Mitschrift #bibtag22 – Was bleibt? – New Services Podiumsdiskussion

Disclaimer: Dies ist eine Mitschrift. Sie ist weder vollständig noch sind die Informationen von mir zusammengestellt, sondern nur während der folgend genannten Veranstaltung von mir mitgeschrieben und zeitnah ohne Überarbeitung hier veröffentlicht worden.

Die Podiumsdiskussion „Was bleibt? – New Services“ wurde sehr gut durch Frank Scholze , DNB moderiert. Auf dem Podium saßen Volker Heller, ZLB Berlin, Charlotte Bauer, UB Leipzig, Stephan Schwering, Zentralbibliothek Düsseldorf und Dr. Jochen Johannsen, UB Siegen.

Begonnen wurde mit einem Versuch , die Begriffe New Services und Dritter digitaler Ort zu definieren.

Was bleibt? – New Services

Scholze
Was versteht man unter New Services?
Unter der Pandemie viele VEränderung – Digitalbeschleuniger, phys. Orte sind z.T. vollständig vollkommen weggebrochen
Macht deutlich, dass wir uns Gedanken über die Weiterentwicklung des Serviceportfolio von Bibliotheken machen müssen. Hat gezeigt, was bleibt, was gebraucht wird.

Dabei Charlotte Bauer (UB Leipzig), Volker Heller (ZLB), J. Johannsen (von UB Siegen nach UB Aachen), Stephan Schwerig (Zentralbibliothek Düsseldorf)

Was heißt New Services

– neu oder nur fokussiert – Nachdenken über den Wesenskern von Bibliotheken

– digitaler dritter Ort – muss auch definiert werden

Volker Heller

  • kann nur aus der eigenen Perspektive beantwortet werden
  • New Services – wie „new“ die denn auch sein mögen, Pandemie haben einigen Services neuen Schub gegeben
  • Medienportfolio – Ausbau der digitalen Medien (E-Books, Filmstreaming, Datenbanken) – wurden aber vorher schon erfolgreich ausgebaut
  • Hardware-Ausleihe (Tablets, E-Book-Reader)
  • Medienkompetenzschulungen zur Befähigung im digitalen Raum teilnehmen zu können <- mehr intensivieren
  • Programmarbeit – wird schon komplizierter – Veranstaltungsarbeit ins digitale übertragen – jetzt muss man evaluieren, was sich bewährt hat. Reichweite, Klicks, im Vergleich zum Analogen und zu anderen Wettbewerbern (wir oft zu schwach, aber keine wirkliche Wahrnehmung – ist das sinnvoll, als Einzeltäter unterwegs zu sein? – mehr zusammentun, was wir gut können und mehr bündeln)
  • Digitaler dritter Ort – jetzt wird es richtig kompliziert. Was ist die Qualität im analogen Raum und was können wir in den digitalen Raum übertragen, und was können wir da, was ist der Mehrwert, was können wir eigentlich)
  • -> Bibliothek Anbieter digitaler Angebote und Moderation, eigene Bibliothekscloud (Infrastruktur) mit allen Haftungsanfragen <- oder sind wir überfordert und können mit professionellen Angeboten nicht mithalten. Sind eher Lotse und Berater?
  • -> Bitte drüber nachdenken und nicht gleich losstürmen. Auf was lässt man sich da ein?
  • Gibt einen Text dazu in der aktuellen BuB

Bauer

  • Theorie okay, aber mit dem Begriff kann man nichts anfangen. Wesenskern auch in Pandemie unverändert. Dienste entsprechen den Bedürfnissen der Benutzer*innen. PUNKT
  • Äußere Bedingungen ändern sich – müssen wir die Formate ändern, um die Nutzer zu erreichen, aber im Grundsatz haben wir das gemacht, was wir immer machen: Uns auf die Nutzer*innen einzustellen
  • Ort in der Pandemie weggefallen, Studierende waren lost und von Printliteratur abgeschnitten <- gute E-Book-Versorgung
  • Man hat sich Gedanken gemacht, wie man neue Formate aufstellen kann in kürzester Zeit, auch um zu zeigen, ohne Bibliotheken geht es nicht. Haben gezeigt, dass man Bibliotheken braucht.
  • Coffee Lectures, Erklärvideos, Bibliotheksführungen online, digitale Schulungen, digitale Ausstellungen – hochspannende Erfahrungen
  • hat digitale Arbeitsweisen vorangetrieben
  • Vieles wird bleiben, z.B. eine digitale Erstführung
  • digitale Schulungen erreicht man mehr
  • Tutorials immer gut zu gebrauchen
  • aber der Ort Bibliothek hat extremst gefehlt
  • der Ort war wichtiger als die Bücher an diesem Ort
  • digitaler dritter Raum ist mit realen Formaten nicht zu ersetzen – das Treffen ist wichtig

Stephan Schwering

  • Dritte Ort in der Pandemie abhandengekommen
  • Kontakt hat gefehlt
  • Click&Collect-Service = Wahrnehmung in der Presse als reine Ausleihstation (fader Beigeschmack)
  • man konnte sich online viel besser darstellen – z.B. Onleihe
  • Dritter digitaler Ort – kostenfreies Digital-Abo in Bibliothek in Düsseldorf – reicht einigen
  • gibt nur Digitalnutzer, denen wir etwas bieten – braucht aber vielleicht Beratung, Kommunikationsort – wird im digitalen nicht so geboten
  • Dritter Ort nicht unbedingt Metaverse, sondern ein Raum für die Community, braucht Kommunikationsarbeit
  • Digitale und Hybride Veranstaltungen – mehr inklusiv, mehr Leute erreichbar (Teilhabe ermöglicht)
  • Social Media wichtig, die Menschen sind dort, haben dort eine Community, waren ein Resilienzfaktor -> hohe Reichweite. Nicht Allheilmittel, aber Teil der Community und dort muss man auch hin
  • Verbindung der beiden Ort (real, digital) ist ein großes Potential – beide Räume sind okay und gleichberechtigt – keinen Zwang zur Analogen Welt erstellen
  • Professionelle Anbieter, die vieles besser können, sollten wir für Kooperationen nutzen
  • Noch zu viele Hürden: viele wollen gleich und sofort und nicht erst kompliziert mit Anmeldung und warten

Jochen Johannsen

  • Wesenskern der Bibliothek = ein Selbstverständnis
  • besonders kennzeichnend, Corona-Schutzverordnungen NRW immer ein Passus für Bibliotheken
  • Kulturgesetzbuch entstanden inkl. Bibliotheken – Bibliotheken in NRW durften immer offen bleiben -> Recht der Bürger auf selbstbestimmte Information, nichtkommerzielle Information, Information ohne Abgabe von Daten <- hier trifft sich die Qualität der Bibliothek von analog und digital: nicht-kommerzieller Ort
  • Selbstbewusstseinsbooster Wir werden gebraucht und können auch darauf antworten
  • New Services ist alter Wein in neuen Schläuchen
  • unterstützen den Forschungsprozess und des Lehrens und Lernens an der Bibliothek <- wir haben unterstützt, wenn es für Lehrende und Lernende deutlich fordernder
  • Die Formate anzupassen war herausfordernd, aber nicht die Inhalte
  • Old Services, die sich immer wieder neu erfinden müssen
  • Auch digitaler dritter Ort ist sehr schwammig – Bibliotheken sind wichtig als Orte der selbstbestimmten Information, egal wo der Raum dafür ist (analog, digital, hybrid) – begriffliche Unschärfen
  • andere lebensweltliche Aspekte fehlen aber oft
  • eher konzentrieren und nicht zu sehr diversifizieren

