Pilotprojekt Touchpoint an der UB Lüneburg

Der GBV bemüht sich, ähnlich wie der Bayerische Bibliotheksverbund es bereits getan hat, den Bibliotheksnutzern innerhalb seines Zuständigkeitsbereiches eine einfachere Suchmöglichkeit anzubieten. Der Trend geht zu Bibliothekssuchmaschinen und weg vom OPAC, da unsere Nutzer die Suche mit Suchmaschinen besser gewöhnt sind.

Bianca Rühling von der Verbundzentrale des GBV berichtete auf der 14. Verbundkonferenz des GBV über die Einführung von Touchpoint als lokaler Katalog am Beispiel der UB Lüneburg. Sie schilderte dabei zuerst die Einstiegsseite.

Das Formular zur Abfrage (der Suchschlitz) lässt sich auf der Homepage einbinden, aber natürlich auch auf der Startseite des Kataloges, welche den zentralen Sucheinstieg bilden soll. Dort können auch eine kontextsensitive Hilfe angezeigt werden oder in einem Feld am Rand Aktuellmeldungen aufgerufen werden. Voreingestellt bei der Einstiegsseite der Bibliothekssuchmaschine von Touchpoint ist die einfache Suche und die Anzeige der Datenbankauswahl. Rechts besteht zudem die Möglichkeit, individuell gestaltete Infoboxen anzuzeiten.

Zur Datenbankauswahl gehören der lokale OPAC mit der Ausleihanbindung, auf Wunsch Teilkataloge der Online Contents (OLC) und später auch des Gemeinsamen Verbundkatalogs (GVK). Dies soll über einen SOLR/Lucene-Index geschehen. Auch weitere überregionale und internationale Kataloge sollen so hinzugeschaltet werden, möglichst mit Anbindung an die Fernleihe. Auch die Einbindung von lizensierten Fachdatenbanken soll möglich sein. Dabei werden die Zugriffsrechte über Touchpoint gesteuert. Im Administrationsbereich von Touchpoint können einzelne Zugriffsrechte selbst angelegten Nutzergruppen zugeordnet werden, um diesen Zugang zu lizenzierten Angeboten zu ermöglichen oder zu verwehren. Außerdem können dorch individuelle Bereiche gestaltet werden, z.B. mit Infotexten.

Für die Recherche stehen eine einfache und erweiterte Suche zur Verfügung. Im Gegensatz zum derzeitgen OPAC ist eine Invertierung des Autors (Nachname, Vorname) nicht notwendig. Ein Spellcheck hilft bei Rechtschreibfehlern weiter. Auch ist es möglich, Sucheinschränkungen nach Publikationsform, Sprache und Jahr hinzuzuschalten. Bei einer Anmeldung des Nutzers kann er seine Suchgeschichte, Sucheinstellungen, Datenbankauswahllisten und Merklisten (datenbankübergreifend) speichern. Die erweiterte Suche entspricht der des Standard-OPACs.

Auch die Trefferliste weist Neuerungen gegenüber dem OPAC auf. So wird rechts eine Faszettierung angezeigt, derzeit nach Autor, Thema, Publikationsform, Jahr und ggf. nach Teilbibliothek. In der Kurzliste werden dabei Titelblätter und Hinweise auf Inhaltsverzeichnisse und Volltexte angezeigt, die sofort angeklickt und aufgerufen werden können. Zu Beginn der Detailanzeige steht die individuell gestaltbare Kurzanezige. Darunter folgen in Reitern die Anzeige der Exemplare und die Vollanzeige der bibliographischen Daten unter „mehr zum Titel“.

Es gibt für die bibliographischen Daten zudem verschiedene Ausgabeoptionen. So können die Daten gedruckt oder per E-Mail versandt werden. Außerdem lassen sich die Daten in verschiedenen Formaten speichern, z.B. in Endnote, so dass ein Import in Literaturverwaltungsprogramme möglich ist.

