Das Berliner Bibliothekswissenschaftliche Kolloquium (BBK) im WS09/10

Auch dieses Jahr bietet das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften wieder ein gelungenes Programm zum Wintersemester 2009/2010 an. Die Vortragsreihe findet jeden Dienstag um 18.00 Uhr s.t. im Institut in der Dorotheenstr. 26 im Raum 122 statt.

Begonnen wird die Vortragsreihe des BBK dieses Jahr ausnahmsweise am Montag, dem 19.10. um 18.30 Uhr im Senatssaal des HU-Hauptgebäudes. „Bibliothekar – Bibliothekswissenschaftler – Hochschullehrer“ ist das Thema der Veranstaltung zu Ehren von Horst Kunze zu seinem 100. Geburtstag. Zur Veranstaltung erscheint eine Festgabe zum Preis von ca. 12 €.

Am Dienstag, dem 20.10. gibt es im Rahmen der Beteiligung der Humboldt-Universität an der Open Access-Woche eine Podiumsdiskussion zum Thema „Open Access zwischen Freiheit und Zwang – Demokratisierung der Wissenschaft oder Enteignung der Autoren?“ statt. Beginn ist 17.00 Uhr im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum.

Zum Halloween-Termin am 27.10. spricht Eric Steinhauer dann zur regulären Zeit und am regulären Ort in der „Halloween-Lecture“ zu „Friedhofs- und Bestattungsrechtliche Fragestellungen im Bibliothekswesen“.

Hochkarätig geht es auch in den nächsten Wochen weiter, z.B. mit Nancy Fried Foster und Susan Gibbon aus den USA, Prof. Walther Umstätter, Claudia Lux oder Martin Doerr aus Griechenland. Es gibt Themen wie „IUWIS – eine Informationsinfrastruktur zum Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“, „Persönliche Publikationslisten als hochschulweiter Dienst – Theorie und Praxis“ oder „Von der Einzelrestaurierung zum Bestandserhaltungsmanagement“.

Bei dieser Themenvielfalt kann man nur bedauern, dass das Beamen noch nicht erfunden wurden ist, um sich mal rasch nach Berlin ans IBI transportieren zu können.

Hinweis über
Greifeneder, Elke: Druckfrisch: das neue BBK-Programm via IBI-Weblog

Feiert der Börsenverein da nicht voreilig?

Das umstrittene Google Book Settlement ist zurückgenommen worden, denn die US-Autoren- und Verlegerverbände wollen den Vergleich grundlegend neu aushandeln. Google selbst ist grundsätzlich auch dazu bereit, Änderungen am Book Settlement Agreement vorzunehmen.

„Das ist ein guter Tag für das Urheberrecht“, sagt Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Der Rückzug der verhandelnden Parteien bestätigt unsere Argumentation und Vorgehensweise in diesem Verfahren.“ Gleichzeitig danke der Börsenverein Bundesjustizministerin Brigitte Zypries für ihr Eingreifen. „Den Weitblick und die Unterstützung des Bundesjustizministeriums und des US-Justizministeriums haben die europäischen Rechteinhaber auch von der EU-Kommission erwartet“, so Honnefelder.

Scharf kritisiert wird in diesem meiner Meinung nach an das BMJ anbiedernden Artikel die Vorstellungen, der EU-Kommissare Viviane Reding und Charlie McCreevy, welche eine Abhängigkeit europäischer Autoren und Verlage von einem Suchmaschinenbetreiber billigend in Kauf genommen hätten und somit ein Monopol seitens Google akzeptiert hätten. Ich habe die Mahnung der Kommissare anders verstanden.
Ihre Hauptfrage war:

Ist Europas Urheberrechtsrahmen modern genug, um die Digitalisierung verwaister und vergriffener Werke zu ermöglichen?

Dabei sehen sie deutlich:

Die Digitalisierung von Büchern ist eine Herkules-Aufgabe, bei der der öffentliche Sektor zwar die Federführung übernehmen muss, für die er aber auch die Unterstützung des privaten Sektors braucht .[sic!] Jetzt muss klar sein, dass dank Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Stellen das Potenzial neuer Technologien und privater Investitionen mit den reichen, über Jahrhunderte aufgebauten Sammlungen öffentlicher Einrichtungen kombiniert werden kann. Wenn wir zu langsam in die Digitalisierung einsteigen, könnte Europas Kultur in der Zukunft Schaden nehmen.“

Hier ist jeder Verlag, jedes interessierte Unternehmen gefordert, mitzuwirken. Auch Kleinvieh macht auch Mist, nur anfangen muss man. Mit der geforderten Anpassung des europäischen Urheberrechts wird Google nicht zugespielt. Solche Behauptungen seitens des Börsenvereins zeigen eher ein Desinteresse am Erhalt kultureller Güter durch Digitalisierung. Sich darauf auszuruhen, dass der Staat hier komplett einzuspringen hätte und ihm aber beim Urheberrecht zu einem stark restriktiven Recht zu zwingen durch rein profitorientierte Gründe, zeigt eine gewisse Janusköpfigkeit.

