Die “Teen Tech Week” 2012 (TTW) von YALSA: Geek Out @ your library

Derzeit (04.03.-10-03.2012) findet  die “Teen Tech Week” in den USA statt. Interessierte öffentliche (Schul-) – und Stadtbibliotheken können sich daran beteiligen. Im folgenden Video erklärt die Präsidentin von YALSA, Sarah Flowers, was es mit der “Teen Tech Week” auf sich hat.

“Teen Tech Week is a national initiative aimed at teens, librarians, educators, parents, and other concerned adults meant to encourage teens to take advantage of libraries’ nonprint resources. The 2011 theme — Mix and Mash @ your library — focuses on encouraging teens to use library resources to express their creativity by developing their own unique online content and safely sharing it by using online collaborative tools. It also positions the library as a place for safe exploration of the many types of technology available at libraries, including DVDs, music, gaming, video production, online homework help, social networking, tech workshops, audiobooks and more.”

YALSA

Internetbasierte Tools, wie Facebook, Instant Messenger und Smartphoneappplikationen sind Teil der Kultur und der Freizeit von Teenagern geworden. Schulbibliotheken und öffentliche kommunale Bibliotheken öffnen derzeit noch bis 10. März ihre Türen, um insbesondere Jugendlichen im Teenageralter moderne Informations- und Kommunikationstechnologien in den jeweiligen Bibliotheken näher zu bringen. Dabei geht es auch darum die “digital literacy skills” vieler Jugendlichen zu verbessern, indem Digitale Medienworkshops, E-books, Datenbanken, einer Online-Hausaufgabenhilfe und Gaming-Wettbewerben angeboten werden.

In diesem Jahr steht die Teen Tech Week unter dem Motto Geek Out @ your library. Jugendliche und Bibliothekar_innen werden zusammenarbeiten, um sich ihren eigenen und einzigartigen Webtechnologiecontent zu schaffen. Außerdem wird den Jugendlichen beigebracht wie sie “ethical users” ihrer Informations- und Kommunikatonstechnologien werden können. Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass bei einer Mehrheit von jungen Menschen, welche sie ihre Lieblingssongs aus dem Internet herunterladen oder Instant Messaging-Dienste mit ihren Freunden zusammen nutzen, dass es an kritischem Denken und an Informationskompetenz mangelt. Gemäß einer Pew Internet-Studie, gaben 70 Prozent der befragten Jugendlichen an, dass sie Ratschläge zum Thema Internetsicherheit von Lehrer_innen oder einem anderen Erwachsenen in der Schule erhielten. Laut Sarah Flowers sind sich die Bibliothekar_innen dort weitesgehend einig, welche wichtige Rolle Informations- und Kommunikationstechnologien für Teenager spielen:

“Libraries and librarians recognize that technology plays an important part in a teen’s life. […] Education is the key to safe and ethical use of the Web and other technologies, and librarians are uniquely suited to provide teens and their families with the knowledge they need.”

Viele Teenager in den USA bewerten Bibliotheken als  “technology hubs”, die einen Zugang zu Experten gewähren: Bibliothekar_Innen
Das U.S. National Crime Prevention Council fand heraus, dass 43 % der Jugendlichen in den USA bereits Opfer von Cyberbullying-Attacken im letzten Jahr wurden. Wie hoch sind die Zahlen in Deutschland und was konkret unternehmen Schulen, Bibliotheken und Eltern dagegen? Die öffentliche  Briggs Lawrence County (Ohio) Bibliothek wird Teenagern Informationsveranstaltungen zum Thema Cyberbullying anbieten und St. Johns (Fla.) County Public Library wird Internetsicherheitsworkshops anbieten, um den Jugendlichen zu zeigen, wie diese sich online besser schützen können.
Außerdem wird es im Rahmen der Teen Tech week in manchen Bibliotheken ein Geek Olympics Wettbewerb geben. Jugendliche werden in folgenden Disziplinen gegeneinander antreten: einem Suchmaschinenwettbewerb, Webseitenerstellungswettkampf, ein unknackbares Passwort und eine digitale Pinwand zu entwickeln usw.
Partner, Förderer und Sponsoren der diesjährigen “Teen Tech Week” sind ALA Graphics, Audio Publishers Association, AudioGO, Figment.com, Hackasaurus, Peachtree Publishers und Tutor.com.

