[OT] “Zentrum für Jüdische Studien”

Zusammen wollen die Humboldt Universität zu Berlin, die freie Universität und die Jüdischen Studien der Potsdamer Universität ein “Zentrum für Jüdische Studien” bilden. Derzeit weden die Einzelheiten der Kooperation zwischen den Universitäten ausgehandelt. Bereits 2012 soll das Zentrum seine Arbeit aufnehmen. Hauptgebäude des fachübergreifenden Zentrum wird das ehemalige Jüdische Krankenhaus in der Berliner Auguststraße, welches von der Jüdischen Gemeinde Berlin zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wird, wie das Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) bestätigte. Das MMZ will sich ebenfall an dieser neuen Einrichtung beteiligen.

Eine Absichtserklärung der beteiligten Hochschulen gibt es bereits und derzeit prüfe man die Umsetzung des Vorhabens, aber noch ist man in einem sehr frühen Stadium. Der Direktor des MMZ, Prof. Julius H. Schoeps, begrüßt die Bündelung der Bereiche der Jüdischen Studien der einzelnen Hochschulen. Zwar ist die Idee dazu nicht neu, denn Schoeps regete schon vor Jahren eine Berlin-Brandenburg-weite Fakultät für Jüdische Studien an, aber nun haben Politik und Hochschulen diese Idee aufgegriffen, nachdem Januar 2010 der Wissenschaftsrat empfohlen hat, die Jüdischen Studien an deutschen Universitäten zu stärken und zu bündeln. Das rief nun auch die Politik unterstützend auf den Plan und die Länder Berlin und Brandenburg tragen eine Zusammenfassung der Studien mit. Das Zentrum soll in der der Tradition der 1942 durch das NS-Regime geschlossenen “Hochschule für die Wissenschaft des Judentums”.

Die Kooperation zwischen der Uni Potsdam, der HU und FU, dem MMZ sowie der Jüdischen Gemeinde Berlin schafft Zugang zu vielfältigem religionswissenschaftlichen und historischen Forschungsmaterialien. Hier bietet sich auch ein Einbezug der Technischen Universität Berlin an, nach Ansicht von Schoeps. In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen betritt das MMZ zumindest kein Neuland, den bereits in diesem Jahr hat das Walther-Rathenau-Graduiertenkolleg am Mendelssohn-Zentrum seine Arbeit aufgenommen, an dem Professoren der Uni Potsdam, der FU und Humboldt Uni Berlin gemeinsam Doktoranden betreuen.

Zu den Disziplinen, die in den Jüdischen Studien von Bedeutung sind und welche in dem neuen Zentrum erforscht und gelehrt werden sollen, gehören: Theologie, Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft aber auch Politik- und Sozialwissenschaft, welche interdisziplinär vermittelt werden sollen. Dies soll einerseit in den regulären Lehrstühlen der Hochschulen geschehen, andererseits sollen auch Kapazitäten von An-Instituten wie dem MMZ, dem Potsdamer Abraham Geiger Kolleg oder auch dem Berliner Touro College genutzt werden. Für eine verstärkte Öffentlichkeit soll in Zusammenarbeit mit der Berliner Jüdischen Gemeinde duch Konferenzen, Vorträge und populärwissenschaftliche Veranstaltungen gesorgt werden.

Hervorzuheben ist, dass neben der lehrenden und forschenden Arbeit auch ein Archiv und eine Bibliothek aufgebaut werden sollen. Diese sollen neben Hörsälen, Seminar- und Besprechungsräumen sowie Wohnungen für Gastwissenschaftler ihren Platz in den drei Häusern des ehemaligen Jüdischen Krankenhauses in der Berliner Auguststraße finden. Diese sind Bestandteil des denkmalgeschützten Ensembles „Spandauer Vorstadt“.

„Wenn man die Vision hat, dass Berlin wie vor 1933 wieder zum führenden Zentrum der Wissenschaft des Judentums in Europa werden kann, dann sollte man alle, die in dem Bereich arbeiten, zusammenbringen“, so (der Direktor der Potsdamer Jüdischen Studien, Professor Christoph Schulte). Berlin habe ein großes Potenzial, nicht nur durch die beteiligten Hochschulen, sondern auch durch vorhandene Archivbestände. Hinzu komme die stetig wachsende Jüdische Gemeinde.

