Gelesen in Biblioblogs (44.KW’13) – Vertretung Lesewolke

Wir von Bibliothekarisch.de haben auch diese Woche wieder vertretungsweise die “Blogschau” von Liane Haenschs Lesewolke übernommen. Ja leider etwas spät diesmal, aber nun ja, alle technischen Störungen sind behoben und das Blog ist wieder erreichbar. 😉

Wikidata feierte vor kurzem seinen ersten Geburtstag. Ziel dieses Projekts ist es, Daten, die in der Wikipedia verwendet werden, zentral zu speichern und semantisch zu verknüpfen. Das ermöglicht es, die Daten für verschiedene Zwecke zu nutzen, auch außerhalb der Wikipedia (und da wird es für Bibliotheken interessant). Ein schönes Beispiel, was man mit Wikidata anstellen kann, ist die Visualisierung von Ereignissen im amerikanischen Bürgerkrieg. In der Wikipedia werden mittlerweile zum Beispiel die Einwohnerzahlen von Städten aus Wikidata gespeist, die vorher in jeder Sprachversion einzeln eingetragen  und aktualisiert wurden. Auch die Links zwischen den verschiedensprachigen Artikeln zum selben Thema werden mittlerweile aus Wikidata generiert. [LR.]

Der Dachverband der Bibliotheksverbände, Bibliothek & Information Deutschland (BID) verlieh die Karl-Preusker-Medaille 2013 an den Anglisten und Buchwissenschaftler Professor (Dr. Dr. h. c.) Bernhard Fabian. Die Auszeichnung wurde am 31. Oktober in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster übergeben. Die Bundesvereinigung würdigt damit Fabians Lebensleistung auf dem Gebiet der historischen Buchwissenschaft, insbesondere seine Arbeit als Herausgeber des Handbuches der historischen Buchbestände“. Das Handbuch gilt als “grundlegendes Nachschlagewerk für die Kenntnis der Altbestände der Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz”. “Mit seiner 1983 erschienenen Publikation “Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung” gab Prof. Bernhard Fabian den Anstoß zur Gründung der “Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke“, die einen herausragenden Beitrag zur Wahrung des nationalen kulturellen Gedächtnisses leistet.” [CK.]

In einem Interview mit BID hob Prof. Fabian die Rolle des Bibliothekswesens deutlich hervor. Seine Prognose lautete:

“Das öffentliche Bibliothekswesen wird sich viel stärker noch als bisher im Bildungsbereich engagieren müssen. Je ineffizienter das Bildungswesen im schulischen Bereich wird, desto wichtiger wird der durch Bibliotheken und Museen repräsentierte Bereich.”

Hier ein Foto des Preisträgers Bernhard Fabian, das ihn in seinem Arbeitszimmer mit Bibliothek in seinem Haus bei Münster zeigt. [WK.]

Thomas Meyer/ OSTKREUZ

Ein Porträt aus der Welt der Fahrbibliotheken: Der Bücherbus der Stadtbücherei Taunusstein. Die hier vorgestellten, oft sehr schmal finanzierten, Fahrbibliotheken leisten unverzichtbare Kulturarbeit. [CK.] Im österreichischen Magazin erwachsenenbildung.at wurde vor kurzem eine ähnliche Initiative vorgestellt. Diese Arbeit wird konkret als Teil der „Community Education (Gemeinwesenarbeit) bezeichnet. Wann werden es Bibliothekskonzepte und –initiativen hierzulande in eine Fachzeitschrift für Erwachsenenbildung schaffen? [WK.]

Wenn wir schon in Österreich sind, so bleiben wir auch gleich ein wenig länger hier. 😉 Das hier im Blog von Dörte vorgestellte Video „Lesen und lesen lassen“ darf in der Reihe an guten Best Practice Imagevideos keinesfalls fehlen. Ich denke, ein derartiges Imagevideo könnte auch hierzulande als Vorbild dienen, das peppig & zeitgemäß ist, aber auch die Perspektive der Nutzer und nicht nur die der Bibliothekar_innen einnimmt. [WK.]

