CfP für 027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur: Bibliotheken als Mikrokosmen eines zeitgemäßen Verhältnisses zwischen Staat und Zivilgesellschaft

Auf eine sehr interessante Call for Papers Thematik machte der Leiter der Campus-Bibliothek in Muttenz (Schweiz), Herr Andreas Ledl, aufmerksam. Die Gastherausgeberin dieser Zeitschrift wird Frau Beate Kutschke  (Kultur- und Musikwissenschaftlerin, Paris Lodron Universität Salzburg) sein:

“Die zunehmende Digitalisierung auf beinahe allen Ebenen stellen Bibliotheken vor große Herausforderungen. Infolgedessen blieb ein anderer zentraler Aspekt öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken, ihr Verhältnis zu den Nutzer*innen, in den letzten Jahren im Großen und Ganzen außerhalb des Blickfelds. Bibliotheken sind soziale Mikrokosmen, die über das Verhältnis zwischen Staat und Zivilgesellschaft Auskunft geben. Dieses Verhältnis – das gegenwärtige-reale und das zukünftige-begehrte – wollen wir im Herbst-Heft von 027.7 untersuchen und diskutieren.

  • Das Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzer*innen als Abbild eines Obrigkeits- und/oder Dienstleistungsstaats
  • Über-/Unterordnungsverhältnis oder Kooperation auf Augenhöhe
  • vorgegebene Regelungsregime vs. Mitbestimmung und Nutzer*innenbeirat
  • Sinn und Zweck traditioneller Regelungen wie Mahngebühren und Fristverlängerungen im digitalen Zeitalter
  • Bibliotheken als Orte der (subliminalen) Sozialdisziplinierung mit Hilfe von Sanktionen (‚Punitivität‘)
  • Nutzer*innen als Bedrohung von Bibliotheken
  • Nutzer*innen und Bibliotheksmitarbeiter*innen in Interaktion miteinander: das eigene Rollenverständnis und die Rollen, die den jeweils ‚Anderen‘ zugeschrieben werden (gegenseitige soziale Ressentiments?)”

Die Länge eines Beitrags kann maximal 30.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) betragen. Bis zum 4. April ist es möglich ein Abstract von höchstens 250 Wörtern an Frau Beate Kutschke (Kultur- und Musikwissenschaftlerin, Paris Lodron Universität Salzburg) zu senden: beate.kutschke@gmx.de

PopUp-Bibliothek in Wien

Nervige kleine PopUp-Fenster, die uns als den Gewinner eines Autos begrüßen oder uns ein supergünstiges Urlaubsangebot unterjubeln wollen, kennt wohl jeder, der auf PopUp-Blocker verzichtet. Es geht diesen kleinen Fenstern darum, unsere Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, das wir gelernt haben, integriert in Webseiten zu ignorieren: Werbung.

Allerdings kann man Werbung gut gebrauchen, wenn man als Bibliothek mehr Nutzer gewinnen will und vielleicht auch sogenannte “Nichtnutzer” erreichen möchte. Wie kann man das machen? Neue Formate in die Bibliothek holen, wäre ein Beispiel. Mehr sichtbar werden in Tageszeitungen oder im Fernsehen. Wie oft liest man derzeit dann auch in bibliothekarischen Fachzeitschriften von Kunden, innovativen Angeboten und die Bibliothek als Ort.

Die Büchereien Wien gehen jetzt einen anderen Weg. Sie versuchen die Nutzer nicht mehr in die Bibliothek zu holen, sondern sie bringen den Ort Bibliothek zu den Nutzern, da wo sie sich befinden und in einer kommerziellen Umgebung ein wenig Zeit zum Durchpusten haben möchten.

Die Büchereien Wien bauen ihre kleine PopUp-Bibliothek jeden Donnerstag Kaufhaus Gerngross in Wien auf. Über 1000 Medien lassen sich dann in den Regalen entdecken und mit einem Bibliotheksausweis auch gleich entleihen. Noch näher kann man den Nutzern nicht kommen. Auch Veranstaltungen werden in der kleinen PopUp-Außenstelle angeboten, von der E-Book-Sprechstunde bis zum Bilderbuchkino und zum vorwissenschaftlichen Arbeiten.

Bis zum Dezember wird es dieses Angebot im Kaufhaus fortgesetzt. Man sammelt erste Erfahrungen. Ziel ist es, mit dieser kleinen Bibliothek immer mal wieder an anderen Stellen in Wien aufzupoppen und auf die Büchereien Wien und ihr vielfältiges Angebot aufmerksam zu machen.

PopUp-Bibliotheken gibt es auch an anderer Stelle.

Der Begriff PopUp-Library / PopUp-Bibliothek wird auch für all die kleinen offenen Bücherschränke und “Little Free Libraries” verwendet.

Und wie kann man selbst eine kleine PopUp-Bibliothek starten? Dieser Beitrag macht einen anleitenden Vorschlag.

Quelle
Bibliothek zum Aufpoppen, Wiener Zeitung, 3.8.2019

“Können Kinderbücher die Welt verändern?”

Können Bücher dabei helfen aus Leser/-innen bessere Menschen zu machen? Linda Sue Park spricht darüber, wie der regelmäßige Konsum von Bücher Antworten auf Ungerechtigkeiten im Leben geben kann und wie Empathie bei Protagonisten in Büchern dazu zu mehr Engagement führt, welche einen bedeuten Beitrag im echten Leben leisten kann. Linda Sue Park ist die Autorin vieler Bücher für junge Leser, unter anderen schrieb sie “A SINGLE SHARD” oder “A LONG WALK TO WATER”.

Gelesen in Biblioblogs (14. KW ’14) – Vertretung Lesewolke

Die letzte Woche unserer Vertretung von Liane ist vorbei. Hier sind unsere Leseempfehlungen. Nächste Woche finden Sie “Gelesen in Biblioblogs” wieder an alter Stelle bei Lesewolke.

ddbDie Deutsche Digitale Bibliothek (ddb) als deutsche Beitrag zur Europeana wurde 2009 groß angekündigt. Sie ging 2011 in einer Beta-Version online und wurde nun am Montag in einem großen Festakt offiziell eröffnet. Gregor Dotzauer hat sich für die Zeit die ddb angesehen Daniel Fiene für RP Online. Beide kommen zu einem unbequemen und vernichtenden Fazit. Wurde an dieser Stelle mal wieder zu viel versprochen im Vorfeld, was nun nicht eingehalten werden kann? Auch Andreas Kilb im Feuilleton der FAZ sieht, dass es mit einem “Bildungsmärchen” nicht so einfach ist. Tiefergehende Kritik gibt es erwartungsgemäß, aber auch berechtigt, bei Archivalia. [DB.]

