Diskussionsbeitrag zum Strategiepapier “21 gute Gründe” (I)

Was hier und in den nächsten dazugehörigen Kapiteln folgt ist wenig geordnet, aber es sind die ersten Eindrücke und Fragen, die mir beim Lesen des Diskussionspapieres gekommen sind.

Bibliotheken? Stimmt. Die gibt’s ja auch noch.

Warum eigentlich? Sind die nicht heutzutage überflüssig? Wir haben doch das Internet und googeln uns alle Informationen zusammen, die wir brauchen. Unseren Kindern kaufen wir die Bücher, und außerdem spielen die Kids sowieso am liebsten mit ihrer Playstation.

Genau: Schon deshalb brauchen wir Bibliotheken. Und nicht nur deshalb.

Moment mal: Reden wir uns jetzt gleich am Anfang schlecht? Menschen wollen positiv gestimmt auf etwas eingehen und nicht negativ. Der fade Beigeschmack, den Patrick zurecht bemängelt, ist nicht nur fade sondern bitter. Bibliotheken sollten sich positiv, selbstkritisch und zukunftsorientiert darstellen. Da fällt mir der Anfang der Studie “Haben Bücher eine Zunkunft?” ein, in der es gleich im ersten Satz heißt:

Das Buch muss sich heutzutage innerhalb des dicht gewobenen Medien- und Kommunikationsnetzes der Informationsgesellschaft behaupten. (S. 3)

Hier gibt es keine Untergangsstimmung, keine künstliche Trauermimik, sondern einfach eine Tatsache, der niemand zu widersprechen wagt, die jedoch die gleiche Aufmerksamkeit erringt, vielleicht sogar noch positiver gestimmte, als die Einführung dieses BID-Papers der 21 Gründe pro bibliotheca.

Die von mir bereits zitierte Studie zum Buch kommt zum Schluss:

Bemerkenswert ist, dass das Internet nicht direkt mit dem Buch konkurriert. Wer häufig online ist, muss kein “Büchermuffel sein. […] Vielmehr gibt es einen engen Zusammenhang zwischen starker Internetnutzung und […] verstärkter Bücherlektüre. (S. 14)

Kommt hier der Nutzer nicht mehr in die Bibliothek, so können Gründe dafür wohl auch in der Aufstellung der Bibliotheken im Internet zu sehen sein, denn gelesen wird auch weiterhin und besonders bei den “Internetintensivnutzern”.

[Mannheim] Wieviel WEB 2.0 braucht die Bibliothek?

Wieviel Web 2.0 wird gebraucht, um als Bibliothek zu bestehen? Dieser Frage widmete sich gerade Dr. Zass der ETH Zürich auf dem Bibliothekartag in Mannheim. Es tut gut zu hören, dass man als Bibliothek nicht jedem Hype des Web 2.0 hinterherrennen muss, um dennoch einen nutzernahen und nutzerorientierten Service zu bieten. Dies erinnert mich an den ebenfalls sehr kritischen Vortrag von Dale Askey am 27. Mai im BBK am Insitut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, der darauf hinwies, dass wir erstmal die bestehenden Probleme in der Bibliothek 1.0 lösen müssen. Auch hier kam er zum Ergebnis, dass diese doch “recht etablierte” Form der Bibliothek bereits viele Mittel und Methoden besitzt – die richtig umgesetzt – einen hervorragenden – und vielleicht auch besseren – Service für eine Bibliothek bieten kann.

Knackpunkte waren die Benutzerschulung, der – so meine ich – auch eine regelmäßige Schulung der Bilbliothekare vorausgehen muss. Instrumente wie Katalog, Datenbanken, Volltextangebote der Bibliotheken müssen zudem benutzerfreundlich und intuitiver bedienbar gemacht werden. Hier ist gerade im elektronischen Bereich eine Änderung der Verlagspolitik in Bezug auf Metadaten und die Verwendung von Identifikationsstandard notwendig. Materialien, die nicht in Bibliothekskatalogen nachgewiesen sind, sind in vielen Fällen nicht vorhanden. Diese “Tarnung” ist ein Punkt, der konzentriert aufgearbeitet werden muss, bevorm man überhaupt an eine Inhaltserschließung seiten der Benutzer durch Tagging nachdenken kann.

