[Studie] Internetbasierte Kooperationen im Social Web

Die Kulturpädagogin Christiane Schulzki-Haddouti hat eine umfangreiche Studie zum Social Web vorgelegt. Die Journalistin begutachtete dafür mehr als 1000 Anwendungen Andwendungsfällt und interviewte 47 Experten.
Diese Studie „Kooperative Technologien in Arbeit, Ausbildung und Zivilgesellschaft“ (BY-NC-SA) konnte sieben Faktoren ermitteln, die für den Efolg und die Akzeptanz eines Social-Web-Angebots notwendig sind. Dazu zählen flexible Strukturen, kontextorientierte Regeln, die Untersützung von partizipativen Identitäten, soziale Umgangsformen aller Beteiligten oder auch das Feedback.
Frau Schulzki-Haddouti entwarf zudem Szenarien für

  • Wissensmanagement in Unternehmen (mit Fallbeispielen, z.B. für IBM, Coremedia)
  • Forschergruppen (mit Fallbeispielen, z.B. für das MPI für Wissenschaftsgeschichte)
  • Berufliche Bildung (mit Fallbeispielen, für Das Produktions-Lern-System (PLS), Daimler AG und Business Learning, Siemens AG)
  • Nichtstaatliche Organisationen (NGO) (mit Fallbeispielen, z.B. Ehrenamtportal Greenpeace, Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung)

Das klingt nach jeder Menge Lesestoff für die nächste Zeit.
Diese umfangreiche Studie ist eine Analyse für die Innovations- und Technikanalyse (ITA) im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts am Fachbereich Media der Hochschule Darmstadt.

Quelle:
Studie über internetbasierende Zusammenarbeit via heise online

Qualitätsmanagement für die Wissenschaftskommunikation

Qualitätsmanagement in der wissenschaftlichen Kommunikation wird häufig gleichgesetzt mit Rezensionen, Peer-Review-Verfahren oder einer Bewertung von Thesen bzw. Auffassungen auch im Onlinebereich. Neben diesen offensichtlichen und auffälligen Möglichkeiten gibt es auch unauffällige, aber sehr wirksame Verfahren des Qualitätsmanagements, die man häufig erst auf den zweiten Blick entdeckt. Das „Ein Gruppenblog“ will an einigen Beispielen von Dialogverläufen (Threads) in Mailinglisten und Blogs ein paar dieser Verfahren vorstellen.

Um gute Threads zu entdecken, kann man sich auf die eigene Einschätzung als „Experte“ verlassen. Ein anderer Indikator sind die entsprechenden Reaktionen von Beteiligten, die den Beitrag loben. Auch im Negativen gibt es verschiedene Hinweise, so z.B. fehlende Diskussionen, abrupte Abrüche oder entsprechende Äußerungen von Beteiligten.

Für aktiv Beteiligte oder stille Beobachter auschlaggeben sind ein anregender Thread, ein attraktives Thema, neue Gesichtspunkte, eine (hohe) Relevanz, die Erweiterung des Horizonts, die Beantwortung von Fragen (die man sich vielleicht selbst gestellt hat), ein roter Faden, ein guter und anregender Schreibstil und/oder ein gewisser Unterhaltungswert.

Es besteht die Möglichkeit, selbst die hohe Qualität der eigenen Beiträge zu beeinflussen. Um dem Leser die Möglichkeit zu geben, den Inhalt und die Form des Dargestellten richtig einzuschätzen, sollte man klarstellen, mit welchem Ziel das Blog bzw. die Mailingliste, ein bestimmter Thread betrieben wird. Ein Autor – gerade eines Blogs – schreibt zuallererst im eigenen Interesse. Dies könnte sein:

Der Teilnehmer möchte auf eine ihm interessant erscheinende Frage eine Antwort haben oder er möchte zeigen, wie clever und kenntnisreich er ist oder er möchte einem prominenten Kollegen ein Ergebnis seiner neuesten Forschungen mitteilen.

Die Urheber und Beteiligten des Themas wenden dabei sehr differenziert und systematisch Verfahren an, die ihnen helfen, gute Threads zu produzieren, auch wenn sie diese ohne unmittelbare Absicht machen. Diese Methoden sind bereits aus Alltagsgesprächen bekannt.

Die folgende Aufzählung enthält in knapper Formulierung einige der Methoden, die man für die Diskussion in Mailing-, Foren- und Blogpostings beachten sollte.