Das Radio feierte einen runden Geburtstag: “Achtung, Achtung! Meine Damen und Herren! Wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig.” Vor neunzig Jahren, am 29.10.1923, startete die Radioübertragung in Deutschland. Bei dradio.de gibt es diverse Beiträge dazu. [LR.] Ist nicht spätestens seit der Schelte von Bundestagspräsident Lammert zum Qualitätsverlust des Fernsehens klar, dass das Radio eines der wenigen Massenmedien ist, das seinen öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag noch ernsthaft erfüllt und erstklassige Arbeit leistet? [WK.]

Persistent Identifier, aber bitte kurz und merkbar? Was es bei URLs schon lange gibt, geht jetzt auch bei DOIs, und zwar mit dem shortDOI-Service der International DOI Foundation. (gefunden über Hinweis von Christian Hauschke in infobib) [LR.]

Open Access wird verstärkt ein Thema im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das sich bis jetzt mit Stellungnahmen dazu zurückgehalten hat. „Open Access: Das Urheberrecht muss der Wissenschaft dienen“ ist das Motto der neuen Informationskampagne des BMBF und der entsprechenden Internetseite. Heinz Pampel machte auf dieses Angebot und die entsprechenden politischen Entwicklungen http://wisspub.net/2013/10/31/bmbf-open-access auf Wisspub.net aufmerksam. [DB.]

Last, but not least, unterzeichnete die International Federation of Library Associations die Internationalen Grundsätze für die Anwendung der Menschenrechte in der Kommunikationsüberwachung. Die Internationalen Grundsätze wurden unter anderem von NGOs wie etwa Reporter ohne Grenzen, Human Rights Watch und Electronic Frontier Foundation (EFF) verfasst. Die IFLA begründete diesen Schritt am 31. Oktober damit, dass durch:

“[…] die diesjährigen Enthüllungen von regierungsseitiger Datenüberwachung ein neuer Kontext für die Diskussion von Menschenrechten in der digitalen Welt entstanden ist. Die bibliothekarische Fachgemeinde muss sich an dieser Diskussion beteiligen und sicherstellen, dass bei der Bereitstellung von Internetzugang für unsere Nutzerinnen und Nutzer die Grundwerte der Institution Bibliothek gewahrt bleiben.”

Wie können Bibliotheken hierzulande Diskussionen anregen & ein Bewusstsein über die digitalen Menschenrechte erzeugen, wenn doch laut Umfrage 3/4 aller Deutschen die NSA-Affäre für überbewertet halten? Die Gründe hierfür sind laut Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher ein genereller Fatalismus, der bedingt durch die  technologischen Entwicklung in der Bevölkerung weit verbreitet ist. Interessant wäre natürlich auch zu erfahren, welche Haltung Bibliothekare und Bibliothekarinnen hierzulande dazu haben und ob es Unterschiede zum “normalen” Querschnitt der Bevölkerung gibt. [WK.]

Alternativen zu Amazon

Amazon und die Zeitarbeitsfirma Trenkwalder sind vor kurzem und auch ganz aktuell aus den bekannten Gründen in die in die Schlagzeilen geraten. Gilt für den Onlinehandel auch das von Margaret Thatcher in den 1980er Jahren “eingeführte” (und von anderen europäischen Politikern übernommene) und propagierte TINA-Prinzip? Christof Herrmann widmet sich auf seiner Webseite kostenlosen Amazon-Alternativen zur Buchbeschaffung. Er plädiert für eine Konsumreduzierung. In seiner Auflistung tauchen auch Bibliotheken als mögliche Alternativen auf. Jedenfalls sind die Kommentare zu seinen Vorschlägen teilweise anregend, realistisch und lesenwert zugleich. Der folgende Fernsehbeitrag aus der Sendung Servicezeit des WDR weist neben anderen Online-Buchhändlern auch auf Alternative Beschaffungshändler der Unterhaltungselektronik hin und macht dabei Preis-Leistungsvergleiche.

