Augsburgs neue Stadtbücherei Teil einer Klage

Die Stadtbibliothek von Augsburg – diesmal nicht die Staats- und Stadtbiblithek – kommt auch nicht so recht zur Ruhe. Gerade gab es noch heftiges, politisches Theater rund um die Frage der Öffnungszeiten, nun geht es um den welligen Naturkautschukboden, der eine wunderbare Krater- und Stolperfallenlandschaft bildet und schon kurz nach dem Einzug der Bibliothek letzten Jahres zu heftigen Problemen durch führte. Grund ist wohl einnciht ganz durchgetrockneter Estrich. Die Wohnungsbaugesellschaft WBG klagt nun gegen das Architekturbüro Schrammel, dass als Verursacher der Bodenprobleme im Innenbereich der neuen Stadtbücherei anzusehen ist. Ein Vergleich vom 19. August diesen Jahres, bei dem es um eine Summe von 120.000 Euro ging, lehnt die WBG ab. Jetzt geht es ab ins Hauptsacheverfahren.

Ein anderes Problem war der offene Eingangsbereich, durch den es bis tief in die Bibliothek kalt hineinzog im letzten Winter. Drehtüren konnten als Gegenmittel nicht eingebaut werden – Stichwort: Brandschutz. Türluftschleier sollen nun erwärmte Luft von der Decke Richtung Boden blasen und so eine warme “Luftwand” bilden, die kalte Zugluft verhindert. Auch dies sieht die WBG als Planungsfehler des rennomierten Architekturbüros an, für dessen Ausgleich 100.000 Euro aufgebracht werden müssen. Zudem werden sich durch den Luftschleier die energetischen Werte des Hauses sich spürbar verschlechtern. Hier wird sich wohl noch einmal die Politik einmischen, da in der Ausschreibung sehr viel Wert auf einen geringen Energieverbrauch gelegt wurde.

Quelle: Stadtbücherei:
WBG klagt gegen Schrammel, Die Augsburger Zeitung

Intergenerationale Bibliotheksarbeit als Antwort auf den demographischen Wandel: Überlegungen zu aktuellen Trends

The library as a place for inspiration and innovation for the community, particularly the local community, relates to all generations.” Helen Bowers

Eine Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) in Nürnberg und ein Vortrag von Ronald Kaiser & Prof. Dr. RatzekZielgruppe 50+” auf dem diesjährigen BID-Kongreß in Leipzig, veranlassten mich zu diesem Blogeintrag. In einem Blogeintrag vom 05.12. 2009 habe auch ich die Zielgruppe Ältere oder Senioren als Silver Gamers bezeichnet. Buzinkay stellte bereits 2007 in einem Blogeintrag “Die Überalterung und die Bibliothek” fest, dass der Trend in den kommenden Jahren dahin geht, dass die größte Gruppe an BibliotheksnutzerInnen in Zukunft über 60 Jahre alt sein wird. Die Zahl derjenigen, die älter als 65 sind, wird bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Drittel zunehmen. Wie R. Kaiser & Ratzek im März diesen Jahren feststellten, gibt es noch zu wenige Angebote von Seiten der Bibliothek.  Henner Grube, der ehemalige Leiter der EKZ appellierte in seinem Vortrag “Die Zukunft der Bibliothek und die engagierten Bürger” von 2006 audrücklich dafür die Ansprache dieser Zielgruppe zu verbessern. Ausdrücke aus der Marketingsprache, die ja meist aus dem Englischen stammen sind gerade bei Jüngeren angesagt. Dagegen ist erst einmals nichts einzuwenden, aber die Eltern- bzw. Großelterngeneration denkt da sicherlich anders darüber.  Vermutlich wird dies in einigen Jahren anders sein. Ein bestes Beispiel hierfür gibt der 56 Jahre alte Bundesverkehrsminister Ramsauer ab, der unmittelbar nach der Übernahme seiner Amtsgeschäfte alle Anglizismen in seinem Ministerium verbieten ließ. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Senioren Ratgebers gaben mehr als vier von fünf der Ab-60-Jährigen (83,8 %) an, der Ausdruck Senioren spiegle die Lebenserfahrung älterer Menschen wider und passe daher am besten. Weit mehr als drei Viertel von ihnen (79,9 %) findet, man sollte von ihnen ganz einfach als von “älteren Menschen” sprechen. Weniger gut kommen bei den Älteren Begriffe wie “Silver Ager”, “Best Ager” oder “Happy Enders” an. Etwa ein Viertel der Ab-60-Jährigen (25,2 %) sind der Auffassung, dass derartige Bezeichnungen dem Lebensgefühl der “jung gebliebenen Alten” nicht entsprechen. Mehr als die Hälfte der Senioren (58,1 %),  spricht sich gegen eine Verwendung besonderer Begriffe für Senioren aus. Buzinkay machte deutlich, welche Art von Konzepten sich Bibliotheken bei der Zielgruppenarbeit mit Senioren widmen könnten:

