Der digitale Nachlass: Die Kanzlei WBS mit Erklärvideo

Weiterlesen

Das Geheimnis um Niklas Luhmanns Zettelkasten

Niklas Luhmann gilt als einer der wichtigsten Soziologen. Legendär ist sein Zettelkasten – ein Ordnungssystem, das Prinzipien des Webs vorwegnahm. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld widmet sich nun diesen Tausenden von miteinander vernetzten Zetteln. Beitrag “Zettelkasten des Soziologen Niklas Luhmann wird digitalisiert” vom 10.07. auf Deutschlandradio Kultur

In fast fünfzig Jahren beschrieb Niklas Luhmann fast 90.000 Zettel. Zur Verwaltung von Luhmanns Gedanken verwendete dieser einen Zettelkasten. Im Archiv der Universität Bielefeld gibt es einen ganzes Team, das den Nachlass von Luhmann sichtet und editiert. In dem folgenden Video in der Reihe Research-TV der Uni Bielfeld kommen Professor Dr. André Kieserling, Johannes Schmidt und Martin Löning zu Wort. Sie erläutern die so genannte „intellektuellen Autobiographie“ Niklas Luhmanns. Vorgestern wurde die Ausstellung “Serendipity – Vom Glück des Findens Niklas Luhmann Ulrich Rückriem Jörg Sasse” erföffnet, die noch bis zum 11.10.2015 in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen ist.

Für Forschung und Kultur

Ein kurzer Film über die Staatsbibliothek. Er zeigt Bilder zur Geschichte, zu den Schätzen der Bibliothek und von den architektonisch herausragenden Gebäuden. Er wurde vorgestellt zur Eröffnung des neuen Lesesaals Unter den Linden am 19. März 2013.

Trauer und Nachlassverwaltung in der digitalen Welt

[…] “Wenn ick ma tot bin schick ick aus mein kleenet Grab
mein’ letzten Willen und wat ick zu vermachen hab:”[…] Friedrich Holländer

Nach dem 1929 von Holländer entstandenen Text ist es definitiv im Grab zu spät sich um seinen (digitalen) Nachlass zu kümmern. Verbraucherschützer raten dazu seinen digitalen Nachlass möglichst frühzeitig zu regeln. Noch ist dieses Thema juristisch noch wenig erschlossen. Denn was geschieht mit den Daten aus sozialen Netzwerken, Emailaccounts und vom Online-Shopping usw., wenn der User stirbt? Hierzu gibt es die sogenannte #machsgut-Kampagne, die auf diese Thematik aufmerksam machen will. Diese ging Ende Oktober 2014 auf Initiative der Verbraucherzentrale an den Start. Sie verweist daruf, dass fast alle drei Minuten ein Facebook-User stirbt. Ziel ist es, dass dieses Thema durch die (noch lebenden) User mehr an Aufmerksamkeit bekommt als bisher:

Viele Menschen denken bei Nachlass an Schmuck, Geld oder Immobilien. Im digitalen Zeitalter stellen sich aber neue Nachlassfragen. Es ist an der Zeit, den digitalen Nachlass aus seinem Nischendasein rauszuführen.” Michaela Zinke

Auf einer ZDF-Webseite wird vor kommerziellen Nachlassverwaltern gewarnt, auch die Telekom plant unter dem Namen “Digiment” einen solchen Dienst. Zinke, die Verbraucherschützerin warnt aber vor diesen kommerziellen Anbietern, da nun plötzlich eine Firma Passwörter des Verstorbenen erhält. Sie rät zu Passwortmanagern, welche die Verwaltung von Passwörtern erleichtern. Weiter FAQs zu diesem Thema finden sich auf der ZDF-Heute-Seite: http://www.heute.de/letzter-wille-im-netz-wie-man-seinen-digitalen-nachlass-regelt-36006890.html

Weitere Informationen gibt es auf den österreichischen Webseiten Saferinternet.at und der Internet Service Providers Austria (ISPA). Dort wird in einer Broschüre zur Vorsorge geraten:

