Fahrbüchereien in Schleswig-Holstein als “Mobile Dritte Orte”: Ein Projekt der Büchereizentrale Schleswig-Holstein

Der Büchereiverein Schleswig-Holstein entwickelt für die 13 Fahrbüchereien im Land mit breiter Bürgerbeteiligung ein innovatives Zukunftskonzept. […] Um von den Bürgerinnen und Bürgern noch stärker als offene und kommunikative Treffpunkte, verlässliche Informationszentren und digitale Kompetenzpartner wahrgenommen zu werden, entwickelt der Büchereiverein Schleswig-Holstein in den nächsten zwei Jahren im Kreis Rendsburg-Eckernförde ein innovatives Zukunftskonzept für alle Fahrbüchereien im Land. […] Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Fahrbücherei in den Gemeinden auch außerhalb der Haltezeiten zu erhöhen, die Alltagskultur mit einem vielfältigen Medien- und Informationsangebot zu bereichern und die Ortskerne zu beleben.”

 

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Online-Ausleihe der Open Library des Internet Archive in der Kritik

Dank Digitalem Rechtemanagement und der Rechtstheorie des sogenannten “Controlled Digital Lending” (CDL) entleiht die Open Library des Internet Archive seit 10 Jahren eingescannte Bücher aus eigener Digitalisierung bzw. der Digitalisierung durch Bibliotheken. Die Ausleihe erfolgt wie bei haptischen Werken 1:1 für 14 Tage.

Das Internet Archive sieht sich durch das CDL auf der rechtskonformen Seite, ohne dass im Einzelnen dafür Rechte bei Autoren und Verlagen eingeholt werden müssten (Genehmigung der Digitalisierung). Dies sehen Autorenverbände aus den USA, Kanada und Großbritannien naturgemäß anders und fordern daher das Internet Archive auf, “das von den Rechteinhabern nicht erlaubte Ausleihen von E-Books in der Open Library zu unterbinden”, zumal keine Bezahlung erfolgt.

Die Authors Guild (USA) und die Society of Authors (Großbritannien) sowie die Writer’s Union of Canada haben offene Briefe an das Internet Archive verfasst und ihre Unterstützer darum gebeten, diese zu unterzeichnen.
Bei der Society of Authors heißt es im Aufruf, den offenen Brief zu unterzeichnen:

Internet Archive’s Open Library calls this practice Controlled Digital Lending, and wrongly claim that it is lawful in the US under the US doctrine of ‘fair use’. […] This practice is definitely unlawful in the UK, where the fair use exception does not exist.

If widely adopted this form of ‘lending’ could destroy the e-book market and make it even harder for authors to make a living from their work.

In Deutschland gilt:

Prinzipiell erinnert das Vorgehen des Internet Archive an die Onleihe der deutschen Bibliotheken, jedoch gibt es gravierende Unterschiede: So werden Rechteinhaber beziehungsweise Autoren hierzulande über die sogenannte Bibliothekstantieme für Ausleihen vergütet und das System basiert auf deren Zustimmung.

Die Rechteinhaber fordern eine Unterbindung der Entleihung der Bücher aus der Open Library oder eine angemessene Vergütung der Verleihung durch entsprechende Lizenzen.

In Bezug auf verwaiste Werke gibt es in Deutschland genaue Regelungen. Aktuelle Werke wird man auf diese Weise nicht in Deutschland verfügbar machen können.

Quellen:
Holland, Martin: Open Library: Autorenverbände kritisieren Online-Ausleihe des Internet Archive, heise.de
Kohse, Petra: „Rechtswidrig und kulturschädigend“ Streit um kostenlose E-Books in der Open Library, Berliner Zeitung

Weitere Informationen:
An Update on Open Library, Authors Guild (01/2018)
The Internet Archive’s OpenLibrary project violates copyright, the Authors Guild warns, TeleRead (12/2017)

Öffentliche Bibliotheken, Onleihe und eine Frage (Update)

Die Frage bezieht sich auf diese Mitteilung …

… und ich finde sie hochinteressant.

  • Gibt es nicht-kommerziell ausgerichtete Angebote, die Öffentliche Bibliotheken unterstützen und als Teil ihres elektronischen Angebots vermittlen, z.B. E-Books aus dem Projekt Gutenberg?
  • Wie gehen Bibliotheken mit E-Book-Angeboten außerhalb der Onleihe um? Ich weiß von einigen wenigen Bibliotheken, die auf Ciando und Overdrive setzen.
  • Gibt es eigene Angebote von Öffentlichen Bibliotheken, die es ermöglichen, über sie eigene Texte zu veröffentlichen?
  • Woran scheitern eigene Angebote und wen sehen Sie hier ggf. in der Verantwortung zu unterstützen?

