Lee Rainie: "Libraries and the New Community Information Ecology"

Im Zuge der Neuerscheinung eines Buches und anstehenden Diskussionen im April und Mai, spricht der Forscher Lee Rainie über seine langjährigen beruflichen Leidenschaften: “Der Rolle von BibliothekarInnen und JournalistInnen in der US-amerikanischen Gesellschaft.” Rainie ist der stellvertretende Direktor des in Washington ansäßigen “Pew Internet & American Society project”, eines Non-Profitinstituts. Das folgende etwa 30-minütige Gespräch wurde per Skype aufgezeichnet. Bill Densmore (“Journalism That Matters‘”)  spricht darin mit Rainie darüber, wie Bibliotheken sich im neuen Medienökosystem anpassen und erfolgreich sein können. Besonders interessant fand ich dabei die Antworten darauf, wie BibliothekarInnen und Journalisten mehr zusammenarbeiten können und was diese durch den Medienwandel miteinander verbindet.  Lee Rainie geht auch auf neue Aufgabenfelder ein, welchen BibliothekarInnen und Journalisten  in der heutigen Gesellschaft zukäme, um den heutigen Aufmerksamkeitökonomien weiterhin relevant  zu bleiben.

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Medienpädagogik und Bibliothek – das Bib4 als Brücke

Dieser Beitrag versucht ausgehend von meinen Erfahrungen auf den letzten beiden Bibcamps eine Brücke zwischen Medienpädagogik und Bibliothekspraxis zu schlagen.

Präambel

Meine Barcamp-Erfahrungen beginnen auf dem Educamp 2010 in Hamburg. Dort machen Lambert Heller, Anne Christensen und Edlef Stabenau Werbung für ein bald stattfindendes Bibcamp in Hannover. Da ich mich in der Zeit gerade mit Paul Otlet beschäftige und anhand der Kommentare der in den Sessions ebenfalls anwesenden Bibliothekare bemerke, dass Pädagogen und Bibliothekare vor ähnlichen Herausforderungen und Problemlagen stehen, entscheide ich mich das in Hannover ausgerichtete Bib3 zu besuchen. Auch wenn ich übertreiben würde, wenn ich jedes Thema als „interessant“ und „für mir wichtig“ etikettiere, so finde ich doch in jedem Slot mindestens ein, meistens eher zwei Sessionsvorschläge, die mich interessieren. Auch wenn meine eigene Session zur Medienkompetenz, wegen meines Versuches, sie zeitlich stark zu komprimieren nicht allzu gut funktioniert, so sind die Erfahrungen positiv genug, dass ich mich traue, mehreren Bibliothekaren auf Twitter zu folgen. Das Gezwitscher ist überwiegend interessant,  sodass auch das Bib4 in Hamburg schnell den Weg in meinen Terminkalender findet.

Das Bib4

Ich will an dieser Stelle weniger auf die einzelnen Sessions eingehen, da diese im zur Veranstaltung gehörenden Wiki mittlerweile gut dokumentiert sind – bzw. sich auf dem Weg zu einer guten Dokumentation befinden (das sollte man von Vertretern einer Zunft, die sich auch mal als Dokumentationswissenschaft bezeichnete allerdings auch erwarten ;-)).

Generell fällt mir aber auf, dass es mehrere virulente Themenbereiche gibt, die alle so stark interessieren, dass daraus „Megasessions“ werden, die über 50 Interessenten anziehen oder mehrere Sessions vereinigen. Soweit ich das als „Außenstehender“ einschätzen kann, sind die folgenden Thematiken brandaktuell:

  1. Informationskompetenz, wobei die Fragen lauten: Was ist Informationskompetenz, wie kann ich sie vermitteln, welche Tools helfen mir dabei?
  2. Die Organisation und Sichtbarmachung des eigenen Datenbestandes. Dazu zähle ich Diskussion um Bibliothekssoftware, ihre Anbindung an das Semantic Web aber auch die Gestaltung von „Userinterfaces“.
  3. Der Themenkomplex „E-Bibliothek“, in welchem neue digitale Formate und Lizenzen sowie der Umgang mit diesen diskutiert werden.

Gemeinsame Handlungsfelder

Insbesondere der erste Themenbereich war für mich sehr interessant, was daran liegt, dass die Vermittlung von Kompetenz (oder pädagogisch korrekter formuliert: die Unterstützung beim Kompetenzerwerb) eine genuin pädagogische Tätigkeit ist. Dabei fiel mir auf, dass auch die Bibliothekare mittlerweile eine sinkende Wirksamkeit der klassischen pädagogischen Formate (Schulung) erleben und nach alternativen Vermittlungsmethoden suchen.