Scholze

  • New Services, digitaler dritter Ort  sind Diskursanlässe, nicht jedoch scharfe Begrifflichkeiten
  • Wesenskern sind Informationen und ihrer Bereitstellung, darum diverse Angebote angesiedelt

Heller

  • Bibliotheken im Wesenskern geht über Bereitstellung – eher Plattform, über die auch andere ihre Informationen bereitstellen können
  • Wissen ist nicht nur in der Bibliothek, sondern auch in den Köpfen der Community – dafür Räume und Situation anbieten, die einen Austausch ermöglichen
  • geht über den Gatekeeper für Informationen hinaus
  • Es braucht Kooperationen gerade im digitalen. Technische Ressourcen in ÖBs oft nicht gegeben, z.B. Rechenzentren für Betreuung einer Cloud für Bürger*innen
  • Kontakt in gemeinwohlorientierte Starterszene in Berlin gesucht – gemeinsames Wohlwollen gegenüber und daraus können neue Ideen sich entwickeln

Scholze

  • gemeinsame Wissensarbeit ist ein aktueller Wesenskern von Bibliotheken
  • das geht oft nur in Kooperationen – die sind zwar bei WB und ÖBs unterschiedlicher, aber werden breitflächiger

Bauer

  • Kooperationen zwischen Bibliotheken essenziell – Fahnenstange noch lange nicht erreicht
  • Open Source, bessere digitale Infrastrukturen – geht nur in Kooperation und abgestimmter, intensiver Zusammenarbeit
  • Abstimmung kann schwierig sein, muss gerungen werden
  • knappe Ressourcen zusammenwerfen und was machen, z.B. bei FOLIO
  • muss deutlich stärker werden in der Abstimmung und Zusammenarbeit auch bei den Verbünden
  • Pandemie eher kurzfristige Entscheidungen, aber man hat stark aufeinander geschaut. Hier Zusammenarbeit schwierig

Scholze

  • Pandemie war kein Kooperationsbeschleuniger

Schwering

  • Wir sind stark genug für großflächige Kooperationen
  • Wir sind Ort für Wissensaustausch der Bürger*innen und (Konzept)
  • 15 Orte für Kooperationen und Wissensaustausch für Bürger*innen und Gruppen
  • Library Lap – Einladung von Wissensträgern
  • Bürgerinitiativgruppen – Stammtisch, Saatgutbibliothek etc.
  • Standesamtsraum für Trauungen
  • Bibliothek ist der nichtkommerzielle Ort für die Bürgerinnen in Düsseldorf, wo immer was los ist = Ziel

Johannsen

  • Wir machen schon viele Sachen in Kooperation
  • Ziel: Bibliothek eher Themenführerschaft, also Bibliothek der Ort, an den man dabei als erstes denkt
  • Wichtiges Thema neben Publikationsunterstützung ist OPENESS – Offenheit: Zugang, Wissenschaft, zivilisierter offener Umgang mit anderen Meinungen, Austausch -> wichtiger Teil -> z.B. Transfer
  • Bibliotheken spielen unterschiedliche Rolle, manchmal nur beitragend, manchmal führend, manchmal auf Augenhöhe -> dabei Nutzung eigene Expertise als Bibliothek
  • Kooperation oft mit Schwellen(ängsten) verbunden, der überwunden werden kann. Möglichst angstfrei.
  • Wir sind nicht zu schwach, aber manchmal zu differenziert und kleinteilig (wir versuchen manchmal das Problem schon vor der Kooperation zu lösen. Ist aber nicht Teil der Kooperation)
  • Wie ist das Verhältnis von analog und digital nach der Pandemie?

Heller

  • Alles ist richtig und alles nach Situation auch falsch. Digitales erweitert unseren Raum und unsere Möglichkeiten. Mehr Teilhaben, weniger Teilhabe je nach Blickpunkt (Menschen mit Behinderung, Analphabeten, etc.)
  • Müssen Prioritäten setzen und fragen, wo ich die meisten meiner Ziele erreiche, wo der höchste Wirkungsgrat erreichen.
  • Öffentlicher Raum ist knapp, daher abwägen gegen private Nutzung (Hochzeit).
  • Openness bei Angebot für Nutzer*innen müssen gewahrt werden.
  • Zielstellung der Wirkung ist nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ, wie z.B. die Qualität der Begegnung, des Wissensaustausch. Auch das muss gegeneinander abgewogen werden.

Bauer

  • Wir machen das, was die Nutzenden wollen. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der reale Raum ist. Lernorte, Arbeitsbedingungen, passende Arbeitsumgebungen geschaffen und ist ja auch heute wichtig. Schöne Räume, wollen beeindrucken, Atmosphäre.
  • Gleichberechtigtes Nebeneinander von analog und digital in wissenschaftlichen Bibliotheken – für jede Nutzergruppe möglichst passende Umgebung
  • Zielgruppenorientierung – in containerbauweise anpassen an die unterschiedlichen Bedürfnisse.

Scholze

  • Durchdringung von Analog und Digital

Johannsen

  • Special Turn durch Digitalisierung – Digitalisierung bringt veränderte Raumkonzepte mit – Anpassung an die veränderten Möglichkeiten notwendig, z.B. Räume für digitale Vorlesungen – hybride Bedarfen muss man gerecht werden.
  • Der Bau – weniger Bürofläche für Mitarbeiter durch Homeoffice, aber für Nutzer werden andere Räume benötigt für die hybride Vorlesungen, Arbeitsgruppen etc. -> man muss sich über Räume jetzt dringend Gedanken machen

Schwering

  • Es ist nicht entweder oder sondern es ist eine enge Verknüpfung
  • Vor Ort ist es die Atmosphäre, der konkreten Sofortaustausch
  • Müssen uns an den Lebenswirklichkeiten der Nutzer*innen orientieren – Räume für 1-2 Leute, genauso für Gruppen ….
  • Entwicklung App für das Finden von Personen – Spielfreude in Argumented Reality, zu sehen wer lernen will oder Fragen hat oder Austausch anbieten kann

Scholze

  • kurativer Raum und immersiver Raum

Hartmann, SUB Hamburg

  • Anregung zu mehr Diversität in den Panels

Michael Lemke, UB Passau

  • Ein Service der Reservierbarkeit von Arbeitsplätzen ein wichtiger neuer Service
  • Leipzig: eigenes Reservierungssystem entwickelt, ist gut genutzt worden, momentan nicht notwendig, im Hinterkopf, dass es unter Umständen in Prüfungszeiträumen wieder aktivierbar

Johannsen

  • hatten Platzscharf eingesetzt, aber danach nur ein Anmeldesystem mit freier Platzwahl, schon während Pandemie wieder abgeschafft (gab nie ein Mengenproblem) Vermutlich abhängig von der Lage
  • KIT setzt Buchungssystem weiter ein (Raumnot)

Heller,

  • in der Pandemie eingesetzt und sofort ein Konflikt, da Nutzer*innen gar nicht in der Lage waren, einen Platz vorab zu reservieren, z.B. Obdachlose – bestimmter Anteil war vor Ort dann mit Hilfe der Kolleg*innen reservierbar

Schwering,

  • Teilreservierung möglich

Ausl. Kollegin fragt: Was bleibt nicht an Services.