Was heißt soziale Nachhaltigkeit für eine gerechte Stadtbibliotheksentwicklung? Ein Plädoyer für eine Stärkung der sozialen Kohäsion

 “Unter dem Gesichtspunkt sozialer Brauchbarkeit sind die wachsende Armut, die Bildung neuer Unterschichten und die zunehmende Wohnungsnot
in den gegenwärtigen Städten der Bundesrepublik kontraproduktiv für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Nachhaltigkeit setzt Verteilungsgerechtigkeit
voraus, weil nur dann der schonende Umgang mit den begrenzten Ressourcen gewährleistet, und gleichzeitig die Voraussetzungen für eine Maximierung des schöpferischen Potenzials der Stadtbewohnerschaft gelegt sind.“ Werner Nohl

Der Begriff der Nachhaltigkeit verkommt in gegenwärtigen Diskursen immer mehr zu einer leeren Worthülse und wird häufiger im ökonomischen Kontext verwendet bzw. instrumentalisiert, als im sozialen Bereich. Doch wie reagieren die Städte und Landkreise, um einer steigenden Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, welche unter anderem durch eine soziale Entmischung gekennzeichnet ist? Wie nachhaltig handeln Kommunen und deren Kultureinrichtungen wie z.B. (öffentliche) Bibliotheken im Sinne einer gerechten Stadtentwicklungspolitik? “Wo bleibt eigentlich in Deutschland die produktive Unruhe für eine neue Kultur der Anerkennung?” fragte der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer am 3.6.2012 am Ende eines Interviews mit der Berliner Zeitung. Die Antwort blieb und bleibt offen. Wie  kann die soziale Kohäsion in den Kommunen hergestellt werden und welche Rolle können Bibliotheken als soziokulturelle Einrichtungen dabei einnehmen?

2011 wurde durch einen Blogger und Kreativkopf des Vereins Nachhaltigskeitsguerilla e.V., Maik Eimertenbrink, Obdachlose in Berlin nach ihren BildungsInteressen befragt. Die Antworten hierzu ähnelten dem Bestandsangebot öffentlicher Bibliotheken und erweckten den Eindruck einer Nutzungsanalyse, wie ich sie als Student an einer Unibibliothek durchführte. Der Titel hätte auch “Was Obdachlose an Bibliotheksbeständen interessieren könnte”, lauten können. Bislang fehlt so etwas im deutschen Bibliothekswesen, das sich offenbar nur an bestimmten “Zielgruppen” orientiert, insbesondere an den Mittelschichten und denjenigen, welche nicht am Rande der Gesellschaft stehen.

“Computer- und Sprachkurse, Geschichte, Technik, Musik, Sport, Naturwissenschaften, Philosophie und Handwerk – das Interesse Berliner Obdachloser an Bildung ist groß. Dabei will der „gemeine Obdachlose“ nicht nur Bildung konsumieren, sondern auch seinen Teil dazu beitragen und selbst gern einmal „Professor“ sein. Einerseits besteht großes Interesse, dem „Neuen“ auf der Straße zu zeigen, wie er sich auf der Straße zurecht findet und, viel wichtiger, wie er möglichst wieder runterkommt“! Andererseits haben viele Obdachlose auch Interesse über allgemeine Themen wie Musik und Schach, aber auch über Theater und Geschichte zu dozieren. Fragen, seitens der Obdachlosen, wie „Wann könnte es frühestens losgehen?“ lassen darauf schließen, dass Interesse auf einen baldigen Start besteht.”

Seit kurzem gibt es in Berlin nun die Obdachlosen-Uni, die ein einzigartiges und noch junges Bildungs- und Partizipationsprojekt für Obdachlose ist. Es finden in verschiedenen soziokulturellen Zentren allen voran in Obdachloseneinrichtungen Kurse statt, die in ganz Berlin verteilt sind u.a. Internet- und Computerkurse. Die Zahl der Wohnungslosen steigt stetig – nicht nur in Berlin der Obdachlosenhauptstadt Deutschland mit etwa 11.000 Obdachlosen. Andere Schätzungen, die vom Verband für sozial-kulturelle Arbeit und aus dem Reichtums- und Armutsbericht der Bundesregierung stammen, gehen nämlich von 300.000 Obdachlosen in Deutschland aus. Hierzu gibt es keine glaubwürdigen Statistiken wie bei Arbeitssuchenden oder Millionären. Gründe dafür sieht die BAG bei steigenden Mietpreisen, dem Rückgang von sozialem Wohnraum und der Verarmung unterer Einkommensgruppen. Ein weiterer Faktor seien die hohen Zahlen an Langzeitarbeitslosen und das Anwachsen des Niedriglohnsektors. Ihre Prognose: Anstieg der Wohnungslosigkeit um weitere zehn bis 15 Prozent bis 2015.