In der Session zum Microlearning tritt das Problem, dass die Zielgruppen immer schwerer zu erreichen sind ans Ziel. Die vorgeschlagene – und für mich sehr einsichtige – Lösung besteht in der Erstellung kleiner (multimedial aufbereiteter) Lerneinheiten wie z.B. Screencasts. Auch wenn die Idee des Microlearning an sich uralt ist und z.B. von Sprachenlernkalendern wahrscheinlich von  vielen schon praktiziert wurde, ändert das nichts an ihrer Aktualität. Im medienpädagogischen Bereich wird diese Lernform aktuell vor allem im Zusammenhang mit mobilen Lernen und Augmented Reality – Anwendungen diskutiert (Stichwort: Geocaching).

Dabei wandeln die Bibliothekare ihr Rollenverständnis als „Lehrende“ insofern, als sie nicht mehr als „klassischer“ Pauker in Erscheinung treten, sondern durch selbst gestaltete Produkte mittelbar einen (evtl. informellen) Lernprozess unterstützen. Diese Zentrierung auf ein lernförderndes Medienprodukt hat sich in der Mediendidaktik schon als Konzept manifestiert und wird vor allem von Michael Kerres und seinen Mitarbeitern an der Uni Duisburg und dem angeschlossenen Learning Lab unter dem Label „gestaltungsorientierte Mediendidaktik“ vorangetrieben (einführendes PDF).

Doch nicht nur die Vermittlung von Informationskompetenz weißt durch ihren didaktischen Charakter eine Verbindung zu (medien-)pädagogischen Forschung- und Handlungsfeldern auf. Auch das Konstrukt der Informationskompetenz selbst ist m.E. durchaus in der Lage den Diskurs der Medienpädagogik zu erweitern – wobei diese Ansicht eher eine persönliche ist, als dass sie im Fachdiskurs der Disziplin verhandelt wird. So definiert die klassische Medienpädagogik ihren Aufgabenbereich vor allem in der Vermittlung von Medienkompetenz, einem sehr vielschichtigen und stark diskutierten Begriff, welcher über alle Definitionen hinweg jedoch einen gemeinsamen Kern besitzt: Das lernende Individuum soll dazu befähigt werden, in einer von Medien geprägten (sozialen) Umwelt selbstbestimmt zu agieren. Medien sind in dieser Perspektive vor allem Instrumente zur Kommunikation– Medienpädagogik ist hier „Pädagogik ÜBER Medien“ (was durchaus auch durch Pädagogik MIT Medien erreicht werden kann):

„‚Medienkompetenz’ wird heute in der Regel verstanden als Anforderung an alle Menschen der modernen Gesellschaft, aktiv an den neuen Medienentwicklungen teilzuhaben, und zugleich als Programm einer spezifischen Förderung, die dazu dienen soll, von der Handhabung der Gerätschaften über auch medien- und nutzerkritische Perspektiven bis zu produktiven, ja kreativen Aspekten den Umgang der Menschen mit den Medien-Sets zu unterstützen“ (Baacke 1996, S. 114).

In Zeiten, in denen Medien als Informationsmittel dienen und somit auch Mittel der Kommunikation sind, beschreibt Medienkompetenz die Fähigkeit, alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire einzusetzen und sich dadurch die Welt aktiv anzueignen (vgl. Baacke 1996, S. 119). Damit geht einher, „Fähigkeiten zu entwickeln, [Medien] selbstbewusst und interessenorientiert nutzen zu können, um dabei die eigene Identität zu entwickeln und sich in der Gesellschaft zu verorten“ (von Rein 1996, S.12).

Die meisten Diskussionen um den Begriff lassen sich letztendlich auf Dieter Baacke zurückführen, welcher vier Dimensionen der Medienkompetenz benennt und Medienkritik, Medienkunde, Medienhandlung und Medienproduktion unterscheidet (genauer z.B. bei Mediaculture online). Insbesondere in der Medienkritik geht es um ein Einschätzen des Wahrheitsgehalt und der Relevanz von Informationen, was – so mein Eindruck – auch der Kern der Informationskompetenz ist. Dadurch, dass die Bibliothekare in die Vermittlung von Informationskompetenz auch die Handhabung neue medialer Dienste (z.B. Web 2.0-Applikationen) mit einbeziehen, tritt auch eine instrumentell-qualifikatorische Dimension zu Tage, welche auch in der Medienkompetenz enthalten ist. Zwischen beiden Begriffen besteht also eine Schnittmenge und insbesondere die aktuellen Diskussionen der Enquette-Komission zeigen, dass Informationskompetenz als wesentlicher Bestandteil von Medienkompetenz gedacht werden muss.

