Onleihe – immer noch das einzige ÖB-Tor zur E-Book-Welt?
… oder warum tun wir uns mit einer Einordnung der Onleihe und einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Angebot so schwer?
Die Diskussion, die ich hier widerspiegle, habe ich dankenswerter Weise mit Erlaubnis von Christoph Deeg und Peter Jobmann aus Facebook übernommen. Sie hat heute Nachmittag stattgefunden und soll hier auch ihren Weg aus der engen Facebookwelt herausfinden. Dazu folgen jetzt die Kommentare, die maßgeblich für die Diskussion sind. Nicht übernommen habe ich Zustimmungen durch „I Like“.
Beitrag:
Christoph Deeg:
Interessant. Wird der Anbieter jetzt beginnen daraus ein „professionelles“ Produkt zu machen? Und wie geht die Bibliothekswelt mit diesem „quasi-Monopol“ um, wenn doch Monopole immer ein Argument gegen Amazon, Google und Co. sind? Und welche Konzepte gibt es für die freien Inhalte wie Blogs?
ZIBB: Onleihe: Bibliotheken leihen online aus, RBB-online.de, 19.02.2014
Kommentare:
Peter Jobmann
Peter Jobmann Letztlich ein riesen Spagat für die Bibl. und ein großer Ansatzpunkt für Kritik. Zur bibl. Aufgabe gehört eigentlich auch, das drumherum zu vermitteln: 1. wir verleihen im Prinzip gar nichts und 2. wir unterstützen ein furchtbares Verwertungsmodell. Die Wahl eines weiteren Anbiertes (Ciando) wird ja im bibl. Raum auch schon als Nestbeschmutzerei wahrgenommen. Bibliotheken und die in ihnen Beschäftigten agieren zum großen Teil völlig apolitisch. Eine Haltung, die nachhaltig Schaden anrichten wird.
Ich:
Hieran hat sich nichts geändert und die Kritik übe ich seit 2007:
Böhner, Dörte: Für Öffentliche Bibliotheken – keine Alternativen zur Onleihe, Bibliothekarisch.de, 18.01.2012@Peter, Ciando ist letztlich nicht besser als die Onleihe, sondern nur eine Quasi-Alternative zu einem Quasimonopol.
Das häufig gehörteste Argument für die Nutzung dieser schlechten E-Book-Angebotes: „Wir können wenigstens ein Angebot machen.“ Das Angebot freier E-Books ist aufwendig, muss besser gemeinsam koordiniert werden und ist immer abhängig von einer geeigneten Plattform und der Sicherstellung einer verlässlichen Verfügbarkeit, sowie entsprechender Lizenzen.
Peter:
Ich weiß doch, dass Ciando exakt dasselbe macht. Nur fängt es bei diesem Punkt schon an. Bibliothekspolitisch ist es derzeit der wirksamste und simpelste Schritt, diesem Gebilde ekz – divibib – Büchereizentralen ein Konkurrenzangebot entgegenzusetzen. Der Rest ist eine Mischung aus Eigenverantwortung und dem beständigen Versuch, was Du großartigerweise schon seit Jahren so machst (und bei diesem Thema hast Du mich in die richtige Richtung geschubst), die bibliothekarische Umgebung zum Nachdenken anzuregen.
Christoph:
Was mich traurig macht ist, dass man hier eine kleine Gruppe von Unternehmen in die Lage versetzt, letztlich das Bibliothekswesen zu „kontrollieren“. D.h. die Bibliotheken sind von den Fähigkeiten und Zielsetzungen dieser Unternehmen abhängig. Manche dieser Unternehmen verfügen aber meiner Meinung nach bzw. basierend auf meinem Eindruck nicht über das Know How und/oder das Interesse, innovative Produkte zu entwickeln. Damit lähmt sich das System.
Ich
Genau das ist das Problem. Politisch wird da seitens der „Empfehlungsdienstleister“ = Verbände, Büchereizentralen, wie Peter schon sagt, nichts gemacht, weil das Thema „Wir verleihen E-Books“ und können das mit Onleihe und Ciando auch tun – den Blick für die Probleme verbaut. Wo sind die großen ÖBs, die etwas dagegen setzen? Wo sind die Hochschulen, die andere Lösungen entwickeln?
Christoph:
Und es ist noch schlimmer. Denn Kritik wird m.E. nicht geübt und nicht gewünscht. Die Vernetzung und die Abhängigkeit untereinander ist so groß, dass es zu wenig Bewegung gibt. Aber wie wollen Bibliotheken im 21. Jahrhundert erfolgreich agieren, wenn sie keine „konkurrenzfähigen“ Angebote haben? Immerhin stoßen immer mehr kommerzielle Anbieter in die zentralen Geschäftsfelder der Bibliotheken vor. Der Verleih von Medien an sich ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Peter:
Die Abhängigkeiten und die Vernetzung im bibliothekarischen Raum ist wirklich interessant und außergewöhnlich kritikwürdig. Was aber die Konkurrenzfähigkeit angeht wäre ich vorsichtig. Bibliotheken mit einem klar strukturierten Konzept, das perfekt auf lokale Gegebenheiten passt, habe auch heute keine kommerziellen Anbieter, die in ihr Gebiet vordringen. Wer die Lücke im Bildungssystem, d.h. die Verknüpfung der Bildungs- und Kultureinrichtungen seiner lokalen Umwelt, gut auszufüllen weiß, der verrichtet sehr gute Arbeit und muss keine Angst vor der Zukunft haben.
Christoph:
@Peter Jobmann ich meine damit die digitalen Angebote. Im analogen Raum gibt es durchaus Bibliotheken mit konkurrenzfähigen Angeboten.
Ich:
@Christoph – ich denke, es gehört eine gute Kombination von analog und digital dazu, um konkurrenzfähig aufzutreten. Der ausgewogene Mix ist es, wobei natürlich für beide Seiten entsprechendes Fachwissen notwendig ist.
Christoph:
Jep. Aber es gibt auch grundsätzliche Fragestellungen. Also z.B. warum werden so selten die aktuellen und möglichen Nutzer in die Entwicklung von Bibliotheken involviert? Warum gibt es keine Konzepte für die Nutzung freier Inhalte? Warum wird noch immer nicht flächendeckend Munzinger und Wikipedia oder Bücher und Games als gleichwertig angesehen?