  1. Freizeitgestaltung: Ein erweitertes kulturelles Angebot, welches auch die sozialen Bedürfnisse älterer Menschen befriedigt
  2. Thema “Bildung”: Bildung für Senioren
  3. Multimediale Angebote: Technik-Affinität muss auch bei dieser Gruppe gestärkt werden
  4. Leitsysteme und Navigation auf Webseiten: Barrierefreiheit ein absolutes Muss
  5. Einbindung von Senioren in die aktive Mitarbeit an Bibliotheken (Nutzen vorhandenen Wissens)

Den fünf genannten Vorschlägen kommt ein meines Erachtens ein wichtiger Aspekt hinzu: Die Intergenerationalität, Weiterlesen

[Kurz] Rettet die Augsburger Staats-und Stadtbibliothek

Ich berichtete gestern zur Augsburger Staats- und Stadtbibliothek und den Diskussionen, rund um eine mögliche Schließung und Sammlungsauflösung.
13 AkademikerInnen machen sich besonders stark für eine Rettung und haben dazu eine Website erstellt: Rettet die Augsburger Staats- und Stadtbibliothek!

Diese Website ist aus dem gemeinsamen Wunsch entstanden, aktiv gegen die Pläne der Stadtregierung zur Zerschlagung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorzugehen. Inhalte und Gestaltung wurden von Dr. Barbara und Matias Rajkay mit der Hilfe und den Anregungen von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus dem kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld gestaltet.

Wer helfen möchte, dieses Desaster zu verhindern, kann dies aktiv tun. Auf der Website wurden verschiedene Hilfemöglichkeiten zusammengestellt.

Fällt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg dem Sparzwang zum Opfer?

Augsburg leistet sich einen Luxus, neben einer Stadtbücherei auch noch eine Staats- und Stadtbibliothek zu finanzieren. So hat die Stadtbücherei zwar gerade im Juni letzten Jahres ein premiertes neues Gebäude bezogen, aber Geld für neue Medien blieb da nicht über.

Die Staats- und Stadtbibliothek, die 1537 im Zuge der Reformation als Stadtbibliothek der Freien und Reichsstadt Augsburg entstand, kostet heute die Stadt eine Million Euro pro Jahr. Der Freistaat Bayern beteiligt sich mit 18.900 Euro. Die Stadt fordert eine fünfzigprozentige Beteiligung des Landes, aber bislang scheiterten die Verhandlungen mit der Bayerischen Staatsregierung.