Noch deutlicher wird diese Verbindung, wenn man den deutschen Tellerrand überschreitet und den internationalen Diskurs um Media Literacy beachtet. Der Literacybegriff verortet sich näher an klassischen Kulturtechniken wie z.B. dem Lesen. Dabei werden weniger konkrete (dimensionierte) Lernziele ausgegeben, sondern vielmehr ein Stufenmodel propagiert. Die erste Ebene beschreibt den Acces, die zum Zugang zu Medien nötigen Fertigkeiten (für das Internet z.B. das Wissen Browser, Internetverbindungen, etc.). Darauf aufbauend beginnt die Stufe der Navigation. Hier geht es das Internet selbstbestimmt aber überwiegend passiv konsumiert zu nutzen – z.B. durch richtige Suchangaben bei Google. Die oberste Stufe stellt schließlich die Creation da – wo selbst Beiträge erstellt werden sollen (vgl. ausführlicher z.B. Sonia Livingstone, zum Vergleich von Literacy, Kompetenz und ähnlichem: Bachmair 2010). Die jüngste Diskussion geht dahin, dass immer stärker betont wird, dass die Vermittlung von Media-Literacy auch einer angemessenen Lernkultur bedarf. So betonen Henry Jenkins et. al. im sogenannten White Paper die immense Bedeutung einer Partizipatory Culture für Erwerb von New Media Literacys.

Berührungspunkte

Neben der direkten Überschneidung im Handlungsfeld „Medienkomptenz/Media-Literacy/Informationskompetenz“ gibt es auch mittelbare Berührungspunkte zwischen Medienpädagogik und Informationswissenschaft. So führt der oben beschriebene Wandel des Rollenverständnisses des Mediendidaktikers hin zum mediengestaltenden Akteur dazu, dass Medienpädagogen immer öfter in die Situationen kommen Wissen organisieren zu müssen, wodurch Wissensmanagement zur Schlüsselqualifikation medienpädagogischer Kompetenz wird.

Die E-Bibliotheksdiskussionen sind insofern interessant, dass neue Lizenzierungsbedingungen eine Auswirkung auf medienpädagogische Praxis haben (sollten), da sie die Rahmen abstecken, was im Bereich des Medienhandelns als Legal gilt – deutlich wird das vor allem in der Diskussion um die sogenannten Remix-Culture (Einen guten Überblick bietet m.E. der Vortrag Michael Weschs, welcher nolens volens das Problem digitaler Lizenzierung illustriert, weil er für deutsche Nutzer auf Youtube gesperrt ist).

Gemeinsames „Leid“

Zwischen den Sessions und den Sätzen der dort stattfindenden Gespräche ist mir eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Medienpädagogik und Bibliothek aufgefallen: Das Web macht uns beiden in ureigenen Handlungsfeldern Konkurrenz. Wie die Pädagogik s durch neue Entwicklungen des WWWs zu einem Überdenken ihres Selbstverständnisses gezwungen wird, ist sehr gut von David Wiley in seiner Keynote zu Open Education erklärt – es ist bezeichnend, dass er eher aus einer informatischen als aus einer genuin pädagogischen Ecke kommt. Er beginnt damit, die neue Form des Web als „Bibliothekisierung“ zu beschreiben: Informationen sind überall und jederzeit – oftmals kostenlos – verfügbar. Auch Curtis Bonk beschreibt in „The World ist Open“ das WWW als riesige Bibliothek. Die Bibliothekare sind von diesem Wandel auch betroffenen und sich dessen viel klarer bewusst als die (deutschen) Medienpädagogen. Immer wieder höre ich den Satz „Der Bestand spielt kaum noch Rolle“ – das Web hat der Bibliothek einen Kernbereich streitig gemacht – Wissen verfügbar zu machen. Das Universal-Book von dem Paul Otlet träumt ist Realität. Das WWW wird weder den Bibliotheken noch den Pädagogen ihre Existenzgrundlage nehmen – aber es wird unser beide Handeln signifikant verändern, allein schon deshalb weil unser Klientel (ob man sie nun Kunden, Nutzer, Lerner, Schüler, oder wie auch immer nennt) nicht mehr leiblich zu uns kommen, um unsere Kompetenzen in Anspruch zu nehmen, vor allem aber, weil ein sicherer Umgang mit dem Internet sowohl für Medienpädagogen als auch für Bibliothekare zur Schüsselqualifikation werden muss, wenn die Webnutzer weiterhin erreicht werden sollen.