Ein Video zur Leseförderung in der ersten Flughafenbibliothek der Welt

Dörte und ich berichteten ja bereits eifrig über die erste Flughafenbibliothek der Welt am Amsterdamer Schiphol Airport, welche im Oktober 2010 eröffnet wurde. Die Bibliothek trägt der Tatsache Rechnung, dass sie sich an einem Ort der Internationalität und Mehrsprachigkeit befindet. Zudem berücksichtigt sie, wie das folgende Video deutlich macht, dass neben Erwachsenen auch Kinder diesen Ort gerne aufsuchen und frühzeitig ans Lesen herangeführt werden. Das Vorlesen aus “analogen” Büchern für Kinder sollte laut einer Studie (am 28.12.2011 auf der Facebookfanseite von mir gepostet) weiterhin gefördert werden und keinesfalls darf das Printbuch durch ein elektronisches “Vorlesegerät” ersetzt werden. Das sogenannte “dialogische Lesen” komme beim traditionellen Buch nach wie vor stärker zum Ausdruck.

Laut einer 2006 durchgeführten Studie der Temple University ist die Kommunikationsbereitschaft der Eltern beim Vorlesen aus traditionellen Printbüchern höher. Statt sich mit den Kindern über den Inhalt der Bücher zu unterhalten, fanden die Forscher heraus, dass Eltern bei iPADs oder anderen elektronischen Lesegeräten die Inter-aktion eher unterbinden:

They were trying to control their children’s behavior” to get them to move through the story chronologically, she explained.[…] Readers with an e-reader were focused on the device, not the story. Children whose parents talk to them about what they’re reading gain reading skills faster, but children reading with parents from digital rather than physical books aren’t getting as much of that kind of interaction.”

Die Assistenzprofessorin dieser Studie, Mollie F. Collins appelierte an Eltern sich dieser Tatsache bewußt zu werden, dass das Vorlesen aus E-Books bestimmte Konsequenzen haben kann, dass Eltern dadurch ihre Interaktion mit dem Kind einschränken.

“We shouldn’t use e-books to replace traditional books, and we shouldn’t expect them to do something that they don’t. They’re not substitutes for a human being.”

Wäre eine Flughafenbibliothek nicht auch eine nötige Anschaffung für den sich im Entstehen befindlichen Berliner Großflughafen Berlin-Brandenburg? Auf der größte Flughafen-Baustelle Europas dürfte doch sicherlich noch Platz für eine solche Einrichtung sein. 🙂

DRM schützt vorm Benutzen

Digital Rights Management (DRM) wird von digitalen Content-Anbietern noch immer gerne als Schutz gegen Piraterie angewendet. Dies stellen drei Ökonomen der Rice und der Duke Universität in Frage. Mit ihrer Spieletheorieforschung zeigen Sie einmal auf, dass die Beschränkungen durch DRM illegale Handlungen sogar provozieren können. In vielen Fällen ist es durch die technischen Beschränkungen schon illegal, soetwas wie das Erstellen einer Backup-Kopie heruntergeladener Musik zu erstellen. Wenn dazu noch Nachteile in der Nutzung entstehen, z.B. bei der Installation und dem Spielerlebnis von Games, kann dies die Konsumenten direkt in die Piraterie treiben.

Das besagte Paper trägt den Titel “Music Downloads and the Flip Side of Digital Rights Management Protection“. Darin kommen die drei Wissenschaftler zur Erkenntnis, dass unter gewissen Bedingen der Verzicht auf DRM-Restriktionen sogar zu einer Zunahme des Verkaufs legaler Downloads führen kann. Dies geht aber mit der Abnahme von Verkäufen der traditionellen CDs, aber auch der Piraterie einher. Damit widerspricht der Einsatz von DRM dem eigentlichen Ziel, Piraterie zu verhindern.

