“Bibliocicletas”: Brasilien als Ursprungsland der Fahrradbibliotheken

“Bibliocylcle” stammt vermutlich aus Brasilien, wo sie  “ Bibliocicletas” genannt werden. Auf derfranzösischen Webseite “La voie des livres” werden in einem Zeitungsartikel aus Brasilien Fahrradbüchereien in São Paulo erwähnt, die es dort seit 1996 geben soll. Die in diesem Beitrag vorgestellten ökologischen “Bibliocicletas” sind neueren Datums. Mit recycelten Materialien wurde in Brasilien die Idee der “Bibliocicletas” entwickelt. Im Video dieses Beitrags wird anschaulich, wie sich jeder von uns mit etwas Geschick sein eigenes Bücherfahrrad basteln kann. 90 % der Rohstoffe stammen aus Müll von der Straße. Kennzeichen von “Bibliocicleta” sind die Leichtigkeit, die Beständigkeit und die einfache Reproduzierbarkeit. Der Bau von Bibliocicleta wurde von der “Design School of Fine Arts” der Universität Bahia und Professor Alessandro Faria unterstützt.

In diesem Jahr nimmt das von Augusto Leal entwickelte  “Bibliocicleta”  an der 3.  Brasilianischen Biennale für Design teil. Die Biennale wird vom Design Center Paraná und der Federation of Industries of Paraná organisiert. Das Motto der Biennale ist dieses Jahr Design, Nachhaltigkeit und Innovation. Vom 14. September bis zum 31. Oktober findet die Biennale in Curitiba (Bundesstaat Paraná) statt. Insgesamt werden 63 Projekte vorgestellt. Hoffentlich wird “Bibliocicleta” einen Preis gewinnen, um eine größere Aufmerksamkeit und mehr Wertschätzung zu erfahren. Noch mehr umweltfreundliche “Bibliocicletas” wären doch auch in anderen Ländern eine kulturelle Bereicherung.

Lesen in der Bahn

Wem sind sie nicht schon in den Zügen der Republik begegnet, diese lesenden Mitreisenden, und wer hat sich nicht schon selber die Zeit während einer Zugfahrt mit einem Buch vertrieben? Das Buch als einfachster Weg die Reisezeit totzuschlagen: ärgerlich nur, wenn man vorm Ende seiner Reise auf der letzten Seite angelangt ist. In diesem Fall hat man natürlich nie ein Reservebuch dabei. Dieser Tage hat man aber Glück, wenn man im RE2 „Rhein-Haard-Express” sitzt, denn der Zug ist Teil der Leseförderungs-Aktion “Tausch (d)ein Buch”. Im Bistro stehen den Reisenden Bücher aller Genres zur Verfügung. Diese können im Zug gelesen und wieder zurück gegeben werden, aber es darf auch gern das eigene Buch gegen eins aus dem angeboten Bestand getauscht werden.

Dies ist eine gemeinsame Aktion der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn. Die DB ist im übrigen seit 13 Jahren Mitglied der Stiftung Lesen und bringt nun die Leseförderung auf die eigenen Schienen. Bis zum 10. September 2010 läuft die Aktion noch in ausgewählten öffentlichen Verkehrsmitteln im Ruhrgebiet. In welchen Verkehrsmittel im Ruhrgebiet fleißig gelesen und getauscht werden darf, findet man unter www.bahn.de/tauschdeinbuch und unter www.stiftunglesen.de/tauschdeinbuch .

Einziger Wermutstropfen bei der ansonsten tollen Aktion: Sie ist zeitlich und räumlich begrenzt. Es wäre wünschenswert, dass bei einem Erfolg der Aktion die Bahn diesen Service am Kunden weiter betreibt und auf andere Bundesländer ausdehnt, denn auch dort soll es Leseratten geben, die gern im Zug in einem guten Buch schmökern.

