Diebstahl in der Zwickauer Stadtbibliothek

Schon gestern berichtete die Presse über den Diebstahl in Bibliotheken. Das griff die Zwickauer Zeitung der Freien Presse natürlich gleich als Thema auf.
Der Leiter der Zwickauer Bibliothek hatte schlechte Zahlen im Gepäck im Gespräch mit der „Freien Presse“. Frank Körner berichtete, dass die Nutzer der Stadtbibliothek nach seiner Schätzung 2009 rund 200 Bücher haben mitgehen lassen. Der Neubeschaffungswert für diese Bücher liegt bei 4000 Euro. Dies macht etwa ein Zwanzigstel des Gesamtetats der Bibliothek aus.

Dass Bücher fehlen, wird häufig zufällig festgestellt und nicht immer kann die Bibliothek das Buch sofort wiederbeschaffen. Manchmal tauchten die Bücher erfreulicherweise später irgendwie wieder auf. Eine elektronische Diebstahlsicherung wird es erst mit dem geplanten Neubau geben. Doch wann der neue Bibliotheksbau kommt ist ungewiss.

Körner hatte auch postive Zahlen für die Zwickauer Bibliothek im Gepäck.

Auf ein gestohlenes Buch kamen 2009 immerhin 1661 ordnungsgemäß entliehene Medien – insgesamt 332.399 Leihvorgänge, 3,1 Prozent mehr als 2008. Als besonders erfreulich wertet Körner den starken Anstieg der Ausleihzahl von Kinder- und Jugendliteratur von 63.444 im Jahr 2008 auf 71.280 im Folgejahr. Das ist fast ein Achtel Zuwachs.

Bei fast allen Medienarten konnten positive Zuwächse festgestellt werden. Fraglich finde ich jedoch, dass Zurückgehen der Ausleihzahlen bei Musik-CDs auf schnellere Internetanschlüsse zurückzuführen, die einen zügigen aber auch illegalen Download jeder Art von Musik erlaubt. Daher müssten viele Musikfreunde gar nicht mehr in die Bibliothek kommen, um an „Kopiergut“ zu kommen. Beim Lesen dieses Passus habe ich mich geärgert. Das ist ins Horn der Musikindustrie getutet und gerade Bibliothekare sollten hier mit ihren Erfahrungen vorsichtig sein. Im Web gibt es legal kostenlos bereitgestellte digitale Musik, beispielsweise bei Jamendo. Auch sind legale MP3-Alben mittlerweile für ein Taschengeld zu haben.

Für die Musik-CDs war der Schwund gering, denn neben dem Rückgang der Ausleihzahlen schützte auch laut Körner die verlustfreie Kopie diese digitalen Medien vor Diebstahl, wobei auch im digitalen Bestand Medien 2009 verschwanden. Ein Nutzer der Bibliothek orientierte sich bei seiner Suche nach den Filmen der Olsenbande an den Hüllen der DVDs. Danach fehlten einige Filme. Die DVDs selbst waren seltsamerweise aber alle vollständig da. Bei Nachforschungen fand man heraus, dass ein Kunde der Bibliothek sich alle Filme ausgeliehen und kopiert hatte. Um dann an die originalen Einlegeblätter zu kommen, hatte er die Hüllen aus der Bibliothek mitgehen lassen.

Quelle:
Kohlstein, Thorsten: Leser klauen Bücher für 4000 Euro, Freie Presse (Zwickauer Zeitung)