 

Der Autor

Wolfgang Ruge ist Student des Masterstudiengangs “Medienbildung: visuelle Kultur und Kommunikation” an der Otto von Guericke – Universität, Magdeburg. Seine Studienschwerpunkte liegen in der Filmanalyse, Internet Research und der strukturalen Medienbildung. Der Drang immer mal wieder über den eigenen disziplinieren Tellerrand zu schauen bringt ihn schließlich in die Höhle der Bücherwürmer (Bibcamp) – woraus als Konsequenz dieser Text entsteht. Weitere Informationen zum Autor und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf seiner Homepage.

Vorstellung eines iPad-Pilotprojekts der Stadtbibliothek Houston für Kinder im Alter zwischen 2-6 Jahren

“You’re never too young to give an iPad a try”

Allan Turner am 28. 01. 2011 im Houston Chronicle

Vor etwa 10 Tagen startete die Stadtbibliothek Houston ein Pilotprojekt. Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren erhielten iPads, welche sie im Kinder- und Jugendbereich (ohne Internetverbindung) der Bibliothek für eine Stunde nutzen können. Der Verleih setzt voraus, dass die Kinder von einer mindestens 14-jährigen Person begleitet werden. Die iPads sind eine Ergänzung zu den Desktop-Computern gedacht, die sich in der Kinderabteilung der Bibliothek befinden. Sandy Farmer, die für diesen Bereich der Bibliothek verantwortlich ist, meinte hierzu Folgendes:

“An iPad is interactive. You touch it, you turn it and it does things. Kids understand this very well. here are tons of apps out there for young children — alphabet, colors, maps – some of them are really cool. … It’s an opportunity for kids to sit down and learn in a unique way.”

Sandy Farmer hat für dieses Projekt das Blog “Library iPads for Kids” eingerichtet, wo alle Fortschritte und Erfahrungen dokumentiert werden. Außerdem werden Apps vorgestellt und bewertet.

Falls dieses Pilotprojekt gut angenommen wird und erfolgreicht ist, wird die Bibliothek diesen Service auf andere Stadtteilbibliotheken im Herbst diesen Jahres und 2012 ausdehnen. Sara McNeil, eine Professorin für  Bildungsforschung der Universität Houston, nannte das iPad eine “ideale” Erfindung für Kinder und meinte hierzu:

“Even children as young as 12 months should be able to use the devices. Young children are very tactile creatures. If you look at an iPad, there are many connections that are symbiotic. It works entirely on touch. It starts almost instantly and responds almost instantly. […] Through the use of iPads, children, in essence, can teach themselves. There are so many applications that I think the Houston Public Library will be able to find and put on iPads. I think it will be a great aid to literacy and mathematical development — all kinds of things that will help these children.”

Wie BibliothekarInnen arbeiten – eine persönliche Stellungnahme von Joyce Valenza

Beeinflußt durch das Gedicht von Taylor MaliWhat Teachers Make” schrieb Joyce ValenzaWhat Librarians Make. Or Why Should I be More than a Librarian?“.

Manch einer mag darin zuviel Pathos enthalten sehen, aber Joyce Valenza Kasman geht mit dem Thema offensiv um und erklärt der Außenwelt per Video, was eigentlich ihre Arbeit  und die vieler anderer BibliothekarInnen auf der ganzen Welt ausmacht. Dafür zolle ich ihr großen Respekt, denn dieses Plädoyer für die leidenschaftliche Arbeit von BiliothekarInnen, die Kindern und Jugendliche nicht nur Informations- und Medienkomepetenz vermittelt, sollte durchaus in den Köpfen der Unterhaltsträger, der Politiker und der Eltern Eingang finden.

What librarians make. Or Why Should I be More than a Librarian? from Joyce Valenza on Vimeo.