  • Heller: Medienabgabe kontaktlos über Tresensituation fällt wieder weg, andere fallen automatisch weg, z.B. Musikstreaming und phys. Tonträger fallen weg (oder andere Wege)
  • Brauer: mehr Wegfall der Ausschließlichkeit von Services, z.B. digitalen Schulungen, die es aber auch weiter geben wird, Kurzausleihe von Präsenzbeständen wird beibehalten – nur wenige Ausnahmen
  • Schwering: Pandemie Servicebeschleuniger, z.B. Verzicht auf Bargeld und eher bargeldloses Bezahlen
  • Johannsen: Bücherpostversand bei nicht digitalen Medien,Pandemie Informationsangebote nicht mehr vor Ort sondern eher über Chat, Mail, kurzfristige Kontakte

Was bleibt?

  • Fortgesetzte Portfolio-entwicklung in diesem Digitalitätskontinuum und stärkere Durchdringung von digitalem und analogem Raum.

Der Bibliothekskongress 2022 in der Biblioblogosphäre #bibtag22 (aktualisiert: 15.07.2022)

Vom 31.05.-02.06.2022 findet der 8. Bibliothekskongress in Leipzig = 110. Bibliothekartag wieder hauptsächlich vor Ort statt mit einigen gestreamten Vorträgen.

Hier die obligatorische Auflistung der gefundenen Beiträge in Blogs und Presse, welche sich so nach und nach verlängern wird.
Fehlt Ihr / Dein geschriebener Beitrag noch in dieser Liste, einfach hier im Etherpad eintragen. Ich ergänze den Beitrag dann gerne hier im Artikel, wobei es immer mal ein Weilchen dauern kann.

Für Twitter gilt der offizielle Hashtag #bibtag22. Inoffiziell wird auch der Hashtag #bid2022  und #Bibtag2022 genutzt. Eine Liste mit Twitterern, die am Bibliothekskongress teilnehmen, aktiv sind oder viel darüber twittern, gibt es ebenfalls. Unter dem Motto-Hashtag #FreiräumeSchaffen sind ebenfalls viele Beiträge zu finden.

Die Hashtags funktionieren auch auf Mastodon, z.B. #bibtag22 bspw. auf OpenBiblio.social oder der #bibtag22 bzw. #freiraum22 auf Instagram.

Für Twitter hat Christian Hauschke mit selbstverständlicher Verlässlichkeit wieder dafür gesorgt, dass es ein Twitterarchiv und eine Netzwolke der Tweets zum Bibliothekskongress 2022 gibt.

Die Beiträge werden wie im jeden Jahr in BIB OPUS nachgewiesen und nach und nach dort zugänglich gemacht. 

Gesamt: 145 (neu: +1)

Mehr dazu …

Bibliothekskongress Leipzig 2019

Jetzt lernst du mich richtig kennen – Nutzerbefragungen mal anders mit dem User Experience Baukasten des ZBW #bibtag19

Jetzt lernst du mich richtig kennen – Nutzerbefragungen mal anders mit User Experience Baukasten des ZBW
Nicole Clasen, Alena Behrens
Hands-on-Lab
Folien auf BIB OPUS

Wie kriegt man mit wenig Aufwand spannende Ergebnisse? Dazu stellten die Kolleginnen der ZBW kurz einen bunten Werkzeugkasten mit Methoden im überfüllten Raum.

Mitschrift

Einstieg

Einstieg in das Thema wurde mit der Methode „Whats in your bag (Taschenkontrolle)“ begonnen.

Bei dieser Methode wird geschaut, was üblicherweise in der Tasche der Nutzer*innen ist mit der Zielfrage: „Wie kann ich daraus einen Service ableiten und anbieten?“ Es ist eine gute Möglichkeit, Dinge im Haus nachzujustieren.

Nutzer*innen werden abgefangen und gebeten, ihre Tasche auszuräumen, um zu zeigen, was sie so standardmäßig mit in die Bibliothek bringen. Davon werden „Beweisbilder“ gemacht, um einen Eindruck zu gewinnen, was in den Taschen ist. Diese Bilder werden im Anschluss quantitativ ausgewertet und interpretiert.

Zur Theorie

Was ist User Experience (UX)?

User experience is about how someone feels when using a product or service. (Schmidt und Etches, Useful, Usable, Desirable, 2014)

Bei UX geht um ein ganzheitliches Nutzungserlebnis, nicht nur um die Usability eines (Online-)Services.

Das Vorgehen ist proaktiv: proaktiv auf den Nutzer selbst zugehen. Auch ein beobachtender Aspekt kann in den Methoden zur Feststellung der UX hinzukommen. In der Regel ist das Vorgehen dabei aber interaktiv. Die Methoden lassen sich meistens schnell und unkompliziert anwenden.

Wichtig ist, UX betrachtet Nutzerperspektive, d.h. das tatsächliche TUN der Nutzerinnen. Durch die Methoden kann sowohl bewusstes als auch unbewusstes Tun ermittelt werden.

Anwendbare UX-Methoden

Eine typische Methode ist die Beobachtung. Dabei wird beobachtet, was Leute tun und wie sich verhalten. Zum Verhalten gehört hierbei z.B.: Aufenthaltsdauer, Interaktionen, Lautstärke, Ess- und Trinkverhalten, genutzte Geräte, Aktivitäten etc. Dabei wird der Nutzer (offen, d.h. er weiß Bescheid oder heimlich, d.h. er weiß nicht Bescheid) bewusst durch eine*n Bibliothekar*in über einen längeren Zeitraum beobachtet. Wir sprechen hier nicht von Tagen, aber doch über 30 Minuten aufwärts.

  1. Bei der Touchstone Tour wird der/die Nutzer*in zum/zur Führenden. Ein*e Bibliothekar*in begleitet die/den Nutzenden für eine Weile durch die seinen/ihren Bibliotheksalltag und lässt sich zeigen, was sie nutzen und was nicht, beobachtet wo Dinge selbsterklärend sind und wo es Schwierigkeiten gibt.
  2. Beim Behavior Mapping beobachten und zeichnen Sie das Verhalten der Nutzer zu folgenden Fragen auf.
    • Wohin gehen die Nutzer*innen?
    • Welchen Weg nehmen sie?
    • Welche Plätze werden genutzt?

