Die Bibliothek als Sparschwein

Manchmal kann man nur noch den Kopf schütteln, wenn die Sparpolitik eines Städtchens Blüten schlagen. So soll die Lindower Stadtbücherei, anders als ursprünglich geplant nicht in das künftige Bürgerzentrum in die alte Schule ziehen. Nein, sie soll Platz im Tourismuspavillion auf dem Lindower Marktplatz bekommen, wenn es nach dem Lindower Amtsdirektor Danilo Lieske geht. Dieser will am 24. Februar einen entsprechenden Beschluss den Lindower Stadtverordneten vorlegen.

Das klingt vielleicht ganz gut – rein in den Mittelpunkt der Stadt, aber damit würde die Stadtbücherei ihren Status als eigenständige Einrichtung der Stadt Lindow verlieren. Dies hat der Hauptausschuss so empfohlen. Für die Stadt hätte das riesige Vorteile. Zöge die Stadtbibliothek in den Tourismuspavillion, könnte deren Leiterin eben nicht nur Gäste der Stadt beraten, sondern auch einfach die Bücher ausleihen. Die bisherige Leiterin der Tourist-Info ist in Rente und momentan sitzen nur ungeschulte Mitarbeiter in der Info. Deren Stellen sind befristet und werden vom Arbeitsamt gefördert.

Zwei Nachteile gibt es allerdings. Da die Bücher im Ausstellungsraum des Pavillions untergebracht werden müssten, würden die wechselnden Ausstellungen entfallen. Und zweitens würde nur ein kleiner Teil der Medien der Bibliothek dort Platz finden, da der Raum wesentlich kleiner ist. Der Rest der Medien müsste eingelagert werden und wäre nur auf Vorbestellung entleihbar.

Natürlich sieht Herr Lieske kein Problem, ein notwendiges Magazin zu finden und einzurichten.

Der Verwaltungschef sucht nach Einsparungsmöglichkeiten, „ohne gleich alles platt zu machen“. Die Bücherei solle für Lindow erhalten bleiben, zumal sie auch für den Titel „staatlich anerkannter Erholungsort“ von Vorteil ist.

Die Bibliothek im Moment und ihrem derzeitigen Zustand kostet die überschuldete Stadt 30.000 Euro Zuschuss jährlich. Dies sei aber nach Lieskes Meinung für 30 angemeldete und zahlende Leser nicht gerechtfertig. Für Angelika Schörder, Angestellte dieser Stadt, bleibt nur die Wahl, ja oder nein zu sagen. Auf die Bedürfnisse, einer zielgruppengerechten Bibliothek wird nicht geachtet. Die 59jährige möchte sich momentan nicht öffentlich dazu äußern, denn sie arbeitet in Teilzeit für die städtische Bibliothek. Eine zweite Teilzeitstelle hat sie in der Salusklinik, wo sie die Patientenbibliothek betreut. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für die seit Oktober eingerichtete Schulbibliothek der Lindower Grundschule, welche sie mit Birgit Rose und Cindy Voigt aufgebaut hat. Dort fördert sie dienstags die Lesekompetenz der Kinder und betreut donnerstags die Ausleihe.

Dass eine Bibliothek nicht nur Ausleihe ist, dass dort Ruhe herrschen sollte, dass Bücher nicht nur verwahrt, sondern auch vermittelt werden ist wohl Herrn Lieske entgangen. Sich über fehlende Nutzer zu beschweren, heißt häufig, es wurde zu sehr beim Angebot der Medien gesparrt. Auch die Beratungsangebote im Bereich einer Touristinfo brauchen Zeit und Wissen. Zudem sollten die Gäste der Stadt nicht das Gefühl haben, sie stören oder werden nur dazwischen geschoben. Sicherlich ist die Stadt mit ihrer Überschuldung nicht in einer glücklichen Situation, aber eine falsche Plazierung der Bibliothek, zu kleine Räumlichkeiten, die Rückkehr zur Magazinbibliothek können auch das Angebot einer Bibliothek an sich gefährden. Ich vermute stark, Herr Lieske nutzt die Bibliothek selbst überhaupt nicht und ist daher auch nicht über die Notwendigkeiten (in) einer Bibliothek aus erster Hand informiert.

Muss man da sagen, besser so, als geschlossen?

Quelle:
Kranz, Christian: Sparschwein Stadtbücherei : Lindower Amtsdirektor will Bibliothek und Touristinfo zusammenlegen, Märkische Allgemeine

Schimmelbedrohung für historischen Bibliotheksbestand

Eigentlich ist man dabei das Schlossmuseum zu sanieren, eigentlich, denn wegen Geldmangels stocken die Arbeiten gerade. Die Büros aus dem Nordflügel müssen jedoch verlagert werden, denn die Situation ist ernst.

Der unsanierte Nordflügel des Museums ist von Schwamm und Schimmel betroffen – nichts ungewöhnliches in historischen Gemäuern, aber beeinträchtigt werden auch die Innenräume im Neuen Palais. Dort untergebracht sind die Büro der Mitarbeiter und die Bibliothek.