Das US-Justizministerium machte vergangenen Freitag deutlich klar, dass das zuständige Gericht die Vereinbarung zwischen Google und der US-Buchbranche ablehnen sollte. Das Ministerium äußerte unter anderem Urheberrechts- und Wettbewerbsbedenken.

Allerdings stellte sich Washington nicht grundsätzlich gegen die Vereinbarung, die das Einscannen von Millionen von Büchern durch Google regeln soll, sondern rief die Beteiligten auf, die Bedenken möglichst schnell auszuräumen.

Auf Grund der vom US-Justizministerium geäußerten Bedenken sind die US-amerikanischen Autoren- und Verlegerverbände gestern im Einverständnis mit Google an den United States District Court of the Southern District of New York herangetreten und baten, das für den 7. Oktober 2009 angesetzte Fairness-Hearing abzusagen und am 6. November in einer „Status Conference“ einen neuen Terminplan festzulegen. Man reagiert damit auch auf die Bedenken mehrerer US-Bundesstaaten, die einzelne Aspekte der Einigung mit Sorge betrachten.

Da europäische und deutsche Urheberrechtsinteressen mit betroffen sind, fordert der Börsenverein, die europäischen Verlegerverbände in den weitern Verhandlungen zu beteiligen. Ob man dieser Forderung nachkommt? Bereits im Vorfeld der ersten Verhandlungen zwischen den US-amerikanischen Verbänden und Google hatte man eine Beteiligung verlangt.

Eine Einigung zwischen Google und den US-amerikanischen Autoren- und Verlegerverbänden ist zwar wieder ein Stück in die Zukunft gerutscht, aber sie ist nicht ausgeschlossen und ob hier die europäischen Verleger davon profitieren werden, steht in den Sternen. Sicherlich hat Google signalisiert, europäische Interessen zu berücksichtigen, aber ob dazu eine direkte Beteiligung bei den Verhandlungen zählt, ist aus meiner Sicht eher fraglich.

Quellen:
Börsenverein: „Ein guter Tag für das Urheberrecht“ Pressemmitteilung Börsenverein
Books: Google bereit zu Änderungen & Verlage wollen länger Zeit via Googlewatchblog.de
Regierung schreitet ein – Süddeutsche Zeitung
US-Verleger fordern mehr Zeit zum Verhandeln via Spiegel online
„Höchste Zeit für Europa, ein neues Kapitel über digitale Bücher und Urheberrechte aufzuschlagen“ – Gemeinsame Erklärung der EU-Kommissare Reding und McCreevy anlässlich der „Google Books“-Zusammenkünfte diese Woche in Brüssel Presseerklärung auf Europa.eu

Buchsicherung der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek

150.000 Manuskripte und mehr als 1,6 Millionen gedruckte Bücher müssen in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek geschützt werden. Die Buchbestände der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek gehören zu den wichtigsten europäischen Kulturschätzen und befinden sich seit dem 16. Jahrhundert in diesen Räumlichkeiten. Ihr Schutz soll durch den Einsatz neuester Technologie gewährleistet werden. Dafür wurden Sensorschleusen genutzt, die sich durch transparente Glaspaneele in die geschichtsträchtigen Räume der Bibliothek einfügen und nur autorisierten Personen Zugang zu den kostbaren Archivalien gewähren. Die automatische Zutrittskontrolle stellt sicher, dass die Bücher ausschließlich von autorisierten Personen eingesehen werden können. Außerdem werden so auch Bibliotheksnutzer und -mitarbeiter geschützt.

Derzeit wird die Vatikanische Apostoloische Bibliothek restauriert, ohne dass für diese mehrjährige Sanierung der Betrieb der Bibliothek eingestellt wird. Begonnen wurde mit der Sanierungsarbeit 2007 und sie sollen 2010 enden. Neben der Konsolidierung, Sanierung und Klimatisierung der Räume des Restaurierungs, des Foto- und des Digital-Labors soll für eine bessere Verbindung der verschiedenen Abteilungen auch ein Außenaufzug am Gebäude angebracht werden. Auch eine Sanierung des Manuskripte- und Zeitungsdepots gehört mit zum Plan.

Einen Einblick in den Stand zeigt das kurze Video vom Februar diesen Jahres:

Quellen:
Vatikanische Apostolische Bibliothek schützt Bücher mit Sensorschleuse von Gunnebo via News-Ticker.org
Videodetailseite, Youtube – Vatikan-Bibliothek


[Korrektur zur Verbesserung des Datenschutzes. Umstellung Youtube-Video auf „privacy-enhanced mode“: 03.06.2018]