Der neue „Imagefilm“ für Bibliotheken des dbv – ein Kommentar

Anfang der Woche erschien das neue Video des dbv mit dem Werbung für Bibliotheken gemacht werden soll.
Bevor hier weiter gelesen wird, bitte den Clip anschauen

http://youtu.be/pqWnnyy8bJQ

Bei Youtube findet sich auch gleich der Text zum Video bzw. wurde dieser wohl auch im Anhang der Mail verschickt, mit dem auf das Video aufmerksam gemacht wurde.

An sich finde ich Videos von Bibliotheken in denen gesungen wird recht amüsant. Und rein optisch ist dieses Video auch sehr ansehnlich. Aber, und natürlich gibt es ein „aber“, der Text! Der Text ist schlimm, richtig schlimm. Tut mir Leid für den oder die TexterIn, aber das geht so nicht.

Ein Kommentar unter dem Video lautet daher auch recht passend

Auralibby
Mehr Klischee hat mensch im Text wohl nicht unterbringen können. Davon fühle ich mich als Bibliothekarin nicht vertreten, sorry.

Der Kommentar hat bereits 10 Likes.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die auch wohlmeinende Kommentare, die aber bisher keine weiter Zustimmung im Sinne von „Daumen hoch“ bekommen haben.

Aber zurück zum Text.

Strophe 1
Wenn du als Mensch am Fenster stehst
Und dich wieder mal um dich selber drehst
Geh hinaus, geh deinen Weg
Geh doch mal in die Bibliothek

Fängt sehr tiefsinnig an. Der Mensch der hier beschrieben wird, weiß scheinbar nicht wie es weitergehen soll. Man rät daher zu frischer Luft und einen anschließenden Besuch in der Bibliothek. Okay… es ist auch ein bißchen „reim dich oder ich fress dich“, aber zur Not noch akzeptabel. Auch wenn ich nicht glaube, dass alles besser wird, wenn man in die Bibliothek geht. Ich empfehle alternativ: Freunde/Familie, Sport, Essen, Kino, Musik/Konzerte oder wenn es wirklich ernsthaft ist auch den Arzt. (Mir ist bewusst dass man in einem Video _für_ Bibliotheken nicht auf Alternativen hinweist, aber ich sehe das hier als weiterführenden Service meinerseits.)

Strophe 2
Ob wir verlieren oder gewinnen
Ob wir allein oder gemeinsam sinnen,
Für Bildung und Zukunft
Bibliothek, Ort der Zusammenkunft

Die ersten zwei Zeilen verstehe ich nicht wirklich. Wer ist „wir“? Wir = Bibliotheken, Wir = MitarbeiterInnen der Bibliothek, Wir = BenutzerInnen, Wir = Benutzer und Mitarbeiter.

Liest man weiter scheint mit „Wir“ tatsächlich die Bibliothek gemeint sein. Aber wenn Bibliotheken verlieren heißt dass doch meist weniger Geld oder gleich Schließung und in dem Moment ist man als Ort auch nicht mehr existent.

Immerhin wird hier der Bildungsauftrag der Bibliotheken erwähnt. Finde ich nicht verkehrt. „Ort der Zusammenkunft“… nja, bei Veranstaltungen schon. Ob es ein richtiger Treffpunkt ist zu dem man „einfach so“ hingeht oder doch „nur“ wenn man irgendetwas für Schule, Studium, Weiterbildung machen muss, ist fraglich.

Chorus
Büchernahrung, neues Land,
Bibliothek und Sachverstand.

Aua! Einzig das Wort „Büchernahrung“ finde ich schön. Neues Land hier wohl im Sinne von durch Bücher/Medien seinen Horizont erweitern.
„Bibliothek und Sachverstand“ da muss ich immer grinsen.

Break

Davon gibt es drei Stück. Sie zählen Wörter auf die irgendjemand mit Bibliotheken in Verbindung bringt bzw. bringen könnte. Der Ursprung der Worte ist unklar, ich schiebe es aber mal auf BiblitoheksmitarbeiterInnen. Meine Highlightwörter habe ich fett hervorgehoben.

Denken, Counter, Datenbanken, Lernraum, Leihschein, E-books
Ruhe, Sachbuch, Systematik, Wahrheit, Neugier, Stühle

Displays, Chancen, Bücherbusse, Tische,
Selbstverbuchung, Bücher, Opac´s, Unterhaltung, Langzeitarchivierung

Digitalisat, Digitalisat, Digitalisat, Digitalisate
Online-Katalog, Online-Katalog, Online-Katalog, Online-Kataloge

Besonders schön finde ich immer noch „Stühle“. Mein Kommentar auf Facebook dazu war:

Ich finde es ja faszinierend dass sie „Stühle“ erwähnen. „Kommen sie in die Bibliothek“ Hier können sie sitzen. Auf STÜHLEN!“

Und eine Freundin meinte zum Thema „Digitalisate“

Und diese Überbetonung von „Digitalisaten“ – oh ja, Bibliotheken können SCHON mit Computern punkten! So ganz modern und so!