Der bauliche Zustand des Gebäudes ist besorgniserregend. Die Bibliothek, die 2012 475 Jahre alt wird, ist ihrem Gebäude von 1892 eigentlich entwachsen. Große Probleme macht die Statik. So mussten bereits 50.000 Bände ausgelagert werden, aber das ist keien dauerhafte Lösung. Der Bestand der Bibliothek wächst weiter. Der Ausbau des Dachgeschosses ist dringend notwendig. Auch eine benötigte Sanierung des Gebäudes würde 4,3 Millionen Euro kosten. Der Freistaat würde sich zur Zeit mit zwölf Prozent Zuschuss beteiligen, aber die Stadt kann den Rest nicht stemmen und somit wurde dieses Projekt komplett aus dem Etat gestrichen.

Eine Aufteilung der Bestände und ein Verkauf des Gebäudes würden der Stadtregierung, die sowieso sparen muss, etliche Probleme ersparen, so z.B. 4,3 Millionen Euro Sanierungskosten. Der städtische Besitz und das Stadtarchiv könnten 2013 neben das Textilmuseum ziehen, der staatliche Teil der Bücher und Schriften ließe sich in München und an der Uni Augsburg unterbringen, so die Idee der Verwaltung.

Der Leiter der Bibliothek Helmut Gier, der 2012 in den Ruhestand geht, hält die Aufteilung der Bücher und Schriften für unlösbar. So müssten die Besitzer von rund 500.000 Bänden ausfindig gemacht werden – z.T. nicht mehr möglich. Schwerer wiegt auch, dass man mit der Aufteilung auf den wertvollsten Teild der Sammlung verzichten müsste, da der Großteil der mittelalterlichen Handschriften, die beispielsweise aus dem Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra stammen, dem Staat gehören.

Dies ist ein Grund, warum sich Unmut gegten die Pläne der Stadtregierung regt. Ein zweiter Grund wäre der Schaden für den “Ruf der Kulturgeschichts- und Buchstadt Augsburg”. Die SPD-Fraktion setzt sich daher in einem Antrag für den Erhalt der Einrichtung und eine Gebäudesanierung ein. Eine Abstimmung erlgt dazu in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses am 18.10.2010. Die Grünen sehen hingegen Probleme für das Stadtarchiv. Würde dieses Bestände der Staats- und Stadtbibliothek übernehmen, so würde der Platz in dem neuen Gebäude nicht mehr ausreichen, es müsste neu geplant werden und damit bestände die Gefahr, dass sich der Umzug des Archivs verzögern würde.

Die Stadt leistet sich zwar einen Luxus mit zwei Stadtbibliotheken, aber beide Bibliotheken sind historisch gewachsen und stehen auch für die Geschichte der Stadt. Kann man knapp 475 Jahre Geschichte einfach so wegwischen?

Quelle:
Prestle, Nicole: Wird Augsburger Staats- und Stadtbibliothek zerschlagen?, Augsburger Allgemeine

“Read Freeze”: Ein Flashmob in der Bibliothek von Boyertown

31 NutzerInnen und MitarbeiterInnen der Community Library von Boyertown (Bundesstaat Pennsylvania) beteiligten sich im Juli 2009 aktiv an einem Flashmob, um auf kreative Art ihre Wertschätzung für das Lesen auszudrücken.

Der belebteste Ort von Amsterdam: die “Openbare Bibliotheek” Amsterdam

Genau am heutigen Tag bricht die BiB-Landesgruppe Berlin-Brandengruppe zu einer Bibliotheksreise nach Amsterdam und Den Haag auf. Für alle Daheimgebliebenen deshalb das folgende Video, das von den Schweizer Kollegen Andreas Baumberger und Erich Gmünder im Auftrag des Amtes für Kultur Kanton St. Gallen erstellt und übersetzt wurde. Die “Openbare Bibliotheek Amsterdam” ist eine der größten öffentlichen Bibliotheken Europas und eines der Vorbilder für die geplante neue Kantons-und Stadtbibliothek St. Gallen (Schweiz).

