Lachen BibliothekarInnen? – Persönliche Eindrücke & unbeantwortete Fragen

Das Image hat besonders bei Dienstleistungen eine Orientierungsfunktion. Das Image entsteht aus der Ganzheit aller –richtigen und / oder falschen Vorstellungen über ein Produkt / eine Dienstleistung und / oder ein Unternehmen / eine Institution.”

Prof. Dr. U. Georgy nach Manfred Bruhn

“Do librarians laugh?” So lautete der Titel eine Vortrags von Justyna Jasiewicz-Hall anläßlich des 15. BOBCATSSS-Symposiums 2007 in Prag.  Was dann folgte waren Best Practice Beispiele aus den Medien, redundante und allseits bekannte Aufzählungen von Gründen, wieso und weshalb  es mit dem Image schlechtsteht und die  Bibliotheksarbeit nicht ausreichend anerkannt wird. Ihre Beispiele stammten meist aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum und ebenso verhielt es sich mit ihren angegebenen Webseiten.  Ihr ging es damals darum zu zeigen, wie BibliothekarInnen im Alltag wahrgenommen werden und was woanders (z.B. in den USA) besser laufe.  Auf Anfrage an Frau Engelkenmeier ob es denn deutschsprachige Filme gibt, in denen BibliothekarInnen (klischeehaft oder nicht) vorkommen, fiel die Antwort nicht gerade positiv aus, denn es gibt kaum welche.  Als ich in letzter Zeit selbst auf YouTube und anderswo danach suchte, fand ich kaum etwas: keinen Bibliothekssketch mit Dieter Krebs & Iris Berben bzw Beatrice Richter (Beispiel Sketchup: “Beatrice Richter und Diether Krebs spielen Menschen allen Alters, aller Berufssparten und abstruseste Charaktere”; Für fast alle Berufssparten muss hinzugefügt werden, denn der Beruf BibliothekarIn schien ihnen damals nicht sketchwürdig genug zu sein und scheint es vielen bis heute nicht.) oder BibliothekarInnen, die bei “Verstehen Sie Spaß?” hereingelegt wurden oder nie ein Scherz oder eine Anspielung auf Bibliotheken/BibliothekarInnen durch die zahlreichen deutschsprachigen Comedians und Kabarettisten, kaum Bibliotheksfilmchen oder Ausschnitte aus Serien oder Filmen. Es ist als ob in der Pop- und Fernsehkultur Deutschlands (und auch anderswo) BibliothekarInnen nichtexistent sind und keinen Platz haben. Wie kann hier mehr Intersse erwachsen? Es gibt Vince Ebert für Naturwissenschaftsinteressierte und “Piano” Paul für Mathematikbegeisterte und solche, die es werden wollen. Bei genauerem Nachdenken gäbe es noch für andere unbeliebte Fächer und Berufe den ein oder anderen Multiplikator wie die eben genannten von mir. Doch wer vermittelt Menschen, die sonst nicht in eine Bibliothek gehen würden, das trockene Bibliothekseinmaleins und begeistert sie in herzerfrischender Weise für einen lohnenswerten Besuch in einer Bibliothek in ihrer Nähe? Manchmal hat es den Anschein, dass ja die Ausleihzahlen immer stetig steigen und mehr “Menschen mit Migrationshintergrund” die Bibliothek besuchen als solche ohne M.h.  und das dem Image zumindest in den einschlägigen Fachzeitschriften nur gut tut. Ich glaube an diese Selbstbeweihräucherungen nicht und  bei genauerem Hinsehen ist es vermutlich ähnlich wie in den Niederlanden. Über Rotterdam berichtete ich im letzten Jahr, dass dort die Stadtbibliothek die rückläufige Zahl an Medienausleihen in den Besuchsflyern explizit erwähnt und hinzufügt, dass die Kundenorientierung nun oberste Priorität einnimmt (weniger die Anschaffung von Medien und deren exakte Einarbeitung), anstatt diese Zahlen und Statistiken aufzuhübschen oder gar zu verleugnen. Eigentlich hätte ich mir eine breitere Debatte darüber gewunschen, was wir – Deutschland (nationale Verbände,  aber auch EUCLID und andere) und Polen und viele andere europäische Länder tun könnten, um diese von Justyna Jasiewicz-Hall genannten Best Practice Beispiele von heute auf morgen umzusetzen und nicht (wie immer) nur neidisch oder in beidenswerter Manier “über den großen Teich” zu blicken, sondern selbst in der Lage wären europäische Best Practice Beispiele zu entwickeln. Hierbei geht es doch nicht nur um ein verbessertes Image, sondern auch um mehr Aufmerksamkeit im Popkulturbereich und somit in plurimedialen Diskursen überhaupt vorzukommen, was sicherlich dem Berufsstand stärken könnte und langfristig eine bessere Lobby in der Gesellschaft und bei den Unterhaltsträgern zur Folge hätte. Denn wem nützt es denn, wenn nur Arte, 3Sat und Deutschlandradio Kultur über Bibliotheken berichten und nicht mehr private Fernsehsender und Sender, die von einer Mehrheit der arbeitenden und weniger bibliotheksaffinen Bevölkerung gesehen werden? Würde eine Analyse vorgenommen werden, ob in anderen Ländern diese Trennschärfe zwischen der “höheren” Bibliothekskultur im Bildungsfernsehen (Arte, 3Sat usw.) ebenso vorgenommen wird, könnte ich mir gut vorstellen, dass im anglo-amerikanischen Raum diese starke Trennung zwischen bildungsbürgerlichen Bibliotheksinteressierten und den weniger bibliotheksaffinen Bürgern nicht existiert, wie sie in der Fernseh- und Medienlandschaft hierzulande vorkommt. Es gibt eben eine große Mehrheit, die sich eher der “seichteren” und einfacheren Unterhaltung widmet. Durchaus interessant wäre es bibliothekarische Themen im Radio (nicht im klass. Kulturradio, sondern Unterhaltungsradio) und im Privatfernsehen populär zu vermitteln, um auch solche potentiellen Nutzergruppen besser zu erreichen. Wenn die Bibliothek bei vielen Nicht-NutzerInnen kaum  mehr auf deren cognitive map vorkommt, wie kann dann das mit alten Klischees angereicherte Image verbessert werden?

