[Zitat] Unkommentiert – 2011

“The greedy ghost understands profit all right. But that’s all he understands. What he doesn’t understand is enterprises that don’t make a profit, because they’re not set up to do that but to do something different. He doesn’t understand libraries at all, for instance. That branch – how much money did it make last year? Why aren’t you charging higher fines? Why don’t you charge for library cards? Why don’t you charge for every catalogue search? Reserving books – you should charge a lot more for that. Those bookshelves over there – what’s on them? Philosophy? And how many people looked at them last week? Three? Empty those shelves and fill them up with celebrity memoirs. That’s all the greedy ghost thinks libraries are for…I still remember the first library ticket I ever had. It must have been about 1957. My mother took me to the public library just off Battersea Park Road and enrolled me. I was thrilled. All those books, and I was allowed to borrow whichever I wanted! And I remember some of the first books I borrowed and fell in love with: the Moomin books by Tove Jansson; a French novel for children called A Hundred Million Francs; why did I like that? Why did I read it over and over again, and borrow it many times? I don’t know. But what a gift to give a child, this chance to discover that you can love a book and the characters in it, you can become their friend and share their adventures in your own imagination. And the secrecy of it! The blessed privacy! No-one else can get in the way, no-one else can invade it, no-one else even knows what’s going on in that wonderful space that opens up between the reader and the book. That open democratic space full of thrills, full of excitement and fear, full of astonishment, where your own emotions and ideas are given back to you clarified, magnified, purified, valued. You’re a citizen of that great democratic space that opens up between you and the book. And the body that gave it to you is the public library. Can I possibly convey the magnitude of that gift?”

Philip Pullman aus “Leave the libraries alone. You don’t understand their value.”

Aktuelles über den Zustand der Manuskripte und Bücher des abgebrannten Institut d’Egypt in Kairo

Neben Archivalia informierten auch “die Cybrarians” (“Arabic Portal for Librarianship and Information”) über den Brand des Institut d’Egypt mit seinen 200.000 Büchern, der vor etwa zehn Tagen stattfand. Die Ausschreitungen zwischen dem ägyptischen Sicherheitsapparat und den prodemokratischen Anhängern forderten etwa 14 Tote und über 400 Verletzte. Der Zustand  der über 213 Jahre alten Karten und Manuskripte wurde als nicht ersetzbar eingestuft. Mme. Danielle Mincio, die aus Lausanne stammende Vorsitzende der IFLA Preservation and Conservation Section (2011-2013), berichtete vor sieben Tagen ausführlich über die Ereignisse im Newsletter Swiss-Lib. So boten der Scheich der Arabischen Emirate und die französische Regierung ihre Hilfe zum Wiederaufbau des Gebäudes an. Das 1798 von Napoleon Bonparte errichtete Gebäude wird auch als “Scientific Center” bezeichnet. Hat der Brand politische und/oder post-koloniale Gründe, wie es 2005 beim Brand des Goethe-Instituts Togo und dem vollständigen Abrennen seiner Bibliothek wohl der Fall war? Ich bezweifle das diesmal sehr. Wie das Foto aus der Zeitung Al-Masry Al-Youm zeigt, schritten junge Freiwillige zur Tat und sicherten die wertvollen Bücher und Manuskripte vor der weiteren Zerstörung und vor Dieben.

Foto by Ali al-Malky

16 vollbeladene LKWs mit nassen Büchern und Manuskripten konnten gerettet werden und wurden zur Nationalbibliothek transportiert. Die wertvolle Ausgabe der “Déscription de l’Egypte” konnte gesichert werden. Viele der Bände sind außen beschädigt, können aber restauriert werden.


Mohammed al-Sharbouni, der Direktor des Institut d’Egypt drückt sein Bedauern hierzu aus:

“The burning of such a rich building means a large part of Egyptian history has ended.”