Ein kritischeres Abwägen, wieviel Information ein Nutzer in dem Moment, wo er im Bibliothekskatalog sucht, ist auch notwendig. Einserseits ist es sinnvoll, vielleicht auch Abstracts und Literaturverzeichnisse einzuscannen und durchsuchbar zu machen, aber dies kann erst als sinnvoll erachtet werden, wenn die laufende Katalogisierung der Daten nicht darunter leidet, in dem sie verlangsamt wird.

Solange wir mit Bibliothek 2.0 nicht auf eine gute Arbeit der Bibliothek 1.0 aufbauen können, nutzen einem die Möglichkeiten des Web 2.0 nur wenig. Sie können notwendige Vorarbeiten in den Hintergrund drängen.

Anders sieht der Einsatz von Web 2.0-Möglichkeiten in Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit und in der Organisation des internen Managmenst der Bibliothek aus. Regelmäßig akutalisierte Angaben profitieren von einer Verbreitung mit RSS-Feeds.

Blogs in / für Wissenschaft und Bildung

Die Diskussion rund um Blogs in Wissenschaft & Bildung und ihr Nutzen für Wissenschaft & Bildung ist zum Glück nicht eingeschlafen. Dinge zum Selbstzweck zu betreiben macht keinen Sinn, daher ist es schon wichtig, immer wieder zu überprüfen, inwieweit Zielsetzungen innerhalb dieses Bereiches erfüllt werden.
1. Wird die gewünschte Zielgruppe erreicht?
2. Wie hoch ist der Aufwand zu bewerten und welche Ergebnisse ergeben sich daraus?
3. Welche Vorteile bieten sich im Vergleich zu anderen Kommunikationsmöglichkeiten und werden diese genutzt?
4. Welche Mehrwerte können Blogs bieten?

Christian Hauschke stellt akutell in seinem Beitrag zu “Weblogs in Wissenschaft und Bildung” in Infobib die Frage, die den “Knackpunkt für viele Lehrende und Lernende” darstellt:

Was habe ich eigentlich vom Bloggen?

Eine mögliche Antwort: Nur wer bloggt und aktiv in die Bloggosphäre eintaucht, kann den Wert für sich feststellen. Es ist ein Nachdenken, Sich-einordnen, Informieren und letztendlich auch die Diskussion, die möglich wird, weil man nicht an Raum und Zeit gebunden ist. Wissenschaftliches Bloggen ist ein Stück Freiheit.

Kommen nach der großen Community die elitaeren Kreise?

Die große Wissensgemeinschaft der Wikipedia bekommt immer mehr Konkurrenz. Anfang des Jahres startete Citizendium:engl: . Jetzt startet Veropedia:engl: . Hier werden die Artikel verifiziert und gescoutet, d.h. durch die Nutzer bewertet. “Veropedia is based on Wikipedia, a user-contributed encyclopedia.”
Ein anderes Angebot ist Scholarpedia:engl: , the free peer reviewed encyclopedia written by scholars from all around the world.

Sie alle basieren auf der Idee, dass eine Community Wissen aufzeichnen und zusammentragen kann. In der Frage, wie man die Qualität verbessern kann – Wikipedia setzt hier eindeutig auf die Quantität der Nutzer – gehen Citizendium und Scholarpedia den Weg einer zunehmenden Exklusivität. Veropedia hingegen ist “a collaborative effort by a group of Wikipedians to collect the best of Wikipedia’s content, clean it up, vet it, and save it for all time.”

Mehr dazu:
Multipedias via infobib
Graf, Klaus: Veropedia – zitierfähige Wikipedia? via archivalia

Web 2.0 ist eine Männerwelt

Wer es noch nicht gemerkt haben sollte, jeder, der sich in der Web 2.0-Welt bewegt, bewegt sich in einer Männerwelt.
Woran liegt das? In Blogs, Podcasts und Communities werden Männer stärker wahrgenommen, wobei die Themenauswahl entscheidend ist.

Die beliebtesten Weblogs, Podcasts und Communities werden laut Studien hauptsächlich von Männern betrieben.

Frauen versuchen sich selten über ein Blog beruflich zu qualifizieren, denn sie kommunizieren eher auf der “Beziehungsebene”. Männer zieht es eher zu politischen oder wirtschaftlichen Themen, so dass sie schneller eine größere Zielgruppe erreichen und einen schneller bekannt werden.