Nach einem auf der Spieltheorie beruhenden Test und den daran anschließenden Berechnungen, kommen die drei Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass durch die Einführung DRM-freier Musik ein stärkerer Wettbewerb zwischen traditionellen Formaten und legalen Downloads entstehe und dies zum Sinken der Preise der CD und später der Downloads führen würde. Die sinkenden Downloadpreise würden wiederum einige “Verbraucher” dazu bringen, vom Diebstahl abzurücken und Downloads legal zu erwerben, womit die Piraterie sinken würde. Aber ein gleiches Ergebnis würde sich ergeben, wenn Downloads mit DRM keine Nachteile gegenüber den DRM-freien hätten.

Die Vorteile für die Käufer überwiegen. Käufer traditineller CDs kaufen billiger, Konsumenten legaler Downloads erhalten die bessere Qualität der DRM-Freien Alben und jene, die Musik stehlen kommen einfacher an ihre Musik, wenn diese generell DRM-frei ist. Letzteres ist sicherlich kein Argument für die Hersteller und Verkäufer, aber zeigt, dass alle Konsumenten des Musikmarktes davon profitieren.

Im Bereich der Musik setzen die große Labels wie EMI, Universal, Warner und auch Apple inzwischen auf DRM-freie Musik (mal abgesehen von forensischen DRM-Maßnahmen wie digitalen Wasserzeichen). Andere Anbieter digitaler Inhalte sind noch nicht bereit, ihre Konsumenten darin zu unterstützen, auf gestohlene Inhalte zu verzichten.

Widerwillig beginnt die Spieleindustrie unter bestimmten Bedingungen auf zu restriktive DRM-Maßnahmen zu verzichten und dem Beispiel der Musikindustrie zu folgen. Z.B. hat EA das Installationslimit für das Spiel “Spore” angehoben, denn gerade viele Gamer sehen in DRM ein großes Problem. Dank DRM wird es immer schwieriger, sich einfach nur hinzusetzen und zu spielen.

“Game publishers of all stripes are getting greedy, and putting out games that are rushed, buggy, deliberately incomplete, and addled by bone-headed DRM schemes that serve mainly to frustrate legit players.”

Dem Paper der drei Wissenschaftler zufolge ermutigen die sehr starken Beschränkungen durch DRM im Originalspiel von Spore tausende Spieler geradezu, sich eine illegale Kopie zu besorgen.

Durch DRM kann der legale Kauf eines Produkts sehr schnell zu einer Selbstbestrafung werden, denn der Kaufende gibt noch Geld dafür aus, dass er sein Produkt nur eingeschränkt nutzen kann. Hätte er dieses illegal irgendwo herunter geladen, ginge er zwar ein kalkulierbares Risiko ein, erwischt und bestraft zu werden, aber dies ist für eine vollständig nutzbare Version nur ein geringer Preis. Diese Studie hat viele interessante Aspekte, die auch im Verlagswesen einige Punkte zum Nachdenken bieten, wenn es um den Schutz der Inhalte geht. Manche Entscheidungen der Verlage gegen DRM wirken halbherzig.

Quellen:
Removal of restrictions can decrease music piracy, Presseerklärung, Rice University
Lasar, Mathew: A game we all win: Dumping DRM can increase sales while reducing piracy, ars technica

Bedarf an wissenschaftlichen Bibliotheken wird steigen

Es gibt einen steigenden Bedarf an wissenschaftlichen Bibliotheken, wie die American Library Association (ALA) Office of Research and Statistics in ihrer über zehn Jahre laufenden Studie feststellte.

Denise M. Davis analysierte dafür die Daten aus der Umfrage des National Center for Education Statistics (NCES) und stellte dabei Veränderungen in der Zahl der wissenschaftlichen Bibliotheken, bei der Zirkulation und Reservierung von Sammlungen, der Zahl von Fernleihbestellungen und Dokumentlieferungen kommerzieller Anbieter, Öffnungszeiten und Dienstleistungsangeboten sowie dem Zuwachs an Bestand, beim Personal, Ausgaben und elektronischen Services sowie Information Literacy-Aktivitäten.