Digital Humanities sind in aller Munde – aber was ist das überhaupt? Und was können Bibliotheken dazu beitragen? Eric Lease Morgan hat unter “Digital humanities and libraries”ein paar Punkte zusammengetragen. Auch beim Kultur-Hackathon “Coding Da Vinci” geht es passend dazu ebenfalls um die digitalen Nutzungsmöglichkeiten des kulturellen Erbes. [LR]

Guillotinen in Bibliotheken? Ja, auch das gibt es: in der Münchner Stadtteilbibliothek Großhadern. [LR]

“Social Reading – die Zukunft des Lesens”: In ihrer Zukunftswerkstatt-Kolumne (in: Bibliotheksdienst, Heft 3/4 2014) stellen Melanie Kleist und Cordula Nötzelmann den Begriff sowie die Social Reading-Plattformen LovelyBooks und Sobooks vor. [CK] Zum Thema Social Reading lohnt sich auch ein Blick in die letzte Lektion der 18Dinge, wo es viel zu diesem Thema zu entdecken gibt. Glauben Sie, dass sich das durchsetzen wird? Mit Readmill hat einer der bekanntesten Anbieter des Social Readings bereits aufgegeben. [DB]

In der amerikanischen Bibliothekswelt gibt es momentan eine Diskussion zu Bibliotheksuntersützern ohne Leserausweis. Eine gute Zusammenfassung findet man bei den “Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW”: Sollten wir Kunden ohne Bibliotheksausweis im Blick haben? Eine Persönliche Anmerkung: Das Wort Kunden ist hier wirklich fehl am Platz! [SH.]

“Cycling for libraries” heißt 2014 Cyclo-Biblio Am 6. August werden anläßlich der diesjährigen IFLA-Konferenz in Lyon sich mehrere hunderte Bibliothekare und Bibliothekarinnen von Montpellier aus losradeln.
Die Route steht bereits fest .Ziel ist es am 14. August – noch vor Beginn der Konferenz – in Lyon anzukommen. Alle Personen auf der ganzen Welt Qui peut participer?, die im Bibliotheks und Informationsbereich tätig sind, können daran teilnehmen. Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite und unter dem Hashtag #cyc4lib auf Twitter. [WK.]

Vor wenigen Wochen berichtete der britische Guardian über eine sogenannte Werkzeugbibliothek in der Fehrbelliner Strasse in Berlin-Prenzlauer Berg. Derartige “borrowing shops” bzw. tool libraries gibt es in Nordamerika schon länger. Dörte Böhner wurde durch Gabriele Fahrenkrog auf ein aktuelles Video der Halifax (in Kanada) Tool Library aufmerksam, das sie gestern auf bibliothekarisch.de postete. Sie regte an, dass auch deutsche Bibliotheken diesen Service anbieten könnten. Auf alle Fälle sollten meiner Meinung nach öffentliche Bibliotheken in der Diskussion um die sogenannte Share Economy mehr Aufmerksamkeit erhalten und sich in diesen Debatten stärker positionieren. [WK.]

Diskussion um Nichtnutzerstudie des DBV

Die Nichtnutzertudie sollte uns weiterbringen bei der Frage, warum die Bibliotheken und hier insbesondere die Öffentlichen Bibliotheken nicht genutzt werden. Derzeit poppt zudem eine Diskussion über das methodische Vorgehen bei dieser Studie auf. Ursache ist der Artikel von Frau Nikolaizig et al.1

Herr Philipp Maass möchte diese Diskussion in eine breitere Öffentlichkeit tragen, aus folgendem Grund:

Mir ging es um die Methodik der Studie und die damit einhergehende Diskussion inwieweit ich mich auf Ergebnisse, die vom DBV publiziert werden, verlassen kann. Das war für mich das Schockierende.

Diese Besorgnis lässt sich mit den von Herrn Rogge vorgebrachten Argumenten nicht entkräften, im Gegenteil. Rogge geht davon aus, dass die Qualität der kommunalen Diskussionen nicht besonders hoch ist und man sich dort nicht mit der Studie beschäftigt.

Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass über Bibliotheken auf der Grundlage eigener persönlicher Einschätzungen und Erfahrungen der politischen Entscheidungsträger diskutiert wird? Da ist die Grundgesamtheit der Befragten oft = 1, nämlich die der eigenen Tochter, eines Bekannten oder der eigenen Erlebnisse aus der Studienzeit.

Gerade dann sollten wird sicher sein, dass wir die Qualität dieser Diskussion heben können. Wer die Argumente nachprüfen will, kann das dann nämlich tun.

Schade, dass die Bibliothekswelt dazu neigt, sich um die eigene Argumentationskraft zu bringen.

Eine wissenschaftlich fundierte Studie sorgt für Sicherheit in der eigenen Diskussion. Nur wenn wir mit fachlich fundierten Argumenten unsere Positionen vertreten, können wir sicher sein, dass diese nicht zum schwächsten Glied der Lobbyarbeit werden. Was nützt uns eine unhaltbare Studie, wenn wir damit letztlich als “unfachlich” disqualifiziert werden?

Schwierig in der Diskussion ist, dass man in der Studie sehr rasch als eine reine Lobby-Arbeits-Diskussions-Maßnahme wahrnimmt. Sollten jedoch solche Studien nicht gerade deshalb gemacht werden, um die eigenen Schwächen im System/in der täglichen Arbeit sichtbar zu machen, um hier ggf. gegensteuern zu können?

Barbara Schleihagen, Geschäftsführerin des Deutschen Bibliotheksverband e.V. und Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen reagieren in einer veröffentlichten Stellungnahme auf die Kritik.