Ein weiteres Video zeigt, wie bereits während des Brands Bestände von mutigen jungen Männern gerettet werden konnten. Weiterlesen

Aus aktuellem Anlass: Die Stadtteilbibliothek in Bottrop-Boy wird nun endgültig geschlossen

Am 15.11. beschloß der Rat der Stadt Bottrop die Stadtteilbücherei sterben zu lassen.Bottblog berichtete über die Abstimmungsergebnisse:

Gegen die Schließung haben gestimmt: die Grünen, die DKP, die ÖDP, die Linke sowie die SPD-Ratsmitglieder Franz Ochmann, Josef Weiner und Michael Schajor. Für die Schließung haben alle übrigen Ratmitglieder der SPD, CDU und FDP votiert.”

Gelebte Integration in Bottrop bedroht” hieß es noch am 15.02.2011 durch Dörtes Blogeintrag. Im Juli war die Situation dann schon akut und es wurden Flaschmobs abgehalten und es gab Fernsehberichte. Zur Erinnerung zwei weitere Videos, welche vom Kunstkreis Bottrop e. V. und Herrn Sahin Aydin stammen, die auf Bottrop TV gesendet wurden. Vielleicht können diese Videos eine Anregung sein, wie Kommunalpolitik gemacht wird. Letztendlich wurde demokratisch abgestimmt und es war seit Monaten wohl deutlich, wie die Entscheidung ausfallen wird.

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[Zitat] Unkommentiert – 2011

“[…] Führen wir uns noch einmal die Dimensionen der Rettungsmaßnahmen vor Augen: In Deutschland wurden 400 Milliarden Euro staatliche Garantien für die Banken und weitere 80 Milliarden Euro Beteiligungen für notleidende Finanzinstitute bereitgestellt. Für die Euro-Länder wurde ein Rettungsschirm über insgesamt 750 Milliarden Euro aufgespannt, um unsere Währung – den Euro – vor den Folgen der Staatsschuldenkrisen in einigen Euro-Mitgliedstaaten zu schützen. Dazu kommen weitere 110 Milliarden Euro an Hilfen für Griechenland. Dies hat die Politik in schwierigste Begründungszwänge gebracht: Einerseits werden Sportanlagen oder Bibliotheken aus Geldmangel geschlossen, andererseits wird über Hunderte Milliarden verhandelt. Das ist für sehr viele Bürger nur schwer nachzuvollziehen. […]”

Bundespräsident Christian Wulff am 31.03. 2011 beim XIX. Deutschen Bankentag

Aus aktuellem Anlass: Das Gewinnervideo des Wettbewerbs "My Library matters to me" zur Unterstützung der "Toronto Public Library"

Die Webseite ourpubliclibrary.to ist die zentrale Anlaufstelle, wo sich Interessenten über die geplanten Sparmaßnahmen, von welchen die Toronto Public Library möglicherweise noch betroffen sein wird, informieren können. Es besteht die Möglichkeit eine Petition zu unterzeichnen. Verschiedene bekannte Schriftsteller wie Michael Ondaatje, Joy Fieling oder Margret Atwood unterstützen diese Kampagne gegen die Privatisierung und die Einsparungsmaßnahmen, welche Bürgermeister Ford beabsichtigt in die Tat umzusetzen.  Vorgestern wurden die Gewinner des “Why My Library Matters to Me”-Wettbewerbs bekanntgegeben. Die Hauptrolle im Stummkurzfilm “Charlie Chaplin and the Holy Gravy” spielt Elizabeth Graff. Für die Produktion und die Regie war Melissa Cederqvist verantwortlich. Von Kevin Macleod stammt der Song “Merry Go”.

