
2. Amsterdam 8.2
2. Stadskanaal 8.2
4. Lelystad 8.1
5. Heerhugowaard 8.0
6. Hoogeveen 7.9
6. Zeeuwse Servicebus 7.9
8. Middelburg 7.5
8. Zwolle-Zuid 7.5
10. Heerlen 7.4
11. Den Bosch
7.3
12. Doorn 7.2
13. Barneveld 7.1
14. Franeker 7.0

Die folgenden drei Bereiche wurden evaluiert: 1. das Gebäude und die Einrichtung, 2. das Angebot (digitale und “analoge” Bestände), 3. der Service und die Kundenorientierung. Ausgewiesene und qualifizierte Mystery-Shopper besuchten und begutachteten die nominierten Bibliotheken. Hierzu wurde anschließend ein fundierter Bericht verfasst. Bis ins Finale wurde je Provinz, eine Bibliothek ausgewählt. Insgesamt schafften es 14 Bibliotheken in die Endausscheidung.

Das DOK Library Concept Center ist keine Durchschnittsbibliothek – im Gegenteil. Laut Jaap Van De Geer und Erik Boekesteijn sind 80 % der Einwohner Delfts Mitglieder der Bibliothek , die somit die meistgenutzte öffentliche Einrichtung der Stadt ist. Was die Bibliothek weiterhin auszeichnet sind technologische Innovationen, die sicherlich auch durch Kooperation mit der ortsansäßigen Technische Universität entwickelt werden, auf welche ich in einem anderen Blogeintrag über Innovationen in den Bibliotheken der Niederlande eingehen werde.  Sie ist mit Sicherheit eine der modernsten und innovativsten Bibliotheken in Europa, ja vielleicht sogar weltweit. Im Jahre 2008 erhielt sie den Preis als die innovativste Bibliothek der Niederlande, den 2009 die Openbare Bibliotheek in Amsterdam erhielt. Weiterlesen

Eine Bücherzelle für Schüler an der Stollstraße in Ingolstadt und Anmerkungen zur Situation der Schulbibliotheken hierzulande

Seit kurzem verfügt die Grund- und Hauptschule an der Stollstraße Ingolstadt über eine eigene Bücherzelle, die nach meinem Kenntnisstand rege genutzt wird – auch von Jungs. Keinesfalls will ich mich in diesem Beitrag für ausrangierte Telefonzellen als Schulbibliothekenersatz aussprechen – im Gegenteil. Als Teaser bzw. als ein einladendes Element können solche Bücherzellen durchaus die Neugier am Lesen wecken. Natürlich hat es mich als ehemaligen Schüler der Grundschule an der Stollstraße Ingolstadt gefreut, als ich in mehreren Artikeln im Donau-Kurier, der Lokalzeitung Ingolstadts, davon las wie die kleinste Bücherei der Stadt entstand und all diejenigen zum Lesen bringen soll, die sonst eher nicht lesen.

Die kleinste Bücherei Bayerns, so lautete am 11.12.2009 der Untertitel des Artikels über die Einweihung der Bücherzelle, deren Medienecho oberflächlich betrachtet dem einer Bibliothekseröffnung gleichkam. Zu meiner Zeit an der Schule gab es im Klassenzimmer einen Holzschrank, der maximal 50 Bücher enthielt, die oftmals noch aus den 1970er Jahren stammten. In der neuerrichteten Bücherzelle befanden sich zu Beginn etwa 300 Bücher. Es war eher die nahegelegene Pfarrbücherei, die uns SchülerInnen damals das Lesen näher brachte.

Bereits am 18. Juli 2009 berichtete Katharina Lachmann von einer solchen Zelle in Buxtehude. Die eher unkonventionelle Idee an der Grundschule an der Stollstraße in Ingolstadt stammt von der ortsansäßigen Freiwiligenagentur. In den Sommerferien 2009 engagierten sich Schüler – unter der Anleitung der Künstlerin Helga Dick- darin die gelbe Telefonzelle in eine Bücherzelle zu verwandeln, die auf dem Pausenhof steht und nun jeden Tag von 7 bis 17 Uhr geöffnet ist.