Auf Inetbib bedauert Schleienhagen in ihrer Antwort auf Maass:

Wir bedauern, dass die Autorinnen der HTKW gerade zu solchen Fragen den wissenschaftlichen Diskurs nicht gesucht haben. So kann man sich beispielsweise auch durchaus gewinnbringend fachlich darüber auseinandersetzen, ob Tests auf statistische Repräsentativität von Ergebnissen sinnvoll sind, wenn man mit einer Studie Teilgruppen vergleichen, nicht aber Aussagen über die Gesamtbevölkerung machen möchte.

Wann ist Kritik angebracht? Darf sie in einem öffentlichen/schriftlichen Rahmen stattfinden? Ist das nicht der Ausdruck einer aktiven Fachgemeinschaft?
An der Stelle kann man eigentlich nur Plieningers Antwort dazu zustimmen:

Nun, der wissenschaftliche Diskurs muss nicht notwendigerweise privat erfolgen, sondern findet ja in der Öffentlichkeit statt, damit andere auch Stellung dazu beziehen bzw. sich einen Eindruck machen können.

Ich vermisse oft, dass öffentlich kritisch hinterfragt wird. Sachlich fundiert und wissenschaftlich ausgefochten, sind die Mehrwerte für alle Beteiligten ein Gewinn und sollte nicht dazu führen, dass nun keiner mehr sich traut, Probleme aufzugreifen und anzugehen. An manchen Stellen sind Fehler und somit ein “Scheitern” gewinnbringender als ein glattgebügeltes Ergebnis. Es ist gut, dass diese Studie jetzt von verschiedenen Seiten beleuchtet und hinterfragt wird.

Doch es wäre unzureichend, nur die derzeit aktuell laufende Diskussion hier wiederzugeben. Allerdings war die inhaltliche Aussagekraft bereits kurz nach der Veröffentlichung schon als oberflächlich kritisiert worden. Karsten Schuldt hat bereits damals das methodische Vorgehen der Studie hart kritisiert und kommt dabei letztlich zum Schluss:

Diese Studie zumindest hilft dem Bibliothekswesen nicht weiter. Sie lenkt eher von den tatsächlich wichtigen Fragen ab, die da, wie gesagt lauten:

  • Wen wollen wir eigentlich womit erreichen? Wie viel ist für Bibliotheken viel?
  • Wie können Bibliotheken für Nichtnutzende relevant werden? Relevant, indem sie zu ihrem Leben positiv beitragen, nicht bekannt, weil sie eine dufte Werbung machen.

Auch meine Kritik 2 sehe ich in der Auswertung durch Nikolaizig & Co bestätigt.
Mai 2012 beschäftigte sich auch Liane Haensch sich kurz mit dieser Studie in den Stimmen auf Plan3t.info.

Schade nur, sollte die aktuell angestoßene Diskussion wieder in wirre Oberflächlichkeiten versanden, wie Susanne Drauz anmerkt3, und wir uns nicht generell darüber Gedanken machen, wie methodisch fundierte Studien die Arbeit des DBV unterstützen und befruchten können. Ist hier eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Hochschulen möglich? Wie können Studien ergebnisoffen angelegt und interpretiert werden? Welchen Aufwand kann ein Verband überhaupt betreiben? Oder ist es gar sinnvoll, solche Studien an fachfremde Experten in der Erstellung von Studien zu vergeben?

Wie stellen wir uns einen (wissenschaftlichen) offenen Diskurs in der Bibliothekssparte eigentlich vor? Ich gewinne zunehmend den Eindruck, es geht darum, in den eigenen Institutionen möglichst nicht zu kritisch zu sein, nach Außen mehrheitlich konform mit Entscheidungen von Verbänden und Institutionen zu wirken und Probleme tot zu schweigen. Sind wir wirklich so? Ist das die Zukunft der bibliothekarischen Zunft?4

Quellen:
Zur von Philipp Maass angestoßenen Diskussion auf Inetbib: [InetBib] Studie “Wissen wir tatsächlich mehr? – Aussagewert – Artikel BuB
Plieninger, Jürgen: Nichtnutzerstudie, Netbib
Plieninger, Jürgen: “Handlungsempfehlungen, die man immer macht”, Netbib, 01.05.2012
Schuldt, Karsten: Marketingdenken statt Problembewusstsein? : eine kurze Polemik zur „Nichtnutzungsstudie“ des dbv, Bibliotheken als Bildungseinrichtungen, 30.04.2012

 

  1. Gedruckte Form: Daniela Hoffmann, Andrea Nikolaizig, Helag Tecklenburg und Martina Werder, welcher unter dem Titel “Zum Aussagewert der Studie ‘Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland’ / Eine kritische Betrachtung” in der BuB 65(2013)04, S. 296-299. []
  2. “Recht schnell entsteht hier der Eindruck, dass die erhobenen Daten in bunte Bilder verpackt worden sind, die wiederum notdürftig und überschnell interpretiert werden. Dabei ist das Ergebnis ganz offensichtlich bereits im Vorfeld feststehend, wie die zum Teil oberflächlich hingeworfenenen, Allgemeinplätzen gleichenden Handlungsempfehlungen für Öffentliche Bibliotheken zeigen (…)” []
  3. “Das dritte spannende Moment in der “Diskussion” auf inetbib ist doch darüber hinaus, dass garnicht über das diskutiert wird, was zur Diskussion steht, oder? Man schmeißt Selbstdarstellungsbrocken in die Liste und damit ist die Angelegenheit erledigt. []
  4. Ich weiß, dass dies überspitzt ist. Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die sich engangiert mit diesen Problemen auseinander setzen, aber ihre Ausstrahlung in das bibliothekarische Selbstverständnis und das der dazugehörigen Institutionen ist eher gering. []

Kritik an der Nichtnutzerstudie des DBV

Dies ist eine redaktionell bearbeitete Arbeitsfassung des Textes von Daniela Hoffmann, Andrea Nikolaizig, Helag Tecklenburg und Martina Werder, welcher unter dem Titel “Zum Aussagewert der Studie ‘Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland’ / Eine kritische Betrachtung” in der BuB 65(2013)04, S. 296-299 erschienen ist, aber noch nicht online zu lesen ist. Diesen Beitrag veröffentliche ich hier auf Anregung von Herr Philipp Maass und mit Genehmigung durch Frau Nikolaizig.
Der Text soll auch jenen als Diskussiongrundlage zur Verfügung stehen, die die aktuelle BuB nicht beziehen, um so aktiv in die Diskussion um diese Studie und die vorgebrachte Kritik einsteigen zu können.
Eine Zusammenfassung der Diskussion wurde zeitgleich auf Bibliothekarisch.de veröffentlicht.

