Zitat unkommentiert

[Zitat] Unkommentiert – 2010

Lesen ist gefahrlos, aber es kann zu Abenteuern verführen, die gefährlich genug sind. Die Literatur liefert Erfahrungen, die man sonst klugerweise nicht selbst macht. Man ist ihnen nicht ausgeliefert, kann aber dennoch – aufgrund der Leseerfahrung – sich selbst und andere vor Gefahren bewahren. […] In der sogenannten breiten Masse der Leser finden sich viele, die viel lesen, die aber davon unbeeindruckt sind. Sie sind mit Trinkern vergleichbar, die enorm viel trinken, deren Leber aber vollkommen in Ordnung ist, und die auch psychisch gar nicht abhängig sind. Das hat manchmal sehr seltsame Wirkungen. Denn ein Vielleser, dessen Seele und Verstand nicht berührbar sind, wird mit einem, der weniger gelesen hat, aber davon sehr beeindruckt ist, kaum kommunizieren können – zumindest nicht über Bücher. Das sind zwei Welten.

Franz Schuh, österreichischer Philosoph, *1947  (Auszug aus dem Interview “Ich will nicht nur mit Büchern glücklich sein” vom 07.11.2010)

Intergenerationale Bibliotheksarbeit als Antwort auf den demographischen Wandel: Überlegungen zu aktuellen Trends

The library as a place for inspiration and innovation for the community, particularly the local community, relates to all generations.” Helen Bowers

Eine Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) in Nürnberg und ein Vortrag von Ronald Kaiser & Prof. Dr. RatzekZielgruppe 50+” auf dem diesjährigen BID-Kongreß in Leipzig, veranlassten mich zu diesem Blogeintrag. In einem Blogeintrag vom 05.12. 2009 habe auch ich die Zielgruppe Ältere oder Senioren als Silver Gamers bezeichnet. Buzinkay stellte bereits 2007 in einem Blogeintrag “Die Überalterung und die Bibliothek” fest, dass der Trend in den kommenden Jahren dahin geht, dass die größte Gruppe an BibliotheksnutzerInnen in Zukunft über 60 Jahre alt sein wird. Die Zahl derjenigen, die älter als 65 sind, wird bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Drittel zunehmen. Wie R. Kaiser & Ratzek im März diesen Jahren feststellten, gibt es noch zu wenige Angebote von Seiten der Bibliothek.  Henner Grube, der ehemalige Leiter der EKZ appellierte in seinem Vortrag “Die Zukunft der Bibliothek und die engagierten Bürger” von 2006 audrücklich dafür die Ansprache dieser Zielgruppe zu verbessern. Ausdrücke aus der Marketingsprache, die ja meist aus dem Englischen stammen sind gerade bei Jüngeren angesagt. Dagegen ist erst einmals nichts einzuwenden, aber die Eltern- bzw. Großelterngeneration denkt da sicherlich anders darüber.  Vermutlich wird dies in einigen Jahren anders sein. Ein bestes Beispiel hierfür gibt der 56 Jahre alte Bundesverkehrsminister Ramsauer ab, der unmittelbar nach der Übernahme seiner Amtsgeschäfte alle Anglizismen in seinem Ministerium verbieten ließ. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Senioren Ratgebers gaben mehr als vier von fünf der Ab-60-Jährigen (83,8 %) an, der Ausdruck Senioren spiegle die Lebenserfahrung älterer Menschen wider und passe daher am besten. Weit mehr als drei Viertel von ihnen (79,9 %) findet, man sollte von ihnen ganz einfach als von “älteren Menschen” sprechen. Weniger gut kommen bei den Älteren Begriffe wie “Silver Ager”, “Best Ager” oder “Happy Enders” an. Etwa ein Viertel der Ab-60-Jährigen (25,2 %) sind der Auffassung, dass derartige Bezeichnungen dem Lebensgefühl der “jung gebliebenen Alten” nicht entsprechen. Mehr als die Hälfte der Senioren (58,1 %),  spricht sich gegen eine Verwendung besonderer Begriffe für Senioren aus. Buzinkay machte deutlich, welche Art von Konzepten sich Bibliotheken bei der Zielgruppenarbeit mit Senioren widmen könnten:

  1. Freizeitgestaltung: Ein erweitertes kulturelles Angebot, welches auch die sozialen Bedürfnisse älterer Menschen befriedigt
  2. Thema “Bildung”: Bildung für Senioren
  3. Multimediale Angebote: Technik-Affinität muss auch bei dieser Gruppe gestärkt werden
  4. Leitsysteme und Navigation auf Webseiten: Barrierefreiheit ein absolutes Muss
  5. Einbindung von Senioren in die aktive Mitarbeit an Bibliotheken (Nutzen vorhandenen Wissens)

Den fünf genannten Vorschlägen kommt ein meines Erachtens ein wichtiger Aspekt hinzu: Die Intergenerationalität, Weiterlesen

Ein Nachtrag: Anmerkungen zum Gedichteregen über Berlin Ende August 2010

A cloud of words in the air does not change the history of a city, but it adds a new sense. Just as wartime bombings were intended to “break the morale” of the inhabitants of a city, so the poetry bombing “builds” a new city by giving new meaning to events of her tragic past and therefore presenting the city in a whole new original way.”