1. Poste zu Themen, die Dich selbst interessieren, die du für aktuell und wichtig hältst.
2. Reagiere auf Fragen und Behauptungen dann, wenn Du etwas von der Sache verstehst.
3. Reagiere nur auf gute, d.h. interessante, begründete, kenntnisreiche Postings.
4. Reagiere auf die Postings von guten Leuten.
5. Gehe genau auf die vorausgehenden Postings ein.
6. Bleibe beim Thema.
7. Wenn Du glaubst, dass die Dich interessierende Frage nur so sinnvoll bearbeitet werden kann, erweitere oder verändere das Thema.
8. Mache Züge, von denen Du annimmst, dass sie die Diskussion in Deinem Sinne voranbringen, z.B. gut begründete Einwände und Aufforderungen zur Klärung.
9. Schreibe so dass Du gut verstanden wirst – klar, explizit und kurz.
10. Schreibe so, dass die anderen Teilnehmer gerne mit Dir Postings wechseln.

Man wendet diese Prinzipien schon fast automatisch an, weil man sich ja nicht selbst blamieren will.

In Kooperation mit mehreren Teilnehmern, die sich alle an diese Prinzipien halten, kann dies erstaunliche Wirkungen haben.

Das kann man an vielen Aspekten von Threads zeigen, z.B. an der kreativen Themenentwicklung (Themengenerierung) und der erfolgreichen Diskussionsführung.

So kann sich durch die Zusammenarbeit in einem Thread ein interessantes Thema entdecken. Dabei kann es sich um ein neues Thema ansich handeln oder eine latent vorhandene wichtige Frage wird herauskristalilisiert. Wichtig dafür ist, dass man mit Interesse (1) beim Thema bleibt (6) und mit eigenen Fragen oder Meinungen anreichert (7). Wenn mehrere Leute konstruktiv sich mit einem Thema beschäftigen, kann daraus ein aktuelles und interessantes Thema werden. Da dies häufig schrittchenweise passiert, ist nicht immer klar, wer eigentlich den entscheidenen Beitrag geleistet hat. Hier kommen die zwei konkurrierenden Aspekte der Themenbeschränkung (6) und der Themenerweiterung (7) zum Tragen. Hier muss ein gewisses Gleichgewicht gefunden werden.

Brave Sicherung der thematischen Kohärenz ist gut, aber wenn man Seitenzweige abwürgt, tötet man vielleicht gerade das kreative neue Thema. Der erfolgreiche Thread zeichnet sich dadurch aus, dass da einige Leute am Werk sind, die diese Filigranarbeit beherrschen.

Die beschriebenen Methoden sind zwar keine Garantie für eine hohe Qualität, aber mit ihnen kann man daran arbeiten, eine hohe Qualität zu erreichen:

aber letztlich ist hohe Qualität, insbesondere Kreativität, immer auch ein Glücksfall. Wie bei vielen Spielen gilt auch für dieses wissenschaftliche Kommunikationsspiel: Man muss gute Spieler anziehen und sie dazu motivieren, lustvoll mitzuspielen.

Quellen:
Fritz, Gerd: „Boy am I glad I discovered this discussion!“ – Das geheime Qualitätsmanagement in Mailinglists und Blog-Diskussionen – auf Ein Gruppenblog

Die Wissenschaftsgemeinschaft erhält ihr Social Network

Das neue Social Network ResearchGATE:engl: ist speziell an die Anforderungen von Wissenschaftlern angepasst worden. Das Network bietet abgestuft sichtbare Profile. So können die Mitglieder ihr Profil sehr restriktiv oder für beliebige Nutzer und Suchmaschinen offen zu gestalten. Forscher können hier Publikationslisten erstellen, ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sowie technische und methodische Kenntnisse aufführen. Außerdem können sie dort auch eine Projektvita veröffentlichen. So erhalten Wissenschaftler auf Dauer eine Online-Visitenkarte, die unabhängig von einer institutionellen Zugehörigkeit ist. Ein weiterer Vorteil könnte die Plattform mit ihrem kollaborativen Service sein.

ResearchGATE versucht herkömmliche Community-Angebote mit darüber hinausgehenden Funktionen zu verbinden, die für eine gute wissenschaftliche Kommunikation und Zusammenarbeit notwendig sind.

Seit dem Start im Mai 2008 haben sich 30.000 Forscher aus 140 Ländern dort registiert. Die Website bietet neben den üblichen Funktionen sozialer Netzwerke eine Reihe wissenschaftsspezifischer Features: So kann jeder User seine eigene Publikationsliste pflegen, die aus verschiedenen Fachdatenbanken direkt übernommen oder aus der eigenen Literaturverwaltungssoftware importiert werden kann. Eigene Publikationen können innerhalb des Systems auch anderen Forschern empfohlen werden.