Quelle:
Fischer, Annika: Aus vollen Zügen sollen Lesesäle werden. In: Der Westen

Neue Bücher braucht der Mensch

Fast jeder hat einen Autor, den er besonders mag und von dem man kaum das nächste Buch abwarten kann. Heute gibt es vielfältige Möglichkeiten, um sich über Neuerscheinungen des Lieblingsautors zu informieren. Viele Autoren betreiben selbst ein Blog oder zwitschern regelmäßig, haben eine eigene Facebook-Seite oder betreiben zumindest eine eigene Homepage. Doch bei all diesen diversen Möglichkeiten, die das Web2.0. bietet, bedeutet das aber auch für Autoren oder ihr Team einen größeren Zeitaufwand für ihre “Fanbetreuung”, denn all diese Dinge müssen gepflegt werden. Geschieht dies nicht, kann es dem Leser auch heute noch passieren, dass er das neuste Buch seines Lieblingsautors verpasst. Über eine E-Mail hat das “Bibliothekarisch.de-Team” von einer Möglichkeit erfahren, die helfen soll, dies zu verhindern. Wir haben uns Zeit genommen, das Angebot von “Druckfrisches.de” in Ruhe zu beurteilen. Ich habe die Seite Druckfrisches.de einmal getestet und will hier ein erstes Fazit zur Seite ziehen.

Das erste, was mir auffiel, war die spartanische Startseite, was nicht negativ sein muss, wenn man bedenkt,s das so kein unnötiger Schnickschnack vom Wesentlichen ablenkt. Dieser Service bietet einen E-Mail Service an, der schnell und unkompliziert über Neuerscheinungen informiert. Alles was nötig ist: Man gibt den gewünschten Autoren, die bevorzugte Sprache und die eigene E-Mail-Adresse ein. Was mich dabei ein bisschen gestört hat, war dass man für jeden Autor ein eigenes Formular ausfüllen muss. Ansonsten ist das Ausfüllen schnell erledigt. Danach heißt es auf Post warten.

Für meinen Test habe ich die Autoren Wolfgang Hohlbein und Rebeca Gablè gewählt. Beide Suchanfragen mussten noch mal bestätigt werden, danach wird man per Mail über das neuste Buch informiert. Positiv zu bewerten war erst mal, dass zu beiden Anfragen auch eine Antwort kam. Irritierend war allerdings die Meldung zur Autorin Rebecca Gablè, da mir hier ein Buch angezeigt wurde, welches bereits 2008 erschienen ist und wo es inzwischen bereits ein aktuelleres zu lesen gibt. Bei der Recherche stellte ich allerdings fest, dass dieses Buch nun im Taschenbuch zu haben ist. Also aus diesem Blickwinkel doch als Neuerscheinung zu werten ist.

Da ich privat die historischen Roman der Autorin sehr mag und daher weiss, dass meist zwei bis drei Jahre zwischen zwei Büchern liegen, habe ich mich noch für den Fantasieautoren Hohlbein entschieden. Diese Autoren kann durchaus als Vielschreiber bezeichnen, denn sie veröffentlichen mehrere Bücher pro Jahr. Auch zu ihm habe ich nach zwei Wochen eine Rückmeldung erhalten. Bei der Überprüfung fiel mir besonders positiv auf, dass das mir empfohlene Buch tatsächlich aktuell diesen Monat erschienen ist. Außerdem lieferte mir die E-Mail auch gleich die Information, bei welchem Onlinebuchhändler der Titel zu bekommen ist. Ich empfand es als positiv, dass dabei nicht nur Amazon genannt wurde.

Mein Fazit fällt durchaus positiv aus. Dieser Service lohnt sich vor allem für Leseratten, die auf keinen Fall den nächsten Schmöker ihres Lieblingsautoren verpassen wollen. Für Vielleser kann es aber auch abschreckend sein, da man zu jedem Autor eine eigene Suchanfrage starten muss und so auch zu jedem eine separate Benachrichtigung erhält. Das kann leicht zu einer Schwemme von E-Mails führen. Hier wäre vielleicht zu hoffen, dass in der Zukunft optional auch eine Anfrage/Benachrichtigung zu mehreren Autoren möglich wird. Druckfrisches.de könnte so in Zeiten knapper Kassen sich als ein kostenloser Service anbieten, der für die Erwerbungsabteilungen von Bibliotheken interessant wäre. Ich kann unseren Leser ansonsten nur empfehlen, dieses Angebot selbst einmal zu testen, damit auch Sie das nächste Buch ihres Lieblingsautoren nicht verpassen.

