USA: Sparen in Krisenzeiten – am Beispiel der Newark Public Library

Das Geld ist knapp in den Städten der USA seit Krise und Newark an der US-Ostküste ist besonders betroffen. Frank Herrmann berichtet von dem besonders striktem Sparprogramm der Stadt in New Jersey. In der Newarker Bibliothek wirbeln zwei Ventilatoren die schwülheiße Luft durch. Nur im Lesesaal der Kinder läuft die in den USA unverzichtbare Klimaanlage. Die Bibliothek muss Strom sparen.

Nearly three quarters of a million people visit the Library each year. In the past five years there has been a 63% increase in adult book circulation and a 75% increase in children’s book circulation. The Library has also increased the number of public computers by 74% during that period.

Die Public Library ist mehr als eine Öffentliche Bibliothek in Deutschland. Viele verschiedene Services werden dort angeboten. Es gibt eine Finanzielle Beratung, PCs für die Suche nach Jobangeboten und auch Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen. Der Stand der Bibliothek ist auch entsprechend ein anderer.

Keine andere Institution der krisengebeutelten Stadt steht so hoch im Kurs wie die Bibliothek, die vierfache Mutter Wilhelmina Holder nennt sie „den einzigen Rettungsring, den wir haben“.

Weil dem so ist, ist es umso bitterer, dass die Direktorin Wilma J. Grey weitere Kürzungen zu verkünden hat. Ab August bleibt die Bibliothek auch montags und dienstags geschlossen. Der Samstag wurde schon gekürzt. Ende August schließen außerdem zwei Zweigbibliotheken. Außerdem mussten 31 Angestellte entlassen werden. Grey sieht darin ein klassisches Eigentor auf Kosten der Bildung. Gegen diese kurzsichtige und unüberlegte Entscheidung kann sie jedoch nichts machen. Die privaten Spender wie die „Friends of the Newark Public Library“ können höchstens ein Zehntel der benötigten Gelder beisteuern. Die Bibliothek muss im Vergleich zu 2008 mit 55 Prozent der Mittel auskommen. 2010 muss die Bibliothek mit 2,45 Millionen Dollar weniger auskommen.

Gespart wird überall. Newark spart bei seiner Bibliothek, Arizona kürzt bei den Heimen für Obdachlose und Florida kassiert mehr Gebühren bei den Universitäten, während Illinois statt zu Zahlen Schuldscheien ausstellt. Die US-Bundesstaaten und Gemeinden setzen auf rigorose Kürzungen. Nur die Regierung in Washington ist zurückhaltend, um der Konjunktur nicht noch mehr zu schaden.

Theoretisch müssen die 50 Staaten der USA jedes Jahr einen ausgeglichenen Etat vorlegen und das auch bei sinkenden Steuereinnahmen. Die Grundsteuer ist die wichtigste lokale Einnahmequelle und sie nimmt beim stagnierenden Immobilienmarkt eher ab als zu. So gibt es gewaltige Budgetlöcher in den Staatenetats und zwingt zum konsequenten Sparen.

Newark hat in den Jahren der Großen Depression schon einmal vor großen Schwierigkeiten gestanden. Doch das Loch nun ist riesig. Bürgermeister Cory Booker muss innerhalb von zwölf Monaten 200 Millionen Dollar sparen, die ihm in seinem 779-Millionen-Dollar-Haushalt fehlen. Zweitausend Angestellte mussten bereits entlassen werden, selbst Polizisten und Feuerwehrleute wurden von der Sparrunde nicht mehr verschont. Beschäftigte der City Hall sind zu zwei Tagen unbezahlten Urlaub pro Monat verpflichtet. Das ist ein herber Rückschlag für den Bürgermeister, dessen Politik durch die Finanzkrise ausgebremst wird und der nur noch den Mangel verwalten kann. New Jerseys Haushaltsjahr beginnt am 1 Juli. In den kommenden zwölf Monaten muss der Staat elf von 275 Milliarden Dollar einsparen.

Ökonomen sehen das Jahr 2011 als das schwerste Jahr der Krise in den USA und Finanzanalysten erwarten, dass Gemeinden in Kalifornien, Illinois und New York trotz der Sparprogramme den Bankrott anmelden.

Quelle:
Herrmann, Frank: Wenn in der Bibliothek die Lichter ausgehen, Standard.at
Cramer, Heidi: City Budget Crisis Takes its Toll on Newark Public Library, Newark Public Library, Presseerklärung (29.06.2010)
Save the Newark Public Library, Newark Public Library

Ein Kommentar

  • Schon heftig:(
    Sparen auf Kosten der Bildung ist immer traurig. Aber besser als zu machen müssen warscheinlich. Irgendwas ist grundsätzlich falsch auf dieser Welt.