Peter:
@Christoph: prinzipiell glaube ich eh nicht, dass einzelne Bibliotheken konkurrenzfähige digitale Angebote machen können. Grundlegendes ist sicherlich möglich, aber der Rest kann nur in überregional gelingen. Die Masse an Parallelangeboten und damit Parallelarbeit im bibl. Raum ist schon spektakulär.
Christoph:
Was die Büchereizentralen angeht kann ich nicht mitreden. Und was wir natürlich auch überlegen sollten ist, wie man dann die Bibliotheken unterstützt, die einen neuen Weg gehen wollen. Kritik an Onleihe etc., so selbstkritisch bin ich schon, reicht nicht aus. Was ich auch nicht abschätzen kann ist warum man so oft sagt, dass man wenigstens etwas eigenes haben will. Oder anders ausgedrückt: brauchen eBooks die Bibliotheken oder brauchen Bibliotheken die eBooks? Und: warum beschweren sich in meinen Workshops fast alle Teilnehmer über Produkte wie die Onleihe – ohne für eine Veränderung zu sorgen?
Peter:
Einen Punkt möchte ich mal noch nachschieben. Der größte Mangel an digitalen Angeboten im bibliothekarischen Raum ist gar nicht bei den Möglichkeiten für unsere LeserInnen zu suchen sondern im fachlichen Austausch. Es gibt kaum Orte für fachlichen Austausch und dabei geht es mir jetzt nicht um die kleinen Netzwerke hier, bei Twitter, bei Google + usw. Es gibt nicht wirklich eine Institution, die wiederkehrende Fragen und Antworten sammelt. Die WissenssammlerInnen und -aufbereiterInnen sind derzeit kaum fähig ihr eigenes Wissen strukturiert zu sammeln und zu dokumentieren (fernab einzelner Portale mit Fachartikelnachweisen etc.).
Christoph:
Oder um es anders auszudrücken: ich denke wir müssen einen Weg finden, Partner für Bibliotheken zu finden, die dafür sorgen, dass digitale Angebote von Bibliotheken einen technologischen Standard definieren. Das können durchaus die aktuellen Anbieter bzw. Unternehmen sein, wenn sie denn in der Lage sind, soetwas zu entwickeln. Aber es sollte parallel mit Partnern aus anderen Bereichen gesprochen werden. Und es sollte über neue Formen der Kooperation nachgedacht werden. Schließlich müsste man zudem überlegen, ob wirklich alle Bibliotheken solche Angebote brauchen. Denn viele Bibliotheken haben vielleicht die Onleihe aber keine Ressourcen, um damit verbundene Serviceleistungen in der analogen Welt zu realisieren.
Ich:
Die Frage, die mich dabei beschäftigt ist: Wissen Bibliotheken – ganz unabhängig mal davon, was technisch und rechtlich möglich ist – welche Anforderungen sie an ihr elektronisches Angebot stellen wollen/sollen? Onleihe als alternativlos zu bezeichnen ist einfach, wenn man davon ausgeht, dass die Medien genauso behandelt werden sollen wie analoge Medien (Medienstücke). Mir fehlt da ein wenig das visionäre in dieser Hinsicht. Wie kann ein Angebot aussehen, das nicht von DRM, Leihfristen und Stückzahlen abhängig ist?
Kann die reine Koordination und Kombination verschiedener Angebote (in Bezug auf lokale Spezifika) eine Zukunft sein oder müssen (kleinere öffentliche) Bibliotheken die Inhalte auch aktiv selbst anbieten?
Wenn wir davon ausgehen, dass die Kombination und Koordination (digitaler) Medien, sowie deren „Vermittlung“ z.B. über Webseiten, Kataloge, Spiele etc. Aufgabe der Bibliotheken ist, dann sind große ÖBs, zentrale Vermittlungsstellen in der Pflicht zu schauen, wie die dazugehörigen Plattformen zu gestalten sind. Und das wird ohne passende Partner nicht möglich sein. Wie kommt man dann aber aus der „Bezahlfalle“ horrender Lizenzgebühren? (Ganz durchdacht sind die Gedanken jedenfalls noch nicht.)
Christoph:
@Dörte Böhner letztlich müssen wir uns fragen was vom Konzept der öffentlichen Bibliotheken zukunftsfähig ist und was nicht. Wenn der Verleih von Medien zu einem Geschäftsmodell privatwirtschaftlicher Unternehmen wird, was bedeutet das dann für Bibliotheken? Vor allem dann, wenn das Angebot immer preiswerter wird? Was bedeutet die PIACC-Studie [meine Anmerkung: Link zur Wikipedia ergänzt.] für die Leseförderung?
Ich:
Ich denke, eine Aufgabe von Bibliotheken – auch wenn das schnell in Richtung „Zensur“ ausgelegt wird, könnte in einer Welt, wo es alles gibt und alles zugänglich ist, das „Kuratieren von Leseangeboten“ sein, d.h. eine auf bestimmte herausgearbeitete Zielgruppen abgestimmte Zusammenstellung eines Medienmixes. Dazu kommen dann Mensch-zu-Mensch-Services.
Allerdings bin ich Bibliothekarin im wissenschaftlichen Bereich und kann nicht abschätzen, inwiefern mein Blick über den Tellerrand auf ÖBs perfekt passt. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir mehr auf klar umrissene, dafür aber auch spezifischere Zielgruppen eingehen müssen, z.B. auf deutsch-türkische Schüler der 7. Klasse der Ganztagsschule. Das ist jetzt übertrieben stark differenziert, aber genau das machen die großen Unternehmen ja. Dafür passende Konzepte zu entwickeln, Forschung zu betreiben und … und … und … – das macht es derzeit im Hintergrund so abschreckend, sich mit Dingen wie der Onleihe und ihrer Bedeutung auseinander zu setzen. Man muss nämlich an vielen Stellen bestehende Konzept, die bis jetzt funktioniert haben, angreifen, in Frage stellen und ggf. diese verwerfen.