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Drei Videos gegen die Privatisierung und die Schließung öffentlichen Bibliotheken in Toronto

“There is not such a cradle of democracy upon the earth as the Free Public Library…” Margaret Atwood

Annika Tabovaradan, eine Schülerin liefert im ersten Video ein leidenschaftliches Plädoyer für die Stadtbibliothek Toronto. Der Bürgermeister von Toronto, Rob Ford, plant die Schließung mehrerer öffentlicher Stadtteilbibliotheken und die Privatisierung der übriggebliebenen Bibliotheken. Das zweite Video will über die Situation aufklären und sicherlich weitere Mitstreiter dafür gewinnen die Petition zum Erhalt zu unterzeichnen, aber gegen jeglichen Privatisierungswahn aufzurufen. Ist es gerecht sich gegenüber 55 % bzw. 71 % der eigenen Stadtbevölkerung zu widersetzen? Was legitimiert die politische Klasse dazu möglicherweise undemokratische Entscheidungen zu fällen? Wollen diese bei den nächsten Kommunalwahlen nochmal antreten oder die Wahlen verlieren? Die Schrifststellerin Margaret Atwood setzt sich leidenschaftlich mit anderen Wutbürgern für den Erhalt der Bibliothek und gegen die Privatisierungspläne ein. Atwood vereint 234,744 Follower auf ihrem Twitteraccount. Eine weitere starke Lobbygruppe ist die Toronto Public Library Workers Union, welche die folgende Internseite ins Leben rief. Bisher haben erst etwa 42.500 Menschen auf der folgenden Internetseite die Petition zum Erhalt der öffentlichen Bibliotheken Torontos unterzeichnet: http://ourpubliclibrary.to

Auf der eben genannten Seite können sich engagierte Bürger und interessierte Laien über die Hintergründe der Privatisierungsbestrebungen informieren. Wer glaubt die Privatisierung von Bibliotheken sei im Grunde genommen wichtig für den Erhalt des öffentlichen Bibliothekswesens von Kommunen, die zum Sparen gezwungen werden, dem sei der Artikel “Auf dem Weg zu McBib / Die Privatisierung Öffentlicher Bibliotheken schreitet in den USA voran – Nicht nur klamme Kommunen greifen zu” von Hella Klauser in Heft 4 2011 der Zeitschrift BuB empfohlen.  In welcher Stadt auf der Welt, außer Toronto mit 2,5 Millionen EinwohnerInnen, besitzen knapp die Hälfte, etwa 1,2 Millionen ein Bibliotheksausweis?

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Aus aktuellem Anlass: Die Schließung der Bibliothekszweigstelle Bottrop-Boy wurde vor kurzem beschlossen

Vor wenigen Monaten berichtete Dörte ja bereits in ihrem Blogeintrag “Gelebte Integration in Bottrop bedroht” über die im Sterben “liegende” “Lebendige Bibliothek” in Bottrop-Boy, die nun im Januar 2012 im Rahmen der Haushaltskonsolidierung getötet werden soll. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Einsparung zweier hauptamtlich Beschäftigter. Momentan arbeiten in dieser Bibliothek schon neun ehrenamtliche Kräfte. Leider sind Kultureinrichtungen, welche die Funktion soziokultureller Zentren erfüllen besonders in den Regionen Deutschlands vom Aussterben bedroht, die durch eine Strukturschwäche und Deindustrialisierung gekennzeichnet sind. Die Unerklärlichkeit solcher politischer Entscheidungen lassen die Vorzüge einer solchen Einrichtung völlig unberücksichtigt:

“In Laufe der Zeit hat sich ein funktionierendes soziokulturelles Projekt entwickelt, das neben den klassischen Aufgaben einer Bibliothek die Integrationsarbeit in den Vordergrund rückt. Die Bibliothek bietet die Möglichkeit, dass sich Deutsche und Migrantenkinder austauschen, gemeinsam miteinander spielen, lesen, singen und basteln. Es sind wundervolle Kooperationen mit Schulen und Kindergärten entstanden. Damit kommt der Bibliothek im Bereich der Integration und Bildung eine besonders große Bedeutung für den Stadtteil Boy zu. Die Bibliothek stellt auch einen wichtigen Anlaufpunkt für die Bewohner des benachbarten Seniorenheims dar. Die Schließung der Bibliothek würde also das sich über Jahre selbst entwickelte funktionierende Konzept und die Arbeit insbesondere auch der neun ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen zerstören. Angesichts der bestehenden Integrations- und Bildungsproblematik ist es unerklärlich ein über Jahre gewachsenes funktionierendes Konzept einfach aufzugeben!.”