Die Auswirkungen der Technologie und die Durchsetzung des Internets als Kanal für die Informationslieferung haben den Bedarf an Bibliotheken als Raum nicht reduziert sondern eher erhöht. Davis fügte hinzu, dass die gesammelten Daten zeigen, dass sich daraus ein höherer Bedarf an Investitionen für Sammlungen und Services ergibt. Trotz des Wachstums virtueller Auskunfts- und Informationsdienste, die von 1998 bis 2008 um 52,4 %, nahm auch die Nutzung wissenschaftlicher Bibliotheken in diesem Zeitraum zu.

Die personelle Ausstattung nahm in diesem Zeitraum leicht um 1,6 % ab. Doch betrachtet man die Verteilung des Rückgangs, lassen sich signifikante Entwicklungen erkennen. So wurden 10,1 % ausgebildete BibliothekarInnen eingestellt. Anderes Personal nahm um 57,5 % zu, aber anderes bezahltes Personal wurde um 5,8 % eingespart. Besonders betroffen ist der Bereich der studentischen Mitarbeiter. Hier wurden 11,9 % weniger eingestellt. Die Ausgaben der Bibliotheken wuchs um 48,5 %, wobei die für Gehälter und Löhne um 30,6 % stiegen und die Kosten für Informationsquellen sogar um 134,9 % wuchsen. Dies macht deutlich, dass die Bibliotheken selbst mit erheblichen Abbestellungen zu kämpfen hatten. Außerdem sank der Verdienst der Bibliotheksangestellten um 5,9 % in den ausgewerteten zehn Jahren.

Fernleihen von und an andere Bibliotheken nahmen zu. So wuchs die Fernleihe um 54 % und Dokumentenlieferung um 62,9 %. Auch die Zahl der Bibliotheken, die zwischen 40 und 59 Öffnungsstunden anbieten, stieg um 20,2 %, d.h. um 116 Institutionen. Noch deutlicher ist die Zunahme der Bibliotheken, die einen 24/7-Service anbieten, d.h. 24 Stunden sieben Tage die Woche öffnen 65 % der Bibliotheken mehr. 91,5 % Zunahme ist bei Bibliotheken zu verzeichnen, die in einer typischen Woche zwischen 120 bis 167 Stunden öffnen.

Auch der Bestand der Bibliotheken (Zunahme der Medieneinheiten in Volumes) stieg zwischen 1998 bis 2008 wie folgt: Während Printbestände um 20,2 % wuchsen, wurden über 898,3 % an E-Books angeschafft und laufende Abonnements wuchsen um 244 %. Außerdem wurden 92,6 % mehr elektronische Ressourcen und Aggregationsservices genutzt. Die Anschaffung von Mikroformen wuchs hingegen nur um 9,2 %. Audiovisuelle Bestände nahmen um 19,6 % zu.

Der Bericht von Davis bietet aber auch einen informativen Ausblick, wie wissenschaftliche Bibliotheken weiterhin eine wertvolle Ressource sein und ihrer Gemeinschaft durch Technologie mehr Servicestunden trotz weniger nichtbibliothekarischer Mitarbeiter bieten können.

Das NCES führ in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft wissenschaftlicher Bibliotheken alle zwei Jahre eine Umfrage über Bibliotheken an Colleges und Universitäten durch, die alle Abschlüsse ermöglichen. Die analysierten Daten stammen von den Umfragen an wissenschaftlichen Bibliotheken von 1998, 2000, 2002, 2004, 2006 und 2008.

Download: „Trends in Academic Libraries, 1998 to 2008“

Quelle:
Bourdon, Cathleen J.: Ten-year study shows increased need for academic libraries, ALA News
Kelley, Michael: Report Shows Increased Need for Libraries on Campuses , Library Journal

Where did all the good people go?

Vor etwa einem Monat habe ich hier im Blog bereits auf die Verbleibstudie am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft hingewiesen. Zweiundzwanzig Studierende des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin führen unter der Leitung von Maria Gäde, Gertrud Pannier und Vivien Petras eine Studie zum Verbleib der AbsolventInnen des IB(I)s durch.