Christoph:
Ich glaube genau das ist das zentrale Problem. Es geht um die Frage, was öffentliche Bibliothek sein soll und was nicht. Sehr viele Zielgruppen werden von ihnen nicht erreicht. Gleichzeitig gibt es viele stark genutzte Angebote. Das Problem der Onleihe ist m.E. dass sie existiert im überhaupt etwas zu haben. Aber es fehlt an einem Konzept für eBooks. Viele Bibliotheken testen beispielsweise nicht oder zu selten die Apps und die Abläufe. Aber das gehört mit dazu. Das Kuratieren von Inhalten ist fur öffentliche Bibliotheken m.E. kein Modell für die Zukunft. Denn es gibt zu viele Inhalte. Bibliotheken können die Masse an Informationen nicht mehr verarbeiten geschweige denn eine Vorauswahl treffen. Dies geht bei abgeschlossenen Themen aber sonst nicht.Ich glaube genau das ist das zentrale Problem. Es geht um die Frage, was öffentliche Bibliothek sein soll und was nicht. Sehr viele Zielgruppen werden von ihnen nicht erreicht. Gleichzeitig gibt es viele stark genutzte Angebote. Das Problem der Onleihe ist m.E. dass sie existiert im überhaupt etwas zu haben. Aber es fehlt an einem Konzept für eBooks. Viele Bibliotheken testen beispielsweise nicht oder zu selten die Apps und die Abläufe. Aber das gehört mit dazu. Das Kuratieren von Inhalten ist fur öffentliche Bibliotheken m.E. kein Modell für die Zukunft. Denn es gibt zu viele Inhalte. Bibliotheken können die Masse an Informationen nicht mehr verarbeiten geschweige denn eine Vorauswahl treffen. Dies geht bei abgeschlossenen Themen aber sonst nicht.Ich glaube genau das ist das zentrale Problem. Es geht um die Frage, was öffentliche Bibliothek sein soll und was nicht. Sehr viele Zielgruppen werden von ihnen nicht erreicht. Gleichzeitig gibt es viele stark genutzte Angebote. Das Problem der Onleihe ist m.E. dass sie existiert im überhaupt etwas zu haben. Aber es fehlt an einem Konzept für eBooks. Viele Bibliotheken testen beispielsweise nicht oder zu selten die Apps und die Abläufe. Aber das gehört mit dazu. Das Kuratieren von Inhalten ist fur öffentliche Bibliotheken m.E. kein Modell für die Zukunft. Denn es gibt zu viele Inhalte. Bibliotheken können die Masse an Informationen nicht mehr verarbeiten geschweige denn eine Vorauswahl treffen. Dies geht bei abgeschlossenen Themen aber sonst nicht.Ich glaube genau das ist das zentrale Problem. Es geht um die Frage, was öffentliche Bibliothek sein soll und was nicht. Sehr viele Zielgruppen werden von ihnen nicht erreicht. Gleichzeitig gibt es viele stark genutzte Angebote. Das Problem der Onleihe ist m.E. dass sie existiert im überhaupt etwas zu haben. Aber es fehlt an einem Konzept für eBooks. Viele Bibliotheken testen beispielsweise nicht oder zu selten die Apps und die Abläufe. Aber das gehört mit dazu. Das Kuratieren von Inhalten ist fur öffentliche Bibliotheken m.E. kein Modell für die Zukunft. Denn es gibt zu viele Inhalte. Bibliotheken können die Masse an Informationen nicht mehr verarbeiten geschweige denn eine Vorauswahl treffen. Dies geht bei abgeschlossenen Themen aber sonst nicht.
Ich:
Das denke ich auch, dass manche Angebote eher „Werbetafeln“ sind: Das können wir für Sie tun. Damit erreicht man bekannte Nutzergruppen, die, die sich „lohnen“, weil sie in die Bibliothek kommen. Die Nichtnutzer sind dann ein anderes Problem. Die Gruppen kennen wir nicht gut genug und erreichen sie auch schlecht für eine umfassende Erforschung. Erreichen wir die aber mit diesen Gießkannenangeboten wie der Onleihe? Letztlich ist es auch eine reine „Werbetafel“, auf der steht: „Bibliotheken sind hipp.“ Und das Versprechen von 24/7 wird nicht gehalten.
Die Onleihe bietet als reines Plus gegenüber Angeboten für bekannte Nutzergruppen eine ortsunabhänige Nutzung – mal hart formuliert. Einmal muss man sich lokal in der Bibliothek anmelden. Schwamm drüber, damit kann man noch leben. Das kriegt man organisiert. Und dann werden die Nutzer enttäuscht. Alle, die Bibliotheken häufig deshalb nicht nutzen, weil sie ein Buch „jetzt“ haben wollen und nicht erst in drei Wochen oder die länger an einem Buch lesen, erleben, dass die Stückabhängigkeit und festgelegte Lesezeiten das Leben erheblich erschweren. Das können Angebote wie bspw. die Kindle Leihbücherei besser abbilden. Man kann jedes Buch ausleihen, egal wie viele andere es ausgeliehen haben, sofern es im Portfolio der „Leihbücherei“ enthalten ist. Einmal enttäuscht, sind so gewonnene Nichtnutzer wieder verlorene „Nutzer“ einer Bibliothek. Und damit gefährden solche Angebote wie die Onleihe oder auch Ciando die Bedeutung und den Ruf von Bibliotheken.
Stand der Diskussion: 05.03.2014, 17:48 Uhr
So eine differenzierte Analyse sollte in keiner onleihe Diskussion fehlen. … Was ist sonst noch möglich, kann man mit einfachen Mitteln am free eMedia Angebot teilhaben (gibt es gepflegte Linksammlungen?), wer soll/kann was machen und ab welcher Größenordnung ist ein Einstieg in die onleihe sinnvoll. … Es geht ja bei weitem nicht um Technikfeindlichkeit. In den (vor allen kleineren) ÖBs geht es darum, wie man sinnvoll mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen für seine Kunden das bestmögliche Angebot und Service generiert. Es sind genau hierfür kommunale Mittel, die man verwaltet. Und auch der persönliche Einsatz hat Grenzen. Bedenklich scheint die unreflektierte Bewerbung und Förderung der onleihe durch Verbände und offizielle Stellen. Da fehlen alternative Perspektiven. Und man folgt ja gerne den Meinungsführern. Da sind differenzierende Beiträge ein Wunsch, ja ein Muss.
Obwohl die Kosten der Onleihe (Implementierung und Betrieb) für kleinere Bibliotheken tatsächlich kaum tragbar sind und im Verbund auch die Kleinen nicht wirklich profitieren, würde ich die Frage der Alternative anders stellen.