Wissen wir tatsächlich mehr?

Zum Aussagewert der Studie „Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland“

Im April 2012 veröffentlichten der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) und die Stiftung Lesen begleitet mit intensiver Pressearbeit1 die Ergebnisse der repräsentativen Telefonbefragung  „Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland“2.  Aus der Perspektive von Lehre und Studium eine komfortable Situation, denn so konnten Studierende im Modul Bibliotheksmarketing  am Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) an einem aktuellen fachspezifischen Beispiel die zuvor im Modul Methoden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Schwerpunkt empirische Untersuchungen angeeigneten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anwenden. Die Studierenden sollten im Seminar das Untersuchungsdesign einschließlich Fragebogen sowie die Ergebnisse der Studie einschließlich Interpretation reflektieren. Von den Erkenntnissen der ausführlichen und differenzierten Beschäftigung mit den Untersuchungsmaterialen Chartberichte Langfassung3 und Anhang4  sowie dem Interviewleitfaden5 waren alle Beteiligten sehr überrascht. Die Autorinnen des Aufsatzes, zwei Studierende und zwei Lehrende, entschlossen sich deshalb, der Fachöffentlichkeit mit diesem Beitrag ausgewählte Erkenntnisse6  über die Aussagequalität der inzwischen vielzitierten Studie mitzuteilen.

Nutzer und Nichtnutzer

Liest man den Untertitel der Studie, stellt sich als erste Frage die nach der oberen Altersbegrenzung der Probanden bei 75 Jahren7: War das Untersuchungsdesign tatsächlich altersausschließend angelegt8 oder war die /der älteste Befragte diesen Alters? Die zweite Frage ist eine terminologische: Unter Zuweisung eindeutiger Merkmale unterscheidet die bibliothekarische Fachwelt Benutzer und Besuche(r)9. Die Studie arbeitet jedoch mit den Begriffen „Nutzer und Nichtnutzer“, ohne diese eindeutig zu klären. Wurde das Begriffspaar als übergeordnete Begriffskategorie für die Summe der Besucher und Benutzer eingeführt? Die nachzulesenden Definitionen bergen mit ihren unterschiedlichen Beschreibungsmerkmalen Widersprüche10. „Nutzer“ sind laut Studie Besucher und /oder Benutzer, die einmal in den letzten zwölf Monaten physisch vor Ort waren oder Benutzer (Besucher), die in den letzten zwölf Monaten Bibliotheksdienste persönlich in Anspruch genommen haben. „Ehemalige Nutzer“ sind hingegen Besucher und /oder Benutzer, die vor über einem Jahr einmal physisch vor Ort waren ohne das Merkmal Inanspruchnahme von Dienstleistungen. Obwohl zwei grundsätzlich verschiedene Fragen gestellt werden, reduziert die Auswertung des „Nutzer-/ Nichtnutzer-/ ehemalige Nutzer-verhaltens“  ausschließlich auf das Merkmal in den „letzten 12 Monaten, davor oder noch nie in einer öffentlichen Stadtbibliothek oder Gemeindebücherei gewesen zu sein“.11

Was hier wie kleinliche Diskussion anmutet, ist der Anspruch an fachliche Präzision, denn uneindeutige Definitionen oder fachfremde Begriffe beleben die Gefahr der Fehlinterpretation, mindern die Qualität der Ergebnisse und verstellen die Möglichkeit eines Vergleichs mit ähnlichen Studien.

Repräsentativität

Wie viele Probanden wurden tatsächlich befragt? 1.301 wie auf der Titelseite des Chartberichtes12  und im Untersuchungsdesign13 oder 1.300 wie in der Pressemitteilung des DBV14  zu lesen?

Die postulierte Repräsentativität15  im Sinne einer verkleinerten Abbildung der gesamten Bevölkerung Deutschlands, vermutlich mittels Quotenauswahlverfahren16, von 1.301 Befragten ist anzuzweifeln.

Die Stichprobe dürfte lediglich bei jeweils separater Betrachtung der Merkmale Geschlecht, Alter, Bildung, Konfession, Migrationshintergrund und Einwohneranzahl der Heimatgemeinde näherungsweise ein verkleinertes Abbild der Gesamtbevölkerung liefern17. Da die genannten Merkmale voneinander abhängig sind, ist auf dieser Basis die mit dem Begriff „repräsentativ“ suggerierte Verallgemeinerungsfähigkeit der erzielten Ergebnisse nicht gegeben.

Des Weiteren sollte bei zu geringer Probandenanzahl einer Teilgesamtheit auf deren detaillierte statistische Auswertung verzichtet werden. Insbesondere sind separate Auswertungen zu den (Nicht-)Nutzertypen Wechsler (64 Probanden)18 und Stadt/-Gemeindebibliotheksferne (39 Probanden)19 höchst fragwürdig. Brisant wird es, wenn aus den Antworten von 51 Probanden20  sogar Handlungsempfehlungen „zur (Wieder-)Gewinnung von 14 bis 19-Jährigen Nichtnutzern“ abgeleitet werden21.

Eigene Nachrechnungen22  ergaben zudem, dass die Antworten von lediglich 1.280 Probanden in die Auswertung einbezogen wurden, nicht die von 1.301 Befragten23Rundungsungenauigkeiten insbesondere auf den Folien 27 bis 31 des Chartberichtes24 führen zu merkwürdigen Ergebnissen; Beispiel Auswertung der Frage „Assoziationen mit  öffentlichen Stadtbibliotheken und Gemeindebüchereien“25:  Es ist augenscheinlich, dass u.a. 50 und 51 Prozent, 43 und 56 Prozent oder 54 und 48 Prozent jeweils keine 100 Prozent ergeben.