Die Kinder selbst gestalteten die Zellen nach ihrem Geschmack mit Sprüchen wie “Lesen ist wie Fernsehen im Kopf” oder “nimm 1, lies 1, bring 1”. Der größte Unterschied im Vergleich zu einer herkömlichen Bibliothek ist die Möglichkeit ein Buch solange zu behalten, wie der Einzelne Lust hat. Selbstverständlich birgt die das Risiko, dass einige Exemplare nie wieder ihren Weg zurückfinden und für immer verschwinden. Meines Erachtens ist das genau der richtige Ansatz und ich bin der festen Überzeugung, dass ein Großteil mit dieser nicht auf Sanktionen setztenden Freiwilligkeit seine Bücher dennoch zurückbringt. Selbst die Sozialministerin Frau Haderthauer findet den Gedanken auf Vertrauen zu setzen ein wichtiges Signal in unserer heutigen Gesellschaft. Von einem befreundeten Bibliothekar aus Tel Aviv weiß ich, dass auch an der dortigen Fakultät für Architektur solche (keine Sanktionen bei Fristüberschreitung) und ähnliche Ansätze Erfolg hatten – weg von einer sanktionierenden Bibliothek – hin zur “Erziehung” der Nutzer zu einer fristgerechten Einhaltung ihrer Ausleihdauer. Laut dem Leiter der Freiwilligenagentur und meinen Recherchen gibt es noch weitere Bücherzellen in Deutschland, die aber allesamt eher für Erwachsene sind.

Sollte das Projekt gut laufen, werden weitere Mini-Büchereien eröffnet. “Es sei nur schwierig an die Telefonzellen zu kommen”, so der Leiter der Freiwilligenagentur. Die Agentur ist allerdings auf Buchspenden angwiesen, ohne die das Projekt wohl kaum möglich wäre. Mit viel Presse- und Medienrummel wurde die Bücherzelle am 11.12. 2009 endlich von der Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Christiane Haderthauser (CSU) persönlich eröffnet, wie unter der angegeben Verlinkung zu sehen ist. Die Aufmerksamkeit der Politik und Medien scheint wohl größer zu sein, wenn es sich um unkonventionelle Ideen zur Leseförderung handelt, die “fast” nichts kosten. Mir und sicher allen SchülerInnen und PädagogInnen wäre es sicher lieber gewesen, wenn Frau Haderthauer im Zuge der nun stattfindenden Ganztagsbetreuung an dieser Schule eine echte Schulbibliothek eröffnet hätte. Eine Grundschule, die aus allen Nähten platzt und schon viele Containerklassenzimmer aufstellten musste, kann sich bzw. will sich natürlich keine solche Bibliothek leisten.  Bei einem Bundesland, das sich in den letzten Jahren immer damit geschmückt hatte, in Pisastudien und in Ländervergleichen überall Spitzenreiter zu sein, scheint das Schulbibliotheksmanifest der UNESCO  und die Bedeutung von “echten” Schulbibliotheken noch immer nicht auf der Cognitive Map bei allen Unterhaltsträgern und BildungspolitikerInnen bzw. im Wahlprogramm unter dem Stichwort Bildung aufzutauchen:

“Die Schulbibliothek stellt Informationen und Ideen zur Verfügung, die grundlegend für ein erfolgreiches Arbeiten in der heutigen informations- und wissensbasierten Gesellschaft sind. Die Schulbibliothek vermittelt den Schülern die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen, entwickelt die Phantasie und befähigt sie so zu einem Leben als verantwortungsbewusste Bürger.” Schulbibliotheken

Nur die Türkei, die Slowakei, Spanien und Irland lassen sich im Vergleich der OECD-Staaten Bildung weniger kosten als Deutschland und in keinem anderen Bundesland ist der schulische Erfolg so sehr von der sozialen Herkunft abhängig wie in Bayern. Das stelle Annette Mängel 2006 in ihrem Artikel “Bildung: Erben statt Erwerben” anhand folgender Vergleiche für Bayern  fest:

“In Bayern beispielsweise hat eine Arzttochter eine fast siebenmal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen, wie der Sohn einer arbeitslosen Verkäuferin – und das bei vergleichbarem Leistungspotential. Damit führt Bayern deutlich die Rangliste der sozialen Selektion beim Zugang zu den verschiedenen Schultypen an, denn im nationalen Durchschnitt haben Kinder aus einkommensstarken Familien „nur“ eine viermal höhere Chance, das Abitur zu erlangen. Kinder aus Migrantenfamilien hingegen erhalten noch seltener eine Empfehlung für das Gymnasium: Viertklässler mit deutschen Eltern haben diesbezüglich eine fünfmal größere Chance.”

