Bibliothekartag #bibtag14 – Intergenerationelle Bildungsarbeit an öffentlichen Bibliotheken

Diese Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland führen zu vielen kulturellen, gesellschaftlichen und individuellen Veränderungen, die sich auch auf die intergenerationelle Bildung und das intergenerationelle Lernen auswirken. Silvia Gregarek (2006, S. 265)

Das Thema der intergenerativen oder intergenerationalen Bibliotheksarbeit beschäftigt mich schon seit 2010. Im Nachgang der damaligen BID-Tagung in Leipzig verfasste ich den Blogpost “Intergenerationale Bibliotheksarbeit als Antwort auf den demographischen Wandel: Überlegungen zu aktuellen Trends.”

Damals wurden die andragogischen (Andragogik ist nach Reischmann “Die Wisssenschaft von der Bildung Erwachsener”), pädagogischen bzw. geragogischen Aspekte, aber auch die bewusste Gestaltung des intergenerationellen Lernens noch nicht berücksichtigt. Inzwischen habe ich mich mithilfe von Fachliteratur aus der Erwachsenenbildung und außerschulischen Jugendbildung tiefgehender mit diesem Thema beschäftigt. Mittlerweile erfährt auch der Begriff der Bibliothekspädagogik eine häufigere Verbreitung und Wertschätzung. Bis dato ist die Vermittlung von bibliothekspädagogischen Inhalten nicht flächendeckend Teil der Curricula aller Fachhochschulen, welche künftige Bibliothekare/Bibliothekarinnen ausbilden.

Wie wirkt sich eigentlich der demographische Wandel, der Deutschland zur zweitältesten Gesellschaft der Welt macht und Verteilungskämpfe zwischen den Generationen mit sich bringt, auf die Bibliothekspädagogik aus? Die Entwicklung einer “echten” intergenerationellen Bibliothekspädagogik wäre ein probates Mittel diesen gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen.

In Bremen erhielt ich die Möglichkeit über Intergenerationelles Lernen (im Bibliothekskontext) sprechen zu dürfen. Einige der Zuhörer und Zuhörerinnen äußerten sich im Anschluss dazu und meinten, dass die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis zwischen den Generationen in ihrer Einrichtung ja auch so schon ganz gut funktioniere. Doch spiegeln subjektive Statements, denn tatsächlich die objektive Realität wider? Meine Frage war doch, ob es öffentliche Bibliotheken gibt, die gezielt Intergenerationelles Lernen fördern. Mit dem Wort “gezielt” war die explizite Initiierung von Lernveranstaltungen gemeint und nicht die implizite, welche unbeabsichtigt vielleicht Lernprozesse auslösen.

Doch worum ging es mir in dem Vortrag? Während Begegnungsprojekte durch die Zusammenführung von Generationen gekennzeichnet sind, zeichnet Bildungsprojekte die vorhandene didaktische angeleitete Reflexion unterschiedlichster generationenspezifischer Sichtweisen aus (vgl. Franz 2010, S. 32).

Ob es sich nun um das Generationenenverhältnis zwischen den Mitarbeiter/-innen der Bibliothek oder bei Veranstaltungen handelt, an denen Angehörige verschiedener Altersgruppen (“Generationen”) teilnehmen, läuft auch das Zusammenleben verschiedener Generationen auch außerhalb der Bibliotheksmauern nicht immer harmonisch ab.

Im Bibliothekskontext bzw. in Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung (Stichwort “Interkulturelle Öffnung”) werden mehr und mehr Termini wie Gender Mainstreaming oder Intercultural Mainstreaming verwendet. Müsste nicht in diesem Zusammenhang auch dem Generation Mainstreaming (gezielte Nutzbarmachtung von alters-gemischten Zielgruppen) mehr Aufmerksamkeit zukommen?

Sind wir als Bibliothekare und Bibliothekarinnen gegenwärtig schon in der Lage pädagogisch initiierte, begleitete und reflektierte Lernprozesse (vgl. Franz 2010, S. 32 ff.) zwischen Angehörigen verschiedener Generationen zu begleiten und diese lernförderlich zu gestalten? Eine bewußte pädagogische Steuerung und Intiierung von Veranstaltungen, die das Generationenenverhältnis thematisieren, gibt es bisher kaum in öffentlichen Bibliotheken. Hier sind nun die Folien meines Vortrages auf dem diesjährigen Bibliothekartag, die schon auf dem OPUS-Server des BIB hochgeladen wurden.

Die geschätzte Kollegin vom festgezurrten Haupthaar : Geschlecht (k)eine Frage in Bibliotheken? von Danilo Vetter

In dem Dokumentarfilm von Danilo Vetter werden mögliche Fragestellungen der Geschlechterforschung an die Informations- und Bibliothekswissenschaft aufgezeigt und die Bibliothek als ein Ort gekennzeichnet, an dem auf vielfältige Weise Geschlecht ver- bzw. behandelt und konstruiert wird. Der Film gibt vier Expertinnen Raum, aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage nachzugehen, welche Rolle Geschlecht in Bibliotheken spielen kann bzw. welche Bedeutung Geschlecht für die Berufsgruppe der Bibliothekar_innen hat. Helga Lüdtke zeigt aus einer historischen Perspektive die Entwicklung des bibliothekarischen Berufs zu einem Frauenberuf auf und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Ort Bibliothek und den bibliothekarischen Beruf insgesamt. Margit Hauser stellt dar, warum die Einrichtung feministischer Bibliotheken und Archive in den 1970er Jahren notwendig war und welche Rolle diese Einrichtungen in unserer Zeit spielen. Monika Bargmann setzt sich mit Vergeschlechtlichungen von Bibliothekar_innen und Stereotypen von Bibliothekar_innen in Filmen und Büchern auseinander. Elisabeth Wiesbaum berichtet von praktischen Erfahrungen, die bei der Implementierung und Umsetzung von Gender Mainstreaming in einer Öffentlichen Bibliothek in Berlin gewonnen werden konnten.