Das Angebot der UB ist vermutlich besser als das von Google, trotzdem bin ich meistens mit Google schneller.“

Antwort eine Studenten anläßlich einer Imageanalyse einer Universitätsbibliothek als Basis zur Kundenbindung von Prof. Dr. UrsulaGeorgy & U. Engelkenmeier aus dem Jahr 2005

1. Ähnlich wie der Beruf des Grundschullehrers, des Politikers, des Bäckers, des Fleischers, des Pflegers, des Landwirts oder des Journalisten, zählt der des Bibliothekars nicht gerade zu den beliebtesten Berufen in Deutschland.  Die Feuerwehr und insbesondere das Handwerk im Allgemeinen (“Die Wirtschaftsmacht von nebenan“) starteten in den letzten Jahren zahlreiche Imagekampagnen, um mehr junge Menschen zu gewinnen. In bestimmten Bundesländern ist da durchaus schon ein Mangel an jungen und motivierten Männern, aber an noch mehr Frauen zu verzeichnen. Eine derartige Imagekampagne, die für den Beruf des Bibliothekars bzw. der Bibliothekarin wirbt, ist mir  aus dem deutschsprachigen Raum bis dato nicht bekannt, obwohl es wahrscheinlich zu viele BibliothekarInnen gibt, die derzeit ein regelmäßiges Auskommen suchen im Verhältnis zum Angebot an Stellen. Dringend von nöten wäre ein Aufbrechen von Bibliotheken als klassischer Frauenbereich. Hierfür wäre eine Imagekampagne durchaus hilfreich. Diesen Tatsachen trug  Susanne Korb in ähnlicher Form 2009 in ihrer Dissertation Rechnung: “Nach unseren Ergebnissen werden Bibliotheken noch so lange ein Frauenbereich bleiben, solange sich an Bezahlung und Aufstiegschancen nichts ändert. Eine wichtige Voraussetzung für die positive Entwicklung der Rolle der Frau in Bibliotheken und Informationseinrichtungen ist, dass Frauen zukünftig mit den Neuen Medien und den technischen Entwicklungen offensiver umgehen und dass alte Strukturen aufgebrochen werden.“ Weiterlesen