Mithilfe ehrenamtlicher Mitarbeiter bietet die Obdachlosen-Uni Angebote zu folgenden Themen an, wobei die Dozenten oftmals Akademiker sind, welche an Unis und Forschungsinstituten tätig waren bzw. sind:

“Von Computerkurse über Geschichte, Philosophie, Schreibwerkstatt, Psychologie der Werbung, Ägypten, Überleben auf der Strasse, Persönlichkeitsentwicklung, Deutsch, Schach, Campingkochen, Geschirrherstellung aus Ton, Alkoholkrankheit und Depression, Keramik und Blumengestecke, die Geschichte der Lüge, Englisch und Französisch, bis hin zu Bewegungs- und Bewerbungstraining sowie Motivationstechniken.Die Dozentinnen und Dozenten sind teilweise ehemalige Dozenten von der Universität der Künste, eine Dozentin von der Humboldt-Universität ist vertreten, ein Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts, der Leiter des Instituts für Sozialwissenschaften und Partizipation, sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Wohnungsloseneinrichtungen, Studentinnen und Studenten, Berufstätige und, naja, einfach Engagierte!”

Wenn Stadtteilbibliotheken in Berlin und in anderen Städten mehr die Zusammenarbeit mit diesen Unis bzw. “Volkshochschulen” und anderen soziokulturellen Einrichtungen für Obdachlose bereit wären einzugehen, würde dies Synergieeffekte ermöglichen.

Der folgende Kurzfilm stammt von Tomas Koolhaas, dem Sohn des Stararchitekten Rem Koolhaas. Von letzterem Koolhaas stammt die beeindruckende Architektur der 2004 erbauten Seattle Public Library. In den USA ist es seit etwa 2 Jahren weit verbreiterer, dass zum Beispiel die Stadtbibliothek San Francisco einen Sozialarbeiter beschäftigt, der sich um die Sorgen, Nöte und Probleme von Obdachlosen kümmert. Ebenso wurde in diesem Blog mehrmals über das Thema Obdachlosigkeit und Bibliotheksarbeit berichtet.

Haferklee verwies 2010 auf eine Diplomarbeit von von Carolin Schneider aus dem Jahr 2006: “Bibliothekarische Angebote für Obdachlose in England : mit einem Vergleich zur bibliothekarischen Praxis in Deutschland“. Doch leider ist diese Arbeit nicht online zugänglich. Welche Angebote bieten Bibliotheken hierzulande? Mir sind keine bekannt.

Zwei Videos über die interkulturelle Arbeit der Garden Library in Tel Aviv

It is true that a single library will not save the world. But until then the foreign communities are the weakest group in the population and there is no one who will be there for them. Where is the social justice when it is needed, and quickly, before another law or amendment is enacted that will also ban support for this welcome humanitarian initiative?” Esther Zandberg (Journalistin der Tageszeitung Haaretz)

An dieser Stelle will ich über die “Garden Library” im Levinsky Park in Tel Aviv berichten, die von einer möglichen Schließung bedroht ist und dringend finanzielle Förderung benötigt. Die vor zwei Jahren eröffnete Bibliothek ist für die Migranten Community und die Anwohner im Süden Tel Avivs eine wichtige Anlaufstelle. Seit der Eröffnung dieser Einrichtung, war sie immer mehr als “nur” eine Bibliothek: Kulturzentrum, Community-Zentrum, Treffpunkt und Anlaufstelle.