    Dies kann beispielsweise bei der Erarbeitung eines Beschilderungssystems/Wegweisersystems helfen. Dazu kann man einfach einen Grundriss der Bibliothek nutzen und dort unterschiedlich farbig die Wege mehrerer Nutzer*innen einzeichnen.

  3. In etwas anderer Weise geht das User Journey Mapping vor. Dabei geht es nicht darum zu erfahren, wie sich der/die Nutzende in der Bibliothek bewegt, sondern wie er/sie einen Prozess plant bzw. die zu erledigende Aufgabe löst.
    Es geht dabei um die Identifikation von Handeln, Denken, Fühlen bei der Lösung einer Aufgabe, z.B. wie finde ich ein Buch.
    Daraus ließen sich Probleme identifizieren, die Beispielsweise durch eine bessere (Menü-)Führung etc. behoben werden könnten.
  4. Klassisch schon fast ist das Usability testing. Dabei wird der/die Proband*in bei Erfüllung von Aufgaben am PC beobachtet, z.B. über Eye-Tracking, beschreibende Benutzung etc. Bei der Auswertung kann es dann z.B. zu einer besseren Gestaltung eines Online-Services kommen.
  5. Eine weitere Methode sind Guerrilla Interviews, dabei wird ein kurzes Interview, eine kurze Fragerunde innerhalb der Bibliothek durchgeführt. Die Nutzer*innen werden dabei überfallen und ihnen werden ein paar Fragen gestellt.
  6. Graffitti Walls ist ein nettes Angebot, das recht schnell und Anonym zu Erkenntnissen führen kann.
    Dazu Pinwände oder ein Flipchart aufstellen, oben eine Frage stellen, zu der sich Nutzer*innen äußern können und dies an einer gut genutzten Stelle in der Bibliothek aufstellen.
  7. Ein wenig aufwändiger ist ein Leitfaden-Interview. Dazu überlegt man sich einen groben Ablaufplan des Gesprächs. Welche Fragen sollen beantwortet werden? Letztendlich besteht aber viel mehr Raum für Antworten und Nachfragen.
  8. Ganz andere Hirnreale spricht das Cognitive Mapping an. Der/die Teilnehmer*in soll bei dieser Methode eine Zeichnung zu einem Thema oder eine Frage anfertigen und diese malend beantworten. Das kann zu einer abstrakten Zeichnung führen oder zu einer räumlichen Karte. Durch das Zeichnen lassen sich ganz andere Ideen hervorkitzeln als beim Sprechen. Danach jedoch muss das Bild durch den/die Proband*en noch erklärt werden, da Bilder ein zu hohes Interpretationsspektrum enthalten.
  9. Wieder auf Sprache und Schrift setzen die Love and Break-Up Letters. Dabei wird entweder ein Liebesbrief oder ein Abschiedsbrief an ein Produkt oder Service geschrieben, nicht jedoch an eine Person. Bei Bedarf kann man einen Liebesbrief schreiben und danach einen Abschiedsbrief. Aus den dort enthaltenen Informationen wiederum kann man sehr viel lernen.

ZBW

In der ZBW versucht man einmal jährlich eine entsprechende Methode zur UX anzuwenden und ihre Nutzer*innen so besser kennenzulernen.

In den letzten drei Jahren:

  1. Benutzerumfrage zu Econ.biz – im Ergebnis wurde dann die Gestaltung des Portals nachjustiert.
  2. What’s in your bag? – Da häufig Taschenrechner und Adapter für Stromkabel in den Taschen zu finden waren, hat man Taschenrechner angeschafft, die zur Ausleihe angeboten werden und Adapter für Stromkabel ausländischer Nutzer, damit diese bei Bedarf arbeitsfähig in der ZBW bleiben.
  3. Zuletzt hat man Kognitive Maps erstellen lassen zu der Frage: Wie sieht Ihr idealer Lernort aus? Was benötigen Sie, um gut zu lernen? – Umgesetzt wurde davon, dass es mehr Pflanzen, mehr Trinkwasserspender in der Bibliothek, eine bessere Beleuchtung, Plätze mit Tischtrennwänden gibt und man hat auch an frischerer Luft gearbeitet.

Alle Befragungen wurden über über eine direkte Ansprache umgesetzt. Die Durchführung erfolgte an beiden Standorten (Kiel, HH). Als Motivation helfen Belohnungen helfen weiter (heißer Tipp: Gummibärchen).

Aber den Nutzer*innen ist wichtig zu wissen, worum es geht. Daher:

  • Den Nutzer*innen erklären, was man von ihnen will.
  • Wie und wozu werde die die Ergebnisse ausgewertet?
  • Holen Sie sich eine Erlaubnis ein, die Zwischenergebnisse, z. B. Bilder, Fotos, weiterverwende zu dürfen.
  • Die Ergebnisse müssen auch bekannt gemacht werden (als Grundlage der Befragung mit nennen)

In der Erprobung

Im weiteren Verlauf wurden drei der Methoden getestet. Dazu gab es jeweils ein Handout mit einer kurzen Erklärung der Methode und kleinen Beispielen. Den Arbeitsgruppen wurde die Auswahl des Themas überlassen.
In meiner Gruppe begannen wir mit den Leitfadeninterviews.

Nach der Einigung auf ein Thema („Warum sitzen Sie als Jurastudierende*r hier in der Teilbibliothek Chemie?“) sollten offene Fragen formuliert werden, die als roter Faden dienen sollten. Zielsetzung der Befragung ist zu erkennen, herauszufinden, warum die eigentliche Fachbibliothek nicht so genutzt wird, wie es sein soll und herauszufinden, was getan werden muss/kann, um diese attraktiver zu machen

Beispiel für Fragen:

  • Warum haben Sie diese Bibliothek gewählt?
  • Was fehlt Ihnen in Ihrer Fachbibliothek?
  • Was würden Sie spontan hier vor Ort verbessern, wenn Sie die Möglichkeit hätten?

Wichtig ist, dass nicht der/die Interviewende viel redet, sondern der/die Gefragte. Der Sprechanteil soll hier etwa 20% zu 80% liegen. Der Fragende kann flexibel auf die Antworten eingehen, darf aber die eigentliche Zielsetzung nicht aus den Augen zu verlieren.

Als Einleitung braucht es drei Sätze, warum man es macht und welche Zielsetzung gibt es, sowie wie lange das Gespräch dauern wird.

Um sich und die Einrichtung zu schützen, muss aber auch deutlich werden, dass nicht alles gelöst werden kann, man aber an der Sache/ dem Problem dranbleibt.

Fazit:

  • Mit Hilfe der Fragen und eines klar definierten Zieles lässt sich so ein angenehmes Gespräch auf Augenhöhe führen.
  • Als Interviewende*r muss man zudem aufpassen, dass man nicht in eine Rechtfertigungsrolle fällt. Daher kann es sinnvoll sein, externe oder nichtbetroffene Personen, das Interview führen zu lassen.