Ich würde gerne Leute in Bibliotheken fragen was ihnen (außer „Bücher““ noch so für Worte zu Bibliotheken einfallen. Ich befürchte fast keins von oben genannten.

Einige Wortmeldungen bei Twitter

 

 

Ich möchte den Menschen die für den Text verantwortlich sind eins sagen: Respekt! Ich habe es nie für möglich gehalten das Wort „Langzeitarchivierung“ mal in einem Liedtext wieder zu finden.

Der dbv kann es auch durchaus besser. Vielleicht nicht ideal, aber die Story im Clip ist doch ganz schön 🙂

Also lieber Imagefilmmacher, beim nächsten mal besser Musik, besserer Text oder auf den Text verzichten und Bilder sprechen lassen. Wenn man Bibliotheken bewerben will sollte man nicht seine Sicht einnehmen, sondern derjenigen die man damit ansprechen will. So als Hinweis 😉

Dieser Artikel erschien zuerst bei Bibliotheksratte

[Zitat] Unkommentiert – 1989 [1978]

„Es war der Sommer 1974 – für mich war das ein ausgesprochen schöner Sommer. Ich pflegte im Restaurant auf der anderen Seite des Kirchplatzes zu essen, und abends ging ich oft unter den Bäumen längs des Kanals auf und ab, erhitzt von meinen neuen Entdeckungen. Denn jeden Tag bekam ich immer größeren Respekt vor der Volksbibliothek als der Forschungszentrale des Volkes.“ Sven Lindqvist: Grabe wo du stehst 

BibApp – die Navigation durch die Bibliothek

Die folgende BibApp ist Ergebnis einer Seminararbeit im Kurs „Usability Engineering“ im Wintersemester 2011/12 an der Universität Konstanz. Die Entwickler hierzu sind Sebastian Beisch, Steffen Maurer und Oke Tennie. Die Musik in den folgenden Videos stammt von Sean Dorff.

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Das neue Grimm-Zentrum der HU öffnet heute seine Pforten

Pünktlich zur Eröffnung des neuen Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Humboldt Universität zu Berlin widmet Gerwin Zohlen in der WELT heute dem Gebäude  einen höchst poetischen Artikel:

In heller Strenge und elegant erhebt sich der Bau nahe dem S-Bahn-Viadukt. […] Die Funktion jedoch und der Gebrauch des Hauses als Bibliothek sind hier so selbstverständlich vorausgesetzt, dass sie nicht zur Ersatzreligion von Entwurf und Ästhetik herhalten müssen. Nichts ist hier ins Schräge gekippt oder ins Wolkige gerundet, nichts spreizt sich wild oder möchte zersplittern, nichts weckt den Verdacht, fortfliegen zu wollen oder über dünnen Stützen zusammenzubrechen. Selbstgewiss und stark lagert das Grimm-Zentrum in der Stadt.

Die Funktion des Gebäudes muss also nicht als „Ersatzreligion von Entwurf und Ästhetik“ herhalten. Bleibt abzuwarten, ob das umgekehrt ebenso gilt. Bei meinem ersten Besuch im Rahmen einer Führung hatte ich den Eindruck, dass es in puncto Barrierefreiheit (Zugang zu den Leseterassen), Akustik (Trichterform der Leseterassen) und Lichtversorgung (Stichwort: selbstreinigendes Dach) durchaus Grund zu Zurückhaltung mit frühen Lobgesängen gibt. Der zentrale Ort jedoch, an dem sich die Bibliothek jetzt befindet – besonders im Hinblick auf die noch fertigzustellende Tangente Hauptbahnhof – Hackescher Markt/Spandauer Vorstadt -, hätte sicher kaum besser gewählt sein können.

By the way: Im Zuge der Eröffnung des Grimm-Zentrums hat auch der Internetauftritt der UB einen Relaunch erfahren. Auch wenn laut aktueller Meldung noch nicht alle Informationen bereits verfügbar sind, stellt die neue Website mit ihrer Orientierung am Corporate Design der HU eine erhebliche Verbesserung gegenüber der alten Website dar.

Quelle: Zohlen, Gerwin: Bibliothek der Superlative, erschienen on der WeltOnline

Mensch-Maschine-Interface-Design – Firefox geht neue Wege

Aza Raskin, der seit Anfang 2008 „Head of User Experience“ bei Mozilla Labs ist, stellt seine Vorstellungen vor und möchte, dass das Interface des Firefox ganz verschwindet.

„Wenn wir bei Mozilla Labs ein User Interface entwerfen, dann soll es nicht benutzbar sein, sondern human“, erklärt Raskin.

Unter einem „humanen Interface“ versteht er dabei:

Ein humanes Interface ist tolerant gegenüber menschlichen Fehlern und arbeitet zum Vorteil des Menschen.

Mehr dazu im Golem.de – Interview :

:engl:

(deutsch)

Zum sehr ausführlichen Artikel:
Jens Ihlenfeld: Wie das neue User-Interface für Firefox entsteht via golem.de