Hilfreich wäre etwa, eine möglichst vollständige Liste aller Online-Mitgliedschaften und Profile zu erstellen. In dieser Liste sollten auch Nicknames, Zugangsdaten sowie Passwörter verzeichnet sein. Die Liste sollte regelmäßig aktualisiert werden. Da diese Liste der Schlüssel zur privaten Onlineaktivität ist, sollte sie sicher und sorgsam verwahrt werden. Sie kann in Form einer physischen Liste an einem den Hinterbliebenen bekannten und zugänglichen Ort (z. B. Safe, Dokumentenmappe) oder im Rahmen eines Testaments beim Notar hinterlegt werden.[…] Ebenfalls zu empfehlen ist, den gewünschten Umgang mit Benutzerkonten und Daten schriftlich festzuhalten. So kann etwa niedergeschrieben werden, welche privaten Daten und Einträge (z. B. E-Mails, Fotoalben) nach dem Tod im Internet weiterhinzugänglich sein bzw. welche Daten gelöscht werden sollen. In diesem Schriftstück sollte auch festgelegt werden, wer im Todesfall Zugriff auf diese sensiblen und persönlichen Daten erhält.”

Wenn (öffentliche) Bibliotheken schon Informations- und Medienkompetenz für Alt und Jung vermitteln, wäre die Vermittlung des Wissens über die Regelung des digitalen Nachlasses nicht auch ein Teil dessen, was im Rahmen von Datensicherheit und des Umgangs mit dem Internet und sozialen Netzwerken eine Rolle spielt?

Eine weitere Möglichkeit der Aufbewahrung des Gedenkens ist die über QR-Codes auf Grabsteinen. Ist das der Friedhof 2.0 bzw. der Grabstein 2.0? QR-Codes auf Grabsteinen führen Trauernde zu Fotos und Videos der Toten im Internet. In dem folgenden Video wird sowohl auf den digitalen Nachlass im Netz, als auch auf QR-Codes auf Grabsteinen aufmerksam gemacht.

Weiterlesen

[Leseempfehlung] Perspektive Bibliothek, Bd. 2, Nr. 2 (2013)

Perspektive Bibliothek
Die neue Ausgabe von Perspektive Bibliothek, Bd. 2, Nr. 2 (2013) [ISSN: 2194-8992] ist da.

 

 

Editorial
Apel, Jochen; Hermann, Martin: Angekommen in der Fachöffentlichkeit, S. 1-3 (PDF)
Artikel

Creative-Commons-Lizenz Die Beiträge der Zeitschrift stehen unter einer Creative Commons Attribution 3.0 License.

 

 

Forschungsbibliothek Gotha erwirbt unbekannte Briefe Paul Ebers

Passend kurz vorm 500. Geburtstages von Paul Eber (1511-1569), einem bedeutenden Luther-Mitstreiter, hat die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt zwei bislang unbekannte Briefe Ebers antiqurisch erwerben können. Dieser war einer der Vertrauten Luthers und einer der führenden Theologen und Predige der Wittenberger Reformatoren in zweiter Generation. Dass sein Erbe heute noch in aller Munde ist, liegt an seinen bekannten Kirchenliedern wie “Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott1.

Beide Briefe Ebers waren/sind an seinen Schulfreund Friedrich Bernbeck gerichtet, der eine entscheidende Rolle für die Reformation im mainfränkischen Kitzingen spielte. Im Brief von 02. Januar 15482 äußert sich Eber besorgt über die Zukunft der Universität Wittenberg, denn nach dem Schmalkaldischen Krieg sind die finanziellen Mittel knapp und die Professoren der Universität warten auf ein klares Signal vom Hof der sächsischen Kurfürsten für eine weitere Finanzierung der Universität. Der Brief enthält nicht nur Ebers persönliche Ansichten zu diesem Thema sondern auch Persönliches, wie den Namen und Geburtstag seiner Tochter Magdalene3

Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt mehr als 1.000 Briefe Ebers auf. Diese wurden vor kurzem im Rahmen der Katalogisierung der Reformationshandschriften der Forschungsbibliothek, ein DFG-gefördertes Projekt, online erschlossen. Die Ergebnisse der Erschließung sind in der Datenbank für Handschriften und Autografen HANS recherchierbar. Vom 10. – 12. November wird der zu wenig beachtete Reformator mit einer Fachtagung gewürdigt. Diese findet unter dem Titel „Paul Eber. Humanist und Theologe der zweiten Generation der Wittenberger Reformation“. Bei der Tagung sollen u.a. Forschungsergebnisse zur Konfessionalisierung, zur Gelehrtenkultur und zur mitteldeutschen Universitätsgeschichte im 16. Jahrhundert vorgestellt werden.