 

Die zweite durchgeführte Methode waren Love and Break’up Letter

Der Gegenstand bzw. die Dienstleistung, um die es geht, wird vermenschlicht angesprochen und wird daher anders gesehen.

Hier mein Brief an das Congress Center in Leipzig

Liebes Congress Center,
du bist so schön übersichtlich, wenn man Personen sucht und finden will. Man läuft sich in dir ständig über den Weg und kommt so gut miteinander in Kontakt.
Leider sind deine Räume oft zu klein oder versteckt, sodass man nicht unbedingt da reinkommt, wo man hinwill.
Ich würde dich vermissen, wenn wir dich nicht mehr alle drei Jahre besuchen könnten. Du hast so schön kurze Wege.

Liebe Grüße
von meinen eingeschlafenen Beinen, weil ich gerade auf dem Boden saß.

Aus den Briefen der anderen Kolleg*innen ließ sich weitere Kritik entnehmen: zu wenig Steckdosen, schlechtes Leitsystem, fehlende Wegschließmöglichkeiten, …

Lob gab es aber auch: toll, deine Natur im Raum; Kunst am Bau

Fazit: Darauf ist zu achten

  • Bei Methode muss es eine klare, gut beschriebene  Aufgabenstellungen geben.
  • Den Nutzer*innen sollte es offen gelassen werden, ob er einen Liebesbrief oder einen negativ konnotierten Brief schreiben möchten.
  • Der Gegenstand/Service muss wie eine Person behandelt werden.
  • In der Nachbesprechung wurde klar, dass man entweder einen Liebesbrief oder einen Abschiedsbrief schreiben soll bei dieser Methode. Im Zweifel schreibt man zwei Briefe. Dazu könnte man im Vorfeld die Zettel eventuell mit Plus und Minus kennzeichnen oder farblich codieren.
  • Diese Methode kann auch gerne als Gruppenarbeit durchgeführt werden, um im humorvollen Austausch der Teilnehmer*innen weiteres Feedback zu erfahren.

 

An dritter Stelle probierten wir die Methode Cognitive Maps aus.

Innerhalb von sechs Minuten sollen die Teilnehmer*innen mit drei Farben in je 2 Minuten zeichnen, was ihnen zu einem Thema, einer Fragestellung einfällt.

Mögliche Fragestellungen: Wie arbeiten Sie? Wie sieht ihr idealer Lernort aus? Das bin ich in der Bibliothek?

Dabei soll die Reihenfolge der Farben auf den Blättern vermerkt werden.

Am Ende erhält man eine Zeichnung (Map), welches aufgrund des Interpretationsspielraumes vom Nutzer erklärt werden muss. Diese Informationen sollte man mitschreiben, weil sie für ein späteres Verständnis und eine Wichtung der aufgezeigten Dinge wichtig sind.

Fazit zu dieser Methode:

  • Je nach Identifizierung mit dem Thema können zwei Minuten lang oder kurz sein. Der Stiftwechsel hilft dabei, sich auf das Thema zu fokussieren, ggf. aber auch nochmal andere Gesichtspunkte einbringen zu können.
  • Die Proband*innen erfahren im Vorfeld, dass die Farben priorisiert sind auch durch frühe und spätere Nutzung.
  • Was sich der/die Nutzer*in beim Malen gedacht hat, muss in Gesprächen erörtert werden
  • Die Auswertung aller Maps zu diesem Thema in ihrer Gesamtheit, kann dazu führen, neue Erkenntnisse zu finden.

GESAMTFAZIT

  • Es macht Spaß.
  • Es ist einfach.
  • Es nimmt Nutzer mit.

Aber: Die Auswertung ist zeitaufwendig und muss am Ende zu Ergebnissen führen, die transparent gemacht werden müssen. Es ist dabei darauf zu achten, dass die Methoden ergebnisorientiert ausgewählt werden. Nicht jede Methode funktioniert für alles.

Als Anwender gilt:

  • Man selbst muss offen sein, aber es muss für alle Beteiligte auch klar sein, was machbar oder nicht machbar ist.
  • Vorher ist auch festzulegen, ab wievielen Teilnehmer*innen man aussagekräftig wird (40 Teilnehmer?).
  • Bilder können interpretiert werden, daher braucht es vorher auch die Möglichkeit, Rückfragen an den/die Teilnehmer*in zu stellen.
Bibliothekskongress Leipzig 2019

Was können Bibliotheken zur Debattenkultur und zum Umgangston beitragen? #bibtag19 #debattenkultur

Podiumsdiskussion „Extrem gut diskutieren“ – Diskussionsrunde zur Debattenkultur im Öffentlichen Raum, initiiert durch BIB und Frankfurter Buchmesse

Rekonstruktion aus Twitterbeiträgen inklusive eigener Gedanken

Auf dem Podium saßen:

  • Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins
  • Philip Husemann, Initiative Offene Gesellschaft, Berlin
  • Nina George, PEN Zentrum, Berlin

Moderation: Katja Böhne, Frankfurter Buchmesse

Einstiegsfrage in die Diskussion war:

Wie konnte es passieren, dass wir uns so weit von einer konstruktiven Diskussion entfernen konnten? Dabei ging es nicht nur um die Kommentare in Social Media-Angeboten, die von Trolls1 bevölkert werden.

Philip Husemann: Twitter ist für ihn eine Welt:  Man kann Twitter wie einen großen Raum sehen. Wenn man die Tür aufmacht, sieht man viele die sich anschreien und möchte die Tür wieder zuschlagen. Kurz: Tür auf – alle schreien sich an – Twitter-Tür zu. (Dankbar jeder, dessen Filterblase an dieser Stelle anderes zeigt. Hier ein Dank an die vielen Kolleg*innen in meiner Timeline, in der daher kein Mord- und Totschlag herrscht.)

Sind wir durch Twitter stark geprägt in unserer Diskussionskultur? Es wird viel zu sehr aus dem Affekt gehandelt und nicht mehr nachgedacht. Herr Skipis wirft der Politik und der „Elite“ vor, dass sie es der Öffentlichkeit so vormachen: Statements statt Dialog. Verhandeln fällt aus. Bestes Beispiel dafür wäre da der 45. Präsident der USA Donald Trump (@realdonaldtrump).

