Bibliotheken und bezahlbarer Wohnraum am Beispiel der Stadt Chicago

„Healthy neighborhoods are not simply collections of houses. They also require things like decent transit, parks, stores, playgrounds and libraries.“ Rahm Emanuel (Ehemaliger Bürgermeister von Chicago)

Das Schlagwort in Chicago lautet Co-location. Damit ist die Kombination der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und öffentlichen Bibliothekszweigstellen meist im selben Gebäude mit getrennten Eingängen gemeint. Die Idee ist nicht erst in Chicago entstanden. Doch der Artikel in der New York Times im Mai diesen Jahres brachte dieses Thema erneut auf die Agenda. Bereits im Jahr 2017 gab es darüber einen Artikel in der Zeitschrift American Libraries mit dem Titel „Bringing the Library Home“ .

Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass diese Konzepte in ähnlicher Form schon länger in Frankreich umgesetzt werden. Es handelt sich eher um die Wiederentdeckung bzw. der Übertragung dieser Idee aus Frankreich auf Großstadtbibliotheken in den USA. Wobei das Design in den Sozialsiedlungen Frankreichs, die Bibliotheken beherbergen, damals sicherlich modern war und heute einer Revision bedarf. Ob es sich nun um die Médiathèque Hélène Oudoux (inmitten einer Sozialsiedlung mit hohen Wohngebäuden) in Massy oder auch in anderen Teilen Frankreichs handelt, die Umsetzung bezüglich der Details (Kostenträger und Umsetzungsformalitäten) scheint sicherlich Unterschiede aufzuweisen.

Die Synergieeffekte der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum durch sogenannte “shared-use” Spaces sind unübersehbar:

Es werden Kosten eingespart und auf der anderen Seite profitiert die Einwohnerschaft von den Serviceangeboten der Bibliotheken. Oftmals gab es vorher keine Bibliotheken bzw.  existierten nur renovierungsbedürftige Zweigstellenbibliotheken in der Nähe. Die einstige Unterversorgung mit einer Bibliothek im ehemaligen Armenviertel Cabrini Green wird behoben bzw. erneuert. Das Video unten stammt aus dem Jahr 2017 und darin wird gezeigt, was die Chicago Public Library (CPL) und die Chicago Housing Authority (CHA) an Bibliotheken und öffentlich gefördertem Wohnraum planten.

Insgesamt handelt es sich um drei Wohnprojekte mit angeschlossener Bibliothek (separater Eingang):

  1. Independence Library and Apartments,
  2. Northtown Affordable Apartments and Public Library
  3. Taylor Street Apartments and Little Italy Branch Library

 

Im Grunde genommen vergrößert die Bibliothek dadurch Ihre Nutzerschaft und erhöht somit auch ihre Legitimität im gesamten Stadtgebiet. Die Wohnungsbaugesellschaft trägt hierbei die Baukosten und den Unterhalt. 2013 kam die erste Kooperation der Stadtbibliothek Los Angeles mit einer lokalen Wohnungsbaugesellschaft zustande. Seitdem entstanden insbesondere in Milwaukee, San Francisco, Chicago und New York weitere Zweigbibliotheken in Mietshäusern, die sozial gefördert werden.

Sind es in Deutschland bislang nur Discounter, die auf ähnliche Weise „bezahlbaren“ Wohnraum schaffen, konnte ich bislang noch nichts über gemeinnützigen Wohnungsbau und den Bau von öffentlichen Bibliotheken in bestimmten Stadtteilen entdecken. Doch bei den Discountern ist Vorsicht geboten, da es doch vielmehr um den betriebswirtschaftlichen Nutzen geht.