Quellen:
Forschungsbibliothek Gotha erwirbt bislang unbekannte Briefe Paul Ebers, Jenapolis
Luthers Mitstreiter im Blickpunkt der Wissenschaft, Pressemitteilung der Universität Erfurt
Foschungsbibliothek Gotha würdigt Luther-Mitstreiter Paul Eber, Luther 2017 : 500 Jahre Reformation

  1. Die erste und fünfte Strophe sind zu einem Teil von Johann Sebastian Bachs Kanatate BWV 127 geworden. []
  2. Dies ist der älteste derzeit bekannte Brief der Korrespondenz Eber-Bernbeck. []
  3. Bei Magdalenes Geburt kam es zu Komplikationen und sie starb noch 1548. []

Wenn Weltkulturerbe unter den Hammer kommt und das Geld fehlt…

111 Briefe, Post- und Ansichtskarten von Franz Kafka an seine Lieblingsschwester Ottilie, genannt Ottla, stehen zur Versteigerung. Ottla wurde von ihm wegen ihrer Standfestigkeit und ihrem Durchsetzungsvermögen bewundert, den Eigenschaften, die ihm selbst fehlten. Nach einem Blutsturz, den er Aufgrund von Tuberkulose erlitten hatte, kümmerte sie sich um ihnm und setzte bei der Prager Arbeiterunfallversicherung Krankschreibungen, Kuraufenthalte und nach langem Ringen, die vorzeitige Pensionierung ihres Bruders durch. All das geht aus der Korrespondenz des Schriftstellers an Ottla hervor. Diese war bisher im Besitz von Ottlas Enkeln und soll nun am 19. /20. April vom Berliner Auktionshaus J. A. Stargardt versteigert werden. Der Preis wird auf 500 000 Euro geschätzt.

Die Erben hoffen, dass dieses umfangreiche Konvolut am besten in den Besitz einer öffentlichen Bibliothek gelangt. In Frage kommen zwei Institutionen, da sie bereits selbst Kafka-Manuskripten besitzen. Die eine Einrichtung wäre die Bodleian Library in Oxford und die andere das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, wo man 1988 in einer spektakulären Gemeinschaftsaktion von öffentlichen und privaten Geldgebern das Manuskript des “Process”-Romans für eine Million Pfund erwarb.

Das Deutsche Literaturachiv in Marbach reagierte diesmal verhalten. Die Erben hatten sich bereits vor Monaten an den Direktor des Archivs Ulrich Raulff gewandt. Dieser musste notgedrungen ablehen, da der damals verlangte Preis deutlich höher als der Schätzpreis lag. Das Archiv konnte dafür die Korrespondenz nicht erwerben.

Die alarmierten Berichte in den Feuilletons kommen Raulff jetzt keineswegs ungelegen. Er möchte sie gern als verkappte Hilferufe in Anspruch nehmen: damit das Wunder, bei den Ottla-Briefen doch noch aussichtsreich mitbieten zu können, vielleicht geschehe.

500.000 Euro sind jedoch nicht das letzte Wort, sondern erwartet wird ein Kaufpreis um 800.000 Euro, was angesichts der Bedeutung von Kafkas Werk als Weltkulturebene eine gerechtfertigte Summe darstellt.

Roland Reuß und Hans-Gerd Koch, die Herausgeber der beiden kritischen Kafka-Ausgaben, sehen im Verkauf der Briefe an eine Privatperson eine Katastrophe, denn damit würden diese aller Voraussicht nach der Wissenschaft und der Allgemeinheit für lange Zeit, vielleicht auch für immer unzugänglich gemacht. Diese Katastrophe ist bereits einmal mit Kafkas Briefen an seine Verlobte Felice Bauergeschehen, die in private Hände gelangten und seitdem als verschollen gelten. Aus Sicht der Wissenschaft und des Allgemeininteresses darf sich ein solches Schicksal nicht wiederholen. Unwahrscheinlich ist, dass die Sammlung der Briefe auseinander gerissen werden könnte, da sich damit die Besitzer derzeit nicht einverstanden zeigen. Aber realistisch ist die Gefahr, dass diese Briefe auch nach Übersee oder Asien verkauft werden könnte.

