Frohe Ostern

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Der Traum vom Osterhasen

von Victor Blüthgen

Der Himmel dunstig. Im Grase blüh’n
Maßliebchen und Veilchen herfür,
Die Bäume knospen mit jungem Grün,
Und Ostern steht vor der Thür.
Da kehrt das Mädchen zum Dorfe her,
Das zur Stadt frühmorgens ging.
Der Korb so schwer – jetzt ist er leer;
Und sie ist ein armes Ding.

Sie kauften die Eier ihr ab zum Fest,
Die die Hühner gelegt im Stall;
Die Mutter packte den letzten Rest
In den Korb, nun sind sie all’.
Und sie hätte doch gern wie alle Welt
Ihre Eierchen blau und rot –
Nun hat sie nichts als das blanke Geld,
Und die Mutter braucht es zu Brot.

Und als sie kommt an den Wiesengrund,
Da setzt sie sich nieder und denkt;
Da schläft sie ein bei den Blumen bunt,
Den Kopf auf den Korb gesenkt …
Auf einmal hebt sich’s am Lattenzaun,
Die langen Löffel gespitzt,
Und sechs blitzblanke Aeugelchen schau’n
Auf die Schläferin her verschmitzt.

Drei Hasen, die kauern im Frühlingsgras,
Und näher hüpfen zwei
Und deuten: „Der dort ist der Osterhas!“
Und nicken vertraulich dabei.
„Die schönsten Eier in kurzer Frist
Sind dein – grad’ legt er sie dir!“
Und wie der mit Legen fertig ist,
Da kommt er und duckt sich zu ihr.

Er schmiegt sich an sie wie längst bekannt –
Nun sieht sie ihn ganz genau!
Die andern holen ein Netz, bis zum Rand
Voll Eierchen rot und blau.
Die packen sie einzeln Stück für Stück
In ihren Korb daher,
Sie zählt – ihr Herz schlägt hoch vor Glück –
Ein ganzes Schock und mehr …

Da ward das Mädchen vom Schlafe wach:
Die Glocken gingen bim baum –
Da schaute sie schnell im Korbe nach:
Das Ganze war nur ein Traum!
„Und hab’ ich geträumt, ich sah’ ihn doch!
Kein andrer sieht ihn wie ich.
Wo giebt’s auf der weiten Erde noch
Ein Glückskind so wie mich!“

Gedicht, Quelle:
Der Traum vom Osterhasen, 1897, Wikimedia Commons

Frohe Ostern

Wir wünschen unseren Lesern ein frohes Osterfest mit bestem Frühlingswetter, einem fleißigen Osterhasen und der richtigen Spürnase für die versteckten Eier.

Frohe Ostern

Frohe Ostern, CC BY-SA 2.0, Bild erstellt auf Basis von Orest Shvadchak „Hare“, Flickr

Das Osterei

Hei, juchhei! Kommt herbei!
Suchen wir das Osterei!
Immerfort, hier und dort
Und an jedem Ort!
Ist es noch so gut versteckt,
Endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei! dort ein Ei!
Bald sind’s zwei und drei.

Wer nicht blind, der gewinnt
Einen schönen Fund geschwind.
Eier blau, roth und grau
Kommen bald zur Schau.
Und ich sag’s, es bleibt dabei,
Gern such‘ ich ein Osterei:
Zu gering ist kein Ding,
Selbst kein Pfifferling.

(Quelle: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 41-42. auf Zeno.org)

Frohe Ostern

Fröhliche Ostern

Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.
Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder –
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei …
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfum.
Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sie`s gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.
Die deutsche Politik… Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!

(Kurt Tucholsky, * 09.01.1890 – † 21.12.1935)

Ostern
Wir wünschen unseren Lesern ein frohes Osterfest mit bestem Frühlingswetter, einem fleißigen Osterhasen und der richtigen Spürnase für die versteckten Eier.

Frohe Ostern

Wir wünschen unseren Lesern ein frohes Osterfest mit einem fleißigen Osterhasen und der richtigen Spürnase für die versteckten Eier.

Hier folgt unser gefundenes Osterei:

Unterm Baum im grünen Gras

Emanuel Geibel, 1815-1884

Osterhasenparade

Erfolgreiches Oster(sammelfieber)fest, Foto von Martin Abbegglen (twicepix) (CC-BY-SA)

Unterm Baum im grünen Gras
Sitzt ein kleiner Osterhas‘!
Putzt den Bart und spitzt das Ohr,
Macht ein Männchen, guckt hervor.
Springt dann fort mit einem Satz
Und ein kleiner frecher Spatz
Schaut jetzt nach, was denn dort sei.
Und was ist’s? Ein Osterei!

 

Auf dem Baum im kahlen Ast
hockt die Amsel und hat Knast.
Sie hat zuerst gesehen den Has‘
wie er sass im grünen Gras.
Nun kommt ihr der Spatz zuvor,
klaut das Ei, fliegt durch das Tor,
setzt sich mit dem Ei ins Nest
und brütet es aus fürs Osterfest.

Unterm Baum im grossen Haufen
hört man einen Maulwurf schnaufen:
so ein Mist – verdammte Sauerei –
wo ist jetzt das Osterei?
Das hätt ich gerne in meinen Bau gerollt.
Streckt alle Viere von sich und schmollt,
als es plötzlich von oben macht „Tropf“
und der Hofhund ihm pinkelt auf den Kopf.

Unterm Baum im grünen Gras
schnüffelt jetzt Wölfi einen Has‘.
Riecht auch bald das Osterei.
Wem soll er folgen – eins, zwei, drei,
zählt er an seinen Krallen ab
und rennt durch das Gartentor im Trab.
Sieht dort den Spatz in seinem Nest
und bellt bis der Spatz das Osterei fallen lässt.

Im gleichen Moment kommt der Has vorbei
und denkt für sich: das ist doch mein Ei!
Putzt den Bart und spitzt das Ohr,
nimmt das Ei und rennt durch das Tor.
Unter den Baum ins grüne Gras
versteckt das Ei der Osterhas.
Vom Baum herunter macht die Amsel einen Satz
und hat das Osterei gefressen ratzfatz!