Die Bibliothek wurden von ARTEAM ins Leben gerufen und wird auch von dieser Gruppe unterhalten. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Künstlern, die sich aktiv für die Belange und Bedürfnisse ihrer vielfältigen Community engagiert. Sie besteht aus ZuwanderInnen aus unterschiedlichen Ländern, die als ErntehelferInnen, BauarbeiterInnen, KrankenpflegerInnen, RaumpflegerInnen und Flüchtlinge nach Israel kamen oder weil sie aus ihren Ländern vor Hunger, Folter, korrupten Diktaturen flohen. Die einzigartige architektonische Struktur befindet sich im Zentrum des Parks. 2/3 der 400.000 ausländischen EinwohnerInnen Tel Avivs, insbesondere im Stadtteil Neve Sha’anan, sind “illegal” im Land.

Sie verfügt über Bücher in 16 Sprachen, einschließlich hebräisch. Der Bibliotheksbestand besteht aus Büchern auf Nepalesisch, Thai, Mandarin, Hindi, Spanisch, Hebräisch, Rumänisch, Französisch, Arabisch und Tagalog (die am meisten verbreitete Sprache der Phillipienen). Die Bücher in Thai stammen von einem israelischen Unternehmer, der in Thailand eine Fabrik besitzt. Der Besitzer einer Buchhandlung für spanische Bücher überzeugte seine Kunden davon Bücher an die “Garden Library” zu spenden. Ebenso waren viel BotschaftsmitarbeiterInnen beteiligt, da sie in an deren Arbeitsorten Bücher in den jeweiligen Sprachen besorgten. Viel dazu hat auch das Außenministerium beigetragen, das mithilfe seiner MitarbeiterInnen Bücher aus anderen Ländern anschaffte. Wären dies nicht auch unkonventionelle Ideen und informelle Wege, welche vielen Bibliotheken auch hierzulande helfen würden ihren mehrsprachigen Bestand auszubauen? Ein Netzwerk mit Expatriats, BotschaftsmitarbeiterInnen, Philantrophen, PolitikerInnen und anderen international vernetzten Menschen zu bilden, um einen Bestand an mehrsprachigen Büchern aufbauen, der Vielfalt anerkennt und nicht nur wie hierzulande Bücher meist nur auf türkisch, russisch und chinesich anbietet?

Geführt wird die Bibliothek von ehrenamtlichen Männern und Frauen, angefangen von Rentnern, MusikerInnen, Künstlern, Fabrikdirektoren, Ingenieuren, AkademikerInnen, WirtschaftswissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen des Militärs. Die meisten von Ihnen sehen diese Aufgabe als Berufung an und verwenden ihre Freizeit hierfür. Institutionelle Partner des Projekts ist die städtische Hilfsorganisation Mesilla, die Stadtverwaltung und die staatliche Lotteriegesellschaft Mifal Hapais.

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[Zitat] Unkommentiert – 1997

“Literacy is a bridge from misery to hope. It is a tool for daily life in modern society. It is a bulwark against poverty, and a building block of development, an essential complement to investments in roads, dams, clinics and factories. Literacy is a platform for democratization, and a vehicle for the promotion of cultural and national identity. Especially for girls and women, it is an agent of family health and nutrition. For everyone, everywhere, literacy is, along with education in general, a basic human right…. Literacy is, finally, the road to human progress and the means through which every man, woman and child can realize his or her full potential.”

Kofi Annan

Originaltext: SECRETARY-GENERAL STRESSES NEED FOR POLITICAL WILL AND RESOURCES TO MEET CHALLENGE OF FIGHT AGAINST ILLITERACY, Press Release SG/SM/6316 OBV/9 ; UN.org

Der Gewinner des "Libraries Change Lives Award" 2011: Das "Making A Difference project" der Öffentlichen Bibliotheken Kent

Am Ende der Umbrella Konferenz an der Universität Hatfield, wurden zum 19. Mal der “Libraries Change Lives Award”  2011 verliehen. Der Autor Alan Gibbons übernahm die Laudatio und Preisübergabe. Die Öffentlichen Bibliotheken in Kent erhielten den ersten Preis für ihr “Making A Difference project”. Weitere Anwärter auf den Preis waren folgende Bibliotheken mit ihren Programmen:

