Verleger kehren DRM nicht wirklich den Rücken

DRM von Adobe wird laut Johannes Haupt von Lesen.net bei 3/4 aller Großverlage eingesetzt, d.h. DRM ist ein Thema in Verlagen. Dass es in der Branche eine kleine Diskussionen zu diesem Thema gibt, zeigt sich nur mittelbar, so z.B. in der Meldung, dass der Campus-Verlag einen DRM-Verzicht verkündete.

Der Campus-Verlag erklärte, auf “harte” Digital Rights Management-Maßnahmen (DRE) verzichten zu wollen und dafür ein neues, digitales Wasserzeichen (Social DRM) von HGV einzusetzen, um so den Schutz der Urheberrechte bei seinen PDF-Büchern sicherzustellen.

Geworben wird mit der Unabhängigkeit von verwendeten Lesegeräten und den dadurch fehlenden technischen Hürden. Wissen muss der Käufer, dass beim Download ein individuelles Wasserzeichen erzeugt wird, welches eindeutig dem Käufer des PDFs zugeordnet wird. Dabei werden sichtbar und unsichtbar die PDF-Version des E-Books mit der Transaktionsnummer Ihrer Bestellung mehrfach markiert. So lassen sich zwar Kopien weitergeben, aber sie lassen sich immer zum Käufer des Ursprungdokuments zurückverfolgen, sollten illegale Kopien auftauchen.
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Ein Veranstaltungshinweis: "Gottes Werk und Googles Beitrag – Zeitungsverlage und die Herausforderungen der Link-Ökonomie" am 20.01.2010 in Berlin

Der folgende Hinweis auf eine von der Heinrich-Böll-Stiftung organisierten Veranstaltung am 20.01.10 von 19-22 Uhr in Berlin dürfte auch für BibliothekarInnen, InformationswissenschaftlerInnen und LeserInnen von Blogs und Nachrichten im Internet interessant sein. Der provokante Titel, gewählt  in Anspielung auf John Irvings’ “Gottes Werk und Teufels Beitrag”, macht auf eine hoffentlich interessante Podiumsdiskussion neuigierig:

“Gottes Werk und Googles Beitrag – Zeitungsverlage und die Herausforderungen der Link-Ökonomie” in der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin

Die Medienwelt befindet sich durch die Folgewirkungen der Digitalisierung in einem epochalen Umbruch. Die Zeitungen, einstmals stolze Träger der “vierten Gewalt”, fürchten um ihr klassisches Geschäftsmodell einer anzeigen- und abofinanzierten Bündelung journalistischer Inhalte. Denn der Wegfall der Distributionskosten und die Verweisstrukturen im Internet haben machtvolle Konkurrenz erwachsen lassen. Aggregationstechnologien, soziale Netzwerke und Blogs bieten LeserInnen vielfältige Möglichkeiten, viel gezielter nach Themen zu suchen und Beiträge im Netz mit eigenen Kommentaren und Faktenchecks anzureichern. Die Zeitungsverlage müssen auf dieses veränderte Konsumverhalten reagieren, doch bislang hat sich kein funktionierendes Modell für bezahlten Online-Journalismus herausgebildet.
Im Gegenteil: Aktuelle Nachrichten sind heute in der Regel kostenlos über das Internet oder mobile Applikationen zu beziehen. Von den damit verbundenen Werbeerlösen profitiert vor allem ein Unternehmen wie Google, das mit 85 Prozent den Markt der Suchmaschinen dominiert. Nun möchten auch deutsche Zeitungsverlage an dessen Erlösquellen beteiligt werden. Die geistige Wertschöpfung von Urhebern und Werkmittlern müsse auch im digitalen Raum ihren Preis haben, fordert die Zeitungsbranche. Ein eigenes “Leistungsschutzrecht”, fest im schwarz-gelben Koalitionsvertrag verankert, soll ihnen dafür eine gesetzliche Grundlage geben. Wie begründen sich die Ansprüche der Verlage? Welchen Wert messen wir professionellem Journalismus heute zu?
Mit:
Dr. Till Jaeger,
Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Berlin
Christoph Keese (Head of Public Affairs, Axel Springer AG, Berlin)
Dr. Eva-Maria Schnurr
(Freie Journalistin, Hamburg)
Malte Spitz (Bundesvorstand Bündnis 90/Die Grünen, Berlin)