Vorstellung von “Bibliotheques hors les murs” – einer Sommeraktion zahlreicher Pariser Stadtteilbibliotheken

« Des bibliothèques raisonnablement pourvues en personnel qui aime les êtres humains plus que les livres, un personnel qui respecte les usagers et qui veut collaborer avec eux, et non leur donner des leçons. » (Zitat einen tschechischen Bibliothekars über Eigenschaften, die BibliothekarInnen mitbringen sollten)

Waren Sie schon einmal im Sommer in einem Park und haben dort BibliothekarInnen bei der Arbeit  getroffen?

Jeden Sommer gehen Pariser BibliothekarInnen in Parks und an öffenliche Plätze. Sie bringen Geschichten mit und leisten ihren Beitrag für die Leser von morgen. In den beiden Videos (siehe unten) kommen verschiedene Bibliothekarinnen zu Wort. Es geht auch darum für die Inklusion von bildungsfernen Schichten einen Beitrag zu leisten und aktiv Leseförderung zu betreiben. Vorgestern ging “Bibliotheques hors les murs” (BHLM) zuende. Das Konzept “Bibliothèques hors les murs” (BHLM) gibt es seit 1957 und wurde in Noisy-sur-Grand entwickelt, wo die Organisation “ATD-Quart Monde” die erste “Straßenbibliothek” schuf und bildungsfernen Menschen das Lesen und Bücher näher brachte.

Hinter der sommerlichen Aktion steht der Gedanke junge Zielgruppen vor Ort zu erreichen, die bisher noch nie in einer Bibliothek waren. Den Kindern und Müttern wird erklärt, dass die Einschreibung kostenlos ist und es in ihrem Viertel (vor allem aus den “quartiers sensibles”)  eine Stadtteilbibliothek gibt, die über ein breites Angebot an Medien verfügt. BHLM (“bibliothèques hors les murs”) soll einen Ort der Begegnung schaffen und einen kostenlosen Austausch in einer geselligen Umgebung bieten.

Die Vorlesenachmittage für Kinder sind ebenfalls kostenfrei und bedürfen keiner Einscheibung oder Reservierung. Weitere Auskünfte gibt es über die folgenden Webseiten:  www.paris-bibliotheques.org und www.bibliotheque.paris.fr

Unbedingt erwähnenswert ist die folgende Frage und die damit verbundenen Auswirkungen, welche Isabelle Masse im Artikel “Bibliothèques hors les murs” in  der Zeitschrift “Bulletin des bibliothèques de France” (BBF) aus dem Jahr 2002 aufwirft:

“Comment recevoir ce nouveau public dans la “bibliothèque dans les murs”?” (Wie soll die neue Kundschaft in der Bibliothek als Gebäude empfangen werden?)

Dabei macht Sie darauf aufmerksam, dass die Art und Weise der Kommunikation, die nun innerhalb der Mauern herrschen würde, eine andere ist, da ja bereits im nicht-institutionalisiertem Raum (“im Freien”) auf persönlicher Ebene Beziehungen  geknüpft wurden. Ziel sei es, die  Selbstständigkeit der neuen NutzerInnen herbeizuführen, damit diese nun alleine zurechtkämen in der “Bibliothek in den Mauern”. Dabei gibt es gewisse Regeln einzuhalten, die vorher bei der “Bibliothek hinter den Mauern” (“bibliothèque hors le murs”) unbedeutend waren. Durch die persönlichen Kontakte mit den neuen NutzerInnen verändert sich vermutlich auch die Sichtweise, ob bestimmte alterherkömliche Regelungen noch Sinn machen bzw. inwieweit “die alten Regeln” noch zeitgemäß sind. Mit Sicherheit werden hier gewisse Barrieren oder Mauern fallen, die in der Lage sind den Umgang miteinander entspannter zu gestalten, so dass etwas wie  “Bibliotheksangst” eine geringere Rolle spielen wird.