So sind nur 30 % der Wohnungen, die beispielsweise Aldi herstellt Sozialwohnungen. Der qm-Preis einer Sozialwohnung soll bei 6,50 € liegen und bei den 70 % der restlichen Wohnungen wird der Quadratmeterpreis von 10 € nicht überstiegen werden. Bei der Firma Norma in Nürnberg erhöhten sich durch ein solch gemischtes Wohn- und Einkaufsmodell die Umsätze. Vermutlich würden sich auch hierzulande Win-win-Situationen für öffentliche Bibliotheken ergeben. Falls es unter den Leserinnen und Leser dieses Beitrags Menschen gibt, die Beispiele aus der Praxis kennen, bei denen Wohnungsbaugenossenschaften/-gesellschaften nicht nur vergleichsweise günstigen Wohnraum schufen, sondern auch gleichzeitig Zweigbibliotheken errichteten, wäre ich dankbar für jeden Hinweis. Im Fazit des New York Times Artikels spricht der Autor von einem Problem des mangelnden bezahlbaren Wohnraums in den USA. Nicht nur dort, sondern auch bei uns in Deutschland ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zur sozialen Frage, ja für viele sogar zur Existenzfrage geworden. Deshalb wäre die Umsetzung solcher Ideen und Konzepte auch für Städte hierzulande mehr als wünschenswert, sondern dringend auf die Agenda von Lokalpolitikern und dem Leitungspersonal in Bibliotheken zu setzen.

 

Wenn Google ein Mensch wäre in der New York Public Library

In der New York Public Library kann ein Bibliothekar verständigt werden, um jegliche Art von Rechercheanfragen zu beantworten.Die Notrufnummer gibt es nun schon seit inzwischen 40 Jahren und seit dieser Zeit erhält die Bibliothek mehr als 30,000 Anfragen pro Jahr.

Flying Around Book Ops

Also, um welche Ort handelt es sich? Wenn jemand ein Buch, eine DVD etc. in eine der 150 Zweigstellen der NY Public Library oder Brooklyn Public Library bestellt, könnte es von einer anderen Zweigstelle kommen. Um eine maximale Effizienz zu erreichen, werden all diese Bücher oder anderen Medien an diese große Maschine mit Lasern gesendet, die Bücher scannt und diese an die richtige Zweigstelle weiterleiten.

Flying Around Book Ops from Nate Bolt on Vimeo.

Musik von „The Stick“ von Ted Leo und „The Pharmacists“: amzn.to/VWnGIn

Bildung und Empowerment in der New York Public Library

Der Auftrag der New York Public Library ist es Lust für das Lebenslange Lernen zu wecken, die Aneignung von Wissen zu befördern und die Communities zu stärken.

Die Berg Collection in der New York Public Library

„If you are a person who’s having relationships and has emotions and thinks about what it means to be alive and die and be in love, then you love literature.“ Issac Gerwitz

Die Berg Collection der New York Public Library besteht aus einer Sammlung englischer und US-amerikanischer Literatur. Sie stellt einer der bekanntesten Forschungssammlungen von Literaturmanuskripten, Autographen und seltenen Büchern dar.

Stimmen Sie beim Google Impact Challenge für „Bibliothèques Sans Frontières“

Schon mehrfach wurde hier im Blog die „Ideas Box“ vorgestellt. Diesmal ist die von „Bibliothèques sans frontières“ entwickelte Bibliothek im Rennen beim Impact Challenge von Google France.Im April diesen Jahres wurde der sogenannte Google Impact Challenge in Frankreich initiiert. Er richtet sich französische Non-Profit-Einrichtungen und Stiftungen, welche Ideen verwirklicht haben, um die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zu fördern. Sie werden von Google.org Fördergelder erhalten. Es kam nach einer Vorauswahl dazu, dass 10 Finalisten in der Endausscheidung übrig blieben. Dazu zählt auch die Ideas Box. Die Gewinnereinrichtung wird eine Fördersumme von 500.000 € erhalten und weitere Unterstützung von der Firma Google, um ihr Projekt nachhaltig zu entwickeln. Unter dem folgenden Link befindet sich eine Auflistung der Einrichtungen, aber vor allem kann hier die Stimme für die Ideas Box bis zum 7. Oktober abgegeben werden: g.co/impactchallengefrance

Das Stephen A. Schwarzman Building der New York Public Library

Das Stephen A. Schwarzman Building der New York Public Library befindet sich in der 42. Straße der 5. Avenue. Es ist der Anlaufpunkt des Bibliothekssystems der NYPL, zu dem 88 Zweigstellen zählen.

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