Die Ungleichheit im Bildungswesen hat laut Klaus Klemm eine Tradition in Deutschland, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht und dem Humboldtschen’ Ideal “alle Kinder auf eine Schule” zu schicken gänzlich widersprach, da damals erstmals mit der Selektion begonnen wurde. Klemm wies mithilfe der PISA- und den IGLU-Studien nach, dass die schicht- und migrationsspezifische Ungleichheit im deutschen Bildungssystem fest verankert ist. In der  Studie “Bildung auf einen Blick” der OECD, hatte Deutschland bei den Bildungsausgaben 2006 lediglich einen Anteil von 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreicht. Zwei Jahre später waren 5,1 Prozent gegenüber einem OECD-Durchschnitt von 6,1 Prozent. Aus dem Radiofeuilleton von Deutschlandradio Kultur aus dem Jahre 2007 (“Der Zustand der Schulbibliotheken ist oft armselig” von Anja Herr) und der Webseite des Bibliotheksportals entnehme ich aktuell, dass nur etwa 15% aller Schulen überhaupt über eine Schulbibliothek verfügen. Weiterlesen

Ein Nachtrag zu meiner Reise in die Niederlande: das “Lezersfeest” und “Nederland leest”

Als ich bis zum 5.11. 2009 in den Niederlanden war, fiel mir durchaus beim Besuch der Bibliotheken auf, dass zu diesem Zeitpunkt die landesweite niederländische Kampagne “Nederland leest”  (23.10.-20.11.) in vollem Gange war. Es beteiligten sich sehr viele Bibliotheken, wie unter dem folgenden Link zu sehen ist. Leider verpasste ich das Lezersfeest am 7.11., bei dem sich die Stadtbibliothek Rotterdam in eine riesengroße Tanzfläche verwandelte und es ein großes Dansfeest gab. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Lezersfeest- Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Rotterdam und dem Büro Fris. Das Ziel des Lezersfeest ist das Lesen zu fördern, indem für die  Öffentlichkeit Veranstaltungen mit nicht-elitärer Literatur angeboten werden. Dabei werden die “Leser” ermutigt sich mit Literatur und dem Lesen im Allgemeinen zu befassen. Das Hauptanliegen des Lezersfeest ist es, eine Verbindung zwischen dem Lesen und der Freude an Literatur zu vermitteln, indem eine positive Einstellung zu Literatur vermittelt wird. Die Hauptzielgruppe sind Menschen zwischen 18 und 80 Jahre alt, wie es auf der Webseite heißt.  Das Programm findet sich unter dem folgenden Link.  Nachdem ich mich mit der Chefredakteurin der Zeitschrift NL Unlimited (Ausgabe für Rotterdam) einen Abend vor meiner Abreise über diese Veranstaltung unterhielt, die ja damals durchaus das Stadtgespräch in Rotterdam war,  stellte ich mir sofort die Frage ob es so etwas auch in Deutschland gibt. In Berlin oder München gibt es zwar immer wieder Literatur- und Poesiefestivals, aber auch aus anderen Städten habe ich von solchen Veranstaltungen in einer Bibliothek nie zuvor gehört. Vermutlich bin ich nocht nicht gut genug informiert und es gibt tatsächlich Veranstaltungen in Deutschlands Bibliotheken, die inhaltlich ähnlich sind.  Events auf der Lit.Cologne und der Buchmesse Leipzig finden meines Wissens auch in Bibliotheken statt. Insgesamt habe ich bei sehr vielen deutschen Literatur- und Kulturveranstaltungen – außer dem Poesiefestival in Berlin (2005 im Hebbel am Ufer) und Veranstaltungen in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und dem Printemps de la Poésie (2006) am Goethe-Institut Rabat – durchaus öfter das Gefühl, dass bei den meisten Literaturveranstaltungen  bzw. das elitäre Publikum in der Mehrheit ist. Von einem Poetry-Slam oder einem Tanzfest in einer deutschen Bibliothek habe ich bis heute noch nicht gehört.  Die Chefredakteurin der Zeitschrift NL Unlimited stellte mir netterweise Fotos und nachträglich Informationen zur Verfügung. Zu Beginn schien es mir schier unglaublich, dass die Bibliothek als Ausgehalternative für einen Samstag im Jahr in den Mittelpunkt der Bürger Rotterdams (und Umgebung) rückte. Die Karten kosteten zwischen 14,50 – 17,00 €. Es fanden mehrere Poetry Slams statt und niederländische Autoren  wie z.B. Bart Chabot, Nicci French oder  Fayza Oum’Hamed  lasen aus ihren Büchern, die dort auch verkauft wurden. Außerdem gab es ein Popquiz, dass in der “Discothek” stattfand. Darüber hinaus fand die Verleihung des Boek-delenprijs statt, den dieses Jahr Arthur Japin erhielt.  Insgesamt war das Programm sehr reichhaltig und facettenreich wie unter dem folgenden Link zu sehen ist. Bekannte DJs legten bis 3 Uhr morgens Musik auf.

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