Das Benutzerkonto erlaubt wie auch im OPAC die Anzeige der Benutzerdaten, der Entleihungen und der Vormerkungen. Durch die Anbindung an das LBS von Pica können so über Touchpoint auch Vormerkungen, Bestellungen und Verlängerungen vom Nutzer vorgenommen werden. Für Touchpoint ist derzeit eine Loan Function 4, z.Zt. in der Version 2.8 notwendig. LBS4 muss also zumindest auf dem LBS-Server im Hintergrund aktiv sein und kann parallel mit OPC3 laufen. Als großes Problem stellt sich momentan noch der Dublettencheck dar. Derzeit wird kein Check durchgeführt.

Nächste Schritte für die Touchpointlösung von Lüneburg ist die Einbindung von GVK und OLC in den Lucene-Index, da die Fascettierung nur über die Kataloge im Index läuft. Am 10.10. soll dann der Produktivtest mit der Evaluierung des Angebots an der UB Lüneburg starten.

Eines muss Bibliotheken, die auf Touchpoint setzen, klar sein: Hinter Touchpoint wird der OPAC (OPC4) versteckt und der Umfang an Suchkriterien zur Spezifizierung der Suche ist eingeschränkt. Daher empfielt es sich für Nutzer, die eine differenzierte Suche durchführen wollen oder Bibliothekare im Auskunftsdienst den OPAC als zweiten Sucheinstieg weiterhin anzubieten.

Auch zu den Kosten machte Frau Rühling eine kurze, wenn auch recht unspezifische Angabe. Es wird für die Nutzung von Touchpoint ein jährliches Nutzungentgeld notwendig. Dies soll jedoch so günstig ausfallen, dass es sich jeder leisten kann.

Für meine Arbeit habe ich eine kurze Präsentation zusammengestellt, die zeigen sollte, warum Bibliothekssuchmaschinen ein interessantes Serviceangebot von Bibliotheken für ihre Nutzer sind und welche Entwicklungen bereits laufen / entstanden sind:

Zur Zukunft des Konzeptes Informationskompetenz in Bibliotheken – Teil 2

Zu Teil 1 des Beitrages bitte hier klicken.

Wir geben uns Mühe, Bibliothekssuchmaschinen immer besser zu gestalten, dem Nutzer dabei immer mehr Suchentscheidungen abzunehmen. Entmündigen wir ihn damit aber nicht und behalten wir ihn so nicht in seiner Unwissenheit, weil er gar nicht die Notwendigkeit hat, durch die Maschine getroffene Entscheidungen zu durchdenken und beurteilen? Oder ist eine suggestive Führung vielleicht doch ganz gut und verbessert aus Sicht des Nutzers den Service der Bibliothek, weil er bei seiner Recherche mehr Erfolgserlebnisse hat. Ist in dieser Hinsicht die Diversifizierung der Suchoberflächen vielleicht nicht sogar wünschenswert? Lassen sich durch suchmaschinenbasierte Rechercheoberflächen die in den Bibliotheken vorhandene Medien nicht sogar besser darstellen?

Bibliothekare bemühen sich in gewissen Grenzen bereits jetzt ihre Daten offenzulegen, aber das Verhalten der Datenbankanbieter geht in eine andere Richtung. Ihre Suchoberflächen können sich den Entwicklungen nicht entziehen, aber häufig versuchen sie zu viel auf ihren Oberflächen zu kombinieren. Durch Bibliothekssuchmaschinen (Metasuchmaschinen), die eben auch die Inhalte verschiedenster Kataloge und Datenbanken (wenn sie in einem gemeinsamen Index liegen) durchsuchen können, werden Bibliotheken und damit ihre Nutzer auch unabhängiger von den verschiedenen Datenbankoberflächen. Für Bibliothekare heißt das, sie müssen im Zweifelsfall eine Oberfläche schulen und können darüber Anreize zum Erwerb von Informationskompetenz geben.

Wir müssen davon ausgehen, dass die Navigation in der Informationslandschaft durch deren wachsende Komplexität immer schwierig bleiben wird. Der einfacheren Navigation in den Oberflächen steht die schiere Masse an Informationen gegenüber.