Welche Gründe könnte e noch geben? Sprachstil? Themenwahl? Höhere Technikverliebtheit? Diese Überzeugng vertraten zumindedes Expertinnen bei der APA-E-Business-Community:engl: .

“Frauen stellen Gedanken und Gefühle in den Vordergrund, die Kommunikation findet eher auf der Beziehungsebene statt. Männer agieren mehr mit harten Fakten und sind stärker von dem überzeugt, was sie schreiben”, erklärte die Geschäftsführerin von kier communication Ursula Seethaler.

Kommunikationsfördernd ist diese männliche Vorgehensweise aber nicht gerade, denn häufig wird eine pro- oder contra-Entscheidung dadurch notwendig.

Entweder sie stimmen der männlichen Meinung zu oder sie stellen ihre Kompetenz in Frage.

Weibliche Blog-Einträge würden durch ihren emotionaleren Schreibstil hingegen oft mehr Reaktionen hervorrufen. Grund dafür wäre, dass Frauen die Richtungen oft offen ließen und eher ihre Gedanken und Gefühle wiedergeben.

Welchen Tipp geben die Expertinnen?

Damit Bloggerinnen mehr Leser gewinnen, sollten sie versuchen weniger emotional zu schreiben, so Seethaler. Auch sollten sie Blogs und Co. stärker nutzen, um ihre Kompetenzen darzustellen und sich beruflich einen Namen zu machen. “Bei der Themenauswahl muss man sich entscheiden, ob Wert auf ein größeres Publikum oder auf höhere Privatheit gelegt wird. Bei Frauen sind Politik-Blogs eher die Ausnahme und wenn so genannte Frauen-Themen dominieren, klinken sich Männer eher aus” beschrieb Seethaler die Situation.

Da stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, sich für den Erfolg des eigenen Blocks und eine eventuelle Karriere zu verbiegen? Gilt es nicht eher seine eigenen Stärken zu zeigen und gehört Kommunikation in einem Social Network nicht dazu?

Frau Lichtenberger von Microsoft Österreich sieht es etwas anders: Beziehungsmanagement, soziales Networking und Kommunikation seien von jeher eher weiblich besetzt. Daher müsse doch Web 2.0 schon von sich aus ein interessantes Umfeld für Frauen sein.

„Es geht in erster Linie um den Austausch und nicht darum, die Beliebtheitsskala anzuführen”, so Lichtenberger.

Neda Bei, Betreiberin eines Literatur-Blogs, sieht in diesem Prolem keines, das Web 2.0-spezifisch ist. Männer würden stets irgendwelche Größen vergleichen, seien es Google-Einträge, Zugriffszahlen auf das Blog oder die Pixel ihrer Digitalkamera und auch anderer Dinge 😉

“Das ist aber kein Spezifikum des Web 2.0, sondern gilt wahrscheinlich in der nach wie vor männlich dominierten Netzwelt insgesamt.”

Das Web 2.0, das auf Kommunikation und Interaktion setzt, könnte schon bald eine Rollenveränderung im Netz in Gang setzen, vermutet Alexandra Fida von T-Mobile.

„Inzwischen sind beispielsweise rund vierzig Prozent der Nutzer von mobilem Internet weiblich”, sagte Fida. Und bei der jugendlichen Zielgruppe sei bereits eine Angleichung des Nutzerverhaltens feststellbar.

Laut Studien machen die Selbstdarsteller nur vier Prozent der Web 2.0-User aus.

Frauen, erobert das neue Internet. Nein, lebt es einfach!

Quellen:
Web 2.0: Männerthemen dominieren kurier.at
Männer haben bei Web 2.0-Diensten die Nase vorne auf EBC

Fünfundfünzig lesenswerte Artikel für ernsthaft Bloggende

Es gibt so viele Fehler, die man als Blogger machen kann.
Stephen Abram aus Stephen’s Lighthouse:engl: hat zu seinem zweijährigen Blogbestehen sich die Frage gestellt, was er verbessern könnte und hat dafür eine Zusammenstellung von 55 Artikeln:engl: aufmerksam gemacht, in der man sich über das Anfangen bis zu den Dingen, die man nicht und auf keinen Fall machen sollte, informieren kann.