Unter dem Motto “Where did all the good people go?” haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Werdegang der Ehemaligen des Instituts nachzuvollziehen und zu untersuchen. Auf Grundlage der so ermittelten Ergebnisse sollen Möglichkeiten zur Verbesserung der Lehre am IBI offen gelegt und eventuell auch neue Berufswege für Studierende unseres Fachs entdeckt werden. (Aus der Informationsmail des Projektes vom 22.06.2011)

Ehemalige Studierende des Bachelor-, Master- oder Magisterstudiengangs, die seit 1999 ihren Abschluss im Direktstudium am Institut erhalten haben, werden gebeten, sich 10 Minuten Zeit zu nehmen und bis zum 29.07.2011 an der Umfrage teilzunehmen.

ZUR UMFRAGE

Die dort gemachten Angaben werden anonym behandelt und werden nur für die Auswertung dieser Studie verwendet.

Weitere Informationen zur Verbleibstudie und Kontaktmöglichkeiten bei Rückfragen

Google vs. Bibliotheken: 1:0

Der Titel dieser Überschrift wurde auf einem von Studenten angebotenen Workshop auf dem Bibliothekssymposium BOBCATSSS im Jahre 2005 in Budapest verwendet und eignet sich ebenso für die in diesem Beitrag beschriebene Studie. Vor kurzem wurde auf der Webseite Alltagsforschung.de der Frage nachgegangen, ob Suchmaschinen wirklich schneller sind und ob sich die Recherche in einer Bibliothek überhaupt noch lohnt. Im folgenden Interviewauszug werden die Lesegewohnheiten des New Yorker Autors Malcolm Gladwell näher beschrieben, über die er auch in einem Interview Auskunft gab.

I try to get to Bobst Library, at New York University, about once a week, to make my way through my favorite academic journals. I don’t really have a set pattern: mostly I just browse through the databases, or root around in the footnotes of things that I’ve liked. In the evening, before going to sleep, I read books.”

Gladwell zählt zu der Minderheit von Menschen in seinem Lande, die das Internet kaum nutzen. Werden Menschen mit den Lese- und Mediengewohnheiten eines Malcom Gladwell bald vom Aussterben bedroht sein oder wird die Lesekultur (Papierbücher und Papierzeitschriften) durch eine kleine Minderheit erhalten bleiben? Manchen Menschen ist der Gang in die Bibliothek und die Recherche vor Ort zu aufwändig. Es soll durchaus Studenten geben, die sich damit prahlen möglichst wenig in ihrer Studienzeit in der Bibliothek gewesen zu sein bzw. alles von zuhause online zu erledigen und die Bibliothek kaum als notwendig für das Fortkommen im Studium zu erachten. Die Frage ist doch, sind Suchmaschinen wie Google schneller, was die Recherche betrifft oder finden Suchende in der Bibliothek schneller ihre gewünschten Informationen? Eine an der Universität Michigan durchgeführte und am 15. November 2010 veröffentlichte Studie unter der Leitung der Professorin Yan Chen mit dem Titel “A Day without a Search Engine: An Experimental Study of Online and Offline Search” wollte es genauer herausfinden. Sie teilte 244 Studenten in zwei Gruppen. Eine Gruppe durfte nur Suchmaschinen im Internet verwenden und die andere nur die Bibliothek. Jede Gruppe hatte die Aufgabe bestimmte Informationen zu finden z.B. Antworten auf Fragen oder weitere Recherchequellen. Am Ende gewann “Google”. Dank Google fanden die Testpersonen die für das Experiment gesuchten Informationen in 99,7 % der Fälle. Bei der “Bibliotheksgruppe” lag die Quote bei 90 %. Hinzu kommt die Zeitersparnis: Eine durchschnittliche Internetrecherche in diesem Experiment dauerte 7 Minuten, wohingegen diese in der Bibliothek 22 Minuten dauerte. Der Google-Chefökonom Hal Varian kommentierte diese Ergebnisse folgendermaßen:

” […] It took them 7 minutes to answer the questions on Google and 22 minutes to answer them in the library. Think about all the time saved! Thirty years ago, getting answers was really expensive, so we asked very few questions. Now getting answers is cheap, so we ask billions of questions a day, like “what is Jennifer Aniston having for breakfast?” We would have never asked that 30 years ago.”

Prof. Yan Chen ist der festen Überzeugung, dass das Internet auch mehr Spaß mache:

“Wer online recherchieren durfte, fand die Aufgabe spannender, die Informationen interessanter und den Suchprozess weniger ermüdend.”