Die Onleihe ist ja seit 2006 auf dem Markt und die ersten Jahre waren sicher für alle nicht einfach. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass das Modell zwar überlebensfähig ist, aber nicht optimal…und Interessanterweise für beide Seiten. Die Bibliotheken kritisieren viele Restrektionen und die Monopol…Sollten wir aber, wenn wir über die Alternativen nachdenken nicht auch die andere Seite anschauen? Haben wir jetzt auf dem Markt günstigeren Bedienungen zum Entstehen einer Alternative, die nicht nur eine Abhilfe (in Form von open E-Books) schafft, sondern ein überlebensfähiges und attraktives Model anbietet? Wer sind die Akteure, die daran beteiligt werden könnten? und schliesslich…sollten wir nicht vorerst die Anforderungen der Bibliotheken an ein solches Konzept/Angebot erheben und diese auch breit abstimmen?
So stimme ich in dem Punkt Dörte zu: wären hier nicht die Hochschulen gefragt, die diesen Prozess anstossen und begleiten sollten?
Die Komplexität dieser Diskussion muss auch in diese Richtung ausgeweitet werden. Da stimme ich voll zu. Vielleicht bin ich ketzerisch, wenn ich diese Punkte, die jetzt folgen werden, übertrieben hart formuliere, aber da darf man gerne relativieren und ich hoffe inständig, ich täusche mich.
Öffentliche Bibliotheken, gerade die kleineren, ruhen sich gerne auf der politischen Schiene aus: Unsere Geldgeber verlangen die Onleihe.
Die Ausbildung der Bibliothekare in Öffentlichen Bibliotheken ist unzureichend, um eine Entwicklung durch die Öffentlichen Bibliotheken selbst konstruktiv voranzutreiben.
Mittlere und kleinere ÖBs sind Einzelkämpfer, da ihr Überleben nicht von ihrem E-Service und gemeinsamer Arbeit abhängt, sondern davon, das gemachte Nest in ihrer Kommune bequem auszufüllen. „Das haben wir immer so gemacht.“ „Bis jetzt hat das immer gereicht.“ „Mehr finanzielle Unterstützung erhalten wir sowieso nicht.“ „Damit kann die Mehrheit unserer Nutzer nichts anfangen und sie profitieren somit auch nicht von unseren Bemühungen um mehr.“
ÖBs fühlen sich machtlos gegenüber den Bedingungen der Onleihe und den dahinter stehenden Verlagen. Man ist also froh, überhaupt ein Angebot machen zu können.
ÖBs haben kein Interesse, die bequeme Lösung „Onleihe“ aufzugeben und über Alternativen nachzudenken.
Wie sieht das auf der Seite von Verlagen aus. Ich sehe hier, dass viele Verlage sich auch 2014 noch immer schwer tun, überhaupt E-Book-Angebote auf den Markt zu bringen, nur um sich selbst nicht zu „kannibalisieren“. Werden E-Book-Angebote gemacht, so werden Angebote für Bibliotheken seitens der Verlage oft gar nicht vorgesehen, nur um sich selbst nicht zu „kannibalisieren“. Beteiligt man sich an der Onleihe, dann akzeptiert man auch als Verlag dieses unsäglich furchtbare „Adobe Digital Rights Mangement“, weil man muss ja sicherstellen, dass die Bibliotheken nicht zu direkten Konkurrenten werden. Hier hält man im Grunde fehlender Vorstellungskraft an althergebrachten „bewährten“ Konzepten fest: künstliche Verknappung auf Stückszahlen 1:1 + eine künstliche zeitliche Verknappung. Mir ist nicht bekannt, dass Ciando oder die Onleihe hier an dieser Stelle mit Verlagen über andere Formen der Bereitstellung und Lizensierung verhandeln. Dass so ein E-Book-Angebot attraktiver sein kann, zumindest in der Privatwirtschaft, zeigen z.B. die Kindle-Leihbücherei und Skoobe.
Und natürlich wie sollte so ein Angebot aussehen? Hier braucht es eine offene Erhebung der Minimal- bis Maximal(an)forderungen seitens der Bibliotheken und der Verlage, auf deren Grundlage dann Ideen für einen Kompromiss zwischen beiden ausgearbeitet werden können. Aber wie unterschiedlich ist dafür die Bereitschaft der Verlage, die in Bibliotheken einfach nur Konkurrenz sehen? Und schaffen es Bibliotheken bei ihren „Maximalforderungen“ sich von der Angst zu lösen, damit Verlage zu verprellen?
Rudolf kommentierte am 06.03.:
Vielleicht wäre es interessant, mehr über das Forschungsprojekt zu erfahren. Ansonsten:
Gibt es Interessenten für eine Zusammenarbeit? Sie können sich auch gerne hier im Blog öffentlich äußern oder per Mail sich an mich wenden (doerte . boehner [at] bibliothekarisch.de) und ich schicke die Infos gerne weiter. Nur wenn Hochschulen, Interessensverbände und die Konsortien aktiv werden, besteht eine gute Chance, das Problem E-Books an Öffentlichen Bibliotheken voran zu bringen. Was wollen Sie? Was erwarten Sie von einem Forschungsprojekt? Wie wollen Sie sich einbringen? Nur so lässt sich in diesem Bereich an sich etwas bewegen.
Liebe Dörte,
vielen Dank für die rasche Unterstützung unseres Projekts (an der HTW Chur) hier im Blog.
Rudolf hat ja bereits betont, dass wir eine Zusammenarbeit und Austausch mit Bibliotheken aktiv suchen. Die interessierten Bibliotheken/Bibliothekare könnten sich auch an mich direkt wenden: Ekaterina.Vardanyan (@)htwchur.ch.
Bei dem studentischen Projektkurs (HS2014) geht es aktuell um drei Bereiche:
• Analyse und Auswahl der Anbieter/Angebote von open E-Books,
• Erhebung der Anforderungen und Zusammenstellung von Kriterien für ein solches Angebot, aus der perspektive der Bibliotheken und der Nutzer,
• Analyse und Konzeption von technischen Voraussetzungen inkl. einer Plattform.
