Stolz können sie sein auf ihre wiedereröffnete Bibliothek, alle die sich aktiv beteiligt haben am Umbau, der Auslagerung und der Digitalisierung der Archive. Die Klosterbibliothek der Gaesdonck besitzt Bücher, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, eine Sammlung die „beinah einzigartig ist unter den linksrheinischen Klöstern, welche Anfang des 19. Jahrhunderts unter französischer Besetzung großes Leid erdulden mußten.“
Die Inhalte des Klosterarchivs, weit mehr als 50.000 Seiten wurden gesichtet, sortiert, fotografiert und schlussendlich digitalisiert. Sie wurden beim Festakt auf einer kleinen Festplatte gespeichert präsentiert. Das digitale Archiv von Gaesdonck und Graefenthal wurde ehrenamtlich in vierjähriger Arbeit erstellt. Um Platz zu schaffen, wurden die Bücher aus den Räumen der Bibliothek in den Diözesanverband in Münster verbracht. Die Digitalisierung war eine Herausforderung für die Mitarbeiter der Digitalsierungsgruppe, die im Winter bei ihrer Arbeit bis zu drei Pullover trugen, weil sie sonst in den Räumen der Bibliothek zu erfrieren drohten. Mit der Digitalsierung ist man sich sicher, dass das Archiv nun mindestens für weitere 600 Jahre erhalten bleiben wird und dafür hat sich die harte Arbeit gelohnt.
Nach einem kleinen Festakt wurden die Türen zum großen, langen Raum, dem restaurierten und nun auch klimatisierten Saal des Archivs geöffnet, in dem nun die mehr als 5000 Bücher untergebracht sind. Die Regale aus dunklem Holz sind in die Spitzbögen eingepasst (Bilder am Ende des hier verlinkten Beitrages). Außerdem befinden sich zwei Archive dort: das Klosterarchiv mit Büchern der Jahre ca. 1350 bis 1850 und das Archiv von Graefenthal mit Büchern von ca. 1250 bis 1700. In diesem historischen Material von Gut Graefenthal sowie dem Collegium Augustinianum Gaesdonck kann künftig digital (ganz offensichtlich nicht online) geblättert werden. Die Materialien des 16. und 17. Jahrhundert mit Schwerpunkt Theologie stehen nun für die wissenschaftliche Nutzung einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die Bibliothek beherbergt auch 150 Inkunabeln, welche aufwending nach dem Vorbild der Gutenberg-Bibel von ca. 1454 gestaltet sind. Auch ein urkundlich belegter „Lebensretter ist in den Regalen zu finden, ein Buch, dessen Buchrücken aufgerissen ist.
Dieses Buch habe sich ein Mönch bei einem Angriff vor den Leib gehalten – und überlebt. Das Bajonett des Angreifers scheiterte am Wälzer.
Auch andere, noch zu entdeckende Schätze befinden sich in der Bibliothek, z.B. Bücher deren Buchdeckel aus Seiten älterer Bücher bestehen. Dies war damals ein übliches Verfahren, um sehr teures Papier zu spren. In diesen Buchdeckeln wurden schon richtige Schätze gefunden, z.B. das Nibelungenlied. Es ist zu vermuten, dass noch viele ältere Schriften in den über 10.000 Buchdeckeln der Klosterbibliothek verstecken, die darauf warten, entdeckt und erforsch zu werden.
Quellen:
Eichhorn, Andreas: Kulturelles Erbe des Niederrheins, Der Westen, 05.04.2011
Reinders, Katrin: Eine Schatzkammer öffnet sich, Der Westen
Wiedereröffnung der Klosterbibliothek Gaesdonck – Feierliche Einweihung durch Bischof Theising, Kle-point