Natürliche ersetzt das geplante Zentrum keinesfalls die Forschungseinrichtungen der jeweiligen Universitäten, sondern bildet sozusagen eine Art Exzellenzcluster. Schulte wird dabei eine hervorgehobene Rolle spielen, denn mit knapp 300 Studierenden sind die Potsdamer Jüdischen Studien die größte Einrichtung zu diesem Thema in in Europa. Das Zentrum würde allen Absolventen und Studierenden der Jüdischen Studien der drei Hochschulen (weiterführende) Perspektiven bieten. Man würde gegenseitig von einander profitieren können.

Streitpunkt bei den vorauszusehenden Sparzwängen in allen Universitäten werden wohl die finanziellen Verpflichtungen sein. Hier bleibt abzuwarten, wie sich alle Beteiligten dazu stellen. Es ist ein große Chance, die sich hier vor allem für die Studierenden und ihren interdisziplinären Austausch bietet und so dicht war man an einer Zusammenarbeit und konzentrierten Forschung in Berlin-Brandenburg noch nie.

Quelle:
Kixmüller, Jan: Eine große Chance : Die Universität Potsdam will zusammen mit Berlin ein „Zentrum für Jüdische Studien“ errichten, Potsdamer Neueste Nachrichten

Der elektronische Groschenroman

Jetzt muss es sehr schnell gehen. Es müssen Plattformen für elektronische Bücher her, um rasch ein legales Angebot aufzubauen. Der Buchhandel befürchtet, dass die Nutzer von elektronischem Inhalt sich den sonst aus illegalen Onlineangeboten besorgen wird. Dass Nutzer von Inhalten sich ihre Quellen suchen, hat man ja bereits beim Musikhandel beobachten können. Und seit dort legale Angebote auf dem Markt aufgetaucht sind, zeigt sich, dass man elektronische Inhalte auch über das Internet verkaufen kann. Nun, gleichzeitig wird gedroht, dass die Branche verstärkt illegale Onlineangebote zivilrechtlich verfolgen will. Sinnvoller wäre wohl eine verstärkte Sensibilisierung für Urheberrechte. Das kann man wohl ohne Drohungen und mit geschickten Geschäftsmodellen besser befördern als mit Angst 😉

Auch große Belletristikverlage, wie bspw. die Verlagsgruppe Lübbe, bekannt durch ihre Jerry Cotton-Romanhefte, prüfen jetzt, ob ihre Angebote sich für ein E-Book anbieten. Bei Lübbe erwägt man, die Romanheft- und sonstigen E-Commerce-Aktivitäten in einer neuen Firma Bastei Entertainment zu bündeln. Probweise möchte man die Romanhefte aus dem Bereich Sciene-Fiction-Serien als E-Book anbieten, weil bei ihnen internetaffinere Leser als bei anderen Romanheftbereichen vermutet werden. Dies soll in Kooperationen mit anderen Firmen bzw. Verlagen geschehen, welche bereits jetzt ähnliche Produkte für jüngere Leserkreise anbieten.

Lübbe verlegt derzeit etwa 90 Hardcover- undd ca. 320 Taschenbücher pro Jahr. Man beochbachtet den E-Book-Markt in Amerika bereits seit etwas über einem Jahr und sieht dort einen wachsenden Markt. Die dortigen Erwartungen sind geringer, als es der Hype ums E-Book momentan erwarten lässt.

Man spekuliert dort, dass mit E-Books in den nächsten vier bis fünf Jahren rund drei, aber höchstens vier bis fünf Prozent des Gesamtumsatzes gemacht werden.

Lübbe hat dennoch bereits die ersten 100 Titel als E-Book lieferbar und plant, zukünftig auch ihre zu erwartenden Bestseller-Neuheiten als als E-Book anzubieten. Allerdings werden in der derzeitgen Jahresplanung des Verlages für die nächsten drei Wirtschaftsjahre keine nennenswerten E-Book-Umsätze eingeplant.