Hallo Ekaterina,
danke für die zusätzlichen Infos. Ich hoffe, dass sich jetzt jede Menge interessierte Bibliotheken melden und diese Chance wahrnehmen, Teil dieses Projektes zu werden. Das ist etwas, wo eigentlich alle Teilnehmer nur profitieren können: Studierende, die dazulernen. Bibliotheken, die passende neue Angebote entwickeln können und AutorInnen und Verlage, deren Open E-Books Abnehmer finden. Ich bin gespannt, was sich daraus ergibt. 🙂
„Ciando könnte eine Alternative zum Quasi-Monopol sein…“
Nö. Dank Ciando sind die Konditionen jetzt besser. Ansonsten unterscheiden sich beide Unternehmen in ihrem Vorgehen nicht und beide betrachten Bibliotheken genau so, wie die Buchhändler in vordigitalen Zeiten: Top-Nutzer leihen ca. 400 Medien im Jahr aus, der Mittelwert liegt bei 20. Öffentliche Bibliotheken sind der Point of Sale im Rahmen des Billigpreissegments dank Subventionierung durch Mehrkauf, Tantieme, Steuersatz und Preisbindung. (Und da Sie ja kompetenter und engagierter sind als ÖBler und nicht so viele Ausbildungsdefizite haben, können Sie sicher sagen, wie man den Grenznutzen der Händler und Verlage berechnet, um ihre Verhandlungsposition zu durchschauen und bessere Konditionen herauszuschlagen. Ich bin ehrlich neugierig…) Beide Anbieter sind im Endkundengeschäft, Ciando noch mehr als die ekz. Bei Ciando ist der Bezug zum Endkundengeschäft noch stärker als bei der Onleihe, weil der Markenname bei Ausleihe und Verkauf derselbe ist. Ciando kann jetzt schon ohne Bibliotheken überleben – die ekz noch lange nicht und sie wird es vielleicht nie können. So, jetzt lege ich mich in mein gemachtes Nest auf den politischen Schienen, wo alles so ist wie immer. Ich will da sein, wenn d’r Zoch kütt. Nicht, dass ich in meinem Schnarchstübchen etwas verpasse. Falls doch, melde ich mich in der UB freiwillig zur Stay-Behind-Mission in der Vorakzession. Es heißt, da gehe die Post ab…
So viel zu der Provokation… Es gibt auch genug unengagierte BibliothekarInnen in wissenschaftlichen Bibliotheken, die ihren kleinen Garten pflegen und nicht über den weißgestrichenen Jägerzaun schauen. Und vielleicht zähle ich ja dazu. Zumindest provoziert die Provokation nun Kommentare, aus denen ich persönlich jede Menge lerne. 🙂
Zu Ciando. Ich glaube, an keiner Stelle wurde gesagt, dass dieser Anbieter besser sei als die Onleihe. Leider gilt da wohl, wie das „könnte“ in diesem Satz impliziert, dass es eben nur eine Quasi-Alternative ist, aber keine echte. Es ist einfach ein anderer Anbieter und Sie haben mit Ihren Ausführungen recht. Das DRM ist das Gleiche und wie Sie sagten „unterscheiden sich beide Unternehmen in ihrem Vorgehen nicht und beide betrachten Bibliotheken genau so, wie die Buchhändler in vordigitalen Zeiten“. Durch das eingesetzte Enforcement in vielen Fällen macht es die Bücher genauso unverwendbar wie die Onleihe. Genug Problemanfragen habe ich dazu beantwortet und nicht nur von Nutzern.
Ähnlich schlechte Angebote gibt es auch in wissenschaftlichen Bibliotheken (z.B. durch die Nutzung von Patron Driven Acquisition-Angeboten), aber auch ganz andere Probleme (z.B. Kauf von riesigen, unspezifischen E-Book-Paketen). Hier gibt es leider genauso oft Schulterzucken und die Haltung „irgendwas müssen wir ja elektronisch anbieten“ und es ist ja eine Lösung für das Platzproblem und … und … und … Allerdings sind die Nutzungseinschränkungen dann oft nicht ganz so umfassend wie bei Ciando und Onleihe (IP-Schranke ja, aber wenigstens sind Copy&Paste möglich oder das Ausdrucken bzw. der Download einiger Seiten/Kapitel). Zu dem Thema DRM und DRE = Digital Rights Enforcement gibt es hier im Blog etliche Diskussionen, die sich nicht nur um die Onleihe drehen.
Käufe von Bibliotheken versprechen zwar nicht den Riesengewinn, dafür aber eine berechenbare Einnahme, d.h. Bibliotheken haben eine gewisse Marktmacht – also sollten sie sie nutzen, um ihre Verhandlungspositionen zu stärken. Und hier passiert etwas, das zumindest aus meiner Sicht das Ganze für Bibliotheken schwierig macht: das fehlende betriebswirtschaftliche Wissen. Das lähmt. Aber das wissen Sie ja, weil aufgrund fehlender Alternativen der Bär bei der Vorakzession nicht wirklich steppt (mal abgesehen, dass man dann Bücher eben gedruckt und nicht ale E-Book kauft, da man dort zumindest die einzelnen Kapitel besser einscannen bzw. kopieren kann) … Und so befinden sich beide Seiten gefangen in alten Geschäftsmodellen wieder. Wir reden drüber, sind frustriert und machen uns Gedanken über die Hintergründe und dann kommen eben die ganzen „Vielleichts“ und „Wenns“ und „Könnte-mans“, denen man sich bewusst wird. Schön, dass wir drüber geredet haben.
Wohin wollen Bibliotheken?
Welche Alternativen sehen Sie zur Onleihe?
Wie können Finanzierungen geändert oder verbessert werden?
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sollten angepasst werden?
…
Ich hätte, naiv wie ich bin, gerne erstmal ein offenes Wunschkonzert und offen heißt, nich nur im stillen Kämmerchen der Erwerbungszimmerchen. Die Machbarkeit des Ganzen in der Umsetzung ist dann der nächste Punkt. Aber wenn man weiß, was man will, findet man machmal auch Lösungen oder Alternativen.
