Letzter Tag Bibliothekskongress 2010
Es war ein aufregender Bibliothekartag. Bin ich bei meinem ersten Bibliothekskongress in Leipzig vor drei Jahren und meinen ersten Bibliothekartagen in Dresden und Mannheim noch ziemlich unerkannt durch das Fachpublikum getingelt (trotz eines eigenen Vortrages damals zum Thema DRM), war es diesmal anders. Man könnte fast sagen, diesmal ging die Post ab. Manchesmal bin ich zu einem Vortrag so spät gekommen, dass es nur noch Stehplätze gab, weil ich jemanden zum Unterhalten getroffen habe, den ich lange nicht gesehen habe oder angesprochen wurde, weil mich jemand kennenlernen wollte. Da machen sich wohl mittlerweile auch meine Web2.0-Aktivitäten – oder besser gesagt das Social Networking bemerkbar.
Montag war ich ja noch mehr beschäftigt, mich in Leipzig zurecht zu finden und umzuschauen und wow, jetzt sind wir schon am letzten Tag angekommen. Momentan sitze ich im Zug und versuche ein wenig meine Gedanken zu sammeln. Viel ist in den letzten Tagen passiert. Das neuerworbene Wissen muss sich erstmal setzen und ein wenig ruhen, um bei gegebener Zeit zur Anwendung zu kommen.
Es gab vieles interessantes und auch einiges, was eher enttäuschte. So erstmal ein erster Eindruck.
Super war es, die Leute aus der Bibliotwitter-Bloggos-Facebooker-Sphäre mal live und in Farbe zu sehen und kennenzulernen. Dazu hat heute auch das kleine Treffen am Mittag gezählt. Es war mal wieder überraschend, dass wenn so ein Haufen Gleichgesinnter aufeinander trifft, wie die Bälle und Ideen wie Pingpong-Bälle hinundherwandern. Man mochte da heute an manchen Stellen nicht nur zwei Ohren gehabt haben sondern am besten für jeden der Anwesenden eines. Ich bin jetzt gleich noch eine Spur gespannter, was das Bibcamp3 in Hannover angeht.
Diese Social Networker zogen sich auch durch den ganzen Kongress wie ein roter Faden. Immer wieder waren sie sichtbar auf Twitter, bei der Zukunftswerkstatt, bei Gesprächen auf dem Gang. Leider waren sie weniger sichtbar dort, wo „ernste“ Vorträge gehalten wurden. Sie waren nicht vertreten, wenn es um die Vermittlung von Informationskompetenz ging, sie waren nicht vertreten mit aktuellen Themen wie Microformats und ähnlichen beim elektronischen Publizieren… Sie verteilten sich in den Gängen und auf den Vorträgen der Zukunftswerkstatt. Aus der Community waren immer wieder Klagen zu hören, dass innovative Dinge keinen Eingang in das reguläre Programm des Kongresses gefunden haben. Hier ist zu hoffen, dass im nächsten Jahr beim 100. Bibliothekarstag (gendergerecht BibliothekarInnentag) diesem Neuen, unbekannten Raum gegeben wird, sowohl in Form von Raum als auch in Form von Zeit. Neugier kann nur durch Sichtbarkeit erreicht werden, aber eine Umsetzung und ein Einzug in die Gedanken und das Wesen von Bibliotheksarbeit geht nur, wenn auch Ruhe in die Gespräche gebracht werden kann…
Ein zweiter Schwerpunkt meiner Fahrt war der Bereich Benutzung, den Nutzer zu erreichen. Hier gab es vieles Interessantes. Neben dem Vortrag von Dr. Thomas Stöber zum Thema Literaturverwaltung hat mich besonders beeindruckt die Informationen zu den Suchräumen als Beitrag zur Vermittlung von Informationkompetenz. Ich hoffe, dass ich meine Notizen dazu bald als Blogbeitrag fertig bekomme. Literaturverwaltung wurde dann auch weiteres Thema bei einem Treffen mit Herrn Stöber, Matti Stöhr, Frau Josenhans und Martin de la Iglesia. Dort wurde ausgelotet, inwieweit Kooperationspotentiale in diesem Bereich umgesetzt werden können. Passend im Anschluss war dann die Firmenvorstellung von Citavi in der Version 3.0 – auch da wird es im Blog noch einen entsprechenden Beitrag geben. Abgerundet wurde dieser Schwerpunkt mit Mattis Vortrag im Rahmen der Zukunftwerkstatt, wo er seine Ideen und theoretischen Ansätze seines Magisterarbeitsthemas vorstellte.
Jetzt sitze ich ziemlich müde im Zug, habe erstmal nur alles aufgeschrieben, wie es mir in den Sinn gekommen ist. Es werden noch eine ganze Reihe von Einträgen folgen, die sich auf Vorträge des Kongresses beziehen werden.