Dennoch lohnt es sich die Studie genauer durchzulesen und sich dem Schwierigkeitsgrad der Recherchefragen zu widmen. Waren die Rechercheaufgaben vielleicht doch besser für die Recherche in Suchmaschinen geeignet? Lag es an der mangelnden Informations- und Recherchekompetenz der Studenten, die im Offline-Bereich mehr Schwierigkeiten haben als im Online-Bereich? War die Studie von Anfang so konzipert, dass der Sponsor und Dienstleister der “University of Michigan” (Google) am Ende öffentlichkeitswirksam als die bessere Alternative dargestellt wird? Würde Google alleine ausreichen, wenn es sich um eine konkrete Seminarbeit oder Bachelorarbeit handelt? Meines Erachtens kommt es doch auf das an, wonach eigentlich gesucht wird. Diese absoluten Antworten, ob die Nutzung einer Suchmaschine besser ist, weil sie schneller die Ergebnisse liefere, müssen aber nicht grundsätzlich immer besser sein. Diese Art von Studien bringen der Firma Google eine gute Publicity, aber wer entwickelt denn Studien, die Bibliotheken eine bessere Publicity einbringen könnten?

Verbleibstudie am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Aufruf zur Beteiligung! Richtet sich an Direktstudenten, die seit 1999 ihren Abschluss am IBI gemacht haben.

Verbleibstudie HU Berlin (IBI)

Liebe ehemalige Studierende des IBI,

im Rahmen eines Projektseminars führen wir, 22 engagierte Studierende des Instituts unter der Leitung
von Gertrud Pannier, Vivien Petras und Maria Gäde eine Verbleibstudie durch.

Unter dem Motto “Where did all the good people go?” untersuchen wir den Werdegang unserer
Absolventen, um zu prüfen, wie man die Lehre am IBI verbessern und Studierende der “Bibliotheks- und
Informationswissenschaft” künftig noch besser auf das Leben nach dem Studium vorbereiten kann.
Zudem möchten wir einen Überblick über die Berufsfelder gewinnen, in denen unsere Absolventen nun
tätig sind.

Dafür brauchen wir Ihre Hilfe!
Die Befragung richtet sich an ehemalige Studierende des Bachelor-, Master- oder Magisterstudiengangs
(ab 1999, ausgenommen Fernstudium).

Wenn Sie an der Befragung teilnehmen und sich damit aktiv am Gelingen des Projektes beteiligen möchten,
schicken Sie uns bitte eine E-Mail mit Ihrem Namen, Abschlussjahrgang und Mailadresse an:
ibi-verbleibsstudie ibi-verbleib.co.cc .

Sie erhalten dann im Juli per Mail den Link zu einem Fragebogen, den Sie bequem an Ihrem Rechner online
beantworten können. Ihre Daten werden selbstverständlich anonym behandelt, nicht an Unbeteiligte
weitergegeben und nur zur Auswertung dieser Studie verwendet.

Vielen Dank für Ihre Hilfe
Ihr Projektteam.

E-Mail an die Mailingliste Inetbib von Katja Urwank

Buchpiraterie in dramatischen Ausmaßen

Die Musikindustrie hat stark über illegales Kopieren geklagt, aber seit es passende, bezahlbare und nicht mehr zu restriktives DRM-geschützte Angebote gibt, ist es irgendwie ruhiger. Verlagen hingegen drohen derzeit auch unruhige Zeiten. Einer neuen Studie zufolge sind immer mehr Kopien von Büchern und Zeitschriften im Netz zu finden, wobei es sich vor allem um teure wissenschaftliche Literatur und Belletristik-Bestseller handelt. Laut einer Untersuchung zur “Ebook-Piraterie in Deutschland” gibt es immer mehr illegale Ebook-Seiten, die Interessierten gratis hunderttausende raubkopierte Büchern anbieten und die Seiten wachsen rasant. Erhältlich in “Piratenforen” sind neben teurer wissenschaftlichen Literatur und Belletristik-Bestsellern auch Hörbücher und eingescannte Zeitschriften und Zeitungen.