In der heutigen FAZ am Sonntag beschreibt Tilman Spreckelsen im Artikel “Die andere Bibliothek” zahlreiche Leseförderungsprojekte in Deutschland und deren Bedeutung für die Zukunft eines Landes, in dem das Budget für Neueinkäufe der öffentlichen Bibliotheken trotz gestiegener Buch- und Medienpreise seit 20 Jahren gleichblieb:

“Lesen muss sein, da sind sich alle einig. Besonders in einem Land, das sich als Wissensgesellschaft versteht und es doch zulässt, dass viele von der Grundschule gehen, ohne richtig lesen zu können. Büchereien wären doch richtige Orte für eine erfolgreiche Leseförderung. Wenn man sie denn lässt.”

Der belebteste Ort von Amsterdam: die “Openbare Bibliotheek” Amsterdam

Genau am heutigen Tag bricht die BiB-Landesgruppe Berlin-Brandengruppe zu einer Bibliotheksreise nach Amsterdam und Den Haag auf. Für alle Daheimgebliebenen deshalb das folgende Video, das von den Schweizer Kollegen Andreas Baumberger und Erich Gmünder im Auftrag des Amtes für Kultur Kanton St. Gallen erstellt und übersetzt wurde. Die “Openbare Bibliotheek Amsterdam” ist eine der größten öffentlichen Bibliotheken Europas und eines der Vorbilder für die geplante neue Kantons-und Stadtbibliothek St. Gallen (Schweiz).

Gernot Gabel berichtete bereits in der Ausgabe 01/2008 der Zeitschrift BIT-Online als einer der ersten im deutschsprachigen Sprachraum von der neuen Zentrale der Stadtbibliothek Amsterdam. Sie gewann im vergangenen Jahr den Innovationspreis für ihr Projekt “Nova Local”. Nova Local (“Fernsehprogramm”) ist ein gemeinsames Projekt für Jugendliche. SchülerInnen, die als “Stadtreporter” unterwegs sind erstellen ihre eigenen Videobeiträge, welche unter anderem auf der Webseite www.novalocal.nl abrufbar sind.  Dadurch erwerben sie nicht nur Medienkompetenz, sondern auch technische und soziale Fähigkeiten. Der Verlag NBD / Biblion hat hierzu ein Konzept, welches jungen Leuten die Möglichkeit und das Vertrauen gibt als Co-Produzent von Informationen erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Jury wurde Nova Local als Projekt gelobt, das Medienkompetenz definiert. Das Preisgeld von 30.000 € wird für weitere sieben Bibliotheksstandorte in Amsterdam für Nova Local verwendet.

Leseförderung in Äthiopien durch Eselskutschen und neue Schulbibliotheken

Nach Luis Soriano in Kolumbien mit seinem Bücheresel (“Biblioburro“) und den Kamelbibliotheken in Kenia folgen nun die “Eselskutschen” der Organisation “Ethiopia Reads“. In einem Artikel auf “Yourhub” heißt es lakonisch, dass der Äthiopienheimkehrer Yohannes Gebregeorgis feststellte, dass es in den ländlichen Gebieten dort mehr Esel als Bücher gab. Insgesamt sind bisher fünf Esel im Einsatz, um Kindern in entlegenen Gegenden Literatur und den Umgang mit Büchern näherzubringen. Die mobile “Eselsbücherei” ist eine Idee von Ato Yohannes Gebregeorgis, der viele Jahre in den USA unter anderem in der “San Francisco Public Library” als Bibliothekar tätig war. 2002 kehrte er mit dem Ziel zurück Bibliotheken nachhaltig aufzubauen.  Er ist auch der Mitbegründer von “Ethiopia Reads”, mit der der Grundstein für die Lese- und Lernförderung junger äthiopischer Kinder gelegt wurde. Gebregeorgis kam als politischer Flüchtling in die USA und wurde 2008  in einem Video als  “CNN-Hero” nominiert. Dies verschaffte ihm die Aufmerksamkeit für sein Anliegen zu werben, um Geld- und Buchspenden und zu erhalten. In Äthiopien verfügen nur 1 % aller Schulen über eine Bibliothek. Seit der Gründung von “Ethiopia Reads” wurden 52 neue Bibliotheken im Land geschaffen.

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Unser digitales Müllproblem langsam auf der politischen Tagesordnung

Dass wir ein digitales Müllproblem haben, machte Bruce Schneier bereits auf der RSA-Konferenz 2008 deutlich. Im Juli diesen Jahres stellten Informatiker der Universität des Saarlandes eine mögliche Lösung vor.