Gernot Gabel berichtete bereits in der Ausgabe 01/2008 der Zeitschrift BIT-Online als einer der ersten im deutschsprachigen Sprachraum von der neuen Zentrale der Stadtbibliothek Amsterdam. Sie gewann im vergangenen Jahr den Innovationspreis für ihr Projekt “Nova Local”. Nova Local (“Fernsehprogramm”) ist ein gemeinsames Projekt für Jugendliche. SchülerInnen, die als “Stadtreporter” unterwegs sind erstellen ihre eigenen Videobeiträge, welche unter anderem auf der Webseite www.novalocal.nl abrufbar sind.  Dadurch erwerben sie nicht nur Medienkompetenz, sondern auch technische und soziale Fähigkeiten. Der Verlag NBD / Biblion hat hierzu ein Konzept, welches jungen Leuten die Möglichkeit und das Vertrauen gibt als Co-Produzent von Informationen erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Jury wurde Nova Local als Projekt gelobt, das Medienkompetenz definiert. Das Preisgeld von 30.000 € wird für weitere sieben Bibliotheksstandorte in Amsterdam für Nova Local verwendet.

“Libraries Will Survive”: Mut und Humor in Krisenzeiten

„Etatkürzungen, Reduzierung der Bibliotheksangebote, Verringerung der Öffnungszeiten bei gleichzeitiger Gebührenerhöhung und schleichender Abbau des Personals beschneiden die Dienstleistungen der widerspiegelt. Bibliotheken massiv.“

Nein, diesmal zitiere ich nicht aus den USA, sondern Monika Ziller, die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands. Der Verband forderte kürzlich alle Kommunalpolitiker auf, sich weiteren Kürzungsvorschlägen der Kommunalverwaltungen im Bibliotheksbereich entschieden zu verweigern. Mich würde interessieren, ob es Kommunalpolitiker gibt, die in der Regierungsverantwortung ihrer Gemeinde sind und sich dennoch weigern gerade in diesem Bereich weiter einzusparen. Bisher schrieben ich und Dörte schon über Bibliotheksstreiks in Frankreich und Budgetkürzungen in Bibliotheken der USA. Großbritannien nimmt unter der neuen Regierung unter David Cameron ebenfalls massive Kürzungen im Öffentlichen Dienst vor, die besonders Schulbibliotheken betreffen und bei öffentlichen Bibliotheken oftmals vorsieht “gelernte” BibliothekarInnen durch Ehrenamtliche zu ersetzen. Brigitte Döllgast titelte vor wenigen Tagen “Bibliotheken in Deutschland müssen sparen“. Positiv hob sie die beiden Bibliotheksgesetze in Hessen und Thüringen hervor. Aber wem nützt ein Tierschutzgesetz, wenn es beispielsweise den Hundehaltern die Wahl lässt, ob sie ihre Tiere pfleglich behandeln oder quälen wollen? Wem nützt ein Bibliotheksgesetz, das den Kommunen die Freiheit lässt, ob sie Leistungen für den Bibliotheksservice bereitstellen oder nicht? Den Kommunen und den Kritikern? Lange Zeit glaubte ich ein Gesetz sei eine verbindliche Rechtsnorm. Mir scheint das eher einer Farce zu gleichen, die an schlichte Symbolpolitik erinnert, die keiner gesetzlicher Grundlage bedarf. Es ist wohl wie mit der freiwilligen Selbstverpflichtung der Atomkaftwerksbetreiber, die in Ökoenergien investieren dürfen, wenn sie wollen.