Hinweis via Stephen’s Lighthouse
Just start blogging?:engl:

Tip: Spiegel special – Wir sind das Netz

Wie verändert das Leben im Netz das Leben in der Offline-Welt?
Es geht um das Mitmachnetz, die Alten und Neuen Medien. Man kommt von der Anarchie im Netz zum Tatort bis man schießlich sogar in ganzen virtuellen Welten landet.

Beispiele für Beiträge in diesem Special:

  • Internet-Pionier Tim O’Reilly über die Idee, kollektive Intelligenz nutzbar zu machen
  • Der globale Anzeigenmarkt ist fest in Google-Hand
  • Hunderttausende Bücher werden gescannt, digitale Bibliotheken entstehen
  • Verfassungsrechtlich bedenklich: Der Staat will heimlich Festplatten durchsuchen
  • Was ist das geistige Eigentum noch wert?
  • Musikbranche und Filmindustrie wehren sich gegen Raubkopien
  • Wissenschaftliche Arbeiten sind immer öfter Plagiate
  • Was man anhand einer schlichten E-Mail-Adresse alles herausfinden kann
  • “Second Life” – Millionen Menschen schaffen sich eine neue Wirklichkeit
  • Reale Verbrechen in der Kunstwelt

Infos:
Wir sind das Netz : Wie das neue Internet die Gesellschaft verändert SPIEGEL special, Heft 3/2007

Web 2.0 ist eine Gefahr

Wie können sich nur so viele Nutzer des Internets mit Web2.0-Technologien beschäftigen? Ihnen fehlt es an Zeit sich mit kommerziellen Angeboten zu beschäftigen und das gefährdet den Informationsmarkt.
Jeder dritte Manager sagt, die Konkurrenz durch so genannten user-generated Content sei die größte Bedrohung fürs Geschäft der Medien- und Unterhaltungsindustrie.

Doch die Branche will sich der Herausforderung stellen: 66 Prozent der weltweit Befragten beabsichtigen, innerhalb der kommenden drei Jahre Umsatz mit user-generated Content zu machen. Deutsche Firmen sind da etwas zurückhaltender: Zwischen einem und fünf Jahre werde es dauern, bis man damit Geld verdienen werde, so drei Viertel der Befragten.

Internetsurfer veröffentlichen eigene Texte, Bilder, Ton- und Videoaufnahmen. Die sozialen Medien sind nach Ansicht der Unternehmen keine Modeerscheinung. Daher brauchen die Anbieter traditioneller Medieninhalte neue Strategien, sogenannte “Cross-Media-Angebote”.

67 Prozent der Befragten sagen, der Geschäftsbereich Video werde in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich am stärksten zum Wachstum beitragen (Deutschland: 75 Prozent), insbesondere Kurz-Clips, Serien und andere TV-Formate.
[…]
Der Nutzer hat mehr Macht denn je. Es werden diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die Inhalte, Erzählform und medialen Verbreitungskanal am besten auf den Abnehmer zuschneiden. So eigneten sich etwa Spielfilme für Fernsehanbieter und die Bereitstellung im Internet oder per IPTV. Auf seinem Handy erwarte der Nutzer jedoch im Wesentlichen individualisierte Dienste.

Quelle:
Web 2.0-Nutzer beunruhigen die Medien- und Unterhaltungsbranche : Besonders deutsche Unternehmen fühlen sich bedroht via de.internet.com

[Kurz] Von Fünf bloggt einer

Jeder fünfte Internetuser bloggt.

Rund acht Prozent der deutschen Internet-Nutzer schreiben mindestens einmal pro Monat Beiträge in eigenen oder fremden Blogs. Weitere zwölf Prozent bloggen gelegentlich. Fast jeder zweite Internet-Nutzer liest Online-Tagebücher. Das teilte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) heute in Berlin mit, Quelle ist die WWW-Benutzer-Analyse von Fittkau & Maaß Consulting.

Quelle:
Jeder fünfte Internet-Nutzer bloggt – Fast jeder Zweite liest Online-Tagebücher auf de.internet.com

Wie aussagekräftig sind eigentlich diese Zahlen? Derzeit wird man mit Studien zu Bloggern und Blogs, Internet und Internetusern nur so zugespamt? Welche Ergebnisse gibt es und wie kann man gewonnene Erkenntnisse umsetzen, außer dem, was jeder, der seit Jahren im Internet veröffentlicht, bereits weiß: publish or die!
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