Hinter dem Nickname “2nicegirl” steht ein eifriger Internetfreak, der Medizinfachbücher und auch Lehrbücher, die bis zu 30 Euro kosten, einscannt und sie zum Gratisdownload ins Netz stellt. 1440 Buchtitel verschiedener Verlage hat er so bisher veröffentlicht. Hier kann man deutlich von krimineller Energie sprechen und zeigt, dass das Problem der illegalen Kopien in digitaler Form jetzt die Verlage erreicht. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass dieses Problem ein sehr Neues ist. Es wird jetzt als Rechtfertigung für die heftigen Reaktionen einer verunsicherten Branche genutzt.

Aussagekräftig ist doch schon diese Aussage:

Schon heute seien die wirtschaftlichen Schäden für Thieme zwar schwer zu beziffern, aber auf alle Fälle „sehr gravierend“.

Es ist nicht zu beziffern? Man kann also nur vermuten, wie hoch der Schaden ist und die Inidizien müssen ungefähr abschätzen lassen, wie hoch der Schaden ist, wenn man von “sehr gravierend” spricht. Doch dann könnte man dies sicherlich anders belegen, als zu sagen, “aber auf alle Fälle”.

Dass Deutschland erst am Anfang einer “Piraterie-Entwicklung” steht, leigt einerseits daran, dass technische Geräte erst seit kurzem auf dem deutschen markt zu finden sind bzw. die Tablet-PCs sich erst so langsam durchsetzen. Erst seit letztem Jahr sind diese Geräte in nennenswerter Menge im Handel und befeuern damit einen Markt, der Interesse an bezahlbaren oder kostenlosen E-Books. Wo es Nachfrage gibt, gibt es auch jemanden, der für deren Befriedigung sorgt. Studienautor Manue Bonik warnt vor einem “wirklich” dramatischen Wachstum von Internetpiraterie und fürchtet, dass viele Veralge noch gar nicht ahnen, was da auf sie zukommt.

Angebote, die digital vorliegen, wie die E-Paper-Version des Nachrichtenmagazins “Spiegel”, sind häufig schon kürzeste Zeit später auf etlichen illegalen Portalen im Internet zu finden. Interessant ist die Sprachwahl, dass dann gleich mehrere Hundertausende sich den Spiegel herunterladen.

Verlage können die Raubkopien nur eindämmen, nicht jedoch ganz erhindern. Die Methode der Urheberrechtsverletzer ist es, die Printprodukte mit recht hoher Qualität einzuscannen. Schwierig ist es jedoch, diese notorischen Rechtsbrecher aufzuspüren und haftbar zu machen. Meist kennen sich diese Menschen recht gut aus im Internet und wissen daher, wie sie sich tarnen können, d.h. ihre IP-Adressen verschleiern können.

Ein Empfehlung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist unter anderem auf die Sensibilisierung von Jugendlichen für die Bedeutung des geistigen Eigentums. Zudem sollten Verlage ihre Produkte durch digitale Wasserzeichen „psychologisch“ schützen. Die Verlage werden aber aktiv bei der Verteidigung ihrer Medien:

Die am meisten verwandte Waffe besteht darin, Experten wie Bonik und seinen Kollegen Andreas Schaale zu beauftragen, das Internet mit Suchalgorithmen nach den illegalen Dateien zu durchsuchen – eine Sisyphusarbeit, denn die Plagiatoren arbeiten wie emsige Bienchen, in hoher Geschwindigkeit laden sie bisweilen die Titel, die an der einen Stelle vernichtet wurden, an anderer Stelle wieder hoch.

Kleine Anmerkung, wenn diese Studie von Experten für die Verfolgung von Raubkopierern geschrieben wurde, so muss man ihnen ein wirtschaftliches Eigeninteresse unterstellen, die Bedrohung durch Raubkopierer als sehr hoch einzuschätzen.

Wenn eine Raubkopie gefunden wurde, fordern die “die Spürhunde” die Betreiber der dazu gehörenden Website zur umgehenden Entfernung der Raubkopie auf und können sich in den meisten Fällen auf die Kooperation der Filehoster verlassen. Ihnen droht keine Strafe, da sie nur die Plattformen zum hoch- und herunterladen von Daten zur Verfügung stellen. Für die Inhalte sind die Nutzer selbst verantwortlich.