[Update]
Ein wichtiger Aspekt für die Diskussion

Netzwerk Bibliothek – Total digital

Ein Filmprojekt von Auszubildenden der Stadtbibliothek / Universitätsbibliothek Wuppertal


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[Kurz] Hörempfehlung: Die Onleihe – ein Podcast von Papiergeflüster

Ein sehr schöner, sachlicher Podcast zur Onleihe. Anzuhören bei Papiergeflüster.

Simone Dalbert im Gespräch mit Herrn König von der Würzburger Stadtbibliothek.

Papiergeflüster Podcast Nr. 13 – Die Onleihe


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BiblioTech in Bexar County

Im Blogbeitrag mit dem Titel “Warum bücherlose Bibliotheken kein alleiniges Glücksversprechen für die Zukunft sind” vom 19.02. diesen Jahres wurde die “bücherlose” Bibliothek im texanischen Bexar County bereits näher vorgestellt. Zu empfehlen ist auch ein Blick auf die Webseite der Bibliothek, da die Angebote und Dienstleistungen bei weiten facettenreicher und vielfältiger sind als in vielen klassischen öffentlichen Bibliotheken. Im Video werden diese Angebote näher vorgestellt, so gibt es beispielsweise eine Kooperation mit Netflix.

Quelle: Bibliotheksvideos

Onleihe, Kaufbutton, Bibliotheken

Ich gebe zu, ich habe mich Stunden über diesen Kaufbutton, Onleihe und vor allem über die Bibliotheken aufgeregt. Jetzt ist etwas Zeit vergangen und Argumente sind ausgetauscht worden. Die am Anfang gewählte Überschrift war zu reißerisch und während der Sammlung der Argumente haben sich Fronten verschoben und geklärt. Daher versuche ich das jetzt nochmal in einigen Punkten sachlicher aufzuarbeiten.

Onleihe:
DeFacto tut die Onleihe und DiviBib mit der Einführung des Kaufbutton etwas, was sie als Service und Gewinnmöglichkeit verstehen. Sie sind eine Firma. Sei dahin gestellt, warum nach vielen Jahren keine neuen Lizenzierungsformen möglich sind und ganz sicher liegt das auch an der Struktur der Finanzierung Öffenticher Bibliotheken, die keine Risiko-Bereitschaft zulässt.
Anders als Herr Weinreich in seinem Kommentar schreibt, stellt sich die EKZ für mich in ihrem Auftreten in diesem Fall jedoch weniger als Serviceeinrichtung dar. Es ist vermutlich schwierig, jedesmal eine gelungene Balance zwischen Bibliotheken und ihren Bedürfnissen und Verlagswünschen herzustellen und diesmal haben die Verlage/der Buchhandel ihre Interessen eins zu eins durchgesetzt.

Inwieweit Bibliotheken Schwierigkeiten sehen, wenn es um die Lizenzsierung von E-Books geht, wie sie Herr Ulmer vorgeschlagen hat (2. Absatz des Kommentars), kann ich nur vermuten. Es liegt wohl daran, dass ein festes Budget vorliegt, das keine flexiblen Grenzen erlaubt. An der Stelle sehe ich also deutlich ein (haushalts-)politisches Problem, das je kleiner die Bibliothek ist, um so größer wird. Ob Bibliotheken und Verlage gemeinsame Politik betreiben können bei sehr unterschiedlichen Interessen, ist fraglich. Vielleicht sollte das mal in einer kleinen Bibliothek ausprobiert werden, die mangels Masse (in allen Bereichen) froh ist, wenn sie überhaupt von der Kommune weitergetragen wird. Aber da könnte natürlich ein gut gangbares Ziel sein, die Onleihe ersetzt den/die BibliothekarIn vor Ort. Achtung, hier schlich sich doch gerade wieder ein Hauch von Sarkasmus in eine möglichst sachliche Diskussion ein.

Kaufbutton:
In keinster Weise habe ich behauptet, dass “Onleihe-KundInnen” verpflichtet sind, diesen Kaufbutton zu nutzen. Für so mündig halte ich dann viele unserer NutzerInnen schon, dass sie nicht auf diesen Button klicken, wenn sie ein Buch nur leihen möchten. Vielmehr wird an dieser Stellle ein mit allen Warnschildern versehenes Tor aufgestämmt, dass bisher in Öffentlichen Bibliotheken geschlossen war und was einen Paradigmenwechsel bedeutet, den die teilnehmenden Bibliotheken jetzt eingeläutet haben, ohne ihre KollegInnen in eine notwendige fachliche Diskussion darum mitzunehmen. Das hat wenig mit Mündigkeit von BibliotheksnutzerInnen zu tun, wenn es darum geht, auch einen sicheren Rückzugsraum zu schaffen, wenn der nächste bekannte MedienOnline-Shop sowieso nur einen Klick weit entfernt ist. Und alleine der unsägliche KundInnenbegriff in Bezug auf BibliotheksnutzerInnen lässt mich immer wieder erschauern. Aber diese Diskussion wird andernorts immer wieder erfolglos geführt.