Nun, es werden wohl auch kaum entsprechende Umsätze generiert, wenn der Kunde den Hardcoverpreis bezahlen soll.

In den Kalkulationen sind Printprodukte trotz der Druckkosten preiswerter als E-Book-Produkte. Dies liegt unter anderem an der noch geplanten geringen Auflage der E-Books, aber auch an Zusatzkosten. So kostet das Konvertieren der Druckdateien in ein ausgabefähiges Format pro Buch circa 300 bis 1000 Euro. Zudem fallen beim E-Book 19 Prozent Mehrwertsteuer an, beim gedruckten Buch sind es nur sieben Prozent.

Ich denke, da greife ich dann beispielsweise doch lieber zum Taschenbuch oder gehe in die Bibliothek, weil sich auf diese Weise ein E-Book-Reader für mich nie “amortisieren” würde, um einmal in der Sprache weiterzureden. Wenn ich ein Buch kaufe, halte ich etwas in der Hand und habe nicht nur eine Nutzungslizenz erworben.

Quellen:
“Buch preiswerter als E-Book” – Herbert Olbermann im Interview mit Verlagschef Thomas Schierack, in: Wirtschaftswoche
Sawall, Achim: Deutscher Buchhandel plant E-Book-Offensive, via golem.de

Die 10 Prinzipien für die Digitale Langzeitarchivierung

Nach den in letzter Zeit eher zu bezeichnenden Horromeldungen zur Langzeitarchivierung will Nestor, das Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung, 10 zentrale Anforderungen an digitale Langzeitarchive gefunden haben, um als vertrauenswürdig zu gelten:

  • Das digitale Langzeitarchiv übernimmt die Verantwortung für die dauerhafte Erhaltung und kontinuierliche Pflege der digitalen Objekte für die identifizierten Zielgruppen.
  • Das digitale Langzeitarchiv belegt die organisatorische Beständigkeit (auch in den Bereichen Finanzierung, Personalausstattung, Prozesse), um seine Verantwortung zu erfüllen.
  • Das digitale Langzeitarchiv verfügt über die erforderlichen Rechte (per Vertrag oder Gesetz), um seine Verantwortung zu erfüllen.
  • Das digitale Langzeitarchiv besitzt ein effektives und effizientes Geflecht von Grundsätzen (policy).
  • Das digitale Langzeitarchiv erwirbt und übernimmt digitale Objekte auf der Grundlage definierter Kriterien gemäß seinen Verpflichtungen und Fähigkeiten.
  • Das digitale Langzeitarchiv stellt die Integrität, Authentizität und Nutzbarkeit der dauerhaft aufbewahrten Objekte sicher.
  • Das digitale Langzeitarchiv dokumentiert alle Maßnahmen, die während des gesamten Lebenszyklus auf die digitalen Objekte angewendet werden, durch angemessene Metadaten.
  • Das digitale Langzeitarchiv übernimmt die Bereitstellung der digitalen Objekte.
  • Das digitale Langzeitarchiv verfolgt eine Strategie zur Planung und Durchführung von Langzeiterhaltungsmaßnahmen.
  • Das digitale Langzeitarchiv besitzt eine angemessene technische Infrastruktur zur dauerhaften Erhaltung und Sicherung der digitalen Objekte.

Diese Punkte stellen eine Einigung mit den Institutionen Center for Research Libraries (CRL):engl: und Digital Curation Center (DCC):engl: und dem Projekt Digital Preservation Europe (DPE) dar.

Dieses Leitbild enthält die Punkte, die in dem Moment umgesetzt werden müssen, wenn die software- und hardwaretechnischen Vorraussetzungen gefunden worden sind, um Daten sicher und dauerhaft zu speichern. Doch erstmal müssen diese Speichergrundlagen und Speichersysteme entwickelt werden. Es gibt zwar bereits einen Speicher, aber der ist vielen nicht digital genug (Das Schwarz auf Weiß in Büchern).

Quellen:
nestor Newsletter 11/2007 [27. April 2007] auf nestor
Schulze, Carsten M.: 10 Prinzipien für Vertrauenswürdige Digitale Langzeitarchive via Blog-o-scope

1 2