Moderation:
Matthias Spielkamp (Freier Journalist, Berlin)

Hierfür ist eine Anmeldung bei Frau Monika Steins (=> Telefonnr. 030-28534-244, E-mail =>  steins@boell.de) erwünscht. Der Veranstaltungsort ist der Sitz der Heinrich-Böll-Stiftung unweit des Deutschen Theaters und der Mensa-Nord in der Schumannstraße 8. Genauers unter dem folgenden Lageplan und der Adresse:

Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Raum: Kleiner Saal 1/2
10117 Berlin, Schumannstr. 8
Mit der S-Bahn oder mit der U-Bahn bis Bahnhof Friedrichstraße. Ausgang über die Spree, dann Albrechtstraße, Reinhardtstraße überqueren und nach links in die Schumannstraße.

Quelle:
Gottes Werk und Googles Beitrag
Zeitungsverlage und die Herausforderungen der Link-Ökonomie
Boell.de

Verschärfung des Urheberrechts gefordert

Angesichts “schwieriger Ertragsmöglichkeiten für journalistische Angebote im Internet” fordert der Axel Springer Verlag eine Änderung des § 44a UrhG. Dieser erlaubt vorrübergehende Verfielfältigungshandlungenim Rahmen der Datenübertragung im Netz. Dabei werden auch geschützte Werke bei Zugangsprovidern oder im Browsercache kurz zwischengespeichert.

Christoph Keese, bei Axel Springer Leiter “Public Affairs”, sieht bereits in Proxy-Servern Verfielfältigungsinstrument und bedauert, dass mit der im § 44a UrhG gesetzlichen Ausnahme, die auch in der EU-Copyright-Richtlinie enhalten ist, Provider komplett vom Urheberrecht befreit wären.

Eine Bank zahle zwar 80.000 US-Dollar für ein spezielles Terminal des Wirtschaftsdienstes Bloomberg. Suche der Direktor des Finanzhauses dagegen im Internet nach Presseberichten über einen Mittelständler, der bei ihm um einen Kredit nachfrage, zahle er dafür keinen Cent.

Keese behauptet dabei, dass sich dieses Unternehmen an der vom Axel Springer Verlag bereitgestellten Information “bereichern” würde. Deshalb müsse seiner Meinung nach der Paragraf 44a korrigiert werden.

Verlage haben im Internet ein “strukturelles Problem”.

Der “Profi-Journalismus” habe sich zwar auch online allen Geredes über Bürgerjournalisten und Blogger zum Trotz durchgesetzt. Sämtliche erfolgreichen aktuellen Nachrichtenportale würden auf “klassische journalistische Qualitätssicherungsprozesse setzen”, unabhängig davon, ob sie nun Ableger traditioneller Medienhäuser oder eigens gegründete “Weblogs” wie die Huffington Post seien.

Springer habe dabei ein Dilemma, denn die Refinanzierungsmöglichkeiten durch Werbeeinnahmen oder Sponsoring sind nicht ausreichend und müssten mittels Printgeschäft quersubventioniert werden. Und gerade das Printgeschäft hat momentan ernsthafte Probleme, da das Internet das Geschäft wegnehme. Und hier müsse die Politik einschließen und Gesetzeslücken schließen.

Wenn strukturelle Probleme bestehen, dann stellt sich die Frage, warum Verlage wie Axel Springer nicht aktiv werden. Diese strukturellen Probleme entstehen doch auch durch unrealistische Preisvorstellungen und nicht offen dargestellte Kosten. Es geht nicht an, dass das Lesen eines Artikels schon mindestens 50 Cent kosten sollen. Die Differenz, die sich aus der Verrechnung der Aufwendungen für die Online-Ausgabe und die Printausgabe ergibt, müsste entsprechend auf ein Nutzungportfolio umgelegt werden, welches nicht nur einen einzelnen Artikel betrifft. Da bin ich so naiv zu glauben, dass sich das in den Preisen für Artikel im Internet in billigeren Preisen niederschlagen müßte. 50 Cent pro Artikel lassen sich da meiner Meinung nach nicht rechtfertigen. Bei so einer Preispolitik schließt man Leute von Informationen aus. Dafür das Urheberrecht mißbrauchen zu wollen ist einfach nur frech.

Quelle:
Krempl, Stefan: Axel-Springer-Verlag fordert Verschärfung des Urheberrechts via heise online

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