Es gibt aus meiner Sicht kein bibliothekarisches „Wir“. Das ist eine Fiktion. Die Grundsatzentscheidung lautet Breitenmarkt oder Nischenmarkt und alles andere ist nachgeordnet, z. B. die Frage Outsourcing oder Server selber skripten. Hier haben Bibliotheken unterschiedliche Kapazitäten – unabhängig von den unbestrittenen Qualifikationsproblemen – und die mit den höheren Kapazitäten rechnen sich Vorteile bei der Breitenmarktorientierung aus, was ihnen auch dank Onleihe „Kunden“ zuspült und die woanders wegnimmt. Das könnte sich mittelfristig als Fehler erweisen, da der Breitenmarkt jetzt keine Bibliotheken mehr benötigt und damit erledigt sich dann auch das Thema Marktmacht gegenüber Verlagen. Die Bedeutung „niedrigschwelliger Angebote“ – für die unterversorgten Bildungsaufsteiger natürlich – wird ja mantrahaft wiederholt und man kann sehen, dass Bibliotheken über 15 bis 20 Jahre ihre Ausleihe verdoppelt oder verdreifacht haben. Der Bürgermeister von Schriesheim hielt vor etwa 300 Bibliothekaren in den Neunzigern einen Vortrag über die Privatisierung der Schriesheimer Bibliothek, die der ekz angeschlossen wurde und die mittlerweile rekommunalisiert ist. Die Bibliothek sollte geschlossen werden, weil der Gemeinderat 100.000 Euro Zuschuss nicht zahlen wollte. Nach der Privatisierung lag der Zuschuss laut BM bei 300.000 Euro. Der Erfolg war aber am Anfang so groß und die Bibliothek so attraktiv, dass sich die Kritiker nicht mehr trauten zu meckern. „Ich dachte mir schon, dass die angepeilten Einsparungszahlen nicht stimmen, aber ich habe sie gebraucht, um meinen Gemeinderat herumzukriegen“, so der BM. Kein anwesender Bibliothekar hat bei diesem Satz gelacht. Dass die Onleihe unattraktiv ist, halte ich für ein Gerücht. Das ist wie mit der Bahn: Alle meckern darüber und doch fahren sie mit ihr – mangels Alternativen. Dem Glanz der niedrigschwelligen Größe haben kleine Bibliotheken realistisch nicht viel entgegenzusetzen. Denn hier operieren nicht „Wir“ gegen Politiker oder Firmen, sondern, ganz hintergründig, Bibliotheken gegen Bibliotheken. Ziel- und Methodendiskussionen sind da oft nur innerbibliothekarisches Sockenpuppentheater. Es gibt nicht nur Blödheit, es gibt auch Scheinblödheit, unterschätzen sie das nicht. Bei den Schulen läuft das nicht anders. Das große Fressen ist dort voll im Gange und unabhängig von der Qualifikation der Schulleiter ist die Ausgangslage von Zwergschulen schlecht, trotz Marketing und allem anderen. Size matters, so einfach ist das, Fixkosten rulez!
Zu Ciando: natürlich ist es keine Alternative im Sinne des besseren Angebots, aber Wettbewerb belebt das Geschäft und wer nun diesem Ebookangebot folgen möchte wird jetzt bessere Konditionen haben – das ist so einfach wie intransparent.
Wenngleich Dörtes Kommentar natürlich provoziert, er trifft den Kern des Problems. In der Unfähigkeit die eigenen Anliegen zu bündeln, was wie Fraunhofer und Max Planck gezeigt haben, sehr wohl funktionieren kann, existiert eine von Unzulänglichkeiten dominierte Flickschusterei der Angebote und Ideen und ja, auch ich selbst habe mich an so einem einzelnen Flicken beteiligt. Aus dieser Erfahrung muss ich leider bestätigen, dass es an fast jedem Zentimeter Fachwissen fehlte und immernoch fehlt. Die Vorgabe kam aus der Politik und wurde erfüllt, nicht mehr und nicht weniger – insofern tuckern wir glücklich auf eben jener Schiene vor uns hin. Dahinter steckt weder ein betriebswirtschaftliches Konzept noch ein bildungspolitisches, über Gesellschaftskrams brauchen wir da gar nicht reden. Das wurde auch gar nicht eingefordert, weder aus Richtung der Politik noch von uns in Richtung der Politik. Es ist dieses Bibliotheksdings, das so wichtig ist weil, naja weil lesen usw. Unser großer dbv-Vorsitzender hat uns im Tagesspiegel ja heute diesbezüglich auch beglückt mit einem Artikel über die Notwendigkeiten neuer Bibliotheksbauten (ZLB), die es halt braucht – aus Gründen. So sehe ich dann leider auch die Onleihe und Ciando. Man braucht sie halt, aus Gründen. Mit Glück lernt man im Studium, dass es diese beiden Anbieter gibt. Die Frage der Bewertung wird man vergeblich suchen. Die Frage der politischen Einordnung bibliothekarischer Arbeit, im überregionalen wie in kommunalem Sinne ist ebenso wenig beantwortet. Es gibt doch eine Angst vor der bibliothekarischen Zukunft und der Zukunft der Bibliotheken, zumindest begegnet sie mir nicht selten und das Beispiel der Ebooks in Bibliotheken ilustriert den Umgang mit dieser Angst sehr gut. Die Bibliothekswissenschaft ist sprachlos und wir Praktiker sind pragmatisch. Aber weder schnipst uns die mit Zeit gesegnete Bibliothekswissenschaft Ideen auf den Tisch, noch nimmt sich der pragmatische Haufen selbst an die Hand und organisiert sich. Das Potential wäre da, ist aber dann doch anstrengend alles. Da kreise ich lieber meine Runde in meiner Stadt, lege mal hier und mal da ein neues Gleis aus, mache vielleicht großartige bibliothekarische Arbeit und ordne mich sonst gemütlich in die Lethargie des politischen Desinteresses ein. Mit Demokratie und Politik ist es eben wie mit der Kirche. An den hohen Feiertagen lässt man sich mal sehen, des gesehen werdens wegen und sonst erfreut man sich an der Architektur und zahlt keine Kirchensteuer mehr.
Da geht aber mehr und ich denke man kann da schon ein wenig fordernd sein.