Folgende Stadtteilbibliotheken von Paris beteiligen sich an der diesjährigen Aktion: Weiterlesen

“Bibliocylcle” in Gennevilliers: Leseförderung durch BibliothekarInnen auf Fahrrädern

Jeden Sommer gehen in Gennevilliers (Département Hauts-de-Seine) BibliothekarInnen  dreimal pro Woche mit speziellen Bibliotheksfahrrädern, die mit Büchern beladen sind, auf Spielplätze,  in Parks und an andere öffentlichen Orten, um dort in erster Linie Mütter und Kinder zu treffen. Die Initiative nennt sich “bibliothèques de rue” und existiert mittlerweile seit 2002. Gennevilliers ist eine klassische Vorstadt von Paris, in der Fußballer wie Diomansy Kamara, David N’Gog oder  Garra Dembélé aufwuchsen, aber auch Isabelle Adjani verbrachte hier ihre Kindheit. Einer Bevölkerungsstatistik von 2007 zufolge, stammten 27 % der Bevölkerung von Gennevilliers aus den Maghrebstaaten, 17 % aus den restlichen afrikanischen Staaten südlich der Sahara, 15 % aus Asien, 4 % aus der Türkei und 25 % aus der Europäischen Union. Während der Sommerzeit kümmern sich jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag von 16:30 Uhr bis 18:30 Uhr BibliothekarInnen um die Leseförderung der Kinder, indem sie diese frühzeitig an das Medium Buch heranführen. Doch auch Erwachsene können die zur Verfügung gestellten Bücher und Zeitschriften vor Ort nutzen. Hierzu sind die BibliothekarInnen, wie in dem Videobetrag zu sehen ist, mit speziellen Bibliotheksfahrrädern unterwegs, aber auch zu Fuß (“Dans les squares ou en pied de cité“).

Ein Nachtrag: Zum 90. Geburtstag von Ray Bradbury, dem Autor von Fahrenheit 451

“You don’t have to burn books to destroy a culture. Just get people to stop reading them.” Ray Bradbury

An dieser Stelle gratuliere ich nachträglich Mr. Ray Bradbury zum Geburtstag, der gestern 90 wurde. Die Stadt Los Angeles widmet Bradbury eine “Ray Bradbury Week“.  Bradbury feierte er seinen Geburtstag – wie sollte es anders sein – in einer Bibliothek.  Die “South Pasadena Library” lud ihn gestern zu sich sein. Mehrere Zeitungen würdigten gestern das Werk Ray Bradburys und seine Verdienste. Manche behaupten, dass er zu den ersten Medienökologen zählt, obwohl sich diese Wissenschaftsdisziplin erst viel später herausbildete. Durch die “Mars-Chroniken” (1950), wurde Bradbury endgültig zum Literaten. Weitere bekannte Titel aus seinem Werk sind “Der illustrierte Mann” (1951) , “Die goldenen Äpfel der Sonne”, “Das Böse kommt auf leisen Sohlen” (1962) und der  “Der Tod ist ein einsames Geschäft” (1985). Bradbury gilt als einer der bekanntesten Vertreter des literarischen Genres der Dystopie.

In letzter Zeit engagierte sich Bradbury verstärkt für Öffentliche Bibliotheken in Kalifornien, so zum Beispiel für die “Ventura County Public Libraries“. Er tritt vor allem als Fundraiser in Erscheinung.  Nach wie vor wehrt er sich gegen eine Digitalisierung seiner Werke. Auf die Frage, warum er Bibliotheken unterstützt, antwortet Bradbury meistens Folgendes:

“Libraries raised me. I don’t believe in colleges and universities. I believe in libraries, because most students don’t have any money. When I graduated from high school, it was during the Depression and we had no money. I couldn’t go to college, so I went to the library three days a week for 10 years.”

Mir sind leider hierzulande keine SchriftstellerInnen (außer Günter Grass), Intellektuelle oder andere Kulturschaffende bekannt, die sich noch so leidenschaftlich für den Erhalt von (Öffentlichen) Bibliotheken einsetzen. Für Anregungen oder Hinweise, welche Personen des öffentlichen Lebens (z.B. Prominente) sich im deutschsprachigen Raum für den Erhalt von Bibliotheken einsetzen, wäre ich sehr dankbar. Weiterlesen

Zukunft? Die bücherlose Bibliothek

Eine Bibliothek ohne Bücher kündigte im letzten Schuljahr die Cushing Academy in Massachusetts an. Neuste Computer mit hochauflösenden Monitoren sollen die Regale mit Büchern ersetzen und den Schülern der Spitzenprivatschule Recherche und Lektüre ermmöglichen. Schulleiter James Tracy will damit ein Modell für die Schule im 21. Jahrhundert entwickeln. Das Presseecho, das so eine Ankündigung schaffen sollte, blieb aus.