Informationskompetenz soll kritisch und mündiger machen. Sie hilft, sich selbstbestimmt in einem Informationsraum zu bewegen. Deshalb müssen unsere Bibliotheksnutzer eine entsprechende Kompetenz erwerben. Sie kann ihnen nicht vermittelt, sondern nur selbst entwickelt werden. Die Qualität unserer derzeitigen Werkzeuge hemmt Nutzer. Sie entmündigen den Nutzer, weil nur Experten mit den derzeitigen Systemen umgehen können. Das ist die eigentliche Entmündigung unserer Nutzer.

Zu Beginn dieses Argumentationsstranges wurde aber die These aufgestellt, dass Informationskompetenz nicht vermittelt, sondern nur erworben werden kann. Wie können wir dann Informationskompetenz vermitteln?
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Zur Zukunft des Konzeptes Informationskompetenz in Bibliotheken – Teil 1

Thomas Hapke und Lambert Heller haben in einer der letzten Veranstaltungen der 14. Verbundkonferenz eine Diskussion rund um Informationskompetenz angestoßen. Die Zuspitzungen ihrer Vorträge sollten die Basis einer guten Debatte bilden.

Hapke präsentierte ein Suchbeispiel, welches am 25.08.2010 im netbib weblog dokumentiert wurde. Nehmen Sie einen Bibliotheks-OPAC, z.B. Gesamtkatalog des GBV und suchen Sie  nach Wir sind doch nicht blöd. Geben Sie ruhig auch den Autor mit ein. Die Ergebnisse sind für den Suchenden enttäuschend. Suchen Sie dies bei TUBFind oder anderen suchmaschinenbasieren Online-Katalogen und Sie werden diesen Titel, sofern in der Bibliothek vorhanden, tatsächlich ganz oben gelistet finden… Warum? – Hand aufs Herz, selbst Sie als Recherche-Experte werden sicherlich nicht sofort daran denken, dass dieses „nicht“ im String vom OPAC als Boole’scher Operator gewertet wird und er daher alle Treffer anzeigt,  die vom Autor stammen, die Buchstabenkombination „blöd“ aber NICHT enthalten.

Wie soll man dies einem Nutzer vermitteln? Müssen wir ihm das überhaupt vermitteln oder sollten wir lieber zusehen, dass unsere Suchoberflächen solche Hürden umgeht und es dem Nutzer relativ einfach macht?

Auch weitere Fragen schließen sich daran an. Wie zeitgemäß ist es heute noch, sich vor eine Gruppe zu stellen, frontal die Vorträge zu halten oder eine Lehrveranstaltung anzubieten, die sich allein mit dem Thema Informationskompetenz beschäftigt? Erreichen wir mit unseren Veranstaltungen dabei nicht nur Leute, die man dazu zwingt und präsentieren wir uns selbst dabei nicht als etwas Abschreckendes?

„In diesen Tagen darf sich niemand auf das versteifen, was er kann. In der Improvisation liegt die Stärke, alle entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt werden.“

„These are the days when no one should rely on his ‚competence‘. Strength lies in inspiration. All the decisive blows are struck left-handed.“
Walter Benjamin, Einbahnstraße, 1928.

Anhand dieses Zitates von Walter Benjamin verdeutlichte Hapke, dass Kompetenzen zukünftig eine größere Rolle spielen werden, es nicht mehr in dem Maße darauf ankommen wird, welche Fakten wir mal gelernt haben oder wie wir mit einem bestimmten Programm umgehen. Was Bestand haben wird in einer Welt, die sich rasch ändert, ist das, was wir an Kompetenzen entwickeln.
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Digitale Objekte im Verbund – Herausforderung für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den GBV

„Digitale Objekte im Verbund“ lautete das Motto der 14. Verbundkonferenz des GBV in Berlin.  Dieses Motto beinhalte nicht nur das digitale Objekt, sondern auch den Umgang mit digitalen Projekten im Verbund, fand Prof. Dr. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußicher Kulturbesitz, in seinem Grußwort am 08.09.2010. Eine wichtige Frage, mit der sich die Stiftung auseinander setzen muss ist auch, wie sich diese digitalen Objekte zueinander verhalten. Sie besitzen sehr heterogene Formen und je nach Form muss man schauen, wie man sie archivieren, digitalisieren, verwalten und zugänglich machen muss. Die Stiftung sieht sich hier einer großen Herausforderung gegenüber.