Zudem hätte die Politik heute keine Stellung, keine Position mehr. Zu der jetzigen chaotischen politischen Debattenkultur in Deutschland kommen „die Vereinfacher,“ sagt Alexander Skipis. Die Erklärungen verflachen und die eigentliche Komplexität verschwindet. Die „Vereinfacher“, z.B. Influencer, benutzen diese Situation, um den öffentlichen Dialog auf „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ zu reduzieren, so Nina George.  „Wir finden Meininungsmacher toller als Diskursmacher“ und geben ihnen auch eine Plattform, z.B. auf Twitter. Die Menge folgt diesen Influencern unkritisch, da sie der „Nichtdiskussion“ (Statements) müde sind. Der Komplexität von Themen wird kein Raum gegeben. Macht Diskursmacher*innen wieder sexier, liebe Medien, ist daher die Forderung von Frau George. Sie findet, dass auf Twitter oft kein Diskurs stattfindet, sondern nur Diskurssimulationen, ganz nach dem Motto: „Wenn Du nicht meiner Meinung bist, bist Du nicht (mehr) meine Freundin.“

Alexander Skipis fügt hinzu:  Das System verlangt immer neue Sensationen, das ist schlecht, aber nur schwer zu ändern. Philip Husemann warnt: Bezüglich Medien herrscht zur Zeit in Deutschland eine Katerstimmung. Kritischer Konsum wie etwa beim Fairtrade-Kaffee ist ein Trend, aber beim kritischen Medienkonsum macht sich keiner die Mühe. Die derzeitige Debattenkultur im öffentlichen Raum ist toxisch.

In der Diskussion bezog man sich auch auf die Talkshow „Maischberger“ der ARD vom 20.03. zum Thema „Populisten gegen Europa: Ist der Brexit erst der Anfang?“, deren einziges Ziel war, ihren Gast Martin Schulz (SPD) zum Ausrasten zu bringen. Was auch gelungen ist und am nächsten Tag die Schlagzeilen beherrschte (z. B. Spiegel online) und das eigentliche Thema in den Hintergrund gespielt wurde.

In den Debatten auf Social Media muss man auch auf die Menschen achten. Es sind dort Menschen und mit denen spricht man. Aber die Mehrheit der Menschen ist männlich, daher ist die Debattenkultur sehr männlich geprägt und dort sachlich einfach gegenan zu argumentieren fällt schwer. Nina George plädiert dafür, auch bei Beschimpfungen u. ä. sachlich zu bleiben und sich auch nur mit den sachlichen Argumenten auseinanderzusetzen (statt zurück zu schreien). Richtig, erfordert aber Resilienz bei der beschimpften Person

Festgefahrene Meinungsträger erreicht man nicht, aber die stille Mitte muss aufgeweckt und aktiviert werden, damit diese leisen Stimmen wieder Gehör finden und eine Wichtung bekommen. Moderatorin Katja Böhne meint: Wenn wir mehr auf den Ton aufpassen, ist die Debattenkultur besser. Ganz so einfach ist es dann wohl nicht: Was passiert, was ist, wenn Tone Policing2 verwendet wird, um marginalisierten Menschen in Diskussionen zu entmündigen?

Wie kommen nun Bibliotheken hier zum Zuge? Was können Bibliotheken beitragen?

„Bibliotheken sind der Ort wo Wissen aufbereitet und zugänglich gemacht wird. Sie sind ein Ort der Komplexität. Das Internet ist der Ort der schnellen Statements und der Affektivität. Bibliotheken als dritte Orte sind freie Räume für eine gute Debattenkultur. Sie haben einen guten, neutralen Ruf. Arne Upmeier der UB TU Ilmenau meinte, Bibliotheken gehören zu den wenigen Orten/Einrichtungen, die noch Vertrauen genießen. Entsprechende Veranstaltungsformate in den Bibliotheken helfen, zu einer Verbesserung der Diskussionskultur beizutragen, von Leseförderung, über Lesungen bis hin zur Schaffung geschützter Diskussionsräume.

Für eine bessere Debattenkultur braucht es Lesefähige, die sich auch mit längeren Diskussionen auseinandersetzen können.

Alexander Skipis: „Wir sollten Buchhandlungen und Bibliotheken als dritte Orte noch stärker dafür nutzen, um Räume für Debatten in der Gesellschaft zu schaffen.“

Siehe auch Twitter:
#bibtag19 #debattenkultur
#bibtag19 (weiter unten)

  1. Trolls sind Personen, die in einer Diskussion im Internet nur emotional provozieren wollen und auf emotionale Ausbrüche anderer dabei hoffen. []
  2. Tone Policing ist eine Ablenktaktik. Dabei geht es nicht mehr um eine sachliche Diskussion, sondern es wird der Ton, die Wortwahl und die Emotionen des Gegenübers angegriffen. Der Inhalt der Diskussion wird so aus dem Fokus der Unterhaltung genommen. []
Bibliothekskongress Leipzig 2019

Der Bibliothekskongress 2019 in der Biblioblogosphäre #bibtag19 [Stand: 26.03.2019]

Der inzwischen 7. Bibliothekskongress auf den sich zumindest die Neugierigen in der Bibliotheksbranche freuen, findet auch dieses Jahr in Leipzig statt. Auch diesmal hoffe ich auf tolle Berichte in den Blogweiten und Medienbereichen der Bibliosphäre.

Hier die obligatorische Auflistung der gefundenen Beiträge in Blogs und Presse, welche sich so nach und nach verlängern wird.
Fehlt Ihr / Dein geschriebener Beitrag noch in dieser Liste, einfach hier im Etherpad eintragen. Ich ergänze den Beitrag dann gerne hier im Artikel, wobei es diesmal ein Weilchen dauern kann.

Christian Hauschke hat sich auch in diesem Jahr wieder um Twitterarchiv und Netzwolke von @mhawksey zum #bibtag19 gekümmert. Jedes Jahr wieder interessant. Dankeschön dafür.

Für Twitter gilt der Hashtag #bibtag19. Inoffiziell wird auch der Hashtag #bid19 genutzt. Eine Liste mit Twitterern, die am Bibliothekskongress teilnehmen, aktiv sind oder viel darüber twittern, gibt es ebenfalls.

Die Beiträge werden wie im jeden Jahr in BIB OPUS nachgewiesen und nach und nach dort zugänglich gemacht. Die Clips sind auf YouTube hochgeladen und können durch Ansehen als Gewinner gekürt werden.

Tragen Sie zur Verbesserung des Angebots bei und geben Sie zum Feedback zum 7. Bibliothekskongress.

Gesamt: 208 Beiträge (+8 neu)

[26.03.2019]

  1. Haensch, Liane: Social Media Walk #bibtag19walk beim #bibtag19, Lesewolke

[25.03.2019]

  1. Kläre, Christina: [InetBib] Die OER „Data EDUcation an der UDE“ ist „Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2019“, InetBib
  2. Buch und Bibliothek in Leipzig, BVÖ
  3. Neumann, Marlene: Mut zur Veränderung, Stadtbibliothek Erlangen
  4. VDB: Best-Practice-Preis Informationskompetenz 2019 verliehen, Nachrichten für Öffentliche Bibliotheken in NRW

[24.03.2019]

  1. Becker, Tom: „Diskussionsmacher*innen sind sexy!“ | #werkstattplus, BuB
  2. Feedback zum Bibliothekskongress in Leipzig, BIB
  3. Wiesenmüller, Heidrun: Vortrag „RDA reloaded“ vom Bibliothekskongress zum Anhören, Basiswissen RDA
  4. Bibliotheken verändern : Bibliotheken stellen sich gegen Spaltung der Gesellschaft, Frauenfinanzseite.de
  5. Brandt, Susanne: Was wird aus uns? Drei Tage Leipzig 2019, Waldworte.de

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Bibliothekskongress Leipzig 2019

[Infografik] Das Didaktik-Rad

Didaktik-Rad in der Version 0.2.5 von Frank Waldschmidt-Dietz

Didaktik-Rad in der Version 0.2.5 von Frank Waldschmidt-Dietz, CC BY

Das Didaktik-Rad wird als OER-Ressource angeboten.