Noch sind die Entwicklungen in einem Anfangsstadium, aber dennoch kommen nun Forderungen seitens der Politik, dass Daten in sozialen Netzwerken mit einem Verfallsdatum versehen werden. Justizstaatsekretär Max Stadler bekräftigte, dass man aber seitens der Politik keine gesetzliche Regelung anstrebe. Er sähe in einer solchen Lösung einen ersten Schritt zu mehr Netzsicherheit, die vor allem Jugendlichen zu Gute käme. Am besten wäre, dass die Netzwerkbetreiber dies freiwillig anbieten würden. Der Justizstaatssekretär sieht die Gefahr, dass Daten miteinander verknüpft und so Bewegungsprofile von Bürgern erstellt werden könnten. Davor müssten besonders Jugendliche geschützt werden.

Vor Ablauf des Verfalldatums bekäme der Nutzer eine Erinnerungsmail und müsste dann ausdrücklich bestätigen, dass seine Daten weiter im Netz sichtbar sein sollen. Dass dies technisch machbar sei sähe Stadler beispielsweise bei Verfallsoptionen, die seitens der Betreiber von Online-Spielen angeboten werden.

Ein sicherlich auch wirksamer Schutz ist, wenn die Internetznutzer gut über die Regeln und Gefahren des Netzes aufgeklärt werden. Medienkompetenz ist ein wichtiger Faktor. Die geplante Stiftung Datenschutz soll aufklären und durch Sigel ähnlich wie die Stiftung Warentest gute Seiten von schlechten unterscheidbar machen. Für mehr Datenschutz und etwas Vermittlung von Medienkompetenz kann sie sicherlich eine wichtige Aufgabe übernehmen aber sie kann jedoch nicht alle Probleme lösen.

Quellen:
Verfallsdatum für Facebook-Inhalte, Futurezone.orf.at
Verfallsdatum für Inhalte auf Facebook gefordert, Winfuture.de
Justizstaatssekretär regt Verfallsfrist für Daten in sozialen Netzwerken an, heise online

Neuer Imagefilm der Stadtbücherei Stuttgart zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit

Im Folgenden möchte ich auf den neuen Imagefilm der Stadtbücherei Stuttgart zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit aufmerksam machen, auf den Franziska Ahlfänger bereits in dem von uns gemeinsam verfassten Artikel  “Das Fremde in uns und wir im Fremden – Berliner Konferenz gibt Impulse und Anregungen” in BuB 01/2010 hinwies. Er ist seit Anfang Februar auf You-Tube verfügbar. Betreut wurde dieses Projekt von Prof. Dr. Wolfgang Ratzek von der HdM Stuttgart. Weitere aktive Projektmitarbeiter waren neben Franziska Ahlfänger, Annika Hager, Simon Herm, Ronald Kaiser und Ute Zelch, die sich derzeit im letzten Jahr des Masterstudiengangs Bibliotheks- und Informationsmanagement befinden.

In dem Artikelteil, den Franziska Ahlfänger verfasste, ging es ihr vor allem um eine stärkeres Bewußtsein für die wachsende Zielgruppe “Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund”:

[..] dass es die junge Generation in Deutschland zu fördern und auch zu fordern gilt. Dies zeigen nicht nur die einschlägigen Untersuchungen wie PISA, Shell-Studien oder die JIM und KIM-Studien. Deutschlands Jugend liegt im Leseverhalten auf Platz 21 von 32 OECD-Mitgliedsstaaten. Das Statistische Bundesamt zählte 2007 immerhin noch ca. 2,3 Millionen Jugendliche mit Migrationshintergrund, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Zählt man die Älteren von 25 bis 35 Jahren hinzu, wären wir bei einer Zahl von 4,8 Millionen! Insgesamt gesehen hat Deutschland ca. 9,7 Millionen Jugendliche bzw. 19,3 Millionen junge Menschen von 15 – 35 Jahren! In Zukunft werden wir nicht nur ein kürzere Halbwertszeit für Normen haben, sondern auch eine Vielzahl an Werten, die aus Globalisierung, Kulturen-Vielfalt und Sozialsystemen entstanden sind. Viele Jugendbibliotheken und Jugendbereiche konzentrieren sich auf Jugendliche bis Anfang 20. Aufgrund der bereits erwähnten Tatsache sollte überlegt werden diese Lebensphase zu erweitern. Werden es die Jugendlichen einfacher haben oder werden sie zunehmend schwerer auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden? Medien und Informationen werden zunehmen, die Dinge werden sich schneller ändern, doch der Mensch wird sich nicht auf eine virtuelle Kommunikation beschränken wollen. Die Jugendlichen werden nicht auf Orte der Begegnung untereinander verzichten können. Dafür „können Jugendbibliotheken äußerst wertvolle und geschätzte Räume der Sicherheit und Störungsfreiheit, der Gewaltfreiheit und Geborgenheit werden, wenn sie denn entsprechend angelegt und ausgestattet sind“ (Göschel, BuB 61 (2009) 6, S.440). Es ist also nicht Aufgabe von Jugendbibliotheken und Bibliotheken mit Jugendbereichen Jugendliche zu beschützen, sondern sie zu lehren mit neuen Medien umzugehen, Lesekompetenz in jeglicher Hinsicht zu erlernen und sie in ihrem Fortschritt kompetent zu fördern. Diesen besonderen Ort können Jugendbibliotheken und Bibliotheken mit Jugendbereichen ausfüllen, wenn sie neue zielgruppengerechte Angebote bieten und diese den stetig veränderten Bedürfnissen der jugendlichen Nutzer anpassen. Bibliotheken müssen Anlaufstelle sein, wenn es darum geht, wie sich unsere zukünftige Gesellschaft gestalten lässt. Sie sollten vielmehr in und durch Öffentliche Bibliotheken die Möglichkeit haben Teil einer Gesellschaft zu sein, den man Wert schätzt und beachtet. Daher ist Partizipation von Jugendlichen ein Thema, das sich jede Bibliothek zu Eigen machen sollte. Mit Partizipation zeigt man der Jugend, wie wichtig sie für unsere Entwicklung und unseren Fortschritt sind. Sie sind die Zukunft und wenn wir nicht aufpassen, übertreffen sie uns nicht nur, sondern überrollen uns (im negativen Sinne gemeint). Die Partizipation der Zielgruppen wird im Zuge der Informations-, Wissens- und „Internet“gesellschaft immer mehr an Bedeutung zunehmen. Viele der Bibliotheken finden bereits jetzt keinen Zugang zu den Jugendlichen. Es fehlt an einer Struktur.

Kurze Vorstellung: Smiley e.V.

Zukünftig werden immer mal wieder kleine Projekte rund um Bibliotheken, Lesen sowie Medien- und Informationskompetenz vorgestellt. Heute:

Smiley e.V.

Smiley e.V.

„Man muss nichts wissen, man muss nur wissen wo es steht.“ Diese Aussage findet der 2005 gegründete “Smiley – Verein zur Förderung der Medienkompetenz in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.” so wichtig, dass er sich der Aufgabe verschrieben hat, Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation zur erfolgreichen Teilhabe an unserer Wissensgesellschaft zu vermitteln.

Um seine Arbeit im Raum Niedersachsen auch weiterhin fortsetzen und kostengünstig anbieten zu können, ist der gemeinnützige Verein auf Spenden angewiesen.

Der Verein verfügt über eine eigene Homepage und einen Account bei Twitter

"Silver Gamers" als neue Zielgruppe für Bibliotheken?

Anlass diese Überschrift als Frage zu formulieren, ist eine Sendung, die am 30.11.09 auf Deutschlandradio Kultur im Radiofeuilleton lief. In der Reihe Elektronische Welten von Claudia Hennen ging es um die sogenannten Silver Gamers und speziellen Computerspielen für diese Gruppe. Mit Silver Gamers sind Senioren bzw. die Generation 55+ gemeint, die Computerspiele nutzt. Ich bin der Auffassung, dass in gar nicht allzu langer Zeit, dieses Thema stärker auf der Agenda sein wird – gerade durch Bibliotheken, die imstande wären Synergieeffekte zu erzielen und dieses Feld nicht den Seniorenheimen und anderen “Konkurrenten” allein zu überlassen. Mit diesem Artikel bestreite ich keinesfalls, dass bisher keine Computerspiele als Angebote für alte Menschen in der Bibliotheksarbeit eingesetzt werden.  Die Büchereizentrale Schleswig-Holstein bringt bereits “Medienboxen für die Gruppenarbeit mit Senioren” in Altenheime, die dort dort auf großes Interesse der alten Menschen stoßen.  Aufgrund der demographischen Entwicklung ist das ein Wachstumsmarkt. Demnach nutzt jeder vierte Bundesbürger den PC zum Spielen. Unlängst foderten ja Mark Terkessidis und Herr Hobohm, dass BibliothekarInnen Medien, welche sie anschaffen auch selbst testen sollten (gemeint waren Computerspiele). Auf eine Entfremdung wurde am 7. Oktober hingewiesen, da oftmals die BibliothekarInnen den Bestandsaufbau outsourcen und so der direkte Bezug zu den Medien zu kurz kommt.  In diesem Zusammenhang sprach Herr Prof. Dr. Hobohm von der monokulturellen Einrichtung Bibliothek, die sich – ähnlich wie früher der Lesezeit von BibliothekarInnen – anderen Werten und Kulturen öffnen sollte. Obwohl allen klar war, dass in Zeiten knapper Kassen und knappen Personals, die Zeit hierfür meist leider fehlt, ist dennoch mehr Offenheit gefragt anstatt dem Nachhängen “alter Werte”.