Lese grad diese Diskussion nach einer Vorstellung des „Quellentauchers“ in der Stadtbibliothek Köln und vor dem Onleihe Anwendertreffen in Köln morgen. Ich bin sehr frustriert. Ich leite eine Mittelstadtbibliothek. Der Etat stagniert und die Fixkosten (Onleihe, EDV, demnächst noch RFID Wartung) steigen. Wie soll man in so einer Situation noch finanzielle Ressourcen für Innovationen aufbringen? Und dann hängt man sich eben an etwas Bestehendes dran, weil es einfach und zu realisieren und landesgefördert ist. Letzteres darf man nicht als gering einschätzen, weil oft nur so überhaupt die Gelder zusammenkommen, die man für Neuerungen braucht. Die Folgekosten darf man dann wieder alleine tragen…Klar sind die Systeme suboptimal…der OPAC von OCLC, den wir uns leisten können ist sch…., selbst das Einbinden von so etwas wie Librarything ist schwierig realisierbar, und hat auch Folgekosten, die Onleihe könnte besser sein, aber so schlecht ist sie auch nicht 😉
Wenn man dann die Wissenschaftler aus Konstanz hört und mitkriegt, was alles noch ginge, aber wahrscheinlich entweder nie oder erst zu spät in Bibliotheken umgesetzt werden kann, dann kriegt man wirklich Frust. Was meiner Meinung fehlt ist tatsächlich die
– gemeinsame! Forderung von Zielen, gerne auch ÖBs und WBs zusammen
– das Unter-Druck-Setzen schlechter, teurer Anbieter (wie, weiß ich nicht, wenn kein Geld zum Systemwechsel da ist…)
– das gemeinsame Suchen neuer Angebote und Anbieter, incl. Marktsichtung anderer Branchen, resultierend in eine Art „Wünsch dir was“ Datenbank/Linkliste von Produkten und Dienstleistungen
– mehr (organisierte?) Vernetzung (grad auf dem Land fühlt man sich oft ziemlich isoliert, Social Media hin oder her)
– das Fordern von Unterstützung durch Politik (wegen mancher Gesetze können manche Dienste gar nicht angeboten werden, z. B. Streaming), vielleicht bin ich nur schlecht informiert, aber manchmal denke ichauch, die einzelnen Interessensvereinigungen und Bibliotheksverbände könnten besser zusammen arbeiten)
– die Zusammenarbeit mit Unis
– weniger Konkurrenz untereinander
– Fortbildungen (MobiDig hat uns geholfen!) Blick über den Tellerrand, …in Toronto gibt es z. B. im März ein ein Startup Wochenende für Bibliotheksthemen, was kommt da raus?
– vielleicht auch mehr nicht bibliothekarisches Personal in Bibliotheken, das tut auch mir weh, würde aber nicht unbedingt schaden…
So, das wars…etwas durcheinander, aber diese Diskussion ist wichtig.
Hallo Bibla,
ich denke, vieles von dem, was du aufgezählt hast, ist allen bewusst. Und da merke ich dann auch wieder immer, wo Weiterbildungen scheitern. Da wird tolles Zeug erzählt, was alles möglich ist, aber manchmal wäre es besser, zu sagen, bringt die und die Zugangsdaten mit und dann optimieren wir den Katalog mit LibraryThing innerhalb eines Workshops oder dass die Büchereizentralen mit Helfen, Sparpotentiale aufzufinden… Ich hatte ja in der Diskussion schon darauf hingewiesen, dass ich keine ÖBlerin bin, aber gerade darum sind auch solche Kommentare wie der obige wichtig, um Kontexte zu schaffen.
Suboptimal heißt manchmal wohl auch Verzicht, und Innovation ist manchmal gar nicht so teuer. Da braucht es eine Idee und dann ein gemeinsames Ziehen an einem Strang. OpenBiblioJobs ist in der Hinsicht so ein Beispiel. Und an der Stelle gleich ein Hinweis: OpenBiblio.eu heißt so, weil sich dahinter zukünftig auch das ein oder andere Projekt verstecken soll. In der Hinsicht ist Phu und der Rest der Truppe sehr offen. Voraussetzung ist, dass die Projekte offen und für Bibliotheken gestaltet werden. Und natürlich man selbst aktiv wird.
Auf einige aufgezählte Punkte gehe ich kurz ein:
Unbedingt zusammen. Beide Seiten können hiervon profitieren. Das hat nicht nur mit Einstellungen zu tun, die man zu überdenken lernt, sondern auch mit der Tatsache, dass unterschiedliches KnowHow auf beiden Seiten vorhanden ist, das zusammengebracht, viel bewegen kann.
Wenn man weiß, was man will, sollte man zumindest die Konsortien (viele der Onleihe-Mitglieder sind ja in Konsortien zusammengeschlossen) regelmäßig informieren. Hier kann auch ein vorgefertigter Brief mit der Aufzählung der Wünsche, Beschwerden und Forderungen, verschickt von jeder teilnehmenden Bibliothek, ein kleines wichtiges Kieselsteinchen werden. Wenn plötzlich zwei oder drei Konsortien sagen, dass sie unter den Bedingungen keine Zusammenarbeit mit der Onleihe haben möchten, baut das dann schon Druck auf den Anbieter auf. Hier ist allerdings wirklich das Quasimonopol der Onleihe ein Problem. Dass bei Bibliothekssystemen ein Wechsel weitaus schwieriger ist, ist klar. Aber auch hier ist es wichtig, dass sich Bibliotheken zusammenschließen, einen Erfahrungsaustausch starten und gemeinsam nach Lösungen und Alternativen suchen, z.B. – ich weiß, schwer umzusetzen – könnte sich ja aus den Gesprächen ergeben, dass man aus den Mitteln eine IT-Stelle und einen Server finanziert und auf diesem beispielsweise ein OpenSource-Bibliothekssystem aufsetzt.
Das hier ließe sich vielleicht recht einfach umsetzen. Hier könnte man in einem Wiki (freie, kostenlose Angebote gibt es im Netz) kooperativ Daten nach einem Schema erfassen. Bibliothek A überwacht Datenbank 1 und 9, und Bibliothek erfasst und aktualisiert Datenbank 2 und drei. Marktsichtung als gemeinsame Aufgabe verringert den Zeitaufwand für einzelne Bibliotheken. Aber man muss eben kooperieren wollen.
Vernetzung muss oft selbst organisiert werden und das hängt oft von einigen wenigen Leuten ab, die das tun. Aus Erfahrung heraus: Regelmäßige Angebote dazu machen mit einem niederschwelligen Einstieg – kein Treffen beenden, ohne das nächste anzukündigen. Das hat sich mit dem Stammtisch hier in Hamburg bewährt. Dorthin kommen auch KollegInnen aus Kiel, Lüneburg und Buxtehude.
Zu den Bibliotheksverbänden: Die Bibliotheksverbände können nur so viel bewirken, wie die Freiwilligen in den Ämtern zu tun bereit sind. Auf der anderen Seite müssen Probleme und Bitten immer wieder von Außen herangetragen und thematisiert werden. Das fängt damit an, dass man bestimmte Fortbildungen vorschlägt, vielleicht auch jemanden nennt, der für die Durchführung geeignet ist. Die Organisation ist dann eine sicherlich gern übernommene Sache des Verbandes.
