Zugegeben, es handelt sich um einen Beitrag innerhalb einer Kolumne, wo normalerweise Krimis rezensiert werden. Diesmal interessiert sich die Autorin des Artikels, Beate Mainka, jedoch für den realen Ort, an dem diese Krimis gelesen werden – und wählt als ‘Feldstudienobjekt’
“eine 4000-Seelen-Gemeinde im Münsterland, die einzige öffentliche Bücherei ist fest in katholischer Hand, wie sich das in dieser Gegend so gehört, darf allerdings in Zeiten der Ökumene auch von Nichtkatholiken benutzt werden. Der Bestand dieser so genannten KÖB beläuft sich auf 3500 Medieneinheiten, neben Büchern für jede Altersstufe gibt es auch Hörbücher zu leihen.”
Als Ort scheint die Bibliothek durchaus den Anspruch zu erfüllen, den das gegenwärtige Bibliothekswesen an sich stellt, denn die Autorin stellt fest:
“Dieser architektonisch höchst ansprechende Ort – er befindet sich im ehemaligen Klostergebäude – ist Tummelplatz einer Reihe von Einheimischen”.
Im folgenden kurzen Text werden dann aber eigentlich alle Klischees über Öffentliche Bibliotheken bestätigt, die man so kennt, angefangen von der LeserInnenschaft,
“die sich vorwiegend aus dem weiblichen Teil der Bevölkerung nebst ihrer noch in der Aufzucht befindlichen Kinder rekrutier[t]”,
über den “ehrenamtliche[n] Mitarbeiterstamm” bis hin zu dem ewigen Stadt-Land-Gefälle:
“Tja, und wie halten es die Dorffrauen mit den Intellektuellen unter den Krimiautoren? Fehlanzeige, … Die passen in die große Stadt, aber nicht in die dörfliche Gemeinschaft.”
Von einem Internetzugang oder Computern ist gar nicht erst die Rede, braucht man ja auch zum Krimilesen nicht…
Bezüglich des Digital Divide fällt einem da nur ein: Mind the Gap vor der eigenen Haustür.
Quelle:
Mainka, Beate: Nachrichten von der Front in TITEL – Magazin für Literatur und mehr