Beim “Making A Difference project” handelt es sich um ein Programm, dass sich an Erwachsene mit Lernschwierigkeiten und Lernbehinderungen richtet. Es ist bedürfnisorientiert angelegt und ermöglicht diesen Menschen mehr Teilhabe innherhalb ihrer Communities. Das Projekt wird auf der Webseite des CILIP genauer beschrieben:

“Making the Difference arose out of Kent Libraries and Archives’s desire to make sure that its services for adults with learning disabilities were helping to integrate them in everyday life. The project sought to better understand the needs of adults with learning disabilities, their carers and support workers, and provide new opportunities, experiences and skills to encourage independence and fun. 721 adults with learning disabilities have taken part in library activities since April 2010. These have included creating an information library, staffed by adults with learning disabilities employed as paid librarians; placing Easy Access collections of books and DVDs chosen by adults with learning disabilities in 12 town centre libraries; providing volunteering and work experience opportunities, and holding regular Biblio Hour and Coffee and Chat sessions. A highlight of the project was a “Putting On the Ritz” 1920s fashion evening. “

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Vorstellung der Webseite "Social Justice – International – Libraries, Museums and Archives" und einige Nachbemerkungen

Seit November 2010 gibt es die Webseite “Social Justice and Libraries“: http://socjusticelibraries.spruz.com Sie wurde von Ken Williment aus Kanada und John Vincent aus Großbritannien ins Leben gerufen. Ziel ist es Menschen aus aller Welt zusammenzubringen, die an Fragen zur sozialen Gerechtigkeit im Bereich von Bibliotheken, Museen, Archiven und dem kulturellem Erbe im Allgemeinen interessiert sind. Es geht darum sich einzubringen, wie in Zusammenarbeit zwischen BibliothekarInnen und den “Communities” ein Service entstehen kann, der die Bedürfnisse und Interessen aller widerspiegelt. Diese Internetseite lebt vom Mitmachen. Interessenten können sich auf der Seite einen Account anlegen. Es besteht die Möglichkeit Fotos einstellen, zur Linkliste beitragen, Informationen z.B.  zu “Bibliotheken und soziale Gerechtigkeit” im Wiki einzupflegen oder über das Blog mitdiskutieren. Das Vernetzen mit gleichgesinnten  BibliothekarInnen aus anderen Ländern wir hier erleichtert, da die Internetseite ähnlich wie ein Social Network funktioniert (“Freunde” können “geadded” werden). Sehr häufig geht es um die Frage, was Bibliotheken gegen die soziale Exklusion (z.B. durch Obdachlosigkeit oder Bildungsarmut) unternehmen können, um möglichst viele Menschen an öffentlichen Bibliotheken Partizipationsmöglichkeiten und mehr Teilhabe einzuräumen. Zu diesen Themen wird diskutiert und es wird auf Artikel wie etwa “The Disconnected” von Kathy Degyansky oder die “Poor People Policy” und der “Task Force on Hunger, Homelessness and Poverty of the American Library Association’s Social Responsibilities Round Table” des Amerikanischen Bibliotheksverbandes (ALA) verwiesen.  Vor etwa 9 Tagen wollte ich mit dem Blogeintrag “Die «wärmste Bibliothek aller Zeiten» oder wie die Stadtbibliothek Hangzhou auf Twitter eine hohe Rensonanz erfuhr” das Thema der sozialen Exklusion  durch (öffentliche) Institutionen ein wenig thematisieren.  Wer sich mehr für das Thema soziale Gerechtigkeit und Bibliotheken interessiert, dem sei die Internetseite “The Network” empfohlen:

“This website […] supports libraries, museums, archives, galleries and other cultural and heritage organisations (as well as individuals) who are working to tackle social exclusion.”