Für die Darstellung der Ergebnisse wurden Stapelbalken-Diagramme verwendet26, die als Summe zwischen 98 Prozent und 101 Prozent ausweisen. Ist erstere Zahl auf fehlerhafte Berechnung, korrekterweise 1280 statt 1301 Probanden bei Herausnahme der Probanden, die zum Merkmal Nutzertyp keine Angabe gemacht haben, oder auf fehlende Prüfung der Nachkommastellen zurückzuführen?

Im Kontext der Ungenauigkeiten ist wohl die unzulässige Überschneidung der zwei Altersgruppen der zwischen 14 – 29Jährigen bei 20 Jahren in der Strukturdarstellung der Stichprobe27 nur als Schreib- und nicht als methodischer Fehler zu werten.

Fragen und Antworten

Die zu stellenden Fragen einer empirischen Datenerhebung werden aus ihren Zielen  entwickelt, ihre Qualität sichert den Aussagewert28 der Untersuchung. So muss sich die Fragequalität der „Nichtnutzerstudie“ am definierten Ziel messen lassen:

„… die vorliegende Studie (liefert) detaillierte, empirisch fundierte und flächendeckende Erkenntnisse über die Gruppe der Nichtnutzer und deren Gründe für die Nichtnutzung von öffentlichen Stadtbibliotheken und Gemeindebüchereien.
Die Studie analysiert und segmentiert die Gruppe der Nichtnutzer und bildet damit die Grundlage für eine zielgruppenspezifische Ansprache der Nichtnutzer. Die vorliegende Untersuchung gibt Hinweise darauf, welche Maßnahmen der Neu- und Wiedergewinnung von Bibliothekskunden für welche Nichtnutzer-Typen erfolgsversprechend erscheinen und praktisch erprobt werden sollten, wie Kommunikationskonzepte aufgebaut sein müssen und Kampagnen geplant werden müssen.“29

In den Telefoninterviews stellte man den Nutzern maximal 40 Fragen, den ehemaligen Nutzern und den Nichtnutzern maximal 56 Fragen, wovon jeweils 14 Fragen solche zur Person waren. Es wurde u.a. mit verschiedenen Fragetypen von Imagebefragungen gearbeitet30, z.B. dem Semantisches Differenzial31, mit Bewertungsfragen32  und Analogienbildung33. Mit Ausnahme von drei offenen Fragen wurden Probanden Antwortmöglichkeiten zur Auswahl vorgetragen, die zwangsläufig ein definiertes Bild von Bibliotheken vorgeben. Es ist festzustellen, dass die Antwortvorgaben manchmal unausgewogen im Sinne von sich überschneidenden Klassen34 sind,  eine bestands- und ortbezogene Sicht auf Bibliothek präferieren, stereotype Klischees bedienen und Nichtnutzer über Dinge urteilen lassen, die diese nicht kennen können. Dazu wenige, jedoch gravierende Belege:

Das Semantische Differenzial stellt Begriffspaare gegenüber35, die mit ihren Extremen ein Bild Öffentlicher Bibliotheken vordefinieren. Es besteht die Gefahr, dass die Befragten beeinflusst werden und sich ein zu erwartendes, stereotypes Bild der Nichtnutzung in den Ergebnissen der Studie niederschlägt. Befragte tendieren zwangläufig zum Positiveren, weil negative Extreme aufgemacht werden, die wohl jeder Erfahrung entbehren36.

Nichtnutzern37 werden telefonisch 27 (!)  mögliche Gründe für ihre Nichtnutzung vorgelesen, die sie mit einer  aus fünf Kategorien38 bezüglich des Zutreffens bewerten sollen. Wie glaubhaft und wie zielführend sind Beurteilungen von Menschen, die noch nie in einer Bibliothek waren, über solche, noch dazu suggestiven Qualitäten wie für u.a. diese: Das Angebot der Bibliothek ist veraltet. Die Medien, die mich interessieren, sind nicht vorhanden. Die Räumlichkeiten sind unattraktiv. Ich habe mit der Bibliothek schlechte Erfahrungen gemacht. Die Mitarbeiter/innen in der Bibliothek wissen nicht richtig Bescheid. Die Mitarbeiter/innen in der Bibliothek sind unfreundlich. Der Zustand der Bücher und Medien ist schlecht39.

Es wurde auch eine offene Frage zur Nichtnutzung gestellt, deren Auswertung vermutlich von Aussagewert wäre, ihre Auswertung wurde leider nicht veröffentlicht.

Die Fragen zu Gründen der Nichtnutzung erweisen sich als oberflächlich. Sie bieten nicht das Instrumentarium, um Strategien für Kundenneugewinnung und den Aufbau von Kommunikationskonzepten  zu entwickeln. Nichtnutzer werden nicht wirklich nach ihren Informations- und Kommunikationspräferenzen gefragt.

Interpretation

Einige Auswertungen und Interpretationen lösen Verwunderung aus. Frage 7 („Jetzt hab ich mal eine ganz andere Frage. Welche Farbe kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an eine öffentliche Stadtbibliothek oder eine Gemeindebücherei denken?“) ist eine spontan-assoziative Frage, wie sie im Zusammenhang mit Milieuermittlungen gern gestellt wird. Die Farbnennung kann sehr unterschiedliche Gründe aus den Gefühls- und Erfahrungswelten von Menschen haben.
In diesem Kontext versteht man zunächst die Hervorhebungen der Farben Grau, Braun und Gelb40 im Chartbericht nicht. Auf den zweiten Blick wird klar, dass die Interpretation die scheinbar negativen Farbassoziationen methodisch falsch auf  räumliche Farbeindrücke reduziert verbunden mit der Handlungsempfehlung, Bibliotheken müssten eine helle Raumanmutung haben. Diese Interpretation lässt die Fragestellung gar nicht zu. Untersuchungen für verkaufspsychologische Konzepte41 sprechen zudem eine andere Farbsprache, sie zeigen, dass sich die Assoziation „sicher, behaglich“, die generell für Verkaufsumfelder als geeignet empfohlen wird, nicht nur mit der Farbe Blau, sondern auch mit Grün und Braun erreicht werden kann. Das könnte so doch auch für Bibliothekskunden42 gelten. Die Farbfrage beantworten im Übrigen 103 (!) Prozent „ehemalige Nutzer“, 103 (!) Prozent „Nichtnutzer“, der Anteil der Nutzer / Sonstiges ist nicht genannt43 .