Der folgende eindrucksvolle Fernsehbeitrag des WDR vom 26.04.2011 konnte daran ebensowenig ändern, wie 1.700 Unterschriften. Für viele PolitikerInnen zählen eingeschriebene aktive LeserInnen mehr als Menschen, die den Ort der Bibliothek zur Kommunikation und zum gemeinsamen Miteinander nutzen. Es war für die politischen VertreterInnen ein großes Argument, dass die Bibliothek “nur” noch 310 eingeschriebene LeserInnen hat, statt wie im letzten Jahr 410 aktive LeserInnen.

Ein am 18.06.2011 durchgeführter Flashmob in der Bottroper Innenstadt um „5 vor 12″ konnte zwar den Unmut vieler Bürger nochmals deutliche Aufmerksamket verschaffen, aber am Ende hieß es mithilfe von SPD und CDU-Stimmen “Ja zur Zweigstellen-Schließung“, wodurch nun 35.000 € jährlich eingespart werden können.

Doch welche Folgewirkungen dies haben könnte, habe ich bereits am 16. Januar diesen Jahres in Form von Fragen formuliert:

“Wie groß ist eigentlich  der finanziell schwer zu bezifferende Schaden, der durch  die gezielten “Bibliothekstötungen” zustande kommt? Oder wie stehen Bürger einer Kommune heute da, deren Bibliothek vor 10 Jahren oder mehr geschlossen wurde? Hatte die Schließung keinerlei Konsequenzen für ihr Wohlbefinden oder traf sie diese sehr hart, da die Nutzung der Angebote der Bibliothek Teil ihrer Freizeit waren oder gab es Alternativlösungen? Was passierte mit den arbeitslos gewordenen BibliothekarInnen und den bibliotheksarm gewordenen EinwohnerInnen, für welche die Bibliothek ein Informations- und Kommunikationssort war?”

Leider ist vielen PolitikerInnen in Deutschland entgangen, dass Bibliotheken keine Bücherleihstellen mehr sind, wie nach dem 2. Weltkrieg als Bücher im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten keine Wegwerfartikel waren. Zurzeit werden in vielen Städten Kürzungen des Programms “Soziale Stadt” vorgenommen. Ein mir nun bekannter Professor eines Lehrstuhls für Soziologie setzt sich zusammen mit seiner MitarbeiterInnen dafür ein, dass die erfolgreiche Stadtteilarbeit vor dem Aus bewahrt wird. Wäre es nicht ein Zukunftsmodell, dass bedrohte Bibliotheken, die soziokulturelle Funktionen erfüllen zusammen mit Soziologen und Professoren der Bibliotheks- und Informationswissenschaften vor dem Untergang/der Schließung bewahrt werden? Unterschriften, Flashmobs und Appelle an PolitikerInnen haben in dem vorliegenden Fall, ja leider trotz einer Verzögerung der Schließung, diese nicht wirklich verhindern können. Was sind also die Erfolgsrezepte, um zukünftig einen solchen kommunalen Aderlaß zu verhindern?

Ein Video gegen den Privatisierungstrend an öffentlichen Bibliotheken in den USA

Das folgende Video, in dem das “Privatisierungsbiest” Bibliotheken auffrisst, erfuhr innerhalb von etwa 14 Tagen verhältnismäßig  hohe Zugriffszahlen auf YouTube, wenn man es mit anderen Bibliotheksvideos vergleicht. Das Biest in dem animierten kurzen Clip sieht eher nach “Bernd das Brot” aus und könnte durchaus etwas gefährlicher wirken. Eigentlich geht es in dem Video um die Rettung der “Santa Clarita Library” in Kalifornien. Am Ende des Videos wird ein Link eingeblendet über den die Petition unterzeichnet werden kann: http://privatizationbeast.org

Quelle: BoingBoing (“California libraries targeted for takeover by private equity firms”); Danke für die Verlinkung auf der Fanseite von BRaIn

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