So lautet die Idee des “Bombing of Poems” der Künstlergruppe Cassagrande aus Chile. Diese wurde kürzlich in Form einer spektakulären Performance von herabregnenden Gedichten über dem Lustgarten Berlins im Rahmen der “Langen Nacht der Museen”  umgesetzt. Insgesamt wurden 100.000 auf Lesezeichen gedruckte Gedichte von einem Helikopter aus “abgeworfen” (“Bombing of Poems“). Cassagrande arbeitete hierbei unter anderem mit der Berliner Literaturwerkstatt und Lyrikline.org zusammen. Der “Regen der Gedichte” über Berlin war die fünfte Etappe eines größeren Projekts, das im März 2001 in La Moneda (Santiago de Chile) begann und sich in Dubrovnik (Kroatien), Gernika (Baskenland in Spanien) und in Warschau (Polen) fortsetzte. All diese Orte haben eines gemein. Sie waren in Kriegszeiten Ziel schwerer Luftangriffe.  Die Gedichte wurden in zwei Sprachen gedruckt und stammen sowohl von chilenischen als auch von deutschen Dichtern. Von folgenden in Deutschland lebenden Poeten wurden Gedichte verteilt: Ann Cotten, Karin Fellner, Nora Gomringer, Andrea Heuser, Orsolya Kalász, Björn Kuhligk, Marion Poschmann, Arne Rautenberg, Monika Rinck, Hendrik Rost, Ulrike Almut Sandig, Tom Schulz, Thien Tran, Anja Utler, Jan Wagner, Abas Khider, Ron Winkler and Uljana Wolf. Chilenische Dichter, deren Poesie ebenso “abgeworfen” wurden, finden sich auf der Webseite des Spanischen Kulturinstituts. Noch mehr Infos hierzu gibt es auf: www.loscasagrande.org Weiterlesen

Aus aktuellem Anlass: Die Innsbrucker Stadtbücherei wird ab morgen einmal im Monat zur Lebenden Menschenbibliothek

Die Innsbrucker Stadtbücherei wird ab morgen,  dem 29.03.  ab 15 Uhr einmal im Monat zur “Lebenden Menschenbibliothek“. Die Projekt-Betreiber fordern Integration auf Straßen-Niveau.  Die Aktion nennt sich “Wer bist du?” und ist eine Veranstaltungsreihe zum Thema Integration. Das Konzept wurde bei den Stadtpotenzialen 08 ausgezeichnet und für die Stadtbücherei adaptiert.  Ziel ist es,  Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu ermöglichen, zum einem im Rahmen eines Schulprojekts zum anderen während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei bei Speis und Trank. Emir Handžo, der bereits 2008 die “Lebende Menschenbibliothek” mitorganisiert und durchgeführt hatte beklagte hierbei folgendes (was mit Sicherheit auch für Länder wie Deutschland, Frankreich, Schweiz und die Niederlande gilt):

“Die aktuelle Debatte über Immigranten, Asyl, Abschiebung und Sicherheit in Österreich ist meiner Meinung nach Unrecht. Wir sprechen nicht miteinander, sondern übereinander. Einer der Gründe dafür ist ein sehr niedriges Wissen vieler Österreicher über Leute aus anderen Ländern.”

Ab morgen startet die Aktion, bei der die InnsbruckerInnen nun die Gelegenheit haben einmal pro Monat “Lebende Bücher” kostenlos für ein Gespräch auszuleihen.  Zu den lebenden Büchern zählen VertreterInnen gesellschaftlich benachteiligter Gruppen , MigrantInnen, LiteratInnen, PolitikerInnen, Menschen aus “Randgruppen” oder mit Vorurteilen konfrontierte Bevölkerungsgruppen, aber auch Künstler oder Menschen mit außergewöhnlichen Berufen. Die Gründer des Projekts forderten im Vorfeld:

“Integration in Österreich muss auf ein Straßen-Niveau gesetzt werden, dahin wohin die Leute gehen”, fordern die Entwickler des Projektes. Im Fall der “Lebenden Menschenbibliothek” heißt das, dass Menschen mit vielfältigen Lebenserfahrungen, mit Migrations- oder Flüchtlingsbiografien, ihre Geschichten mit interessierten Mitmenschen teilen.

Die Stadtbücherei wird so zum Ort der Begegnung von Menschen zwischen verschiedenen Kulturen und an drei Montagen, 29. März, 10. Mai und 7. Juni, jeweils in der Zeit von 15 bis 18 Uhr.  Emir Handžo wird an den Menschenbibliotheks-Tagen als “Bibliothekar” arbeiten. Eine politische Langzeitstudie, die von 1990 bis 2008 durch Christian Friesl als Co-Autor durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit dem Wertewandel in Österreich von 1990 bis 2008. Weiterlesen

Web-Erfinder Berners-Lee: Netzneutralität

Berner-Lee spricht sich für die Netzneutralität und gegen DRM aus.
“Ein Internet, das allen zu gleichen Bedingungen zur Verfügung steht, ist sehr, sehr wichtig für eine Web-basierte Gesellschaft”, erklärte der Entwickler bei einer Anhörung über die “Zukunft des World Wide Web” im Unterausschuss für Telekommunikation und Internet im US-Repräsentantenhaus. “Ich glaube, dass das Kommunikationsmedium so wichtig ist, dass wir es besonders schützen sollten.”

Da Kommunikation bereits vorher schon besonders geschützt war – Eingriff in den Verkehr der Snail Mail (Postverkehr) wurden hart bestraft – müsse man dies auch für das Internet gelten lassen. DRM würde in einer Welt offener Netzstandards nicht funktionieren.

Mehr dazu:
Web-Erfinder Berners-Lee spricht sich für Netzneutralität und gegen DRM aus auf heise online

Begrifflichkeit
Netzneutralität per Wikipedia.de

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