Die erste Bibliothek von READ Global in Bhutan und was wir von diesem Land lernen könnten

Am 26.05. diesen Jahres wurde mithilfe der Organisation READ Global eine neue Bibliothek in einer ländlichen Region Bhutans eröffnet. Die Organisation kümmert sich vor allem um die Entwicklungshilfe in ländlichen Regionen Indiens und Nepals. Seit kurzem gibt es eine neue Abteilung für den Bhutan, die noch im Aufbau ist. 15 % des Budgets der Bibliothek stammt aus Mitteln der Kommune. Im untenstehenden Video werden Angaben zum zukünftigen Bestand der Bibliothek und zur Bedeutung der Einrichtung auf dem Lande gemacht. Der Ansatz der Organisation liegt vor allem in der Förderung von Bildung, von Wohlstand und der Unterstützung von Unternehmen. Er ist besonders nachhaltig. Beim Stichwort Bildung geht es darum die Bedürfnisse in den Dörfern zu befriedigen. Das sind in allererster Linie der Zugang zu Büchern, zu Computern, zu Lernmaterialien, zu Bewerbungstrainings, zur Gesundheitsfürsorge und dem Angebot an Workshops die Fähigkeiten und Strategien lehren, um Konflikte zu lösen. Der Wohlstand wird durch die Zusammenarbeit des Austauschs von Ideen und Beziehungen erreicht, welche Familien und Kindern ermöglicht in ihren Dörfern zu bleiben. Der Unternehmensaspekt beinhaltet die Zusammenarbeit mit lokalen Selbstständigen, welche sich um die Bedürfnisbefriedigung der dortigen Bevölkerung kümmern, Jobs zur Verfügung stellen und nachhaltige Erträge für das READ Center erwirtschaften.

Auf der Webseite der Deutschen Welle erschien am 09.06. ein Artikel, der auf eindrucksvolle Weise deutlich macht, wie dort Ausgaben für öffentliche Einrichtungen bewertet werden. Dadurch würden womöglich Bibliotheken und andere Einrichtungen der öffentlichen Daseinsfürsorge einen anderen Stellenwert erhalten und als essenziellerer Bestandteil betrachtet werden als beispielsweise hierzulande:

Jede öffentliche Investition, jede politische Gesetzesänderung muss sich daran messen lassen, ob sie tatsächlich dem Allgemeinwohl dient – und nicht einem imaginären übergeordnetem Ziel wie “Wachstum”. Um das herauszufinden, berief die Regierung eine Kommission, die am Forschungsinstitut Centre for Bhutan Studies in der Hauptstadt Thimphu nach der “Glücksformel” forscht.”

Das Land Bhutan würde zu den fortschrittlichsten Ländern der Welt zählen, wenn es  nur um Messgrößen wie dem “Bruttozufriedenheitsprodukt” ginge. Für uns, die wir die sogenannten “westlichen Standards” kennen, mag dieses Land eher rückständig sein. Es besitzt eine konstitutionelle Monarchie, kaum Autos, ein matriachales System, “nur” einen Fernsehkanal und erst seit 2003 sind dort Mobiltelefone zugelassen. Darüber hinaus ist der Buddhismus die einzige Staatsreligion und etwa 10.000  vom Staat bezahlte Mönche sind bei den politischen Entscheidungen des Landes miteingebunden. Ziel der bhutanischen Politik ist das Glück des Einzelnen, das sich nicht materiell definieren lässt. Im Februar dieses Jahres berichtete der bekannte französische Wirtschaftswissenschaftler und Autor Jacques Attali bereits in einer Kolumne für l’Express über diese neuen Entwicklungen, die das Internetmedium Truthout in einer englischen Übersetzung im März erneut aufgriff. Erstaunlich dabei ist, dass diese Lobeshymnen des bhutanischen Politikkonzepts von einem Experten wie  Attali stammen, nach dem ein eine Kommission benannt ist, die 2008 einen hochgelobten und zukunftsgerichteten Bericht veröffentlichte, der für mehr Wirtschaftswachtstum in Frankreich sorgen soll. Das Glücklichsein ist für den Bhutan eine multidimensionale Größe, die sich aus den folgenden Faktoren zusammensetzt, welche ich an dieser Stelle nur auf Englisch widergebe:

Psychological well-being, health, education, the use of time, cultural diversity, governance, the vitality of democratic life, environmental diversity and standard of living. For example, 60 percent of the country must remain forested and the fight against corruption there is very rigorous. Moreover, the development of these indices makes the headlines of the country’s several newspapers which are often highly critical of the government.”

Am Schluss meinte Attali im Blog für L’Express, wenn das Konzept im Bhutan weiterhin erfolgreich ist, müsse man sich dadurch inspirieren lassen, um diese positive Entwicklung zu durchdenken und daraus für uns zu lernen.