Zur Zusammenarbeit mit den Unis: Das ist manchmal ein schwieriges Thema. Aber auch hier heißt es, nicht einfach fordern, arbeitet mit uns zusammen, sondern sagen, wir benötigen Eure Unterstützung in dem und dem Rahmen. Lässt sich daraus ein wissenschaftliches praxisnahes Projekt erarbeiten.
Quereinsteiger in Bibliotheken: Warum nicht?
Wichtig ist: Anfangen. Kleinigkeiten können einen Stein ins Rollen bringen. Es geht hier in dieser Onleihe-Diskussion nicht darum, Onleihe-Bashing zu betreiben und Frustration zu schaffen, sondern darum, das Problem zu beurteilen, deutlich zu machen, es braucht Alternativen und die müssen ggf. von Bibliotheken geschaffen werden. Onleihe ist ein Angebot, dessen Problem ist, dass es starr auf alte Geschäftsmodelle setzt und dazu eine Technik einsetzt, die – zumindest, wenn ich den Kollegen, die davon berichten, Glauben schenken darf – mehr Probleme verursacht, als dass sie nützt (Stichworte: Fehleranfälligkeit, Gerätebindung, Unflexibilität bei Ausleihedauer usw.) Es geht nicht darum, zu sagen, Onleihe ist bäh und alle Bibliotheken sollten tunlichst keine Onleihe nutzen. Aber Ciando könnte eine Alternative zum Quasimonopol sein oder ein besserer Nachweis von freien E-Books (Haithi Trust, Gutenberg Projekt, Bücher unter CC-Lizenzen).
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Im Zusammenhang mit Alternativen hat mich vor zwei Jahren etwa der Artikel „Can Libraries Survive the E-Book Revolution?“ mit einer Lösung bzw. eher in eine andere Richtung gedachten Variante von Jamie LaRue (damals Director of the Douglas County Libraries) beeindruckt:
Insbesondere „It was remarkable in its simplicity: LaRue decided to build a digital warehouse and contracting system, which would allow his libraries to purchase directly from smaller publishers and authors, cutting out the Big Six and OverDrive…“
Danke für die Leseempfehlung 🙂 Gut finde ich den Hinweis, dass Bibliotheken Geld dafür in die Hand nehmen müssen, aber dass dies relativ schnell wieder drin ist, aufgrund anderer Einsparungen. Vermutlich geht es darum, das richtige Know How zu finden.
Eine Frage, die sich mir dabei stellt, ist, ob Bibliotheken es schaffen, in ihrer Gemeinschaft das Können zu finden und zu mobilisieren (etwa in der Art wie Coding da Vinci). Oder wäre es eine Option, in großen Bibliotheken bzw. in den Fachstellen entsprechende „Fachleute“ anzusiedeln, die Projekte dieser Art und den Betrieb eines solchen für die Bibliotheken und ihre Leser/Nutzer umsetzen und aufrecht erhalten?
Nicht unbedingt die qualifiziertesten Gedanken und in den vorangegangen Kommentaren teils schon angesprochen, aber nun ist es getippt… 😉
a) Ja, dass man ggf. für (externes/fachfremdes) Know-How zahlen darf oder muss. Professionelle Entwicklungen können ja trotzdem in gut dokumentierte Open Source münden – da sollte man eben geschickt beim Aushandeln sein (ich stehe ggf. gerade auch noch etwas unter dem Eindruck, wie es bei Kuali funktioniert – wobei der endgültige Beweis noch aussteht, dass es funktioniert ;)). Eigene Kompetenzen sind sicher schön, aber vermutlich dauert es noch etwas, bis aus den bibliothekarischen Bildungseinrichtungen E9-11-Idealisten (dabei zugleich Praktiker und keine Theoretiker) mit tiefgehenden Fachkenntnissen iden Bereichen IT, Management, PR, Design, Didaktik, Ethik, BWL, Kultur, Kommunikation usw. in Massen strömen 😀
b) Würde ich in der Dimension auch eher über „große Bibliotheken“ hinaus gehen. Für solche umfangreichen Dinge, die man als essentiell für alle/viele Bibliotheken betrachtet, sind Verbünde und Verbände doch viel eher prädestiniert (unter inhaltlichen und finanziellen und ggf. personellen Beteiligung ihrer Mitglieder). Essentielle Dinge auch möglichst in einer beständigeren Form als permanenten DFG- & Co-Projektanträge. Vielleicht geht als Beispiel hier das BSZ mit Koha in diese Richtung – ein wenig in der Mittlerrolle zwischen Bibliotheken und Koha-Community.
Vermutlich könnte ein Verbund – also in Idealvorstellung – auch internationales Networking („über den Tellerrand schauen“) für die Vielfalt der Themen viel besser leisten, als einzelne (auch große) Bibliotheken. Biblas Punkt „gemeinsame! Forderung von Zielen, gerne auch ÖBs und WBs zusammen“ gefällt mir auch, allerdings hatte ich bisher immer den Eindruck, dass man sehr belächelt wird, sobald man ÖBs und WBs in einem Satz nennt.
Jedenfalls kommt gelegentlich der Eindruck auf, dass viele das Rad gerne neu erfinden, eher selten Dinge aber auch durch andere nachnutzbar für andere Bibliotheken sind oder überhaupt nach außen dringen. Naja, wer will es verübeln – Hauptsache es löst die Aufgabe vor Ort und Dokumenation, auch noch für Dritte, ist selten der „spaßige“ Teil bei der Sache.
(Und wenn man „gemein“ ist, dann überzeugt in Deutschland ein „großer“ Name Entscheidungsträger vielleicht auch häufiger, als Bastellösung von „Bibliothek-nie-gehört-in-xy“).
Ich bin absolut nicht gegen Do-it-yourself und kreative Lösungen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich so alle Problemstellungen (hier ja ursprünglich die Bereitstellung von E-Medien) ohne ausgebildete und dedizierte Strukturen lösen lassen.
Ist irgend etwas bei dem Seminar in Chur herausgekommen und darf die Öffentlichkeit davon erfahren?
Ich hab mal eine Anfrage abgesandt und hoffe auf Antwort, weil leider habe ich mehr Informationen zu dem Projekt nicht gefunden.
Da kommt wohl keine Antwort mehr. Das ist schade 🙁
Es kam zu einer Verzögerung im Projekt. Auf einen Artikel zu dem Thema mit den bisher gesammelten Erfahrungen darf aber noch gehofft werden.