Eine Bibliothek ohne Bücher war vor zwanzig Jahren nicht denkbar und mit dem Internet im Rücken möchte man meinen, man kann auf eine Bibliothek mit Büchern jetzt verzichten.

Heute scheint die Nachricht fast überfällig. Ich bin in den vergangenen Jahre häufig in Bibliotheken gewesen und habe mehr Menschen auf Computerbildschirme starren als in Büchern blättern sehen. Die wichtigste Funktion von Bibliotheken scheint heute bereits nicht mehr darin zu bestehen, den Zugang zu Druckwerken, sondern den Zugang zum Internet zu ermöglichen.

Der Schulleiter will Bücher nicht verbannen, sondern will nur dem Beispiel namenhafter Universitäten wie Havard folgen. Zudem glaubt er:

“When I look at books, I see an outdated technology, like scrolls before books,’’ said James Tracy, headmaster of Cushing and chief promoter of the bookless campus.

Wie mag sich eine solche Meinung aber auf die Schüler auswirken, welche die Tragweite dieser Entscheidung noch gar nicht abschätzen können. Mit sechzehn Jahren kann man so eine Entwicklung von der lockeren Seite sehen, denn da verbindet man eine Bibliothek mit staubigen Büchern und das Lesen von Büchern gehört auch nicht unbedingt zur Lieblingsbeschäftigung von Jugendlichen. Weiterlesen

Aus aktuellem Anlass: Morgen wird ein neuer "Offener Bücherschrank" in Wien-Ottakring eröffnet

Da Standard“, ein österreichisches Onlineprojekt der Zeitung Der Standard, das sich um die mediale Integration von Nachwuchsjournalisten mit Migrationhintergrund bemüht, berichtete am 10.06. durch Olivera Stajic von der bevorstehenden Neueröffnung eines “Offenen Bücherschranks” in Wien-Ottakring. Stajic griff einen Artikel von Karl Gedlicka im Standard vom 8. Juni auf und poträtierte in einer Bilderschau die Entwicklung des neuen Büchertauschplatzes.  Gedlicka stellt fest, dass sich seit der Existenz des ersten Bücherschranks im Februar 2010 “diese Art des kostenlosen Nehmen und Gebens zu einer regelrechten Erfolgsgeschichte” entwickelt hat. Die Schlagzeile lautete: “Zwei Architekten und ein Künstler haben sich ausgetobt, und so schaut der neue Bücherschrank auch aus.”

Der einladende Slogan für alle Bücherschränke der Stadt Wien lautet:

So einfach geht es. Sie können Bücher nehmen.
Sie können Bücher geben. Keine Anmeldung.
Keine Kosten.

Auf der Webseite steht, dass der Entwurf des Schrankes in einen Vor-Ort-Diskurs tritt und sich mit seinem Slogan dem Konzept des Marktes entgegenstellt.

Herkömmlichen Bibliotheken vermögen dieser unbürokratischen, kostenlosen, niedrigschwelligen und unkomplizierten Variante hierzulande bisher noch nichts dergleichen entgegenzusetzen, um mehr Menschen an der Lesekultur teilhaben zu lassen als bisher.  Das Besondere daran ist, dass der Bücherschrank die Vielfalt der Sprachen, welche in Ottakring gesprochen werden, widergespiegeln soll, indem Bücher in den Muttersprachen der Bewohner fester Bestandteil werden. Im Gegensatz zu den vielen anderen “Offenen Bücherschränken” im deutschsprachigen Raum, scheint mir dieser neue Bücherschrank wohl einer der wenigen zu sein, der sich in einem Stadtbezirk befindet, der durch kultureller Vielfalt gekennzeichnet ist. Weitere “Offene Bücherschränke” sind demnächst im Heinz-Heger-Park und in der Gumpendorffstraße geplant. Sehr beeindruckend ist auch das Logo, das für die Wiedererkennbarkeit aller Bücherschränke der Stadt Wien steht und von Frank Gassner entwickelt wurde.