Das Literaturachiv kann sich keine großen Anschaffungen zur Zeit leisten, da nach Auskunft Raulffs durch gestiegene Personalkosten nichts für den Ankauf übriggeblieben ist. Momentan ist man für den Erwerb auf Drittmittel angewiesen.

Lautstarke Vermutungen, das Archiv habe sich mit dem Erwerb der Archive von Suhrkamp und Insel Ende 2009 verausgabt – die hartnäckig kursierende Summe von acht Millionen Euro will Raulff nicht bestätigen –, weist dessen Leiter entschieden zurück. Die Verträge mit dem ehemals Frankfurter Verlag seien längst geschlossen gewesen, als die Kafka-Erben auf den Plan traten. Und, so Raulff: “Pacta sunt servanda.”

Die Kritik der Kafka-Herausgeber und der Kafka-Kenner Klaus Wagenbach und Hartmut Binder ist durchaus nachvollziehbar, setzt man die hohen Suhrkamp- mit den vergleichsweise niedrigen Kafka-Kosten ins Verhältnis. Doch so richtig vergleichbar sind diese beiden Sammlungen nicht, denn Dank der Erben von Ottla sind ihre Briefe hervorragend publiziert und sind daher “für die Wissenschaft nur von bedingtem Wert”, aber im Suhrkamp-Archiv könnten noch ettliche Schätze verborgen sein.

Für Ulrich Raulff gehören die Manuskripte eines Autors vom Rang Kafkas nicht in Privatbesitz – eine Ausnahme sei es, wenn sie dann durch den Besitzer als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden. Gerade in den Briefen an Ottla lernt man einen ganz anderen Franz Kafka kennen, keinen von Selbstzweifeln gepeinigten und von paradoxalen Ansprüchen an sich selbst (zwischen bürgerlicher Existenz und Schriftstellertum) zerrissenen Mann, wie den, den man in den Briefen an Felice entdeckte. Kafka schildert in den Briefen an Lieblingsschwester seine sehr diesseitigen Nöte und Befindlichkeiten. Dies ist eher ein Geplauder ohne Jammern und Klagen und eine lebhafte Anteilnahme am Leben seiner Schwester und ihrer beiden Töchter. Das recht düstere Bild des einsamen Dichters in den Briefen an Felice wird in den Briefen an Ottla durch das eines liebenswürdigen Familienmenschen ergänzt,

Das Marbacher Archiv sollte nicht nur an den “Gemeinsinn” (Raulff) appellieren, sondern selbst alle Hebel in Bewegung setzen: Diese Manuskripte wären ein unschätzbarer Gewinn – nicht nur für die Schillerhöhe.

Quelle:
Schulte, Bettina: Weltkulturerbe unterm Hammer, Badische Zeitung

Österreichisches Webportal zur Nachlass-Recherche

Die Österreichische Nationalbibliothek ermöglicht es jetzt über ein Internetportal, die Verzeichnisse in Österreich verwahrter künstlerischer, wissenschaftlicher und kulturpolitischer Nach- und Vorlässe zu durchsuchen und stellt damit rund 6.000 Nachweise seit Jahresbeginn online. Jeder Nachlass wird kurz mit Angaben über Inhalt und Umfang vorgestellt. Außerdem können in einem Personenlexikon Kurzbiografien nachgeschalgen werden. Damit lassen sich jetzt Fragen nachd er persönlichen literarischen Hinterlassenschaft von Ingeborg Bachmann oder zum Nachlass von Friedensreich Hundertwasser oder Hans Moser per Knopfdruck beantworten, aber es werden auch Autoren wie z.B. Barbara Frischmuth oder Gerhard Roth mit ihren ‘Nachlässen’ erfasst, die diese bereits zu Lebzeiten an das Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung (Graz) übergeben haben

Das dreijährige Projekt wurde hauptsächlich vom österreichischen Kulturministerium finanziert. Ziel war die Aktualisierung der einschlägigen Standardwerke von Gerhard Renner und Murray G. Hall. Die Federführung hatte das Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek inne, welche das Verzeichnis vierteljährlich aktualisieren soll.

Quelle:
Nationalbibliothek eröffnet Webportal für Recherche zu Nachlässen, derStandard.at