Zum Schluss will ich noch einige Fragen der Policy 61 des Amerikanischen Bibliotheksverbands erwähnen, um deutlich zu machen, dass Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Mainstream-Konsumkulturnorm entsprechen, dennoch im US-amerikanischen Bibliothekswesen als Zielgruppe wahrgenommen werden und es Möglichkeiten gibt weiterzuhelfen. Eine mögliche “Law-und-Order”-Bibliothekspolitik (oder “The annihilation of space by law” nach Don Mitchell), wie sie des Öfteren an Bahnhöfen oder anderswo täglich zu beobachten ist, stellt meines Erachtens keine Lösung dar:

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Die «wärmste Bibliothek aller Zeiten» oder wie die Stadtbibliothek Hangzhou auf Twitter eine hohe Rensonanz erfuhr

Vor einer Woche stieß ich über die Webseite www.asienspiegel.ch auf die Stadtbibliothek in Hangzhou (Provinz Zhejiang in China), die aufgrund ihrer wenig restriktiven Einlassbestimmungen für Aufmerksamkeit sorgte. Im Moment herrschen dort, ebenso wie bei uns, Minustemperaturen. Viele Heizungen funktionieren nur mangelhaft oder gar nicht:

F: “Was tun also Personen ohne feste Heimat in dieser Stadt , um diese Tage zu überstehen? “

A: “Sie gehen in die Bibliothek.”

Der Stadtteil Jiangang wurde erst 2008 eröffnet und es befinden sich dort noch sehr viele Baustellen. Für die Arbeiter ist dies eine Möglichkeit der Kälte zu entfliehen und die Besucherzahlen der Bibliothek zu erhöhen.  Außerdem hat die Bibliothek 24-Stunden täglich geöffnet. Über den User «Helantai» und über eine Twittermeldung des Sina-Weibo-Dienstes im Internet wurde diese Meldung weiterverbreitet. Zudem wurde die Twitter-Nachricht über die «Wärmste Bibliothek aller Zeiten» von über 16’000 Personen innerhalb kürzester Zeit weitergeleitet. War dies bisher in China noch ungewöhnlich Obdachlosen und Wanderarbeitern ein Obdach in der Bibliothek zu gewähren? Oder weshalb diese hohe Resonanz? Um nachzuprüfen, ob die Bibliothek der Stadt tatsächlich Obdachlose und WanderarbeiterInnen offenherzig Zutritt gewährt, verschaffte sich ein Journalist von Chinanews selbst ein Eindruck von der Lage dort. Am Ort des Geschehens angekommen, entdeckte der Journalist tatsächlich “dösende” WanderarbeiterInnen von einer nahegelegenen Baustelle und Obdachlose, die sich ihre Zeit mit Lesen und Aufwärmen vertrieben. Auf Anfrage eines Nutzers, der mehr darüber wissen wollte antwortete der Bibliotheksdirektor:

“Ich habe kein Recht darauf, sie davon abzuhalten hereinzukommen und zu lesen – aber Sie haben das Recht, zu gehen.”

Das Recht auf Bildung als ein Menschenrecht, zu dem nicht alle Zugang haben, muss laut dem Direktor auch diejenigen einschließen, die am Rande der Gesellschaft stehen und sollte nicht nur denen gewährt werden, die über matriellen Besitz (z.B. in Form von Geld oder anderem Vermögen) verfügen. Auf einer Webseite wird die Bibliothek wie folgt dargestellt:

“It is the paradise for children and adults; it not only can enrich knowledge, but also can enhance cultural quality.”

Gibt es hierzulande eigentlich Statistiken, aus denen hervorgeht, wieviele Personen der (sogenannten) Unterschicht und/oder der marginalisierten Bevölkerungsgruppen eine öffentliche Bibliothek besuchen? Wie sollten öffentliche Bibliotheken mit Obdachlosen umgehen? Die Stadtbibliothek in San Francisco engagierte für die Betreuung von Obdachlosen einen Sozialarbeiter. Der dortige Sozialarbeiter Melvin Morris beschrieb seine Aufgaben folgendermaßen:

tells people caught shaving or bathing in the sinks to move on, and summons security for more serious problems, such as hostile junkies. But usually, he simply reaches out with compassion. ‘I come from the same place they come from,’ he said. ‘When I talk to them, they can’t believe I was actually homeless. I tell them they could do it, too.Weiterlesen

[Kurz] Die sozialdemokratische spanische Bürgermeisterin der Stadt Basauri ließ ein Buch zum Thema Folter aus der Stadtbibliothek entfernen