Über andere Online-Communitys gehen bestimmte Gruppenfunktionen hinaus. Es gibt Möglichkeiten für Diskussionen und Umfragen. Außerdem können sie innerhalb der Community ihre Dokumente und Termine verwalten. Diese Informationen können wahlweise in offenen oder geschlossenen Gruppen erstellt und bearbeitet werden. Wie bei Wikis ist auch hier eine Versionskontrolle möglich.

Science is collaboration, so scientific social networks will facilitate and improve the way scientists collaborate. Cooperation on scientific publications can be facilitated through Wiki-like concepts.

Hinzu kommen an andere Wissenschaftler gerichtete Recommender-Funktionen:
Auf Mausklick können derzeit Publikationen empfohlen werden, die entweder Ähnlichkeiten zu eigenen Werken bzw. Forschungsschwerpunkten besitzen. Auch Verknüpfungen zu Wissenschaftlern mit ähnlichen Profilen können so herausgefunden werden. ResearchGate bietet für die Literaturempfehlungen eine Reihe angebundener Literaturdatenbanken:engl: , die unter einer Oberfläche recherchiert werden können.

ResearchGATE versucht mit den Mitteln von Web 2.0 Vision von Wissenschaft 2.0 zu schaffen. Ihr Ziel beinhaltet eine Wissenschaft ohne anonyme Reviews, die auf dem Konzept von Open Access-Journlen eine qualtiative Forschung ermöglicht.

Science 2.0’s concepts will have to be developed with the science community. Change will happen. The question is just when and how.

Und natürlich sieht sich ResearchGATE als ein wichtiger Teil der neuen Wissenschaftskommunikation.

Quellen:
Herb, Ulrich: Science 2.0: Social Network für Wissenschaftler:engl: via heise online
Towards connected science – Science 2.0 :engl: auf ResearchGATE.com

Deutsch als Wissenschaftssprache

Der Deutsche Kulturrat kommt in seiner Presseerklärung vom 27.01.2009 zum Schluss: „Wissenschaftssprache Deutsch liegt im Sterben“ und fordert daher „Konzepte zur Sicherung der Wissenschaftssprache Deutsch“. Die am Abend des 26.01.09 stattgefundene Anhörung des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestags zu Deutsch als Wissenschaftssprache zeigte, dass Deutsch als Wissenschaftssprache immer mehr an Bedeutung verliert. Der Kulturrat fordert, dass sich die Politik gegen diesen Verlust an kultureller Vielfalt stämmt und und nicht noch zu fördern.

Deutsch war einst in den Natur-, in den Ingenieur- als auch den Geisteswissenschaften weltweit die führende Wissenschaftssprache. Davon ist sie heute mit nur noch 1% im Bereich der veröffentlichten naturwissenschaftlichen Beiträge Lichtjahre entfernt. Deutsche Studierende sollen inzwischen von deutschsprachigen Professor auf Englisch unterrichtet werden. Der Kulturrat kritisiert, dass ein Verzicht auf Deutsch als Wissenschaftssprache die Aufgabe von Traditionen ist und es an einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen mangelt.

Ganz zurecht sieht der Kulturrat im Verlust der Wissenschaftssprache Deutsch auch einen Verlust an wissenschaftlichem Denken. Zu sehr ist das Wissenschaftsdenken sprachkulturell geprägt.

Auf lange Sicht wird so der Wissenschaftsstandort Deutschland eher leiden als international anschlussfähig

In einer fremden Sprache lassen sich Feinheiten nicht so gut darstellen wie in der Muttersprache, d.h. auch wichtige Feinheiten können nicht in einer Form kommuniziert werden, die ihre Bedeutung entsprechend hervorhebt und unterstreicht.

Zurecht warnt Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann:

„Das Festhalten an der Wissenschaftssprache Deutsch hat nichts mit Deutschtümelei oder gar Nationalismus zu tun. Ganz im Gegenteil, es geht um die Sicherung der kulturellen Vielfalt und den Erhalt kultureller Eigenständigkeit.“

So notwendig das Festhalten an einer deutschen Wissenschaftssprache ist, müssen auch andere Probleme bedacht werden.