Von den Erfahrungen der Musikindustrie weiß man, dass nicht jeder, der ein E-Book illegal herunterlädt, dieses auch tatsächlich sonst gekauft hat. Dennoch geht es für die Verlage um sehr viel Geld, wie die Kallkulation des Hörverlages zeigt.

Mehr als 165.000 illegale Download-Angebote einer Harry-Potter-CD verzeichnete das Münchner Unternehmen innerhalb von nur einem Jahr. „Hätten nur ein Prozent der mutmaßlichen Downloader die CD rechtmäßig erworben, hätte der Handel mindestens 750.000 Euro mehr Umsatz gemacht“, rechnet Stephanie Häger aus der Lizenzabteilung des Hörverlags vor.

Die Kopierer selbst, die eine illegale Kopie erstellen, bieten diese meist kostelos an. Auch die Prämien, mit denen Websitebetrieber Raubkopierer locken, sind nicht so hoch, dass sie als Lebensgrundlage ausreichen würden. Von einem finanziellen Reibach kann also für die Kopierer keine Rede sein.

Internetspürhund Schaale vermutet,

dass es sich um gelangweilte Bibliothekare in Uni-Bibliotheken handele, sagt er. Im besten Fall verfolgten diese das Ziel, der Welt freien Zugang zu Wissen zu vermitteln.

Die möchte ich persönlich kennenlernen, wenn es sie denn gibt. Das zeigt mal wieder, welches Bild Verlage auf BibliothekarInnen haben. Kein Wunder, dass ich immer wieder das Gefühl habe, dass Verlage kein Interesse an sachlichen Gesprächen mit den Bibliotheken haben und die E-Book-Angebote für Bibliotheken mehr als nur dürftig sind. Es scheint ein großes Interesse zu bestehen, Bibliotheken als Wissensvermittler komplett auszuschließen oder sie mit E-Book-Angeboten wie von UTB zu Vertriebsplattformen umzuwandeln. Hier ist auch eine Frage nach den Verlagsmitarbeitern wohl erlaubt, die schließlich an der digitalen Quelle sitzen.

Die größte Gruppe der Kopierer ist bei internetaffinen Youngstern zu suchen, die aus Gründen der “Ehre und Anerkennung in der digitalen Welt” eine sportive Veranstaltung daraus machen, in kurzer Zeit möglichst viele Downloads ins Netz hochzuladen.

Zur Studie:
Gutenberg 3.0 – Ebook-Piraterie in Deutschland

Quellen:
Download-Piraten entern nun die Buchverlage, Welt online
Studie: Dramatische Ausmaße bei Kopien von Büchern im Internet, Standard.at

Wo können sich Studierende Sex vorstellen?

Was für eine Umfrage, aber UNICUM.de wollte es wissen. 1500 Studenten haben an dieser Umfrage teilgenommen und machten deutlich, dass Sex an der Uni keine Fantasie ist. Als Ergebnis kam heraus, dass jeder Fünfte schon mal Sex auf dem Campus ihrer Hochschule hatte. Schlüpfrige Geschichten waren natürlich dabei und zu den Orten, an denen man Sex hatte, gehörte auch die Bibliothek.

Der Kick, erwischt zu werden, machte den Reiz an diesem Spiel aus. Nur erwischen lassen sollten sich die Studierenden nicht, auch wenn man in der Hauptstadt einem Schäferstündchen in der Uni recht liberal gegenüber steht und das ganze nicht wegen “Erregung öffentlichen Ärgernisses” zur Anzeige bringen würde.

Rund 70 Prozent der 1500 Befragten konnten sich ein Schäferstündchen nach dem Seminar sehr wohl vorstellen und die Bibliothek wäre ein guter Ort dafür.

Bevorzugter Ort ist dabei tatsächlich die Bibliothek, hier würde es jeder Vierte gern mal treiben.

Aber ein Viertel der Befragten lehnt Sex an der Hochschule generell ab.

Quellen:
Schwingenheuer, Bianca: Sex auf dem Campus, UNICUM.de
Umfrage: Studierende sind auf dem Hochschulgelände dem Sex nicht abgeneigt, Shortnews.de

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