[Ein Nachtrag] Eine neue Welle der Unterhaltung: BOOK

Eine verspätete Meldung, die bereits rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse für Furore sorgte und von der spanischen Buch-Community leerestademoda.com vorgestellt wurde: BOOK

Die Macher charakterisierten das Produkt folgendermaßen:

“Book” is a revolutionary technological breakthrough, with no cables, no electric circuits and no batteries – with no need for any type of electrical connection. Compact and portable, “Book” can be used anywhere. Since it has no electric battery, it does not need recharging and can be used for as long as necessary even without any power source.

Der belebteste Ort von Amsterdam: die “Openbare Bibliotheek” Amsterdam

Genau am heutigen Tag bricht die BiB-Landesgruppe Berlin-Brandengruppe zu einer Bibliotheksreise nach Amsterdam und Den Haag auf. Für alle Daheimgebliebenen deshalb das folgende Video, das von den Schweizer Kollegen Andreas Baumberger und Erich Gmünder im Auftrag des Amtes für Kultur Kanton St. Gallen erstellt und übersetzt wurde. Die “Openbare Bibliotheek Amsterdam” ist eine der größten öffentlichen Bibliotheken Europas und eines der Vorbilder für die geplante neue Kantons-und Stadtbibliothek St. Gallen (Schweiz).

Gernot Gabel berichtete bereits in der Ausgabe 01/2008 der Zeitschrift BIT-Online als einer der ersten im deutschsprachigen Sprachraum von der neuen Zentrale der Stadtbibliothek Amsterdam. Sie gewann im vergangenen Jahr den Innovationspreis für ihr Projekt “Nova Local”. Nova Local (“Fernsehprogramm”) ist ein gemeinsames Projekt für Jugendliche. SchülerInnen, die als “Stadtreporter” unterwegs sind erstellen ihre eigenen Videobeiträge, welche unter anderem auf der Webseite www.novalocal.nl abrufbar sind.  Dadurch erwerben sie nicht nur Medienkompetenz, sondern auch technische und soziale Fähigkeiten. Der Verlag NBD / Biblion hat hierzu ein Konzept, welches jungen Leuten die Möglichkeit und das Vertrauen gibt als Co-Produzent von Informationen erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Jury wurde Nova Local als Projekt gelobt, das Medienkompetenz definiert. Das Preisgeld von 30.000 € wird für weitere sieben Bibliotheksstandorte in Amsterdam für Nova Local verwendet.

Anmerkungen zur neuen Zentralbibliothek von Helsinki (geplante Eröffnung: 2017)

Letzte Woche berichtete ActuaLitté über die Entwicklungspläne einer neuen Zentralbibliothek  in Helsinki (in der Nähe des Hauptbahnhofs), denen bis spätestens Ende des Jahres noch endgültig von politischer Seite zugestimmt werden muss. Pünktlich zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands, im Jahre 2017, soll ein neues Gebäude der Zentralbibliothek in Helsinki in der Bucht von Töölö eröffnet werden. Die Kosten werden auf 100 Millionen Euro geschätzt. Ähnlich wie die Stadtbibliotheken in Birmingham und Manchester (geplante Eröffnung: 2013), wird auch hier im Vorfeld auf der Webseite seit 9. Juni für den Neubau geworben, obwohl es bis zur Fertigstellung noch sieben Jahre dauern wird. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Regierung, der Stadt Helsinki und anderen sich in der Metropolregion befindenden Städte um Helsinki. Ferner will man täglich 5.000 Besucher täglich und 1,5 Millionen jährlich erreichen. Dafür sollen 25.000 m² zur Verfügung stehen. Davon sollen 12.000 m² für die Bibliothek reserviert werden, 8.000 m² für eine Vielzahl von Veranstaltungen und anderen (kulturellen) Programmen und 5.000 m² für kommerzielle Aktivitäten.