Inspiriert durch den Diskoklassiker “I will survive” aus dem Jahr 1978 entstand ein Film, der die Arbeit der BibliothekarInnen der “Central Rappahannock Regional Library” (Bundesstaat Virginia) in Zeiten von Budgetkürzungen auf humorvolle Art porträtiert. Auf der Facebookseite, die ich weiterempfehle, findet regelmäßig Kommunikation mit den “Usern” statt und es gibt spezielle Thementage (“Favorite Quotes Friday”, “What are you reading?” Wednesday) und Informationen über den Service der Bibliotheken (z.B. “Need to do some legal research? Visit the Law Library! The Law Librarian is available from …). Darüber hinaus verfügt die Bibliothek über einen eigenen YouTube-Kanal. Zum untenstehenden Video existiert auch eine Kurzversion. Nach der Veröffentlichung des Videos, wurde davon im Fernsehen und im Internet berichtet, so z.B. in der “Chicago NBC morning show“. In den meisten Fällen hilft bei Ausweglosigkeit und Krisenstimmung Humor eher weiter, als (die völlige) Resignation.

“Everyone knows times are tough. Budget cuts and belt-tightening are commonplace. The library has felt the pinch too, but we know we’ll carry on and continue to offer the best possible service to our patrons. Humor often helps us through the hard times, so we’d like to share this video made by and featuring CRRL staff.”

P.S: Gibt es denn eigentlich schon ein Best Practice Buch zum Thema “Wege aus der Krise: Wie Bibliotheken erfolgreich ihren Service trotz Sparmaßnahmen aufrechterhalten”? Es muss doch Lösungen und Strategien geben sich erfolgreich gegenüber Unterhaltsträgern und der Lokalpolitik zu behaupten, anstatt sich dem Sparzwang dauerhaft zu beugen.

Buchpatenschaft als Hilfe für die Bibliothek

In seinem Beitrag “Tipps für Krisenzeiten: Wie der Einzelne seine Bibliothek auf lokaler Ebene unterstützen kann” zeigte Wolfgang verschiedene Möglichkeiten auf, wie man seiner Bibliothek wirkungsvoll helfen kann. Anfangs dachte ich, na gut, in den USA funktioniert das sicherlich. Der Beitrag zum Buchpatenaufruf aus Duisburg machte deutlich, dass dies in Deutschland auch sehr notwendig inzwischen ist.

Offiziell hat der Rat beschlossen, dass die Stadtbibliothek über einen Anschaffungsetat von 900 000 Euro verfügt; 25 000 Medien könnten davon erworben werden.
Im letzten Jahr durfte sie 500 000 Euro ausgeben, 2010 noch keinen Cent.

In Augsburg war für den Neubau der Stadtbibliothek genug Geld da, für neue Bücher jedoch nicht. Die Attraktivität einer Bibliothek hängt jedoch nicht unbedingt maßgeblich von einer schönen Leseumgebung ab, die wichtig ist, aber nicht so wichtig wie ein attraktiver, aktueller Bestand, der das stärkste Zugpferd für Leser ist.

Dass sich die Buchpatenschaft zu etablieren scheint, zeigt auch das Buchpatenmodell in der Stadt- und Kreisbibliothek “Hans Keilson” in Bad Freienwalde. Auch hier setzt man auf Buchpaten, um attraktive Bestände den Lesern anbieten zu können.

In Duisburg ist die Bibliothek nun vollständig auf Buchpatenschaften angewiesen und hat ein entsprechendes Anreizmodell geschaffen:

Ab 50 Euro werden Spendenquittungen ausgestellt. Die Buchpaten werden auf Wunsch mit ihrem Namen im Buch genannt und können als erste das Buch ausleihen.
Unternehmen können ab einem Buchkauf von 150 Euro ihr Logo in die gespendeten Bücher einpflegen lassen. Ab 200 Euro wird das Logo auch auf der Internetseite wiedergegeben. Und ab 1000 Euro wird die Werbung auf einem eigenen Buchpatenposter ermöglicht.

Es leidet durch die städtischen Sparmaßnahmen vor allem der Bildungsauftrag von Bibliotheken und damit auch wiederum besonders die Kinder aus sozial und finanziell schwachen Familien. Die Kampagne der Buchpatenschaft ist notwendig, um Bildung und Chancengleicheit zu schaffen. Die Buchpatenschaft hilft, hilfreiche Medien für Schüler zu gewährleisten und einen aktuellen Bestand bieten zu können. Gerade jetzt ist notwendig, dass sich viele Buchpaten finden, denn gerade in den Monaten von August bis Oktober werden die meisten Neuerscheinungen veröffentlicht und die Leser erwarten, diese in ihrer Bibliothek vorzufinden.