Wie schlecht es um diese bestellt ist, zeigten Messungen des Zentrums für Bucherhaltung in Leipzig, die eine Schimmelbelastung bestätigten. Bei wenigen Büchern ist der Schimmel bereits sichtbar, aber dennoch wirbeln die Mitarbeiter bei jedem Exemplar, das sie den Regalen entnehmen, erneut Schimmelsporen auf und tragen sie auch in die anderen Räume. Für eine mechanische Reinigung des Bestandes ist Geld eingeplant. Die Reinigung soll durch eine in Arnstadt lebende Restauratorin durchgeführt werden.

Aber mit einer Reinigung allein ist das Thema Schimmel in den Büroräumen nicht erledigt. Betriebsärztliche Untersuchungen der Mitarbeiter ergaben Hinweise auf Sensibilisierungen und allergische Reaktionen auf Schimmelsporen, so dass von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen ist. Jetzt macht auch der Hauptpersonalrat Druck. Es muss etwas getan werden, z.B. im baulich bereits sanierten Südflügel erstmal provisorische Arbeitsplätze einzuricht, wobei provisorisch heißt, dass die Übergangszeit wohl schon acht bis zehn Jahre dauern wird, da die Sanierung vermutlich noch so lange dauern wird.

Ob die Stadt, die eine Fürsorgepflicht trifft, dem zustimmt, ist nicht klar, aber der Umzug der Büros ist zwingend notwendig. Das Schimmelproblem ist der Stadt bekannt (und eigentlich hätte man schon damals aus Interesse an den Mitarbeitern reagieren müssen), aber neu sei, dass nun auch Personen davon betroffen sind. Eine Verlagerung der Büros würde schätzungsweise 20.000 Euro kosten, die von keiner Förderung übernommen werden. Eine Containerlösung wäre denkbar, aber auch das kostet Geld, welches bisher von der Stadt nicht eingeplant worden ist. Dennoch soll bei einem Okay die Vorbereitungen sofort beginnen, auch wenn die Kosten nicht im Haushaltsplan ständen.

Aber das ist ja nicht das einzige Problem. Mit dem Umzug der Büros wird der Bestand auch nicht nutzbarer, wenn er weiterhin in den verschimmelten Räumen bleibt. Neben dem Schimmelproblem gibt es auch einen Platzmangel, so dass man die historische Bibliothek, die 20.000 Bände umfasst, incl. des alten Bestandes der Museumsgesellschaft, Fachbüchern zu Kunsthandwerk und Kunstwerken, Katalogen und Schriften aus und über Arnstadt nicht einfach umziehen lassen kann. Die Bibliothek ganz zu schließen kommt ebenfalls nicht in Frage, da die Bestände sowohl für die tägliche Arbeit im Schlossmuseum als auch von weiteren Interessenten genutzt werden.

Mehr zu Schimmel auf Büchern und Archivalien:
Schimmelpilze auf Büchern und Archivalien, Merkblatt des Sozialministeriums von Meckenlenburg Vorpommern, 1999
Neuheuser, Hanns Peter: Checkliste Staub, Schmutz, Schimmel in Archiven, Bibliotheken und Museen, Bibliotheksdienst, 36 (2010) 10, S. 1228-1242
Haberditzl, Anna: Was tun mit schimmelbefallenen Archivalien und Büchern?, Der Beitrag erschien erstmals in: Bestandserhaltung. Herausforderung und Chancen, hrsg. von Hartmut Weber (Veröff. der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Bd. 47), Stuttgart 1997, S. 259-281.

Quelle:
Köhler, Antje: Schimmel bedroht historische Bücherei in Arnstadt, Thüringer Allgemeine

Jubiläum in der Biblioblogosphäre

Zehn Jahre gibt es bereits ihn: “Der kurioese Bibliotheksbote worinnen zu finden sind allerley newe Zeitungen”. Zu so einem Jubiläum kann man den BlogautorInnen von Netbib nur gratulieren. Wir hoffen, dass es das Blog und geballte Infos noch weitere 10 Jahre und 10 Jahre und … gibt. ❗

Wir selbst – mal wieder unbemerkt von uns selbst – sind gestern erst vier geworden. Ich möchte mich an dieser Stelle einmal bei meinen BlogkollegInnen für Ihre Mitarbeit hinter den Kulissen und aktiv als Schreibende bedanken. Mal sehen, wie viele Jahre wir noch zusammen bekommen… Erstmal ein Prost aufs angehende fünfte Jahr. :cheesy:

“Kickass Librarian”: Eine Persiflage auf KleinstadtbibliothekarInnen

Das folgende überspitzte Bibliotheksvideo ist eine Persiflage auf die verrückten BibliothekarInnen in Kleinstädten. Besonders witzig finde ich dieses Video nicht, da es wieder einmal mehr in die Klischeekiste greift. Das Motto der Bibliothekarin, gespielt von Tara McDonough, im folgenden Video lautet:

“If knowledge is power, then I’m in charge of an arsenal!”