In einigen Grafiken werden Sachverhalte, die man für prägnant oder dominierend hält, optisch besonders hervorgehoben. Die Auswertung des Semantischen Differenzials über gefühlte  Assoziationen44 zeigt ein zahlenmäßig beinahe ausgeglichenes Verhältnis positiver und negativer Eindrücke an. Jedoch wurden bei „ehemaligen Nutzern“ und „Nichtnutzern“ Zahlen hervorgehoben, die das Bild suggerieren, diese Gruppen verbinden eher negative Eindrücke mit Bibliotheken. Wünschenswert wäre eine aussagekräftige Analyse mittels Kontingenzkoeffizienten.

Handlungsvorschläge

Ein großer Teil der Dokumentation beschäftigt sich mit Handlungsrelevanzen45, die alle aus der Befragung abgeleitet und daraus begründet werden wollen. Viele davon gehen nicht über bereits bekannte Vorschläge und Empfehlungen wie z. B. Bibliotheken ´93 hinaus bzw. fassen Diskussionen in der Fachwelt zusammen46.  Einige stehen unter dem Motto „Von allem mehr“47: Mehr Computer / W-LAN; Mehr Musik auf CDs, DVDs; Mehr Filme auf DVDs mit hoher Handlungsrelevanz. Woher wissen Nichtnutzer, dass es in den Bibliotheken diese Angebote und davon zu wenig gibt?

Widersprüchliches Empfinden rührt sich beim Lesen der  „präventiven Maßnahmen“ zur Bibliothekssozialisation. Die Studie setzt ihren Schwerpunkt bei der Ansprache von 14- bis 19-Jährige Nichtnutzer auf elektronische Angebote. Damit tritt der physische Ort der Benutzung in den Hintergrund. Es stellt sich die Frage, inwiefern diese „zukunftsweisende“48 Zielgruppe als Elterngeneration befähigt sein wird, das Leistungsspektrum Öffentlicher Bibliotheken für Freizeit, Kultur, Bildung an die Folgegeneration weitergeben zu können.

Ganz unstrittig zu teilen ist die Empfehlung, dass man immer daran arbeiten kann, die Realsituation (zu) verbessern (wo notwendig)49 und „auch weiterhin ein professionelles Marketing für die vielfältigen Angebote unserer modernen Öffentlichen Bibliotheken [notwendig] ist50. Das wissen die Kolleginnen und Kollegen in den Bibliotheken, die ihre elektronischen Angebote erweitern, Öffnungszeiten ausdehnen und modernste Technik vorhalten wollen. Sie wissen nur nicht wie, weil sie gleichzeitig z.B. mit Haushaltskonsolidierungen beschäftigt sind oder als gestandene Einzelkämpfer keine Ressourcen zur Weiterbildung haben.

In der Tat wäre ein belastbares Material eine gute Grundlage für die Diskussion mit politischen Entscheidungsträgern. Nur liefert die Studie aufgrund der ungestellten Fragen und ihrer handwerklichen Ungenauigkeiten bedauerlicherweise kein „zitierfähiges Zahlenmaterial, das für eine überzeugende politische Argumentation auch auf lokaler Ebene unabdingbar ist“51.

Dass die Argumentation mit einer geringen durchschnittlichen Marktdurchdringungsrate von 29 Prozent52 verbunden mit der Forderung nach „Mehr“ gegenüber politischen Entscheidungsträgern auf lokaler Ebene überzeugend sein könnte, erschließt sich nicht, diese könnte sogar eher kontraproduktiv sein.


Autorinnen

Daniela Hoffmann und Martina Werder
Studentinnen im 3. Fachsemester Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig
mwerder [at] yahoo.de

Prof. Dr. phil. Andrea Nikolaizig
Lehrverantwortliche für die Module „Bibliotheksmarketing“ und „Methoden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ an der Fakultät Medien der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
nikolaiz [at] fbm.htwk-leipzig.de

Prof. Dr. rer. nat. habil. Helga Tecklenburg
Lehrverantwortliche für den Teil „Beschreibende Statistik“ im Modul „Methoden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft“
Fakultät Informatik, Mathematik, Naturwissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
tecklenb [at] imn.htwk-leipzig.de

Anschrift alle
Hochschule für Technik, Wirtschaft  und Kultur Leipzig
Fakultät Medien, Prof. Nikolaizig
Postfach 30 11 66
04251 Leipzig
 