Et de même pour les sociétés : comment respecter un État dont on sait qu’il pratique la torture? La situation est encore pire lorsque l’État présente ces pratiques non comme une exception, comme une “bavure”, mais comme une pratique légitime, que le droit a pour fonction de justifier. Alors, c’est l’idée même de droit qui se trouve ébranlée. Pour que les lois soient respectées, il faut qu’on croie à l’État de droit ; à partir du moment où la torture est légalisée, l’idée même de justice perd son sens.” Tzvetan Todorov

Deutschlandradio Kultur berichtete gestern von der spanischen Bürgermeisterin der Stadt Basauri, die das Buch “Handbuch des spanischen Folterers”  von Xabier Makazage aus der Stadtbibliothek entfernen ließ. Die Bürgermeisterin rief andere Städte auf es ihr gleichzutun. Spanien wurde bereits zum wiederholten Mal durch die UNO und Amnesty International mit Foltervorwürfen konfrontiert. Die spanischen Behörden haben aber stets bestritten, Menschen misshandelt zu haben, die nach dem Anti-Terror-Gesetz verhaftet wurden. Von Foltermethoden in Gefängnissen wie Schlafentzug, Scheinerschießungen oder Schläge spricht der Baske Xabier Makazage in seinem Buch. Aber da es laut offizieller Darstellung keine Folter gibt, darf es auch keine Bücher über derartige Praktiken geben. Als Reaktion darauf hat sich der Verlag nun entschlossen, dass Buch auf seiner Internetseite zum freien Download anzubieten.”

P.S: 2007 gab es eine Waffenruhe der ETA, auf die die spanische Regierung Zapatero laut ETA mit “Festnahmen, Folter und Verfolgung” reagierte.  Einen Film (GAL“), den ich vor etwa 2 Jahren durch Zufall in einem wirklich sehr großen Kino in Frankreich sah, thematisierte die Rolle des spanischen Staates bei der Bekämpfung der ETA in den 1980er Jahren. Um den Terrorismus der ETA zu bekämpfen wurden Gegenterroristen (GAL=Grupos Antiterroristas de Liberación) von hohen Funktionären der spanischen Regierung mit der Rückendeckung des damaligen spanischen Minsterpräsidenten González der PSOE (der Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens) finanziert. In den Jahren 1983 – 1986 verübte die GAL über 28 Attentate an Sympathisanten der ETA. Später jedoch stellte sich heraus, dass über 1/3 der Opfer keine Beziehungen zum Terrorismus hatten.  In Spanien wird diese Periode des Anti-Terror-Kampfes als “der schmutzige Krieg” bezeichnet. Auch vor der Organisation GAL gab es unter dem Franco-Regime bewaffnete Gruppen, die gegen die ETA kämpften (Triple A, Batallón Vasco Español (BVE), Comandos Antimarxistas, Grupos Armados Españoles und Antiterrorismo ETA).

Zum 150. Gründungsjubiläum der “Alliance Israélite Universelle” Paris: Ein zweiteiliges Imagevideo der Bibliothek

Die 1860 gegründete Institution “Alliance israélite universelle” (AIU) feiert dieses Jahr ihr 150. Gründungsjubiläum. Vor dem Hintergrund dieses Jahrestages findet momentan die kostenlose AusstellungAlliance israélite universelle : 150 ans de combat au service de l’éducation” statt, die noch bis 16. Oktober im Hôtel de Ville von Paris zu sehen ist. Die Organisation trug maßgeblich zur Emanzipation des Judentums bei. Laut Bertrand Delanoë hat die “Alliance Israélite Universelle” nicht nur zur Verbreitung von Bibliotheken und Schulen weltweit beigetragen, sondern auch die Rolle der Frankophonie und des Judentums gestärkt. 1860 trafen sich 17 Franzosen jüdischer Herkunft und verfassten den folgenden Gründungstext, der die Menschrechte hervorhob, sich dem Kampf gegen Hass (insbesondere des Antisemitismus)  und  gegen Vorurteile auf die Fahnen schrieb: Weiterlesen

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