Nachtrag: Scheitern der digitalen Langzeitarchivierung

Bereits am 23. Februar haben wir schon über den CD-Zerfall geschrieben. Klar ist abzusehen, dass dies nicht nur das Musikarchiv in Berlin betrifft.

Digitale Information hält für immer oder fünf Jahre – je nachdem, was zuerst kommt”, spotten Experten, die sich mit der Haltbarkeit von modernen Datenträgern vom magnetbeschichteten Band bis zur DVD befassen.

Das scheint sich mehr denn je die Wahrheit zu sein. Ein anderer Punkt ist die Lesbarkeit der Daten. Lesegeräte von heute können Daten von vor einigen Jahren nicht mehr richtig feststellen oder sie gibt es nicht mehr. Denken wir hier an die verschiedenen Lesegeräte. Wer besitzt heute noch ein Diskettenlaufwerk. Gespeichert wird heute auf CDs, DVDs oder mal eben auf USB-Sticks. Doch auch bei letzteren schwächeln erste Exemplare bereits.

Wir erleben so etwas wie eine kalte Bücherverbrennung./cite>

Werden wir eine geschichtslose Gesellschaft, weil wir nicht in der Lage sind, aktuelles Wissen, aktuelle Geschichte dauerhaft zu speichern. Auch müssen die Auswahlmethoden geändert werden. Was soll gespeichert werden, was digital, was in Papierform?

Mehr dazu:
Glaser, Peter: Digitale Bücherverbrennung, FOCUS-Online

CD-Langzeitarchivierung vorm Scheitern

Der Zerfall von CDs bedroht den Bestand des Deutschen Musikarchives in Berlin. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts werden CDs im Archiv gesammelt. Durch Benutzung entstehen Micro-Verletzungen im Schutzlack der CDs, in die Feuchtigkeit zieht. Das führt zu einer Errusion, so dass die CD wie ein Spiegel „blind“ wird und somit nicht mehr gelesen werden kann. Hinzu kommen die früher verwendeten Drucklacke, die jetzt ebenfalls den Schutzlack angreifen.

„Unter idealen Lagerungsbedingungen gebe ich einer CD 50 bis 80 Jahre Lebensdauer“, sagt der Leiter des Lehrgebietes Multimedia und Internetanwendungen der Fernuniversität Hagen, Matthias Hemmje. Eine „Lagerung unter idealen Bedingungen“ hieße jedoch, dass die CDs nicht angefasst und staub- sowie lichtgeschützt in klimatisierten Räumen aufbewahrt werden müssten, deren Temperatur 18 Grad Celsius nicht übersteigt. An das Abspielen der CD unter solchen Bedingungen sei kaum mehr zu denken.

Noch problematischer ist die Situation bei selbstgebrannten CDs, auf denen man Zuhause alte Videofilme, Fotos, Musik und so weiter speichert. Hier empfiehlt Herr Hemmje, die Daten auf externen Festplatten zu speichern. Diesen Weg versucht das Archiv seit 2006 zu gehen. Fraglich ist jedoch, wie dabei mit den CDs und den Informationen vor 2006 umgegangen werden soll? Auch die Speicherung auf Festplatten ist keine Lösung für die Langzeitarchivierung.

Die Speicherung von Daten auf CDs für die Langzeitarchiverung muss daher als gescheitert angesehen werden. Dies betrifft wohl im großen Rahmen dann auch DVDs, die in ihrer Herstellung ähnlich sind.

Quelle: Deutsches Musikarchiv: CD-Zerfall bedroht Kulturerbe auf Heise online