[Adventskalender] 21.12.2019 – Otto Roquette
Otto Roquette (* 19. April 1824 in Krotoschin bei Posen; † 18. März 1896 in Darmstadt) gemeinfrei seit 1967.
Deutsche Weihnacht
Funkelt das Sternengeleite.
Fern in Frankreich auf einsamer Wacht
Schaut der Soldat in die Weite.
Weit, so weit ist der Sternenraum,
Weit, wie die Lieb‘ ohne Schranken!
Heimathlichter am Tannenbaum
Geh’n ihm durch die Gedanken.
Mutteraugen und Jugendlust,
Kinderlachen und Singen –
Leuchtend geht’s ihm auf in der Brust,
Will ihm das Auge bezwingen.
Kalt und eisig schneidet der Wind,
Horch! Was schwirrt durch die Bäume?
Weg von der Stirn, vom Auge geschwind
Streicht er die fremden Träume.
»Dank dir, du fränkischer Winterhauch,
Der mir pfeift um die Ohren!
Hier wird in heiliger Weihnacht auch
Neu uns die Liebe geboren.«
»Treue Brüder von Süd und Nord
Steh’n auf dem Posten wir Alle.
Deutschland hoch! sei mein Jubelwort,
Ob ich heut, ob ich morgen falle!«
Lautlos schimmert die heilige Nacht,
Still ist’s droben und nieden.
Schütze dich Gott, du treue Wacht,
Bring‘ uns den Sieg und den Frieden!
Quelle:
Roquette, Otto: Deutsche Weihnacht, In: Gedichte.- 3. veränderte und vermehrte Auflage; J.G. Cotta, 1880.- S. 135-136.
Digitalisat Google Books