An dieser Stelle sollten unbedingt auf die Entwickler und geistigen Masterminds der “Offenen Bibliotheken”, Clegg und Guttmann eingegangen werden.  Weiterlesen

Reisetipps für Leseraten II. – Schlafen mit Dewey

Im Big Apple kann man in mitten von Bücher nächtigen. Ganz in der Nähe der New York Public Library in Manhattan liegt das “Library Hotel”. Dieses ist ganz dem Medium Buch gewidmet und bedient sich dabei der Dewey’schen Dezimalklassifikation. Jedes Stockwerk steht dabei für eine der zehn Kategorien der Klassifikation. Die einzelnen Zimmer sind dabei sehr individuell gestaltet und mit Literatur ausgestattet.

Wer bei seinem nächsten New York Trip in diesem Hotel absteigen will, sollte allerdings etwas mehr Geld investieren, denn die Zimmerpreise variieren je nach Ausstattung des Zimmers und beginnen bei etwa 100 Dollar pro Nacht und Person. Allerdings bietet das Hotel viel Spezielles an, unter anderem ein “Broadway Package”, bei dem zwei Tickets für ein Musical inklusive sind. Außerdem bietet das Hotel seinen Gästen einen „Reading Room“, einen „Poetry Garden“ und einen „Writer’s Den“ teilweise mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Stadt – zumindest lassen dies die Bilder auf der Homepage vermuten.

Ein Besuch der Homepage empfiehlt sich aber auch für all diejenigen, die in nächster Zeit nach New York reisen können. Besonders die Kategorie Dewey Decimal Concept ist zu empfehlen. Hier wird die Möglichkeit geboten in einem Buch zu blättern, um sich genau alle im Hotel vertreten Kategorien der Klassifikation anzuschauen. Dabei kann man auf die einzelnen Kategorien gehen und erfährt, welche Ausstattung das jeweilige Zimmer bietet. Allen Bibliothekaren sei das Zimmer 1000.001 empfohlen, hier gibt es die passende Fachliteratur zu entdecken.

Aufmerksam geworden über:
Kovalik, Claudia: Die Bibliothek als Hotel, Schweizerischer Bibliotheksblog

Lesen – es verändert sich (Lesegedanken)

Lesen? Ja kann ich, habe ich irgendwann mal in der Schule gelernt. Erst fiel es mir sehr schwer und meine Eltern überlegten schon, ob ich nicht vielleicht doch noch zu jung für die Schule bin, aber dann kurz vor Weihnachten machte es klick und Heilig Abend las ich meinem Opa bereits recht flüssig aus der Zeitung vor. Seit dem wuchsen meine Bücherberge und nein, es hat mich nicht dazu gebracht, Bibliothekarin zu werden, obwohl ich Bücher mag, sondern das Lesen hat mit dazu beigetragen, dass ich mich für ein Studium entschieden habe.

Um so überraschter stellte ich nach beendeten Studium fest, dass es mir schwer fiel, etwas anderes als Fachtexte zu lesen. Es war kein mühsames, aber immerhin doch erinnerndes neues Lernen des Lesens. Auch die Menge an zu bewältigenden Texten hat sich geändert. Durch das Blog und Twitter hat sich diese erheblich erhöht, aber das Lesen dieser Texte hat sich gewandelt. Genaues Lesen ist weniger geworden im Vergleich zum Überblickslesen.

Interessant fand ich daher den Artikel der FAZ, auf den ich heute über die Nachrichtenschleuder Twitter aufmerksam wurde. Nicht nur mir ist aufgefallen, dass sich das Lesen verändert hat. Die Forscherin Maryanne Wolf hat das gleiche Phänomen bemerkt und widmet sich seit dem dem Erhalt der vertiefen Lesefähigkeit. Mit Hilfe der Neurowissenschaften konnten viele intuitive Gewissheiten rund ums Lesen auf eine empirische Basis gestellt werden. Weiterlesen

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