Michael Seadle deutet in seinem Blog auf die andere Seite des Problems:

The language problem affects library publications. German language library journals simply are not read outside of Germany, except by a few German subject specialists, and many of Germany’s best library authors write in English for international journals because they want a broader audience for their ideas. Does this mean that the German-only journals are doomed to a local-only significance? It is hard to argue that the answer is not „yes“.

In welcher Form sollte Wissenschaft sich mit diesem Problem auseinander setzen? Deutsche Konferenzen nur noch in Deutscher Sprache? Wie soll die Politik reagieren? Gesetzliches Festschreiben von Sprachstandards (natürlich Deutsch) für wissenschaftliche Veröffentlichungen geförderter Forschungsergebnisse? Und wie sollten Bibliotheken ihren Bestand aufbauen? Deutsch ausgerichtet oder doch verstärkt englischsprachig?

Umfrage: Blogs zur Unterstützung von Seminaren

Hier ein Hinweis auf eine Umfrage von Ralf Appelt auf LOVE it or CHANGE it . com :
11 Fragen zur Gestaltung von Seminarblogs

Kostet 5 Minuten Zeit…

Hintergrund:

Bedingt durch das vergangene Semester und den Einsatz eines Blogs als zentrale Online-Plattform zur Begleitung eines Seminars stellt sich mir in Vorbereitung auf das kommende Semester folgende Frage:

Wie sieht ein optimales Seminarblog aus?

Um nicht nur meine Erfahrungen im Umgang mit Blogs als Seminarplattform nutzbar zu machen starte ich hiermit eine kleine Umfrage (11 Fragen) die dazu beitragen sollen dem Ergebnis auf die Spur zu kommen. Ich würde mich sehr über zahrleiche Beteiligung und Verlinkung freuen. Im Gegenzug werden die Umfrageteilnehmer (auf Wunsch) über die Ergebnisse informiert, ausserdem werde ich die Ergebnisse selbstverständlich an dieser Stelle veröffentlichen.

Diskussion: Weblog und ISSN oder BlogSSN?

Ben vom IB Weblog hat eine interessante Diskussion aufgeschnappt:

Mein aktueller Lieblingsblog:engl: versucht eine kleine Diskussion loszutreten: Is Blogging Serializing?:engl:

Warum nicht, wenn die Wissenschaftskommunikation durch Fachblogs sowieso aufgebrochen und verändert wird?

Noch sind die Reaktionen jedenfalls nicht abwertend, aber auch diese Frage finde ich berechtig:

# Justin Thorp:engl: Says:
April 26th, 2007 at 2:01 pm:
For us non-librarians, what’s the value of having an ISSN and being classified as “serial publications”?

Quellen:
Ben: Blogs und ISSN – geht bzw. soll das zusammen?, fragt der LoC-Blog via IB Weblog

Raymond, Matt: Is Blogging Serializing? :engl:

Heller, Lambert: Weblogs: Wissenschaftskommunikation mit Massenartikeln“ via netbib

Grenzenlose Freiheit

Ohne Internet geht nix mehr. Wer auf dem Laufenden sein will, wer sich informieren muss, wer geisteswissenschaftlich oder naturwissenschaftlich forscht, wer schnell eine fundierte Meinung benötigt – sie alle sind auf das Netz angewiesen.

Auch Revolutionäre kommen in die Jahre, und was im vergangenen Jahr noch als Web 2.0 und Triple Play die CeBIT-Besucher anlockte (oder manches Mal auch ärgerte), ist heuer Big Business. Die Großen des Internetgeschäfts wie Google oder Yahoo verleiben sich eine Social-Networking-Site nach der anderen ein, klassische Medienverlage wie Holtzbrinck wollen nicht hintan stehen und schlagen bei deutschen Web-2.0-Startups zu.

Mehr denn je wird sich weg vom stationären PC Zuhause beweg hin zu einem Online-Office, wo man von überall drauf zugreifen kann.
Kontrollmechanismen können in dieser Welt jedoch nur dann funktionieren, wenn sie vom Nutzer akzeptiert werden, sprich, er wird sich nicht vorschreiben lassen, welche Funktionalitäten er nutzen kann. Maßgebend sind die, die er nutzen will. Das funktioniert nur, wenn die Anbieter von Schutzmechanismen interoperabel zusammenarbeiten können, sprich endlich Standards sich entwickelt haben.

Mehr zu aktuellen Trends:
Axel Kossel, Jürgen Kuri : Der Sound der Freiheit Das Internet als Anwendungs- und Unterhaltungsplattform – ganz ohne digitale Kontrollsysteme, IN: c’t 6/2007, S. 112: Trends 2007: Online

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