Auf dem Bibliothekartag 2019 wird Herr Waldschmidt-Dietz das Rad vorstellen. Ich bin gespannt darauf, da diese Rad in der ersten Version mich schon letztes Jahr auf dem Bibliothekartag 2018 beim Hands-On-Lab „#bibtag18 : Open Educational Resources – ein neues Thema für Bibliotheken?“ begeistert hat.

Der Bibliothekskongress 2016 in der Biblioblogosphäre #bibtag16 #bid16 [Update 22.03.2016]

Hier die obligatorische Auflistung der gefunden Beiträge in Blogs und Presse, welche sich so nach und nach verlängern wird.

Sie haben einen Beitrag geschrieben, der noch nicht hier gelistet ist? Bitte einfach in den Kommentar setzen oder in folgendes Etherpad eintragen. Ich werde die Links dann entsprechend in der Linkliste ergänzen 🙂

Hashtags Twitter: #bibtag16 #bid16 #bibtagmuffel || Homepage: 6. Bibliothekskongress 2016 || Web-App zum Bibliothekartag (PDF mit QR-Code)

Bitte Feedback zum Bibliothekskongress in Leipzig abgeben!

Gesamt: 114 Beiträge (1 neu)

Abfrage BIB-OPUS nach bereits veröffentlichten Volltexten zum #bibtag16 (Wort „und“ im Volltext, Jahr 2016, Filter Konferenzveröffentlichung) (15.03.2016)
Folien auf BIB-OPUS (18.03.2016)

22.03.2016

  1. Plieninger, Jürgen: Die Folien zum Workshop “Selbstlernen von OPLs…” sind online #bibtag16, Service für One-Person Libraries

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Der 80. IFLA World Library and Information Congress 2014 in Lyon

Vom 16. bis zum 22. August findet der Weltkongreß Information und Bibliothek 2014 in Lyon (Frankreich) statt. Zur gleichen Zeit gibt es auch die 80. IFLA Generalkonferenz und Ratsversammlung, Die Anmeldung ist seit kurzem online möglich. Für Buchungen, die bis zum 15. Mai 2014 erfolgen, gibt es einen Rabatt auf die Teilnahmegebühr. Informationen hierzu sowie zu den Fristen und Modalitäten für die Plazierung von Programmbeiträgen befinden sich auf den Internetseiten des IFLA-Nationalkomitees in Deutschland (IFLA-NK). Wie auch in den Vorjahren können für die aktive Teilnahme an der Veranstaltung (z.B. durch Vortrag, Posterpräsentation oder Gremienmitarbeit) beim IFLA-NK wieder Reisekostenzuschüsse beantragt werden. Informationen über dieses Stipendienprogramm und das entsprechende Procedere bietet. Um den Interessierten zuvor die Einreichung von Postervorschlägen usw. zu ermöglichen, wurde die Frist für Antragstellungen auf den 15. Februar 2014 verlegt.

Bobcatsss 2014 in Barcelona

Der 22. BOBCATSSS-Kongress wird in der Zeit vom 29.01. – 31.01. 2014 in Barcelona stattfinden. Das BOBCATSSS-Team setzt sich aus Studenten und Dozenten der Universitäten von Barcelona und Borås (Schweden) zusammen. Die Webseite für BOBCATSSS 2014 ist: http://bobcatsss2014.hb.se

via: Bibliotheksvideos = Library Videos und d-lib magazine

Meine persönliche Rückschau auf den BID-Kongress 2013 (Teil 5)

Am 3. Tag des BID-Kongresses ging es ab 9 Uhr unter anderem um Bibliotheken als Akteure der Kinder- und Jugendkultur. Im Vortrag 1 „…Billard wäre auch nicht schlecht“ dieser Session in Saal 2 handelte es sich um leitdenfadengestützte Gruppeninterviews mit Jugendlichen im Alter von 12-19 Jahren, die in Leipzig durchgeführt wurden. Es ging um die Vorstellung von Ergebnissen aus der StudieDas Image von Bibliotheken bei Jugendlichen”, die auch in der aktuelle BuB-Ausgabe ausführlich erwähnt wurde. Besonders in Erinnerung ist mir das Zitat eines Jugendlichen geblieben, der oder die sagte, „in der Bibliothek darf man fast alles nicht machen“, was mich an den Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ erinnert von Paul Watzlawick. Auch DonBib hatte hierzu schon seine Meinung geäußert. Ronald Gohr plädierte am Schluß des Vortrags dafür Beziehungen mit den Jugendlichen aufzubauen, ähnlich äußern sich auch der Leipziger Bildungsforscher Prof. Dr. Klemm zu den Sudbury-Schulen, der aber leider am Biibliothekskongress nicht anwesend war. Es ist die Autonomie des Kindes, die laut ihm im Vorgrund stehen müßte:

Das ist einmal der Beteiligungsaspekt beziehungsweise die Beteiligungsrechte von Kindern, aber auch von Eltern und von Lehrern. Und der zweite Aspekt ist das Bild vom Kind, also, wie wir so schön sagen, die Anthropologie des Kindes. Das Kind ist ein autonomes, selbstbewusstes Wesen, das ist eigentlich die Präambel auch der demokratischen Schulen. Und dieser Blick auf das Kind, der fehlt oftmals, sage ich, an deutschen Schulen. […] Auf der Basis der Bildungsselbstbestimmung bestimmen die Schüler, die Kinder – Schüler sind es ja auch keine im klassischen Sinne -, bestimmen selber, was sie selber, wie sie lernen und auch wann sie lernen, und mit wem, ganz entscheidend!

Unabhängig von dem Vortrag von Frau Prof. Dr. Keller-Loibl stellt sich bei mir die Frage, ob sich Konzepte der Sudbury-Pädagogik auch in der Ausbildung und im Studium angehender Bibliothekare und Bibliothekainnen in die Lehr- und Lerninhalte übertragen ließen.