  1. Pressemitteilung s. http://www.bibliotheksverband.de/dbv/presse/presse-details/archive/2012/april/article/bibliotheksnutzung-im-kindesalter-praegt.html?tx_ttnews[day]=26&cHash=4fb9ec2ba6, zuletzt gesehen am 28. 01. 3013 und Pressespiegel des DBV, zur Verfügung gestellt von der dbv-Geschäftsstelle []
  2. Studie: Ursachen und Gründe zur Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland (Langfassung) http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/projekte/2012_04_26_Ursachen_und_Gr%C3%BCnde_zur_NN_lang.pdf, zuletzt gesehen am 28. 01. 2013 []
  3. a.a.O. []
  4. http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/projekte/Nichtnutzungsstudie_Anhang.pdf, zuletzt gesehen am 28. 01. 2013 []
  5. von der dbv-Geschäftsstelle zur Verfügung gestellt []
  6. Der vollständige Text Hoffmann, Daniela; Werder, Martina: Die Studie „Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung öffentlicher Bibliotheken“ 2012: Untersuchungsdesign, Ergebnisse, Interpretation.- Leipzig, Hausarbeit im Modul Bibliotheksmarketing, März 2013. – unveröffentlichtes Material wird auf Anfrage bereitgestellt, die Veröffentlichung ist in Vorbereitung. []
  7. Studie… (Langfassung)… a.a.O., Titelblatt (Folie 1) []
  8. ebd. Folie 6 []
  9. http://www.bibliotheksstatistik.de/eingabe/fbarchiv.php []
  10. Studie… (Langfassung)… a.a.O., Folie 10 und Folie 13 []
  11. a.a.O. und Interviewleitfaden []
  12. a.a.O., Titelseite (Folie 1) und Studie… (Anhang), Folie 2 []
  13. Studie… (Anhang), a.a.O., Folie 2 []
  14. http://www.bibliotheksverband.de/dbv/presse/presse-details/archive/2012/april/article/bibliotheksnutzung-im-kindesalter-praegt.html?tx_ttnews[day]=26&cHash=4fb9ec2ba6, zuletzt gesehen 28. 01. 2013 []
  15. Studie… (Langfassung) … a.a.O., Titelblatt (Folie 1) []
  16. Ob ein Quotenauswahlverfahren als Stichprobenverfahren Anwendung fand, lässt sich nur vermuten. Das Verfahren wird nicht benannt, im Anhang zur Studie ist lediglich die Randverteilung aufgeführt. []
  17. Studie… (Anhang), a.a.O. Folie 2 []
  18. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 43 und 56; Studie…(Anhang), a.a.O., Folien 46 – 55 []
  19. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folien 43 und 56; Studie… (Anhang), a.a.O., Folien 63 – 71 []
  20. Eigene Berechnung Datenbasis Studie: Wenn 102 Probanden der Altersgruppe 14 bis 19 Jahre stellvertretend für 8 Prozent der Bevölkerung stehen, wie auf Folie 2 des Anhangs angegeben wurde, dann entsprechen den auf Folie 59 (Langfassung) ausgewiesenen 4 % der Gesamtbevölkerung lediglich 51 Nichtnutzer zwischen 14 und 19 Jahren. []
  21. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folien 57 – 60 []
  22. ausführlich Hoffmann, Daniela; Werder, Martina… a.a.O. []
  23. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 10: Die 1.301 Probanden umfassen auch 2 Prozent (n=21) von jenen, die „keine Angaben“ gemacht haben und demnach „in der weiteren Analyse nicht beachtet [werden].“ []
  24. a.a.O., Folien 27 bis 31 []
  25. a.a.O., Folie 28 []
  26. a.a.O., Folien 30 und 31 []
  27. Studie… (Anhang), a.a.O., Folie 2 []
  28. Faulbaum, Frank; Prüfer, Peter; Rexroth, Margit: Was ist eine gute Frage? : die systematische Evaluation der Fragenqualität. – 1. Aufl. – Wiesbaden : VS, Verl. für Sozialwiss., 2009. – ISBN 978-3-531-15824-2 []
  29. Studie…(Langfassung), a.a.O., Folie 5 []
  30. Faulbaum, Frank, a.a.O. []
  31. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folien 27 – 29 []
  32. a.a.O., Folie 30 und 31 []
  33. a.a.O., Folie 25 []
  34. Besonders die Antwortalternativen zur Frage nach der Freizeitgestaltung, s. dazu Studie… (Anhang), Folien 18 bis 22 und zur Frage nach den Themen-Interessen, s. ebd. Folien 16 und 17 verstoßen gegen Fragetechniken. []
  35. hell-dunkel, einladend-abschreckend, kalt-warm, streng-locker, eng-weit, muffig-frisch… s. Studien… (Langfassung), a.a.O., Folien 27 bis 29 []
  36. Faulbaum, Frank… a.a.O. []
  37. Frage F16b Interviewleitfaden und Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 32 ff. Dasselbe Frageraster wurde auch an ehemalige Nutzer gestellt, Frage F 16a. []
  38. trifft voll und ganz zu, trifft eher zu, trifft eher nicht zu, trifft gar nicht zu, ich weiß nicht []
  39. Interviewleitfaden und Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 32ff. []
  40. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 26 []
  41. vgl. u.a. Bänsch, Axel: Verkaufspsychologie und Verkaufstechnik / Axel Bänsch. – 5., überarb. und erw. Aufl. – München : Oldenbourg, 1993. – ISBN 3-486-22630-4. []
  42. Studie… (Langfassung), a.a.O., Folie 5 wird der Begriff Bibliothekskunde eingeführt []
  43. ebd., Folie 26 []
  44. ebd. Folien 24, 27 und 28 []
  45. ebd. ab Folie 52 []
  46. ebd. Folie 64 []
  47. ebd. Folie 52 []
  48. ebd. Folie 58 []
  49. ebd. Folie 64 []
  50. Schleihagen, Barbara: Ursachen und Gründe der Nichtnutzung von Bibliotheken. – In: BuB 64(2012)7-8 []
  51. ebd., S. 517 []
  52. In den meisten Kommunen liegt sie weit darunter, s. Deutsche Bibliotheksstatistik a.a.O. []

Meine persönliche Rückschau auf den BID-Kongress 2013 (Teil 3)

Der zweite Tag begann unter anderem mit der Session “Was Ihr Wollt” – Nutzerforschung in Bibliotheken, die von Ulla Wimmer (HU Berlin) moderiert wurde. Dabei möchte ich eigentlich vor allem auf den Vortrag von der Ethnologin und Bibliothekarin Corinna Haas eingehen, die in einer Einführung Ethnographische Methoden in der Bibliotheksforschung vorstellte. Besonders bemerkenswert war, dass bereits Pierre Bourdieu als einer der ersten weltweit 1965 “The Users of Lille University Library” verfasste, was viele Jahre in der anglo-amerikanischen Welt und darüber hinaus wohl kaum jemand zur Kenntnis nahm. Er untersuchte die Bibliotheksbenutzung als Perfomance im Raum und griff als Vorreiter auch Fragestellungen um das Thema “Informationskompetenz” auf. Weitere Infos zum Originaltext hier:

Les utilisateurs de la bibliothèque universitaire de Lille, in Rapport pédagogique et communication, Bourdieu, Passeron, Saint-Martin (eds.) Mouton, Cahiers du Centre de sociologie européenne, 2, 1965, p.9-36; aussi, Les temps modernes, 232, septembre 1965, p.109-220

Doch nach einer kurzen Recherche, stelle ich schon fest, dass es noch mindestens ein weiteres ethnografisches Projekt an einer Universitätsbibliothek in Frankreich gibt, das Anthrolib nicht verzeichnet. 2008 wurde an der “Bibliothèque universitaire centrale de l’Université Toulouse Le Mirail” eine “enquête ethnographique” durchgeführt. Die Publikation hierzu ist “Du lecteur à l’usager”: Ethnographie d’une bibliothèque universitaire aus dem Jahr 2010, welche von der Soziologin Mariangella Roselli und Marc Perrenoud verfasst wurden. Ein 33-seitiger Fachartikel “Formes de réception et d’appropriation des ressources numériques en milieu étudiant” von Roselli zur ethnografischen Untersuchung in Toulouse findet sich unter folgendem Link. Eine lesenswerte Rezension zu diesem Buch findet sich auf der Internetseite von “La Vie des Idées”, wo auch erwähnt, welche Nutzertypen Roselli und Pernoud die B.U. in Toulouse frequentieren. Dabei wird auch auf die Feminisierung des Bibliothekspersonals eingegangen, was einer kritischen Betrachtung unterzogen wurde.