Die Einrichtungen sehen sich hier mit neuen Anforderungen konfrontiert, da digitale Medien weniger kontrollierbar sind als physische Medien. Parzinger forderte, dass „Digitalisierung“ und „Aufklärung“ dabei „Hand in Hand“ gehen müssten. (Was dabei mit Aufklärung gemeint ist, weiß ich nicht – geht es um eine Aufklärung im Sinne des Urheberrechts?) Eine weitere Schwierigkeit sei, dass Daten immer globaler angeboten wären, z.B. in der Deutschen Digitalen Bibliothek, der Europeana oder anderen national übergreifenden Digitalisierungsprojekten. Offene Fragen riss er stichwortartig an:

  • Koordinierung der Projekte, innerhalb der Projekte
  • Langzeitarchivierung
  • Standardisierung
  • Urheberrecht

Die Stiftung sieht sich mit ihren „vielen“ digitalen Sammlungen besonders gefordert und reagiert zumindest im Bereich der Bereitstellung mit einem stiftungsübergreifenden Portal, welches sich derzeit im Aufbau befindet. Außerdem nimmt sie mit ihren digitalen Sammlungen an Metaportalen, z.B. BAM-Portal, MICHAEL oder euromuse teil.

Hahnebüchend wird es aber in dem Moment, wo es um die Unterstützung von Open Access geht. Open Access ist für die Stiftung ein sehr heterogenes Feld in der Bereitstellung. Einerseits möchte man das kulturelle Erbe jedem und vor allem der Forschung auch digital zugänglich machen, andererseits sieht die Stiftung sich in der Pflicht, ihre realen Sammlungen, Schlösser etc. zu finanzieren. Für die digitalen Sammlungen heißt dies, dass mit ihrer Hilfe ebenfalls Einnahmen für den Erhalt der Stiftungsbestände generiert werden müssen. Daher arbeite man derzeit an einer Ergänzung der Berliner Erklärung für Museen und Kultureinrichtungen.

Man möchte auf keinen Fall, dass andere sich an kostenlos bereitgestellten Daten bereichere. Daher wird man mit der Ergänzung Handlungshilfen für Museen und andere Kultureinrichtungen geben. Für die Forschung soll der Zugang jedoch kostenfrei bleiben.

Das Thema Open Access war in der gesamten Veranstaltung bei den von mir besuchten Veranstaltungen kaum ein Thema. Zeigt dies den Stellenwert, den Open Access innerhalb des GBV einnimmt? Und gerade im Bereich digitaler Objekte, Projekte sollte dies ein wichtiges Thema sein.

Frau Maria Elisabeth Müller, Direktorin der SuUB Bremen und Vorsitzende der Verbundleitung des GBV, sah zwei große Themenbereiche sich im Spektrum der Konferenz widerspiegeln – das Innovationsmanagment und die Digitalisierung. Einerseits stelle sich Bibliotheken die Frage, wohin die Reise im digitalen Bereich geht und andererseits sah sie auch Firmen, die bereits jetzt maßgeschneiderte Lösungen liefen könnten. (Die Firma, auf die Frau Müller hierbei insbesondere hinwies, hat so einen schlechten Vortrag abgeliefert, dass ich hier nichts berichten kann.) Im Ergebnis möchte sie zwei Fragen durch die Konferenz beantwortet sehen: Wo steht der Verbund? und: Ist er entwicklungsfähig?

Herr Prof. Dr. Moritz Wullen, Direktor der Kunstbibliothek und Staatliche Museen zu Berlin, sieht auch seine Einrichtung durch die Entwicklungen betroffen. Seine Einrichtung digitalisiert nicht nur Bücher sondern auch Objekte. Man möchte die Schatzkammmern der Museen zugänglich machen. Dies geschieht durch nationale und internationale Ausstellungen. Bedeutend für dieses Ziel ist die Digitalisierung – zusammen mit internationalen Partnern auch mit Förderung der DFG. Die Kunstbibliothek als Ausrichter der Konferenz erhoffte sich für die eigene Arbeit Impulse aus den Vorträgen.