Die Stadtbibliothek Straubing wurde nach dem durch die Bertelsmann-Stiftung gesponserten USA-Aufenthalt ihrer ehemaligen Leiterin Frau Kulzer deutschlandweit eine der erfolgreichsten und bekanntesten Bibliotheken für die Generation 55+ als Zielgruppe. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Handreichungen und Broschüren, die Tipps und Hinweise geben, wie Bibliothekar / Bibliothekarin mit Senioren bzw. Älteren arbeiten kann. Ebenso wurden in diesem Jahr ehrenamtliche “Medienboten” der Bücherhallen Hamburg im bundesweiten ‘Wettbewerb zum Generationendialog’ geehrt. Doch auf die Gesamtheit der Bibliotheken verteilt gibt es keine flächendeckende Versorgung dieser Gruppe wie es bei Teenagern und Kindern eher selbstverständlich ist. In allen Dokumenten, die ich durchforstet habe, finden sich keine Informationen über medienpädagogische Effekte beim Gebrauch von Computerspielen durch diese Zielgruppe und wegweisende Projekte deutscher Bibliotheken wie Sie im Radiobeitrag mit dem Seniorenheim beschrieben werden. Lediglich in einer Handreichung aus Baden-Württemberg wird das Wort Spielkonsole erwähnt. Der Ansatz scheint für mich oberflächlich betrachtet bei der Wahrnehmung dieser Zielgruppe vor allem ein defizitärer zu sein (Bücher in Großbuchstaben, Computer- und Internetkurse, Barrierefreiheit etc.), was sicherlich bei vielen Senioren und alten Menschen oftmals zutreffen mag und auch nötig ist anzubieten. Mir als Sportler ist aber schon immer wieder aufgefallen, dass es zunehmend Ältere gibt, die mehr können und oftmals einen mindestens genauso vollen Terminkalender im Rentenalter haben, der sie bis ins hohe Alter rüstig und “jung” –  im Sinne der Offenheit für Neues –  hält. Nach einem 10 km – Lauf erlebte ich letztes Jahr beispielsweise einen etwa 75-jährigen Läufer, der weinend und tieftraurig kurz vor dem Ziel aufgeben mußte, obwohl er sonst oftmals den jungen Läufern überlegen war.  Es gibt sie also, die Senioren, welche immer noch Leistungssport betreiben und sich mit dem Computer oftmals genauso auskennen, wie die Generation Y. Die Computerspielbranche fokussiert sich bei der Entwicklung ihrer Games immer mehr auf die sogenannten Silver Gamers – also die Generation 55+, die Branchenkennern zufolge eine der am stärksten wachsenden Zielgruppen sind. Das Durschnittsalter wächst weiter kontinuierlich. Weiter wurde in der Sendung erwähnt, das seit einigen Monaten Senioren in Köln im Rahmen eines Medienprojekts diverse Computer- und Videospiele testen.  Das wurde bereits kurz im Blog Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW Anfang des Jahres erwähnt. Hierzu ein Auszug aus dem Artikel, der die Lerneffekte und die sozialen Faktoren verdeutlichen soll, die beim Gebrauch von Computerspielen durch Ältere entstehen. Zudem ein Schlußkommentar, der die sich daraus ergebenden Möglichkeiten in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext betrachtet und Literaturhinweise gibt. Weiterlesen

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