„Bibliothek digital“ in der Anhaltischen Landesbibliothek

„Bibliothek digital?“ heißt das Motto der bundesweiten Aktionswoche des Deutschen Bibliotheksverbandes rund um den 24. Oktober- dem nationalen Tag der Bibliotheken. Auf einem Pressegespräch gab die Bibliotheksleiterin den Medienvertretern Informationen zum bevorstehenden Event.

Das Bibliothekssterben geht weiter: Die Tötung dreier Dessauer Stadtteilbibliotheken schreitet voran

„Es ist ein weiteres Stück Alltagskultur, das uns damit unwiederbringlich verloren geht. Bibliotheken sind ein Ort der Bildung und der Kommunikation, beides brauchen wir in unserer Stadt ganz nötig“

Guido Frisch (Vorsitzender des Fördervereins der Anhaltischen Landesbücherei)

Das Jahr 2020 liegt noch weit voraus, denn der Nicht-Buch lesende Junge auf dem Wandbild, welcher von der Künstlerin Arlett Streich entworfen wurde, wird wohl in Zukunft nicht alleine sein.  Wenn Kommunen wie Dessau bereits frühzeitig Bibliotheken und andere Kultureinrichtungen kaputtsparen, wird das (keinesfalls beabsichtigte) Ziel einer „kulturfreien Zone“ wohl noch vor 2020 Realität werden.

Am 30.06. fand in der Stadtteilbibliothek Süd in Dessau die „letzte Lesung“ statt. Bürger aus vier Stadtteilen setzten sich für den Erhalt der Bibliothek ein und lancierten Unterschriftenlisten, worüber Netbibliog bereits am 02.05. berichtete.  14.100 Unterschriften konnten eine Schließung nicht verhindern. Dies alles nutzte leider nichts, denn nun wird es dort nach 55 Jahren keine Stadtteilbibliothek mehr geben. Zur letzten Veranstaltung der Stadtteilbibliothek-Süd waren auch Stadträte und Landespolitiker eingeladen. Am Ende kam niemand von ihnen, um sich den Fragen der wütenden Bürger zu stellen. Uwe Weber von der Initiative „Land braucht Stadt“ äußerte sich hierzu folgendermaßen: „Eine Menge Sparmaßnahmen sind einfach durch die kalte Küche in die Kommunalpolitik eingeschoben worden“. Was wird nun aus den 600 LeserInnen? Wird die Hauptbibliothek dann bald mehr Zuwachs bekommen? 15.000 Medien werden nun umgelagert, entsorgt und aussortiert. Das Gebäude wird aber weiterhin genutzt werden. Es wird als Schulbücherei genutzt, aber seinen Charakter als öffentlichen Ort verlieren. Das durch die Stadträte beschlossene Haushaltskonsolidierungskonzept sieht vor bis zum Jahr 2014 10,257 Stellen der Landesbücherei Anhalt einzusparen. Ergeht es zukünftig vielen Kommunen wie Dessau so? Dadurch, dass  die Alterung der Gesellschaft ein Weniger an Bibliotheken politisch rechtfertigen könnte, ließen sich dann Einsparungen und Schließungen leichter rechtfertigen? Demnächst werden in noch zwei Stadtteilen Dessaus Bibliotheken geschlossen: In Zoberberg und in Ziebigk

Im folgenden Video wird über die Schließung der Stadtteilbibliothek-Süd berichtet. Es kommt unter anderem Günter Frisch zu Wort, der Vorsitzender des Fördervereins der Anhaltischen Landesbücherei ist.


Restaurierung von siebzehn Wiegendrucken aus Dessau

Siebzehn der ältesten Druckwerke aus dem Bestand der Anhaltinischen Landesbibliothek werden restauriert. Mittel dazu sollen aus einem Programm, welches von Bund und Ländern aufgelegt worden ist, zur Verfügung gestellt werden. Für das gesamte Programm zur Verhinderung des drohenden Verfalls von „papiergebundenen Kulturgütern“ wurden zunächst 600.000 Euro bereit gestellt.

Im vergangenen Jahr wurden 31 Projekte gefördert. Da die Aufforderung, entsprechende Projekte vorzuschlagen, war das der Dessauer Bibliothek das einzige in Sachsen-Anhalt.

In Absprache mit Restauratoren reichten die Dessauer drei bibliothekarische Notfälle ein: der Nachlass des 1831 in Wörlitz gestorbenen Dichters Friedrich von Matthisson, Bücher aus der Georgsbibliothek und – mit geschätzten 20 000 Euro Restaurierungskosten am teuersten – eben jene 17 Bücher, zumeist Wiegendrucke, auf die letztlich die Wahl der Geldgeber fiel.

Die Inkunabeln weisen Schäden unterschiedlicher Stärken auf, von beispielsweise gebrochene hölzerne bis gänzlich fehlend Buchdeckeln, kapputten oder fehlenden Metallschließen, welche damals ein gängiges Ausstatungsmerkmal waren oder stark mitgenommenen Papier.

Ursprünglich stammen die Bände aus der der 1532 in der Abtei Gernrode gegründeten Bibliothek und somit genau aus der Zeit, in der sich der Buchdruck etablierte. Die Gernröder Bibliothek hat eine bewegte Geschichte. Die Sammlung ging zunächst in die Bernburger Hauptbibliothek auf. Später wurde sie Bestandteil der Herzoglich Anhaltischen Bibliothek und wurde schließlich der 1922 gegründeten Anhaltischen Landesbücherei zugeordnet. Fast 90 Prozent von deren wertvollen historischem Bestand gingen im Krieg verloren.

Christoph Roth aus Leipzig übernimmt die Restaurierung der Dessauer Bände. Er hatte die Ausschreibung gewonnen und steht nun unter Zeitdruck, denn die Arbeiten an den Büchern sollen bereits Ende des Monats fertiggestellt sein.

Für einen besseren Erhalt des „papiergebundenen Kulturguts“ soll laut Kulturstaatsminister Bernd Neumann eine Koordinierungsstelle bei der Stiftung preußischer Kulturbesitz eingerichtet werden, welche Programme zum Erhalt bedeutender schriftlicher Kulturgüter entwickeln soll. Ein großer Teil dieser Güter ist vom Zerfall bedroht.

Quelle:
Steinberg, Thomas: Rettung für 17 wertvolle Wiegendrucke, Mitteldeutsche Zeitung