Bereits 2008 schrieb die Leiterin der Zentralbibliothek, Frau Maija Berndtson, in der Zeitschrift Scandinavian Public Library Quaterly einen Artikel über die Hintergründe, welche zur Idee eines Neubaus beitrugen. Hintergrund ihres Artikels, war ein Bericht, der durch den Bürgermeister Helsinkis in Auftrag gegeben wurde und von Mikko Leisti umgesetzt wurde und folgende Fragen thematisierte:

Was bedeutet die Bibliothek für uns und in welche Richtung soll sie sich entwickeln? Wie können wir so gut wie möglich von der Zukunft profitieren und einen Nutzen daraus für die Bibliothek ziehen?

Ein Vorgeschmack bietet das untenstehende Animationsvideo, das einen Baum als Metapher für die Bibliothek verwendet. Alle an der Entwicklung  der Zentralbibliothek Helsinki  interessierten Menschen, können ihre Ideen und Anregungen zur neuen Bibliothek auf der folgenden Webseite mitteilen: www.lib.hel.fi/en-GB/keskustakirjasto

Mikko Leisti beschrieb die zukünftigen Entwicklungen folgendermaßen: Weiterlesen

Die Kulturflatrate kommt

Vorreiter der Kulturflatrate wird die Isle of Man sein. Die 80.000 Bewohner der Insel sollen egen einen zusätzlichen Aufschlag auf die Monatsgebühr für ihren Breitbandanschluss nach Herzenslust legal Musik aus dem Netz herunterladen können.

Die Höhe des Aufpreises soll nicht mehr als einen Euro betragen. Die Musikbranche stehe dem postiv gegenüber. Britische Provider streben mit den Vertretern der Musikindustrie eine Lizenzlösung an, die jedoch für diesen Preis nicht zu haben ist. Die Frage, ob eine Flatrate oder Lizenzverträge zwischen Internetprovidern und der Musikindustrie besser seien, muss jedoch noch kritisch diskutiert werden.

Einzelverhandlungen und unterschiedliche Deals für unterschiedliche Provider seien zu kompliziert, warnte der ehemalige Vorsitzende des International Music Manager Forum, Peter Jenner. Sowohl Lansman als auch Vertreter der britischen Verbände UK Music und British Phonographic Industry (BPI) sprachen sich übereinstimmend gegen eine Einheitslösung und gegen eine Zwangsgebühr für jeden Nutzer aus.

Quelle:
Emert, Monika: Isle of Man will Kulturflatrate erproben via heise online

Mehr zur Diskussion in Deutschland:

Hier in Deutschland setzte sich das Fairsharing- Netzwerk für die Legalisierung von Filesharing bei einer gleichzeitigen Einführung einer Kulturflatrate ein. Allerdings ist auf der Website seit 2006 nichts mehr passiert.

Auch Attac hat sich mit dem Thema im Bereich der Wissensallmende auseinander gesetzt.

Auch Branchenriesen wie Warner Music beginnen über eine Kulturflatrate nachzudenken.

Marcel Weis diskutiert auf netwertig.com, Warum eine Kulturflatrate desaströs wäre

Interessant ist auch der Ansatz des Elektrischen Reporters, der sich fragt: Urheber 2.0: Was tun, wenn keiner kauft?

1 2