Weitere Erkenntnisse aus dem Vortrag waren, dass es bislang erst insgesamt etwa 60 Projekte ethnografischer Forschung in bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Einrichtungen gab, wovon sehr viele in den USA an der Universität von Rochester durchgeführt wurden, wie auf der Webseite von Anthrolib der eben genannten Einrichtung zu sehen ist.  Dabei waren das sehr unterschiedliche Herangehensweisen von Untersuchungen zur “Information infrastructure in rural libraries in Romania” bis hin zu “How children are using computers”. Hierbei fielen für mich neue Fachausdrücke wie “Participatory Design” oder Space Design, die im bibliothekarischen Bereich bei der Anwendung ethnografischer Methoden einen Schwerpunkt bilden. Werden ethnografische Methoden außer am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der HU Berlin auch an Hochschulen gelehrt? Aufgrund der Tatsache, dass die Vortragsfolien nun schon online sind, will ich nur noch auf die letzte Folie eingehen. Dabei warf Haas einige Fragen auf, die für die weitere Bibliotheksarbeit und -forschung zukünftig eine Beantwortung verlangen: “Brauchen wir mehr Bibliothekare, die ethnographische Methoden in ihrer Einrichtung anwenden oder mehr Ethnografen ( wie Corinna Haas oder Frank Seeliger)? Wer ist überhaupt in der Lage solche Studien durchzuführen? Wie ist bislang hierzu die Interessenlage oder die Finanzierung?”

Sie plädierte dafür ethnografischen Methoden auch in Schulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken auszuprobieren, was bislang noch zu wenige weltweit “wagten”. Warum eigentlich?

Der anschließende Vortrag “Von der Ethnography zum Participatory Design: Qualitative Nutzerstudien als integraler Bestandteil in der (Weiter-)entwicklung bibliothekarischer Services von Kerstin Schoof & Frank Seeliger ist leider noch nicht online. Schorf benannte des Dialog und die teilnehmende Beobachtung als zentrale Elemente, um Rückschlüsse auf neue und geforderte Dienstleistungen der eigenen Einrichtung zu ziehen. Participatory Design wurden in dern 1970er und 1980er Jahren in Skandinavien entwickelt und sieht vor, User/Nutzer systematisch in Planungs- und Gestaltungsprozesse mit einzubeziehen. So wurde bei der Planung des Urban Media Space in Aarhus (Dänemark) die Bürger und Mitbürger (Nutzer- und Nicht-Nutzer von Bibliothek) integrativ mit eingebunden. Dies geschah z.B. mittels Medthoden wie dem World Café und Village Square, aber auch Befragungen. Diese partzipatorische und demokratische Element wäre sicherlich auch für den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek unbedingt von Nöten, da viele die Entscheidung für die Errichtung in Tempelhof als autoritativ bezeichnen und deshalb einen Bau mehr um Zentrum der Hauptstadt fordern.

All research is problematic, because it’s historical. It’s like looking out the back of a car.” Terry Leahy

Beim letzten Vortrag dieser Session, den ich sah, ging es um die Neubauplanungen der UB Marburg insbesondere durchgeführte Benutzerumfragen, deren Ergebnisse exakt die einer geisteswissenschaftlich geprägten Universiät widerspiegeln. Begonnen wurde mit dem oben genannten Zitat eines früheren Tesco-Mangers, wenn ich mich richtig erinnere. Der Direktor Hubertus Neuhausen berichtete von 3 Benutzerumfragen, die er im Laufe mehrere Jahre von Mitarbeitern am IBI der HU Berlin durchführen ließ, deren Service er ausdrücklich lobte und weiterempfahl.  Anschließend bewertete deren Ergebnisse, die durchaus Unterschiede aufwiesen, wobei er Interpretationen und Deutungsmöglichkeiten benannte. Für die Nachmittagssessions, welche ich besuchte, werde ich einen weiteren vierten Blogeintrag verfassen.

Digitale Straßenbibliotheken Teil III: Die Underground Library in New York

Nach dem Projekt Ingeborg aus Klagenfurt, das sich mittlerweile in Wien und anderen Städten (z.B. Graz oder Villach) zu etablieren scheint, wurde bereits auch schon die von der Firma Vodafone gesponserte Bibliothek in einer Metrostation Bukarest im Oktober 2012 hier im Blog vorgestellt. Das Projekt “Underground Library” wurden von Max Pilwat, Keri Tan and Ferdi Rodriguez, drei Studenten der Miami Ad(vertising) School initiiert. Mit dem Projekt will die New York Public Library (NYPL) die New Yorker Bürger daran erinnern, dass deren Bibliothek eine wertvolle und kostenfreie Einrichtung ist. Alle, die mit der Metro in New York fahren, erhalten ein kostenfreies E-book, wenn sie zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit sind. Nach Ende der Lektüre werden die Leser und Leserinnen über die nächsten Bibliotheksfilialen in unmittelbarer Nähe informiert. Im Video gibt es nähere Erläuterung dazu, wie die Kamapagne funktioniert und die “Kunden” diese annehmen.

The Underground Library from Keri Tan on Vimeo.

Agency: Miami Ad School
Art Directors: Keri Tan & Max Pilwat
Copywriter: Ferdi Rodriguez

Judith St. John über ihre Arbeit für den Idea Store in Londonener Stadtteil Tower Hamlets (TEDxEastEnd)

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