Wasserschaden in der UB Erlangen-Nürnberg

Als Bibliothekar hat man sehr berufsbezogene Albträume, neben den Büchern in Flammen kommen gleich die Bücher im Wasser.

Kurz nach Ostern wurde einer dieser Albträume nasse Realität. Die UB Erlangen wird momentan energetisch saniert, dafür wurde unter anderem auch das Dach geöffnet. Darüber wurden Planen gespannt, die das eindringen von Wasser verhindern sollten.

Funktioniert hat es nicht. Und so konnte in der Nacht des 27.04. Wasser in Magazin und Lesesaal eindringen. 20.000 Bände waren vom Wasserschaden betroffen. Den größten Teil davon hat man Leipzig bringen lassen, dort sind sie momentan im Gefriertrockner. Ein kleiner Teil wurde allerdings dem Abfall zugeführt, ca. 450 Bände auf denen der Schimmel bereits wütete.

Schimmelschaden

Auch die örtliche Zeitung berichtete über das Unglück: Erlanger Nachrichten

Gerne würde ich diesen Beitrag damit abschließen, dass das Problem behoben ist.  Leider hat es seit dem noch zweimal rein geregnet, zwar war der Schaden wesentlich kleiner und begrenzter, jedoch wurden auch dabei wieder Bücher unter Wasser gesetzt.

Schimmelbedrohung für historischen Bibliotheksbestand

Eigentlich ist man dabei das Schlossmuseum zu sanieren, eigentlich, denn wegen Geldmangels stocken die Arbeiten gerade. Die Büros aus dem Nordflügel müssen jedoch verlagert werden, denn die Situation ist ernst.

Der unsanierte Nordflügel des Museums ist von Schwamm und Schimmel betroffen – nichts ungewöhnliches in historischen Gemäuern, aber beeinträchtigt werden auch die Innenräume im Neuen Palais. Dort untergebracht sind die Büro der Mitarbeiter und die Bibliothek.

Wie schlecht es um diese bestellt ist, zeigten Messungen des Zentrums für Bucherhaltung in Leipzig, die eine Schimmelbelastung bestätigten. Bei wenigen Büchern ist der Schimmel bereits sichtbar, aber dennoch wirbeln die Mitarbeiter bei jedem Exemplar, das sie den Regalen entnehmen, erneut Schimmelsporen auf und tragen sie auch in die anderen Räume. Für eine mechanische Reinigung des Bestandes ist Geld eingeplant. Die Reinigung soll durch eine in Arnstadt lebende Restauratorin durchgeführt werden.

Aber mit einer Reinigung allein ist das Thema Schimmel in den Büroräumen nicht erledigt. Betriebsärztliche Untersuchungen der Mitarbeiter ergaben Hinweise auf Sensibilisierungen und allergische Reaktionen auf Schimmelsporen, so dass von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen ist. Jetzt macht auch der Hauptpersonalrat Druck. Es muss etwas getan werden, z.B. im baulich bereits sanierten Südflügel erstmal provisorische Arbeitsplätze einzuricht, wobei provisorisch heißt, dass die Übergangszeit wohl schon acht bis zehn Jahre dauern wird, da die Sanierung vermutlich noch so lange dauern wird.

Ob die Stadt, die eine Fürsorgepflicht trifft, dem zustimmt, ist nicht klar, aber der Umzug der Büros ist zwingend notwendig. Das Schimmelproblem ist der Stadt bekannt (und eigentlich hätte man schon damals aus Interesse an den Mitarbeitern reagieren müssen), aber neu sei, dass nun auch Personen davon betroffen sind. Eine Verlagerung der Büros würde schätzungsweise 20.000 Euro kosten, die von keiner Förderung übernommen werden. Eine Containerlösung wäre denkbar, aber auch das kostet Geld, welches bisher von der Stadt nicht eingeplant worden ist. Dennoch soll bei einem Okay die Vorbereitungen sofort beginnen, auch wenn die Kosten nicht im Haushaltsplan ständen.

Aber das ist ja nicht das einzige Problem. Mit dem Umzug der Büros wird der Bestand auch nicht nutzbarer, wenn er weiterhin in den verschimmelten Räumen bleibt. Neben dem Schimmelproblem gibt es auch einen Platzmangel, so dass man die historische Bibliothek, die 20.000 Bände umfasst, incl. des alten Bestandes der Museumsgesellschaft, Fachbüchern zu Kunsthandwerk und Kunstwerken, Katalogen und Schriften aus und über Arnstadt nicht einfach umziehen lassen kann. Die Bibliothek ganz zu schließen kommt ebenfalls nicht in Frage, da die Bestände sowohl für die tägliche Arbeit im Schlossmuseum als auch von weiteren Interessenten genutzt werden.

Mehr zu Schimmel auf Büchern und Archivalien:
Schimmelpilze auf Büchern und Archivalien, Merkblatt des Sozialministeriums von Meckenlenburg Vorpommern, 1999
Neuheuser, Hanns Peter: Checkliste Staub, Schmutz, Schimmel in Archiven, Bibliotheken und Museen, Bibliotheksdienst, 36 (2010) 10, S. 1228-1242
Haberditzl, Anna: Was tun mit schimmelbefallenen Archivalien und Büchern?, Der Beitrag erschien erstmals in: Bestandserhaltung. Herausforderung und Chancen, hrsg. von Hartmut Weber (Veröff. der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Bd. 47), Stuttgart 1997, S. 259-281.

Quelle:
Köhler, Antje: Schimmel bedroht historische Bücherei in Arnstadt, Thüringer Allgemeine