Happy Birthday WWW

Zwanzig Jahr bist du nun alt. Was gab es an schönen Erlebnissen mit dir, obwohl Anfangs man dich und deinen Vater wenig ernst nahm. Der Brite Tim Berners-Lee reichte am 13. März 1989 einen Projektantrag „Informationsmanagement: Ein Vorschlag“ ein. Er wollte eigentlich nur eine Technik entwickeln, die es den Forschern des Großforschungsinstituts für Teilchenphysik (Cern) in Genf zu ermöglicht, auf Forschungsergebnisse ihrer Kollegen in aller Welt zugreifen zu können. Etwas skeptisch wurde der Vorschlag betrachtet, als „vage, aber aufregend“. Im Zentrum stand ein „Hypertext“, bei dem Informationen im Netz durch logische Verbindungen miteinander verknüpft werden sollten. Berners-Lee lieferte die beiden wichtigsten Grundlagen des Internets gleich mit, die Hypertext Markup Language (html) und das Hypertext Transfer Protocol (http), die bis heute verwendet werden.

Noch warst du viel zu umständlich zu benutzen, so dass sich erst 1991 erste Universitäten mit die beschäftigten, um eben nach Berners-Lees Ideen Forschungsergebnisse auszutauschen. Dein Durchbruch war damit noch nicht geschafft. Der wichtigste Durchbruch war 1993 die Entwicklung des amerikanischen Students Marc Andreessen, der erste Browser namens Mosaic. Dieser Browser zeigte erstmals Grafiken, so dass auch „Nichttechniker“ jetzt die Links fanden zum Draufklicken.

Andreessen gründete Netscape und sein Browser Navigator wurde so zum Tor ins Internet, das nun von Millionen Menschen nutzbar war. Erste Provider, wie AOL und Compuserve, boten ihre geschlossenen Online-Dienste ins Internet an. Jetzt standen E-Mail und der Zugang zum World Wide Web jedem offen. Die Pioniere der Stunde erinnern sich an teure Telefonrechnungen und einen langsamen Zugang übers Modem.
Immer mehr Menschen verfielen der Faszination der weltumspannenden Kommunikation und der plötzlich kinderleichten Informationsbeschaffung. Ab Mitte der neunziger Jahre kamen sie in Strömen. Juli 1995 eröffnete Jeff Bezos mit Amazon das erste Internet-Kaufhaus Amazon. Und September 1995 kam das erste Auktionshaus mit Ebay dazu. Immer mehr Seiten wurden dir hinzugefügt, dass man sie unmöglich alle noch kennen konnte. Aus diesem Grund war 1995 ist auch das Geburtsjahr des Internetkataloges Yahoo.

Du wurdest von maßgeblichen Leuten unterschätzt, so z.B. von Bill Gates, der Gründer von Microsoft. Der hat versucht, dich einzugrenzen und seine Nutzer im geschlossenen Dienst MSN festzuhalten. Das gelang durch Andreessens Netscape Navigator aber nicht, der sich ransant verbreitete. Es dauerte noch lange, bis Gates mit seinem Browser Internetexplorer die Aufholjagd auf den Pionier Andreessen begann.

Andreessens Firma war die erste Internetfirma, die es an die Börse schaffte. Sein Erfolg sorgte dafür, dass sich 1999 die Börse für dich begeisterte und sich erschreckt 2000 zurückzog, weil die Internetblase der „New Economy“ auch gleich wieder platzte. Das schadete dir aber wenig InternetWWW, denn immer mehr Leute kamen und arbeiteten mit dir und deinen Möglichkeiten. Und mit Googles grandiosem Börsendebüt 2004 gewann auch die Börse dich wieder lieb.

Google hatte neben Amazon und Ebay das dritte große Geschäftsmodell gefunden, nämlich die Online-Werbung exakt an den Wünschen der Nutzer auszurichten. Das Modell, kleine Werbetexte (mit Hyperlinks) in maximal 0,5 Sekunden einzublenden, die Antworten auf den gerade eingetippten Suchbegriff liefern, hat Google im vergangenen Jahr mehr als 20 Milliarden Dollar Umsatz gebracht.

Du scheinst Entwicklungen im Zeitraffer ablaufen zu lassen. Breitbandverbindungen und mobile Geräte wie das iPhone bringen noch mehr Leben zu dir. Immer mehr Telefongespräche werden über dich geleitet und auch das Fernsehen erobert immer mehr Platz bei dir.

Und der Trend geht immer mehr zum Mitmachweb. Hat man sich früher mit dem Internet verbunden, verbindet man sich heute darüber mit Menschen.

Quelle:
Schmidt, Holger: Am Anfang wollte keiner etwas davon wissen
FAZ.net