Duisburger, die ihre Stadtbibliothek unterstützen möchten, können in einer Auflistung die Buchhandlungen ausfindig machen, die sich an dem Projekt beteiligen und in denen die Listen mit den benötigten Büchern ausliegen.

Die Duisburger ist neben der Essener Bibliothek die zweite Stadtbibliothek in Deutschland, die über keinen Anschaffungsetat verfügt, aber der Trend, an dieser Stelle einzusparen ist eben auch in anderen Bibliotheken erkennbar. Dies ist ein Trend in die falsche Richtung seitens der Städte. Ich befürchte auch, dass wenn sich die Buchpatenschaften als besonders erfolgreich zeigen, könnte dies dazu führen, dass man in Bibliotheksetats weitere Einsparungspotentiale entdeckt. Die Buchpatenschaften sind eine gute Idee, sofern sie dazu führen, dass ergänzende Anschaffungen für Bibliotheken dadurch ermöglicht werden. Sie darf kein Instrument des regulären Bestandaufbaus werden.

Quellen:
Horstmeier, Anne: Paten spenden 803 Bücher, DerWesten.de
Snowley, John: Duisburg: Stadtbibliothek sucht Buchpaten, RP Online

Tipps für Krisenzeiten: Wie der Einzelne seine Bibliothek auf lokaler Ebene unterstützen kann

In dem folgenden Video geht es darum, was der Einzelne für seine Stadtteilbibliothek tun kann, die von Budgetkürzungen betroffen ist. Normalerweise werden solche Neuigkeiten nur in der Lokalzeitung veröffentlicht, wenn sie wirklich einschneidend für das Personal, den Bestand oder das Fortkommen des normalen Tagesgeschäfts sind. Vor etwa zwei Monaten veröffentlichte Huffington Post dieses wirkungsvolle Video, dass sich zum Ziel setzt,  mehr  Bürger dafür  zu gewinnen sich für ihre lokale Bibliothek aktiv einzusetzen. Hierbei wird insbesondere die Leseförderung für Kinder betont. Die von Pepsi gesponserte Aktion “The Pepsi Refresh Project” verfügt über eine eigene Botschafterin, Liz Dwyer, die fünf Maßnahmen vorschlägt, wie der Einzelne seine Bibliothek vor Ort unterstützen kann:

  1. durch eine politische Einflussnahme auf lokaler Ebene
  2. durch ein ehrenamtlichliches Engagement
  3. durch das Aufmerksammachen und Weiterbreiten der Bugetkürzungen über  Lokalmedien
  4. dem Eintreiben von Spenden
  5. der Gründung eines Leseclubs

[Zitat] Unkommentiert – 24.10.2007

Nur etwa 15 Prozent der Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards. In den Universitätsbibliotheken fehlen oft die notwendigen Mittel für ausreichende Neuanschaffungen. So müssen Zeitschriftenabonnements abbestellt werden oder Forschungsreihen können nicht weiter bezogen werden. Das entwertet oft den Bestand. Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern – die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur. Durchgängige bildungspolitische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Bibliothekswesen sind heute weder auf Länderebene noch in der Politik des Bundes in ausreichendem Maße anzutreffen. Meine Meinung ist: Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung. […] In den vergangenen Jahren mussten auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem Notwendigen, die Personaldecke ist dünn geworden. Viele können ihre Aufgaben der Bewahrung und Erschließung nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur.

Auszug aus “Ein Freudentag für die Kulturnation” von Altbundespräsident Horst Köhler anläßlich der Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek in Weimar


1 14 15 16 17 18