In dem weiteren interessanten Beitrag „Kinderkultur – neue Wege für Bibliotheken dargestellt am Beispiel der Schul- und Kinderbibliothek Kelsterbach“ von Meike Kaiser, wurde zu Beginn deutlich, wie angespannt die Haushaltslage für öffentliche Bibliotheken speziell in Hessen sind. Durch noch glückliche Umstände ist die eben genannte Einrichtung im Gegensatz zu 100 anderen in Hessen noch nicht unter dem Rettungsschirm. Kaiser betonte, dass Bibliotheken vielfältiger werden müssen und Kultur und Soziales integrieren müssten. In Kelsterbach wohnen zwischen 50-70 % Migranten. Laut ihrer Schätzung sind es sogar um die 80 %. So bietet die Bibliothek eine Kunstwerkstatt an und verwirklicht kulturpädagogische Konzepte. Sie vermittelt kulturelles und ästhetisches Handeln. Hinzu kommen unter anderem Kinderkinoveranstaltungen, Kindertheater und Kinderkonzerte.

Abschließend würde ich noch ergänzen, dass andere für diese Form der Bibliotheksarbeit auch das Label „Interkulturelle Bibliotheksarbeit“ verwendet hätten und diesen Vortrag auf diese Weise so „verkauft“ hätten. Ich finde es gut, dass Meike Frau Kaiser es nicht getan hat. Doch wäre eine Kulturalisierung von Kindern, bei denen meisten eher die Groß- und Urgroßeltern schon nach Deutschland kamen, nicht auch eine Form von Ethnisierung? Ist das inter­kulturell kompetente Zusammen­leben nicht häufig von einer derartig kulturalisierenden Gesellschaftstheorie geprägt? Deshalb ist es gerade bei Kindern wichtig, dass diese „normal“ aufwachsen und Andersein nicht überbetont wird aufgrund von anderen Muttersprachen, die natürlich eine Bereicherung sind und auch gesprochen werden sollen, aber diesem Falle nicht hilfreich wären. Es sei hier aber auf Prof. Dr. Mecheril von der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg verwiesen, der vor dieser Art der Paternalisierung des vermeintlich kulturell Anderen warnt, die sich leider auch manchmal in Bibliotheken und deren Arbeit mit Migranten niederschlägt:

„Im Diskurs über Trans- und Interkultur wird in der Regel ein Aspekt stillschweigend vorausgesetzt, nämlich dass „wir“ über „sie“ reden. Professionalität ist wie selbstverständlich an die Mehrheitsposition geknüpft. Sobald es Mehrheitsangehörige mit Minderheitenangehörigen zu tun haben, legen dominante Diskurse „kulturelle Differenz“ nahe. Da diese Nahelegung einseitig ist (ein Elend), also kaum thematisiert wird, wie Professionelle mit „nicht-österreichischem“ Hintergrund kulturell mit „ÖsterreicherInnen“ klarkommen, werden im inter- und transkulturellen Diskurs die Anderen kulturell objektiviert. „Kultur“ ist ein Werkzeug der Vergegenständlichung der Anderen, Instrument ihrer Entsubjektivierung. Dies korrespondiert der gesamtgesellschaftlichen Schwierigkeit, „Andere“ als Subjekte anzuerkennen. Der in den interkulturellen Milieus heimische Paternalismus beispielsweise bedarf des entsubjektivierten Status der Anderen. In gewisser Weise brauchen „wir“ die Anderen, um uns darüber klar zu werden, dass wir es gut meinen.“

In einem weiteren Vortrag dieses Vormittags wurde „Die JungeMedienJury (JMJ) der Stadtbücherei Frankfurt am Main“ vorgestellt. Positive Effekte waren, dass der kritische Medienkonsum gefördert wurde, die Diskussionsfähigkeit geschult wurde, jugendliche ein öffentliches Forum und Anerkennung erhielten. Die Leseförderung passierte hier eher indirekt durch BibliothekarInnen, sondern vielmehr durch die peer groups. Es konnten Freundschaften und Netzwerke entstehen, viele haben Gleichgesinnte kennen gelernt. Die Idee dahinter ist, dass Jugendliche selbst ein alltägliches Medium bewerten. Als beratender Kopf, konnte Prof. Dr. Ewers vom Institut für Jugendbuchforschung gewonnen werden. Hierzu wurden Kritikerworkshops abgehalten. Die JMJ fragte und Experten antworteten. Besonders interessant und spannend war sicherlich die Kooperation mit der Litprom, der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Südamerika. Zusätzlich wurde Medien breiter gefasst und auch Computerspiele wurden mit hinzugenommen. Der Spieleentwickler aus Frankfurt am Main, Deck 13 konnte als Partner gewonnen werden. Ansonsten gab es gute Sponsoren wie den Lions Club, dem Drogenreferat der Stadt Frankfurt und prominente Schirmherren und -frauen, wobei die Referentin Frau Roswithe Kopp darauf verwies bei der Auswahl von Schirmpersonen vorsichtig zu sein, dass der Promifaktor wie bei Sabrina Setlur oder anderen z.B. von No Angels nicht das eigentliche Projekt in den Hintergrund stellen darf.

Bei „JuJu – Jugendliche beraten Jugendliche – das Projekt der Stadtbibliothek Oberursel“ ging es auch um die Methode „Lehren durch Lernen„. Es gibt dort zum Beispiel auch ein Jugendbüro, in dem ein Sozialpädagoge tätig ist. Das Projekt „Buchdurst“ hat mich besonders beeindruckt. Die aktive Beteiligung der Jugendlichen klang sehr interessant, da hier das Gefühl bei den Zielgruppen entstand, dass sie sich mit ihrer Einrichtung besser identifizieren. Trotz einer betreuungsintensiven Arbeit durch die BibliothekarInnen, waren diese vom „Outcome“ ihres Projekts sehr angetan. Als Belohnung erhielten Jugendliche freie Getränke, werden bei der Erstausleihe neuer Medien bevorzugt und erhalten Süßigkeiten. Jugendliche beraten auch Erwachsene in bestimmten Fragen. Zum ersten Mal sind diese keine Konsumenten und die Zielgruppe Jugendliche wird selbst an der Bibliotheksarbeit beteiligt. Diese partizipative Element machte auf mich einen großen Eindruck, da dadurch die soziale Kohäsion und das Image der Bibliothek merklich gesteigert werden konnte. Die Bibliothek gewann auch schon den Hessischen Leseförderpreis 2011:
„Auch das Hip-Hop-Leseprojekt, welches das Ju­gend­büro in Zusammenarbeit mit der Stadt­bücherei kon­zi­pierte und mit vielen Schulklassen durchführte, bekam den mit 3.750,- Euro dotierten ersten Preis der Hessischen Leseför­derung. Das Projekt nutzt verschiedene Elemente des Hip-Hop, um leseun­lustigen Schülern Bücher näher zu bringen.“
In Oberursel beraten Jugendliche ehrenamtlich andere Jugendliche z.B. an der Infotheke der Jugendbücherei. Junge noch NICHT-Nutzer/innen kamen dadurch eher, um ihre Klassenkamerad/innen zu besuchen. Entscheidungen, wie etwa zur Einrichtung, der Dekoration oder der Medien des Jugendbereiches, wurden im Konsens mit den Jugendlichen getroffen. Dabei helfen sie auch beim Zurückstellen von Medien mit, sowie bei Projekten und Veranstaltungen.
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