Verbessert dieser Kaufbutton die Situation des Buchhandels, der laut Aussage von Herrn Ulmer sich in seinem Fortbestand durch die Ausleihe von E-Books bedroht sieht? Ich fürchte, von meinem beschränkten Blick auf die Online-Angebote von lokalen Buchhandlungen aus, ändert auch ein Kaufbutton nichts daran, denn die kleinen Buchhandlungen besitzen i.d.R. keinen Online-Shop für E-Books. Was bleibt sind Thalia, E-Book.de usw. Und die kennt jeder E-Book-Leser und braucht dafür nicht die Rausschleuse eines Kaufbuttons.

Bibliotheken:
Was bedeutet die Einführung des Kaufbuttons nun für Bibliotheken?
Zum einen bedeutet es den Abschied von der Bibliothek als nicht-kommerzieller Ort. Dies ist eine Entscheidung, die aus meiner fachlichen Sicht jedoch nicht von wenigen Bibliotheken für alle getroffen werden kann. Umgekehrt könnte natürlich die Diskussion aufkommen, dass jede Bibliothek darüber ja frei entscheiden könnte. Aber das ist eine Illusion. Wer diese Tür aufstößt, muss sich im Klaren sein, dass dadurch auch Zwänge für und auf andere entstehen.

Die Frage ist also: Wollen wir also wirklich etwas aufgeben, was aus meiner Sicht ein wichtiger Bestandteil des Konzepts Bibliothek ist? Wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet und stichhaltige Argumente bringt, dann geht das für die Mehrheit eben okay. Allein mit der Zeit zu gehen ist jedoch keine tragendes Argument. Anachronismen können nämlich einen wunderbaren Charme haben, auch wenn sie sich im Gewand eines E-Books und in einem kommerziellen Umfeld wie dem Internet bewegen. Und es kann auch ein tolles Werbeargument sein, wenn man es richtig einsetzt.
Die Ethische Seite wird in diesem Beitrag bereits ausführlich besprochen, so dass ich hier nicht weiter drauf eingehen muss.

Der mündige Kunde, die mündige Kundin wird eingefangen durch ein engmaschiges Netz an Verführern. Und beliebt sind KundInnen dann, wenn sie Geld in die Kasse spülen. Ihnen wird dann mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet. Diejenigen, die über kein Geld verfügen sind KundInnen zweiter Klasse, die geduldet, die aber nicht gehätschelt und gepflegt werden, die es gibt, aber die nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Und gerade für die KundInnen, die sich nicht alles leisten können, haben Bibliotheken einen Auftrag, Zugang zur Information zu schaffen, der nicht durch kommerzielle Interessen erfüllt werden kann. Hier widersprechen sich Aufgabe und neues Angebot erheblich, oder glauben Sie ernsthaft, auf Dauer bleibt es bei einem einzigen “Kaufmich-Button”?

Die Onleihe mit der künstlichen Verknappung von Informationen ist etwas, über das wir reden müssen, das aber momentan ein System darstellt, welches als eine Übergangsstufe und Zwischenlösung zwangsweise notwendig (siehe Punkt 3 im Kommentar) ist. Das dafür verwendete Verfahren (Digital Rights Management) zum Schutz digitaler Verlagserzeugnisse ist ein weiterer Punkt, über den sich Bibliotheken ausschweigen, den sie falsch verstehen und der doch im eigenen Interesse mehr auf die Tagesordnung gehört. Was bedeutet heute die Aufgabe der Bibliothek Zugang zur Information anzubieten, um die BürgerInnen unseres Landes mündig zu machen und zu erhalten? Sicherlich gehört dazu auch der kritische Umgang mit Informationen, Informationsangeboten und Informationsanbietern.

Ganz deutlich nochmal, was durch die Einführung des Kaufbuttons aus meiner Sicht passiert:
Der Buchhandel und vor allem marktstarke Buchhändler werden sich bedroht fühlen, wenn Bibliotheken damit erfolgreich Bücher verkaufen.
Öffentliche Bibliotheken verlassen ihren gesetzlich implizierten Auftrag und bestätigen, dass sie keine wichtige Rolle mehr spielen, wenn es darum geht, jedermann einen Zugang zu Informationen zu ermöglichen, um am Geschehen in der Gesellschaft teilhaben zu können.
Mich stört dieses sichtbar werdende Horrorszenarium, aber mit der Aufgabe des Punktes der Unabhängigkeit von kommerziellen Angeboten verwischen sie die Grenzen zwischen den Angeboten von Verlagen, dem Buchhandel und den Bibliotheken und letztere verlieren ein wichtiges Argument für ihren eigenen Fortbestand.

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